„Zwangsveranstaltung“: Schülervertretung fordert Abschaffung von Bundesjugendspielen

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Die Landesschülervertretung Rheinland-Pfalz (LSV) hat stattdessen die komplette Abschaffung der Bundesjugendspiele gefordert.

Soll die Abrissbirne zum Einsatz kommen? Illustration: Shutterstock

Die jährlich stattfindende Sportveranstaltung sei eine «Zwangsveranstaltung», teilte der Landesschulsprecher Pascal Groothius am Montag in Mainz mit. Die Bundesjugendspiele setzten die Schülerinnen und Schüler einem «starken und absolut unfairen» Wettbewerbsdruck aus, anstatt den Spaß am Sport zu fördern. Als Alternative schlägt die Schülervertretung die Einführung von Sportfesten vor. Diese sollten für alle Klassenstufen auf freiwilliger Basis stattfinden und den Fokus auf Miteinander und Teamarbeit legen.

Ab dem Schuljahr 2023/2024 werden die Bundesjugendspiele in Leichtathletik und Schwimmen für alle Grundschulklassen nur noch als bewegungsorientierter Wettbewerb ausgetragen – was für großen Streit sorgt. Im Unterschied zum leistungsorientierten Wettkampf werden die Punkte für Leistungen künftig nicht mehr nach bundesweiten Normgrößen vergeben. Bisher galt der Wettbewerb nur für die Klassenstufen 1 und 2. Die Teilnahme an den Bundesjugendspiele ist bis zur zehnten Klasse verpflichtend. News4teachers / mit Material der dpa

Kein Wettkampf mehr: Ist die Reform der Bundesjugendspiele ein Symbol für den Niedergang Deutschlands?

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A.J. Wiedenhammer
9 Monate zuvor

Gegenargumente wurden in dem obrigen Artikel gar keine genannt.
Außer vielleicht „Zwangsveranstaltung“.
Allerdings ist auch schon Schule selbst eine „Zwangsveranstaltung“.

Inwieweit es sinnvoll ist, Schüler selbst über Inhalt, Umfang und Ausgestaltung von Schulveranstaltungen und Unterricht entscheiden zu lassen, ist äußerst diskussionswürdig.

Meinetwegen kann man die BJS ruhig komplett abschaffen. Aber bitte nicht durch teamorientiertes Miteinander-Heititei ersetzen.

A.J. Wiedenhammer
9 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Meine Betonung lag auf Heititei*, selbstverständlich nicht auf tatsächlichem, produktivem miteinander Arbeiten (oder Spielen, Lernen, Sporttreiben…)

*Beispiel: Sohnemann kam vom teamorientierten Schulsportfest (da ist dann der Konkurenzgedanke von der Einzelperson auf die Klasse verlagert) und meinte nur, dass ihm die Parallelklasse und eine ihrer Schülerinnen total leid getan habe. Im Staffellauf war nämlich – wahrscheinlich super integrativ gedacht – ein Mädchen aufgestellt worden, das mangels Übung und sehr sportuntauglicher, da weiter, verhüllender Kleidung, der betreffenen Klasse ein offensichtlich ziemlich blamables Ergebnis eingefahren hat. Selbst mein erst 11-jahriger Sohn meinte, dass das sowohl für das Mädchen wie auch für den Klassenzusamnenhalt ziemlich „suboptimal“ war.
Ich bin sicher, das ganze wurde im nächsten Klassenrat ausführlich thematisiert…
Trotzdem gibt es in jeder Klasse auch ehrgeizige Kinder, die auch gerne als Klasse gewinnen würden. Das Mädchen wird vermutlich nie wieder auf ein Sportfest gehen.

Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht.

OttoderKleine
9 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Also Employability statt Bildung schon in Kita und Grundschule? Ist das nicht verfrüht?

Ich_bin_neu_hier
9 Monate zuvor

Apropos Gegenargument:

Ein Sportfest für alle Klassenstufen auf freiwilliger Basis würde höchstwahrscheinlich bedeuten, aus so ziemlich allen Klassen fehlen einzelne Schülerinnen und Schüler bis ganze Gruppen, aber in der Regel nehmen eben nicht alle Schülerinnen und Schüler am Sportfest teil.
Also müssen (Sport-)Lehrkräfte für das Sportfest ausgeplant werden, deren Klassen infolgedessen vertreten werden müssen. Gleichzeitig kann in praktisch keiner Klasse normaler Unterricht stattfinden, weil zu viele Schülerinnen und Schüler fehlen.

Nächster Anlauf: Wir führen das freiwillige Sportfest am Nachmittag durch. Ergibt Mehrarbeit für die Sportlehrkräfte und/oder nachmittägliche Sportkurse (ca. 10. bis 11. Jahrgang) müssen ersatzlos entfallen.
Zu erwartende Begeisterung der Schülerschaft für ein nachmittägliches Sportfest nach einem kompletten Schulvormittag (eventuell schon mit Sportunterricht): unbekannt.

Hinweis: Zur inhaltlichen Neuausrichtung der Bundesjugendspiele möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich keine Position einnehmen (ich bin jedenfalls nicht grundsätzlich gegen Neuerungen); mir geht es hier lediglich um die Praktikabilität des vom Landesschulsprecher gemachten Vorschlags.

DerDip
9 Monate zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Was soll diese Diskussion unter Schülern nutzen. Es wird Schüler geben, die es einfach nur geil finden zu gewinnen und die ein solcher Wettkampf pusht. Und es wird andere geben, die es nicht reizt und denen das Ergebnis egal ist. Und dann wird es wieder andere geben, die es nicht ertragen, zu den schwachen Schülern zu gehören.

Sollen deshalb Leistungsvergleiche unterbleiben? Wenn ich einen Mitarbeiter einstellen will, wähle ich einen aus, der nachweisen kann, dass er ehrgeizig, motiviert ist und Ausdauer hat.

Man kann zwar auf Leistungsvergleiche verzichten, schadet den Schülern damit m.E. aber auf Dauer. Denn dann lernen diese Schüler, die diese Vergleiche meiden, nicht mit den Anforderungen, dem Druck und ggfls. Niederlagen umzugehen. Alles Eigenschaften, die für das spätere Leben wichtig sind.

Gleichzeitig werden andere Kinder durch die Eltern in Vereinen auf Leistungssport getrimmt. Und somit wird die Schere zwischen den besten und schwächsten eines Jahrgangs weiter auseinander gehen. Und am Ende gibt es wieder eine Analyse: Die sportliche Leistungsfähigkeit der Schüler hängt vom Elternhaus ab… Bla bla bla. Kein Wunder, wenn die Schule die Aufgabe zunehmend abgibt.

Uwe
9 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Sollen deshalb Leistungsvergleiche unterbleiben?“

Ja

Uwe
9 Monate zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Man kann auch mit Gewalt Probleme herbeihalluzinieren die es im Alltag nicht gibt. Schon mal einen Projekttag geplant? Nun, man bietet diverse Projekte an , eins wäre „Bundesjugendspiele“ und die anderen Schüler*innen machen was anderes (Ausflug in einen Park, Fussball spielen, Schwimmen gehen. Malen, Tischtennis spielen……..)

Ich_bin_neu_hier
9 Monate zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

„Ich finde, dass man hier nun gerade nicht über die konkrete Umsetzbarkeit diskutieren kann. Denn diese steht und fällt mit den Rahmenbedingungen und den Gegebenheiten vor Ort.“ – Ich akzeptiere das als Ihre persönliche Meinung, nicht jedoch als Argument: die grundsätzliche Umsetzbarkeit „vor Ort“ sollte immer mitbedacht werden (und prinzipiell gegeben sein) – es sei denn, man ist Kultusminister*in: dann ist das von Amts wegen nicht erforderlich.

kanndochnichtwahrsein
9 Monate zuvor

Ich habe in 30 Jahren kaum je einen Schüler/eine Schülerin getroffen, die gerne udn freiwillig hingeht. Die meisten empfinden das als genau jene Zwangsveranstaltung.
M.E. liegt das nicht daran, dass sie sich nicht bewegen wollen, sondern an den Rahmenbedingungen.
Nur bei Blitzschlaggefahr werden Bundesjugendspiele abgesagt (nein: verschoben!), bei 30 Grad um 9 Uhr müssen alle Beteiligten „irgendwie durch“.
Sowas geht heute gar nicht mehr. Schulgebäude sind nicht hitzetauglich, Sportstätten schon gar nicht – es gibt keinerlei Beschattung, alle sind kurz vorm Kollaps, die Rechner zum Eintragen der unsäglichen Punkte geben auf oder müssen an irgendeinem (nur vergleichsweise) kühlen Ort bedient werden – denn am Ende des Tages MÜSSEN ja die Daten verarbeitet sein, müssen die BESTEN Schüler wissen, dass sie wieder mal die Besten sind.
Für alle anderen ist es eh nur eine weitere unerfreuliche Pflichtveranstaltung.
Je nach Schule herrscht aus der Kommandozentrale dann noch die Stimme eines Sport-Kollegen in militärischen Ton, der – wieder mal – die Besten ansport, noch besser zu werden, LEISTUNG zu zeigen.
Sowas sollte sich mal ein Mathe- oder Chemielehrer rausnehmen: vor versammelter Mannschaft, vor Mitschülern, Lehrern und manchmal sogar Eltern, einzelne Schüler lautstark zu Bestleistungen zu zwingen, indem er ihre Tagesleistung mit der in der letzten Klassenarbeit oder Hausaufgabe vergleicht – und andere unter „ferner liefen“ links liegen zu lassen…
Das würde sofort als „unprofessionell“ sanktioniert, die Eltern würden sofort den Aufstand wagen…

Anreize zum Sport kann ich mir nur so vorstellen: In der Schule betätigen sich nachmittags Sportvereine, die niedrigschwellig, ohne Bürokratie jeden mitmachen lassen, der gerade auf der Matte steht. Die Kinder brauchen freiwillige Angebote, auch nicht zugewiesene AG’s, weil kein Platz mehr im Fußball war…Es müsste wirklich freiwillig sein und dürfte keine Bürokratie (Anmeldungen, BuT-Anträge etc.) nach sich ziehen, die Teilnahmeberechtigung müsste mit einem Schülerausweis gegeben sein.
Dann würden bestimmt viele Kinder von sich aus gerne Sport machen, ihre Freunde mitbringen; die Schulen könnten verschiedene Schwerpunktangebote machen, sodass gute Trainer oder Lehrer gute Angebote machen können. Heute holt doch jede Schule für alle Angebote über den Pflicht-Sportunterricht hinaus irgendwen in die AG’s, der einen Trainerschein hat. Oftmals scheitern diese Angebote, weil die Kinder sich anders verhalten als die Betreuer sich das vorgestellt haben. Da gehören Profis hin, die nicht nur ihren Sport können, sondern auch gerade mit den Kindern umgehen können, die sichmit Sport eher schwer tun.

GriasDi
9 Monate zuvor

Bin gespannt, was als nächstes abgeschafft werden soll.

Uwe
9 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi
Dil Uhlenspiegel
9 Monate zuvor

Könnte man digitalisieren in Form von „Bundesjugendspielen online“ – aber klingt lahm.

Sagen wir besser:

-„Federal Teen Gaming“ … ok, gehoben, englisch, aber kickt nicht recht
-oder „Byte the Dust“ … besser, muss man etwas nachhirnen, bis man es blickt; und evil, grr
-oder „School of Zock“ … denglisch wuaah, damit sich beide „Lager“ aufregen; mit dem Pick des Teufels, if ya kno‘ whut I mean
-oder „Girls‘ and boys‘ day of sportive non-competitiveness“ … cringe, dann vermuten alle, die Üblichen hätten sich was Flottes ausgedacht
-oder wir bleiben halt beim guten, alten „Hitzschlagtag“.

GriasDi
9 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

In den 1980ern hätte man Summergames I und II oder Wintergames am Commodore 64 anbieten können. Da wäre es bestimmt auch nicht schlimm, wenn jemand letzter wird.

PaPo
9 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Das beanspruchte aber ordentlich Hände und Arme, hat manchen Joystick ruiniert! Und Sie sollten mal meine Thenarmuskulatur sehen! ^^

Lisa
9 Monate zuvor

Warum nicht ein Sport – und Spielefest mit Spielen, die auf Kooperation und nicht reinen Wettbewerb beruhen? Also beides. Und alle Schüler dürfen sich bei zwei oder drei Spielen anmelden. Ich habe an einer deutschen Auslandsschule an solchen Spielen teilgenommen und alle hatten viel Spaß.

447
9 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Warum nicht einfach ganz normalen Fachunterricht machen, Hitzefrei falls angebracht, alle gehen ganz normal nach Hause?

Ach was, Drohne 447 wieder…

…BJS können ruhig weg, hauptsache da wird nicht der nächste Zeitfresser hingelegt.

Und gewinnen/verlieren ist ja eh kapitalistisch und bestimmt klimaschädlich oder so.

SuS wollen nicht?
Ok, ok, das ist dann die nächste Steigerung des Verfalls, Schule danach auszurichten was Kinder subjektiv wollen…dann von mir aus, bittesehrdsnkeschön…alleine die Furcht bleibt, dass die frei werdende Zeit für noch größeren Unfug benutzt wird.

Uwe
9 Monate zuvor
Antwortet  447

Das ist doch die schwarzpädagogische Grundhaltung auf den Punkt gebracht. NULL Vertrauen in die Schüler*innen, die absolute Gewissheit das Schüler*innen die Selbstbestimmt Entscheiden als nächstes die Stadt anzünden. UNFASSBAR

Uwe
9 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Naja weil es zu einfach wäre und deutsche ihre Kinder ganz gerne quälen, SPASS ist ein Kriterium wo es den anständigen Deutschen schüttelt sowas darf nicht sein, LEIDEN führt zum Kind das hart wie Kruppstahl mal wieder gen Osten marschieren kann. Alles andere ist sittlicher Verfall!

DerDip
9 Monate zuvor

Die Argumente würde ich nicht einfach abtun, sondern diesem Menschen, der möglicherweise ob seines jungen Alters noch nicht die nötige Weitsicht hat, darauf verweisen, dass vieles im Leben eine Art Zwangsveranstaltung ist. Die Schule selbst ist eine Zwangsveranstaltung. Mir müsste dieser Schüler dann erstmal sagen, warum Sport anders behandelt werden sollte als andere Fächer und ob er Schule als ein Ort von Leistungsorientierung grundsätzlich ablehnt oder nur Leistungsvergleiche bei Disziplin im sportlichen Umfeld?

Uwe
9 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Beim schreiben einer Klassenarbeit wird niemand „vorgeführt“. Notenspiegel dürfen nicht mehr gemacht werden, die Noten werden auch nicht laut vorgelesen, die sind geheim. Beim Sport ist das nicht möglich (weswegen er auch nicht benotet werden sollte und übrigens auch nicht wirklich wird: KEINER bleibt wegen einer 5 in Sport sitzen der regelmäßig sein Sportzeug dabei hatte und sich umzieht: Der kriegt ne 4)

Mika
9 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

In welchem Bundesland dürfen keine Notenspiegel gemacht werden? Ich kenne das eher so, dass den SuS pflichtig mitzuteilen ist, wie ihre Leistung im Verhältnis zur Lerngruppe einzuordnen ist.