Zu wenig Software, zu wenig Zeit: Warum Schulleitungen von der Digitalisierung bislang kaum profitieren

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DÜSSELDORF. Digitale Technologien sollen Arbeitsprozesse vereinfachen oder optimieren – auch die von Schulleitungen. Klappt das in der Praxis? Eine Studie bringt Licht ins Dunkel.

Schulleiterinnen und Schulleiter wünschen sich mehr digitale Tools für ihre Verwaltungsaufgaben. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

„Schulleitungen wollen, aber können nicht. Der Wille zu mehr Digitalisierung im Leitungsalltag ist vorhanden, die Bereitstellungsrealität hinkt hinterher“ – so bringt Gerda Sandner, Programmleiterin Schulmanagement von Wolters Kluwer Deutschland, die Ergebnisse der „Zukunftsstudie Schulmanagement 2022“ auf den Punkt. Etwas ausführlicher ausgedrückt: Schulleiterinnen und Schulleiter möchten sich digital professionalisieren, es fehlt ihnen aber an geeigneten Werkzeugen. Ein Grundstock an digitaler Infrastruktur und Ausstattung ist zwar vorhanden, aber es besteht großes Potential nach oben.

Wolters Kluwer hatte die Studie initiiert und die drei renommierten Bildungsforscher Prof. Kai Maaz, Prof. Mandy Schiefner-Rohs und Prof. Michael Schratz mit der Ausarbeitung betraut, um Daten und Fakten zur Digitalisierung im Schulleitungsalltag zu gewinnen. Davon gibt es nun reichlich. Ausgewählte Ergebnisse im Einzelnen:

„Wie viel Prozent Ihrer Leitungszeit investieren Sie in die Beschaffung, Verwaltung und Administration der digitalen Ausstattung Ihrer Schule?“ Im Mittel der Antworten kam bei dieser Frage heraus: 22 Prozent der Leitungszeit wird entsprechend aufgewendet.

Durchschnittlich bewerteten die Schulleitungen ihre Anwendungskompetenz mit einer Zwei minus

Um die Digitalisierung der Schulen vorantreiben zu können, müssen Schulleitungen selbst über entsprechendes Know-how verfügen. Die Schulleitungen wurden deshalb gefragt: „Wie gut schätzen Sie Ihre Anwendungskompetenz in Bezug auf digitale Medien ein?“ Die Antworten: „Sehr gut“ – sagen 14,3 Prozent, „gut“ 47,1 Prozent, „befriedigend“ 29,7 Prozent, „ausreichend“ 7,8 Prozent, „mangelhaft“ 1,2 Prozent und „ungenügend“ keine einzige. Durchschnittlich bewerteten die Schulleitungen ihre Anwendungskompetenz mit einer Zwei minus (2,33).

Gefragt, ob sie ein Konzept für die Kompetenzförderung Ihres Kollegiums zur Anwendung digitaler Medien hätten, antworteten 56,8 Prozent der Schulleitungen mit „Ja, wir haben ein Medienkonzept zur Steigerung der Anwendungskompetenz in Bezug auf digitale Medien im Kollegium“. 35,4 Prozent antworteten: „Zwar haben wir ein Medienkonzept, dieses dient aber nicht ausreichend der Steigerung der Anwendungskompetenz in Bezug auf digitale Medien im Kollegium“. „Nein, wir haben weder eine klare Vorgabe noch ein Medienkonzept zur Steigerung der Anwendungskompetenz in Bezug auf digitale Medien im Kollegium“ antworteten 7,8 Prozent.

Welche Probleme treten in Ihrem schulischen Alltag auf? Hier war eine Mehrfachantwort möglich: vorneweg die „Zeitlichen Ressourcen“ (80,7 Prozent), gefolgt von „Rechtlichen Problemen“ (57,2 Prozent), „Finanziellen Ressourcen“ 53,8 Prozent, „Verzögerte Antworten auf aktuelle Fragen erhalten“ (43,5 Prozent), „Generelle technische Probleme“ (41,3 Prozent), „Umständliche Kommunikationswege mit Schulträger und/oder Schulaufsicht“ (38,4 Prozent), „Umständliche und aufwändige Wissensrecherche“ (36,5 Prozent).

„Zu welchen Handlungsfeldern benötigen Sie Fachinformationen?“ Auf einer Skala von 1 („Ich benötige keine Information dazu“) bis 9 („Ich benötige dringend Informationen in diesem Handlungsfeld“) sollten die Befragten ihren Informationsbedarf einschätzen. Am dringendsten stellt sich dieser Bedarf zum Handlungsfeld „Digitalisierung“ dar (mit einem Mittelwert von 5,91), fast gleichauf mit „Recht“ (Mittelwert 5,83), „Schul- und Unterrichtsentwicklung“ (5,52), „Organisation & Verwaltung (Haushalt, Statistik, …)“ (5,13), „Kommunikation & Kollaboration und Öffentlichkeitsarbeit“ (4,96) und schließlich „Personal & Führung“ (4,64).

„In den Antworten wird auch die hohe Diskrepanz zwischen gesteigerten Aufgabenzuweisungen und begrenzten Zeitressourcen sichtbar“

Im Fazit des Forscherteams heißt es: „Digitale Technologien können auch Arbeitsprozesse vereinfachen oder optimieren. (…) Daher verwundert es nicht, dass die Schulleitungen sich hier auf allen zentralen Dimensionen des Verwaltungshandelns entsprechende digitale Tools zur Unterstützung wünschen. Dies ist insofern interessant, da es sich hier bis auf die Beurteilung von Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern um allgemeine Verwaltungstools handelt, die größtenteils existieren beziehungsweise von den Schulleitungen auf den schulischen Kontext adaptiert werden müssten.“

Doch nicht nur an unterstützender Software hapert es. „In den Antworten wird auch die hohe Diskrepanz zwischen gesteigerten Aufgabenzuweisungen und begrenzten Zeitressourcen sichtbar, für die Digitalisierung Lösung und Problem zugleich ist. Denn ein eindrücklicher Befund liegt in der Artikulation des größten Problems aus Sicht der Schulleitung: der (fehlenden) Zeit.“

Hier lässt sich die vollständige Studie nach Anmeldung kostenlos herunterladen: www.wolterskluwer.com/de-de/know/zukunftsstudie-schulmanagement-2022

Schulleitung werden? Och nö! Warum so viele Lehrkräfte abwinken (und wieso jede fünfte Schulleitung aussteigen will)

 

 

 

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Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Digitalisierung ist also das neue Lüften.
(Ich benötige dringend keine Informationen in diesem Handlungsfeld.)

GriasDi
1 Jahr zuvor

Wieder das alte Problem: Demjenigen dem es nützen soll, der hat nichts zu melden. Er kann es nicht selbst kaufen sondern muss das nehmen, was ihm der Sachaufwandsträger genehmigt – und den interessiert es nicht wirklich.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Ich nehme ohnehin an, es sind hauptsächlich die Herstellerfirmen, die davon profitieren.

Ron
1 Jahr zuvor

Für mich, der ein bisschen Einblick in Abläufe der Schulleitung hat, stellt sich die Frage, ob die zunehmende Digitalisierung in der Verwaltung und Administration tatsächlich in jedem Fall Arbeitserleichterungen mit sich bringt. Ich erlebe das in Teilen auch genau andersherum. Schulleitungen haben nämlich umfangreiche Prüfpflichten, die in analogen Zeiten oft nicht konsequent durchgeführt, dokumentiert und evaluiert wurden. Ein Beispiel sind Klassenbücher. In Papierform wurden diese Jahrzehnte lang zu Schuljahresende zentral gesammelt, grob gesichtet und zur Dokumentation eingelagert. Niemand ist später auf die Idee gekommen, bei formalen oder juristischen Rückfragen ins Archiv zu steigen und einzelne Klassenbücher wieder hervorzukramen. Im digitalen Zeitalter ist das anders geworden. Auf Knopfdruck können elektronische Klassenbücher nun auch Jahre später ausgelesen und analysiert werden. Wurde Hassan am Ende der Oberstufe das Abitur zu Recht verwehrt, wo doch Studienrat Maier in Jahrgang 11 die vorbereitenden Unterrichtseinheiten nachweislich nicht korrekt unterrichtet hat?
Und hätte die Schulleitung diesen Missstand nicht mittels Durchsicht der digitalen Kurshefte bemerken müssen? Zudem wünscht die Landesschulbehörde am Freitagnachmittag noch schnell eine Statistik über die durchschnittlichen Klassengrößen und die Fragestellung, ob in den vergangenen zwei Jahren weibliche Kollegen bei den Kursgröße benachteiligt wurden. Bis Montag zu Dienstbeginn bitte.

Sorry, ich sehe da wenig Entlastung, sondern eher viele neue Anforderungen, die im digitalen Zeitalter dezidiert eingefordert werden können. Sei es bei digitalen Klassenbüchern, bei elektronischen Klassenarbeitsplanern, schulischen Arbeitsplänen, Schulkonzepten, Datenschutz der Schülerakten oder Softwarelizenzen. Überall warten neue Arbeitsaufträge und auch Fallstricke.

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

So ist es!

„Sorry, ich sehe da wenig Entlastung, … Überall warten neue Arbeitsaufträge und auch Fallstricke.“

…wenn meine SL 4 verschiedene „Stationen“ mit 4 verschiedenen PW aufrufen muss, um
# schnell mal # in der Haushaltsaufstellung des lfd. Jahres kurz etwas nachzuschauen, dieser Vorgang (je nach Tageszeit und Befindlichkeit der „Verbindung“) dann auch mal 10-15 Minuten dauern kann, ohne die gewünschte Info dann bereits zu haben,… ergeben sich schon Fragen und man reibt sich erstaunt die Augen!

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  mama51

Kenn ich, liegt aber oft an nicht kompatiblen Schnittstellen. Wenn die Stadt oder Samtgemeinde eine andere Software für den Finanzhaushalt nutzt und Schulen ein Teil dieses Haushaltes sind, wird es richtig kompliziert mit dem „mal eben“.

omg
1 Jahr zuvor
Antwortet  mama51

… und eines der Passwörter muss dann noch neu gesetzt werden——

Zibtek
10 Monate zuvor

Aus den Umfrageergebnissen geht eindeutig hervor, dass die Schulverwaltungen die Digitalisierung gerne in Angriff nehmen möchten, ihnen aber die dafür notwendigen Werkzeuge und Ressourcen fehlen. Um diese Lücke zu schließen, kommt der Softwareentwicklung eine wichtige Rolle zu. Durch die Entwicklung von Softwarelösungen, die auf die Bedürfnisse von Schulverwaltern zugeschnitten sind, können Entwickler dazu beitragen, deren Arbeitsbelastung zu rationalisieren und ihre Arbeit zu erleichtern (https://www.zibtek.com/technology). Die Digitalisierung kann Schulleitern auch dabei helfen, auf Daten und Erkenntnisse zuzugreifen, die ihnen helfen, bessere Entscheidungen zu treffen und die Bildungserfahrung für ihre Schüler zu verbessern.