Fit für die Zukunft – die Lernplattform von App Camps macht’s möglich

0

Alles war mit einem Programmierworkshop für 12 Mädchen im Jahr 2013 gestartet, den Dr. Diana Knodel und Dr. Philipp Knodel in Hamburg veranstalteten. Die Begeisterung bei den Teilnehmerinnen war groß und das Angebot erfreute sich zunehmender Beliebtheit. Das Interesse am Programmieren sollte sich aber nicht nur auf Mädchen beschränken, sondern alle Geschlechter und Altersklassen miteinschließen. Die Idee des Gründerpaars von App Camps war geboren: Entwicklung von Unterrichtsmaterialien für digitale Bildung. „Wir wollten ein dezentrales und flexibles Angebot schaffen“, erläutert Tom Wiedemann, Mitarbeiter von App Camps, der u.a. die Unterrichtsmaterialien erstellt. „Unser Angebot soll an allen Schulen unabhängig von Zeit und Ort genutzt werden können.“ Lehrkräfte auch ohne Fachkenntnisse erhalten die Möglichkeit, mithilfe der Lernmaterialien informatische Inhalte an ihre Schüler*innen weiterzugeben.

Grundlagen des Programmierens? Ein Kinderspiel (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Die Lernplattform

Die Lernplattform des gemeinnützigen Hamburger Unternehmens App Camps richtet sich an Lehrkräfte von der Grundschule bis zur Berufsschule. Die Unterrichtsmaterialien werden kostenlos von App Camps auf der Website des Unternehmens zur Verfügung gestellt. Nach einer einmaligen Registrierung können Lehrkräfte auf die Unterlagen zugreifen. Es handelt sich dabei aber nicht um einen digitalen Klassenraum. Die Unterrichtsmaterialien mit Aufgaben zu verschiedenen Themenbereichen wie App Entwicklung, programmieren, Künstliche Intelligenz oder Medienkompetenz sollen im Unterricht eingesetzt werden. Für die Lehrkräfte gibt es zum Einstieg in das jeweilige Thema Vorbereitungsmaterial und zu den Aufgaben jeder Unterrichtseinheit werden von App Camps Musterlösungen angeboten. Die Schüler*innen können entweder direkt auf der Plattform arbeiten oder sich die entsprechenden Unterlagen von dort herunterladen. Es müssen keine neuen Programme auf den Schulrechnern installiert werden. Die Unterrichtsinhalte von App Camps können über Direktlinks im Browser aufgerufen werden. Die Unterlagen sind OER-basiert, also Open Educational Ressource und können auch außerhalb der Plattform an fachspezifische Bedürfnisse angepasst werden. Auch eine beliebige Kombination der Materialien ist möglich.

Jeder Kurs besteht aus mehreren Unterrichtseinheiten, die für jeweils 90 Minuten konzipiert sind. Jede Unterrichtseinheit besteht aus einem Startvideo, Lernkarten für die individuelle Selbstlernphase und einem Abschlussvideo.

Die Lerneinheiten zu 15 verschiedenen Themenbereichen aus der digitalen Bildung sind für Schüler*innen ab der dritten Jahrgangsstufe, über die weiterführende Schule bis zur Berufsausbildung geeignet. Jedes Unterrichtsmaterial ist mit einer Jahrgangsempfehlung gekennzeichnet. „Uns ist es wichtig, die Kinder möglichst früh an das Thema digitale Bildung heranzuführen“, betont Tom Wiedemann. „Deshalb möchten wir den Einsatz in der Grundschule fördern. Die Eingruppierung in eine Jahrgangsstufe ist als Empfehlung gedacht. Es ist uns aber bewusst, dass die Lehrkräfte ihre Schüler*innen am besten kennen und ihre Leistung entsprechend einschätzen können. Deshalb sollten die Lehrkräfte selbst entscheiden, in welcher Jahrgangsstufe sie die Materialien verwenden.“ Im vergangenen Jahr hat das Lernangebot von App Camps über 350.000 Schüler*innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erreicht. Die Lernmaterialien werden ständig von App Camps im Austausch mit den Lehrkräften aktualisiert. Auch stehen die Mitarbeiter der gemeinnützigen Organisation per Chat für Fragen der Lehrkräfte zur Verfügung.

Fächerübergreifender Einsatz

Die Unterrichtsmaterialien des Hamburger Unternehmens sollen aber nicht nur im Informatikunterricht eingesetzt werden. Den Gründer*innen geht es um den grundsätzlichen Erwerb digitaler Kompetenzen, die alle Bereiche und Fächer der Rahmenpläne einschließen. Die Kinder und Jugendlichen sollen fit gemacht werden für ein Leben in einer zunehmend digitalen Gesellschaft – sowohl in ihrem späteren Beruf als auch im praktischen Alltag. „Wir sind alle Anwender*innen und können in der Regel ein Laptop oder Tablet bedienen“, sagt Tom Wiedemann. „Für jeden Beruf ist ein Verständnis von informatischen Grundprozessen von Vorteil. Die Kinder sollen möglichst früh lernen, dass ein Laptop oder Tablet nicht nur zum Spielen da ist, sondern ein Werkzeug ist, mit dessen Hilfe man Dinge erschaffen kann. Sie sollen durch das Programmieren Erfolgserlebnisse bekommen und lernen, dass Programmieren Spaß macht. Als Programmierer*in kann man richtig kreativ werden. Ich habe mal einen Workshop in einem Fußballcamp geleitet. Dort haben wir gemeinsam eine Stoppuhr programmiert.“ Digitale Bildung in den Alltag holen geht auch mit Spiel und Spaß in der Schule. So konnten beispielsweise Schüler*innen im Ethikunterricht mit Hilfe der Programmiersprache Scratch eine Geschichte erzählen und verschiedene Religionen miteinander vergleichen.

In Deutschland sind wir spät dran

App Camps ist es ein Anliegen, an einer zukunftsorientierten Unterrichtsgestaltung mitzuwirken. In Deutschland gibt es in puncto Digitalisierung und digitale Bildung viel Nachholbedarf. In Großbritannien zum Beispiel ist Informatik seit 2014 an allen Schulen ab der ersten Klasse Pflicht. In Deutschland ist das noch lange nicht so. Zum Schuljahr 2024/25 soll es an Hamburgs Schulen ab der Mittelstufe zum Pflichtfach werden. „Wir müssen in Deutschland die digitale Bildung vorantreiben“, sagt Tom Wiedemann. „Je mehr junge Menschen wir darin ausbilden, desto größer ist die Chance, dass digitale Innovationen in Zukunft auch aus Deutschland kommen. In der Schule können wir alle erreichen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder sozialer Herkunft.“

Pläne für die Zukunft

App Camps steckt voller Zukunftspläne seine Plattform betreffend. Das Angebot soll für Grundschulen, Oberstufe und Berufsschulen noch ausgebaut werden. Auch das Thema Inklusion spielt für App Camps eine wichtige Rolle. Die Angebote in leichter Sprache für Menschen mit kognitiven Einschränkungen sowie Untertitelung von Videos für gehörlose Menschen sollen intensiviert werden. Das alles lässt sich unter dem Stichwort Diklusion zusammenfassen, also der Annahme, dass durch digitale Bildung die Inklusion von Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen und Lernniveaus verbessert werden kann.

Das Augenmerk von App Camps liegt zudem auf der Weiterbildung von Lehrkräften. Vor allem in der Lehrkräfte-Ausbildung wird das Thema digitaler Unterricht noch zu wenig im Lehrplan der Studierenden berücksichtigt. Deshalb hat App Camps ein Stipendium für digitale Bildung ins Leben gerufen.

Infokasten: Stipendium Digitale Bildung

Das Stipendium Digitale Bildung von App Camps richtet sich an Lehramtsstudierende aller Fachrichtungen, die sich fit machen möchten für die Digitalisierung im Unterricht. Über einen Zeitraum von einem Jahr erhalten die angehenden Lehrkräfte ein breites Angebot an digitalen Fortbildungsmöglichkeiten zu informatischen Grundlagen, Medienkompetenz oder zum Umgang mit digitalen Tools im Unterricht. Außerdem gibt es regelmäßige virtuelle Vernetzungstreffen mit den anderen Stipendiat*innen aus ganz Deutschland. Auch Einblicke in die Praxis des Lehramtes sollen nicht zu kurz kommen. Die Teilnahme am Stipendium für Digitale Bildung ist kostenfrei.

Weitere Informationen zum Stipendium und das Anmeldeformular zur Bewerbung finden Sie hier.

Class Chats: Eine Berufsorientierung, die tiefe Einblicke in die IT-Branche bietet – und Lehrkräfte entlastet

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments