Bildungsministerin: In manchen Kitas wird zu wenig Deutsch gesprochen (GEW: Hä?)

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KIEL. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien will – mit Blick auf die desaströsen Ergebnisse der jüngsten Vergleichsstudien – die Deutschkenntnisse angehender Erstklässler verbessern. „Wir brauchen verpflichtende Sprachdiagnostik ab dem vierten Lebensjahr“, sagte die stellvertretende CDU-Vorsitzende der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Wer anderthalb Jahre vor der Einschulung Sprachdefizite habe, müsse zusätzlichen Sprachunterricht erhalten. Wer den erteilen soll, sagte sie allerdings nicht. Die GEW zeigt sich irritiert – auch über Priens Äußerung, dass in manchen Kitas zu wenig Deutsch gesprochen werde.

Gibt es Kitas, in denen kaum Deutsch gesprochen wird? Die GEW bestreitet das. Illustration: Shutterstock

„Schüler mit Migrationshintergrund kommen mit immer schlechteren Deutschkenntnissen aus den Familien und aus den Kindergärten“, befand Prien. Diese Rückmeldungen habe sie aus Grundschulen erhalten. Offenbar werde „auch in manchen Kindergärten mit den Kindern zu wenig Deutsch gesprochen“, schlussfolgerte die CDU-Politikerin. Obwohl manche Kinder zuvor drei Jahre in den Kindergarten gegangen seien, sprächen sie trotzdem kein oder kaum Deutsch. Prien verwies aber gleichfalls auf die Verantwortung der Eltern: „Auch die Eltern müssen die deutsche Sprache lernen.“

Defizite bei der deutschen Sprache seien ein erheblicher Startnachteil für Erstklässler, betonte die Bildungsministerin. „Der lässt sich im späteren Verlauf nur mit großen Mühen aufholen. Darauf muss der Staat reagieren.“ Prien regte an, dass Kitas und Grundschulen „als Familienzentren zum Lernort werden, an denen auch Sprachkurse für Eltern angeboten werden“. Das würde noch einmal mehr betonen, wie wichtig der Spracherwerb sei.

„Wir fragen uns schon, wie die Bildungsministerin zu der absurden Einschätzung kommt, dass in Kitas zu wenig Deutsch gesprochen wird?“

Mit Ausnahme der Kitas der dänischen Minderheit werde in schleswig-holsteinischen Kitas mit den Kindern grundsätzlich Deutsch gesprochen – erklärt dazu die GEW. „Wir fragen uns schon, wie die Bildungsministerin zu der absurden Einschätzung kommt, dass in Kitas zu wenig Deutsch gesprochen wird?“ Die Landesvorsitzende Astrid Henke hegt einen Verdacht: „Will sie von ihrer Verantwortung als Schulministerin für den unzureichenden DaZ-Unterricht in den Schulen ablenken? Dort liegt nämlich gerade bei der Sprachförderung vieles im Argen: zu wenig Unterricht, zu große Gruppen, zu wenig Lehrkräfte“, sagt sie. Im Übrigen sei es ausgesprochen hilfreich, wenn Kita-Beschäftigte auch die Muttersprache von Kindern mit Migrationshintergrund sprächen. Das erleichtere bei Bedarf durchaus die Kommunikation mit Kindern und Eltern.

Anstatt in Interviews Schlagzeilen zu produzieren, solle sich die Bildungsministerin als Mitglied der Landesregierung lieber für eine bessere personelle Ausstattung der Kitas einsetzen. Dann könne dort das pädagogische Personal die Kinder intensiver in ihrer Sprachentwicklung fördern. „Diagnostik allein hilft nicht, wenn es danach nicht möglich ist, Defizite nicht durch gezielte Förderung abzubauen, weil es am Personal fehlt“, so Astrid Henke.

Ebenso wie die Bildungsministerin sieht die GEW-Landesvorsitzende in der Sprache die wesentliche Voraussetzung für schulischen und beruflichen Erfolg. „Und auch für demokratische Teilhabe“, wie sie hinzufügte. Daher sei es sinnvoll, wenn nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund möglichst früh und gut Deutsch lernten, sondern auch deren Eltern. Aber auch für sie müsse es mehr und besser auf die Zielgruppe zugeschnittene Angebote geben. News4teachers

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OttoderKleine
10 Monate zuvor

Vor ein paar Jahren gab es bei news4teachers einen Artikel mit dem Titel „Fachkräftemangel: Kita stellt Erzieherin ohne Deutsch-Kenntnisse ein“. Und wie die Kinder untereinander reden, ist ja wohl unklar und kann gar nicht kontrolliert werden. Wenn es Schulklassen mit hohem ndH-Anteil gibt, dann gibt es auch ebensolche Kitas. Und man hat doch auch festgestellt, dass viele Erstklässler kaum Deutsch können, obwohl sie in einer Kita waren. Haben wir nicht eine über 90-prozentige Quote beim Kitabesuch der Drei- bis Sechsjährigen?