Kita-Fachkräftemangel: Bildungsminister sieht Träger in der Pflicht, attraktive Jobs zu bieten

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POTSDAM. In Kitas fehlen Erzieher –  bundesweit. Brandenburgs Bildungs- und Jugendminister Freiberg will einen verstärkten Einsatz von Ergänzungskräften ermöglichen. Zugleich sieht er die Kita-Träger in der Pflicht, für junge Menschen attraktive Jobs zu bieten.

Fachkräfte werden händeringend gesucht. Illustration: Shutterstock

Brandenburgs Bildungs- und Jugendminister Steffen Freiberg (SPD) sieht die Träger von Kindertagesstätten in der Verantwortung, pädagogische Fachkräfte zu finden. «Es ist nach den geltenden rechtlichen Regelungen Aufgabe der Kita-Träger, mit Werbung und attraktiven Arbeitsangeboten junge Menschen für sich zu gewinnen – und dann auch zu halten», sagte Freiberg in einem Interview der «Märkischen Oderzeitung».

Als Reaktion auf den Fachkräftemangel will Freiberg ein flexibleres Kita-Personalrecht: Nach seinem Vorschlag sollen auch nicht fertig ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas arbeiten können. Es soll bis zu ein Fünftel sogenannte Ergänzungskräfte in den Kitas geben dürfen – sie müssten aber auch pädagogische Mindestqualifizierungen vorweisen.

Nicht jede Aufgabe und Tätigkeit in Kindertagesstätten müsse durch langjährig ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher oder andere voll ausgebildete Fachkräfte wahrgenommen werden, hatte das Bildungsministerium im August mitgeteilt.

Zu Kritik an einer solchen Regelung sagte der Minister der Zeitung: «Die Personalverordnung stärkt die Rechte und die Selbstverantwortung der Träger. Niemand wird gezwungen, 20 Prozent Ergänzungskräfte einzustellen. Ich gratuliere allen Trägern, die mit 100-prozentiger Fachkräfte-Ausstattung weiterarbeiten können. Aber diese 100 Prozent haben wir längst nicht mehr.» Auf 24 000 pädagogisch Beschäftigte kämen schon jetzt mehr als 1500 Personen im Kita-System, die keine pädagogischen Fachkräfte seien. «Mit der Personalverordnung stellen wir das auf eine rechtlich saubere Grundlage und sorgen dafür, dass diese Menschen eine Grundqualifizierung erhalten.» Ihm wäre es auch lieber, «wenn die Träger es schaffen, ausreichend pädagogische Fachkräfte zu finden».

Nach Angaben des Ministeriums vom August wird der rechnerische Personalbedarf nach einer neuen Modellrechnung unter bestimmten Annahmen von 2024 bis 2028 jährlich auf jeweils 1900 bis 2600 Personen prognostiziert. Dem steht ein rechnerisches Angebot an Personaleinstellungen von 2000 bis 2100 Fachkräften pro Jahr gegenüber, das weitgehend konstant bleibe. News4teachers / mit Material der dpa

Mit Müll um Kita-Fachkräfte werben? Kampagne sorgt für Empörung

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Mika
7 Monate zuvor

«Es ist nach den geltenden rechtlichen Regelungen Aufgabe der Kita-Träger, mit Werbung und attraktiven Arbeitsangeboten junge Menschen für sich zu gewinnen – und dann auch zu halten»
Und, Herr Freiberg? Wie sieht es bei den Lehrkräften aus? Wären die „attraktiven Arbeitsangebote“ da nicht IHR Job? Oder gelten „gesetzliche Regelungen“ immer nur für die Anderen, so wie bei der Arbeitszeiterfassung?

Marion
7 Monate zuvor
Antwortet  Mika

„Werbung und attraktive Angebote“!
Werbung: Also möglichst viele hübsche, bunte Plakate und Anzeigen mit Bildern von netten, adretten, pausbackig-niedlichen Kleinkindern, mit dekorativ verschmiertem, breitem Tomatensoßengrinsen im Gesicht, die fröhlich, mit blitzsauberen, ordentlich umgebundenen Lätzchen vor ihrem ebenso bunten Kindertellerchen mit frischem und gesund aussehendem Essen sitzen und von mindestens drei freundlich-seelig lächelnden pädagogischen Fachkräftinnen liebevoll versorgt werden.
Oder, als weiteres mögliches Plakatmotiv: Eine Gruppe liebenswert – frecher fünf- bis sechsjähriger Vorschulkids mit verstrubbelten Haaren und in perfekter „Outdoorausrüstung“, die mit Becherlupen, begeistert aufgerissenen Augen und ein paar dekorativ angebrachten Schlammspuren auf den ansonsten blitzsauberen Gesichtern, unter Anleitung von mindesten drei ebenso begeistert dreinblickenden Fachkräftinnen im, von goldenem Herbstlicht strahlenden, deutschen Mittelgebirgsmischwald dem Zauber der Natur auf der Spur sind.
Oder speziell als Kampagne zur Weihnachtszeit: Ein Tisch mit bereits fertig ausgerolltem Plätzchenteig, um den sich eine Gruppe herzzereissend goldiger Vierjähriger versammelt hat, denen extra fürs Foto etwas Mehl auf die runden, roten Wangen und die Nasenspitzen gestäubt wurde und die nun mit ihren blitzsauberen molligen Patschehändchen unter Anleitung von mindestens drei tiefenentspannten pädagogischen Fachkräftinnen, appetitlich aussehendes Weihnachtsgebäck ausstechen.
Übetitelt wird das ganze mit Schlagwörtern wie: „erfüllend“, „sinnvoll“, „Kinder“, „unsere Zukunft“, „das Wertvollste, das wir haben“, „leuchtende/strahlende Augen“….etc. etc.
Ich freu mich schon so darauf. Das ist wie eine Folge „Bergdoktor“ gucken: Entspannt ein wenig, hat aber rein gar nix mit der Realität zu tun.
Nun zu den attraktiven Angeboten:
Wir bieten ihnen einen sicheren Arbeitsplatz und eine verantwortungsvolle Aufgabe mit eigentlich gar nicht soooo schlechtem Gehalt.
Allerdings müssen wir zugeben, das die Bilder aus der Werbung nicht so ganz der Realität entsprechen.
Sie müssen von den drei pädagogischen Fachkräftinnen auf den Bildern immer zwei abziehen, weil die gerade krank sind und ungefähr 5 bis 10 bis 15 Kinder dazu rechnen.
Zu den dekorativ mit Tomatensoße, Mehl oder Schlamm verzierten, ansonsten aber blitzsauberen strahlenden Kindergesichtern, müssen sie sich ein ganze Menge quer übers Gesicht verschmierten, grünen Rotz vorstellen und der Glanz in den Äuglein mag bei dem ein oder anderen noch ein wenig vom Fieber herrühren, daß bis vor kurzem noch vom Zäpfchen unterdrückt wurde, jetzt aber langsam wieder ansteigt, was auch mit ein Grund für den Ausfall ihrer netten Kolleginnen ist. Da ist dann wohl bald ein Anruf bei den arbeitenden Eltern fällig, die sich zwar gleich auf den Weg machen, aber ’ne Stunde dauert es schon, bis sie da sind.
Wenn sie jetzt leichte Krankheitsanzeichen, wie Hals- und Gliederschmerzen bei sich aufsteigen spüren – don’t panic! Nächste Woche ist zumindest die eine Kollegin wieder zurück – dann können sie ihre Erkältung, die sich bis dahin wahrscheinlich zu einem veritablen grippalen Infekt, der sicher nicht der letzte in dieser Saison war, ganz entspannt auskurieren.
Naja, und wo wir schon dabei sind:
Viel Zeit für Individualität und Eingehen auf kindliche Bedürfnisse bleibt auch oft nicht.
Wie auch? Wenn die ein/zwei zusätzlichen Kolleginnen von den Plakaten gar nicht da sind, wie wollen sie da gemütlich in der Bücherecke eine Geschichte vorlesen, wenn gleichzeitig um sie herum der Bär steppt, ein Geräuschpegel wie auf dem Hauptbahnhof bei mehreren einfahrenden Zügen herrscht und die Bude stinkt, weil Torben und Marie dringend ’ne frische Windel brauchen.
Jo, und bei der Gelegenheit sollten wir gleich mal noch festhalten, daß von den liebenswürdigen, babyspeckigen kleinen Zuckermäusen von den fast total realistischen Werbebildern auch echt nur ein ganz kleiner Teil nicht ganz so harmlos ist, wie er aussieht. Aber mit ihrer fachlichen Kompetenz lösen sie alle anfallenden Herausforderungen doch mit links. Sie genießen da unser vollstes Vertrauen.
Und unsere Wertschätzung, die vor allem. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.

Marion
7 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Bevor wir’s vergessen: Aufgrund ihrer hohen pädagogischen Kompetenz, gehen wir selbstverständlich davon aus, daß es für sie kein Problem darstellt, noch ein paar traumatisierte Flüchtlingskinder zu integrieren und den zunehmenden Mangel an grundlegenden Basiskompetenzen bei Kindern aufgrund beruflich völlig ausgelasteter und dadurch häufig überforderter Eltern, auszugleichen. Ferner sind sie in der Lage, dafür zu sorgen, daß beim Übergang in die Grundschule alle Kinder vernünftig deutsch sprechen, genug Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit besitzen, um dem Unterrichtsgeschehen folgen zu können, alle anständig mit Schere, Stift und Kleber umgehen und sich sozial in die Klassengemeinschaft einfügen können. Sie kriegen das hin, ohne jemals ein Kind dazu überreden zu müssen etwas zu tun, was es gerade nicht will und indem sie immer, überall und in jeder Situation die Ruhe bewahren, geduldig zum tausentsten mal einfachste Ungangsregeln erläutern, immer die jeweilige soziale und emotionale Verfassung ihrer Schutzbefohlenen berücksichtigen und Verständnis dafür zeigen. Den Ursachen für konfliktträchtiges Verhalten gehen sie in jeder Situation tief auf den Grund, lassen alle Beteiligten ausführlich ihren Standpunkt darlegen, bewerten und urteilen nicht und sie reflektieren stets, ob ihr Verhalten der jeweiligen Situation angemessen und verständnisvoll genug war.
Und wenn sie glauben, daß das unter den gegebenen Umständen nicht machbar ist, dann… pssst,… kommen sie näher, damit ich leise sprechen kann,…. dann machen sie’s halt nicht, aber bitte so, daß es keiner merkt. Nicht daß am Ende noch jemandem auffällt, daß die hübschen bunten Bilder ein ganz klitzekleines bisschen…. äh….gelo….,äh…. halt ein wenig „weichgezeichnet“ sind. Macht doch heute jeder.

Ich_bin_neu_hier
7 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Vielen Dank! – Oh Mann, was haben Sie mich zum Lachen gebracht beim Lesen Ihrer Kommentare…

Marion
7 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Sorry, mein obiger Kommentar war nicht speziell als Antwort auf @Mika gedacht, sondern eher allgemein zum Artikel.

Irsinnig14real
7 Monate zuvor

Dem ganzen würde es eventuell helfen alles in den Augen der Kinder zu sehen und weniger in wirtschaftlichen Augen. Ja klar muss das alles bezahlt werden bla bla bla… aber sind wir mal ehrlich, es geht schon lange nicht mehr um die Kinder.
Und uns würde es helfen, wenn alle nicht mehr nur darüber philosophieren, sondern mal wirklich was gemacht wird! Politiker, die keine Ahnung haben wie die Praxis funktioniert und doch irgendwelche großen Reden darüber schwingen. Sollen sie doch alle mal für 3 Wochen ein Praktikum machen, um zu sehen wo es hängt und um mal sinnvolle Lösungen zu präsentieren.

Carsten
7 Monate zuvor

Die „Träger“ hängen alle an öffentlichen Tröpfen. Komisch auch, dass die Arbeitgeber, die so nach Fachkräften ringen, keine betrieblichen Einrichtungen hinbekommen. Haben wir nur dumme Kapitalisten ?

Wissenspflaster
7 Monate zuvor

Lieber Herr Freiberg,
fragen Sie mal den Bildungsminister, ob der Ihnen rechnen helfen kann.
Kitas bekommen vom der Stadt einen Betrag pro Kind, dafür müssen sie eine gesetzlich festgelegte Anzahl von Erzieher:innen(stunden) bereitstellen. Damit ist das Entgelt (wie die Total Compensation also die Attraktivität des Berufs gedeckelt)
Bei Tariferhöhungen steigt zwar das Entgelt, aber nicht die Einnahmen pro Kind, also müssen Stunden / Stellen gestrichen werden.
Der Träger, der diese einfache Mathematik beherrscht soll dann schuld sein, wenn die Mitarbeiter da nicht mehr mitmachen und sich einen anderen Job ohne staatliches Lohndiktat /-dumping suchen?
Für wie naiv halten Sie uns in der Branche eigentlich?

Marion
7 Monate zuvor

Falls es jemanden interessieren sollte, warum ich so ausgezeichnet in Form bin heute:
Als wir am 28.8. nach dreiwöchiger Sommerschließung (uhhh, welch ein Luxus, ich weiß), wieder angefangen haben zu arbeiten, konnte ich ungefähr volle zwei Wochen erleben, wie Kindergartenarbeit sein sollte, nein müsste.
Es waren noch nicht alle Kinder da, weil einige noch in den Ferien waren. Es standen noch keine Termine an und wir hatten Zeit.
Nicht zum Däumchen drehen, nein, nein. Zeit uns IN RUHE mit den Kindern zu beschäftigen, fernab von jeglichem Projekte/Aktions/Event- und sonstigem Terminstreß.
Im Garten in einer ruhigen Ecke mit einer kleinen Gruppe von Kindern Geschichten erzählen, Märchen vorlesen, Bücher anschauen.
Mit den Kindern die herabgefallenen Äpfel „vor den Wespen retten“, gucken welche noch brauchbar sind und damit tags darauf gleich ’nen Apfelkuchen backen.
In aller Ruhe mit einigen Kindern die etwas komplizierte Kugelbahn zusammenstecken.
Genug Zeit um auch den Bedürfnissen der Kinder mit besonders herausfordernder Verhaltensorginalität gerecht zu werden.
Genug Zeit, um bei den Kindern mit Migrationshintergrund auf die sprachlichen Feinheiten zu achten und diese zu fördern.
Es war fast ein wenig wie auf den Werbeplakaten. Ich ging mit einem Gefühl der Erfüllung und Sinnhaftigkeit nach Hause und freute mich auf den nächsten Tag.
Es war sogar Zeit, wichtige Vorbereitungsarbeiten relativ stressfrei zu erledigen.
Dann waren die Schulferien vorbei, alle Kinder waren wieder da.
Einige davon machten nach den Ferien nahtlos da weiter, wo sie vor den Ferien aufgehört hatten:
Völlig überdreht, nicht in der Lage sich von sich aus sinnvoll zu beschäftigen und im „DieSchaufelistnichtnurzumGrabenda-Modus“.
Dazu steht mitten in der Eingewöhnungsphase immer Erntedank an. Kirchenbesuch mit Eltern und „nur eine kleine Darbietung“ der Vorschulkinder. (Sie wissen schon, die mit dem „DieSchaufelistnichtnur….modus“).
Ich will nicht klagen, die sind durchaus mit Freude bei der Sache.
Aber der Druck fährt allmählich hoch, angesichts der Liste an Terminen, die in der Zeit von September bis Dezember anstehen und bei mir macht sich schon jetzt eine gewisse Überdrüssigkeit breit, weil ich aus langjähriger Erfahrung GANZ GENAU WEIß, daß spätestens Ende Oktober/Anfang November die fröhliche Viruswichtelnsaison beginnt und wir 90% dieser Zeit nicht in voller Besetzung fahren.
Ja, ich weiß. Das klingt alles sehr nach Jammern und Wehleidigkeit und ich sollte mir mal ein paar ganz persönliche Strategien zur Stressbewältigung aneignen.
Yoga, Metitation, alles nicht so an mich ranlassen, eine optimistischere Grundhaltung entwickeln, die Situation so annehmen wie sie ist und erst mal gaaaaanz tief durchatmen. Scheiß drauf. Versuch ich seit Jahren mit nur mäßigem Erfolg.
Wo steht eigentlich geschrieben, daß Arbeit und Leistung nur dann als Arbeit und Leistung bezeichnet werden darf, wenn sie unter Voraussetzungen erbracht werden muß, die einen früher oder später in den Burnout, den Bluthochdruck oder den Herzinfarkt treibt?
Wie kann es sein, daß einem ein Beruf, den man eigentlich sehr gerne macht, aufgrund von immer größer werdenden Herausforderungen und einer ständig anwachsenden Fülle von Aufgaben, irgendwann kaum noch zu bewältigen scheint?
Und warum hab ich trotz all der Aufgabenfülle genug Zeit, um den ganzen Schmarrn hier abzusondern?
Weil ich heuer das „Rennen“ gewonnen habe: Wer fängt sich als Erstes ’ne fette Infektion ein, die sie ausknockt?! Hurra, ich hab gewonnen.
Ja, ja, andere Berufe sind noch viel herausfordernder und werden viel schlechter bezahlt und da wird auch nicht soviel rumgejammert, sondern angepackt.
Hmhm. Stimmt. Aber das hier ist nun mal meine ganz persönliche Strategie zur Streßbewältigung.
Wer nicht will muß es ja nicht lesen.

w.heuser
7 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Liebe Marion,
… Ihre Kommentare sind absolut lesenswert, weil sie so treffend den Kita-Alltag beschreiben. Gute Besserung!!!

Marion
7 Monate zuvor
Antwortet  w.heuser

Danke. Der Fairness halber muß ich einräumen, daß meine derzeitige Erkrankung nicht unbedingt mit meiner Tätigkeit in der Kita zusammenhängen muß.
Das fröhliche Viruswichteln ist bei uns derzeit noch nicht ausgebrochen.

Ich_bin_neu_hier
7 Monate zuvor
Antwortet  Marion

„Yoga, Metitation, alles nicht so an mich ranlassen, eine optimistischere Grundhaltung entwickeln, die Situation so annehmen wie sie ist und erst mal gaaaaanz tief durchatmen. Scheiß drauf.“ – GENAU!