„Gegen die Bildungskatastrophe“: Kölner Lehrer wird Oppositionsführer im NRW-Landtag

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DÜSSELDORF. Der Kölner Lehrer Jochen Ott führt künftig die SPD-Fraktion im NRW-Landtag an. Er wird damit der Oppositionsführer gegen die schwarz-grünen Regierungsfraktionen von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU).

Hält einen Schulkonsens zwischen Regierung und Opposition für notwendig: SPD-Fraktionsvize Jochen Ott. Foto: SPD-Fraktion NRW

Bevor Jochen Ott Politiker wurde, war er Lehrer – ein «Traumberuf», wie er einmal sagte. Doch es zog den Kölner in die Politik. Dort macht er jetzt Karriere: Ott ist neuer Fraktionsvorsitzender der SPD im nordrhein-westfälischen Landtag. Die größte Oppositionsfraktion wählte den bisherigen Vize-Fraktionschef am Dienstag an ihre Spitze.

Der 49-jährige Ott setzte sich gleich im ersten Wahlgang gegen den Remscheider Juristen Sven Wolf und die Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion, Sarah Philipp, durch. Ott erhielt 29 Stimmen und erreichte damit die notwendige absolute Mehrheit. Die SPD stellt mit 56 Abgeordneten die größte Oppositionsfraktion im NRW-Landtag. Als SPD-Fraktionschef tritt Ott künftig als Oppositionsführer gegen die schwarz-grünen Regierungsfraktionen von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) auf.

«CDU und Grüne fahren im Schlafwagen durch das Land und kommen dabei durch handwerkliche Fehler immer wieder ins Stocken»

Als Oppositionsführer wolle er für ein «soziales Gegengewicht zur Landesregierung» sorgen, teilte Ott nach seiner Wahl mit. Die seit bald einem Jahr regierende schwarz-grüne Koalition finde «keine Antworten auf die Armutsentwicklung, die Wohnungsnot und die Bildungskatastrophe» im bevölkerungsreichsten Bundesland. «CDU und Grüne fahren im Schlafwagen durch das Land und kommen dabei durch handwerkliche Fehler immer wieder ins Stocken.»

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Ott hatte sich bisher einen Ruf als angriffslustiger und scharfzüngiger Kritiker der Bildungspolitik der CDU-geführten Landesregierung erworben. Vor seinem Einzug in den Landtag 2010 hatte er an der Gesamtschule in Brühl (bei Köln) Geschichte, Sozialwissenschaften und Katholische Religion unterrichtet. Während seines Studiums lernte er eine Zeit lang auch am renommierten Londoner King’s College.

Der Posten des SPD-Fraktionschefs war frei geworden, nachdem der bisherige Vorsitzende Thomas Kutschaty im März seinen Rückzug angekündigt hatte. Kutschaty (54) trat außerdem als SPD-Landesparteichef zurück.

Bei der Landtagswahl vor einem Jahr war die SPD auf einen historischen Tiefstand von 26,7 Prozent abgesackt. Kutschatys Rücktritt von den Spitzenämtern der SPD knapp ein Jahr nach der verlorenen Wahl galt auch als Konsequenz aus der anhaltenden parteiinternen Kritik. Die Landes-SPD wählt bei einem Parteitag am 26. August ihre neue Führung.

Der Vater von drei Töchtern kommt hemdsärmelig und bodenständig daher. Geboren am 9. Mai 1974 in Köln-Porz beschreibt er sich selbst als «’ne echte kölsche Jung», dessen «Hätz für das Rechtsrheinische schlägt». Mit Ott als Fraktionschef dürfte auch die SPD im Rheinland wieder mehr Aufmerksamkeit erlangen. News4teachers / mit Material der dpa

SPD sieht Bildungsnotstand – und fordert neuen „Schulkonsens“ für das Land

 

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Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor

„Bildungskatastrophe“? – Muss man denn immer zu den krassen Worten greifen?!
„Katastrophe“ ok, aber „Bildung“, muss das sein?

Last edited 10 Monate zuvor by Dil Uhlenspiegel
kopfschüttler
10 Monate zuvor

Angesichts der dramatischen Lage in den Schulen, weil Lehrkräfte fehlen, sollen wir Lehrkräfte, die den ganzen Mist nicht verschuldet haben jetzt unbezahlt mehr arbeiten, haben kein Recht mehr auf ein Sabbathjahr, sollten später in den Ruhestand und noch viele Ideen mehr. Aber warum darf dann ein ausgebildeter Lehrer in die Politik gehen? Müsste das jetzt nicht auch verboten werden angesichts des Mangels an ausgebildeten Lehrern? Gleiches gilt für die Schulämter, in denen so viele ausgebildete Lehrer sitzen. Die könnte man alle wieder zurück in den Unterricht holen, das würde den Herrschaft auch mal wieder ganz gut tun!

gehtsnoch
10 Monate zuvor

Jemand bevor er die Politik zu seinem Beruf gemacht hat als Lehrkraft für acht Jahre bis 2010 an drei Schulen wirkte.

Ich finde somit doch schon sehr lange aus dem Berufsfeld der Lehrkraft heraus und jahrzehntelanger Kommunalpolitiker zur bisherigen Tätigkeit ehrlicher.

Und wurde eine frühere „Bildungskatastrophe“ in NRW mit Frau Löhrmann unter rot/grün bereits vergessen?

Last edited 10 Monate zuvor by gehtsnoch