Der Sportunterricht der Zukunft soll auch unfitte Kinder zur Bewegung motivieren

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MÜNCHEN. Wer als Kind im Sportunterricht als letztes ins Team gewählt wurde, kann sich vermutlich noch gut an das demütigende Gefühl erinnern. Wie kann es den Lehrkräften gelingen, allen Kindern Freude an Bewegung zu vermitteln? Und welche Rolle spielen Ehrenamtliche für den Ganztag?

Ein vor allem leistungsorientierter Sportunterricht erreicht viele Schüler nicht. Foto: Shutterstock

Der Sportunterricht der Zukunft müsste nach Ansicht vieler Experten stärker auf die individuelle Vermittlung von Kompetenzen als auf das Erlernen und Benoten sportartspezifischer Leistungen ausgerichtet sein. «Wir müssen es schaffen, mehr Breite in den Sportunterricht zu bekommen», sagte Susanne Tittlbach von der Universität Bayreuth bei einer Expertenanhörung im Bildungsausschuss des bayerischen Landtags am Donnerstag in München.

Bislang hätten sportliche Kinder klare Vorteile, während Schülerinnen und Schüler mit einem anderen familiär oder kulturell geprägten Hintergrund Misserfolge erlebten.

«Der Mangel an Bewegung ist eine sehr große Bedrohung für unsere Kinder und Jugendlichen»

In der Folge wendeten sich diese dann oft komplett von jeglicher sportlicher Betätigung ab. «Man kann demütigenden Sportunterricht vermeiden, indem man differenziert, indem man Angebote schafft, die jedem gerecht werden. Aber das ist nur möglich, wenn ich als Lehrkraft die Kapazitäten habe, auf jeden einzugehen», schilderte der Landsberger Sportlehrer Thomas Oswald.

Doch es gebe zu wenige Fachlehrer, die Gruppen seien oft viel zu groß, die Räume zu klein, ganz zu schweigen von geschlossenen Schwimmbädern oder anderweitig – etwa zur Flüchtlingsunterbringung – genutzten Hallen.

«Der Mangel an Bewegung ist eine sehr große Bedrohung für unsere Kinder und Jugendlichen», warnte Ansgar Schwirtz von der TU München. Studien zeigen, dass sich der Nachwuchs viel zu selten im empfohlenen Umfang bewegt. Doch nicht nur in der Corona-Pandemie ist Sport oft das erste Fach, das ausfällt, wenn es Engpässe gibt.

Eine Chance, viele Schülerinnen und Schüler zu erreichen, bietet der Ausbau der Ganztagsschulen. Doch Filip Mess von der TU München sieht hier großen Entwicklungsbedarf: «Wir haben viel zu wenig qualitativ hochwertige Programme, die wir im Ganztag implementieren können, und es geht auch nicht darum, die Kinder nur zu beschäftigen.»

Das sah auch der Präsident des Bayerischen Landessportverbands, Jörg Ammon, so. Bislang werden die Sportangebote an Ganztagsschulen häufig von Übungsleitern in deren Freizeit gestaltet. «Da wird sich eine Professionalisierung entwickeln, das wird mit ehrenamtlichen Mitarbeitern aus dem Sportverein nicht funktionieren», betonte Ammon. Doch ausgebildete Sportlehrkräfte sind Mangelware. Ob und wie deren Ausbildung geändert werden sollte – darüber gab es ebenso verschiedene Meinungen wie über die Frage, ob das Fach künftig versetzungsrelevant sein und was in die Note einfließen sollte. News4teachers / mit Material der dpa

Debatte um den Sportunterricht: Trägt Völkerball dazu bei, schwächere Schüler zu demütigen? Forscher sprechen von „Mobbing“

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46 Kommentare
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Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

… ähm, ähhh … ah genau: Digitalisierung!

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Seh ich auch so. Digitalisierung hilft bei der Bewältigung so vieler Probleme. Wieso nicht auch hier.
Da läßt sich bestimmt irgendeine Lösung finden. So mit Virtuell-Reality-Brillen, Avataren und, wie heißt das gleich noch…Metaversum, oder so ähnlich? Da findet sich bestimmt was.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Ne, zu viele Daumen wollen es nicht. Vielleicht ist die Vorstellung halbvirtueller Szenarien im Sport zu innovativ oder sie denken, ich blödle nur herum, was an sich kein schlechter Gedanke sein muss.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Ein Genie wird üblicherweise nicht zu seiner Lebenszeit erkannt…warum soll es dir besser ergehen als den ganzen hochbegabten Kindern, die uns täglich umgeben…sorge dich nicht, entleibe dich nicht … die Deppen werden es vllt nach einiger Zeit begreifen, welches Gestaltungspotential du uns zu bieten hast und v.a. welche seherischen Potentiale bei dir ungenutzt herumliegen… 😉

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

War Ironie. Ist schon klar, oder?

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Bei Ihnen habe ich das erkannt, aber bei mir bin ich mir nicht sicher.

Ron
1 Jahr zuvor

Bei der Bildung von Mannschaften kann ich im Zweifel einfach abzählen oder auslosen. Der Verzicht auf Noten und Leistungsanforderungen wird dagegen gerade bewegungsfaule Schüler eher Möglichkeiten bieten, sich ganz zu drücken.

Mika
1 Jahr zuvor

Wie, die Gruppen sind zu groß, als dass individuell auf jeden eingegangen werden kann? Keine Ahnung haben die! Sollen doch mal bei den KuMis und der StäWiKo nachfragen: die Gruppengröße ist total irrelevant! Kannste glauben, ob man da 10 oder 50 vor sich hat, ist egal für den Lernerfolg! Und in so eine Sporthalle passen doch locker 200 Schüler rein, da ist doch noch Potential vorhanden.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Genau, als Sportlehrer kann ich nur bestätigen, dass die periphere Wahrnehmung enorm geschult wird, wenn man in einer normalen Turnhalle mit bis zu 80 oder 100 SuS gleichzeitig mit Basketbällen in Zweierteams Passen und Fangen übt.

Nun gut … bei denjenigen, bei denen das mit der Wahrnehmung nicht so ausgeprägt ist, kann es zu Verlusten kommen…aber da folgen wir einfach einem olympischen Motto, das neben dem berühmten „Dabeisein ist alles“ auch noch das „Schneller, höher, weiter – wir sind noch zu viele“ zitierbar macht.

Die Freude am Sport wird dabei ganz unmittelbar und quasi körperlich spürbar gemacht. 😉
(Sarkasmus aus!)

Noah
1 Jahr zuvor

„Bislang hätten sportliche Kinder klare Vorteile, während Schülerinnen und Schüler mit einem anderen familiär oder kulturell geprägten Hintergrund Misserfolge erlebten.“
Analysiere diesen Satz!
Als Gegensatz zu „sportlich“ gilt hier offenbar „anderer familiär oder kulturell geprägten Hintergrund“.
Das ist kurios und auf den ersten Blick sinnlos. Oder: gibt es hier Euphemismen für etwas anderes?
Was immer der Autor gemeint haben könnte, es dürfte kaum gelingen, den Kindern die Wertschätzung guter Sportler und das Streben zu gewinnen auszutreiben.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noah

Das ist nicht kurios – das ist schlichtweg blöde!

Aber vermutlich hochgradig wissenschaftlich.

Ich weiß auch, wie leicht Fragestellungen und Ergebnisse in wünschenswerter – oder blöder – Weise miteinander in Relation gebracht werden (können).

Abgesehen mal vom Herausnehmen bestimmter Pieks sowie der Sache mit Streckung und Stauchung der beiden Achsen.

lehrer002
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noah

Danke! Genau dieser Satz zeigt, wie blödsinnig dieser ganze Artikel mitsamt allen Implikationen ist. Das erinnert mich sehr an diese beknackte Debatte gegen Bundesjugendspiele und gegen Zweifelderball.
Ich korrigiere diesen Satz also:
„Bislang hätten sportliche Kinder klare Vorteile, während Schülerinnen und Schüler, unsportlich sind, Misserfolge erleben könnten, die wiederum als Appell an SuS und Eltern dienen können, das Sport- und Ernährungsverhalten zu überdenken und durch Fokus auf individuelle Verbesserungen schnell in positive Erfolgsmomente umgewandelt werden können.“

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noah

Der „familiäre oder kulturelle Hintergrund“
Es gibt halt sportnahe und sportferne Familien, so wie es auch musiknahe und musikferne sowie bildungsnahe und bildungsferne Familien gibt.
Aber nur das letztere wird immer als problematisch herausgestellt. Und welche „Kulturen“ haben was gegen Bildung, Sport, Musik? Hier steht was über Sportunterricht in der Türkei, offenbar nicht vorbildlich, sondern „zackig“:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/schminke-schmuck-bunter-nagellack-verboten-6642754.html

Alx
1 Jahr zuvor

Achtung, Achtung:

Sportliche Kinder haben bislang einen Vorteil im Sportunterricht!

Potzblitznocheins. Das darf nicht sein!

Tyson hat im Sportunterricht hervorragende Leistungen an den Stationen Couchsitzen und Playstation (stehend und liegend) gezeigt.

Hört sich gleich viel freundlicher an.

Last edited 1 Jahr zuvor by Alx
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alx

„Ähm, mein Kind kann leider schon lesen. Wir konnten nichts dagegen machen.“

„Sie haben Ihrem Kind unerlaubte Vorteile verschafft und somit gegen die Chancengleichheit verstoßen.“

Strafmaß – halbes Jahr Mandalas malen. Und wehe, es kann schon den Rand einhalten, sauber ausmalen und farbig ansprechend gestalten!

DANN WERDEN SIE WAS ERLEBEN!

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alx

Aber im Boxen war Tyson schon immer ganz vorne mit dabei.
Ohr abbeißen war auch eine Disziplin, die er hervorragend beherrschte.

laromir
1 Jahr zuvor

Für Kinder mit mangelndem Mathe-Talent ist es nicht demütigend schlechte Noten zu bekommen? Oder unmusikalische Kinder? Oder, oder, oder…Vielleicht sollten wir die Kinder einfach mal etwas resilienter machen gegenüber Misserfolgen. Vielleicht sollte man dem Kind einfach mal vermitteln, dass es verschiedene Talente und Begabungen gibt. Ich hatte zwei Freunde in der Schule, die waren immer zuletzt Im Team. Irgendwie hatten die keinen Schaden und Lust auf Sport hatten sie auch so nicht. Und es liegt zudem auch am Elternhaus, wie so vieles andere eben auch. Gehe ich mit dem Kind raus, lasse ich es hüpfen und klettern, gehe ich schwimmen etc. Wenn das Kind bis zur Grundschule nur rumsitzt, ist das Kind sich schon in den Brunnen gefallen. Zudem ist Sport ja anstrengend, darauf stehen viele nicht so. Außerdem könnten sich die Kinder verletzten, wenn sie klettern, rennen usw. Und beim Sport kann man sich so schlecht in Luftpolsterfolie packen. Nicht falsch verstehen, ich finde es super, dass Kinder sich wenigstens in der Schule bewegen müssen. Aber auch im Bereich Sport (sowie bei Ernährung z.B
auch) wird man nicht alle motivieren bzw retten.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

„Vielleicht sollte man dem Kind einfach mal vermitteln, dass es verschiedene Talente und Begabungen gibt.“

Im Prinzip stimme ich Ihnen zu. Leider sieht das in der Praxis dann oft anders aus. Da ist das untrainierte, dicke Kind eben nicht in Mathe gut, sondern kriegt außer Rauchen fast nichts überdurchschnittlich hin.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Naja, gute Sportler sind hip, Mathebrains sind halt Nerds und Streber. Irgendwie auch eine verzerrte Wahrnehmung von Talenten, Schubladen und Vorurteile werden hier eröffnet. Kinder müssen eben mal aushalten, wenn es nicht überall läuft. Für manche ist eben Sport das Erfolgserlebnis für andere Geschichte oder Musik. Problem ist heute eben, das man Kindern nichts mehr zumuten darf.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Ich sehe schon die nächsten Olympischen Spiele, …, die Geldmeisterschaften, ….

Unterschiedliche Voraussetzungen und auch noch Ehrgeiz?!

Na, dann eben neue Disziplinen, die nicht vorher geübt werden konnten.

Zack, bumm, Kasten zu.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Welches Problem haben Sie mit Sport und mit Sportunterricht speziell? Schlechten Sportlehrer gehabt?

DerDip
1 Jahr zuvor

Seitdem ich Kinder habe und daher das Thema rund um Kita und Schule für mich in den Fokus rückte, höre ich immer wieder, dass die Ganztagsschule dafür geeignet sein soll die aufgrund unterschiedlicher Elternhäuser ungleichen Voraussetzungen der Kinder auszugleichen.

Und früher habe ich daran geglaubt. Ich dachte mir: Ist doch super. Anstelle die Kinder am Nachmittag in der Sportverein zu schicken, können die Kinder direkt in der Schule eine gewählte Sportart machen. Anstelle die Kinder in dir Musikschule zu schicken, können die Kinder direkt in der Schule ein Instrument erlernen. Und Hausaufgaben sind auch schon alle erledigt, wenn die Kinder nach Hause kommen. NUR: Trotz Ganztagsschule funktioniert das alles nicht! Das Sportangebot ist bescheiden. Ebenfalls das Musikangebot. Am Nachmittag werden die Kinder im besten Fall durch Erzieher betreut. Die Auswahl an AGs kann mit dem Angebot von Musikschulen oder Leistungsorientierten Sportvereinen weder in Vielfalt noch in Qualität mithalten.

Ergebnis ist dann, dass die Kinder trotz Ganztag noch in Sportverein oder Musikschule gehen, wenn sie ein ordentliches Angebot bekommen sollen. Hausaufgaben sind im Ganztag bei vielen Kindern auch noch offen wenn sie nach Hause kommen.

Mein Fazit: Die Ganztagsschule, so wie ich sie kennen gelernt habe, funktioniert nicht. Und die Ungleichheiten zwischen den Kindern werden hierdurch nicht behoben.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

…oder die Sportvereine Schule mit Ganztag konkret als Konkurrenz wahrnehmen, weil z.B. die Gruppen mit den jüngeren Kindern im Verein dann Übungs- und Trainigszeiten eingeräumt bekommen, während sie zeitgleich noch in der Schule auf dem Arsch hocken müssen. Hallenkapazitäten sind nämlich enorm begrenzt und die Vereine sind darauf angewiesen, altergestaffelt ihre Hallenzeiten zu planen…weil z.B. die ErwachsenenGruppen nicht im Nachmittag liegen können und die Jugendgruppen nicht im spätere Abend.

Ein früherer Schulleiter hat mal vorgeschlagen, dass wir bei der Umstellung auf den gebundenen Ganztag auf die Sportvereine zugehen sollten, um die darum zu bitten, uns ihre Übungsleiter für ein gut angeleitetes Angebot im Rahmen der Ganztagsrhytmisierung zur Verfügung zu stellen.

Die Schimpfkanonade seitens der Vereine war (berechtigterweise) gewaltig, weil sie sich instrumentalisiert und zugleich zurückgesetzt fühlten. Zudem solltenndie Übungsleiter sich den Weisungen und Planungen der Schule unterwerfen, damit diese ihre Ganztagsplanungen nach eigenem Gusto gestalten kann.

Eine absurde Idee!

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

Mit Ihrer Kritik treffen Sie den entscheidenen Punkt. Vielen Dank. Ganztagsschule kann und wird nie mit den außerschulischen Freizeitangeboten mithalten können. Durch verpflichtende Ganztagsschulen zerstört man zudem die bestehende Vereinsstruktur und sperrt Schüler oft täglich 8 Stunden in ein ungeeignetes Freizeitumfeld ein.

Hannah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Unser offener Ganztag arbeitet einfach mit dem Sportbund zusammen. Und so haben wir sowohl Fußball, Handball, Tischtennis im Angebot. Dazu noch eine Zirkus AG, Kreativ AG, Schach AG, Wald AG und auch die Musikschule bietet Angebote am Nachmittag an, wo Kinder hingehen können. Und da der Sportunterricht seit 1 Jahr während der Unterrichtszeit nicht mehr stattfindet gehe ich mindestens 1x die Woche mit den Kindern in die Sporthalle und jeden Tag mehrere Stunden auf den Schulhof oder auf den Sportplatz. Bei uns leiden die Kinder nicht an Bewegungsmangel. Weiß aber von vielen Kindern, dass sie zuhause nur zocken. Diesen Kindern kommt der Ganztag definitiv zu Gute.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hannah

„Diesen Kindern kommt der Ganztag definitiv zu Gute.“
Ja, es gibt ein Klientel, dem die Schulfreizeitangebote zugute kommen, da der indirekte Zwang ein Motivator sein kann. Das bürgerliche Klientel ist das aber eher nicht. Dieses achtet meist darauf, dass die Kinder in Vereine gehen und mit Kultur in Berührung kommen. Dabei spielt dann auch die Qualität der Angebote eine Rolle. Der Schule fehlen für spannende Aktivitäten oft die Räumlichkeiten, die materiellen Voraussetzungen und die fachkundigen Übungsleiter. Das fängt schon mit der Sporthalle an, die bei Ganztagsschulen oft auch am Nachmittag mit Unterricht belegt ist. Was bleibt ist dann eine Pausenaula-Tanz-AG, ein Zeichenkurs und die Schulband, die aber nur wenige Kinder aufnehmen kann (wenn denn der Musikraum überhaupt frei ist). Was dagegen wegfällt, wenn verpflichtenden Ganztag ist: Der Fußball-, Handball- oder Basketballverein mit Tabelle und Punktspielen am Wochenende, der Tennisverein, der Reitverein oder das eigene Pferd, der örtliche Mädchentreff, das eigenverantwortliche Rumbutschern im Wald, in Straßen, mit dem Rad oder auf Inlinern. Auch die Freiwillige Feuerwehr ist in vielen Gegenden ein wichtiger Player in der Jugendfreizeit. Dazu weitere Angebote der örtlichen Sportvereine wie Einrad, Step, Golf, Klettern, Schwimmen, Kanu, Trampolin usw.. Auch Ballet und Tanzschulen sind in gewissen Altersstufen beliebt. Dann noch kirchliche Angebote und Angebote der Stadt oder Gemeinde wie z.B. Töpfern, Basteln, Werken, Spielrunden, gemeinsam Kochen und vieles anderes. Wer eingesperrt in einer Schule ist, verlernt die Fähigkeit zur Selbstgestalten seines Lebens. Er wird keine Leseratte, weil es in der Schule zu unruhig und ungemütlich ist, betreut keine Tiere, pflegt keinen Garten, hilft nicht dem Bauern beim Füttern der Tiere oder dem Nachbarn in seinem Taubenschlag. Wer in der Schule festsitzt, wird eher nicht das Klavierspiel erlernen oder beim Schmücken des Erntewagens mitmachen. Ihm wird immer nur fremdbestimmt etwas im 90-Minuten-Takt vorgesetzt. Den einen steht die Welt offen, den anderen nur die Schach-AG bei Herrn Dr. Möller-Rumpelmann.

Last edited 1 Jahr zuvor by Ron
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Den „Sportunterricht der Zukunft“ machen wir seit Jahren.

Bei uns müssen sich die Kids noch selber bewegen 😉

Last edited 1 Jahr zuvor by Riesenzwerg
Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Wie…etwa ganz analog??
Das ist ja ekelhaft und rückwärtsgewandt….wohl auch noch mit Schweiß, oder wie. Das melde ich bei UNIcef…. 😉

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Maggi
1 Jahr zuvor

Ganztagesschulen können funktionieren, aber das kostet dann richtig Geld. Wie Inden USA ist dann vormittags der Unterricht und am Nachmittag betreute Hausaufgaben und Sportgruppen in den unterschiedlichsten Sportarten. Zudem muss eine Mensa vorhanden sein, in der frische und gesunde Kost angeboten wird und dabei wird auch Ernährungsbesonderheiten berücksichtig, z.
B. vegan, koscher, etc.
Die Lehrer haben jeweils ein eigenes Büro, in dem Schülergespräch stattfinden und man in Ruhe arbeiten kann. Ebenso gibt es eine große Bibliothek für die SuS etc. Die Verwaltung übernehmen Fachangestellte, die Sportkurse professionelle Trainer und Sozialarbeiter und Psychologen muss es auch geben. Arbeitsräume für Gruppen und einzelne Personen….

DerDip
1 Jahr zuvor
Antwortet  Maggi

… genauso habe ich mir den Ganztag vorgestellt, als davon zu Beginn der ganzen Umstellungen die Rede war. Nur ist es bei uns nicht so (außer bei Privatschulen).
Ob dies in den USA flächendeckend so ist, wie von Ihnen besvchrieben, halte ich aber auch für fraglich (kenne mich mit den dortigen Bedingungen aber nicht aus)

Aufgrund aller Probleme, die es bei uns an Schulen aktuell gibt, halte ich eine solches Szenario leider für unrealistisch. Wenn man nichtmal den Halbtag unter vernünftigen Bedingungen durchführen kann, braucht man an Ganztag nicht Mal zu denken.

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

Wir haben EINEN Sportverein und 4 Grundschulen mit Ganztag.
Normalerweise mischten sich die Schüler nachmittags in den vielen verschiedenen Sportgruppen.
Jetzt sitzen sie in ihrer Schule. An der einen gibt es 2 Fußballgruppen, an der anderen eine Tischtennisgruppe, an einer eine Turngruppe, die 4. GS hat noch keine Gruppe gefunden, hofft aber auf Judo.
Da die Kinder nicht hin- und herfahren können, ist die Auswahl – sagen wir mal – begrenzt.

Von Nassau
1 Jahr zuvor

Am Ende geht es doch darum die Kinder zu bewegen. Wenn es eh zu wenig Lehrer und moderne Schulen für den Ganztagsunterricht gibt kann man den Tag doch gut mit Sport ergänzen. Das war früher auch ohne Schule normal. Die sozial unsportlichen kann man ja zb erstmal Wandern schicken, dafür braucht es wenig Aufwand. Noten sind eigentlich auch nicht vordergründig, es soll Freude machen und möglichst auch durch kleine Erfolge fürs Leben animieren.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Von Nassau

Was bitte sind „sozial unsportliche“? Und welcher Schüler ist begeistert, erstmal zum Wandern geschickt zu werden?

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Lehrys in aller Munde … Auch Dieter Nuhr nimmt Stellung – für Lehrys.

https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/287/2872229/wdr2kabarett_2023-02-09_dieternuhrlehrermangel_wdr2.mp3

Auch nett…. Etwas zum Thema Sport kommt auch drin vor.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Hat Deutschland Angst, dass ihm sein Lieblingssünder abhanden kommt?

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Aus welchem Jahr ist die Studie? Welcher pädagogisch ausgebildete Sportlehrer lässt denn bitte noch das Team wählen? Da gibt es -zig andere Möglichkeiten.
Und der Sportunterricht sollte breiter angelegt werden? Ja, schon mal dem Sportunterricht in den letzten Jahren/Jahrzehnten beigewohnt? Ohne die ollen Kamellen von vor 50-60 Jahren durchzunudeln? Leider werden die Turnhallen immer noch standardmäßig mit Turnvaterf-Jahn-Geräten ausgestattet, die Mühlen der Bildungspolitik mahlen ja bekanntlich langsam. Da ist man schon überglücklich, wenn man einen Satz Badmintonschläger vorfindet (die Bälle muss man selbst mitbringen) und Hallenhockeyschläger (ein Puck ist immer in der Sportlehrertasche), genügend Bälle und alternative Geräte wären auch nicht schlecht, um eine große Zahl Schüler zu beschäftigen. Die althergebrachten Geräte wie Parallelbarren, Böcke, Kästen, Pauschenpferd (!) und Schwebebalken werden dann kreativ in Hindernisparcours und Geschicklichkeitszirkel eingebaut bzw. umfunktioniert. Jaaaaaa, die Sportlehrer können breit angelegten Sportunterricht. Man investiert als Sportlehrer mehrere hundert Euro pro Schuljahr an Zusatzmaterial für einen kreativen/innovativen Sportunterricht.
Und jaaaaa, ein Sportlehrer sollte sein Hauptaugenmerk auf die unsportlichen Schüler legen und denen zu Erfolgserlebnissen verhelfen. Das erfordert viel Geschick und pädagogische Kompetenz, aber das sollte man im Sportstudium lernen. Die Zeiten, in der die Supersportler die besten Abschlussnoten im Lehramt bekommen haben, sollten längst vorbei sein, denn im Schulsport wiegen andere Fertigkeiten viel mehr.
Dinge wie Völkerball versuchen die Sportlehrer meist zu vermeiden, aber leider ist dieses Spiel bei den Schülern immer noch sehr beliebt, dann muss man eben so steuern, dass die „Schwachen“ sich nicht diskriminiert fühlen.
Ganztagesschulen werden wohl kaum die Unsportlichen erreichen, oder eher die gefährdeten bewegungsfaulen Schüler. Wenn ich sehe, dass noch nicht mal die Pausenhöfe so gestaltet sind, dass sie zur Bewegung motivieren, dann sehe ich von der Grundeinstellung dem Sport gegenüber wenig Chancen auf Veränderung. Sportlehrer sind oft deshalb rar, da in Bayern z.B. zum Sportstudium noch eine Aufnahmeprüfung verlangt wird, die es in sich hat (leistungsbezogen). Das schreckt viele ab oder sortiert sie aus. Kurioserweise können in der Grundschule alle Lehrkräfte Sport geben, was ich nun auch nicht gerade zielführend finde, da dann oft das berühmte „die werfen nur einen Ball in die Menge und setzen sich dann 1,5 Stunden auf die Bank“ herauskommt (überzogen ausgedrückt).
Sport war schon immer ein Stiefkind in der Bildungspolitik, da wurden viele Fehler gemacht und viele Baustellen nicht bearbeitet. Sport ist nicht wie Religion, das einen viel höheren Stellenwert einnimmt, Privatsache, sondern bitter nötig in unserer bewegungsarmen Zivilisation. Und es geht im Sport nicht nur um die physische Fitness, sondern auch um die Bildung von Teamfähigkeit und Selbstbewusstsein, was im gesamten Leben prägend wirkt, im positiven Sinne. Und ich rede nicht von Leistungssport, sondern von den kleinen unscheinbaren Erfolgserlebnissen im Sport. Das sollte man endlich mal erkennen und entsprechend fördern. Solche Studien gibt es schon seit Jahren, nur leider tut sich nichts in Richtung Umsetzung.

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor

Es geht doch letztlich um Bewegung und Gesundheit?
Ich unterstelle mal, dass sich nahezu alle Kinder gerne bewegen. Sie bewegen sich in verschiedenen Kontexten, man muss sie nur lassen. Geht ja leider nicht immer….Wie oft gehe (ja , ich gehe) ich jeden Tag durch die Schule und reglementiere die Kinder, die an mir vorbei rasen, die Treppen runterspringen, am Geländer hangeln….sie tun es, weil sie Freude daran haben sich zu bewegen….
Anstatt alles immer weiter zu institutionalisieren, wäre es meiner Meinung viel zielführender vielfältigste Bewegungsangebote anzubieten in Form von anregungsvoll gestalteten Schulhöfen und großen Spielplätzen.
An meiner ehemaligen Schule haben wir so einen schulhof gestaltet. Dort fanden die Kinder eine riesige Kletterspinne, einen mit Erdbeeren bepflanzten Naturhügel mit breiter Rutsche, eine großes Baumhaus, Mikadohölzer zum balancieren, Schaukeln, Tipis, eine große Wiese, und viel freie befestigte Fläche für Fahrradfahrer und gocarts…..das war sicherlich eine Ausnahme, da es wirklich riesig war, aber für alle Kinder super….von Bewegungsmangel keine Spur….
Daran denke ich immer, wenn ich unseren handtuchgroßen Schulhof sehe….der ist super ätzend ….ließe sich aber umgestalten, so dass die Kinder mehr Freude hätten sich zu bewegen und dies nicht im Gebäude tun müssten….
Stattdessen denken wir aber nur über Kompetenzen nach, die die Kinder für ihren Bewegungsapparat benötigen….ach ja….

lehrer002
1 Jahr zuvor

„Ein vor allem leistungsorientierter Sportunterricht erreicht viele Schüler nicht“

Oh doch! Das tut er! Wenn er denn auf die Erhöhung der körperlichen Leistung des Einzelnen im Vergleich zu vorigen Stunden setzt.
Wie bereits hier erwähnt wurder: Kein nach heutigen Standards ausgebildeter Sportlehrer lässt Teams wählen. Das sind vermedibare Frustrationsmomente. Eine Abschaffung von Noten wäre nur sinnig, wenn sie auch in anderen Fächern erfolgte, ansonsten leidet die Stellung als gleichwertiges Unterrichtsfach.
Insgesamt erschreckend, dass fragwürdige Einstellungen zum Sportunterricht inzwischen fast so massentauglich zu sein scheinen wie zum Matheunterricht.

uwe
1 Jahr zuvor

Wie unglaublich schlecht die Schulen sind (weil die Schüler*innen ja wegen der Schulpflicht keine Wahl haben und jeden Müll ertragen MÜSSEN) sieht man ja in den ganzen Kursen in den Fitnessstudios. Da verliert der Trainer*in ihren Job wenn die Teilnehmer keinen Spaß haben (und nicht wiederkommen) und plötzlich zeigt sich was möglich ist: Pfiffiger, motivierender Unterricht der alle anspricht (vom Eisenbeißer bis zum Rentner mit Übergewicht), alle sind mit viel Spaß dabei und haben eine gute Zeit.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  uwe

Wenn man Schulsport mit Fitnessstudios vergleicht, hat man irgendetwas nicht verstanden. In Fitnessstudios findet man ein völlig anderes Klientel vor, das scheinen Sie zu verdrängen. Sie unterstellen hier, dass die Sportlehrer keinen motivierenden Unterricht machen, da sie nicht gefeuert werden können. Nun ja, es kommt wie immer auf den Lehrer an, und das nicht nur in Sport. Ich denke noch mit Schrecken an meine Geschichts- und Französisch Stunden als Schüler. Auch diese Lehrer kann man nicht entlassen.

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  uwe

Ein typischer Äpfel-Birnen Vergleich.

In einem Fitnesstudio meldet man sich für den Kurs an, der einem zusagt.
Sagt einem kein einziger Kurs zu, meldet man sich auch nicht an.
Leute, die gar keine Lust auf Bewegung haben, gehen erst gar nicht ins Fitnesstudio. (Stichwort: Eigenmotivation)
Es werden nur Kurse angeboten die im Trend liegen, wenig besuchte Kurse werden schnell wieder eingestellt. (Stichwort: Ressourcenschonung)
Der Rentner mit Übergewicht besucht selten den selben Kurs wie der Eisenbeißer (Stichwort: homogene Gruppen).

In jedem Fitnesstudio gibt es Leute, die schnell wieder aufhören. Ist aber nicht so schlimm, da man ja einen Jahresabo abgeschlossen hat und trotzdem weiterbezahlt. Würden alle Abonnenten regelmäßig kommen, wäre das Studio sehr voll und die Wartezeit an den Geräten lang. Es ist betriebswirtschaftlich wichtig für ein Fitnesstudio, viele sog. „Inaktive Mitglieder“ zu haben, die möglichst auch vergessen, fristgerecht zu kündigen.
Wenn ein Fitnesstudio weniger als 20% solcher „unmotivierten“ Mitglieder hat, muss es seine Preise erhöhen und einen Aufnahmestopp verhängen. Deshalb wird auch rund um Neujahr besonders aggressiv geworben. Die “ guten Vorsätzen“ halten meist nur kurz an. Kaum ist der Trainingsplan für 50€ erstellt und das Abo unterschrieben, kümmert sich such kaum ein Trainer mehr um einen.

uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

„Der Rentner mit Übergewicht besucht selten den selben Kurs wie der Eisenbeißer (Stichwort: homogene Gruppen).“

Kann ich nicht bestätigen. In Les Mills Bodypump ist wirklich alles, Eisenbeißer und eben auch der leicht übergewichtige Rentner. Alle haben Spaß. Jedenfalls zeigen die Fitnesskurse gut was alles möglich ist in Sachen Motivation und Spaß. Wenn ich die Laune da mit meinen Schulsporterinnerungen (oder auch Nichterinnerungen, der Schulsport war so unfassbar öde das ich mich an nichts erinnern kann) vergleiche: Da klaffen Universen an Abständen.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  uwe

Na dann statten wir doch mal die Schulturnhallen wie Fitnesscenter aus, nur zu. Kostet zwar, aber ,,,,,,, Merken Sie was?

klm
1 Jahr zuvor

Bei „Sportunterricht der Zukunft“ oder „Schule der Zukunft“ verdrehe ich nur noch die Augen.

Michi
1 Jahr zuvor

Es wäre schon viel gewonnen, wenn Kindern mit schlechter sportlicher Leistung gezeigt würde, wie sie diese realistisch (und während des Unterrichts) verbessern können und diese Verbesserungen auch zu honorieren.

Darüber hinaus sollte man auch mal darüber nachdenken, ob man nicht etwas mehr Vielseitigkeit bei den Sportarten einbauen kann. Gibt auch Kinder die sportlich sind, nur mit den Schulklassikern nicht viel anfangen können.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Michi

Genauso wenig wie es ohne außerschulisches Üben möglich ist, sich z.B. in Mathe zu verbessern, ist dies auch im sportlichen Bereich möglich. Wie soll man sich denn in 3×20 Minuten pro Woche verbessern? Zumal die Aufmerksamkeit des „Trainers“ noch 29 anderen gelten muss?