Kita-Fachkräfte-Mangel: Kommunen machen Druck, Gruppen zu vergrößern – sonst…

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STUTTGART. In den Kitas bundesweit fehlen massenhaft Erzieherinnen und Erzieher. Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg appellieren nun an das Land, die Standards dauerhaft zu lockern. Ansonsten drohe der Kollaps.

Die Kommunen erhöhen den Druck auf die Politik, die Standards in Kitas dauerhaft zu senken. Foto: Shutterstock

Die Kommunen haben das Land vor einer dramatischen Verschärfung der Personal-Lage in den Kitas gewarnt. «In hunderten von Kommunen wurden bereits Öffnungszeiten reduziert oder sogar Gruppen geschlossen», sagte Steffen Jäger, Präsident des Gemeindetags, in Stuttgart. Der Mangel an Erzieherinnen und Erziehern sei dramatisch.

«Das frühkindliche Bildungssystem steuert auf einen Kollaps zu», warnte Jäger. Das Land müsse dringend gegensteuern. Der Gemeindetagschef dringt darauf, dass das Kultusministerium es weiter zulässt, dass die Gruppengröße erhöht und der Mindestpersonalschlüssel gesenkt werden kann. Wegen der Sondersituation der Corona-Pandemie hatte das Land dies möglich gemacht, doch diese Regelung läuft am 31. August aus.

„Dann trägt das Land die Verantwortung dafür, wenn viele tausend Kinder keinen Kita-Platz bekommen“

Jäger appellierte an das Land, die Sonderregelung zu verlängern. Alles andere hätte aus seiner Sicht ernste Folgen: «Wenn das Kultusministerium sich gegen eine Verlängerung der zentralen Flexibilisierungsmöglichkeiten entscheidet, dann trägt das Land die Verantwortung dafür, wenn viele tausend Kinder keinen Kita-Platz bekommen. Die Kommunen können das nicht lösen», sagte Jäger.

Man verkenne dabei nicht, dass der Kitaalltag mit mehr Kindern pro Gruppe und Erzieherin schwieriger werden kann. Aber: «Die Folgen für die Kinder, die keine adäquate Betreuung erfahren würden, wären unseres Erachtens aber noch gravierender.» Das müsse das Ministerium beachten, wenn es diese Woche seinen Maßnahmenkatalog für das neue Kita-Jahr vorstelle. News4teachers / mit Material der dpa

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7 Kommentare
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TaMu
1 Jahr zuvor

Das ist der pure, sich in fast jedem Satz selbst widersprechende Lügentext. Alleine schon die Suggestion, es könne sich dabei noch um adäquate frühkindliche Betreuung handeln, ist vermessen, zumal gleichzeitig darauf hingewiesen wird, dass der Kita-Alltag mit mehr Kindern pro Gruppe und Erzieher/in schwieriger werden kann. Es gibt doch nur ein Problem: möglichst viele Kinder irgendwie so zusammen pferchen zu können, dass es trotz deutlicher Qualitätsmängel, die vorher schon eingeplant werden, als „unabdingbare, hochwertige frühkindliche Förderung ab dem 1. Geburtstag“ durchgeht. Das wollen die Eltern so, weil ihre Chefs das wollen. Und die Chefs haben das per Lobbyarbeit direkt mit ihren Bundestagsabgeordneten geklärt. Dasselbe läuft bei Massentierhaltung, Schlachtvieh und Kükenschreddern. Schreddern geht jetzt nicht mehr, das ist den Leuten dann doch zu igitt gewesen, aber sonst ändert sich nichts. Jetzt gleichen die Haltungsbedingungen für Kinder immer mehr der für Hühner in Bodenhaltung … das ist schon ein deutlicher Vorteil zur Käfighaltung. Mit genügend Medikamenten und Augenzudrücken passt das wunderbar und auf der Packung prangen Bilder von glücklichen Hühnern.
Ich bin dafür, das Kultusministerium dem Landwirtschaftsministerium zu unterstellen. Das wäre ehrlich und bei Petitionen zum Tierwohl wären die Kinder gleich mit gemeint.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Personalschlüssel überdehnen, Lockerheit in der Kita … gibt’s da was aus der Apotheke?

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Größere Gruppen?

Was ist denn angedacht? Wie soll ich mir das vorstellen?

Ich hab bei uns auf der Wiese letztlich einen Schäfer gesehen. Der hatte mit 3 gut ausgebildeten Hunden eine Herde von etwa 500 Schafen im Griff.

Wenn die Eltern jetzt ihre Kinder Wetterfest kleiden würden und man die Mittel zur Anschaffung von 2-3 Border-Collies aufbringen würde…

Eine passende Wiese und eine Fortbildung für die Kindergärtner/innen zum Umgang mit den Hunden wäre doch sicher zu finden.

Dan Zweck würde es erfüllen. Kinder weg, Eltern zur Arbeit, Renditen fließen und das zu ganz geringen Kosten.

Vorsicht Ironie
.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Und ganz wichtig: Eltern finden es meistens supertoll, wenn ihre Kinder so viel wie möglich an der frischen Luft sind, egal ob sie dabei rechtzeitig frische Windeln oder genügend altersentsprechenden Schlaf bekommen. Das Konzept ist wirklich gut!

Bine
1 Jahr zuvor

Hallo? Was habe ich da falsch verstanden?
Beim letzten großen Streik der Erzieher*innen ging es um was?
Bessere Arbeitsbedingungen, kleinere Gruppen, besserer Betreuungsschlüssel?
Bin ich im falschen Film?
Obacht Leute! Nur weil viele von uns momentan im Urlaub sind, heißt das nicht, dass wir gar nichts mehr mitkriegen!!
Der nächste Streik steht hoffentlich schon vor der Tür!

Bine
1 Jahr zuvor

„…… ansonsten drohe der Kollaps. “
Der droht ja dann erst recht oder besser zu recht?
Kaum zu glauben, dass die Kommunen sich wagen, mit solchen Forderungen zu kommen, anstatt sich geschlossen hinter die Erzieher*innen zu stellen!!

Marc
1 Jahr zuvor

Eine adäquate Betreuung, in dem man die Standards noch weiter senkt – genau mein Humor. Wer glaubt, so neue Fachkräfte zu gewinnen, irrt sich gewaltig. So ist eine haltbare pädagogische Arbeit nicht möglich, wir verkommen zu reinen „Verwahranstalten“.

Kurzsichtige Lösungen mit absehbaren Folgen: Noch mehr Personalmangel. Denken die Leute auch mal weiter, vielleicht auch mal über die eigene Nasenspitze hinaus?