Deutsche Schülergruppen sitzen in Israel fest – unter teilweise dramatischen Umständen

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STUTTGART. Mehrere Schülergruppen aus Deutschland harren derzeit in Israel aus und wissen noch nicht, wann und wie sie zurück nach Deutschland fliegen können. Die Umstände sind zum Teil dramatisch. Schülerinnen und Schüler aus Leipzig mussten sich in einen Luftschutzkeller retten.

Israel ist seit dem Wochenende im Krieg. Foto: Shutterstock

Eine Gruppe von Berufsschülern und ihre Begleiter aus dem Landkreis Karlsruhe warten weiterhin auf ihre Ausreise aus Israel nach Deutschland. Eine Schülergruppe im Alter zwischen 15 und 21 Jahren aus Leipzig sowie 15 Jugendliche aus Dortmund sitzen ebenfalls im Kriegsgebiet fest. Eigentlich sollten sowohl die 15 Schüler der Klassen 9 bis 12 als auch die Jugendlichen aus Sachsen am Montag aus Israel zurückkehren, doch beide Flüge wurden annulliert, wie der Münchner «Merkur» berichtet.

«Wir versuchen alles, um die Kinder aus dem Land zu bekommen und Rückflüge zu organisieren», so hieß es beim Leipziger Theatervereins K, der den Austausch der sächsischen Schüler organisiert hatte. Die Einschläge der Granaten seien durchgehend zu hören. Erst zwei Stunden zuvor hätten sich die Jugendlichen, die sich in einem Internat in Herzlia, nördlich von Tel Aviv, aufhalten, in den Luftschutzkeller retten müssen. «Was die Kinder durchmachen, kann man sich überhaupt nicht vorstellen.» Zwar seien die Familien in telefonischem Kontakt mit den Jugendlichen und die Dozenten hielten die Jugendlichen mit Musik, Tanz und Gesprächen beschäftigt, doch die Belastung sei immens.

«Der Gruppe geht es nach wie vor gut. Sie befindet sich an einem sicheren Ort fernab der Kampfhandlungen»

Die elf Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren aus dem Landkreis Karlsruhe halten sich zusammen mit zwei Lehrkräften und einer Begleiterin aus der Landkreisverwaltung seit vergangenem Donnerstag im Rahmen eines Jugendaustausches in dem Land auf, das von Angriffen der islamistischen Hamas erschüttert wird. «Der Gruppe geht es nach wie vor gut. Sie befindet sich an einem sicheren Ort fernab der Kampfhandlungen und es wird versucht, einen vorzeitigen Rückflug zu organisieren», sagte ein Sprecher des Landratsamtes Karlsruhe am Montag.

Die Jugendlichen waren am Samstagabend von israelischen Freunden in enger Abstimmung mit dem Militär aus der unmittelbaren Gefahrenzone an einen sicheren Ort in der Negev-Wüste gebracht worden. Man stehe in Kontakt mit der deutschen Botschaft, so der Behördensprecher weiter. Am Samstagmorgen, nach Beginn der Terrorattacken, war ein Krisenstab einberufen worden.

Einen genauen Überblick, wie viele Schülergruppen aus Baden-Württemberg derzeit in Israel sind, hat das Kultusministerium nicht. Jugend- und Schülerbegegungen seien nicht meldepflichtig, erklärte eine Sprecherin. Man wisse von den Reisen lediglich dann, wenn bei den Regierungspräsidien Fördergelder für solche Reisen beantragt würden. Aktuell seien keine von den Regierungspräsidien geförderten Reisegruppen in Israel, sagte die Sprecherin. Von weiteren Reisen rät das Ministerium ab. «Gruppen, von denen die Regierungspräsidien wissen, dass sie in Kürze eine Reise geplant haben, wurden gebeten, die Durchführung abzusagen.»

Auch der Austausch des Gymnasiums Plochingen (Kreis Esslingen) mit israelischen Schülern wird vom Krieg in deren Heimat überschattet. Die Lehrerinnen der Besuchsgruppe wollten schnell aus Deutschland abreisen – zurück zu ihren Familien. Doch auch das sei nicht so einfach, so berichtet die «Esslinger Zeitung». Wegen der Kampfhandlungen sind die meisten Flüge nach Israel abgesagt worden. News4teachers / mit Material der dpa

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Der Zauberlehrling
6 Monate zuvor

Die Gegend ist und bleibt ein hochexplosives Pulverfass.

Bei eine Reise in die Gegend sollte man die Verwicklung in Kriegshandlungen einplanen oder eben woanders hinfahren.

Der Angriff kam angesichts der Opferzahlen vermutlich selbst für Israel überraschend.

Mögen alle wohlbehalten wieder heimkommen bzw. von hier aus zurückkehren.

Realist
6 Monate zuvor

Die Fürsorgepflicht des Dienstherrn gebietet es, sofort alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Lehrkräfte inkl. der Schülergruppen zurückzuholen.

Jedes verantwortungsvolle Unternehmen würde seine Mitarbeiter ohne wenn und aber und ohne Betrachtung der Kosten sofort aus so einem Krisen-/Kriegsgebiet zurückholen, da es sich sonst ggf. schadensersatzpflichtig machen würde.

Mondmatt
6 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Etwas für seine Untergeben zu tun gehört nicht unbedingt zu den Stärken der KMK als Dienstherr.
Forderungen, Belehrungen und überbordende Verwaltung. Wenn das helfen würde, dann wäre die KMK sicher dabei.

Aber was tun?
Für Lehrer??
Für Schüler???
Das hat bei der KMK keine Tradition.

Lisa
6 Monate zuvor

Ich hoffe doch sehr, dass man die jungen Leute und ihre Lehrer ausfliegt, koste es was es wolle. Sie leisten mit diesem Schüleraustausch Friedens – und Versöhnungsarbeit. Mich wundert allerdings schon, dass keine Gruppe Gelder beantragt hatte, wie das Kultusministerium sagt.
Die jungen Istaelis hier sind in Sicherheit, da würde ich als Mutter sagen, sie sollen lieber noch bleiben.

Maggi
6 Monate zuvor

Verrückte Idee: der Bund schickte mehrere Bundesmaschinen oder Militärtransportmaschinen nach Israel mit Sicherheitskräften, die die Deutschen evakuieren.

Ach ja die Dinger funktionieren ja nicht.

Freiya
6 Monate zuvor

Die deutschen Jugendlichen und ihre Lehrer können wenigstens ausreisen. Vielen in Palästina und Israel ist das nicht vergönnt!
Ich hoffe auf ein gutes, schnelles Ende – für Alle!