Freiwillige vor! Schwesig lehnt Steinmeiers Vorstoß zur sozialen Pflichtzeit ab

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In der von ihm angestoßenen Debatte über einen sozialen Pflichtdienst in Deutschland stößt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auch in den Bundesländern auf Widerstand. «Ich setze weiter auf das Freiwillige Soziale Jahr und unterstütze nicht den Vorstoß für ein Pflichtjahr», sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag am Rande einer Kabinettssitzung in Sellin auf Rügen.

Hat die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern deutlich gewonnen: Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD).. Foto: SPD Mecklenburg-Vorpommern

Es gebe bereits mehrere Möglichkeiten, sich zu engagieren, neben dem Sozialen auch das Freiwillige Ökologische Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst. «Und das sollten wir weiter gut bewerben und gut ausfinanzieren. Das ist aus meiner Sicht eine Erfolgsgeschichte», betonte Schwesig.

Aus der Opposition erhielt Schwesig Unterstützung. Die FDP-Landtagsabgeordnete Barbara Becker-Hornickel sagte, es sei gut, wenn sich jemand freiwillig engagieren wolle. Die Lebensläufe und Ziele der Menschen seien jedoch so unterschiedlich, dass den Jugendlichen nach ihrer Schulzeit nicht vorgeschrieben werden solle, wie sie das nächste Lebensjahr zu verbringen haben.

Vor Schwesig hatten auch andere Kritiker von Steinmeiers Idee eine Stärkung der Freiwilligendienste angemahnt. Neben Mitgliedern der Berliner Ampel-Koalition äußerten sich Vertreter von Gewerkschaften und Sozialverbänden ablehnend. Zustimmung kam hingegen aus der CDU und vom Pflegerat.

Anders als Schwesig hatte sich ihr Thüringer Amtskollege, der amtierende Bundesratspräsident Bodo Ramelow (Linke), offen für die Einführung eines sozialen Pflichtdienstes gezeigt und eine sachliche Debatte gefordert. «Statt reflexartig einfach nur auf dem Bundespräsidenten rumzuhacken und wieder von neuem Zwang zu reden und dabei die Schulpflicht einfach auszublenden, werbe ich dafür, mit ein bisschen mehr Gelassenheit das Thema anzugucken», sagte Ramelow der Deutschen Presse-Agentur. Die Schulpflicht sei auch ein Zwang und der Staat greife in das Leben von jungen Menschen ein. Er frage sich, weswegen man nicht noch ein Jahr mehr «dazu definieren» könne.

Steinmeier hatte am Wochenende eine Debatte über einen sozialen Pflichtdienst angeregt und dies damit begründet, dass eine Dienstpflicht die Gemeinschaft stärken könnte. «Gerade jetzt, in einer Zeit, in der das Verständnis für andere Lebensentwürfe und Meinungen abnimmt, kann eine soziale Pflichtzeit besonders wertvoll sein», sagte Steinmeier der «Bild am Sonntag». «Man kommt raus aus der eigenen Blase, trifft ganz andere Menschen, hilft Bürgern in Notlagen. Das baut Vorurteile ab und stärkt den Gemeinsinn.» News4teachers

Steinmeier tritt Debatte um Pflicht-Sozialdienst nach der Schulzeit los, Paus dagegen

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Ich muss da mal was loswerden
1 Jahr zuvor

Die Schulpflicht sei auch ein Zwang und der Staat greife in das Leben von jungen Menschen ein. Er frage sich, weswegen man nicht noch ein Jahr mehr «dazu definieren» könne.

WTF?! Geht’s noch? Sind wir in Preußen oder noch schlimmer?

Emil
1 Jahr zuvor

Schwesig. Ist das nicht die mit Nord-Stream 2??? Wieso Ist die Dame überhaupt noch im Amt????

Emil
1 Jahr zuvor

PS. : Kabinettssitzung auf Rügen – ja ne, ist klar!

Georg
1 Jahr zuvor

Steinmeiers Aussagen aus dem letzten Absatz sind ganz klar in Richtung „rechts“, Querdenkerszene usw. gemeint. Die Umkehrung geht aber auch. Die sich auf die Straße Kleber sollten mal das normale Arbeitsleben ganz weit weg von ihrer linksesotherischen Twitterblase erleben. Mit etwas Glück deradikalisieren sie sich so.

Echt
1 Jahr zuvor

Ramelows Aussage lässt mich an seinem Demokratieverständnis zweifeln. Aus“definiert“ kann man daraus das Wort Zwangsarbeit ableiten. Begreift er die Menschen, explizit Schüler, in diesem Land als Verfügungsmasse? Eine Diskussion über dieses Thema sollte sicher möglich sein, aber die Haltung hinter solch einer Aussage findet ich mindestens ebenso diskussionsbedürftig.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

„Es gebe bereits mehrere Möglichkeiten, sich zu engagieren, neben dem Sozialen auch das Freiwillige Ökologische Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst. «Und das sollten wir weiter gut bewerben und gut ausfinanzieren. Das ist aus meiner Sicht eine Erfolgsgeschichte», betonte Schwesig“.

Ja, liebe Frau Schwesig. Die Freiwilligkeit ist ja genau das Problem.

Nicht nur die ohnehin freiwillig engagierten
jungen (und später reiferen) Menschen sillen wissen dürfen, was das bedeutet.

Auch die, die sich auf der Freiwillgkeit und der Sozialkompetenz anderer dauerhaft ausruhen sollen das lernen!

„Aus der Opposition erhielt Schwesig Unterstützung. Die FDP-Landtagsabgeordnete Barbara Becker-Hornickel sagte, es sei gut, wenn sich jemand freiwillig engagieren wolle.“

„Die Lebensläufe und Ziele der Menschen seien jedoch so unterschiedlich, dass den Jugendlichen nach ihrer Schulzeit nicht vorgeschrieben werden solle, wie sie das nächste Lebensjahr zu verbringen haben.““

Deswegen gibt es ja auch unterschiedliche Möglichkeiten.
Und – ganz ehrlich – viele Schulabgänger:innen haben alles – nur keinen Plan.

„Anders als Schwesig hatte sich ihr Thüringer Amtskollege, der amtierende Bundesratspräsident Bodo Ramelow (Linke), offen für die Einführung eines sozialen Pflichtdienstes gezeigt und eine sachliche Debatte gefordert. «Statt reflexartig einfach nur auf dem Bundespräsidenten rumzuhacken und wieder von neuem Zwang zu reden und dabei die Schulpflicht einfach auszublenden, werbe ich dafür, mit ein bisschen mehr Gelassenheit das Thema anzugucken», sagte Ramelow der Deutschen Presse-Agentur. Die Schulpflicht sei auch ein Zwang und der Staat greife in das Leben von jungen Menschen ein. Er frage sich, weswegen man nicht noch ein Jahr mehr «dazu definieren» könne.“

Hier macht mir der recht sorglos hingehauene Satz

„Die Schulpflicht sei auch ein Zwang und der Staat greife in das Leben von jungen Menschen ein. Er frage sich, weswegen man nicht noch ein Jahr mehr „dazu definieren“ könne.““

Sorgen. Einfach mal so ändern? Mit der Begründung, es würde ja eh schon gezungen?!

Da kriege ich Herzklabaster und Gänsehaut.

Nicht wegen der Sache an sich, sondern wegen der „Begründung“.

Ich finde das Soziale Jahr gut und bin voll dafür.

Man könnte ja alle, die bereits in sozialen Berufen arbeiten, rauslassen oder wenigstens stundenweise entlasten.