BERLIN. Nach der gewalttätigen Auseinandersetzung am Montag zwischen einem Schüler und einem Lehrer an einem Berliner Gymnasium im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt läuft an der Schule die Aufarbeitung. Der Bezirksbürgermeister von Neukölln beklagt unterdessen, dass der Nahost-Konflikt in manchen Schulen schon seit Langem den Unterricht beeintächtigt.
Nach Angaben der Bildungsverwaltung wurden die Vorgänge am Dienstag zunächst in einer Dienstbesprechung der Lehrkräfte an der Schule thematisiert. Es folgten sogenannte Klassenleitungsstunden mit den Schülerinnen und Schülern, in denen ebenfalls darüber geredet wurde.
«Dabei wurden die Vorfälle auf dem Schulhof ebenso angesprochen wie die Auswirkungen der terroristischen Hamas-Attacke allgemein auf die Welt und konkret auf das Miteinander in Berlin und in der Schule», erklärte ein Sprecher der Bildungsverwaltung. «Es wird zeitnah ein Gespräch von Schulaufsicht und Schulleitung mit den zwei Schülern, die derzeit noch suspendiert sind, und deren Eltern geben», kündigte er an. «Auch die Schulpsychologie bietet in der Schule Unterstützung an.»
Am Montagmorgen, zwei Tage nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, war in dem Gymnasium in der Sonnenallee laut Polizei ein 14-jähriger Schüler mit einer Palästina-Flagge als Umhang und einem Palästinensertuch um den Kopf erschienen. Der 61-jährige Lehrer habe ihn angesprochen und ihm das Tragen der politischen Symbole verbieten wollen, teilte die Polizei am Montag mit (News4teachers berichtete).
Daraufhin habe ein 15-jähriger Schüler eingegriffen, sich vor den Lehrer gestellt und ihm einen Kopfstoß versetzt. Der Lehrer wehrte sich den Angaben zufolge und schlug den Schüler, der dann wiederum nach dem Lehrer trat. Beide sollen nachher Schmerzen gehabt haben. Die Polizei wurde alarmiert und ermittelt wegen Körperverletzung. Der Lehrer ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur krankgeschrieben. Ein verwackeltes Video, das im Internet kursierte, zeigt Teile des Vorfalls (siehe oben).
Der Nahost-Konflikt erschwert an manchen Schulen in Berlin-Neukölln nach Einschätzung des Bezirksbürgermeisters schon seit längerem den Unterricht. Er beobachte, dass der Nahost-Konflikt auch an einzelnen Schulen in seinem Bezirk ausgetragen wird, sagte Martin Hikel (SPD) am Dienstag dem RBB-Sender Radio Eins. Dabei gehe es vor allem um Schüler und Schülerinnen, die in ihren Familien viel arabisches Fernsehen und arabische Internetkanäle konsumieren würden. In manchen Familien sehe man das Thema genauso wie bei den jubelnden Demonstranten auf der Straße.
Er sei daher in Kontakt mit den Schulen und dem Senat, sagte Hikel. «Weil natürlich kann es nicht sein, dass ein Konflikt, der Tausende von Kilometer von Berlin stattfindet, hier auch dafür sorgt, dass unter Umständen die Kolleginnen und Kollegen in den Schulen nicht vernünftig unterrichten können.» Eine einfache Antwort auf die Frage, wie Lehrer reagieren sollten, gebe es aber leider nicht, sagte Hikel. Er forderte auch unter anderem muslimische Religionsgemeinschaften auf, Stellung gegen den Terror zu beziehen und ihn zu verurteilen, um einen Konsens in der Gesellschaft zu schaffen. Das würde vielen helfen, sagte Hikel.
Bekannt ist durch Berichte von Lehrern schon lange, dass an manchen Schulen der Nahost-Konflikt zwischen Israel und Palästinensern nur mit äußerster Vorsicht behandelt wird, weil ein großer Teil der muslimischen Schüler sehr israelfeindlich eingestellt ist. News4teachers / mit Material der dpa