Arbeitgebernahe Studie: Hunderttausende Kita-Plätze fehlen – GEW: Zustände in den Kitas sind schon jetzt unverantwortlich

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Deutschlandweit fehlen nach einer aktuellen Studie noch 266.000 Kitaplätze für Kinder unter drei Jahren. Die Betreuungslücke sei damit etwas kleiner als in den Vorjahren, berichtete das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer am Wochenende veröffentlichten Untersuchung. Zum Vergleich: 2019 fehlten in der Bundesrepublik noch knapp 360.000 Betreuungsplätze für Kleinkinder. Die andere Seite der Medaille: Die Bedingungen in den Kitas seien kaum noch erträglich, so erklärt die GEW.

Das Institut der deutschen Wirtschaft macht eine Betreuungslücke aus. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Besonders schlecht ist die Lage derzeit der Studie zufolge in Bremen. Zwar sei die Betreuungslücke auch dort seit 2019 prozentual von 19,7 Prozent auf 16 Prozent gesunken, berichtete das IW. Doch belege der Stadtstaat damit den letzten Platz im bundesweiten Ranking. Beim bisherigen Schlusslicht Nordrhein-Westfalen verkleinerte sich die Betreuungslücke innerhalb von drei Jahren um 6 Prozentpunkte auf 13,9 Prozent. Am besten war die Situation bei der Kleinkinder-Betreuung der Studie zufolge in Sachsen Anhalt und Hamburg.

Dass alle Bundesländer die Betreuungslücke etwas schließen konnten, liegt nach Einschätzung der IW-Experten an drei Faktoren. Erstens hätten die Städte und Gemeinden den Kitaausbau vorangetrieben, zweitens sei die Zahl der Kinder unter drei Jahren gesunken. Außerdem sei pandemiebedingt der Anteil der Eltern zurückgegangen, die überhaupt einen Betreuungsplatz gesucht hätten.

«Außerdem suchen seit einigen Monaten viele Menschen aus der Ukraine Schutz vor dem russischen Angriffskrieg – auch Eltern mit ihren Kleinkindern»

Mit Blick auf die Zukunft gibt es deshalb nach Einschätzung des IW keinen Grund zur Entwarnung. «Aufgrund der Corona-Pandemie wurden weniger Betreuungsplätze benötigt. Außerdem suchen seit einigen Monaten viele Menschen aus der Ukraine Schutz vor dem russischen Angriffskrieg – auch Eltern mit ihren Kleinkindern», betonte IW-Studienautor Wido Geis-Thöne. Wie sich die Bedarfssituation in den kommenden Jahren entwickeln werde, lasse sich daher nur schwer abschätzen. Es könne aber dazu kommen, dass sich die Lage wieder verschärfe.

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Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht Kitas in Deutschland angesichts hoher Krankenstände bei Erzieherinnen und Erziehern kurz vor dem Zusammenbruch. «Die Bedingungen in den Kitas sind kaum noch zu verantworten», schreibt Doreen Siebernik, Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit der GEW, in einem Gastbeitrag für die «Welt am Sonntag». Zu oft gehe es «nur noch um Verwahrung».

Grassierende Infektionen, allgemeine Erschöpfung der Beschäftigten und eine ungewöhnliche hohe Fluktuation in der Belegschaft lassen es Siebernik zufolge nicht mehr zu, allen Kindern gerecht zu werden. «Es gibt Häuser mit einem Krankenstand von mehr als 50 Prozent.» Betreuungszeiten würden massiv gekürzt oder ganze Einrichtungen geschlossen. Mancherorts sei die Situation «regelrecht dramatisch».

«Erst wenn die Arbeits-, Rahmen- und Einkommensbedingungen stimmen, werden sich noch mehr Menschen für diese tollen Berufe entscheiden»

Das liegt der Gewerkschafterin zufolge aber nicht nur an der Grippewelle, sondern an Personalmangel, fehlenden Kitaplätzen und Belastungen durch die Pandemie oder die Aufnahme geflüchteter Kinder. Den Kitas sei die notwendige Unterstützung verweigert worden. «Deshalb trifft die aktuelle Krankheitswelle jetzt auf ein insgesamt geschwächtes System.» Es fehle nach wie vor entschlossenes politisches Handeln, um den Platzausbau und die Qualitätsentwicklung zu verbessern. «Erst wenn die Arbeits-, Rahmen- und Einkommensbedingungen stimmen, werden sich noch mehr Menschen für diese tollen Berufe entscheiden», mahnte Siebernik mit Blick auf fehlende Fachkräfte. News4teachers / mit Material der dpa

„Es geht oft nur noch darum, Kinder so früh und so lange wie möglich wegzuorganisieren“: Eine Kita-Erzieherin berichtet

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Angelika Mauel
1 Jahr zuvor

Für Kleinkinder ist „Betreuungslücke“ nicht der Umstand, dass man ihren Eltern keine Betreuungsplatz anbieten kann, sondern die miese Situattion, dass sie unter nicht kindgerechten Bedingungen betreut werden.

Gut, dass Erzieherinnen nicht mehr alles bis zum St,-Nimmerleinstag mitmachen werden. – Sie können es auch einfach nicht mehr.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Irgendwann wird jemand auf die Idee kommen und beheizte Hallen als Betreuungsangebot ausrufen. Da wird dann ein Laster mit Spielzeug abgekippt, eine Fachkraft plus Wickelhilfe angeheuert und los geht es mit 150 Betreuungsberechtigten.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Hoffentlich nicht. Es gab übrigens schon das Phänomen, dass man Kinder mehrerer Gruppen gemeinsam in einer Turnhalle betreut hat und nur die erforderliche Anzahl an Betreuungskräften zu dieser „legalen Gruppenform“ angewiesen hat. Einige Bundesländer haben durch ihre Gesetzgebung schon vorausschauend vorgesorgt, um widerwärtige Betreuungsbedingungen als „legal“ dastehen zu lassen.

Auf welche Weise engagiert sich eigentlich der Deutsche Kinderschutzbund, wenn es um eklatante Missstände in Schulen geht? – Wenn es um zu schlechte Kitas geht, wurde ausgiebig geschwiegen.

Doch wenn die Erzieherinnen sich jetzt bald richtig wehren, werden einige gemeinnützige Verbände vielleicht aus ihrer Verschnarchtheit erwachen. (Sähe ansonsten auch zu blöd aus…)

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor

„Am besten war die Situation bei der Kleinkinder-Betreuung der Studie zufolge in Sachsen Anhalt und Hamburg.“ – Ausgerechnet Sachsen.Anhalt wird genannt?! Die ErzieherInnen dort betreuen besonders viele Kinder und verdienen dafür auch noch weniger als in anderen Bundesländern. https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/kita-platz-kinder-personal-bezahlung-100.html

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Ich bin dafür, Kitas U3 abzuschaffen!
Wieviele Erzieher*innen fehlen noch, wenn die von U3 in den Ü3 wechseln? Es sollte möglich sein, nach 3 Jahren ohne Verluste wieder in den Beruf einsteigen zu können. Es gibt so viel Geld in dieser Zeit! Mutterschutz, Elternzeit und wie das alles heißt, weiß ich nicht mehr. Ich bekam jedenfalls ein Jahr lang 300 Euro monatlich, davor Mutterschutz, dazu Kindergeld und man kriegt für Babys und kleine Kinder wirklich alles nachgeschmissen! Abgesehen davon, dass einen die Verwandtschaft womöglich überhäuft, gibt es Secondhand und Ebay. Kinder wachsen so schnell aus den Sachen, dass alles praktisch neuwertig ist und nur wenige Euro kostet. Man findet, wenn es sein muss auch Markenschuhe für 5 Euro. Kinderwagen für 25 Euro. MaxiCosi für 8 Euro, nichts davon ist „schlecht“. Genau genommen muss ein Kind in diesem Alter auch noch kein eigenes Zimmer haben und würde stets die Gesellschaft Anderer im Raum vorziehen. Meine Kinder haben bei mir im Bett geschlafen, wurden sehr lange gestillt (deshalb weiß ich garnicht, wie man Babymilch anrührt), hatten meist Stoffwindeln und waren natürlich über mich versichert. Dann noch die vielen Geschenke von Verwandten und die Möglichkeit, gutes gebraucht zu kaufen. Ich hätte wohl kaum mehr als 50 Euro im Monat in der Zeit ausgeben müssen. Aber man gibt ja gerne aus. Bei mir war das dann Ökokleidung und- Spielzeug, das seinen Preis hatte, aber das war meine eigene Eitelkeit, mein Luxus, so wie bei Anderen es dann die schicke Kinderzimmereinrichtung sein muss. Das muss aber nicht sein! Und selbst, wenn man nicht stillen kann und lieber Einmalwindeln nutzt, es bleiben in dieser Zeit hunderte Euros über von dem, was für das Neugeborene gezahlt wird. 15 Jahre später sieht das ganz anders aus, wenn man Verständnis für den Jugendlichen haben möchte, der bei gewissen Trends in der Klasse mithalten möchte, der isst und wächst für drei und für dessen große Füße man second hand auch nichts mehr findet.
Ich glaube es kein Stück, dass beide Elternteile in dieser Zeit arbeiten müssen, außer für ihre eigene Eitelkeit! Während ich ohne Auto mein Fahrrad und den für das Kind benötigten Fahrradsitz, den Kinderwagen und das Tragetuch wirklich gebraucht habe, sind andere Eltern praktisch überall mit dem Auto hingefahren. Die paar Meter vom Parkplatz bis in die Kita haben sie dann das Kind in ihr teures Tragetuch gesteckt, den Kinderwagen brauchte es mal zum shoppen und das Fahrrad jeden Sommer zweimal. Und dann noch was auch immer für diese und jene und solche Gelegenheit…. hach, sind die Kleinen teuer, vom größeren Auto ganz zu schweigen. Nein, das ist alles unnötig. Bleibt Zuhause und kümmert euch selber um eure Kinder, egal ob Mütter oder Väter!

MeinSenf
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Haben Sie schon einmal an Alleinerziehende gedacht, von denen es immer mehr gibt und die am häufigsten von Armut bedroht sind?

Mutterschutz, Elternzeit und wie das alles heißt, weiß ich nicht mehr. Ich bekam jedenfalls ein Jahr lang 300 Euro monatlich, davor Mutterschutz, dazu Kindergeld und man kriegt für Babys und kleine Kinder wirklich alles nachgeschmissen!“
Davon können viele nur träumen!
Gerade der Start mit Baby ist sehr kostenintensiv! Schön, dass es Ihnen so gut ging. Vielen anderen nicht. Nicht jeder wird mit Geschenken „überhäuft“ und es soll auch Menschen ohne große Verwandschaft geben.
Zur Geburt meines Kindes hatte ich als damals Pseudo-Selbstständige überhaupt keinen Mutterschutz, denn ohne zu arbeiten, bekam ich kein Geld. 7 Wochen nach der Geburt musste ich wieder ran, sonst hätte es nicht gereicht und als ich plötzlich allein da stand, musste ich mit Kind irgendwo unterkriechen, sonst hätte ich mit Säugling unter der Brücke schlafen können.
Glauben Sie jeder der einen U3 Platz braucht, WILL sein Kind schon so früh abgeben? Viele müssen es!

Ich bin dafür, endlich Geld in die Hand zu nehmen und das marode System von Grund auf zu sanieren, anstatt es in Unternehmen zu buttern und Reiche noch reicher zu machen!

Erziehungsarbeit, egal ob in KiTa, KiGa, Schule oder auch Zuhause muss attraktiv werden, in Arbeitsbedingungen, Gehalt und Wertschätzung. Kleine Gruppenschlüssel, gut ausgestattete Gebäude, angemessener Lohn, dann kommt auch das Personal. Und DAS kommt dann auch den Kindern zugute!

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  MeinSenf

Jawohl, sie sagen es. „VIELE MÜSSEN ES.“ Die sollen auch Betreuung für ihre Kinder bekommen. VIELE MÜSSEN ES ABER AUCH NICHT, aber sie tun es trotzdem.
Schließlich haben ja ALLE ein Recht auf einen Krippenplatz ab einem Jahr. Da darf man schon mal fragen, ob wir uns einen solchen Luxus, angesichts eklatanten Personalmangels, noch leisten können.

Uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Der Personalmangel ist (wie übrigens überall) der geringen Bezahlung geschuldet. Der FABIDO Kindergarten bei dem mein Kleiner ist hat jedenfalls keine Probleme Personal zu finden (zahlt halt nach Tarif, sicherer unbefristeter Job), sieht bei den freien Trägern nicht so gut aus. Besser bezahlen und gut ist.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Der Personalmangel ist vielleicht auch ein klein wenig dem demographischem Wandel geschuldet. Geht ja nicht nur den Kitas so.

Uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Nein. Für gutbezahlte Arbeit gibt es auch genug Bewerber. Hunderte.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  MeinSenf

Ich BIN alleinerziehende Geringverdienerin und selbständig und weit unter Hartz IV Niveau! Die 300 Euro im Babyjahr hieß, glaube ich „Elterngeld“ (…?). Das bekam, genau wie Mutterschutzgeld (für 6Wo vor bis 8Wo nach Geburt) jeder, der krankenversichert ist! Eine Krankenversicherung sollte man auch dem Kind zum Wohl haben, notfalls beim Jobcenter klingeln, dann kriegt man eine. Was hat Wohnungssuche damit jetzt zu tun? Sie können ja nicht in die Kita einziehen. Mit Baby werden Sie vom Jobcenter auch nicht in Arbeit gezwungen und bekämen sofort eine Unterkunft. In dem von Ihnen beschriebenen Fall brauchen Sie akute Hilfe und keinen Krippenplatz! Den Krippenplatz nutzen Leute, die sehr gut verdienen, so dass Elterngeld, Kindergeld ect dies nicht ausgleichen könnten und die dieses Niveau eben beibehalten wollen. Diejenigen, die kaum mehr als diese „Zuschüsse“ haben, stehen nicht schlechter, eher besser da. Warum sollte man ein Kind für viel Geld, den Staat betreffend, fremdbetreuen lassen um dann einen Job zu machen, der weniger bringt als die Fremdbetreuung kostet? Nur, damit man sagen kann,man arbeitet? Das habe ich nie verstanden. Kind kostenintensiv in der Kita betreuen lassen um einen 1-Euro – Job, der vielleicht nicht mal irgendwem nützt zu machen, nur aus Prinzip, damit man arbeitet, und dem Kind dafür die Mutter vorenthalten.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  MeinSenf

Kinder sind Individuen und sie haben GRUNDBEDÜRFNISSE. Egal wie prekär die Lage der Eltern sein mag: Die Grundbedürfnisse ihrer Kinder bleiben für einige Zeit die eines bedürftigen, auf eine innige Bindung angewiesenen Kindes. Es hinterlässt je nach Resilienz mehr oder weniger starke Spuren bei den Kindern, wenn sie im Schichtdienst und/oder von wechselndem Personal betreut werden.

Erinnern wir uns an die Mengenlehre. Die Interessen von Kindern, Eltern und ErzieherInnen sind nicht deckungsgsgleich. Sie überlappen sich und es sind nie die Kleinkinder, die den Erwachsenen unangemessen viel abverlangen. Kinder zeigen zuerst, was sie brauchen. Wird das ignoriert, müssen sie am Ende resignieren.

„Mein Senf“ ist es nicht, Ihre Gefühle verletzen zu wollen. Es hat mir immer leid getan, zu sehen, wie erschöpft gerade Mütter waren. Aber die Aufgabe der Fachkräfte ist es nun mal, zuerst an die Kinder zu denken. Mehr Rationalität würde uns weiterbringen und vielleicht eher einer zu schlechten Kinderbetreuung ein Ende setzen. Wir kommen nicht weiter, wenn empfindsame Eltern und nicht minder erschöpfte ErzieherInnen sich nicht eingestehen, dass sie vor „Vater Staat“ (dem Verursacher der Misere!) für die Kinder verantwortlich sind.

Von „juristischen Personen“ kann man kein Mitgefühl erwarten.

Edith kruse
1 Jahr zuvor
Antwortet  MeinSenf

Ganz meine meinung

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Danke, Indra Rupp.
Ich hab es mal das „Flachbildfernseher-Syndrom“ genannt. Bei Verwandschaftsbesuchen fiel mir das immer öfter auf. Als damals die Flachbildschirme modern wurden, hatten all die Familien mit den kleinen Kindern, die immer so gerne über das „teuere Leben“ für Familien jammerten, plötzlich einen wandfüllenden Flachbildfernseher in ihren schicken, mit jedem technischen Schnickschnack ausgestatteten Wohnzimmern stehen. Ich hab mich immer gewundert, ob wohl jetzt bei allen der alte Fernseher kaputt gegangen war. Bei mir stand noch Jahre später das alte, klobige Ding im Wohnzimmer, es lief ja weiterhin prächtig. Es stünde noch heute da, wenn es nicht, bedingt durch technische Veränderungen vor ein paar Jahren, keine Programme mehr hätte empfangen können.
Diese Erfahrung konnte ich immer wieder machen: „Mit kleinen Kindern ist das Leben so teuer…“
Trotzdem konnten sie jedes Jahr in den Urlaub fahren, hatten immer als erste jedes neue technische Gerät, das auf den Markt kam, waren stets tip top gekleidet und die Wohnungen eins A möbliert.
Ich hab mich oft gefragt, wie paßt das zusammen?

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Es gibt dann auch noch die 1Euro Läden. Da kann jeder, der Kinder beschenken möchte, für ganz wenig Geld was holen. Um so mehr das Kind davon hat, umso unzufriedener wird es. Die große gefüllte Kiste wird einfach nur ausgekippt und verstreut, mit den Sachen wird aber nicht gespielt. Genauso Kleiderberge. Bestimmte Sachen brauch man und ist froh drüber. Aber das zwanzigste T-Shirt dann doch wohl nicht. Meine Verwandten waren dann auch mal sauer, wenn ich gelegentlich diese Berge entsorgte – und das 1Euro Spielzeug hält ja eh nur drei Tage.

Uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Also wir hatten den Kleinen ab 18 Monaten bei der Tagesmutter, das war ganz gut dann ab 3 in den Kindergarten. Von seinem vierten bis fünften Lebensjahr hab ich ein Sabbat Jahr gemacht, da hab ich ihn aber trotzdem in den Kindergarten gebracht.
3 Jahre nur Kind halte ich echt für ein bischen Übertrieben. Und kostet auch was, wenn bei unserer Gehaltsstufe einer 3 Jahre aussteigt wären das 120000 Euro Verlust. Ein Jahr mit 1800 Euro/Monat waren natürlich völlig ok (Fehlen immer noch 2200 Euro aber gut) . Aber 3?
Außerdem geht es ja nicht nur ums Geld, bei der Tagesmutter hatte er als Einzelkind Geschwister (2) und im Kindergarten fühlt er sich auch pudelwohl. Wobei ich Tagesmutter für so kleine Kinder besser finde Aber selbst mit einem Einzelkind wäre ich ohne Kindergarten im Sabbat Jahr nicht glücklich gewesen und er vermutlich auch nicht. Irgendwann muss ich ja auch mal ins Fittnessstudio und zum Schwimmen und Saunieren ins Wellnessparadies.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Drei Jahre „nur“ Kind. So kann man es auch sehen.

Uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Ein Kind ist ungefähr ein Halbtagsjob. Also ein Kind. Und wer Halbtags arbeiten will kann ja mit einem Kind zu Hause bleiben, ich würde mich da definitiv unausgelastet fühlen. War im Sabbat Jahr ziemlich entspannt.

Pit2020
1 Jahr zuvor

Die eine Seite sind
– Statistiken
– Studien
und sonstige Theorie, bei der nicht klar ist, warum das ganze Brimborium, wenn es in der Praxis und dem immer grauer werdenden Alltag nichts ändert.

Jenseits der Theorie lässt man es von Kita über Grundschulen bis zu sämtlichen weiterführenden Schulformen einfach mal so laufen – leider zeigen sich da immer mehr … nun ja: Abnutzungserscheinungen.
(Das ist der Lauf der Dinge und der Zahn der Zeit, wenn man z.B. Schuhe nicht gelegentlich mal neu besohlen lässt … Kann man sich denken. Aber rundgelaufene Hacken sind im Zweifelsfall nicht so gefährlich wie mangelhafter Brandschutz! Vgl. Link.)

Und jenseits der Theorie sieht es dann in einer Kita – exemplarisch – so aus:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/osnabrueck_emsland/Alle-Erzieherinnen-eines-Kindergartens-drohen-mit-Kuendigung,kindergarten336.html

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Danke für den Link. Konkrete Informarionen zu der langen Liste der Mängel kommen hoffentlich auch noch in die Presse.
https://www.kreiszeitung.de/lokales/niedersachsen/katastrophale-arbeitsbedingungen-dinklager-erzieherinnen-drohen-mit-kuendigung-91967064.html

Ach, was könnte es bewirken, wenn tatsächlich 20 Erzieherinnen auf einen Schlag kündigen würden! Für die unmittelbar betroffenen Kinder und ihre Eltern wäre es schlimm, aber ein klares Zeichen dafür, dass Erzieherinnen nicht mehr alles mitmachen, könnte einiges in Bewegung bringen.

Einen angenehmen Ausweg aus der Krise kann es nicht geben, aber hoffentlich einen mit Schadensbegrenzung.

Und doch denke ich schon lange, dass von politischer Seite alles noch so sehr weiter auf die Spitze getrieben wird, dass es am Ende nur noch heißt „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!“

Stichwort „Nesselröden“: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Nesselroeden-Erzieherinnen-duerfen-doch-nicht-in-Kita-arbeiten,nesselroeden102.html
Wie konnte es nur so weit kommen, dass Eltern über den Rechtsweg erst erreichen können, dass ihre Kinder nicht von Erzieherinnen betreut werden, gegen die noch erhebliche Vorwürfe im Raum stehen, die erst geklärt werden müssen.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Manche Eltern verstehen es übrigens, den Staat vorzüglich auszunutzen. Sie nehmen alles an, was geht. Elternzeit ect, kriegen ihre Kinder in solchen Abständen, dass nach Ende der Zuschüsse und Elternzeit das nächste Kind da ist und haben ihre Kinder doch von 8 bis 16 Uhr in der Kita. Aber die sind ja nicht H4, also ganz ehrenwerte Leute. ^^

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ja, und die Elternzeit wird von Eltern mit ausgeprägtem beruflichen Ehrgeiz auch nicht immer aus edlen Motiven genommen. Diejenigen, die Wert auf eine Karriere legen, trixen herum. Bevor der an seinem beruflichen Fortkommen interessierte Vater sich in die Elternzeit verabschiedet, wurde der Nachfolger nicht angemessen eingearbeitet. Also muss die Firma ein gutes Angebot machen, damit ihr unabkömmlicher Mitarbeiter in die Firma vorzeitig zurückkehrt. Gehaltserhöhung und die Finanzierung eines Betreungsplatzes in einer teuren Privatkita sorgen dann dafür, dass aus der langen Elternzeit eine kurze wird.

Es gibt „Nobelkitas“, da werden die Kinder nach dem Ende der Betreuungszeit noch von Kinderfrauen oder Aupairs abgeholt…
Ich weiß von mehreren Erzieherinnen, dass sie in Betriebskitas gekündigt haben, weil von ihnen erwartet wurde, dass sie die kranken Kinder der wichtigen Mitarbeiter grundsätzlich in die Betreuung aufnahmen, wenn sie gebracht wurden.

Uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Auch die Renten nehmen die Menschen nicht immer aus den allernobelsten Gründen in Anspruch. Anstatt mal zu verzichten fahren die Rentner davon in Urlaub, gönnen sich eine Wohnung oder kaufen sich was zu essen.

Uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Seine Rechte in Anspruch nehmen ist also den „Staat vorzüglich auszunutzen“. Interessante Sichtweise , wirklich.

Tiefsttraurig
1 Jahr zuvor

Als Erzieherin mit langer Berufserfahrung,kann ich nur bestätigen: schlimmer kann es kaum noch werden. Mir tun die Kinder von heute einfach nur noch Leid. Die Bedingungen in den Einrichtungen sind Menschenunwürdig.Ich Frage mich täglich, wie lange ich mir den Stress und das Leid noch antun kann.Aber ich sehe die Schuld nicht alleine bei der Regierung. Auch der Großteil der Gesellschaft sollte umdenken. Warum bekommen wir Kinder,wenn wir sie den ganzen Tag in die Fremdbetreuung schicken und fremde Menschen für uns Arbeiten lassen. Es ist nicht alleine die Aufgabe von pädagogischem Personal sich um die Kinder zu kümmern. Meine Erfahrung aus der Praxis: 80 % der Kinder kennen von zuhause, weder Regeln noch ein Sozialverhalten und vorallem kein altersentsprechendes Spielverhalten.
Diese Kinder sind dann zusammen in einem engen Raum ( Massenaufbewahrung) und es wird von meistens nur 1-2 Fachkräften erwartet,das sie Wunder vollbringen. Ich sehe wie viele kleine Menschen leiden und/ oder durch negatives Verhalten auffallen, weil sie einfach völlig überfordert sind. Und sie eigentlich am Liebsten nur bei ihren Eltern wären.Viele Kinder resignieren einfach…wie schlimm.Lange kann das nicht mehr gut gehen. Aber zum Glück haben ja alle Kinder (Eltern) einen Rechtsanspruch)

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Tiefsttraurig

Wenn jedes Kind, dass durch sein Verhalten eindeutig zeigt, dass es auf seinen Rechtsanspruch verzichten möchte, von den Fachkräften als nicht krippenreif oder nicht kindergartenreif eingeschätzt werden dürfte, dann könnten einige Betreuungsplätze wieder frei und die Kinder später betreut werden.
Wir kennen es von früher: Kinder, die auf ihrem Recht auf Abklammerung bestanden haben und mit Rücksicht auf ihre Gefühle aus dem Kindergarten genommen wurden, gingen ein Jahr später ohne Probleme hin.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

@Angelika Mauel

Wird nicht passieren – schon alleine das hier spricht Bände, besonders der letzte Absatz:

„Kanzler Scholz will weniger Frührentner
Stand: 11.12.2022 05:53 Uhr

Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen früher in Ruhestand. Bundeskanzler Scholz sieht darin ein Problem – und will dafür sorgen, dass künftig mehr Menschen erst mit 67 Jahren in Rente gehen.

Bundeskanzler Olaf Scholz will erreichen, dass weniger Menschen vor Erreichen der Regelaltersgrenze in Rente gehen. „Es gilt, den Anteil derer zu steigern, die wirklich bis zum Renteneintrittsalter arbeiten können. Das fällt vielen heute schwer“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung „Ouest-France“.

Scholz sieht zudem „Steigerungspotenzial“ beim Anteil von Frauen am Arbeitsmarkt. „Damit das hinhaut, müssen wir aber Ganztagsangebote in Krippen, Kitas und Schulen ausbauen.“
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/scholz-rente-105.html

Echt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Er will ja die „Lufthoheit über die Kinderbetten“. Gruselig!

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Echt

Nach diesem Satz war er bei mir unten durch und daran wird sich auch nichts mehr ändern.

Waldi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Scholz hat definitiv keine Ahnung von Kitas, Schuster bleib bei deinen leisten… aber die SPD weiß ja eh alles besser – die roten Götter der Nation

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Waldi

Das Schlimme ist, er wird schon eine gewisse Grundbildung und Ahnung haben, aber es geht ihm um politische Interessen und nicht um die Kinder, ihre Familien oder die Erzieherinnen. – Nachdem in der Altenpflege seit Jahrzehnten untragbare Zustände an der „Tagesordnung“ sind, kann man die sozialen Erzieherinnen doch auch in eine Sackgasse hineinmanövrieren.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Waldi

„Scholz hat keine Ahnung von Kitas …“ Bestimmt berät ihn seine Britta bei diesem Thema (das macht es aber auch nicht besser.)

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Man sollte es wieder möglich machen, seinen Kindern die ersten drei Jahre ein familiäres Zuhause zu geben, dieses Recht auf einen Kitaplatz schon im Säuglingsalter (leichte Übertreibung) hat alle Eltern unter Druck gesetzt, auch wenn sie den Platz gar nicht gebraucht hätten. Den Kindern fehlt die Nestwärme und die notwendige Bindung, das wird sich später bemerkbar machen. Das Argument „die lernen da doch so viel“ lasse ich nicht gelten, denn oft ist weniger, da intensiver, mehr, wie bei den Spielsachen. Und soziale Kontakte können die Eltern auch privat in Krabbelgruppen schaffen was ja nun allerdings mit Arbeit und Eigeninitiative verbunden ist, ein Phänomen,
das heutzutage schon in der Schule immer weniger gefördert wird.
Wie haben wir das nur in den späten 90ern geschafft, als man erst im Alter von 3-4 Jahren einen Halbtags-Kindergartenplatz bekommen hat? Auch damals waren die Plätze knapp. Und keiner hat sich aufgeregt, es gab sie nicht nicht, diese „Bedien-mich-Mentalität“, man hat die Sache selbst in die Hand genommen, und ich glaube, den Kindern hat dies keinesfalls geschadet, im Gegenteil.

Rike
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

“Wie haben wir das nur in den späten 90ern geschafft, als man erst im Alter von 3-4 Jahren einen Halbtags-Kindergartenplatz bekommen hat?“ – ganz einfach: mit Verzicht!
Nur am “Schaden bei der Renteneinzahlung” habe ich lange gebraucht, das wieder einigermaßen auszubügeln.
Unseren Kindern hat es gut getan und damit waren auch wir Eltern mit etwas weniger materiellem Wohlstand glücklich.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rike

Richtig, Rike, bei den Renten ist die Generation, die ihre Kinder zuhause erzogen hat, betrogen worden. Ich habe zwei gute Steuerzahler in dei elt gesetzt und deren Ausbildung bezahlt um nun festzustellen, dass mir die fehlenden Jahre finanziell weh tun werden in der Rente, aber das wusste ich und habe deshalb etwas angespart in der Hoffnung, dass der Staat mir das nicht auch noch nimmt. Gejammere kenne ich nicht, nur ein Aufmerksam-Machen auf so viel Ungerechtigkeit. Und ja, Verzicht ist indiziert, wenn man sich für Kinder entscheidet, nicht nur finanziell. Aber das können viele junge Eltern nicht mehr. Und das Etikett „alleinerziehend“ scheint heute ein Gutschein für staatliche Versorgung zu sein. Und nie ist es genug. Es gibt so viele Unterstützungsangebote, man muss sich nur die Mühe machen, sich zu informieren.

Manfred Meyer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Mit einem ausgeklügelten Konstrukt der Versorgerehe und mit viel Unterstützung der Großeltern, die um die Ecke oder im selben Haus gewohnt haben.
Das gibt es quasi nicht mehr. Bei der Versorgerehe zum Glück, bei der Greifbarkeit von Großeltern leider.
Die Welt ist nunmal eine andere.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Manfred Meyer

Ich hatte zur Erziehung meiner Kinder weder eine Versorgerehe (ich musste immer dazuverdienen, aber wir haben keinen Luxus gebraucht) noch hatte ich die Großeltern um die Ecke. Auch das ist wieder so ein Klischee, das nicht auf alle angewendet werden kann, die ihre Kinder zuhause erzogen haben.
Versorgerehe klingt auch sehr abwertend, Ihre gewollt pragmatische Einstellung kann ich beim besten Willen nicht teilen.
Sie sagen, die Zeiten ändern sich, aber ich behaupte auch, dass die Einstellung der Eltern sich massiv geändert haben. Da ist sehr oft überzogenes Anspruchsverhalten, Bedien-mich-Mentalität, Egoismus, mangelnde Eigeninitiative und manglende Wertevorstellungen zu beobachten.

Marion
1 Jahr zuvor

Heute morgen in der Zeitung gelesen: Aufgrund des Fachkräftemangels, sieht Olaf Scholz vor allem bei Frauen noch Rekrutierungspotenzial, was Erwerbstätigkeit betrifft.
Dafür müßten aber Krippen- und Kitaplatzangebote ausgebaut werden. Und wo nimmt er das Personal dafür her?
Es wird sich sich in Zukunft NICHTS verbessern. Im Gegenteil.
Qualitätsstandarts werden gesenkt werden MÜSSEN, weil es anders gar nicht mehr machbar ist.
Man wird sich stillschweigend vom Narrativ der „Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit“, (die es eh nie gab), verabschieden und statt dessen mit dem des drohenden Wohlstandsverlustes, des wirtschaftlichem Niedergangs, des Verlusts der Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt etc.pp, ersetzen.
Ich setz mich mal wieder in die Nesseln und argumentiere rückwärtsgewandt und konservativ:
Vor 40 Jahren war es in einem Dorf mit ca. 500 Einwohnern noch möglich, seinen täglichen Bedarf an Lebensmitteln IM DORF zu decken.
Man mußte nicht ins Auto steigen und irgendwo hinfahren. Nein!
Es gab damals in etwa 10 landwirtschaftliche Betriebe im Ort.
Später wurden die dafür bezahlt, Flächen stillzulegen. Heute haben wir KEINEN EINZIGEN richtigen Bauernhof mehr.
Damals ging man zum Metzger, der das Fleisch und die Wurst von den Tieren verkaufte, die er von einem Bauern aus dem Ort erworben und selbst geschlachtet hatte.
Die Milch holte man auch beim Bauern. Es gab einen Bäcker und ZWEI kleine Lebensmittelläden und ungefähr fünf! Wirtshäuser. Und alle konnten von ihren Einkünften leben.
Die meisten Familien besaßen einen eigenen Gemüsegarten.
Dann eröffnete der erste Supermarkt in der nahegelegenen Kleinstadt. Der Anfang vom Ende der dörflichen Kreislaufwirtschaft begann.
Heute gibt es, außer vielleicht dem einen oder anderen Gemüsegarten und einem Wirtshaus, nichts mehr davon.
Auch wenn jetzt viele wieder die Augen rollen und behaupten „früher war nicht alles besser“, so entgegne ich: „Stimmt. Alles nicht. Aber das schon.“
Wohin hat uns der grenzenlose Fortschritt, die Globalisierung, die Digitalisierung denn gebracht?
Was bringt es uns, das wir funktionierende, kleinteilige Wirtschaftskreisläufe, wie den oben beschriebenen, ruiniert haben?
Ist die Welt heute in einem besseren Zustand?
Sind wir zufriedener?
Sind wir durch unsere heutige Lebensweise dem Punkt, an dem wir sagen können, so könnte es langfristig gut gehen, irgendwie ein Stück näher gekommen oder ist nicht eher das Gegenteil der Fall?
Sollten wir uns nicht ENDLICH alle an die eigene Nase fassen und zu dem Schluß kommen: Wir müssen wieder bescheidener werden, wir müssen mit WENIGER zufrieden sein, wir müssen unseren Lebensstandart SENKEN, wir müssen wieder REGIONALER wirtschaften, KLEINERE wirtschaftliche Kreisläufe bilden, weg vom Globalen.
Zwei Schritte zurück, statt einen nach vorn, ist meistens die bessere Alternative, wenn man schon an der Abgrundkante steht.
Ich weiß schon, daß sich das alles nicht einfach so umsetzen läßt.
Wir befinden uns in einem Teufelskreis, aus dem wir nicht mehr so leicht aussteigen können, ohne das es erst mal zu sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen kommt. Dennoch glaube ich, daß uns auf Dauer nur mehr Hinwendung zum Kleinteiligen, zum Regionalen zum materiell bescheideneren Leben und eine Stärkung der familiären Strukturen, statt Ausbau der Kitaplätze wirklich weiter bringt.
Aber mir ist natürlich klar, daß es dazu nicht kommen wird. Dem stehen nämlich die Interessen von Großkonzernen im Weg. Wir sollen alle schön weiter im Hamsterrad rotieren und die Produkte der global agierenden Lebensmittelgroßkonzerne konsumieren, auf daß es ihnen wohl ergehe und sie lange leben auf Erden. Dazu werden wir von den Hightech – Riesen aus dem Sillicon Valley mit immer neuen digitalen Spielereien bei Laune gehalten, damit wir bloß nicht auf dumme Gedanken kommen und versuchen aus der Tretmühle auszusteigen. Wir akzeptieren, daß immer mehr Daten über uns gesammelt werden und Leute wie Zuckerberg bald mehr über uns wissen, als wir selbst. Wir brauchen auch bald kein Bargeld mehr, weil wir alle brav mit Karte zahlen – es ist ja so praktisch – und damit noch gläserner werden, als wir es schon sind. Sollte es dann irgendwann mal zu Ende sein mit unserer uns wohlgesonnenen, freundlichen, demokratischen Regierungsform, sind wir genauso durchschaubar und kontrollierbar und den Machthabern ausgeliefert, wie heute schon die Chinesen.
Aber egal. Hauptsache unser Wohlstand bleibt erhalten, der individuellen Selbstverwirklichung sind keine Grenzen gesetzt und wir können weiterhin in den Urlaub fliegen. Was wollen wir mehr? Wie? Wir richten damit die Welt zugrunde? Macht nix. Nach uns die Sintflut.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

@Marion

Das sehe ich auch so.

Dieser Artikel passt zum Thema bzw. zur Problematik:
https://www.spektrum.de/news/klimakrise-gruenes-wachstum-ist-wunschdenken/2083467?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

@Marion

Und sicher 😉 ist das hier auch einkalkuliert:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/abwanderung-grossstaedte-101.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Doch, ich bin sicher 😉 dass es einkalkuliert ist, denn

  • die Nachricht ist spätestens ab heute vielen, vielen Menschen zugänglich (Diese Nachricht habe ich schon letzte Woche irgendwo gelesen – und auch da war sie nicht mehr so ganz neu, aber heute haben wir die Reichweite der „Tagesschau“.)
  • man kann an den „Schaltstellen der Macht“ ganz hervorragend die Zeichen der Zeit deuten und dann folgerichtig kalkulieren und … TÄDÄÄÄ: Handeln! Jawoll, Handeln! An dieser Stelle erinnern wir uns gerne an das jahrelange Desaster von zu geringer Lehrerausbildung, weil man z.B. im Sommer vor 6 Jahren (= 2016) noch nicht aaaaaahnen 😉 konnte, dass eine gewisse Summe X in diesem Jahr 2016 in Deutschland geborener Kinder dann 6 Jahre später (= Sommer 2022) eingeschult würden. (Flüchtlinge aller Art waren tatsächlich mit konkreten Mengen nicht kalkulierbar, das gestehen wir natürlich zu.)

Noch ’n Beispiel für die Kompetenz-Inkompetenz (Oder isses Inkompetenz-Kompetenz?!) in den „oberen Etagen“ gefällig?
Bitte gern, war zwar oben schon einmal zu lesen – aber doppelt wummst halt besser: 😉
„Kanzler Scholz will weniger Frührentner
Stand: 11.12.2022 05:53 Uhr
Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen früher in Ruhestand. Bundeskanzler Scholz sieht darin ein Problem – und will dafür sorgen, dass künftig mehr Menschen erst mit 67 Jahren in Rente gehen.
Bundeskanzler Olaf Scholz will erreichen, dass weniger Menschen vor Erreichen der Regelaltersgrenze in Rente gehen. „Es gilt, den Anteil derer zu steigern, die wirklich bis zum Renteneintrittsalter arbeiten können. Das fällt vielen heute schwer“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung „Ouest-France“.
Scholz sieht zudem „Steigerungspotenzial“ beim Anteil von Frauen am Arbeitsmarkt. „Damit das hinhaut, müssen wir aber Ganztagsangebote in Krippen, Kitas und Schulen ausbauen.“
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/scholz-rente-105.html

Hey … psssst … hey, Olaf! Haste schon das mit den Boomern gehört?! Ja, ja, ich hab‘ das auch erst für ’n blöden Kantinenwitz gehalten – so von wegen „Zeitenwende reloaded“, aaaaaber das sagen gaaaaanz viele Leute und ich glaub‘, das war auch schon mal in den Nachrichten! Jaaahaaaaa echt: Boomer gehen in Rente, geht los so langsam!!! Und das sollen ziemlich viele sein. ganz große „Hausnummer“, Rieeeesen-Aktion!!! … Wie? Echt jetzt? Wir haben da noch vieeeeel Zeit, so wie immer?! … Ach so, ja daaaaaaann.
Noch’n Käffchen, Olaf? Lecka Keksken dazu?

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Hm, ja, auch wenn man mit fortschreitendem Alter erkennt, dass man als Bürger inzwischen lediglich als Leistungsträger und Kostenfaktor definiert wird – und man seit mindestens 15 Jahren das Pensum für ursprünglich 2 bzw 3 sog. Leistungsträger wuppen darf, egal in welchem Berufszweig, – dann hat man eben nicht mehr so viel Bock auf den ach so tollen Job. Schätze, da liegt (mal ganz vereinfacht gesehen) zusätzlich der Hase im Pfeffer.
Prinzip ‚Ursache >Wirkung‘.
Es liegt m.M.n. nicht ausschließlich am Effekt der sog. Boomer- Generation.
(Inzwischen erlebe ich doch recht viele aus meinem Bekanntenkreis, die schon mit Mitte bzw. Ende der Fünfziger vehement mit vorzeitiger Verrentung/Pensionierung kokettieren und hinsichtlich dessen erste Pläne schmieden.)
Auch das hatten die Leutchen (oder Leuchten?) da ganz oben eher nicht auf dem Schirm.
Wie war das nochmal: Wir fahren auf Sicht!
Vermutlich mit Lesebrille…

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

@Mary-Ellen

„Wie war das nochmal: Wir fahren auf Sicht!
Vermutlich mit Lesebrille…“

„Fachkräfte“ würden die Lesebrille nehmen.
Wenn wir aber genug Fachkräfte hätten, für diese jedoch zu wenige Optiker haben (wegen der Lesebrillen) … was bleibt da noch, wenn man vernünftig lesen will? Die Vorlesefunktion von „Gockel-Maps“ in einfacher Sprache?
(Nein, Mary-Ellen, denke jetzt bitte nicht an WC-Brillen – das ist mir schon ganz spontan passiert. 😉 So weit isses schon!)

Echt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Sie haben das System durchschaut. Das wollen jedoch nur die Wenigsten wahrhaben. Mir graut schon lange davor, was aus dieser globalisierten Digitalisierung wird (werden soll). Mir fehlt es zunehmend an Privatsphäre, an eigenen Entscheidungsräumen. Durch die zunehmende Digitalisierung aller Bereiche, werden diejenigen, die nicht daran teilhaben möchten, mehr und mehr zu Ausgeschlossenen. Das ist perfide. Alles soll scheinbar einfacher und bequemer werden. Die Manipulation ist perfekt, da die Wenigsten erkennen (wollen), dass sie nicht Nutznießer dieser Entwicklung sind, sondern Andere dadurch nur an noch mehr Macht gewinnen. Das Kapital zentralsiert sich dadurch immer mehr. Alle sind und werden getrieben, vor den Kindern wird kein Halt gemacht. Wer das wahrnimmt und kritisiert, wird bestenfalls als gestriger Bedenkenträger belächelt, der die (suggerierten) Chancen nicht erkennt. Regionale Kreislaufwirtschaft hat da keine Chance, außer als subventionierte Projekte. Billig zählt halt mehr und die Handelsabkommen müssen sich in erster Linie für Großkonzerne lohnen.
Meiner Meinung nach haben wir den Zenit der wirtschaftlichen Effektivität längst überschritten. Menschen sind eben nicht nur Humankapital und/ oder Konsumenten. Oder irre ich mich und wir sind letztlich doch einfach nur Lemminge?

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Liebe Marion, Sie sprechen mir aus der Seele. Aber diese Weitsicht und Einsicht haben die Wenigsten. Alle meinen, dieses „Rat Race“ mitmachen zu müssen. Und um auf Ihr Beispiel einzugehen: selbst wenn ein Dorf noch umfänglich Versorgungsmöglichkeiten hat, kaufen die meisten Leute im 10 km entfernten Discounter ein, da sie meinen, hier immens sparen zu können, verpulvern dann für die gesparten 5 Euro aber lieber 10 Euro an Benzin, Umweltverschnutzung, unbeabscihtigte Einkäufe etc. Ist zu viel zum Denken. Der kleine Laden kann aber nicht vom vergessenen Ei oder 125 g Butter leben.
Und richtig, wir sollen zu Konsum angetrieben werden, das BSP ist wichtiger als der Mensch. Leider lassen sich die Leute gerne manipulieren durch die Werbung, auch aus Angst, nicht dazuzugehören. Die Werbung für Produkte wird quantitativ immer mehr, aggressiver, manipulativer und trügerischer. Wo man geht und steht wird man erschlagen mit Werbung, kein TV, kein Radio ohne exzessive Werbeeinlagen. Die junge Generation ist damit aufgewachsen, aber mich macht das aggressiv, da mich das tierisch nervt. Das ganze Geld, das hier für Sendezeit ausgegeben wird auf die Produkte umgelegt, und schon hätten wir moderate Preise. Und wenn der Konsum ausbleibt (wegen Krisen z.B.) betteln die Großkonzerne den Staat (Steuerzahler) an, ohne auf vorige Gewinne einzugehen.
Ich sehe in dieser Zwangsberieselung zum Konsumverhalten das größte Problem der heutigen Entwicklung, gepaart mit der Geldgier der Strippenzieher. Man könnte sagen „der Verbraucher hat es in der Hand“, aber er will das offenbar nicht. Ein Umdenken ist bitter nötig, da bereits die Kleinkinder in diesen Kosumstrudel mit hineingezogen werden, was das Problem später noch potenzieren wird.

Waldi
1 Jahr zuvor

Hallo, ich bin selbst Erzieher in eine Waldkita. Wir haben von 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr geöffnet, das ist gut so. Mir macht es sehr große Bauchschmerzen, dass es immer wieder Tendenzen gibt, dass die Betreuungszeiten nicht ausreichen, immer länger sollen die Kinder in der Kita bleiben. Sollen die Kinder schon auf den 8 Stunden Job vorbereitet werden, könnte sein. Viele viele Kolleginnen und Kollegen können nach 7-8 Stunden nicht mehr, Pause ist ein Träumchen, er nervt eigentlich nur, dass manche Eltern immer mehr Zeiten brauchen um noch mehr Geld zu verdienen, es muss ja der 3 Urlaub im Jahr sein und der SUV…
Das ganze System fährt an die Wand, davon gehe ich aus. Die Herren und Damen in Berlin sollten sich mal schnell Gedanken machen, wo der Backofen steht für die Erzieher zu backen – gehts noch.
Egal ob Kita oder Grundschule, wir können die Familie nicht ersetzen. Daher sollten alle mal überlegen, ob sie noch kinder in die Welt setzen – warum? Wenn sie keine Zeit für sie haben.

Tiefsttraurig
1 Jahr zuvor

Seufz,…was war die Arbeit vor langer langer Zeit mit den Kindern mal so schön. Ich nenne den Ort an dem ich arbeite leider nur noch Aufbewahrungsstätte oder Schloss.In dem sich ganz viele kleine Prinzen und Prinzessinnen bewegen.
Langsam wird es schwierig werden mit der Wirtschaft, denn wenn nicht bald etwas passiert, dann wird es kein pädagogisches Personal mehr geben,welches noch die Lust oder Kraft hat, auf die “ Kinder“ von heute aufzupassen .Wenn schon viele Eltern keine Lust auf ihre eigenen Kinder mehr hat,tja wer denn dann ??????Roboter,oder oder?Vielleicht findet sich ja irgend ne Lösung.

Melissentee
1 Jahr zuvor

Meine Tochter war mit 1 Jahr in der Krippe und mit 3 ganztägig im Kindergarten. Es war eine tolle Einrichtung mit einem familienorientierten Konzept. Sie hat die Zeit genossen.

Und ich ärgere mich, wenn Menschen mich dafür verurteilen und in unseren Lebenswandel die Gier auf Luxus hineininterpretieren.

Ich bin arbeiten gegangen weil ich meinen Job mit einem langen und kostenintensiven Studium erlangt habe und liebe. Weil ich danach zufrieden nach Hause komme, weil mein Kopf auch bedient werden will. Weil ich das, was ich dabei erwirtschafte in das gute Leben meiner Tochter stecke. Ich möchte später auch nicht an Altersarmut leiden und meine Tochter mein Pflegeheim bezahlen lassen oder die Haushaltshilfe.

Und ja, Geld macht nicht glücklich, aber es weint sich besser im Taxi.
Nicht jeder der Geld hat, opfert dafür seine Kinder. Und nicht jede Einrichtung ist schlecht und gewiss ist nicht jedes Kind am Ende seiner Kitazeit traumatisiert.

Tatjana
1 Jahr zuvor

Ich finde als ungerecht,dass die ukrainische“ Fachleute“ leichtere Anerkennungsbedingungen bekommen als wir.Ich bin Grundschullehrerin von Beruf,bin in Deutschland seit1997( in Rahmen des Spätaussiedler – Reform ) uns spreche Deutsch,russisch,Ukrainisch und Rumänisch.Und mein Diplom dürfte ich nicht anerkennen.Also ging ich bei den 42 Jahre mit drei Kindern wieder auf die Schulbank und habe mindestens Sozialassistentin- Abschluss bekommen.Damit ich hier nicht putzen sonder mit den Kindern arbeiten dürfte.Jetzt mache ich in Teilzeit meine Ausbildung zu Ende,weil ich noch Familie füttern soll und mir die Vollzeitausbildung nicht leisten kann.
Die Ukrainerinnen bekommen das Geld von Stadt, bewegen sich selbst in der Richtung“ Sprache zu lernen“ sehr langsam. Und nun bekommen die noch Erleichterung bei der Anerkennung???Was für eine Qualität von Kompetenten werden wir haben?