Willkommensgruppen für ukrainische Kinder an Schulen geplant. Wer leitet die denn?

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MÜNCHEN. Geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sind in Bayern eigentlich erst nach drei Monaten schulpflichtig. Nun wird an einer Übergangslösung gearbeitet. Die Lehrkräfte sind für Willkommenskultur – weisen aber darauf hin: Irgendjemand muss die Arbeit auch machen.

Ein herzliches Willkommen ist schön – dürfte aber kaum reichen, um ukrainischen Flüchtlingskindern neue Perspektiven aufzuzeigen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

An bayerischen Schulen sollen nach Plänen des Kultusministeriums Willkommensgruppen eingerichtet werden, um geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine das Ankommen zu erleichtern. Der Besuch soll für die Schüler freiwillig sein, damit sollen sie schon vor Beginn der eigentlichen Schulpflicht bestmöglich aufgefangen werden, wie das Ministerium mitteilte. «Wir wollen den vielfach traumatisierten Kindern und Jugendlichen Halt und Stabilität geben und sie keineswegs alleine lassen», sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler).

Es gehe um soziale Begegnungen, außerdem solle das neue Umfeld erkundet und spielerisch Deutsch gelernt werden. In einem zweiten Schritt sollen die Kinder und Jugendlichen in Regelklassen aufgenommen werden. Die Teilnahme an den Willkommensgruppen ist dafür aber keine Voraussetzung. Für Geflüchtete beginnt die Schulpflicht erst drei Monate nach der Ankunft in Bayern.

Für die Gruppen sollen laut Ministerium Lehr- und Unterstützungskräfte eingesetzt werden, unter anderem mit ukrainischen Sprachkenntnissen. Die Angebote soll es demnächst möglichst an allen Schularten geben. An welchen und wie vielen Schulen genau, steht noch nicht fest. Man werde sie bedarfsorientiert einrichten, sagte eine Ministeriumssprecherin.

«Wir haben halt blöderweise auch noch Lehrermangel»

Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), sagte, jeder Gedanke von Willkommenskultur sei grundsätzlich willkommen. «Umsetzen und realisieren muss das aber die Schule vor Ort», gab sie zu bedenken. Die brauche finanzielle Ressourcen und Rückendeckung. «Wir haben halt blöderweise auch noch Lehrermangel», sagte sie. Man könne wunderbare Zielvereinbarungen und Konzepte für Integration aufschreiben – «die fruchten nicht, wenn wir vor Ort nicht das Personal haben.»

Unterstützungskräfte, die für solche Gruppen in Frage kommen könnten, würden etwa gerade dazu «missbraucht», den Lehrermangel zu stopfen. «Der Förderlehrer fördert nicht mehr, sondern ist in der 7c», sagte die BLLV-Präsidentin. Konkret forderte sie unbürokratisches Handeln – etwa beim Einsatz von Unterstützungskräften oder wenn geflüchtete Lehrkräfte aus der Ukraine mit herangezogen würden. Außerdem müssten Schulleiter, die auch als Lehrkräfte tätig sind, aus dem Unterricht herausgehalten werden.

«Wo ist Papa? Ist mein Haus noch da? Und bleiben wir hier?»

In den Schulen müsse man außerdem sehr individuell hinschauen und anbieten, was die einzelnen geflüchteten Kinder überhaupt bräuchten und auch annehmen wollten, sagte Fleischmann. Die Situation sei vermutlich anders als 2015, bei vielen Kindern ginge es erstmal nicht darum, hierzubleiben. Statt um Schule ginge es bei vielen Kindern und Müttern aus der Ukraine um akute Fragen wie: «Wo ist Papa? Ist mein Haus noch da? Und bleiben wir hier?». News4teachers / mit Material der dpa

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9 Kommentare
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Max
2 Jahre zuvor

Die Förderlehrer sollen wieder alles richten für A9/10. Das „pädogogische Personal“ darf wieder einmal als Lehrer herangezogen werden, aber bitte nicht bei der Besoldung!!!

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Max

In SH erhalten Förderschullehrkräfte A13.

LehrerinBerlin
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

In Berlin auch schon immer. Evtl. Sind damit aber auch die pädagogischen Unterrichtshilfen gemeint. Nicht die klassischen Sonderpädagogen

Mrs M
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Förder Lehrer sind keine Förderschullehrer.

Lena Genz
2 Jahre zuvor
Antwortet  Max

Armer max, warum sollte er auch womöglich mehr arbeiten müssen, und das nur, weil gerade ein ganzes volk mit krieg überzigen und zur flucht gezwungen wird? Wo kämen wir denn da hin!

Dreamghost
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lena Genz

Wow, das war sehr empathielos. Sie stellen den “ Armen Max“ (schöne Herabsetzung in den ersten zwei Worten) als faule Person dar, der kein Herz für
Kinder hat. Glaube nicht, dass jemand freiwillig Förderlehrer wird, wenn das zutrifft. Er wies lediglich darauf hin, wer die Arbeit, zu unfairer Besoldung, erbringen soll, welche vom KM, trotz bekanntem Personalmangel, vollmundig versprochen wurde.
Sind Sie ein Troll oder arbeiten im o. g. Ministerium?

dauerlüfterin
2 Jahre zuvor

Jammern auf hohem Niveau. Meine Schule hat sich mit einem identischen Vorschlag an das Schulamt (Hessen) gewandt. Dürfen wir nicht!
Wäre ja auch noch schöner, wenn Schulen mal Eigeninitiative zeigen. Die sind doch zum Ausbaden der halbgaren Regelungen des übergeordneten Bereichs da.

In Sorge
2 Jahre zuvor

Ich weiß wie es geht!
Jeden Tag wird eine Klasse aufgeteilt. Dann ist ein Raum und LK für die Willkommensklasse frei!
Das machen wir schon lange, wenn eine LK fehlt! Zur Zeit fehlen mehrere, weshalb auch mehrere Klassen aufgeteilt sind. Zum Glück sind die „Kohorten“ aufgehoben!
Dann sind halt 6 der 8 Kinder mehr in den Regelklassen, aber es wird Personal für die Willkommensklasse frei!

Georg
2 Jahre zuvor

Die Willkommensklassen sind laut dem Tagesspiegel unter Berufung auf die ukrainische Konsulin nicht so beliebt:

Zitat: Der Unterricht in der Ukraine sei „intensiver, vollzieht sich in kürzerer Zeit als in Deutschland und hat ebenso höhere Anforderungen“, betonte Tybinka.

Alle Bücher seien digital vorhanden und Unterricht für die Stufen 5-11 möglich.

https://m.tagesspiegel.de/wissen/flucht-nach-berlin-die-ukraine-will-keine-schulische-integration-in-deutschland/28169516.html