Initiative startet Petition für kostenloses Schulessen in Deutschland

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VECHTA. Auch das Mittagessen an Schulen wird immer teurer. Nicht mehr jede Familie könne sich das leisten, kritisiert das Deutsche Netzwerk Schulverpflegung – und schlägt eine radikale Änderung vor. Der Idee schließen sich viele Menschen bundesweit an.

In Berlin gibt es ein kostenloses Schulessen (Symbolfoto) – das Netzwerk Schulverpflegung fordert das Angebot bundesweit. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Mehr als 24.000 Menschen haben bisher eine Petition für kostenloses Schulessen in Deutschland unterschrieben. Das teilte das Deutsche Netzwerk Schulverpflegung (DNSV) mit, das die an Bundesjugendministerin Lisa Paus gerichtete Petition ins Leben gerufen hat. Das Netzwerk richtet am Freitag zusammen mit dem Kompetenzzentrum Schulverpflegung den Deutschen Kongress für Schulverpflegung an der Universität Vechta aus.

Eine kostenfreie tägliche warme Mittagsmahlzeit für alle Schüler und Schülerinnen solle als Grundrecht in einem Bundesgesetz verankert werden, fordert das DNSV in der Petition. «In Deutschland muss jedes Kind die gleichen Chancen auf eine gesunde Entwicklung und Bildung erhalten», heißt es.

Schulessen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Gemeinschaftsverpflegung ist der wichtigste ernährungspolitische Gestaltungsort und zentraler Bestandteil kommunaler oder landesweiter Ernährungsstrategien.

Wegen der derzeitigen Kostensteigerungen würden auch die Preise für Mittagessen in Schulkantinen steigen, argumentiert das Netzwerk. Caterer kämpften derzeit nicht nur mit steigendem Kostendruck. «Es mangelt an ausreichend regionalen und Bio-Produkten. Angesichts der deutlich steigenden Kosten für das Mittagsverpflegung in Schulen und Kitas können sich Kommunalpolitiker nicht auf Entlastungen einigen. Die Caterer haben mit den zumeist öffentlichen Schulträgern Verträge für Kita- und Schulessen geschlossen, in denen für jedes Essen feste Preise festgehalten sind. Doch zu der Zeit, in der diese Regelungen fixiert wurden, waren eine Reihe neuer wirtschaftlicher Belastungen noch nicht absehbar.» Beispiele seien Preissprünge bei Lebensmitteln, Logistik und Energie.

«Andere europäische Länder machen vor, wie kostenfreies Schulessen funktionieren kann und welche Vorteile es bietet»

«Es darf nicht dazu kommen, dass bis zu 10 Euro pro Mahlzeit gezahlt werden müssen.» Dies führe dazu, dass Eltern die tägliche Mahlzeit abbestellen – und es sei für die Essenslieferanten existenzbedrohend. Ein Recht auf warme Mahlzeiten für Schulkinder wäre ein deutliches Signal für mehr Kindergerechtigkeit in Deutschland und stärke Interessen der Kinder in der Rechtsprechung, so das DNSV.

«Andere europäische Länder machen vor, wie kostenfreies Schulessen funktionieren kann und welche Vorteile es bietet. Estland, Finnland, Norwegen oder Schweden etwa stellen sicher, dass an staatlichen Schulen jeder Schüler freien Zugang zu einer warmen Mahlzeit bekommt. Damit werden nicht nur soziale Unterschiede erfolgreich ausgeglichen.» Der Staat müsse stärker in die Pflicht genommen werden, um kindgerechte Lebensverhältnisse zu schaffen.

Beim Deutschen Kongresses für Schulverpflegung ging es am Freitag darum, wie das Essen in den Schulen verbessert werden kann. Teilnehmer waren unter anderem CDU-Generalsekretär Mario Czaja, Fernsehkoch Stefan Marquard und die Vorsitzende des Bundeselternrates, Christiane Gotte. Im Zuge des Kongresses verlieh das Netzwerk auch den Kulinarischen Schulmensa-Oskar 2022 für die beste Schulkantine. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zur Petition.

„Goldener Teller“: Ganztagsschule erhält Preis für beste Schulmensa

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Realist
1 Jahr zuvor

Kindergeld und steuerliche Kinderfreibeträge abschaffen und die eingesparten Gelder in kostenloses Schulessen, kostenlose Schulbücher, Notebook für jedes Kind, kostenlose Klassenfahrten, kostenlosen Nahverkehr für Kinder und Jugendliche, verbilligten Eintritt für Kinder und Jugendliche in Vereine und Schwimmbäder, auskömmliche Finanzierung des Ganztags (so, dass die „Externen“, z.B. Vereine, auch kommen und nicht dankend abwinken) und der Kitas (keine Zwangsteilzeit für Kita-Beschäftigte, kleine Gruppengrößen) aufwenden.

Aber so ist das wahrscheinlich nicht gemeint… gemeint ist wohl, dass die Länder das Essen zusätzlich finanzieren. Und die sparen das dann wo wieder ein? Genau.

Hex
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

In der Verwaltung 😉

Emil
1 Jahr zuvor

Ich starte eine Petition für die Abschaffung des Kindergeldes. Wenn eh alles für Eltern umsonst ist….

leyba
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Unfassbar!

Unfassbar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

In welcher Welt lebt Emil? Unerträglich wie hier mittlerweile kommentiert wird.

Ron
1 Jahr zuvor

Es geht Richtung Sozialismus. Immer mehr wird zwangsweise oder unter Hinweis auf Vorteile vergemeinschaftet und staatlich zugeteilt. In 10 Jahren wird dann vielleicht auch das kostenlose Essen für Familien morgendlich vor die private Haustür gekarrt oder alle essen aus ökologischen Gründen in Mensen, weil dann weniger Energie beim Kochen verbraucht wird. Ich finde diesen Trend bedenklich. Er übergibt Privates immer mehr in die Hände staatlicher Organisation. Wir verlieren damit unsere Entscheidungsfreiheit. Irgendwann entscheiden nicht mehr wir individuell über die Zusammensetzung unseres Essens, sondern staatliche Organisationen bzw multinationale Konzerne oder Großcaterer. Gleichzeitig verlieren wir die Fähigkeit, überhaupt noch komplex zu kochen. Mit der Familie zusammen zu sitzen, gemeinsam zu essen und sich zu unterhalten, sind in meinen Augen ein Kulturgut. Dies gilt es zu bewahren, wenn auch mir klar ist, dass es schon jetzt Schichten gibt, die Essen nur noch aus der Tüte vom Bringdienst kennen. Für Befürworter einer kostenlosen Schülerverköstigung sei auch angemerkt, dass Mensaessen viel Geld kostet, das von Steuerzahlern bezahlt werden muss. Wenn alle Schüler in Deutschland die Mensa nutzen würden, kämen Kosten von bis zu 10 Mrd. Euro oder 250€ pro steuerzahlendem Arbeitnehmer auf uns zu. Und warum dann nicht auch kostenloses Essen für alle Studenten oder auch Arbeitnehmer?

Unfassbar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Was für ein Quark.

Ron
1 Jahr zuvor

Der zweite Schritt wird dann dieser sein:

„Sollte es in Kitas nur noch vegetarisches Essen geben?
Ab dem kommenden Schuljahr streicht die Stadt Freiburg Fleisch vom Speiseplan ihrer Kitas und Schulen.“

Quelle: Welt-Online / 04.11.22

Unfassbar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Und genau richtig wäre das!

Ron
1 Jahr zuvor

Liebe Redaktion, ich finde, das Ihr ausgewähltes Artikelbild mit dem farbigen Jungen und dem Zusatz „Auch das Mittagessen an Schulen wird immer teurer. Nicht mehr jede Familie könne sich das leisten“ unglücklich ausgewählt ist.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Weil Deutschland mit seinen Parteien so kinderfreundlich ^^ ist, darf die Akademikerfamilie mit 8.000 Netto umsonst Mittagessen, Kinderbetreuung, Hausaufgabenbetreuung und Geigenunterricht in Anspruch nehmen, sowie gratis eine Geige in der Schule leihen. Die Eltern müssen nicht mittags Zuhause sein, nicht fahren, nicht kochen, nicht bei den Hausaufgaben helfen, nicht zu irgendwelchen Hobbys kutschieren, kein Hobby bezahlen, keine Geige kaufen.

Die Geigenlehrerin hat früher privat Schüler unterrichtet, wurde dann aber wegen der GTS arbeitslos und gibt nun für 12,50 Euro die Stunde acht Kindern gleichzeitig Geigenunterricht (von denen sechs keine Lust haben, aber kostet ja nichts). Da es immer um die 8./9. Stunde geht, sind von Mo bis Do insgesamt 8h möglich, macht genau 400 Euro brutto im Monat. So viele Angebote gleich um die Ecke kriegt man aber vielleicht nicht und Auto kann man davon nicht auch noch finanzieren, denn dann bliebe ja fast nichts und keiner arbeitet gerne umsonst. Also lieber umständliche Busfahrten, mit Wartezeit, umsteigen, ect. Im schlecht organisierten ländlichen Bereich kann man froh sein, wenn man vor und hinterher nur je 2h dafür in Betracht ziehen muss. Und… hoppla… Wer hätte das gedacht? Die Geigenlehrerin hat ja auch Kinder – also doch nicht alles so kinderfreundlich ^^.

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Warum sollte sie das nicht? Sie hat ja in aller Regel auch schon nicht wenig Einkommenssteuer (und Sozialbeiträge) gezahlt.
Auch Ihre Schlussfolgerung, dass die Familie dann „nichts mehr“ tun müsse halte ich für verfehlt.
Wenn ein Kind unabhängig vom Einkommen ernsthaft Geige spielen möchte, taugt das beschriebene Unterrichtssetting auf Dauer ohnehin nicht. Und irgendwann tut es dann auch die Leihgeige nicht mehr.

E.S.
1 Jahr zuvor

„Eine kostenfreie tägliche warme Mittagsmahlzeit für alle Schüler und Schülerinnen“ ist wieder mal eine Wohltat per Gießkanne. Nicht die wahrhaft Bedürftigen erhalten Hilfe durch die eh schon reichlich hohen Steuergelder der Erwerbstätigen, sondern auch jeder Gutvedienende kommt in den Genuss kostenlosen Schulessens für seine Kinder.
Ich fasse es nicht, dass solch eine Petition überhaupt gestartet wird.

Aber wir sind ja ein angeblich so „reiches Land“ trotz Schuldenbergen in Billionenhöhe und können darum unseren nachfolgenden Generationen auch immer größere Beträge zur Rückzahlung aufbürden.
Heute sollen die Kinder kostenlos mit Schulessen für alle ernährt werden und morgen müssen sie für diese und weitere Wohltaten die Zeche bezahlen. Durchschauten die jungen Menschen diese „Freundlichkeit“ der Politik, würde wohl so manchem das Essen im Hals steckenbleiben.

Alex
1 Jahr zuvor
Antwortet  E.S.

Warum immer dieses Gemecker auf die „Gutverdienenden“? Die sind es schließlich auch, die mit ihren hohen Steuern soziale „Wohltaten“ gegenfinanzieren, z.B. mit dem von ihnen immer noch zusätzlich zu zahlenden Solizuschlag.

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alex

Genau das!!! Außerdem sollte man bei der privaten Familienplanung auch die eigene (ökonomische) Situation berücksichtigen.

Saskia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

„Ökonomische Situation“? Ich weiß, was Sie meinen, Julia, doch ich frage mich, ob die ökonomische Situation eine festgeschriebene Größe ist oder ob manche nicht auch zu hohe Ansprüche an ihr finanzielles und kommerzielles Lebensniveau haben.
Irgendwie finde ich die Frage traurig, ob überhaupt und wie viele Kinder man sich heutzutage leisten kann. Traurig finde ich auch die häufige Antwort von doppeltverdienenden Eltern, wenn sie gefragt werden, warum sie beide arbeiten gehen: „Wir wollen doch unseren Kindern etwas bieten können“.
Mit „bieten können“ sind käufliche Dinge gemeint. Dabei ist das wichtigste Gut, das man Kindern seit eh und je bieten kann, Zeit für sie zu haben – freie Zeit in der Familiie oder mit Freunden zu verbringen anstatt in ganztägigen institutionellen Verwahranstalten, damit die Eltern Geld verdienen können auf Kosten der Zeit für- und miteinander.

Hornveilchen
1 Jahr zuvor

Ich finde das ein bisschen blauäugig, denn kostenlos ist das Essen nie, es bezahlt nur jemand anderes.

Wenn die Eltern der schulpflichtigen Kinder es nicht direkt selbst bezahlen, dann bezahlen es eben alle Steuerzahler, denn aus den Steuergeldern werden dann die Kosten beglichen.

Es ist auch nicht wirklich billiger, weil sich dann ja alle daran beteiligen, denn man bezahlt es mit seinen Steuern sozusagen ewiglich, auch wenn die eigenen Kinder nicht mehr zur Schule gehen.

Man sieht diese Kosten nur nicht mehr. Aber kostenlos ist es nie.

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Das haben Sie gut gesagt. Alle fordern immer „billig“ oder sogar „kostenlos“, aber keiner davon macht sich Gedanken, woher die Mittel dafür kommen sollen. Kostenlos ist es wirklich niemals, es wird woanders eingespart oder eingefordert.

Nadja
1 Jahr zuvor

Gut, dass diese Petition noch aktiv ist; ich hätte sie beinahe übersehen. Erstaunlich, dass hier Individuen kommen, nur um negative, teilweise hirnlose, Kommentare abzugeben. Steuerfinanzierte Schulverpflegung ist eine reine Selbstverständlichkeit!
MvfG, Nadja Bragdén, Hamburg