Kein Wettkampf mehr: Ist die Reform der Bundesjugendspiele ein Symbol für den Niedergang Deutschlands?

44

BERLIN. Die Bundesjugendspiele wecken nicht bei allen die schönsten Erinnerungen. Einige Änderungen sollen frischen Wind in die traditionsreichen Spiele an Grundschulen bringen: weniger Stoppuhr und Maßband. Ein entscheidender Punkt bleibt zwar bestehen, trotzdem ist um die Reform ein Grundsatzstreit entbrannt: Verabschiedet sich Deutschland vom Leistungsprinzip?

Droht – mal wieder – der Untergang des Abendlandes? Illustration: Shutterstock

Die Bundesjugendspiele: Eigentlich sollen sie Lust auf Bewegung und Sport machen. Trotzdem verbinden Generationen von Schülerinnen und Schülern die altbekannten Wettkämpfe nicht nur mit Freude, sondern auch mit Frust – etwa, wenn die Mitstreiter auf dem Sportplatz schneller sprinten, besser werfen oder springen konnten. Ab dem Schuljahr 2023/2024 sollen die Leistungen von Grundschülern nun anders und weniger starr bewertet werden – statt eines «Wettkampfs» soll es nur noch den «Wettbewerb» geben. Was heißt das?

Die Sportarten Leichtathletik und Schwimmen müssen künftig alle Grundschulen bis zur vierten Klasse als Wettbewerb austragen – und nicht nur die erste und zweite Klasse wie bisher. Bis zur sechsten Klasse empfehlen die Verantwortlichen den Wettbewerb. Mit dieser Neuerung sollen die Spiele ab dem nächsten Schuljahr kindgemäßer werden, wie der Ausschuss für die Bundesjugendspiele und die Kommission Sport der Kultusministerkonferenz (KMK) bereits 2021 beschlossen hatten. Beim Geräteturnen hingegen darf man von der ersten bis zur vierten Klasse weiter zwischen den beiden Austragungsformen wählen.

Doch was ist der Unterschied zwischen dem Wettbewerb und einem Wettkampf? «Der Wettkampf ist nach internationalen Wettkampfregeln beziehungsweise nationalen Bestimmungen des Regelwerks des Deutschen Leichtathletikverbandes normiert. Der Wettbewerb ist nicht normiert», teilte ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums mit, das zusammen mit der KMK und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in einem Kuratorium der Träger der Bundesjugendspiele ist.

«Vor allem aber geht es auch um Fairness, Respekt, Teamfähigkeit und soziale Kompetenzen»

Das bedeutet: Wer zu den Besten gehört, orientiert sich nicht mehr – wie bislang – an einer festgelegten Punktetabelle in Deutschland, sondern an den Leistungen der Kinder einer Schule innerhalb ihres Jahrgangs. Auch können Schulen beim Wettbewerb ohne die festgelegten Punktetabellen neben klassischen Disziplinen wie 50-Meter-Sprint oder Weitsprung noch andere Sportaufgaben anbieten – etwa Hürdensprint, Stoßen oder Drehwürfe.

Zudem sollen die Leistungen der Schüler nicht mehr zentimetergenau mit dem Maßband oder der Stoppuhr erfasst werden, wie der Ministeriumssprecher erklärte. Stattdessen gibt es künftig zum Beispiel beim Weitsprung oder Werfen bestimmte Zonen, in denen bestimmte Punkte vergeben werden. Es solle bei den jährlich stattfindenden Spielen insbesondere darum gehen, sich zu bewegen, Freude zu haben und sein Bestes zu geben, heißt es auf der Internetseite der Bundesjugendspiele. «Vor allem aber geht es auch um Fairness, Respekt, Teamfähigkeit und soziale Kompetenzen.»

Was bleibt, ist die traditionelle Vergabe von Ehren-, Sieger- und Teilnehmerurkunden, jedoch nach einem festen Schlüssel. Die besten 20 Prozent – getrennt nach Jahrgang und Geschlecht – bekommen die Ehrenurkunde, die mittleren 50 Prozent eine Siegerurkunde und die unteren 30 Prozent die Teilnehmerurkunde. Die Bundesjugendspiele für das Schuljahr 2023/2024 sollen nach Angaben des Bundesfamilienministeriums im August ausgeschrieben werden. Sie sind bis zur zehnten Jahrgangsstufe verpflichtend.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht in der Reform einen guten Ansatz – aber auch noch Luft nach oben. Zwar gehe es beim Wettbewerbsgedanken nun mehr um Respekt, Teamfähigkeit und soziale Kompetenzen, so GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze. «Man hätte aber noch einen größeren Schritt machen können, zum Beispiel, indem man noch stärker das Team in den Mittelpunkt stellt. Dass man bestimmte Sportarten anbietet oder sich gegenseitig hilft bei bestimmten Dingen», gab Bensinger-Stolze zu bedenken. Auch sollte jeder, der teilnimmt, in irgendeiner Form prämiert werden, ohne dass die Teilnehmer mit verschiedenen Urkunden verglichen werden. Es sei wichtig, die Kinder dafür zu begeistern, sich gemeinsam zu bewegen und Freude am Sport zu haben.

Das sieht der Verband Bildung und Erziehung (VBE) ähnlich. Gerade im Grundschulalter könne eine Alternative sinnvoll sein. Der VBE-Bundesvorsitzende Gerhard Brand betonte aber: «Dies darf nicht dazu führen, dass der Wettkampfcharakter pauschal und für alle Kinder abgeschafft wird. Alle Kinder sollen die Möglichkeit haben, entsprechend ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten zu entscheiden, ob sie eher Spiel und Spaß oder den Kampf um den ersten Platz suchen». Das Miteinandermessen sei ein starker Leistungsanreiz. Und «dieser Reiz ist es schließlich, der den Profisport so spannend und für die Zuschauerinnen und Zuschauer so attraktiv macht», sagte Brand.

«Kinder brauchen Bewegung und sie möchten sich messen – beides macht die Bundesjugendspiele seit Jahrzehnten aus»

Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) äußerte sich hingegen kritisch zur Reform. «Wir tun unseren Kindern keinen Gefallen, wenn wir so tun, als ob sich messen und Leistung nichts mit dem Leben zu tun hätten», sagte sie. «Bei der Debatte rund um die Reform stehen meist die vermeintlichen Schwächen einzelner Kinder im Vordergrund. Das missfällt mir sehr. Jedes Kind ist einzigartig mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen», sagte Günther-Wünsch. Beides müsse erkannt werden, um Kinder ideal zu fördern. «Und fördern heißt auch fordern – so auch beim Sport: Kinder brauchen Bewegung und sie möchten sich messen – beides macht die Bundesjugendspiele seit Jahrzehnten aus», sagte sie.

Spiegel-Kolumnist Nikolaus Blome, ehemaliger Politik-Chef der „Bild“-Zeitung, kommentiert gar: «Das Ende der Bundesjugendspiele sagt mehr über gesellschaftliches Selbstverständnis und deutschen Niedergang, als uns lieb sein kann». Er schreibt weiter: «Das vorherrschende Mindset ist die Flauschokratie, Distinktion steht unter Generalverdacht. Die kleinen Gemeinheiten des Lebens möglichst umfassend fernzuhalten, wird ein weiteres Mal zur Richtschnur der innerschulischen Organisation. Und langsam dürfte auch dem Letzten dämmern, warum ein Shitstorm über der Chefin der Bundesagentur für Arbeit niederging, als sie zu sagen wagte: ‚Arbeit ist kein Ponyhof.‘ Würde Frau Nahles noch hinzufügen: ‚Lehrjahre sind keine Herrenjahre‘, würde sie vermutlich zum Gegenstand eines Parteiausschlussverfahrens.»

Der Berliner Leichtathletikverband – der nicht im Verdacht steht, leistungsfeindlich zu sein – begrüßt hingegen das neue Konzept. «Es ist ein guter Entschluss“, sagte Vizepräsident Thomas Poller. Er hoffe, dass dadurch deutlich mehr Kinder Freude an der Bewegung finden. «Wie kommt man zum Sport? Sport soll ja Spaß machen“, sagte Poller. News4teachers / mit Material der dpa

Bundesjugendspiele zum letzten Mal als Wettkampf – GEW: „Endlich!“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

44 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Fräulein Rottenmeier
9 Monate zuvor

Ich weiß gar nicht, warum um dieses Thema nun so ein riesiger Aufriss gemacht wird. Schon seit ich in Grundschule unterwegs bin, war die Durchführung der BJS freiwillig. Da es an meinen Schulen aber keinen Sportplatz gegeben hat, der auch nur annähernd diesen Namen verdient hätte, haben wir schon immer alternative Sportfeste durchgeführt. Die Übungen dazu haben sich die Kolleginnen selber ausgedacht, in der Pause gab’s immer ein lecker Büfett von den Eltern gesponsert und alle hatten Spaß an den Stationen.

Gleichwohl möchten sich Kinder aneinander messen, da muss es auch hinreichend Gelegenheit zu geben. Aber das jetzt nun von einer Gelegenheit im Jahr abhängig zu machen, finde ich seltsam.

Mariechen
9 Monate zuvor

Ein klares Ja von mir! Die Änderungen stehen als Symbol des Niedergangs der Leistungsgesellschaft. Wir verabschieden uns von der Norm und somit kann der Anspruch/ die Aufgabe ganz beliebig angepasst werden, je nachdem welches Ergebnis gewünscht ist. Vergleichbarkeit ist nicht mehr möglich. Das ist aber Grundvoraussetzung um Leistung festzustellen. Mit der Abschaffung der Leistungsgesellschaft schwindet unser Wohlstand dahin und der Rest ist nur eine Frage der Zeit. Man kann doch die Hürden nicht beliebig senken, damit auch der Letzte noch rüberspringt. Verlieren können und Scheitern muss man lernen und wir packen die GS Kinder ja schon in Watte. Niemand kann eben alles. Anstatt an den Ursachen (Wertevermittlung: zB. Ich bin nicht neidisch, sondern konzentriere mich auf mich selbst und gebe mein Bestes… ich freue mich über die Leistung des Anderen)zu arbeiten, wird einfach der Anspruch gesenkt. Und zwar willkürlich, damit das politische Versagen erst gar nicht auffällt. Beispiele gibts ohne Ende: Diktate fallen zu schlecht aus, dann packen wir noch zusätzliche Leistungsnachweise obendrauf. Schon passt es wieder. Rechtschreibung wird eh überbewertet. Abiturnoten zu schlecht: ein Punkt rauf…. Alles ist willkürlich, beliebig und kann jederzeit wie’s passt geändert werden. Sowas nennt man Bananenrepublik. Auf diesem Weg sind wir schon recht lange unterwegs, aber die Geschwindigkeit mit der wir auf den Abgrund zusteuern, macht mir Angst. Auf der anderen Seite: vielleicht liegt’s auch in Natur des Menschen, dass man, wenn’s zulange gut lief, auch wieder nach einem Ausgleich strebt.

Hermine
9 Monate zuvor
Antwortet  Mariechen

Vor allem weil hier mal eindeutige Vergleichbarkeit bestand, unabhängig von „sozialer Herkunft“, welche doch in Hinblick auf “ Bildungschancen“ so oft problematisiert wird.

Die Regeländerungen um „Teamfähigkeit zu fördern“ sind ein Ausdruck von Bigotterie, weil es an Teamfähigkeit bzw. Tugenden, eigentlich, an anderen Stellen fehlt. Es werden wieder einmal die Kinder als Projektionsfläche genutzt. Man selbst hat damit freilich nichts zu schaffen.

Uwe
9 Monate zuvor
Antwortet  Mariechen

Gegen komplett irrationale Ängste (von ihnen und den 71 Menschen die sie geliket haben) empfehle ich progressive Muskelentspannung. Sehr hilfreich.

So!?
9 Monate zuvor

„Die besten 20 Prozent – getrennt nach Jahrgang und Geschlecht – bekommen die Ehrenurkunde, die mittleren 50 Prozent eine Siegerurkunde und die unteren 30 Prozent die Teilnehmerurkunde.“
Dieser Schlüssel ist eine Farce: 20% Ehrenurkunden, 30 % Siegerunkunden, 50 % Teilnehmerurkunden kämen den diesjährigen Leistungen vermutlich näher, wenn es nicht gar prozentual noch viel mehr Teilnehmerurkunden gab und …dieses Jahr erstmals -seitdem ich unterrichte, immerhin 30 Jahre -auch nur sageundschreibe 1 einzigen Punkt auf einer Urkunde, ohne dass der Schüler ein körperliches Handicap hat!? Den Zonenweitsprung nutzen wir in der Vorbereitung, warum das genaue Messen danach abgeschafft wird, ist mir ein Rätsel. Auch so werden doch vermutlich 2 Läufer gegeneinander antreten und bei der „Bewertung“ durch Urkunden wird es auch bleiben, nur das diese aufgeweicht wird, damit sich deutlich mehr SuS in Zukunft über mehr als eine Teilnehmerurkunde freuen dürfen? Und diejenigen, die diese erhalten, fühlen sich dann umso mehr gedemütigt…

TaMu
9 Monate zuvor

Wer schon mit den Bundesjugendspielen nicht klar kommt, hat keine Chance später im Leben, wenn es um Arbeit, Einkommen oder auch um Erkrankungen und Papierkrieg geht. Die Bundesjugendspiele sind ein lockerer Anfang von Beziehungsspielen, Chef/Mitarbeiter-Spielen, Rechtsstreitigkeitsspielen, Nachbarschaftsspielen und dem großen Spiel der Rentenversicherungen. Nicht einknicken beim ersten Gegenwind, fokussiert bleiben, dabei die Regeln beachten und sie selbst anwenden, lesen, schreiben, rechnen und Gesetzestexte auslegen können, die kleinen Gemeinheiten des Lebens aushalten und ein Ziel erreichen können, dabei sozial friedlich bleiben, weil alle anderen auch nur Menschen im gleichen harten Spiel sind, das kommt dann nach der Schule. Wie sollen diese weichgespülten jungen Menschen, die sich schon bei den Bundesjugendspielen „unwohl“ fühlen, die Anforderungen später meistern?
Mussten wir früher nicht alle lernen, bei Gesellschaftsspielen auch mal zu verlieren? Ist es nicht ok, zu langsam für eine sportliche Urkunde zu sein? Ist es nicht egal, weshalb man dafür zu langsam war? Kann man nicht mehr, wenn man x nicht gut kann, sicher in y profilieren? Braucht man heute, sogar politisch unterstützt, für jedes Nichtkönnen einen Nachteilsausgleich oder das Herabsenken der Gruppenleistung?
Das ist die Generation, die mit extremen klimatischen und gesellschaftlichen Veränderungen in den nächsten 60 – 70 Jahren klar kommen muss. Das ist unfair und grausam. Und es ist fahrlässig, ihnen einzureden, dass sie sich durch die Bundesjugendspiele traumatisiert fühlen könnten, wenn wir sie in eine Welt der Wasser- und Resourcenknappheit entlassen. Wenn wir ihnen etwas mitgeben können, dann ist es Resilienz. Wer bei den althergebrachten Bundesjugendspielen ohne den leisesten sportlichen Erfolg, aber mit dem Gefühl der Dankbarkeit, dass an dem Tag der Unterricht ausgefallen ist und man viel mit Freunden gequatscht hat, nach Hause gegangen ist, hatte ein Stück davon begriffen.

Sandra
9 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Ich finde die Aussage schwierig. Ich war immer die schlechteste im Sport. Gefühlt immer die einzige ohne Urkunde. Und jeder hat es mitbekommen. Und Kinder sind grausam.
Inwiefern hat mich das nun in meinem Leben weiter gebracht? Habe ich nur deswegen Abitur und Master gemacht weil ich vorher gelernt habe wie es ist zu scheitern? Oder wäre ich weiter gewachsen ohne diese regelmäßige Demütigung? Denn eine Demütigung war es immer.
Aus pädagogischer Sicht kann ich beiden Ansätzen folgen — für und wider „Spiele“. Aber mein Herz und mein persönliches Empfinden ist bei den Neuerungen.

TaMu
9 Monate zuvor
Antwortet  Sandra

Ich kann Sie gut verstehen, Sandra, auch wenn ich mich nicht erinnern kann, dass nur ein Kind in einer Klasse keine Urkunde erhalten hat. Meistens hat maximal ein Drittel der Klasse eine bekommen. Für mich lag die kleine Gemeinheit bei den Bundesjugendspielen darin, dass ich durch die zusammengefassten zwei Jahrgänge nur sieben Tage entfernt war, um in der nächstjüngeren Jahrgangsstufe mitzumachen. Ich war also immer bei den Älteren, die mehr leisten mussten, als die Jüngeren in derselben Klasse. So hatte ich eine Siegerurkunde, meine Klassenkameradin, größer und kräftiger als ich, aber nur wenig jünger, hatte für dieselbe Leistung eine Ehrenurkunde, mit der sie extrem vor mir angegeben hat. Ich fand das ganz furchtbar ungerecht, habe aber die Erfahrung gemacht, dass sich das im weiteren Leben fortsetzen kann.
So gehen Menschen früher in Rente, weil sie zu den noch gesegneten Jahrgängen gehören, als ein bisschen später Geborene, die Jahre länger arbeiten müssen, und posten auf Social Media ihre Freizeit, die den ein wenig jüngeren Menschen nicht vergönnt ist.
Dieses Spielchen zieht sich durch das ganze Leben und wer früh genug lernt, bei den Gemeinheiten „ist halt so“ zu sagen und sich auf die guten Dinge im eigenen Leben zu konzentrieren, kommt besser klar, als die länger Gekränkten. Und das sehe ich immer mehr schwinden. Statt dessen wird wegen Kleinigkeiten überall geschimpft und angeprangert, getrotzt und gemotzt, auch durch Erwachsene. Es geht nicht schnell genug, es ist nicht genug Auswahl da, der Arzt hat keinen kurzfristigen Termin mehr frei… überall wütende, verletzte Opfer, die sich dadurch zu kurz gekommen fühlen, sich beklagen, wüste Rezensionen schreiben oder sich gleich einen Anwalt nehmen.
Damit meine ich jetzt aber nicht Sie, Sandra. Bestimmt wissen Sie aber, was ich meine und diese Frustrationsintoleranten sind Ihnen sicher auch schon begegnet.
Im übrigen fand ich die Bundesjugendspiele immer mega langweilig. Den ganzen Vormittag auf dem meistens heißen Sportplatz und stundenlang am Warten an den drei Stationen für einen kurzen Auftritt. Aber auch das findet man immer wieder im realen Leben.

Mary-Ellen
9 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Danke, TaMu, ich teile Ihre Sichtweise!

David
9 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

„wer früh genug lernt, bei den Gemeinheiten „ist halt so“ zu sagen und sich auf die guten Dinge im eigenen Leben zu konzentrieren, kommt besser klar, als die länger Gekränkten.“

Oder gewöhnt sich frühzeitig daran, Zustände einfach hinzunehmen anstatt sich
aktiv um Verbesserung zu bemühen. Ein wesentlicher Grund, warum ich bei der BW keine 12 Jahre meines Lebens investieren wollte: viel zu viele „ist halt so“-Sager. Manchmal muss man vielleicht opportunistisch sein und die Gegebenheiten so nehmen wie sie sind, aber gesamtgesellschaftlich ist das kein erstrebenswertes Ziel. Man sieht ja beim Zustand der BW, wohin das führt, an der Intelligenz der Menschen dort liegt es nicht.

uesdW
9 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Ja, ja das Stichtagsthema. Kenne ich noch vom Fußball.
31.07.xx ab zur nächsten Altersstufe.
01.08.xx du darfst noch ein Jahr dableiben.

Und 1 Jahr Altersunterscheid in der Jugend macht enorm viel aus.

Gibt es halt immer wieder, aber man muß halt lernen, damit umzugehen. Dies funktioniert halt nur, wenn man die Erfahrung gemacht hat.

Teacher Andi
9 Monate zuvor
Antwortet  uesdW

Anderer Vorschlag?

Riesenzwerg
9 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Nach Größe sortieren antreten lassen.

Wenn die Latte bei 1,60 liegt, ist jemand mit 1,30 leicht aufgeschmissen…

Es gibt wohl kaum die Möglichkeit, es ALLEN „gerecht“ zu machen.

Stillstand
9 Monate zuvor
Antwortet  Sandra

Mag sein, dass es für Sie demütigend war in Sport schlecht abzuschneiden. Es gibt aber auch Schüler, die in Mathe oder Deutsch schlecht sind, dafür aber eine Sportskanone. Die empfinden das dann genau anders herum und können hier mal zeigen, dass sie auch Talente haben. Wichtig ist es doch zu vermitteln, dass Begabungen unterschiedlich verteilt sind, Leistungsbereitschaft sich lohnt, aber nicht den Wert eines Menschen ausmacht.

GS in SH
9 Monate zuvor
Antwortet  Stillstand

3 von den 32 Ehrenurkunden bei uns gingen an L-Kinder! Auch viele Siegerurkunden wurden von I-/ DaZ-Kindern in Empfang genommen.

Ich habe nie eine Siegerurkunde geschafft, hatte aber mehrmals im Jahr gute Noten in Deutsch….

Brigitte Schiefele
8 Monate zuvor
Antwortet  GS in SH

Ich hatte auch nie eine Urkunde, mir hat es nichts ausgemacht, ich möchte Sport auch nicht so gern. Dafür eben Deutsch und Sozialkunde. Ich war niemanden neidisch der besser war, auch heute noch nicht. Ja die Werte gehen leider verloren.

Teacher Andi
9 Monate zuvor
Antwortet  Sandra

Sandra, dafür haben Sie doch sicher in anderen Bereichen Erfolgserlebnisse gehabt, in denen andere Mitschüler ihre „Demütigungen“ erhalten haben. Wenn Schüler keinerlei negativen Erfahrungen mehr machen dürfen, werden sie nicht gut aufs Leben vorbereitet, wie TaMu bereits sehr aufschlussreich erläutert hat. Es wird immer Vergleiche, Ungerechtigkeiten, Unwägbarkeiten im Leben geben und vor allen immer Leute, die in bestimmten Bereichen besser sind als man selbst. Wenn man dies als Gradmesser für die eigene Persönlichkeit nimmt, wird man nie zufrieden sein. Man muss lernen, seine eigenen Stärken zu schätzen und diese auszubauen. Nur so kommt man selbstbewusst durchs Leben.
Man könnte jetzt sagen, die Abschaffung des Wettkampfes in den BJS ist ja nur ein winzig kleiner Aspekt, aber es zeigt doch deutlich die Tendenzen in unserer Gesellschaft. Alle sind nur noch Opfer irgendwelcher Missstände, keiner fühlt sich mehr bemüßigt, die Ärmel hochzukrenpeln. Stattdessen wird nur noch gejammert, gezetert, gewütet, weil jeder jede Situation ausschließlich
auf seinen individuellen Dunstkreis bezieht. Die Unmengen von „Erziehungsexperten“ gießen dann gerne (nicht ohne Eigennutz) noch Öl ins Feuer.

isosceles
9 Monate zuvor

Ich kann mich nur Kugeln vor Lachen bei diesen pseudo-bildungspolitischen Diskussionen. Als hätten wir nicht ganz andere Probleme in Berlin. Bei unserem letzten Sportfest haben die 700 Grundschüler stundenlang in der prallen Sonne darauf gewartet, dreimal einen Ball zu werfen, zweimal zu springen und einmal 80 (?) Meter zu rennen. Nach drei Stunden haben sie sich 10 Minuten sportlich betätigt.

Den Rest des Jahres werden diese Schüler*innen von einer ausgebildeten Sportlehrkraft unterrichtet. Alle anderen Kolleg*innen unterrichten Sport fachfremd. Unsere Sporthalle ist eine verdreckte und verfallene Zumutung. Freude am Sport kommt da bestimmt nicht auf.

Unsere 3-zügige Grundschule hat inzwischen 5 Klassen pro Jahrgang. Von den drei Stunden Sport pro Woche findet eine im Klassenraum statt, da die Halle nicht ausreicht. Im kommenden Jahr werden je Klasse 26 Erstklässler*innen eingeschult. Darunter unzählige Kinder ohne Deutschkenntnisse und/oder mit Integrationsstatus. Sechs Schulhelferstellen sind bei uns derzeit unbesetzt, weil kein Personal gefunden wird.

Eventuell sollten sich unsere Berliner Bildungssenatorinnen endlich den tatsächlichen Probleme an unseren Schulen annehmen, anstatt ihre subjektiven gesellschaftspopulistischen Theorien zu verbreiten. Was sollen Wettbewerbe denn aussagen, wenn wir an den Schulen strukturell bedingt nur noch verwahren und eine gezielte Kompetenzförderung (auch in Sport) ausbleibt?

Ureinwohner Nordost
9 Monate zuvor
Antwortet  isosceles

Ich finde, es sollte nicht nur „die Kompetenz zu sportlichen Höchstleistungen“ vermittelt, sondern Höchstleistungen GEFORDERT werden.

Minderleistung muss auch so gekennzeichnet werden. Keine Urkunde

Na und? Davon stirbt kein fettes Kind.
Vielleicht hilft die Schmach, endlich bewegungsaktiver zu werden?
Mein neues „Projekt“. 😉

lehrer002
9 Monate zuvor

„Wer zu den Besten gehört, orientiert sich nicht mehr – wie bislang – an einer festgelegten Punktetabelle in Deutschland, sondern an den Leistungen der Kinder einer Schule innerhalb ihres Jahrgangs.“
Und damit macht man es nicht gerechter, fairer und motivierender. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn ein Kind in einem sehr sportlichen Jahrgang an einer Schule mit vielen sportlichen Kindern ist, hat es geringere Chancen auf eine Siegerurkunde oder Ehrenurkunde als die Freundin an einer nachbarschule. Das widerspricht allen Prinzipien der Leistungsmessung im Sport, die Bewertung nur nach sozialer Bezugsnorm ist pädagogisch ebenso nicht sinnvoll. Die Wettkampfform ist deutlich transparenter… und Kinder, die keine Lust auf die Bundesjugendspiele haben, kommen häufig bereits aus Elternhäusern, wo allgemein eine negative Einstellung gegenüber körperlicher Leistung, Sport, Schulsportunterricht etc. herrscht.

uesdW
9 Monate zuvor
Antwortet  lehrer002

Kann man auch als Schule für später sehen. Bei Leistungsbeurteilungen mit vielen Abteilungen und Teams in Firmen läuft das ähnlich ab.
Wer Pech hat kann als Guter in einem Team mit lauter Guten eine „schlechtere“ Bewertung bekommen.

Dumm wirds nur dann, wenn man sich dann mit Leuten aus anderen Teams dann auf einen Posten bewerben darf.

Müller
9 Monate zuvor

CDU und Bild – ohne Worte.

Teacher Andi
9 Monate zuvor
Antwortet  Müller

Kein Gegenargument parat?

Blau
9 Monate zuvor

Finde ich kacke. Man sollte im Sport nicht nach Alter (Jahrgang) vergleichen, sondern auch nach Gewicht und Körpergröße. Jungen mit konstitutioneller Entwicklungsverzögerung zB verlieren sonst völlig die Lust, weil sie im Vergleich mit Gleichaltrigen 2 Jahre zurückliegen (sind zB mit 11 Jahren so groß wie mit 9) und zudem auch noch weniger Muskelmassen haben, da ihr Körper einen höheren Energiebedarf pro kg Körpergewicht hat als der gesunder Gleichaltriger. Ein Beispiel für viele Gründe, warum man im Sport Rücksicht auf den Körperbau nehmen sollte!

Mariechen
9 Monate zuvor
Antwortet  Blau

Ernsthaft?

Teacher Andi
9 Monate zuvor
Antwortet  Blau

Das sind wieder mal die typischen Vorschläge, die nicht umsetzbar sind. Wie nehmen Sie bitte Rücksicht auf den Körperbau? Unterscheiden Sie dann beim Gewicht zwischen Muskel- und Fettmasse? Es gibt beim Muskelaufbau auch den Unterschied zwischen „fast-twitch“ und „low-twitch“ Veranlagungen, darauf müsste man dann auch Rücksicht nehmen. Und ein langer Schlaks, der locker die eins im Hochsprung schafft, muss nun gleichgestellt werden mit dem pfeilschnellen eher zierlich-kleinen Schüler? Das wird ja nun auch für die Schüler unglaubwürdig. Es hat sich noch nie einer darüber er aufgeregt, dass z.B. im Profi Basketball alle Protagonisten mind. 2m groß sind, die würden jedoch in Turnwettbewerben kläglich versagen, auch passen sie leider nicht in ein Formel 1 Auto.
Was ich damit sagen möchte, es hat doch jeder seine Stärken und Schwächen und auch entwicklungsbedingte Schwankungen. Warum muss man alles immer und überall individuell anpassen?

DerKleineSchakal
9 Monate zuvor
Antwortet  Blau

Genau. Ich als Sportlehrer (plus drei andere Fächer am Gym) bestimme noch BMI, VOmax, Körperfettanteil und Hormonhaushalt von 30 + X Schüler*innen. Dokumentiere das doppelt, analog und digital. Das alles für 8-10 Klassen. Um für jeden eine individuelle, jederzeit anpassbare(!) Formel herzuleiten, damit das große Glüüüüück auf jeden regnet. Ich dagegen packe die 5 + x Stunden unerfasste(!!) Arbeitszeit gerne noch obendrauf. Auf die anderen 13h unerfasster(!!!) Tätigkeiten. Gibt’s vielleicht noch eine oder besser mehrere Konferenzen dazu? Das wäre großartig.

Ich melde mich schon mal krank. Gebe meine Daten in Jobportale ein und lege hänge meinen Lieblingszettel am Wnde des Schuljahres an mein Lehrerzimmerpostfach: „Cleared for all options“.
Irgendwann muss ihn dann zu Beginn des Schuljahres eine Kolleg*in abnehmen…und mein Namensschild gleich dazu.

Bingo! Für alle Beteiligten.

peter
9 Monate zuvor

Und langsam dürfte auch dem Letzten dämmern, warum ein Shitstorm über der Chefin der Bundesagentur für Arbeit niederging, als sie zu sagen wagte: ‚Arbeit ist kein Ponyhof.‘ Würde Frau Nahles noch hinzufügen: ‚Lehrjahre sind keine Herrenjahre‘, würde sie vermutlich zum Gegenstand eines Parteiausschlussverfahrens.“

naja, die Nahles hat noch nie gearbeitet, die kann auch nix von Arbeit erzählen!
Allerdings, wenn selbst eine Nahles mit solchen Sprüchen ankommt, muss bei der Agentur für Arbeit denen der Arsch mächtig auf Grundeis gehen! Selbst dort hat man kapiert, dass viele Kiddies mit ihrer Einstellung NICHT in den Arbeitsmarkt vermittelt werden können!

Finagle
9 Monate zuvor

Nunja, warum man nun ausgerechnet die Änderung der plakativen BJS als Anlass zum Beklagen der Abschaffung des Leistungsprinzips in den Fokus zieht… vermutlich eine Mischung aus persönlicher Traumatisierung und dem Umstand, dass die BJS öffentlich noch recht sichtbar sind bzw. waren.

Daa Leistungsprinzip ist doch schon länger als geradezu toxisch identifiziert und als zu teuer vor einiger Zeit viel subtiler im tagtäglichen Unterricht entkernt worden.

Da ist die Abschaffung oder Umarbeitung der BJS nur konsquent und als geradezu sinnvoll zu bezeichnen. Viel reibungsärmer hätte man es jedoch umsetzen können, indem man sie als freiwillig markiert hätte. Die paar, die sich messen wollen, bekommen Leistungsurkunden, Zuschauer Feilnahmeurkunden für soziale Leistung und der Rest frei, um sich eigenverantwortlich dem persönlichem Interesse gemäß zu entwickeln. Das kann dann positiv verstärkend gespiegelt werden

Ich bin fast überrascht, dass im Rahmen der Digitalisierung und unter Einfluss der Sportplatzknappheit bicht auf eine E-Sports-Variante zurückgegriffen wurde. Das wäre zu meiner Schulzeit ein Kracher und Lacher gewesen – eine ganze Schule spielt Winter Games und Decathlon. Heute keine absurd-alberne Satire, sondern durchaus nicht auszuschliessender Gedankengang der Bildungsverantwortlichen.

Teacher Andi
9 Monate zuvor
Antwortet  Finagle

E-Sport ……… na klar. Mit Chips und Cola. Wow, brilliante Idee, die dem Kern und den unterschiedlichen Aspekten
des Sporttreibens unglaublich nahekommt.

Riesenzwerg
9 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Bin dabei!

Johnny
9 Monate zuvor

BJS = Falls man überhaupt hingegangen ist, hat man vor Ort nur gechillt. Das war Mitte der 90er. Als heutiger Jugendlicher würde ich zu 100% nicht hingehen…

Teacher Andi
9 Monate zuvor
Antwortet  Johnny

Das war Ihr individueller Eindruck. Es kommt immer auf die Schule und den Sportlehrer an, wie die BJS ablaufen. Aber zum Glück ist das Theater ja nun endlich vorbei. Dann suchen wir doch die nächste Leistungsforderung, die es abzuschaffen gilt, weil sie einigen Schülern so sehr zusetzt.

Mary-Ellen
9 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Vielleicht schaffen wir dann auch gleich Geschwisterkinder ab, denn nicht selten findet auch in diesem innerfamiliären Bereich Konkurrenz- bzw. Wettbewerbsdenken statt, so sehr sich auch Eltern um Gerechtigkeit bemühen mögen.

Riesenzwerg
9 Monate zuvor
Antwortet  Johnny

Und wieso?

Justus20
9 Monate zuvor

Die Reform der Bundesjugendspiele ist bei Weitem nicht das einzige Zeichen für die politisch motivierte Leistungsfeindlichkeit der Schulen und des daraus folgenden „deutschen Niedergangs“. Es gehört sogar zu den vergleichsweise harmlosesten.

Egvina
9 Monate zuvor

20% Ehrenurkunden, 50% Siegerurkunden und 30% Teilnehmerurkunden.
Ist das eine neue Form von Planwirtschaft?

GenX
9 Monate zuvor

Zum Erziehungs- und Bildungsauftrag gehört doch auch zumindest ein Stück weit das, was man so landläufig als Resilienzfähigkeit bezeichnet. Wenn SuS schon ein Problem damit haben, einen nicht so guten Platz in einem de facto völlig unwichtigen Wettbewerb zu erhalten – wie wollen Sie dann im großen Wettbewerb, genannt „Leben“ bestehen?

Saskia
9 Monate zuvor
Antwortet  GenX

Sehr guter Kommentar!

GriasDi
9 Monate zuvor

Zitat:
Verabschiedet sich Deutschland vom Leistungsprinzip?

Schon lange

Riesenzwerg
9 Monate zuvor

Ich finde, wir sollten das grandiose Konzept 1 zu 1 auf die Bundesliga übertragen.

Alle Spiele enden unentschieden und dann wird gelost.

Pit2020
9 Monate zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

@Riesenzwerg

Eine brilliante Idee, zumal die Bundesliga-Kicker ja auch immer jünger werden. 😉

Aber was werden „BILD“ und“ BamS“ – also der Rest der Bildungsnation 😉 – dazu sagen?

Donald duck
9 Monate zuvor

Richtig so, was symbolisieren diese denn? Wie gut man über Schützengräben springen kann, wie weit man eine Granate werfen kann und wie schnell man vom Feind wegläuft…Wäre mal besser wenn man Kindern beibringt wie sie ihre Steuer machen und wenn Sport dann doch etwas woran man Spaß hat

Christina Groth
8 Monate zuvor

Leistungsbereitschaft soll man fördern auch im Sport und Ehrgeiz entwickeln ist später im Berufsleben wichtig