Fall Luise: Sollen auch schon Kinder vor Gericht gestellt werden können?

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Nach der Tötung der zwölfjährigen Luise aus dem nordrhein-westfälischen Freudenberg ist eine Diskussion über mögliche Konsequenzen entbrannt. Der rechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestags­fraktion, Günter Krings, hat gefordert, über eine mögliche Senkung der Strafmündigkeits­grenze auf unter 14 Jahre zumindest zu diskutieren. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (ebenfalls CDU) reagiert zurückhaltend.

Sollen straffällige Kinder vor Gericht gestellt werden? Foto: Shutterstock

«Auch Kinder wissen, dass sie nicht töten dürfen. Es ist erschütternd, dass zwei Mädchen ein anderes Mädchen getötet haben“, sagte Krings dem Redaktions­Netzwerk Deutschland: „Wir müssen die Debatte führen, ob das Alter der Strafmündigkeit für schwere Straftaten gesenkt werden muss. Denn bei den schwersten Straftaten – wie insbesondere Tötungsdelikten – handelt es sich um keine jugendlichen Verfehlungen. Auch Kinder wissen, dass sie nicht töten dürfen.»

«Ich finde im Angesicht einer solch schlimmen Tat sind politische Schnellschüsse jetzt nicht die richtige Antwort»

«Ich sage heute nicht „Nein“ zu dieser Debatte, um Gottes Willen, man muss sich das sehr genau anschauen und die Debatte verantwortungsvoll führen», sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) dem Nachrichtensender «Welt TV». «Aber bitte auf der Grundlage der Fakten dieses Falls und auch der Kriminalitätsstatistik, die uns mahnt, solche Debatten sehr ernsthaft zu führen.»

Die beiden Mädchen, die die Tat gestanden haben, sind 12 und 13 Jahre alt und damit nach aktueller Gesetzeslage nicht strafmündig. Es gebe zwar einen Anstieg bei der Zahl der tatverdächtigen Kinder in Nordrhein-Westfalen, so Wüst: «Ob da das Strafrecht richtig ist oder nicht, die Mechanismen der Erziehungs- und Jugendhilfe, das muss man sich aber sehr genau anschauen. Ich finde im Angesicht einer solch schlimmen Tat sind politische Schnellschüsse jetzt nicht die richtige Antwort.»

Wie ZDFheute berichtet, belegt die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für Gesamt-Deutschland keinen Anstieg von Gewaltkriminalität durch Kinder und Jugendliche in den vergangenen Jahren. Tatsächlich nehme die Gewalt sogar ab. Seit einem Höhepunkt der Gewaltkriminalität in den Jahren 2008 und 2009 hat sich die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen zwischen 14 und 21 Jahren etwa halbiert – auf rund 550 Tatverdächtige pro 100.000 Jugendliche im Jahr 2021. Bei Kindern bis 14 Jahren fällt die Entwicklung im gleichen Zeitraum schwächer aus. Hier sanken die Zahlen von 194 Tatverdächtigen pro 100.000 auf zuletzt 132. Laut PKS gab es bei Gewaltkriminalität 2021 insgesamt 7.477 Tatverdächtige unter 14 Jahren.

«Unabhängig von dieser Tat sehen wir, dass Kinder immer mehr Straftaten begehen, einfache Körperverletzung, Diebstahl, Sachbeschädigung»

«Die konkreten Umstände dieses speziellen Falls muss man sich jetzt ganz genau anschauen, um die richtigen Maßnahmen daraus abzuleiten», sagte auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag. «Das gilt auch für die Frage, ob uns eine Absenkung der Strafmündigkeit hier weiterbringt.» Glücklicherweise seien Kinder unter 14 Jahren in den vergangenen fünf Jahren in Nordrhein-Westfalen zuvor nur in einem einzigen Fall wegen Mord oder Totschlag verdächtig gewesen. «Unabhängig von dieser Tat sehen wir, dass Kinder immer mehr Straftaten begehen, einfache Körperverletzung, Diebstahl, Sachbeschädigung. Hier sind wir als gesamte Gesellschaft dringend gefordert, gegenzusteuern, Elternhäuser, Schulen und natürlich auch die Polizei mit ihren präventiven Möglichkeiten», so Reul.

Zuvor hatte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) gesagt, dass er trotz der abscheulichen Tat keinen gesetzgeberischen Handlungsbedarf sieht. Kinder unter 14 Jahren würden zwar strafrechtlich nicht belangt, «aber unsere Rechtsordnung kennt andere Wege, um darauf zu reagieren, etwa das Kinder- und Jugendhilferecht sowie das Familienrecht», hatte er gesagt.

Auch der Deutsche Kinderschutzbund sprach sich deutlich gegen eine Herabsetzung des Alters für die Strafmündigkeit aus. «Ab 14 gehen wir davon aus, dass eben Jugendliche sehr viel besser übersehen und begreifen können, was das für Taten sind und was das für Folgen hat», sagte Vize-Geschäftsführerin Martina Huxoll-von Ahn dem Radiosender RPR1. Unter 14 müsse man da ein Fragezeichen machen. Die Angst vor früheren Strafen halte nicht von Taten ab. Zudem gebe es andere Möglichkeiten der Konsequenzen, das Jugendamt habe eine Palette von Möglichkeiten. News4teachers / mit Material der dpa

Auch auf News4teachers wird über das Alter der Strafmündigkeit diskutiert – im Leserforum zu folgendem Beitrag:

Schülerinnen, zwölf und 13, gestehen Tötung von zwölfjähriger Luise (nach Streit?)

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Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor

Nach Schweizer Vorbild ja möchte ich jetzt sagen und zitiere dazu noch einmal das @Hornveilchen.

In der Schweiz ist es genau so. Dort sind Kinder/Jugendliche ab 10 Jahren strafmündig, aber das dient in erster Linie der Abschreckung.
Mache doch mal jemand eine Petition für die Absenkung des Alters der Strafmündigkeit. Da wäre ich gespannt.
https://www.news4teachers.de/2023/03/debatte-nach-der-bluttat-von-freudenberg-gibt-es-einen-trend-hin-zu-mehr-kinder-und-jugendgewalt

Grundschullehrerin
1 Jahr zuvor

Es gibt inzwischen eine Petition. Den Link findet man beim Focus im Artikel zur Tat. Inzwischen haben über 100000 Leute unterschrieben. Ich denke, dass es noch mehr wären, wenn die Info verbreiteter wäre, dass es diese Petition gibt.

Karl Heinz
1 Jahr zuvor

Was sollen diese Rachegelüste denn bringen?
Sperren wir halt auch wieder Kinder ein, statt ihnen etwas sinnvolles zu vermitteln.
Mich erinnert das ganze ein stückweit an den Fall Marianne Bachmeier.
Wer sich wagt, weiter als von der Tapete bis zur Wand zu denken, wird niedergebrüllt.
Eine echte Idee, wie man damit rechtlich umgehen soll, habe ich zwar auch nicht,
aber vielleicht, nur vielleicht, sollte man mal darüber nachdenken und diskutieren, wann und wieso aus „hänseln und verpügeln“ (wie es das früher schon gab) „mobben und töten“ werden konnte…
Das sich da scheinbar die Qualitäten weit verschoben haben, ist doch nicht die Schuld der Kinder

Ça me fatigue
1 Jahr zuvor
Antwortet  Karl Heinz

„… Sperren wir halt auch wieder Kinder ein, statt ihnen etwas sinnvolles zu vermitteln. …“

Das ist ja genau das Problem! Es gibt heute zu viele Kinder, denen kann man kaum etwas vermitteln. Sie wissen von selber alles besser und gehen mit ihrer Umwelt extrem respektlos um. Etwas beibringen: Fehlanzeige!

In der Schule gibt es gegen dieses Benehmen nur schwache Handlungsmöglichkeiten, über die die Kinder lachen oder sich einen Spaß daraus machen, wer die meisten Briefe sammelt.

Angesetztes Sozialtraining, das dann nur sporadisch besucht wird oder eben garnicht … dort gehen sie raus, drehen sich um und machen weiter, als ob nichts war.

Die Anzahl solcher Fälle hat im Vergleich zu früher zugenommen. Die anderen Kinder, die (so, wie man es sich vorstellt) nicht unangenehm auffallen, muss man vor den obigen Fällen schützen. Nur wie? Was dürfen Lehrer denn schon machen? Ja, genau: reden, überzeugen, reflektieren … aber da müsste man ja hinhören und mitmachen … schwierige Nummer!

Und dann werden z.B. von Klassenkonferenzen beschlossene Maßnahmen von Eltern abgelehnt … da kann man erst recht nichts dagegen machen.

Fragt man Kinder, womit sie ihre Zeit am liebsten verbringen: Zocken, Ticktock, WhatsApp usw.

Analysiert man den Wortschatz der heutigen Jugend:
Große Schere – die einen reden wie kleine Professoren in ganzen Sätzen mit anspruchsvollen Wörtern und die anderen kennen nur einzelne Wörter wie „Hurensohn“, „fick dich“ usw.
Aber halt, was heißt hier „kennen“ … sie verwenden diese Wörter ohne deren Sinn zu kennen.

Da erfährt man von Kindern, weit jünger als 16, dass sie in der WhatsApp Gruppe übelst beschimpft und bedroht werden. Gehen sie raus aus der Gruppe, fühlen sie sich isoliert, gehören sie nicht mehr dazu. Bleiben sie drin werden sie weiter drangsaliert. Da werden Kinder seelisch krank gemacht.

Ursprung: sozialer Zwang … dazugehören wollen … und ein paar, die den Ton angeben, die pber die anderen bestimmen.

Das, was früher vereinzelt blutige Nasen waren, sind heute zunächst unsichtbare seelische Narben. Eltern bekommen das oftmals garnicht mit, auch wenn sie sich kümmern. Kinder hatten früher Geheimnisse und das haben sie heute auch noch. Wenn man es dann irgendwann merkt, ist es oft schon reichlich spät.

Aber die Qualität, wie miteinander umgegangen wird, erinnert sehr ans Mittelalter. Das „an den Pranger Stellen“ findet heute auf vielfältige Weise statt.

Toleranzgrenzen für sich selbst sind sehr niedrig und gegenüber anderen aber sehr groß … “ es war doch bloß Spaß“ … und aus Spaß wurde dann ganz schnell Ernst …

Empathie ist oft unbekannt.

Es fehlt an grundsätzlichen Werten für den Umgang miteinander. Wenn das (bei einem gewissen Prozentsatz der Schülerschaft) nicht vorhanden ist, können sich auch die anderen, die sehr wohl guten, kindgerechten Umgang miteinander pflegen (auch die streiten mal … das ist normal), nicht frei entfalten. Sie leiden unter den „Querschlägern“, die immer zahlreicher werden und deren Benehmen immer bedenklicher wird.

Doch wie soll man dagegen vorgehen, wenn man keine Maßnahmen ergreifen darf, die diese Kinder zum Umdenken zwingen?

Oder anders gefragt: wann, wo und wie sollte Erziehung stattfinden? Wer erzieht?

(Damit meine ich die Erziehung mit Regeln, die auch umgesetzt werden, auch wenn es Nerven kostet und den Kindern unangenehm ist)

Zu viele Kinder erziehen sich hierzulande selbst … wie traurig – für alle Seiten!

Karl Heinz
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ça me fatigue

Tja Herr oder Frau Ermüdet,

ihren Problemaufriss gehe ich voll mit.

„Es gibt heute zu viele Kinder, denen kann man kaum etwas vermitteln.“

wenn ich aber an – sagen wir mal – 10 jährige schon nicht mehr herankomme, dann sollte eben geguckt werden, was mit den Kindern die 10 Jahre zuvor gemacht oder eben nicht gemacht wurde.
Die Schuld dann auf die „bösen Kinder“ abzuwälzen halte ich für den falschen Weg.
Ich erlebe das ja auch regelmäßig, dass Jugendliche zwar ständig damit konfrontiert werden, was sie alles falsch machen, aber vor allem die Eltern ihnen nie gezeigt haben, was richtig wäre…

„Was dürfen Lehrer denn schon machen? Ja, genau: reden, überzeugen, reflektieren … aber da müsste man ja hinhören und mitmachen “

GENAU DAS erwarte ich auch von Lehrkräften – hinhören und mitmachen.
Es ist erschreckend, wie viele Kräfte im Erziehungswesen immer noch den Zeiten anhängen, als man als Lehrer/Erzieher automatisch eine von allen geachtete Autorität war. Das muss man sich heute schon erarbeiten und verdienen.

„Oder anders gefragt: wann, wo und wie sollte Erziehung stattfinden? Wer erzieht?“

Von Geburt an! Frühkindliche Bildung und Erziehung ist doch elementar.
Der Habitus ist mit ca. 12-14 Jahren ausgeprägt – dann habe ich keine Chance mehr auf „umdenken“.
Über das wo, wer und wie sollte man eben m.E. mal gründlich nachdenken.
Wenn es Eltern nicht mehr tun und Schulen nicht mehr können…

https://www.kiwi-verlag.de/buch/aladin-el-mafaalani-mythos-bildung-9783462001938

Ça me fatigue
1 Jahr zuvor
Antwortet  Karl Heinz

… das ermüdet mich … würde der Übersetzung näher kommen. Ob derjenige oder diejenige dann schon ermüdet ist, das steht da nicht …

„Die Schuld dann auf die „bösen Kinder“ abzuwälzen halte ich für den falschen Weg.“
Welche Schuld? Wo steht was von bösen Kindern?

„… aber vor allem die Eltern ihnen nie gezeigt haben, was richtig wäre…“
Ja genau! Das ist das, was sich keiner traut zu sagen. Weil Lehrer ja immer alles auf die Eltern schieben. Weil Politiker ihre Wähler nicht vergraulen wollen.
Aber es sind die Eltern, die ihren Kindern den Umgang mit anderen Personen von Anfang an beibringen müssen. Mit dem Handy in der Hand wird das nicht klappen …

„GENAU DAS erwarte ich auch von Lehrkräften – hinhören und mitmachen.“
Hinhören: das machen Lehrkräfte normalerweise.
Mitmachen: wobei? Beim Mobben … so wie es manche Kinder vormachen? Beim keine-Hausaufgaben-machen? Beim Schwätzen? Beim Handyspielen statt Arbeiten? Wobei?

Aus meiner Sicht müssen die KINDER hinhören, wenn man versucht, ihnen beizubringen, wie man miteinander umgeht. Nur leider schaffen das viele dieser Kinder nicht.

Und nein… das hat nichts mit Autorität zu tun. Wenn wir aber in der Schule das Gleiche machen wie bei vielen zuhause …die Kinder sagen den Eltern, was sie tun sollen …, dann wird die Sache immer schlimmer.

Kinder müssen lernen, anderen Menschen sinnverstehend zuzuhören (den Eltern, den Lehrern, Mitschülern, Freunden, später mal dem Partner …).
Das übt man normalerweise automatisch, wenn man sich mit seinem Kind beschäftigt. Das ist vorranig Elternsache.
Kinder, die das nicht können, sollten nicht eingeschult werden. Man müsste sie in einer Vorschule darauf vorbereiten, bis sie es können.

Achtung: ich meine weiter oben nicht alle Kinder, sondern nur die, die Probleme machen. Leider genügen sehr viel weniger „Problemkinder“ als „Nicht-Problemkinder“, um eine ganze Klasse zu zerlegen.

„《Oder anders gefragt: wann, wo und wie sollte Erziehung stattfinden? Wer erzieht?》
Von Geburt an! Frühkindliche Bildung und Erziehung ist doch elementar.“

Vielen Dank … das ist des Pudels Kern! Das ist Elternsache.

Nur leider passiert es heute nicht mehr flächendeckend. Warum?

Wissen es die Eltern nicht?
Können sie es nicht?
Haben sie keine Zeit?
Wollen sie nicht?
Ist es zu anstrengend?
Ist es ihnen egal?
Haben sie sich „Kinder bekommen und erziehen“ mehr so vorgestellt wie im Film?
…. ???

Nunja … wir wissen es nicht!

Und es hilft ja auch nicht weiter!

Vicki
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ça me fatigue

Ich finde ihre Idee einer Vorschule gut.
Wenn die Kita in den vier oder fünf Jahren, in denen die Kinder dort mitunter sind, nur dafür gut ist, mit Ach und Krach Betreuung zu schaffen und zu basteln, zu rutschen, herumzutoben und an einigen wenigen Tagen in diesen vier Jahren mal in die Natur zu gehen oder den Kindern vorzulesen, reicht das nicht als frühkindliche Bildung. Dann wäre es besser die vier und fünfjährigen in eine echte Vorschule mit ausgebildeten Lehrkräften zu schicken, in denen auch tatsächlich vorgelesen, Natur erkundet und in Ruhe gesprochen und Grundlagen des Miteinanders gelegt werden.
Oder war es früher tatsächlich besser, als Oma und Opa noch zu Hause wohnten und diese Aufgabe übernahmen ? Und Oma noch eine Linsensuppe und Kartoffel mit Gemüse für alle gekocht hat, statt auf Kreuzfahrt zu gehen oder in der Seniorenresidenz unter gleichaltrigen Karten zu spielen ?

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Vicki

N o c h mehr Fremdbetreuung?

Noch w e n i g e r Kontakt zwischen Kind und Eltern?

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ça me fatigue

Vielleicht hätte man den Eltern der Kinder etwas anderes als diese subtile Vernachlässigung ankreiden sollen. Das fängt bereits im Kinderwagen der Kinder statt, wenn die Eltern sich auf die Handykommunikation mit Bekannten konzentrieren als Sicht- und Blickkontakt zu den eigenen Kindern zu halten.
Wie sollen denn deren Kinder sich auf deren Urteile fokussieren können, wenn die Eltern allein diese nonverbale Kommunikation nicht einnahmen wollen.
Immer die Kinder am Fernseher abladen oder in irgendeiner Institution abliefern bedeutet fehlenden Zugriff und fehlende Erziehungspflichten nachzugehen.

Ingelore Schmidt-Jacobsen-Gummersbach
1 Jahr zuvor

Wenn auch Kinder vor Gericht kämen, sagen wir mal ab 12 Jahren, heißt das doch nicht automatisch, dass Kinder bereits ab 12 Jahren in Gefängnis kommen, wie manche hier aufbauschend suggerieren wollen. Das Gericht kann ja dann auch eine passende (milde) Strafe festlegen, z.B. Sozialstunden, Therapie, Internat usw. bis hin zum Freispruch mangels Beweisen oder wegen Verfahrensfehler.

In gewissen Mileus werden aber absichtlich Kinder für Straftaten eingesetzt, weil denen ja nichts passiert. Damit wäre es dann erstmal vorbei. Es wäre ein Signal!

Last edited 1 Jahr zuvor by Ingelore Schmidt-Jacobsen-Gummersbach
Stina
1 Jahr zuvor

Stimme Ihnen zu. Möchte noch hinzufügen, dass a.m.S. eine so schwere Straftat, nur in sehr gut begründeten Fällen, nicht vor Gericht gehört. Die Angehörigen des Opfers haben ein Recht auf gerichtliche Rechtsprechung.“Im Namen des Volkes“ sollten solche Taten nicht ignoriert werden.

Karl Heinz
1 Jahr zuvor

„…Sozialstunden, Therapie, Internat usw…“

das ist doch im derzeigen Rechts-Rahmen schon möglich und wird praktiziert.
Was also soll ein Herabsetzen der Strafmündigkeits­grenze bewirken??
Welchen „Mehrwert“ soll das bringen?
Wichtig ist, DASS vernünftig gehandelt wird.

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Minderjaehrig-unter-Mordverdacht-Was-geschieht-mit-Jugendlichen,minderjaehrig102.html

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Wiedergutmachung. Auch mal an die Opfer bzw. Angehörigen der Opfer denken, Karl Heinz!

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Es bliebe also alles wie gehabt, der Raum der Vernehmung ist nur ein anderer. Die Strafmündigkeit wäre herabgesetzt, die Strafe wäre aber Therapie – genauso wie jetzt auch. Die Leute sind doch nicht blöd? Was soll das Theater? Das wirkt nicht abschreckend und wird sofort durchschaut. Gibt es irgendwo weniger Straftaten durch das Absenken der Strafunmündigkeit? Im Falle von Kindern würden die Straftaten nicht einmal zurück gehen, wenn es eine echte Bestrafung gäbe – weil Kinder da nicht weit genug denken, falls Täter das überhaupt können. Sollte das Alter der Strafmündigkeit eine Rolle spielen, dann müsste es eine Kurvenskala geben, die klar zeigt, dass mit dem 14.Lebensjahr die Kriminalität abnimmt.

447
1 Jahr zuvor

Unter den gegebenen rechtlichen und gesellschaftlichen Grundbedingungen und Prämissen (sowie einer ganzen Berufsgruppenlandschaft da dran) braucht man mit solcher Symbolpolitik ohnehin nicht anfangen.

Die ganz klare gesellschaftliche Mehrheit unterstützt die aktuelle Herangehensweise und sieht Täter (nicht nur im Jugendalter) fest institutionalisiert als die wahren Opfer.

Dann soll sich die Gesellschaft doch gerade machen und ihren Kurs bitte konsequent fortsetzen, wie es etwa auch in diesem Fall durch die ganz klaren Äusserungen zum absoluten Schutz der Täter und deren Familien in Presseerklärungen (etwa von zuständigen Jugendamtsmensch und der Polizei betreffend „Beobachtung“ der sozialen Medien) zum Ausdruck kommt.

In dieser Gesellschaftslage (und der damit einhergehen Interpretation von Gesetzen) braucht man mit Gerichtsprozessen nun auch nicht anzufangen.

Georg
1 Jahr zuvor

Die Täterin, die nach der Tat noch bei der Mutter des Opfers angerufen hat, halte ich gerade aus diesem Grund für voll schuldfähig.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Persönlich ist mir die „Schuldfähigkeit“ menschlicher Bestien völlig egal. Völlig ungeachtet irgendeiner Ursache – wer in dem Alter solche Taten begeht, gehört *eigentlich* permanent weggeschlossen.

Das „eigentlich“ ist aber wie immer der limitierende Faktor.

Nur ist das eben eine Frage von so grundsätzlichen Entscheidungen und eben gesamtgesellschaftlichen Haltungen, dass man sich im Zustand „heute & hier“ über sowas keine Gedanken machen braucht.

Die gesamtgesellschaftlich relevante Position ist klar.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

So abscheulich ich die Tat auch finde, die „Bestie“ scheint mir gerade die Gesellschaft zu sein. Kommt einem vor wie im Mittelalter. Mir scheint, im Falle eines Erwachsenen Täters wird nicht annähernd so heftig reagiert. Dabei gibt es dort auch Ärgernis zur Genüge. ZB das Ergebnis „psychisch krank“ und somit nicht schuldfähig. Mich erinnert es daran, wenn bei Straftaten einen Unterschied zw Mehrheitsbevölkerung und Minderheiten gemacht wurde. Oder an „Florida-Rolf“, der mit seinem Hartz IV Bezug in Florida mehr Wut auf sich gezogen hat als alle Steuer hinterziehenden Millionäre zusammen. Ist es, weil es 12/13jährige sind und zudem Mädchen?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

„Die Bestie ist die Gesellschaft“
Na, da wüsste ich gern mal, wie Sie die Rolle der organisierten Kriminalität in DER Gesellschaft einschätzen, z.B. Drogenkartelle. Die haben viel Geld, bestechen auch mal Polizisten und Zöllner, waschen das Geld, kaufen Immobilien und schrecken notfalls vor Mord nicht zurück, eiskalt berechnend. Die allgemeine Empörung darüber hält sich ja wohl auch in Grenzen.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Klar, „die Gesellschaft“, joa.
„Steuerhinterziehende Millionäre“, yo

Sie bringen den Mehrheitsspin gut auf den Punkt.
Genau deswegen braucht man dann eben auch nicht mit der „Richterei“ anfangen.

Lehrerin
1 Jahr zuvor

Wenn man nicht mal einen Mord (eines der schlimmsten Verbrechen) bestraft, was denn bitte dann???? Die Grenze für ein kindliches Fehlverhalten ist bei Mord ja wohl extrem überschritten…
Und 12-/13-Jährige, die 30mal auf einen wehrlosen Menschen einstechen und ihm dabei beim Leiden und Sterben zusehen, wissen/sehen, was sie da tun! Haben sie aufgehört aus Mitleid? Nein. Haben sie einen Krankenwagen verständigt? Nein.
Sowas sollte man nicht ungestraft durchgehen lassen. Das ist kein Kaugummi-Diebstahl, sondern ein Leben wurde ausgelöscht!
Wenn man da keine – ernsthaften – Konsequenzen zieht, wo/wann denn dann bitte??

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrerin

Ja, die Kinder sind ja Kinder, aber so wenig Bewusstsein mit 12 oder 13 Jahre haben sie doch nicht, um ein Leben einfach so wegzunehmen, einfach so mit 30 Stichen töten.

 
Ich habe selbst 10-jährigen und 13-jährige. Sie wissen sehr genau was sie tun und warum. Bescheid über das Leben und den Tod wissen auch sehr genau. Machen sie Fehler? Natürlich, wer nicht? Ich mache sie ständig.

Aber man kann sich sehr wohl rechtzeitig beherrschen und doch die richtige Entscheidung treffen. Wie dann nicht beim Leben zu nehmen. Wir sind nicht Tiere, oder doch?

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrerin

Man muss sich nur die Frage stellen, warum bzw. unter welchen Bedingungen tötet ein Tier einen anderen. Schon damit wird es vieles geklärt. Manche, aber sehr wenige junge Tiere töten auch.  Einige Vogelarten schon im Nest. Die Mutter und einige Väter aus Tierreich auch. Aber es geht immer um nackten Überlebensgründen.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrerin

 
Am Ende geht es um unsere Gesellschaft, die einfach kaputt ist. Das Land wimmelt von Flüchtlingen, von Menschen und Kindern, die ein echtes Lebenstrauma erlebt haben. Der grausame Krieg erleben wir gerade vor unseren Türen.
 
Und dann töten die Mädchen einfach so ein anderes Mädchen in der Mitte Europas, die schon seit Ewigkeit keine Grausamkeit eines Krieges kennt. Und das sollte man rechtfertigen?

Heinz
1 Jahr zuvor

Das Jugendstrafrecht unterscheidet sich doch sowieso fundamental vom Erwachsenenstrafrecht. Nur weil man fordert, dass Kinder ab 12 bestraft werden können, heißt doch nicht, dass sie auch sofort wegen allem Möglichen im Gefängnis landen. Ich glaube wir müssten in Deutschland einfach weg von der verankerten „Mindeststrafe“, wie es sie bei uns häufig gibt. Ein Blick in die Niederlande könnte hier helfen, wo Gefängnisse wegen Unterbelegung schließen mussten. Doch auch dort läuft nicht alles super (s. Drogenbandenproblematik). Ich glaube man sollte einfach Dinge übernehmen, die gut sind, und Dinge die schlecht sind weg lassen.

Und ja steinigt mich ggf. aber ich bin ganz klar der Meinung, dass wenn zwei 12 jährige jemand anderen ermorden (und hier dürften Mordmerkmale erfüllt sein), dann gehören sie weggesperrt. Ich wäre durchaus auch mit einer geschlossenen forensischen Unterbringung für einige Jahre einverstanden in Kombination mit diversen Therapien.

Nach allem was vermutet wird, haben die Mädels nicht im Affekt gehandelt.

Monika, BY
1 Jahr zuvor

Ich bin einfach erschüttert…viel kann ich nichts dazu schreiben, ich kenne die Mädchen nicht…aber ich mache mich Sorgen.

https://www.focus.de/panorama/welt/brutale-maedchengewalt-in-heide-das-hinterlaesst-seelische-wunden-die-kein-pflaster-heilt_id_188940879.html

AvL
1 Jahr zuvor

Nein, das sollen Kinder nicht, aber die Eltern sollten in die Verantwortung genommen werden !
Wer seine Kinder in der Weise vernachlässigend im Leben nicht begleitend willfahren lässt, der gehört zur Verantwortung gezogen zu werden.

Saskia
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Das können nur Eltern sagen, die sich für ziemlich fehlerfrei halten.
Außerdem: Was sollen die Mädchen denn denken, wenn ihre Eltern bestraft werden? Sollen sie weiterhin lernen; dass an ihren Vergehen immer nur andere andere schuld sind, dass auch Luise eigentlich nur selbst schuld war an ihrem Tod. Sie hätte ihn mit ihrem Verhalten ja nicht herausfordern müssen.
Es muss endlich Schluss sein mit dieser wohlfeilen Kindertümelei! Sie hilft weder den Kindern selbst noch ihrem Lernen von Eigenverantwortung.
Die Mädchen sollen ja nicht gleich ins Gefängnis kommen oder gar „lebenslänglich“ erhalten. Aber als Angeklagte vor Gericht zu stehen und zu einer erträglichen Strafe verdonnert zu werden, sollte ihnen aus falschem Mitgefühl und Verständnis nicht erspart werden.

Mondmatt
1 Jahr zuvor

Leider ist der Mensch, auch im jugendlichen Alter, nicht immer von Natur aus gut.

Es gibt durchaus Menschen die Gewalt bedenkenlos anwenden um ihre Ziele durch zu setzen. Auch aus eher nichtigen Gründen.

Ich halte es durchaus für möglich das Jugendliche in einem Alter in dem die Politik sie gerne wählen lassen würde, sie aber noch nicht strafmündig sind, dieser Umstand durchaus bewusst ist.
Schlecht sozialisierte Personen könnten durchaus auf die Idee kommen die fehlende Strafmündigkeit als Freischein zur Nutzung von Gewalt an zu sehen.

Das alles widerspricht jedoch dem von Staat propagierten Bild des Menschen im Allgemeinen und der Jugendlichen im Besonderen.

Wie soll man das Problem also lösen und erklären, dass der Mensch nicht immer generell nur gut und von edlen Motiven geleitet ist.

Ganz einfach. Bedauerliche Einzelfälle. Straftäter sind in ihrer Entwicklung zum guten Bürger eben noch nicht weit genug, sie sind psychisch krank oder traumatisiert.
Eigentlich sind sie selbst Opfer. Dann passt das Weltbild wieder.