Corona war (nur ein bisschen) schuld: Reaktionen zur IQB-Studie aus der Politik

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BERLIN / DÜSSELDORF. Es war keine Überraschung: Die am Montag veröffentlichten detaillierten Länderanalysen des IQB-Bildungsmonitors zeigten, dass die Leistungen der Grundschüler in allen untersuchten Bereichen deutschlandweit im Jahr 2021 deutlich schlechter waren als noch 2016. Ausnahmen bilden die Länder Bremen, Hamburg und Rheinland-Pfalz, wo es nur im Bereich Zuhören signifikant Verschlechterungen gegenüber 2016 gab. Grundlage waren Tests an fast 1500 Schulen in ganz Deutschland mit etwa 27 000 Viertklässlern zwischen April und August 2021. Welche Konsequenzen ziehen Politiker*innen aus den Ergebnissen? Wir haben einige Statements zusammengefasst.

Wo bleibt die richtige Lösung? In den letzten zehn Jahren ist einiges schief gelaufen im deutschen Schulsystem. Das bestätigt erneut das IQB-Bildungsbarometer. Foto: Shutterstock

Nachdem sich Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger bereits am Montag „alarmiert“ über die Studienergebnisse zeigte, meldet die Deutsche Presse-Agentur (dpa) nun weitere Reaktionen. So viel sei vorab verraten: Der Pandemie geben fast alle eine Teilschuld. Keine Rede hingegen darüber, dass die schleppende Digitalisierung der Schulen vielerorts einen anspruchsvollen Distanzunterricht unmöglich gemacht hat.

Mehr Mathe und Deutsch in Brandenburg

Demnach will Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) nach dem schlechten Abschneiden der Brandenburger Grundschüler*innen im bundesweiten Bildungsvergleich Reformen angekündigt, die sie der Staatskanzlei bereits am Mittwoch präsentieren will. Zwar seien die Ergebnisse für 2021 maßgeblich von den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie mit Schulschließungen und Wechselunterricht bestimmt gewesen, sagte Ernst am Montagabend in einem Interview mit der RBB-Sendung „Brandenburg aktuell“. „Aber wir müssen uns auch den Stundenplan angucken und möglicherweise mehr Raum für Deutsch und Mathe schaffen“, erklärte die Ministerin.

Die Viertklässler in Brandenburgs Schulen hatten in dem Bildungsvergleich der Bundesländer vor allem bei der Rechtschreibung schlecht abgeschnitten. Aber auch beim Lesen, Zuhören und in Mathematik waren sie schlechter als im bundesweiten Durchschnitt.

„Die Ergebnisse über Schülerleistungen, die wir haben im System, müssen viel genauer angeguckt werden“, sagte die Ministerin. „Zusätzliche Ressourcen, die es gibt, müssen diesen Kindern zugutekommen.“ Ernst will am Mittwoch ihre Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität in Brandenburger Schulen vorstellen. Dazu soll auch die Weiterbildung der Lehrkräfte zielgenauer ausgerichtet werden.

Saarland setzt auf mehr Personal

Ihre saarländische Kollegin Christine Streichert-Clivot (SPD) sieht die Ergebnisse der Bildungsstudie unter anderem als erwartbare Folge von coronabedingten Schulschließungen. Dies unterstreiche unter anderem die hohe Bedeutung von Präsenzunterricht, sagte sie am Montag in Saarbrücken. Ihr Ziel sei es, für mehr Personal an den Schulen zu sorgen und mehr individuelle Förderung zu ermöglichen.

Streichert-Clivot zufolge bewegen sich die Saar-Viertklässler beim Erreichen des Regelstandards leicht über dem Bundesschnitt. Getestet wurden Kompetenzen in den Fächern Mathe und Deutsch. So verfehlten etwa im Bereich Lesen 17,4 Prozent der Viertklässlerinnen und Viertklässler im Saarland den Mindeststandard. 2016 hatte dieser Anteil noch bei 11,5 Prozent gelegen.

In der Tat stellen die Studienautoren des IQB fest, dass sich die Pandemiesituation „auf den Kompetenzerwerb der Schüler ausgewirkt haben dürfte“. Sie weisen aber auch darauf hin, dass es bereits zwischen 2011 und 2016 Verschlechterungen gegeben habe.

Die saarländische Landesvorsitzende des Verbands Reale Bildung Katrin Claassen betont in einer Pressemeldung, dass eine spürbare Abnahme des Bildungsniveaus bereits seit zehn Jahren zu beobachten sei. Die Lehrpläne hätten sich allerdings in dieser Zeit, die unter anderem durch Flüchtlingskrisen und Inklusion geprägt war, nicht verändert. Die Klassen seien größer, die Schülerschaft heterogener geworden und die Politik habe weiterhin die Akademisierung priorisiert. Des Weiteren gebe es ein erhebliches Defizit an benötigten Lehrer-Planstellen. Der Aufbau multiprofessioneller Teams verlaufe schleppend, die wenigen Förderschullehrer in der Inklusion, Schulsozialarbeiter und Sprachförderlehrern seien „ein Tropfen auf dem heißen Stein“.

Baden-Württemberg will früh fördern

Als „wenig überraschend und ernüchternd zugleich“ hat Kultusministerin Theresa Schopper das Absinken der Leistungen der Viertklässler im Südwesten bezeichnet. „Angesichts der Schulschließungen in der Corona-Pandemie war zu erwarten, dass die Schere weiter auseinandergeht und die Leistungen der Schüler weiter sinken“, sagte die Grünen-Politikerin am Montag.

Dennoch könne Corona nicht als einzige Erklärung für die Ergebnisse herhalten. Denn die Studie zeige eine „ungute Entwicklung, die sich bereits in den vorherigen Erhebungen angedeutet hat“. Damit dürfe man sich nicht zufriedengeben, es brauche eine „Haltelinie“ für den negativen Trend. Wegen auffällig großer Schwächen vieler Viertklässler beim Zuhören will Schopper die frühkindliche Bildung stärken.

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Die Ministerin verwies darauf, dass fast 50 Prozent der Grundschüler ausländische Wurzeln haben. In vielen Fällen müsse die Sprachförderung verbessert werden, das dürfe man so nicht laufen lassen. Sonst hätten später nicht nur die Kinder ein Problem, sondern auch Baden-Württemberg als wirtschaftlich starkes Land, das gut ausgebildete Fachkräfte brauche.

Schopper zeigte sich dennoch überzeugt, dass der eingeschlagene Weg richtig sei. Das Land hatte nach dem Absturz bei der Studie 2016 zwei wissenschaftliche Institute gegründet, die das Bildungswesen im Land unter die Lupe nehmen. Zudem gab es eine Reihe von Maßnahmen, um die Basiskompetenzen der Grundschüler in Deutsch und Mathe zu stärken.

Kretschmann: „Immer dieselbe Leier“

Auch Regierungschef Manfred Kretschmann zeigte sich „tief beunruhigt“ über den Negativtrend an den Grundschulen. „Das ist nicht akzeptabel“, sagte der Grüne-Politiker am Dienstag in Stuttgart. Man werde die Daten der am Montag vorgestellten Studie zu den Leistungen der Viertklässler in der Regierung genau analysieren und dann Maßnahmen ergreifen. Er warnte jedoch davor, wie die Gewerkschaft GEW ständig nach mehr Lehrkräften zu rufen. Das sei „immer dieselbe Leier. Die hat mit dem Problem nichts zu tun“. Es gehe nicht um die Zahl der Lehrkräfte, sondern um die Qualität des Unterrichts. Die GEW lud ihn prompt zum Besuch in einer der 2400 Grundschulen ein, um zu sehen, dass das Land beim Verhältnis Lehrkraft pro Schüler bundesweit auf dem letzten Platz liege.

Die GEW hielt Kretschmann zudem vor, dass Hamburg besser abschneide als Baden-Württemberg. Es könne doch daran liegen, dass in Hamburg eine Pädagogin in der Grundschule nur 13 Kinder unterrichte, während in Baden-Württemberg eine Lehrkraft 19 Kindern gerecht werden müsse, sagte Vize-Landeschefin Ricarda Kaiser. Die Gewerkschaft erwarte, dass das Land die jahrelange Vernachlässigung der Grundschulen beende und im Doppelhaushalt mehr Stellen in den Grundschulen einplane.

Esken fordert mehr Tempo bei Schul-Förderung

Unterdessen dringt die SPD-Vorsitzende Saskia Esken darauf, ein geplantes Hilfsprogramm für tausende Schulen schneller als geplant auf den Weg zu bringen. An die Adresse von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sagte Esken der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: „Ich bin der klaren Auffassung, dass dieses Vorhaben jetzt dringlich angegangen werden muss und keinesfalls einen Aufschub bis 2024 erlaubt, wie ihn die Bundesbildungsministerin erwogen hat.“

In einem Konzept, das vom Bundesbildungsministerium für den Haushaltsausschuss des Bundestages erstellt worden war, heißt es: „Nach aktuellem Planungsstand wird eine Kabinettsbefassung für das erste Halbjahr 2024 angestrebt.“ Weiter heißt es dort: „Angestrebt wird ein Programmstart im Schuljahr 2024/25.“

SPD, Grüne und FDP hatten in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass etwa 4000 Schulen – also etwa jede zehnte Schule in Deutschland – über ein „Startchancen“-Programm zusätzlich gefördert werden sollen. Damit soll dem Problem begegnet werden, dass Bildungserfolg stark von der sozialen Herkunft abhängt.

Esken sagte: „Das Ergebnis der Studie des IQB gibt dem Vorhaben der Ampel, mit dem Startchancen-Programm die Schulen im Land besonders gut auszustatten, die einen hohen Anteil benachteiligter Kinder in ihrer Schülerschaft aufweisen, nochmal eine besondere Dringlichkeit.“ Offenkundig gelinge es in den Grundschulen immer weniger, soziale Nachteile und Nachteile der Herkunft so auszugleichen, dass diese Kinder eine echte Chance auf Teilhabe und Bildungserfolg erhalten, so die SPD-Chefin.

Keine Daten in Mecklenburg-Vorpommern – wegen Corona!

Denkbar einfach machte es sich Bildungsministerin Sabine Oldenburg, deren Bundesland in der IQB-Erhebung gar nicht vertreten war. Die Abfrage in Mecklenburg-Vorpommern habe im April 2021 während der Schul-Lockdowns stattgefunden, erklärte die Linke-Politikerin und zitierte das IQB: „Eine Ausnahme ist Mecklenburg-Vorpommern, wo die Erhebungen aufgrund von Schulschließungen in Verbindung mit einem frühen Beginn der Sommerferien nur an einem Fünftel der vorgesehenen Schulen durchgeführt wurden. Daher werden in diesem Bericht keine Ergebnisse für Mecklenburg-Vorpommern ausgewiesen.“  Dafür hagelte es aus den Reihen der Opposition massive Kritik. „Auch in anderen Bundesländern gab es Einschränkungen durch Corona-Maßnahmen, trotzdem liegen Ergebnisse aus diesen Ländern vor“, sagte beispielsweise Sabine Enseleit, bildungspolitische Sprecherin der Liberalen im Landtag. Corona dürfe „nicht zur Standard-Ausrede fürs Nichtstun“ werden, wetterte sie.

News4teachers mit Material der dpa

Stark-Watzinger alarmiert über Defizite bei Viertklässlern

 

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Mary-Ellen
1 Jahr zuvor

Von den Kumis bestellt – von den SuS geliefert.

Hat das Hängen in der Tür (Schopper) und das Dazustellen eines Stuhls etwa doch nicht ausgereicht? Grübel…

Nicht nur Klima, Putin und die Energiefrage fallen uns jetzt auf die Füße.

(Man sollte über stahlkappenbewehrtes Schuhwerk nachdenken.)

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

„stahlkappenbewehrtes Schuhwerk“ braucht vermutlich wieder nur das Fußvolk … ich kümmere mich derweil ums narrenkappenbewehrte Schmuwerk

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

@Dil Uhlenspiegel

… kling kling … 🙂

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Ich bitte darum! 🙂

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

Vielleicht liegts auch an dem restringierten Code unserer Politiker:
Wumms – Wumms – Doppelwumms – Blankowumms…..
Bildhafte Sprache ? 🙂
Wortschatz trauen die ja schon uns Großen nicht zu; meine SuS lachen drüber.

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sissi

Nun ja, wenn das Bildungsniveau sich schon im Sinkflug befindet, muss die Politik sich verbal eben anpassen.
Ich persönlich bevorzuge die bildhafte Sprache von @Schattenläufer – bestes Beispiel s.u.. 🙂

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

Zitat aus der heutigen Welt-Online:
„Ein halbes Jahrhundert lang haben Eltern als Trümmerfrauen geschuftet, um die Schäden einzudämmen, die die Politik und ihre Stichwortgeber, größenwahnsinnige Universitätsclowns, angerichtet haben. Jetzt schaffen sie das nicht mehr.“

Willkommen an Board. Viele Lehrer verzweifelt schon lange.

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Ich hoffe, ich hatte mich in meinem obigen Kommentar nicht missverständlich ausgedrückt.
Natürlich hat in erster Linie die Bildungspolitik als Sparschwein und Symptomdoktor über Jahre hinweg für den jetzigen Zustand die Verantwortung zu tragen.
Der Berufsstand der Lehrer und ein Großteil der Eltern und SuS müssen es schon lange ausbaden.
Ich kenne beides, durch eineinhalb Jahrzehnte Einblick in das Schulleben an einer GS sowie als alleinerziehende Mutter.

Palim
1 Jahr zuvor

Ich bin dafür, dass man ab dem nächsten IQB auch erfasst, wie viel Unterricht ausfallen musste, weil die betreffenden Schulen keine Lehrkräfte hatten.
Da hilft das Umstellen der Stundentafel gar nicht, wenn kein Personal in den Schulen ist, dass die Stunden erteilen kann.

„Er warnte jedoch davor, wie die Gewerkschaft GEW ständig nach mehr Lehrkräften zu rufen. Das sei „immer dieselbe Leier. Die hat mit dem Problem nichts zu tun““(bezieht sich auf Kretschmann/BW)
Das ist ja gut zu wissen. Wenn es am Personal nicht liegt, kann man in den Ministerien ja den gleichen Prozentsatz an Personal streichen und einfach mal die Qualität erhöhen. Das lässt sich sicher noch auf viele andere Bereiche übertragen.

Es ist erschreckend, dass Kultusminister ihre Aufgaben nicht erledigen und die Fürsorge für die Lehrkräfte nicht übernehmen und dann auch noch zu dem Schluss kommen, der Unterricht der Lehrkräfte hätte schlechte Qualität.

Liebe KuMi: Wo keine ausgebildeten Lehrkäfte in den Klassen sind, können diese ja auch nicht für den Unterricht herhalten, es gab ja nur Betreuung.

Lehrerin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Gute Idee: Im KM sitzen so manche, die lange nicht mehr unterrichtet haben, aber eigentlich Lehrkräfte sind (neben Juristen, Verwaltungsleuten und anderen Nicht-Lehrern). Wie wäre es, diese Schulverweigerer, die ihren warmen Schreibtisch der anstrengenden Praxis in den Schulen vorziehen, wieder zumindest teilweise in den Schuldienst zu holen, damit wenigstens etwas Ahnung von der täglichen Arbeit ins KM einzieht? Und damit verhindert wird, dass man nach diesen ernüchternden Ergebnissen schon wieder mehr vom Falschen, z. B. „Grundschule ohne Noten“ (sorry, sogenannte „lernförderliche Leistungsrückmeldung“) einführt, die nur die Nivellierung befördert und – bewusst?! – die wirkliche Situation versteckt und verschleiert? Mehr Leistungsorientierung, Üben und Wiederholen der essentiellen Kenntnisse kann Wunder wirken, wieso ist diese alte Erkenntnis so verpönt? Die grünen Schreibtischtheoretiker müssen auf den Boden der Tatsachen geholt werden, damit man die richtigen und zielführenden Konsequenzen zieht.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrerin

Die armen Schüler!!!

Blau
1 Jahr zuvor

Es gibt schon bei Kitakindern immer mehr Defizite, immer mehe ärmere Kinder, viele Kinder, deren Eltern ihre Kinder nicht unterstützen können. Es ist doch schon lange bekannt,.dass diese Kinder in ser Mehrheit von Anfang an keine Chance in unserem Schulsystem haben, da die Chancen so sehr von der sozialen Herkunft abhängen. DAS müsste man ändern, indem man schaut, was Länder anders machen, wo dieser Zusammenhang weniger stark gegeben ist. Stattdessen wird wieder nichts passieren…

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Blau

Frau Esken verkündet, „offenkundig gelinge es den Grundschulen immer weniger, soziale Nachteile und Nachteile der Herkunft auszugleichen …“
Das ist eine Unverschämtheit! Man hat doch den Grundschulen zahlreiche Reformen „aufs Auge gedrückt“, ständig neue Methoden, dann die Inklusion und die Forderung, Erziehung nachzuholen, die eigentlich vor der Schulzeit erfolgen sollte. Man hat z.T. das Sitzenbleiben abgeschafft und dessen wunderbare Wirkung gepriesen. Und dann gibt es immer mehr Zuwanderung, aber eben nicht gezielt von Fachkräften, sondern nach dem Zufallsprinzip. Klar, dass diese Kinder dann nicht so gut in Deutsch sind, wie sollten sie denn? In manchen Großstädten haben wir nicht 50 % Migranten, sondern 60,%, 70 % oder mehr in den Grundschulen. Klar, dass dann nicht all das „gelingt“, was abgehobene Politikerinnen so wünschen, die nur ihre Parteiziele im Kopf haben.
Dass die Klassen zu groß sind, glaube ich weniger. Früher waren sie größer, und da „gelang“ manches noch besser, weil die Kinder von Anfang an Deutsch sprachen und mehr auf die Schule vorbereitet waren. Sie konnten noch ihre Stifte halten und auch mal eine Schulstunde stillsitzen. Ausfallender Unterricht ist ein Problem, aber wenn man den stattfindenden Unterricht auf Deutsch und Mathe konzentrieren würde, dann wäre das wohl nicht dramatisch. Soll doch lieber das ausfallen, was ohnehin an der Peripherie liegt und nicht zu den Basiskompetenzen gehört. Denn alle sagen, die letzteren müssten gezielt verbessert werden.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Für mein letztes Statement kann ich mich sogar auf Senator Rabe in HH berufen, denn hier
https://www.tagesspiegel.de/politik/leistungen-der-schulkinder-sind-abgesackt-so-reagiert-die-politik-auf-die-iqb-bildungsstudie-8761021.html
wird er zitiert mit
„er bekomme viele Briefe zu Themen von Cybermobbing bis zum Bioanteil im Schulessen, aber niemand wende sich an ihn mit der Aufforderung, dafür zu sorgen, dass die Kinder in Rechtschreibung oder Mathematik besser würden.“
Na wer sagt’s denn?

ed840
1 Jahr zuvor
Antwortet  Blau

Wie stark sich die soziale Herkunft auf die schulischen Erfolge auswirkt ist laut Bildungsmonitor 2022 aber auch in den 16 Bundesländern unterschiedlich stark ausgeprägt. Da muss man vielleicht nicht unbedingt gleich in andere Ländern schauen. Das muss auch nicht unbedingt nur am Schulsystem liegen. Wenn ich mich recht erinnere, war laut einer OECD-Studie die Schere zwischen Migrantenkindern und Einheimischen z.B. in den skandinavischen Ländern ähnlich groß wie Deutschland.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  ed840

Ihr letzter Satz wird durch den nationalen Bericht zu PISA 2018 bestätigt, Tabelle 6.6. Nur nehmen einige naive „Bildungsexperten“ oder „Bildungslobbyisten“ das nicht zur Kenntnis und schwärmen weiter von den wunderbaren skandinavischen Schulsystemen.
In Großbritannien sieht das in dieser Tabelle viel besser aus, vermutlich liegt das daran, dass dort die meisten Migranten aus dem ehem. Commonwealth kamen und jedenfalls vor Einwanderung schon Englisch sprachen. In Kanada und Australien nimmt man nur solche Migranten, die die Landessprache sprechen. Folglich sind die Ergebnisse da auch besser.

Lera
1 Jahr zuvor

Um hier gleich mal den Mythos, Hamburg sei Vorbild für irgendwas, abzuräumen:

Hamburg ist in allen Bereichen durchschnittlich gut – oder besser gesagt: durchschnittlich schlecht.

Hamburg ist lediglich nicht NOCH schlechter geworden. That‘s it!

Wenn man Vorbilder sucht: Bayern und Sachsen sind in allen Bereichen seit Jahren die Spitzenreiter.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Flächenstaaten und Stadtstaaten zu vergleichen …
In Kiel sind die Kids durchschnittlich auch schlechter als in Aukrug z.B.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Interessant wäre natürlich der Vergleich München – Kiel.

Haben Sie da Daten?

Ach, die gibt es nicht…

Schade aber auch.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Woher sollte ich die denn haben?
Ihr Beitrag klingt, als wollten Sie mir hier irgend etwas unterstellen. Ich hoffe, ich täusche mich?

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ich will nichts unterstellen.

Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass der IQB-Ländervergleich – so sehr man den Vergleich von Stadt- und Flächenstaaten auch kritisiert – gerade die Grundlage der Debatte ist und vergleichbare Daten zu einzelnen Städten meines Wissens nicht existieren bzw. sehr aufwändig zusammengetragen werden müssten.

Weiterhin wollte ich zum Ausdruck bringen, dass ein solcher Vergleich sehr interessant wäre und ich auch hier bessere Ergebnisse für Städte in BY versus Städte in SH erwarten würde – dies aber nur aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen in beiden Bundesländern.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

In manchen Statistiken bei diesen IQB-Tests taucht Hamburg übrigens gar nicht auf, weil man zu wenige Daten hatte.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Ich beschreibe solche Situationen gerne mit anschaulichen Beispielen aus dem Lebensumfeld der Menschen.

Was ist also mit unseren Schulen los?

Stellen Sie sich vor sie haben 1980 ein gutes und solides Mittelklasse-Auto gekauft.
Um Geld zu sparen haben Sie den Wagen, der inzwischen 250000 KM auf dem Kilometerzähler hat niemals gewartet. Keine Inspektion, keine Neuteile nichts.

Ab und an kam mal Besuch und wollte das Auto sehen. Dann wurde es äußerlich gewaschen und poliert damit es gut aussieht.

Zusätzlich haben Sie jede Menge Kram in dem Auto gelagert. Im Kofferraum liegen 3 Sack Zement. Auf der Rückbank haben sie ihre Werkzeuge inclusive Ambos deponiert usw.

Jetzt haben Sie mit erstaunen festgestellt, dass Sie mit dem Auto nicht in der Lage sind das 24 Stunden-Renne von Le Mans zu gewinnen.

Wie kann das sein?

Klar, vor einem Jahr hatte man einen Steinschlag in der Windschutzscheibe. Das muss der Auslöser für den schlechten Gesamtzustand des Wagens sein.

Jetzt tagt der Familienrat. Was ist mit dem KfZ zu tun um es wieder flott zu machen?

Maßnahmenplan:

  • Rückspiegel neu einstellen.
  • Fliegen von der Windschutzscheibe kratzen.
  • Neue Bezüge für die Frontsitze.
  • Radkappen auswechseln.
  • Verchromte Teile polieren.
  • Eventuell hilft es auch die hauseigene Bibliothek auf dem Beifahrersitz zu lagern.

So, jetzt sollte es im nächsten Jahr aber für die Formel 1 reichen.

Finden Sie den Denkfehler?

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Noch ein Wettbewerb für den coolsten Tuning-Aufkleber, gerne bundesweit mit Presse und Häppchen.

Darfdaswahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Super, trifft den Nagel auf den Kopf.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Köstlich und zutreffend! 😉

Mein Vorschlag für den Familienrat – tanken. 🙂

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Ja, am besten Wasser, alles andere ist zu teuer! Soll sich der Fahrer eben mal bissel anstrengen, dann fährt die Karre auch!
@Schattenläufer: Danke für das tolle Bild!

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Ich Dummerle! SchlagdieHandandieStirn!

S C H I E B E N ist die richtige Antwort 😉

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

@Riesenzwerg

Ja ja, SCHIEBUNG … Es geht das Gerücht, dass sie schon oft hilfreich war …
Oh, hoffentlich habe ich jetzt nichts durcheinander gebracht? 😉

Georg
1 Jahr zuvor

Harte Leistungsorientierung, Pauken und Elternverantwortung würde wahrscheinlich mehr bringen. Den demographischen Wandel würde ich auch als Ursache sehen. Und das wird noch schlimmer.

Walter
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Harte Leistungsorientierung wäre auch weniger n4t und mehr U-Stunden ableisten, was dann wahrscheinlich auch mehr bringen könnte …

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Walter

Klar, wenn der Gaul aufgrund von Erschöpfung lahmt, ist es immer hilfreich, auf ihn einzuprügeln, damit er schneller läuft. Macht er vielleicht kurzfristig auch, danach bricht er dann vollkommen erledigt zusammen.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

@Mika

Bestimmt meint @Walter es nur gut? 😉 Dann hat er vorher vielleicht auch in gutem Glauben hier geschmökert:
https://grundgesund.bzga.de/gesundheit-in-der-schule/was-ist-gute-gesunde-schule/

Auch wenn die Realität vielerorts eher an das hier erinnert:
„… Die durchschnittliche Lebensdauer eines Kohlebergbau-Maultiers betrug 1911 gerade einmal 3,5 Jahre, wohingegen es über Tage durchschnittlich 20 Jahre lebte[1]. … In stillgelegten Strecken gab es Hilfs- oder Notställe, in denen die Tiere versorgt wurden und um sie, bei Doppelschichten, möglichst nahe der Arbeitsstelle unterzubringen. Diese Ställe verfügten weder über Licht noch Frischluft oder Wasserleitungen. Die klimatischen und räumlichen Bedingungen waren hier äußerst schlecht. Die Ställe wurden mit Sägemehl aus der Bearbeitung des Grubenholzes eingestreut. …“ (Unter „Einsatz und Bedingungen im Tiefbau“.)https://de.wikipedia.org/wiki/Grubenpferd

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

In meiner NRW-Heimat gab es das geflügelte Wort „Blind wie ein Grubenpony“.
Wobei ich da doch eher die Verbindung zu einer ganz speziellen (Un-)Tätigkeitsgruppe herstellen möchte…..(„Wir schauen genau hin“, „Wir sehen das sehr sorgfältig an“), etc…
If you know what I mean… 😉

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

@Mary-Ellen

Hmmmm …?
Ah!
Ich glaube, du meinst, dass jetzt „alles auf dem Tisch liegt“, nachdem wir uns schon vor langer Zeit „auf einen guten Weg“ gemacht haben, auf dem wir dann noch länger „auf Sicht gefahren“ sind? 😉

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

🙂

Carsten
1 Jahr zuvor

Wer das Wort „Distanzunterricht“ akzeptiert, hat schon verloren.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten

Wenn die Entwicklung so weiter geht, werden wir froh sein wenn wir überhaupt Unterricht haben. Ob Präsenz- oder Distanzunterricht spielt dann nur eine untergeordnete Rolle.

Trotzdem Danke für den Kommentar.
Er zeigt deutlich wo das Problem in den Köpfen der Ministerien und dank Desinformation auch in den Köpfen der Bevölkerung liegt.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Hab’s an anderer Stelle schon geäußert. Hier nochmal in Kürze:
„Individualität, jeder in seinem eigenenTempo, keinen zurücklassen, blablabla…..“
Und dann ALLE von kleinstauf in die Massenkindhaltung schicken.
KANN NICHT FUNKTIONIEREN!
Irgendwas kommt da IMMER zu kurz.

Walter
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

„Individualität“ in der heutigen Leistungsgesellschaft ist dies doch geprägt von Gratismentalität.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Und bitte nicht vergessen – trotz allem …. vom IQSH so gewollt und wohl sonst auch nur mega unfair – a l l e (bis auf die FöS) erhalten dieselbe Klassen- und später Abschlussarbeit!

Die Kids werden jahrelang in einer Scheinsicherheit gewogen, die bei Prüfungen keine Rolle spielt.

Marion
1 Jahr zuvor

Es wird überall von Vielfalt geredet. Aber niemals war die Gleichmacherei größer als heute.
In den 70er, 80er und 90er Jahren war doch für Kinder mehr Individualität möglich, als heute.
Heute steckt man sie mit einem Jahr ganztags in die Krippe, unabhängig davon, ob das für das jeweilige Kind gerade gut oder schlecht ist. Man geht wie selvstverständlich davon aus, daß es für Kinder nichts besseres gibt als möglichst frühzeitige Fremdbetreuung in Gruppen.
Was, zum Henker, hat das mit Vielfalt und Individualität zu tun???Das ist gnadenloses Reinpressen in ein System auf Biegen und Brechen! Wer kein absolutes „Herdentier“ ist, hat halt Pech gehabt. Wer nicht gerne seine Tage im Massengewühl der Ganztagsbetreuung verbringt, ist halt „auffällig“, „wenig sozial“, „kann sich nicht einfügen“, kurz – er kriegt seinen Stempel aufgedrückt und braucht „zusätzliche Förderung.“
Merkt denn keiner wie verlogen und scheinheilig das ist?

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Marion, Sie haben so was von Recht! Die Entscheider, die das merken sollten verstecken sich hinter Budget und Idealvorstellungen, damit wird die pädagogisch vernünftige Substanz der Bildungspolitik auf ein Minimum beschränkt.
Dazu kommen die Eltern, die kritiklos dem neuen Trend der Ganztagesbetreuung nachrennen, weil dies schon wie ein Diktat daherkommt, dem man sich gesellschaftlich nicht entziehen kann, ergänzt durch immer mehr Eltern, die ihre Kinderschar nicht erziehen können/wollen.
Individualität? Wird doch schon durch diese sog. sozialen Medien unterdrückt. Influencer und Youtuber bestimmen die Gangart, jeder meint „hipp“ zu sein, wenn er jeden Mist nachäfft. Die neue Individualität könnte man eher als Verhaltensoriginalität bezeichnen. Immer mehr psychische Probleme selbst bei den Kleinsten sprechen eine deutliche Sprache.

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

@Marion:
@Teacher Andi:

Absolute Zustimmung!

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

„Verwaltete“ KuJ eben…. 🙁

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Ich merke es auch, Marion, und es tut mir in der Seele weh.

Cuibono
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Tja, wie erklären Sie dann aber die doch ganz ordentliche Sozialisation einerseits und die nicht von der Hand zu weisenden ansehnlichen Schulergebnisse in der früheren DDR?
Dort gingen fast alle Kinder noch bevor sie ein Jahr alt waren in die Krippe.

Das kann also allein der Grund nicht sein.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cuibono

Not. Mangel. Pflicht zum Zusammenhalt zwecks Tauschen.

Habe Kollegys aus ehem. DDR gefragt.

Das waren ihre Antworten.

Ich habe sie nur aufgeschrieben und distanziere mich von dem Inhalt.

Obwohl ich den Inhalt glaube und nachvollziehen kann.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cuibono

Der früheren DDR war ein ganz anderes System zugrunde gelegt und die Absicht der Regierung war, die Kinder möglichst früh im Sinne der Regierung zu beeinflussen. Sie setzen hier Konformität, Gehorsam und uneingeschränkte Staatstreue mit Sozialisation gleich. Mag sein, dass dies damals so gesehen wurde. Im Kommunsismus wird die eigene Meinung unterdrückt und/oder gesteuert und es hersscht eine Disziplin, die nicht hinterfragt werden darf. War sicher ein angenhemes Arbeiten für die Lehrer.
Dass man diese „Sozialisation“ nicht uneingeschränkt gemocht hat, beweisen die vielen Fluchtversuche und letztendlich das Stürmen der Mauer1989. Und die kreativen und innovativen Köpfe kamen aufgrund dieser Einzwängung nun auch nicht gerade aus der ehemaligen DDR, die haben sich mehrheitlich vorher schon abgesetzt.
Auch kann ich mir vorstellen, dass das Krippen-Leben damals in der DDR ein völlig anderes war als heutzutage.Da liegen sicher Welten dazwischen.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cuibono

In der DDR war Individualität und Autonomie nicht erwünscht.
In unserer westlich geprägten Gesellschaft wird aber schon lange der partnerschaftliche Erziehungsstil praktiziert.
Von uns Erziehern wird erwartet, daß wir jedes einzelne Kind in seiner Individualität respektieren und unterstützen. Da werden Kinder nicht mehr in Reihen auf’s Töpfchen gesetzt, um „sauber“ zu werden, so wie es in den Krippen in der DDR üblich war.
Wir sind angehalten, Kinder zu nichts zu zwingen, ihnen bei allem Tun und allen Entwicklungsschritten ihr eigenes Tempo zu lassen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und ernstzunehmen, sie niemals anzuschreien oder verbal zu demütigen. Und als Demütigung zählt, wohlgemerkt, bereits ein halb scherzhaft, halb tadelnd hingeworfenes: „Kleine Trödeltante“, wenn ein Kind sich, z.B. beim Anziehen immer wieder in Träumereien verliert.
Die Grenzen des Sagbaren sind da inzwischen recht eng gesteckt.
Unsere Gesellschaft will das freie, autonome, selbstbewußte und selbstbestimmte Kind.
Und dann stecken wir dieses freie, selbstbewußte, autonome Kind mit 25 anderen selbstbestimmten, autonomen, freien Individuen in eine Gruppe und erwarten von unserem pädagogischen Fachpersonal, von dem in den meisten Fällen zu wenig vorhanden ist, diesen 25 selbstbewußten, selbstbestimmten Drei – bis Sechsjährigen stets gerecht zu werden, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, sie individuell zu fördern, nie ein böses Wort zu verlieren, keinen ungerecht zu behandeln etc.pp.
Liebe Politiker, Eltern, und an elterlicher Arbeitskraft Interessierte, entscheidet euch doch mal: Wollt ihr weiterhin Kinder achtsam, bedürfnisorientiert und partnerschaftlich erzogen haben, dann steckt sie nicht in überfüllte Kitas. Oder rückt die Kohle für angemesse Arbeitsbedingungen heraus, die es uns ermöglichen euere überaus hohen Ansprüche zu erfüllen.
Wenn ihr das nicht könnt oder wollt, weil es zu teuer ist, dann hört auf, von uns die Quadratur des Kreise zu fordern.
Individualität, Autonomie, Selbstbewußtsein und Selbstbestimmung beißt sich nämlich mit Massenbetreuung.
Und mir ist nicht bekannt, daß DDR – Politiker je gefordert hätten, das in ihren Kitas bitte ganz besonders auf Individualität und Selbstbestimmtheit der Kinder geachtet werden müsse.
DAS ist der Unterschied.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

„Individualität und Autonomie“ das sind 2 Totschlagargumente der heutigen Zeit. „Wenn jeder an sich denkt, dann ist an alle gedacht?“ Mit absoluter Individualität kann eine Gesellschaft aber auch nicht funktionieren. Denn überall, wo mehrere Menschen aufeinandertreffen, müssen sie Kompromisse finden und sich an gewisse Regeln halten. Und was Selbstbestimmung und Selbstbewusstsein der Ossis betreffen, glaube ich , dass sie da falsch liegen, besonders bei den Ostfrauen (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Ich habe das Gefühl, sie glauben in der DDR wurde alles getan, um Kinderseelen zu „brechen“. Da liegen Sie falsch. Klar, es gab gewisse Einrichtungen für „schwierige“ Fälle und da war nicht alles okay, aber gab es so was nicht auch in der BRD (katholische Einrichtungen, hat auch einigen Kindern die Seele gebrochen). Ich behaupte weiterhin, in der Kindererziehung und Bildung könnte man einiges aus der DDR nutzen, wenn man den ganzen ideologischen Quatsch weglässt.Da fällt mir noch ein, so manchen ideologischen Quatsch der Neuzeit könnte man m. M.n. auch weglassen. Das würde der Bildung und Erziehung gut tun.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Mir geht es in dieser Diskussion nicht darum DDR- Kindergärten schlecht zu reden. Mir geht es darum, auf die Verlogenheit und die Doppelmoral unserer Gesellschaft, insbesondere die der Bildungspolitik und der sog. Erziehungsexperten und einiger,(nicht aller) Eltern, hinzuweisen.
Denn von deren Seite wird, völlig blind für die Realität, ständig die Wichtigkeit einer „bestmöglichen, individuellen, bedürfnisorientierten Betreuung und Förderung“ unser Kinder betont. Trotzdem haben sie kein Problem damit, jedes Kind, völlig UNABHÄNGIG VON DESSEN INDIVIDUELLER ENTWICKLUNG, von kleinstauf in die Vollzeitmassenbetreuung zu stecken. Das paßt doch nicht zusammen. UND ALLEIN DARUM geht es mir.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Kompromisse gab es in der DDR Erziehung nicht, die Partei (natürlich demokratisch gewählt) hatte immer Recht. Selbstbewusst waren die DDR Bürger schon, durften es aber nur in bestimmten, von der Partei vorgegebenen Situationen zeigen. Selbstbestimmung hatten sie sicher nicht, und wenn, dann nur in einem eng gesteckten Rahmen. Wenn sie die Parteifunktionäre und deren Kinder meinen, dann ja, die hatten sicher alle Freiheiten. Was genau wollen Sie aus der DDR Kindererziehung nutzen?
Kindheit und Jugend geprägt durch die FDJ und Pioniere, die bei den vielen gegebenen Anlässen der Partei und seinem Vorsitzenden zujubeln? Oh nein, das hatten wir auch schon mal, und das möchte ich sicher nicht wieder haben. Oder das frühe Trennen von sportlichen Talenten von den Eltern, die dann regelrecht „gezüchtet“ und zu Höchstleistungen „anabolisiert“ (meine Wortprägung) wurden, bis hin zum Zusammenbruch? Ja, schön, die kurzzeitigen Erfolge waren ja da.
Die Seele wurde den Kindern damals nicht gebrochen, aber sie wurden indoktriniert, da man bis zu einem gewissen Alter noch sehr formbar ist. Das wissen die Machthaber. Bloß nicht so was bei uns!
Kitas sind bei uns sicher nötig, nicht nur durch die Tatsache, dass die Arbeitskraft (Steuerzahlung) beider Elternteile erhalten bleibt, sondern auch der Tatsache gschuldet, dass einige und immer mehr Eltern ihren Erziehungsauftrag nicht mehr wahrnehmen (können). Wobei ich das Aufwachsen in der Familie, zumindest die ersten 3-5 Jahre, als immens wichtig erachte. Aber das ist offenbar nicht mehr gefragt. Es ist auch nicht in Ordnung, dass die Eltern permanent nach Unterstützung seitens des Staates schreien, denn wenn man sich für Kinder entscheidet, sollte man auch für diese aufkommen können. Wenn ich meine Kinder mit 1 Jahr schon abgebe, dann ist das eine Einstellung die man tolerieren, aber keinesfalls gutheißen muss. Wie Marion schon sagt: Anspruch auf individuelle Behandlung und dann Abgeben in Massenhaltung, Widerspruch. Die Kinder haben daurch immer weniger Orientierung.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cuibono

In den DDR-Kindergärten gab es in den Gruppen keine Jahrgangsmischung von 1 bis Vorschule. Die Gruppen waren weitgehend altershomogen mit festen, gut ausgebildeten Erziehern. Es gab täglich feste Zeiten für pädagogische Bildung der Kinder (Inhalt und Zeitdauer waren abhängig vom Alter der Kinder, wenige Minuten bei den Kleinen, in der Vorschulgruppe schon bis 45 Minuten). Es wurde gesungen, gebastelt, gezählt, Märchen vorgelesen, gereimt usw. Diesen „bösen Zwang“ mussten alle Kinder der Gruppe mitmachen, es waren nicht nur „Angebote“, die man auch ablehnen konnte. Die DDR- Kitas hatten meist auch ein großes Außen-Spielgelände und Schlaf – und Gruppenräume. Dieser liebevolle Zwang hat den Kindern weniger geschadet, als die „Freiheiten“ heute (meine persönliche Erfahrung nach 30 Jahren DDR und 33 Jahren BRD) Fast alle Kinder konnten zu Schulbeginn mit Stift, Schere und Kleber umgehen/ kannten Lieder, Märchen, kleine Reime/ konnten Schleifen binden/ konnten mit Hilfsmaterial bis 10 rechnen/ kannten geometrische Grundformen und die Farben und noch mehr). Kinder, die das noch nicht schafften, konnten vom Schulbesuch zurückgestellt werden oder wurden auf Sonderschulen betreut. In der bösen DDR wusste man, dass Bildung und Erziehung schon bei den ganz Kleinen beginnen müssen. Ja, vieles war auch ideologisch geprägt. Und trotzdem würde ich mir für unsere Zukunft und unsere Kinder ähnliche Ansprüche und finanzielle Ausstattung wie damals in der DDR wünschen. Da war Geld auch mehr als knapp, aber der Staat hat nicht so auf Kosten der Kinder gespart, wie der jetzige.
Nun her mit den roten Daumen! Habe ich als (N)Ostalgiker wohl auch verdient, denn es kann nicht sein, dass irgendetwas in der DDR gut war.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Also schlagen Sie vor, mehr sanften Zwang und mehr Konformität in Kitas? Was ist mit Heterogenität und Diversität? Hatte man auch Muslime in der DDR? Und die Inklusion hatte man auch schon vorweggenommen?
Allerdings hörte man von einem Jugendwerkhof in Torgau grausige Geschichten inkl. Misshandlungen und regelmäßigem sexuellem Missbrauch, siehe Wikipedia. Fällt das dann unter die Überschrift „wo gehobelt wird, fallen Späne, aber als System war das nicht zu beanstanden“?

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Schade! Ich hatte gehofft, es gibt außer mir noch andere ostsozialisierte Lehrer und Erzieher hier bei n4t. Entweder n4t ist iin den östlichen BL nicht so bekannt, oder die Kollegen trauen sich nicht. Muss ich also doch antworten, obwohl ich auf solche Kommentare von Carsten60 oder Georg nicht mehr antworten wollte.
1. Ich bin nicht für Zwang und Drill, aber für das Einhalten von Regeln, die im Zusammenleben von Menschen notwendig sind und das können und sollen Kinder schon frühzeitig lernen.
2.In der DDR gab es Zwang und Drill, aber nicht überall. Einrichtungen wie Torgau gab es. Aber in den westlichen BL gab es auch entsprechende Vorfälle (KuJ-Einrichtungen der katholischen Kirche z. B.). Diese waren(sind) auch nich bekannt dafür besonders tolerant gegenüber anderen , individuellen Lebensentscheidungen zu sein und die Kinder und Jugendlichen nicht“ gebrochen“ zu haben. Sexuellen Missbrauch und Misshandlungen sind also kein exclusives DDR-Problem.
3.Ihre Frage zu Muslimen in der DDR ist nur rhetorisch, beantworte ich also nicht.
4.Da Sie offensichtlich eine starke Abneigung gegen Muslime hegen, hoffe ich, Sie sind in Ihrem täglichen Leben auch entsprechend konsequent und konsumieren keinerlei Waren aus muslimischen Ländern, meiden im Supermarkt die Kassen mit muslimischen Kassierern, nehmen keine Pakete von muslimischen Zustellern an und lassen sich auch nicht von einem muslimischen Arzt behandeln und schicken die muslimische Krankenschwester zurück. (Könnte mir vorstellen, dass das ziemlich kompliziert wird, das konsequent durchzuziehen. Aber Sie schaffen das!)
5.Die DDR ist nicht ohne Grund untergegangen und ich will sie auch nicht zurück. ABER ich verwahre mich dagegen alles aus der DDR schlecht zu machen und die BRD als das gelobte Land zu glorifizieren. Im Gegensatz zu Ihnen kenne ich beide Systeme und kann mir deshalb eher ein Urteil dazu erlauben.
6.Im Gegensatz zu Ihnen bin ich der Meinung, dass die Verteilung von Menschen und A…leuchtern auf der ganzen Welt prozentual überall gleich ist, unabhängig von Religion, Kultur ,Hautfarbe, Geschlecht oder IQ.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

„ Schade! Ich hatte gehofft, es gibt außer mir noch andere ostsozialisierte Lehrer und Erzieher hier bei n4t.“
Gibt es, z.B. mich. Mir ist es inzwischen einfach zu blöd, auf provozierende und/oder polemische Posts zu antworten. Ich lese den Post, zucke zusammen aufgrund der häufig damit verbundenen Ausstrahlung von Nichtwissen bzw. Hau-drauf-Mentalität, überlege kurz, und schenke diesen Foristen dann eben nicht meine Zeit und meine Beachtung.
Liebe Grüße an Sie, potschemutschka,
Mika

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Das verstehe ich nur zu gut. Es ist schon faszinierend, wie gut manche Wessis über das Leben von 17 Millionen Ossis Bescheid wissen. Ich staune immer wieder, wenn solche Menschen (meist noch jünger als ich) mir erklären, wie ich gelebt habe und wie ich mich damals gefühlt haben muss. Schließlich kennen diese Menschen ja eine Handvoll Ossis, haben Filme datrüber gesehen und aus der BILD alles aus 1. Hand erfahren.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Liebe Mika, ich würde mich aber freuen, wenn Sie mich berichtigen, falls ich in meinen Kommentaren irgendetwas falsch darstelle (ich bin ja in meiner „Ostblase“ gefangen und vielleicht trügt meine Erinnerungen ab und zu.) Ich will schließlich keine Unwahrheiten verbreiten. Das machen ja schon andere. Für berechtigte Kritik und fundierte Gegenmeinungen bin ich immer zu haben.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ja klar, immer gern!

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das ist richtig, Disziplin und gesteuertes Gruppenfeeling gaben den Kindern damals ein betreutes und gesichertes Dasein. Eine solche Bndung ist enorm wichtig für Kinder und Jugendliche.
Es war sicher nicht alles schlecht in der DDR, aber man muss auch zugeben, dass diese Erziehungsmethoden in die heutige Zeit nicht mehr passen. Und wie Marion bereits erwähnte, wenn schon Ganztagesbetreuung, dann muss das professioneller und mit mehr finanziellem Aufwand geschehen. Wenn die Kitas vollgestopft werden, nur damit das Recht auf einen Betreuungsplatz eingelöst wird, dann bleibt die Erziehung und Bildung auf der Strecke, welche nichts mit eiserner Disziplin und unbeugsamem Gehorsam zu tun hat, dann ist dies eine Verwahranstalt. Individuelle Betreuung geht nur über einen besseren Personalschlüssel. Und glauben Sie mir, auch heute lernen die Kinder in den Kitas mit Schere, Stift und Kleber umzugehen, Reime und Lieder zu rezitieren und Schleifen zu binden etc. Meinen Sie, die sitzen nur dort und schauen?

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Der 1. Teil Ihres Kommentars ist genau das, was ich auch meine. Der letzte Satz ist allerdings leider nicht ganz zutreffend. Die meisten Kitas bemühen sich, dies den Kindern beizubringen, schaffen es auf Grund der Bedingungen aber leider nicht nicht immer. Denen mache ich auch keinen Vorwurf. Da geht meine Kritik an die KuMis. Es gibt aber leider auch Kitas, die sagen: „Wir verschulen die Kinder nicht, sie sollen spielen, müssen ja noch lange genug zur Schule.(selbst erlebt, als wir auf Defizite von Einschülern hinwiesen und baten, ein paar Sachen schon in der Kita zu üben). In diesen Kitas (wenige, aber doch zu viele) werden den Kindern nur freiwillige Angebote gemacht. Leider gibt es in unserem Brennpunktkiez zu viele Kinder, die freiwillig nie einen Stift in die Hand nehmen oder mal länger als 5 Minuten zuhören oder etwas unter Anleitung machen.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Da stimme ich ihnen zu.
Ich finde auch, daß man Kinder auch mal dazu animieren muß, einen Stift in die Hand zu nehmen oder den Umgang mit der Schere zu lernen, wenn sie das von sich aus gar nicht machen. Ich kann auch nicht verstehen, was daran schlimm sein soll. Die Kinder haben im Freispiel doch ausreichend Gelegenheit ihren eigenen Interessen nachzugehen.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich bin in unserem Kindergarten für die sog. „Vorschule“ zuständig. Ich setzte den Begriff bewußt in Anführungszeichen, weil er bei vielen Kolleginnen verpönt ist. Die meisten assoziieren damit das sture Abarbeiten von irgendwelchen vorgefertigten Arbeitsblättern.
So handhaben wir das aber nicht.
Unsere Kinder bekommen zwar im Jahr vor ihrer Einschulung ein Mäppchen mit Buntstiften, Schere und Kleber, sowie eine Mappe, in die sie ihre Arbeiten abheften können. Für beides, Mappe und Schlampermäppchen, tragen sie die Verantwortung. So lernen sie, daß sie selbst dafür sorgen müssen, ihre „sieben Sachen“ beieinander zu halten.
Darauf sind sie auch sehr stolz.
Ich beschäftige mich mit den Kindern in der Vorschule mit Themen wie Farben und Formen,
Zahlen – und Mengenverständnis bis sechs (wie die Zahlen auf dem Würfel), Wörter und Silben, Reimen usw.
Dabei versuche ich, möglichst alle Sinne miteinzubeziehen.
Zur Vertiefung machen wir am Ende einer Einheit dann oft noch ein sog. Vorschulblatt. Viele von diesen Blättern erstelle ich selbst ganz individuell passend für das jeweilige Thema, also keine vorgefertigten Schema F – Blätter.
Außerdem üben wir das Falten, schneiden aus und üben den Umgang mit Kleber.
Die Kinder lieben “ ihre Vorschule“ und fragen danach, wenn sie mal nicht stattfinden kann. Ich weiß, das jetzt besonders moderne, fortschrittliche Kolleginnen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und mich für von vorgestern halten.
Aber solange ich sehe, daß die Kinder mit Freude dabei sind und davon profitieren, sehe ich nicht ein, was daran falsch sein sollte.
Übrigens, Vorschule findet bei uns einmal die Woche statt. Also keine Panik. Es bleibt auch noch Zeit für alles andere: Bauen, Spielen in der Puppenecke, im Garten toben, malen, basteln verkleiden, Bücher anschauen, Geschichten hören, Lieder singen, Kreis – und Fingerspiele …
Denn natürlich gehört auch all das zum Kindergartenleben dazu.
Aber niemandem hat es bisher geschadet, sich ab und zu mit etwas zu beschäftigen, was er aus eigenem Antrieb vielleicht nie gemacht hätte.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

So wie Sie das beschreiben, kenne ich das aus der „bösen DDR“ und einigen jetzigen Kitas .Es schadet den Kinder NICHT! Im Gegenteil, ihnen fällt der Übergang zur Schule viel leichter und die Lehrer haben in der 1. Klasse mehr Zeit für Lesen, Schreiben, Rechnen und müssen nicht erst einenTeil der Kinder auf „Vorschulniveau“ bringen, während andere sich langweilen, weil sie das schon in der Kita oder zu Hause gelernt haben.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Es war nicht meine Absicht, den Erzieherinnen der DDR pauschal zu unterstellen, sie hätten schlechte Arbeit geleistet.
Während meiner Ausbildung sind wir mit unserer Klasse kurz nach der Wiedervereinigung nach Gera gefahren und haben uns eine Krippe und Kindergarten angesehen und mit den Erzieherinnen dort ausgetauscht.
Die waren nicht weniger kompetent und am Wohl der Kinder interessiert als wir. Auch die Ausstattung der Kita dort war gut und die Räumlichkeiten liebevoll gestaltet.
Was mich aber schon eher negativ berührt hat war, daß dort in einer Reihe Kinderbettchen schlafende Säuglinge lagen.
Das waren erst mehrere Monate alte Babies. Das fand ich damals schon nicht richtig.
Ich finde schon die ganztägige Fremdbetreuung Einjähriger, die bei uns jetzt auch immer mehr zunimmt, bedenklich.
Aber diese Kinder damals, waren noch nicht mal ein Jahr alt und wurden ganztags in die Krippe gesteckt. Im Westen hat man das lange Zeit abgelehnt. Da wurde immer gesagt: „So wie in der DDR, wo man schon Säuglunge abgibt, wollen wir das nicht.“
Und jetzt? Sind wir fast schon genauso weit.

Leseratte
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das kann ich genau so bestätigen. Und es wurde Sport gemacht. Ich habe in der Kindergartenzeit Schwimmen gelernt. In meinem Kindergarten gab es auch einen „Turnraum“ mit Sprossenwänden, Turnbänken usw. Wir haben z.B. Rolle vorwärts, rückwärts und Rad gelernt, Rollerrennen gemacht.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cuibono

Vielleicht war ein Grund die „böse Planwirtschaft“. Es wurden soviel Lehrer und Erzieher ausgebildet, wie benötigt wurden (inklusive Vertretungsreserve) Komischerweise wusste man in der DDR anscheinend wann, wieviele Kinder eingeschult werden und wieviele Lehrer und Erzieher wann in Rente gehen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Noch ein weiterer möglicher Grund für bessere Bildungsergebnisse n der DDR: Kein Föderalismus. Eltern schulpflichtiger Kinder konnten ohne Probleme innerhalb des ganzen Landes umziehen und die Kinder konnten nahtlos den Unterricht fortsetzen (einheitlicher Lehrplan, einheitliche Stundentafel, einheitliche Lehrmaterialien und Schulbücher). Hat irgendwie doch auch gewisse Vorteile, oder?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich habe gehört, fast niemand konnte einfach so umziehen, weil die Wohnungen staatlich zugewiesen wurden mit Wartelisten. Auch Urlaubsquartiere wurden zugewiesen mit Wartelisten.
Sicher ist das Schul-Chaos im föderalen Deutschland ein Ärgernis. Den Zentralismus gibt’s ja auch in Frankreich. Und was ist da nun insgesamt besser?

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60
Jetzt bin ich aber enttäuscht. Mehr fällt Ihnen dazu nicht ein?
Aber mir fällt noch was ein: Wurden in der DDR neue Wohnbezirke gebaut (Berlin-Marzahn, Neubrandenburg u. a.), dann wurden Kindergärten und Schulen mitgebaut. Die Kindergärten waren meist auf den Innenhöfen dieser Wohnblocks. Dadurch hatten Eltern und Kinder kurze Wege. An den Wochenenden und nach Feierabend spielten die Kinder auf den Spielplätzen mit den gleichen Kindern wie in der Kita. Größere Betriebe hatten oft einen Betriebskindergarten. Nach der Wende wurden viele Kitas wegrationalisiert und die Gebäude anders genutzt
Jetzt: In meinem Ortsteil gibt es 3 GS, die schon seit Jahren mit wachsenden Schülerzahlen kämpfen, Kita-Plätze sind ebenfalls knapp. Wohnungen auch. Im Moment werden 100e Wohnungen gebaut. Kitas und Schulen aber nicht. Ein Schulneubau ist seit ein paar Jahren „angedacht“ (ich liebe dieses Wort), aber noch steht nicht einmal der Standort fest.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Übrigens war auch das Abitur einheitlich und damit weitgehend vergleichbar!

Carsten60
1 Jahr zuvor

„… im Stundenplan mehr Raum für Deutsch und Mathe schaffen.“
Das sagen jetzt dieselben Leute, die im Laufe der letzten Jahre die Stunden für Deutsch und Mathe reduziert haben zugunsten von anderem. Teilweise gibt es in der Mittelstufe nur noch 3 Wochenstunden für jedes der beiden Fächer.

„Schopper zeigte sich dennoch überzeugt, dass der eingeschlagene Weg richtig ist. Das Land hatte nach dem Absturz bei der Studie 2016 zwei wissenschaftliche (!) Institute gegründet …“
Natürlich: weiter so, weiter so, Hauptsache, die Bürokratie wächst. Diese Landesinstitute sind keine wissenschaftlichen Institute, sie unterstehen Schulbürokraten und keinen Wissenschaftlern, mit den Universitäten haben sie nichts zu tun. Das eine Institut soll die Referendarausbildung organisieren, die vorher in der Hand von zahlreichen Studienseminaren lag. Die Intention: mehr zentrale Kontrolle, damit die Referendare auf die richtige Weise „zurechtgeschnitzt“ werden.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Bilden wir halt nochmal zwei Institute und das machen wir so lange, bis es besser wird oder die Amtszeit rum ist.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

In welchem Bundesland wurden denn in der Grundschule die Stunden für D und Ma gekürzt?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Ist das überhaupt so strikt eingeteilt? Papier ist geduldig. Ich dachte immer, die Grundschullehrer, die ja praktisch alles unterrichten, könnten da flexibel sein. Darauf deutet diese Diskussion hier hin:
https://www.lehrerforen.de/thread/53301-grundschule-in-bremen/
Hier was offizielles dazu aus Brandenburg:
https://mbjs.brandenburg.de/media_fast/6288/kontingentstundentafel_grundschule.pdf
Aber warum spricht das Zitat von Frau Ernst aus dem Artikel denn von „mehr Raum für Deutsch und Mathe schaffen“ ? Daraus schließe ich, dass der Raum vorher verengt wurde zugunsten von solchen Dingen wie Klassenrat, Demokratie-erziehung, Ernährung, Sexualerziehung Richtung „queer“, Projekttage, Klassenfahrten, Ausflüge mit Vorbereitung derselben, Feiern mit Vorbereitung derselben usw.
Es mag falsch sein, aber es entsteht der Eindruck, dass man die Kinder mit allem möglichen vollstopfen will und dann im Gegenzug (richtiges) Deutsch und Mathe einfach weniger wichtig nimmt (das genügt doch für einen negativen Effekt). Auch, weil der Spaßfaktor da geringer sein dürfte. Wie reagieren denn die Kinder, wenn Mathe oder Rechtschreibung ausfällt, und wie reagieren sie, wenn anderes ausfällt? In meiner Schulzeit war die Reaktion eindeutig.
Und auch die Kürzungen in der Mittelstufe sind doch bezeichnend. Bei PISA vergießt man dann wieder Krokodilstränen über schwache Leistungen. Aber alle Lobbyisten fordern mehr Unterricht in ihrer Spezialdisziplin. Mehr von allem aber geht nun mal nicht. Vielleicht liegt das Übel in diesem konzeptlosen Verzetteln begründet. Und das könnte ja hinter dem o.g. Zitat stehen.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

10 Stunden Mathe in Klasse 3/4 sind eben auch nur 5h in 3 und 5h in 4, und 8h Mathe in 5/6 sind jeweils 4 Wochenstunden. Vollgepackt mit Stoff bis obenhin, so dass im Unterricht kaum Übung, sondern fast ausschließlich Vermittlung erfolgt. Das hat funktioniert, solange die Kinder noch fähig waren, selbständig außerhalb des Unterrichts zu üben. Diese Fähigkeit besitzen jetzt jedoch nur noch wenige – ein Großteil ist nicht mal mehr in der Lage, Hausaufgaben selbständig oder auch mit Hilfe zu erledigen.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

@Mika

„Diese Fähigkeit besitzen jetzt jedoch nur noch wenige – ein Großteil ist nicht mal mehr in der Lage, Hausaufgaben selbständig oder auch mit Hilfe zu erledigen.“

Die Hilfe kommt dann von einer anderen Person.
Auch diese Person muss dann noch in der Lage sein, den Stoff zu beherrschen. – Nicht böse gemeint: Aber wir sollten uns auch da von der Idee verabschieden, dass das (überall) möglich ist. 🙁

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Sehe ich auch so. Und genau deshalb kann man eben mit den heutigen Kindern nicht mehr die gleiche Stoffmenge in wie vor 15 Jahren behandeln. Sie brauchen in der Schule viel mehr Übungszeit, damit die Inhalte tatsächlich auch begriffen und angewandt werden können.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

„nicht mehr die gleiche Stoffmenge wie vor 15 Jahren“
Das heißt doch, das Anspruchsniveau wurde abgesenkt. Gleichzeitig aber gehen doch immer mehr letztendlich in die Oberstufe und machen Abitur, der Notendurchschnitt steigt auch noch ständig, immer mehr 1,0-Abiture, aber z.B. bestreitet Herr Möller in einem Beitrag zu dem Artikel über G9 im Saarland, dass es ein sinkendes Anspruchsniveau gibt. Andere bestreiten das auch vehement, sie verweisen auf die jetzt „verbindlichen “ Bildungsstandards, die es ja auch für die Primarstufe gibt (KMK-Standards von 2004, neuerdings leicht überarbeitet). Irgendwie sieht das jetzt aus wie Zauberei. Oder hat das am Ende was mit „des Kaisers neue Kleider“ zu tun?

Kevin
1 Jahr zuvor

Digitalisierung? Die Kinder müssen lernen, wo der AUS-Knopf ist. Und JA, dass Smartphone kann man ganz ausschalten, gar nicht schlimm, tut nicht weh. Oder machen Kinder etwa nur Erwachsene nach?

Chantal Ackermann
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kevin

Android-Geräte werden auch ohne Knopf ganz leicht ausgeschaltet. Ziehen der Benachrichtigungszeile des Smartphones herunter. Oben rechts im Bildschirm befindet sich ein „Power-Symbol“, auswählen.Nun kann man ein Smartphone auch ausschalten.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Hm, ich glaube, der Kevin hat das anders gemeint .. 😉

vhh
1 Jahr zuvor

Da hat doch Herr Kretschmann die Reaktionen gut zusammengefasst: immer dieselbe Leier…Alle bisherigen „Maßnahmen“ der KuMi haben den Trend nicht gestoppt? Ganz einfach, noch mehr davon, das wird sicher helfen. Wer immer wieder das Gleiche probiert und ein anderes Ergebnis erwartet, sollte entweder zur Therapie oder ins Schulministerium, in keinem Fall sollte sie/er ernst genommen werden,

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

Bei Kretsche ist es vermutlich einfach Altersstarrsinn gepaart mit der Verachtung seiner ehemaligen Kollegen.

Witzig ist, dass ausgerechnet die Nuschelmaschine mit dem Daimler von „Leiern“ … sagen wir mal augenzwinkernd: spricht.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

„Kretsche“ 🙂 🙂

Ob Absicht oder nicht – danke für den Lacher 🙂

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Ich lasse das mal offen 😉

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

„Das sei „immer dieselbe Leier. Die hat mit dem Problem nichts zu tun“. Es gehe nicht um die Zahl der Lehrkräfte, sondern um die Qualität des Unterrichts.“

Alleine diese Aussage würde ausreichen, damit ich meine Sachen packe und das Bundesland wechsel.
Wer so über seine Lehrkräfte denkt, ist als Ministerpräsident nicht geeignet. Erst verweigert man jahrelang A13 und dann redet man den Unterricht der Lehrkräfte schlecht.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

@Marc

„Erst verweigert man jahrelang A13 und dann redet man den Unterricht der Lehrkräfte schlecht.“

Und da sag‘ noch mal einer der Mann könnte nix! 😉

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Na klar, weil unser aller Landesvater von sich auf andere schließt….Er wird wohl seine kurze, unterrichtliche Tätigkeit in den 80ern am Gymi als Vorbild nehmen. Damals war ich noch Schülerin und hab mir von meinen Gymmilehrern vom Tennisspielen am Nachmittag erzählen lassen dürfen. Oder von deren Wochenendtrips. Oder vom Golfspielen….Dass sich die Zeiten seit damals so ziemlich geädert haben, hat er wahrscheinlich nicht auf dem Schirm. So ist das halt, wenn man alt und senil wird. Dass wir alles andere machen außer unterrichten, passt nicht in sein verschrobenes Lehrerbild.
Wimpfi, ich würde liebend gerne unterrichten. Einfach nur Lehrer sein. Meine Schüler bilden. Aber ich werde seit 2011 daran gehindert, meinen Beruf, meine Berufung, vernünftig und nachhaltig auszuführen.

Lehrerin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Nur mal so: Wenn man die Vita von Kretsche anschaut, stellt man fest, dass er etwa 10 Jahre im aktiven Dienst als Lehrer verbracht hat, und man liest von 5(!) verschiedenen Schulen die Namen. Wenn es an einer Schule gut klappt, wechselt man als Lehrer üblicherweise doch nicht so oft…? Wir kennen den Begriff “ Wanderpokal “ in dem Zusammenhang. Spekulation, ich weiß, aber: Könnte es sein, dass er aus der Schulzeit einiges aufzuarbeiten hat und daher so wenig für die Lehrkräfte übrig hat??

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrerin

Oha! Böse Lehrerin!

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Der Vorteil an den Wissenslücken ist doch, dass die jetzige Schülergeneration im Falle einer späteren Demenzerkrankung auch weniger kognitive Ausfälle haben wird.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Noch viel böser als Lehrerin….