Prävention gegen Rechtsextremismus: „Erfahrungen von Wertschätzung und gelungener Beteiligung in Schulen wirken“

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BERLIN. Schülerinnen und Schüler sind über die sozialen Medien leicht für rechtsextreme Propaganda erreichbar. Die Forderung, dass Schulen dem entgegenwirken sollen, wird zunehmend laut. Aber wie? Wir sprachen mit jemandem, der Lehrkräfte dabei in der Praxis unterstützt: Michael Hammerbacher ist Leiter und Bildungsreferent des Vereins für Demokratie und Vielfalt in Schule und beruflicher Bildung (DEVI). Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Demokratiebildung sowie der Islamismus- und Rechtsextremismusprävention an Schulen.

„Kinder sollten früh positive Erfahrungen im Umgang mit einer diversen Schülerschaft machen und in eine demokratische Kultur in der Schule hineinwachsen können.“ (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

News4teachers: Welchen Formen von Rechtsextremismus begegnen Lehrkräfte an Deutschlands Schulen?

Michael Hammerbacher: Unser Arbeitsgebiet liegt in Berlin und Brandenburg und vereinzelt auch in anderen Bundesländern. Hier bekommen wir unsere Rückmeldungen aus den Schulen. Zu einem geschlossenen rechtsextremen Weltbild gehören nach einem weitgehenden Konsens in der Sozialwissenschaft unter anderem die Zustimmung zu autoritären, nationalistischen, fremdenfeindlichen, antisemitischen und pronazistischen Aussagen. Bei dem Verhalten von Personen wird unterschieden in Wahlverhalten, der Mitgliedschaft, der Gewaltbereitschaft und der Bereitschaft zum Protest und zur Provokation. Kinder und Jugendliche mit einem geschlossenen rechtsextremen Weltbild sind in den Schulen sehr selten anzutreffen. Häufiger stimmen sie aber einzelnen rechtsextremen und demokratieablehnenden Aussagen zu und handeln zum Teil auch danach. Die Erscheinungsformen sind je nach Region und Sozialraum unterschiedlich.

News4teachers: Gibt es ein bestimmtes Alter, in dem Kinder bzw. Jugendliche besonders empfänglich sind für rechtsextremes Gedankengut?

Demokratiekosmos Schule

Das Projekt „Demokratiekosmos Schule“ (DEKOS) soll Lehrkräfte mit Materialien und Informationen insbesondere im wirksamen Umgang mit antidemokratischen Situationen unterstützen – und zeigt dabei auch auf, wie den Phänomenen Antisemitimus und Rechtsextemismus in der pädagogischen Praxis begegnet werden kann.

Mit unterschiedlichen Formaten erhalten Lehrkräfte anwendungsorientiertes Know-how. DEKOS zeigt Wege auf, wie sie sich diesen Herausforderungen stellen und angemessen handeln können.

DEKOS, ein gemeinsames Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung mit der Bertelsmann Stiftung, wendet sich an Schulleitungen, Lehrer/innen und Schulsozialarbeiter/innen. Adressiert werden die siebte bis zur 13. Jahrgangsstufe. Da Diskriminierungen in allen Schulsituationen auftreten, betrifft das Thema alle Unterrichtsfächer. DEKOS ist auch geeignet, in Aus- und Fortbildungsbereichen eingesetzt zu werden.

Hier geht es zu den kostenlosen Materialien.

Michael Hammerbacher: Hier hilft ein Blick in die Entwicklungspsychologie und in die Radikalisierungsforschung. Besonders auffällig für Pädagoginnen und Pädagogen werden rechtsextremistische und demokratieablehnende Haltungen, wenn Jugendliche und junge Erwachsene auf der Suche nach Orientierung und sozialem Halt sind. Wichtig sind in dieser Zeit die „peer-groups“ von Kindern und Jugendlichen. Die Inhalte von extremistischen Weltanschauungen sind nicht zu verharmlosen und mit diesen muss sich auseinandergesetzt werden.

In den Grundschulen ist es wichtig, dass die Kinder früh positive Erfahrungen im Umgang mit einer diversen Schülerschaft machen und in eine demokratische Kultur in der Schule hineinwachsen können. Der Einfluss der Elternhäuser muss mitberücksichtigt werden.

News4teachers: Kann man auch zu viel aufklären – sodass bei jungen Menschen eine Übersättigung entsteht?

Michael Hammerbacher: Dies ist eine reale Gefahr, aber es gibt Möglichkeiten ihr zu begegnen. Ich würde empfehlen, bei der Thematisierung von Rechtsextremismus an einzelnen rechtsextremen Aussagen aktuelle Bezüge im Unterricht herzustellen. Diskussionen, an denen Rechtsextreme anzuknüpfen versuchen, sind die um Coronamaßnahmen, um Verschwörungserzählungen oder um die Einwanderungs- und Integrationspolitik. Methodisch sind Aussteiger- und Zeitzeugengespräche sehr erfolgreich. Lebendig kann der Unterricht durch die Einbeziehung von neuen Medien und Social-Media gestaltet werden. Er sollte auf alle Fälle diskursiv gestaltet sein. Zentral ist es hierbei, die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen. In allen Bundesländern gibt es dafür gute Unterstützungsangebote, die auch in Anspruch genommen werden sollten.

„Ich sehe eine gewachsene Sensibilität gegenüber rechtsextremistischen und diskriminierenden Haltungen und Handlungen in den Schulen“

News4teachers: Mit welchen pädagogischen Konzepten können Schulen Rechtsextremismus nachhaltig entgegentreten?

Michael Hammerbacher: Gute Präventionsarbeit an Schulen ist eine langfristige Strategie. Diese sollte sowohl die strukturelle Förderung von Demokratie und einer Anerkennungskultur in der Schule als auch die argumentative Auseinandersetzung mit demokratie- und menschenrechtsablehnenden Positionen an der Schule beinhalten.

Leider ist es immer noch oft so, dass Schulen sich dem Thema erst widmen, wenn es einen konkreten Vorfall gibt. Besser ist es schon vorher ein Interventions- und Handlungskonzept unter Einbeziehung der Lehrkräfte, der Schulsozialarbeit, der Eltern und von Schülerinnen und Schülern zu erarbeiten und umzusetzen. Wir beraten hierzu mit einem Modell, das neun Handlungsfelder an einer Schule umfasst. Dazu gehören die Einführung von demokratiepädagogischen Maßnahmen, wie dem Klassenrat und die Unterstützung von Schülervertretungen, die Einbindung der Themen in den Unterricht, klare und einheitliche Regelungen im Umgang mit rechtsextremen Vorfällen und Diskriminierung und die Implementierung als Handlungsfeld im Schulprogramm und einem festen Bestandteil der Schulentwicklung.

News4teachers: Welche Kompetenzen müssen Ihrer Ansicht nach die Lehrkräfte mitbringen, damit die Kinder und Jugendlichen in der Schule eine solide demokratische Erziehung erhalten?

Michael Hammerbacher: Die Erfahrung von positiver Anerkennung und Wertschätzung, von gelungener Beteiligung, von diskursiven Umfeldern in Schulen wirken gegen rechtsextremistische und demokratieablehnende Haltungen bei Kindern und Jugendlichen. Gute Beziehungen mit Lehrkräften, Pädagoginnen und Pädagogen und in der Familie helfen bei der Persönlichkeitsbildung, resilient gegen extremistische Haltungen zu sein und auch um persönliche Einschnitte und Krisen besser zu verarbeiten, die als ein erster Auslöser für Radikalisierungsprozesse gelten.

Die Lehrkraft sollte in der Lage sein, argumentativ, methodisch und persönlich auf solche Vorfälle reagieren zu können. Beim Eintreten für Demokratie und gegen Rechtsextremismus ist die Glaubwürdigkeit und Authentizität der Lehrkraft sehr wichtig. Persönliche Erzählungen, warum dies für sie wichtig ist, unterstützen dies. Weitere Kompetenzen sind ein gutes Basiswissen über demokratie- und menschenrechtsfeindliche Ideologien, ein Gespür für Ungleichwertigkeitsvorstellungen und ein Grundwissen über Radikalisierungsprozesse.

News4teachers: Warum richtet sich das Angebot des DEVI e.V. speziell an Berufsschulen und Oberstufenzentren?

Michael Hammerbacher: Berufsbildende Einrichtungen sind die letzte Möglichkeit in einem Regelsystem, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Maßnahmen der Demokratiebildung und der Rechtsextremismusprävention zu erreichen. Zudem sind hier in einigen Berufsgruppen bei Auszubildenden die Zustimmungswerte zu rechtsextremistischen und demokratieablehnenden Aussagen besonders hoch. Jedoch haben nur wenige Angebote im Themenfeld die berufliche Bildung im Blick. Hier gibt es immer noch große Leerstellen. Daher konzentrieren wir uns in unserer Arbeit auf Berufsschulen und Oberstufenzentren, um hier Lehrkräfte, Schulsozialarbeit und Schülerinnen und Schüler bei ihrem Engagement zu unterstützen. Vieles, was dort entwickelt wird, ist aber auch für alle allgemeinbildende Schulen nützlich und dort anwendbar.

News4teachers: Welche Entwicklung sehen Sie in Bezug auf Rechtsextremismus, Diskriminierung und andere antidemokratische Phänomene an Berufsschulen und in der Gesellschaft allgemein?

„In der Präventionsarbeit müssen Kinder und Jugendliche in die Lage versetzt werden, Informationen einordnen zu können“

Michael Hammerbacher: Der Rechtsextremismus ist in seiner Argumentation und in seinem Auftreten moderner geworden. Vieles spielt sich in einer Grauzone zwischen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus ab. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch eine in den letzten Jahren gewachsene Sensibilität gegenüber demokratieablehnenden, rechtsextremistischen und diskriminierenden Haltungen und Handlungen in den Schulen.

News4teachers: Welche Rolle spielt die Medienkompetenz der jungen Menschen beim Erkennen von antidemokratischen Tendenzen und somit bei der Stärkung von Demokratie in der Gesellschaft?

Michael Hammerbacher: Medienkompetenz ist ein Schlüssel in der Präventionsarbeit. Die verbreitete alltägliche und selbstverständliche Nutzung von Angeboten im Internet durch Kinder und Jugendliche hat vieles verändert. Die Radikalisierung im Internet von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist ein ernstzunehmendes Phänomen. Extremistische Gruppen machen hier eine Vielzahl von Angeboten, die leicht zugänglich sind und sprechen Kinder und Jugendliche sogar in Chats von onlinebasierten Spielen an. In der Präventionsarbeit müssen Kinder und Jugendliche in die Lage versetzt werden, Informationen einordnen zu können, Fake-News zu erkennen und Kontaktversuche abzulehnen. Wir arbeiten dabei in unseren Maßnahmen auch mit Journalistinnen und Journalisten zusammen.

News4teachers: Sind Sie besorgt um die Demokratie in Deutschland?

Michael Hammerbacher: Die größeren sozialwissenschaftlichen Untersuchungen in den letzten Jahren zum Zustand der Demokratie, wie die sogenannten „Mitte-“ und „Autoritarismusstudien“, geben hier einen guten Überblick. Es gibt eine große Differenz zwischen der Zustimmung zur Demokratie als Staatsform, die erfreulich stabil um 80 bis 90 Prozent liegt, zur Zufriedenheit mit der praktischen Umsetzung, die wesentlich darunter nur bei etwa 50 bis 60 Prozent liegt. Das ist auch in den Schulen wahrzunehmen. Diese Differenz nutzen Demokratiefeinde und rechtsextremistische Gruppen. Hier gibt es für die politisch Handelnden einiges zu tun und aufzuholen. Grundsätzlich macht mir die Demokratiedistanz in wirtschaftlich schwachen Bevölkerungsgruppen sorgen, die sich auch in niedrigen Wahlbeteiligungen ausdrückt. Auch gibt es regional zwischen den Bundesländern große Unterschiede.

News4teachers: Gibt es etwas, das sich an deutschen Schulen Ihrer Meinung nach in der Demokratiebildung verändern oder verbessern muss?

„Gute Präventionsarbeit an Schulen ist eine langfristige Strategie“: Michael Hammerbacher. Foto: DEVI

Michael Hammerbacher: Das Ziel sollte sein, dass Demokratiebildung ein fester Bestandteil in jeder Schule ist. Diese sollte geplant und evaluiert sein. Sie sollte auf der Höhe der Zeit sein, also neuere gesellschaftliche Entwicklungen wie die Mediennutzung und die Veränderungen durch die Zuwanderung berücksichtigen. Die Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler und der Eltern ist insbesondere in den Städten vielfältiger geworden und damit auch die Aufgaben für die Demokratiebildung. Einflüsse auf Schülerinnen und Schüler und Eltern des türkisch geprägten Rechtsextremismus durch Organisationen wie die „Grauen Wölfe“ und ihnen nahestehenden Organisationen, durch einen durch die russische Politik geprägten Autoritarismus und durch den Nah-Ost-Konflikt, rücken mit Blick auf antisemitische Haltungen mehr in den Vordergrund. Hier stehen wir mit der Präventionsarbeit in den Schulen noch in den Anfängen.

Zur Orientierung empfehle ich den Begriff der Grundrechtsklarheit für die Schulen und Lehrkräfte. Die Grundrechte werden für alle Menschen konsequent verteidigt und durchgesetzt. Staatliche Gesetze und Verordnungen gelten ebenfalls für alle gleich. Grundrechtsklarheit bedeutet aber mehr als nur Grundrechtskenntnis oder Grundrechtstreue. Klarheit ist eine Sache des Auftretens und der Verständlichkeit. Grundrechtsklar bedeutet also, die Werte und Normen unserer Verfassung überzeugend darlegen und gegen alle Varianten von Menschenrechts- und Demokratiefeindlichkeit verteidigen zu können. Daran sollten alle in der Schule arbeiten. Nina Odenius, Agentur für Bildungsjournalismus, führte das Interview.

KMK-Präsidentin Prien zur Demokratiebildung: „Es lohnt sich jeden Tag, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen“

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Carsten
1 Jahr zuvor

Einst gab es: Reaktionäre, Monarchisten, Nationalisten, Sozialisten, Radikalsozialisten . . . und jetzt nur noch Linke und Rechte. Ist die zur Verfügung stehende Begrifflichkeit geschrumpft oder sind die Bezeichneten fort oder . . .?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten

Eigengruppe = gut
Fremdgruppe = böse

Da man alles aus den USA kopiert, ist das mit Links/Rechts durchaus nachvollziehbar. Die Aufspaltung geschieht in den Ersatzreligionen Geschlechter, Pronomen und sexueller Präferenzen.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten

Also Reaktionäre gibt es hier auf N4T zuhauf.

Marc
1 Jahr zuvor

Hmmm ich lese von Demokratiebildung, habe aber irgendwie den Eindruck es geht mal wieder um den Kampf gegen alles rechts der Mitte.

Ich verstehe unter Demokratiebildung eigentlich nicht die politische Beeinflussung der Kids zu mehr linkem Denken, sondern eine freie politische Meinungsbildung, die mal mittig, links und auch rechts ausfallen kann. Alles in einem demokratischen Rahmen

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

aber einschließlich der Mitte

Wiebke
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Als Mitte bezeichnen sich doch alle Parteien.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Wiebke

Klassische Mitte, also heutzutage der moderate Teil der heutigen CSU. Die heutige CDU ist schon zu weit links dafür.

Geht's noch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Genau die CDU in Bautzen, voll links. Herr Merz spricht von Sozialtourismus, auch voll links. Wenn man das aus der Georgschen Perspektive sieht, ist das vielleicht links. Aus meiner Perspektive ist das alles soweit rechts, dass ich hoffe die haben nie mehr was zu sagen in diesem Land.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Geht's noch

Merz wurde weggemerkelt, weil er ihr nicht links genug war. So richtig konservativ ist er aber angesichts der Frauenquote in der CDU auch nicht.

Es wundert mich aber nicht, dass Sie von einer Politik im Stile eines Friedrich Merz nicht viel für sich erwarten können.

Last edited 1 Jahr zuvor by Georg
Geht's noch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich stehe nicht so auf Rechtspopulisten, die nichts anderes können, als Trump nach zu äffen. Dass du das toll findest, wissen wir ja nun schon länger Georg.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Darum ist das, was dieser spezifische Interviewpartner quasi „rechte Neigungen“ nennt bei Auszubildenden und Berufsschülern auch höher… mehr ungefilterter Realitätskontakt.

Abgesehen davon habe ich (was durchaus dem Bundesland geschuldet sein mag) in ca. 10 Jahren nicht einen einzigen rechtsextremen Jugendlichen an der Schule angetroffen – wäre auch vermutlich glatter Masochismus.

Von diskriminierenden Äusserungen oder Beschimpfungen gibt es ab und zu etwas – das fällt aber alles in Bereiche bzw. Personenkreise, die man nie und nimmermehr mit „Rechts“ in Verbindung bringen würde.

Bei einer Übung zur Wirkungsweise von Beschimpfungen (und wie man damit umgehen kann) neulich rangierte interessanterweise „Nazi“ für die Schüler einer neunten Klasse bei 9 von 10 gefühlten „Konfliktpunkten“ (wobei 10 bedeutet, dass die SuS schätzen, dass Leute in ihrem Alter eventuell zuschlagen würden, wenn die Beleidigung ernst gemeint wäre und kein Lehrer o. ä. dabei wäre)

Mag sicher andere Situationen in anderen Standorten geben… aber Nazis, Rechtsectreme und Co…. klingt für mich wie vom anderen Stern.

Streamer01
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

…weil Sie ja auch so viele praktische Realität (an Schulen) erleben… *facepalm*

vhh
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Hmmm, ich lese nichts von einem Kampf gegen, sondern von einem Kampf für etwas, nämlich Demokratiebildung. Ich verstehe auch nicht, wie man in dieser Agenda Beeinflussung zu linkem Denken sehen kann, es sein denn, Toleranz und Weltoffenheit wären auf einmal „linke Ziele“. Wenn alles ab (bürgerliche) Mitte diese Ziele nicht mehr mit dem eigenen Weltbild vereinbaren kann, brauchen wir uns nicht mehr zu engagieren, dann ist es sowieso zu spät.
Den zweiten Absatz kann ich übrigens unterschreiben, allerdings ohne „zu mehr linkem Denken“, vielleicht ist der demokratische Rahmen bei mir etwas anders gezogen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

Toleranz hat mit toll finden nichts zu tun. Heutzutage wird aber das mit dem Wort verlangt.

vhh
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich finde weder den Schreibfehler bei Toleranz, noch kann ich als einfach gestrickter Naturwissenschaftler einen Bezug dieses eloquenten Textes zu meinem Beitrag herstellen.
Der intolerante linksgrüne Meinungsterror geht hier übrigens recht(s) tolerant mit ihren Meinungen um.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

Dann erkläre ich es mal:
Erstens habe ich Volker Pispers sinngemäß zitiert.
Zweitens bedeutet Toleranz lediglich Duldung, nicht mehr und nicht weniger.
Drittens meinen Sie mit dem Wort Toleranz in Wahrheit die Akzeptanz, also Gutheißung.
Viertens scheine ich abgesehen von dem einen üblichen Verdächtigen mit den vielen Namen nicht so sehr zum Schreiben zu animieren. Schlimm finde ich das nicht.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Für Sozialkundelehrer stellt sich die Frage nach rechts und links eigentlich nicht.

Sollte jeder gelernt haben in der Lehrerausbildung.

Kontroverses soll und muss kontrovers dargestellt werden.

Was ist die Mitte? Was will die Mitte?
Was will der rechte Rand? Wie ist das zu bewerten?
Was will der linke Rand? Wie ist das zu bewerten?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Meine Rede. Aber tun Sie das mal bei den Themen Klima, Islam, Migration und Gender. Die Materialien der Verlage gehen überwiegend in dieselbe Richtung, andere offizielle Quellen wie BPB, BzgA, Amadeo Antonio-Stiftung usw. sowieso.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich habe nie behauptet, dass die AfD in der Mitte steht. Sie dürfte ungefähr so weit rechts stehen wie die CSU unter Franz Josef Strauß. Das waren aber noch die Zeiten, als es klare Unterschiede zwischen den politischen Parteien gab. Ich habe auf einen Kommentar nur den Hinweis gegeben, dass die geforderten Dinge nur mit der AfD umgesetzt werden würden. Für mich wählbar sind weder CSU noch AfD selbst dann, wenn ich wählen dürfte.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Das ist korrekt. Wenn ein Schüler zu mir sagt er möchte politische Veränderung und will sich dafür einsetzen, dass Deutschland kein Einwanderungsland mehr ist, dann sehe ich nicht meine Aufgabe darin ihn zu überzeugen doch bitte wieder Deutschland als Einwanderungsland zu begreifen. Wenn er mir eine begründete Meinung vorliegt, habe ich die zu akzeptieren, so lange sie sich im demokratischen Rahmen bewegt.

Wenn ein Schüler meint, dass die Migrationspolitik unserem Sozialstaat schadet und wir klare Obergrenzen brauchen, sehe ich es nicht als meine Aufgabe an, wie gefordert, die Vorteile von Multikulti und Zusammenleben darzulegen, um ihn irgendwie wieder umzustimmen, da das ja schon eine Meinung sein könnte, die irgendwie zu weit rechts ist.

Ich würde auch genauso akzeptieren, wenn er meint dass Deutschland mehr Einwanderund braucht. Ich sehe meine Aufgabe eher darin Fakten darzulegen, zu helfen gemeinsam zu recherchieren und dann dem Schüler selbst zu überlassen wie er es bewertet. Und wenn er am Ende sagt, dass die Migrationspolitik falsch ist, dann ist das eben seine Meinung

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Deutschland hat in den vergangenen 10 Jahren netto rund 3 Mio Einwohner hinzugewonnen. Ich sehe das Problem nicht.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ergänzung: viel interessanter ist die Relation aus Zu- und Abwanderung. Genaue Zahlen habe ich nicht gefunden, aber für irgendwann dieses Jahr 1 Mio Abwanderung zu 1,3 Mio Zuwanderung. Die Abwanderung ist das größte Problem, weil man das nicht ohne Grund und ohne Geld durchzieht. Mögliche Gründe sind zum Beispiel die viel zu hohen Steuern und Abgaben.

GSinSH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Schleswig-Holstein hat ca. 3 Millionen Einwohner (2019). Davon besuchen ca. 361.000 eine Schule, von GS bis BBS.
Es gibt 792 Schulen in Schleswig-Holstein.
Für 3 Millionen Einwohner stellt SH 109 Krankenhäuser zur Verfügung.

Wir haben die Einwohnerzahl Deutschlands um die Einwohnerzahl Schleswig-Holsteins erhöht. Wo sind die dafür benötigten neuen Schulen und Krankenhäuser? Die dafür benötigten Lehrer, Pfleger, Ärzte?
Die dafür benötigten Sprach- und Intergrationskurse?

Es braucht mehr als „Wir schaffen das!“ und etwas good will der Bevölkerung, um ein wirkliches Einwanderungsland zu werden!
Ein Ausbau der kritischen Infrastruktur wäre aber teuer, nicht wahr?

Vielleicht schaffen wir es ja auch mit „positive thinking“, dem richtigen „mindset“ und einfach ein wenig mehr Anstrengungsbereitschaft der in der kritischen Infrastruktur Arbeitenden!

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Als ich 1981 meine erste Stelle an einer GS angetreten habe (Duisburg), konnte ich auch noch mit 30 Kindern in der Klasse vernünftig arbeiten! Trotz vieler türkisch-stämmigen Kinder, die aber Deutsch sprachen. Allerdings ohne Inklusion und Ganztagsverwahrung. Und das Unterrichten, die Vermittlung von Wissen, machten etwa 80% meiner Tätigkeit aus, Erziehung etwa 15%, Verwaltungstätigkeit 5%. Außerdem waren wir voll besetzt mit grundständig ausgebildeten LK und es gab die gutbesetzte Notreserve ( ich weiß: Lehrerschwemme!)
Kann man mit den heutigen Zuständen nicht vergleichen!

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Das werde ich aber nicht mit Spiegel Beiträgen oder politisch gefärbten Magazinen machen. Klar, wie ich sagte: Fakten darlegen. Aber es gibt eventuell nicht nur Nachteile, auch Vorteile. Was wie wiegt, soll der Schüler entscheiden

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Vernünftige Einstellung. Vom aktuellen Zeitgeist abweichende Meinungen kann und muss eine Demokratie, die sich selbst ernst nimmt, aushalten.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Man kann das mit dem Spiegel machen, wenn man ihm gleichzeitig auch die nzz oder konservativer gegenüberstellt.

Geht's noch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Mit was für Texten machen sie das denn dann? NZZ oder Junge Freiheit oder gleich Compact?

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Geht's noch

Ähm ne, mit wissenschaftlichen Quellen oder eben Quellen aus öffentlichen Stellen wie destatis oder eurostat.
Ich verstehe nicht wie man direkt wieder versuchen muss jemanden in die rechte Ecke zu dränge, nur weil man es ablehnt politisch gefärbte Magazine von links für politische Bildung einzusetzen.
Das ist echt symptomatisch für unseren Zeitgeist und traurig zugleich

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

In der heutigen Zeit können Sie sicher sein, dass Sie als freier Journalist für Spiegel, Focus, FAZ, SZ, ÖRR usw. trotz laut Selbstbeschreibung sehr hoch geachteter Pressefreiheit nicht zu oft von der vorgegebenen Linie abweichen dürfen, weil Sie andernfalls keine Folgeaufträge mehr bekommen. Insofern halte ich eine gewisse Selbstzensur im beruflichen Rahmen für durchaus möglich. Inwiefern das, was die Letzte Generation alles so von sich gibt, kein Populismus ist, mögen echte Klimawissenschaftler beurteilen, wobei es aber auch unter ihnen eine Selbstzensur geben könnte, weil abweichende Meinungen bei den wissenschaftlichen Zeitschriften unabhängig von der Begründung gnadenlos durchfallen.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Also die Seite hier habe ich nicht als links bezeichnet. Wie kommen Sie darauf?

Dass Spiegel eher einen Tick links steht, ist doch breiter bekannt. Besonders bei Themen wie Migration, Klima, Wirtschaft. Autoren wie Lobo, Stokowski oder eben Relotius sind ja typische Beispiele für eher links gerichtete Autoren. Ist ja an sich kein Problem. Nur muss man sowas berücksichtigen. Als neutrale Bezugsquelle von Informationen finde ich Spiegel daher ungeeignet.

Und abgesehen davon ist Populismus nichts exklusives für Rechts. Populismus kann in jedem Spektrum vorkommen. Ebenso wie Verschwörungstheorien. Das ist keine Frage der politischen Einstellung. Wenn es Sie beruhigt, ich halte Magazine wie Junge Freiheit oder Tichys Einblick auch nur begrenzt geeignet für eine Recherche für Schüler.

Geht's noch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Begrenzt? Hilfe

maxi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Meiner Beobachtung nach werden Meinungen heutzutage immer häufiger mit dem Begriff „Verschwörungstheorie“ herabgewürdigt, obwohl sie das gar nicht sind. Die Inflationierung dieses Wortes zeugt von der Wandlung eines nüchternen Sachbegriffs zu einem Kampfbegriff.

In der österreichischen Tageszeitung „DerStandard“ war vor einiger Zeit ein interessanter Artikel über dieses Phänomen zu lesen. Sein Titel: „Verschwörungstheorien: Wem gehört die Wahrheit?“
Ein Ausschnitt daraus:
 „Man versteht den Begriff ‚Verschwörungstheorie’ nicht, wenn man nach seinem objektiven Inhalt fragt, sondern erst, wenn man die Funktion durchschaut, die er im gesellschaftlichen Sprachspiel erfüllt. Er ist das Resultat einer sozialstrukturell erzeugten Zuschreibung. Das fällt in die Zuständigkeit dessen, was man in der Soziologie ‚Etikettierungsthese’ nennt… Es geht um das Phänomen von Stigmatisierung.
Der Begriff ‚Verschwörungstheorie’ ist also ein stigmatisierender Ausdruck. Die gesellschaftliche Funktion, die ihm, zusammen mit den oft beigefügten Adjektiven ‚krud’ und ‚obskur’, zufällt, ist aber eine manipulative. Wo immer…in Diskussionen beispielsweise Positionen ohne jede weitere Argumentation lediglich mit dem höhnischen Ausruf zurückgewiesen werden, das seien ja ‚Verschwörungstheorien’, gilt es achtsam zu sein. Hier wird eine unglaubliche diskursive Macht ausgeübt, nichts lässt sich mehr darauf sagen, keine Rechtfertigung, keine noch so vernünftige Begründung, nicht einmal konkrete Beweise und Belege reichen dann mehr aus, das Urteil ist gefällt, man ist in den Augen der anderen vernichtet und widerlegt und braucht gar nichts mehr zu sagen, es gibt nichts mehr zu diskutieren.“

https://www.derstandard.de/story/2000116969126/verschwoerungstheorien-wem-gehoert-die-wahrheit

maxi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ohne „Belege und Beweise“ wird aber auch andere Meinung als „Verschwörungstheorie“ beschimpft.
Wenn also Belege oder Beweise gefordert werden, dann bitte auch für die eigenen Beurteilungen!

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Dann begründen Sie doch mal, dass in heterogenen Schulklassen besser gelernt wird als in homogenen, weil die Starken die Schwachen mitziehen. Diese Behauptung wird ständig wiederholt und ist konstituierend für die ganze „integrative“ Schulpolitik, der auch Sie immer zustimmen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

In heterogenen Klassen besteht die soziale Interaktion eher aus tagtäglichem Aushandeln der Hackordnung innerhalb der Schüler und der Schüler mit dem Lehrer. Lernen im Sinne von Wissens- oder Fertigkeitszuwachs ist das nicht, eher der Unterordnung dem Alphatier der Klasse gegenüber, bloß nicht als Streber auffallen usw..

Maren
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich kenne weder Georgs Menschenbild noch das anderer Foristen und möchte mir auch nicht anmaßen, es beurteilen oder aburteilen zu können.

Ich kann nur sagen, dass ich seine Kommentare in der Regel als gut beobachtend empfinde, meist mühelos nachvollziehen kann und vor allem gern lese.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ja, natürlich, der GEW-Standpunkt. Aber wenn man will, dass sich die Testergebnisse der üblichen LEISTUNGSstudien verbessern, dann muss man DAFÜR was tun. Der Paragraph 2 oben ist so ähnlich allgemein wie die Präambel des Grundgesetzes. Das begründet nicht, dass in heterogenen Klassen besser gelernt wird als in nicht so heterogenen. Wenn das Lernen neuerdings in verschiedene Arten gesplittet wird (Auswendiglernen gibt’s doch schon lange nicht mehr, was reden Sie da?) und die Ergebnisse unterschiedlich sind, dann soll das bitte eine wiss. Studie erweisen und nicht nur vage Andeutungen von GEW-nahen Bildungsjournalisten.
Was ist übrigens mit der „Liebe zu Volk und Heimat“? Gilt das noch, oder ist es durch die rasante Entwicklung der Migrationsgesellschaft längst überholt?

maxi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

@Redaktion
Wenn also jemandem unterstellt wird, er hätte eine Verschwörung behauptet, dann muss der Beklagte auch noch Beweise und Belege für die Anklage liefern? Wie soll das denn gehen?
 
Sie lassen bei Ihrer Argumentation etwas Wichtiges unter den Tisch fallen, dass nämlich in Diskussionen (nicht zuletzt auch bei New4teachers!) Andersdenkenden gern etwas in den Mund gelegt wird, was sie weder gesagt noch gemeint haben.
 
In dem von mir erwähnten Zeitungsartikel (siehe Link!) kommt das sehr schön zum Ausdruck. Wörtlich heißt es:
„Wo immer…in Diskussionen beispielsweise Positionen ohne jede weitere Argumentation lediglich mit dem höhnischen Ausruf zurückgewiesen werden, das seien ja ‚Verschwörungstheorien’, gilt es achtsam zu sein. Hier wird eine unglaubliche diskursive Macht ausgeübt.“
 
 Zum Schluss schreiben Sie über Verschwörungstheoretiker:
„Sie sind ein reptiloides Alien in der Maske eines Menschen und nur auf der Erde, um Chaos und Verwirrung zu stiften!“

Ehrlich gesagt frage ich mich bei solchen Worten, ob sie nicht selbst eine Verschwörungstheorie darstellen.

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  maxi

Nein, nein, nur die reptiloiden Aliens in pinkfarbenem Neopren müsste man genauer untersuchen.

Sie müssen sich also keine Sorgen um @ Reaktion machen.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  maxi

Behauptung ohne Belege = Unsinn oder Neu-Deutsch und wissenschaftlicher „Verschwörungstheorie“

War schon immer so. Wer Dinge behauptet, die er nicht mit Argumenten und Daten / Fakten belegen kann war früher ein Dummschwätzer. heute ist er politisch korrekter ein Verschwörungstheoretiker.

Merksatz
Wenn man keine Ahnung (und Argumente / Belege) hat immer erst mal F… halten.

Der Begriff ist heute so aktuell, weil es im Informationszeitalter des Internet immer mehr Leute wie Sie gibt, deren einziges Argument lautet „Ich hab da im Internet gelesen…“

Jörg H.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Haben Sie überhaupt Maxis Kritik verstanden, die sich ausschließlich dagegen richtet, dass der Begriff „Verschwörungstheorie“ heute oft nur noch zu bequemer Stigmatisierung anderer Meinung benutzt wird, auch wenn diese mit Verschwörungstheorie gar nichts zu tun hat?

Sie hätten die Wortbedeutung von „Verschwörungstheorie“ nicht zu erläutern brauchen, denn diese dürfte hier jedem klar sein.
Interessanter wäre es zu erfahren, wie Sie sich die kometenhafte Wandlung dieses Begriffs zu einer rhetorischen Keule gegen andere Meinung erklären.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Man darf auch nicht nur die Vorteile von A mit den Nachteilen von B in Beziehung setzen.