Eklat: Begleiter der Bundesbildungsministerin soll vor der Klagemauer sein Kreuz verdecken

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Bei einem Besuch von Bundesbildungsministerin an der Klagemauer in Jerusalem hat eine Anweiserin Bettina Stark-Watzingers christlichen Begleiter gebeten, sein Kreuz zu verdecken, und damit für Empörung gesorgt.

Forschungsministerin @starkwatzinger erlebt am Mittwochmorgen in Jerusalem mit, wie Abt @PaterNikodemus auf dem Platz vor der Klagemauer (außerhalb der Gebetszone) aufgefordert wird, sein Kreuz abzunehmen. Die Offizielle sagt, es handele sich um eine neue Regelung. @derspiegel pic.twitter.com/Zy1GxBVCRP

— Christoph Schult (@schultchristoph) July 19, 2023

Die Mitarbeiterin habe damit Respekt für die Stätte und deren Besucher sicherstellen wollen, teilte die für die Klagemauer zuständige Stiftung auf Anfrage am Mittwoch mit. Die Weigerung des deutschen Paters Nikodemus Schnabel, sein Kreuz zu verdecken, sei aber akzeptiert und der Zutritt zur Klagemauer gewährt worden. Es gebe dort auch keinerlei Regelungen für religiöse Symbole.

Ob die FDP-Politikerin und der Pater letztlich an der Klagemauer waren, war zunächst unklar. Ein Reporter des «Spiegel» hatte ein Video des Vorfalls auf Twitter veröffentlicht.

Die Anweiserin habe auch «Unannehmlichkeiten» vorbeugen wollen, die in der Altstadt von Jerusalem jüngst vorgefallen seien, hieß es von der Stiftung. Welche damit genau gemeint waren, blieb unklar. Christen erfuhren allerdings zuletzt vor allem in Jerusalem vermehrt Anfeindungen und Übergriffe.

«Es ist schmerzhaft zu erleben, wie das Klima in dieser wundervollen Stadt sich unter der neuen Regierung immer mehr zum Unguten verändert», schrieb Schnabel nach dem Vorfall auf Twitter. Er ist Abt der deutschsprachigen Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem. Das Deutsche Vertretungsbüro Ramallah teilt eigenen Angaben zufolge dessen Sorge «über den schwindenden Raum für einige Religionen» in Jerusalem. Die aktuelle israelische Regierung ist die am weitesten rechts stehende, die das Land je hatte.

«Wir entschuldigen uns für etwaige Unruhen. Die Klagemauer steht allen offen», erklärte die für die Stätte zuständige Stiftung. Die israelische Nachrichtenseite ynet sprach von einer «Peinlichkeit für Israel». Demnach reichten die Deutschen nach dem Vorfall einen offiziellen Protest beim Außenministerium in Jerusalem ein. Das Auswärtige Amt in Berlin äußerte sich bislang nicht zu dem Ereignis.

Christen machen in Israel nur knapp 2 Prozent der rund 9,7 Millionen Bürger aus. Die Klagemauer gilt als wichtigstes Heiligtum von Juden weltweit. Sie ist der Überrest eines jüdischen Tempels, der im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde. News4teachers / mit Material der dpa, Titelfoto: BMBF

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4 Kommentare
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Georg
9 Monate zuvor

Von wem kam die Anweisung?
Von wem gingen in der Vergangenheit die Übergriffe aus, vor denen die Christen geschützt werden sollen?
Gilt diese Anweisung auch für Juden und Muslime?

Walter Hasenbrot
9 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Ja, auch Juden und Muslime sollen ihr Kreuz verdecken.

0815
9 Monate zuvor

Reist die Bundesbildungsministerin offiziell oder privat in Begleitung eines Paters?

Lisa
9 Monate zuvor

Entweder gibt es eine offizielle Anweisung über deutlich sichtbare religiöse Symbole, oder es gibt sie nicht. Punktum. Es kommt jetzt auf die Beteiligten an, wie viel sie da rein interpretieren.