Terror-Angst: Jüdische Kinder bleiben sicherheitshalber den Kitas und Schulen fern

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Wegen Gewaltaufrufen der Terrorgruppe Hamas sind nach Angaben von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) viele jüdische Kinder in Berlin zu Hause geblieben. «Ja, ich habe Kenntnis davon, dass in einigen jüdischen Einrichtungen heute – sowohl in Kitas als auch in Schulen – die Familien ihre Kinder und Jugendlichen nicht zum Schulbetrieb gebracht haben in Rücksprache mit der Schulleitung», sagte Günther-Wünsch gestern am Rande der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin.

Sich als jüdisch zu erkennen zu geben, scheint in diesen Tagen gefährlich zu sein: Jüdischer Schüler mit Kippa im Klassenraum. Foto: Shutterstock

Dies sei nachvollziehbar, «aber das ist mitnichten mein Ziel als Senatorin», erklärte die CDU-Politikerin. Die Entscheidung der Eltern sei laut Rückmeldung der Schulen eine Reaktion auf den Gewaltaufruf der Hamas und die Angst vor dem Freitagsgebet. Die islamistische Palästinenser-Organisation hatte für diesen Freitag in der ganzen Welt zu Gewalt gegen jüdische Einrichtungen aufgerufen.

Nach übereinstimmenden Angaben des «Tagesspiegels» und der «BZ» berichteten zwei Lehrkräfte jüdischer Schulen in Berlin, dass die Schulen fast leer seien. Demnach kritisierten sie gleichzeitig in einem Brief das bisherige Vorgehen gegen Antisemitismus in Deutschland.

Der hessische Kultusminister und Koordinator der unionsgeführten Bundesländer in der Kultusministerkonferenz, Alexander Lorz (CDU) sagte, «das ist natürlich ein ganz schlimmes Signal». Er könne die Menschen verstehen. Es sei wichtig, insbondere die jüdischen Einrichtungen als geschützte Räume zu etablieren und Schutz zu gewährleisten. «Das werden wir auch mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften tun.» Er hoffe, dass Eltern und Kinder rasch wieder darauf vertrauen könnten, dass sie in den Einrichtungen in Deutschland gut geschützt und aufgehoben seien.

In Berlin-Neukölln gab es am Freitagnachmittag immer wieder propalästinensische Ansammlungen und kleinere Tumulte. Unterstützer von Palästinensern, vor allem junge Männer, versammelten sich vor Imbissen und Cafés. Einige von ihnen trugen Schals oder Tücher in den Farben der Flagge von Palästina und diskutierten lautstark und erregt mit der Polizei.

Die Polizei hatte eine verstärkte Präsenz auf den Straßen in den nächsten Tagen angekündigt; besonders in Neukölln, in Wedding und im Regierungsviertel. Auf der Neuköllner Sonnenallee waren zahlreiche Polizisten mit Helm und viele Mannschaftswagen zu sehen. «Meine Familie und viele Leute sterben gerade alle in Gaza. Auch durch deutsche Waffen und durch einen nie gewesenen Genozid», rief ein Mann unter dem lauten Beifall der umstehenden Männer, die «free, free Palestine» skandierten.

Ein Mann mit einer Kappe, auf der die palästinensische Flagge abgebildet war, protestierte gegen das Verbot von Demonstrationen: «Ich möchte nur mein Recht. Ich will nur Meinung ausdrücken.» Immer wieder zerstreuten Polizisten die einzelnen Gruppen auf den Bürgersteigen und verboten Ansammlungen. Einige Menschen wurden vorläufig festgenommen. News4teachers / mit Material der dpa

Nach Schulhof-Schlägen um Palästina-Fahne: Sorge um Eskalation an Schulen

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Sarmantha
6 Monate zuvor

Ich kann die Eltern jüdischer Kinder in ihrer Besorgnis mehr als gut verstehen.
Warum die islamistischen Palästinenser-Organisation für diesen Freitag in der ganzen Welt zu Gewalt gegen jüdische Einrichtungen aufgerufen haben, verstehe ich dagegen nicht.
Was haben die Juden der ganzen Welt mit dem zu tun, wogegen sich die Hamas und Co. im Gaza-Streifen angeblich „wehren“ müssen?
Diesen Organisationen geht es offensichtlich nicht allein um die Vernichtung des Staates Israel, sondern um die Verfolgung und Vernichtung der Juden weltweit.
Wenn schon von einem Genozid die Rede ist, dann bedroht er doch wohl die Juden und nicht die weltweiten Palästinenser oder Muslime, auch wenn ihre radikalen Vertreter so tun als ob.

Marion
6 Monate zuvor

Ich fasse es nicht. Langsam zweifle ich am Verstand der gesamten Menschheit.
Da werden unschuldige Menschen, die nichts weiter „verbrochen“ haben, als in Israel zu leben und Juden zu sein, von Mitgliedern einer radikalen, terroristischen Organisation angegriffen, umgebracht, entführt und als Geiseln genommen und bei uns glauben einige verblendete Islamisten, sie müssten das feiern und hier lebende jüdische Mitbürger bedrohen.
Wie kann man es toll finden, wenn Menschen massakriert werden?
Unsäglich finde ich auch, wenn man Menschen über Jahre auf einem Gebiet einsperrt, daß gerade zweimal so groß ist, wie eine mittlere deutsche Großstadt.
Wenn man Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter erbärmlichen Zuständen leben lässt, ohne Aussicht auf eine auch nur ansatzweise menschenwürdige Zukunft, nur weil sie Palästinenser sind.
Das was jetzt, durch die Hamas an Verbrechen begangen wurde ist durch nichts zu entschuldigen.
Aber die Menschen in Gaza sind nicht alle Anhänger dieser Terrororganisation. Diese Menschen dort werden sowohl von innen durch die Hamas, sowie von außen durch Israel unterdrückt und bedroht.
Diejenigen aber, die glauben jetzt den Angriff auf Israel bejubeln zu müssen, erweisen den ganz normalen Bewohnern des Gazastreifens, die diesen Terror nicht gutheißen und nichts weiter wollen als ein menschenwürdiges Leben, einen Bärendienst.
Denn diese Leute werden jetzt unter den Vergeltungsaktionen Israels zu leiden haben.
In diesem seit Ewigkeiten andauernden und unlösbar erscheinenden Konflikt, gibt es kein Gut oder Böse mehr. Hier haben beide Seiten schon so viel Schuld auf sich geladen und jetzt wurde von der einen Seite noch eine Schippe daraufgelegt, was zu noch mehr Hass und Härte auf der anderen Seite führen wird.
Wie soll das jemals enden?
Warum sind Menschen so fanatisch, verblendet und verbohrt, daß sie nicht mehr erkennen können, daß auf der Gegenseite auch nur Menschen leben, die Eltern, Großeltern, Geschwister, Kinder oder Enkel haben, für die sie nur das Beste wollen?
Warum muß man sich derart hassen?
Was veranlasst einen dazu, mehrere tausend Kilometer entfernt, in Freiheit und Sicherheit lebend, diesen Terror zu bejubeln und seine Mitmenschen zu bedrohen?
Das braucht vehementen, lauten Widerspruch von sämtlichen Imamen in sämtlichen Moscheen Deutschlands, damit diese Leute merken, daß ihre Haltung hier nicht geduldet wird und daß sie damit in ihren eigenen religiösen Gemeinden auf Widerstand stossen. Laßt nicht zu, daß dieser grausame Konflikt auch noch hier ausgetragen wird. Es ist schon schlimm genug, wenn er im nahen Osten wieder zu unnötigem Blutvergießen führt.

Teacher Andi
6 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Sie haben das alles wunderbar zusammengefasst und mir aus der Seele gesprochen. Kein Mensch kann es verstehen, wenn diese Grausamkeiten gerechtfertigt werden und feige Handlungen an unschuldigen Menschen, darunter auch Kinder begehen. Und gerade das ist es, was noch mehr Hass erzeugt, man muss aufpassen, dass man diese Sorte „Mensch“ nicht völlig unter „unzivilisierte Dummheit“ einordnet. Wobei in meinen Augen jeder Kriegstreiber unzivilisiert und ungebildet/dumm ist.
Ich befürchte, wenn Deutschland sich hier wieder einmischt (durch Waffenlieferungen), dann sind wir letzendlich die Dummen, da wir das Ziel von Anschlägen werden. Wir sollten unser Hauptaugenmerk jetzt tatsächlich auf besagte Gruppen legen, die durch extrmistischen Islam auffallen, es kann nicht sein, dass auf deutschem Boden nun Israelis sich verstecken müssen. Es ist endlich hartes Durchgreifen gegen jegliche Art von religiös/politischem Fanatismus nötig, auch Ausweisung aus dem Land dürfte kein Tabu mehr sein. Toleranz bestärkt die Fanatiker noch in ihrem Tun.

Alisia
6 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Die „Diskussion“ läuft eben in etwa so ab:

Hamas: Wir sind eine Truppe frustrierter Radikaler/Terroristen und wir hassen jetzt mal nicht nur, dass wir von einigen Angehörigen einer anderen Religion eingesperrt/als Bürger zweiter Klasse behandelt werden, sonder einfach grundsätzlich alle Angehörige dieser Religion. Deshalb verüben wir Attentate auf Unschuldige, ist ja generell der fairste und zielführendste Weg…

Israel: Das lassen wir uns nicht bieten! Das hier ist unser (und nur unser) Land. Dass wir für die Schaffung unseres jüdischen Staates einen Haufen Menschen vertreiben mussten und es deren Nachfahren heute nicht so gut geht, das vergessen wir einfach.

Hamas: Wir sind aber feige Idioten und verstecken uns auf einem extrem dicht besiedelten Stück Land hinter unschuldigen Zivilisten.

Israel: Uns doch egal. Bombardieren wir trotzdem. Ein paar Palästinenser weniger ist auch nicht schlecht. Wir sind schließlich ebenfalls Rassisten und brauchen ein gutes Feindbild. Die Idee von Kollateralschäden in Form von Kleinkindern passt da nicht gut ins Bild.

Hamas Unterstützer in Deutschland: Unsere Landsmänner/-Frauen in Gaza sind uns total egal, uns geht’s ja gut. Aber mit Israel (bzw. den jüdischen Bewohnern) haben wir auch ein Problem also ergreifen wir jetzt mal die Gelegenheit unseren Hass zu demonstrieren.

Deutsche Regierung: Oje, uns war ja gar nicht klar, dass viele Einwanderer ihre aus europäischer Sicht menschenfeindliche Ansichten nicht automatisch an der Grenze aufgeben. Was machen wir den jetzt bloß?

PS: Auf die Frage haben einigen schon eine Lösung gefunden:
Die Schulen/Lehrer sollen eben noch stärker versuchen den Kindern (im Kampf gegen das Elternhaus) Werte anzuerziehen…

Nick
6 Monate zuvor
Lanayah
6 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Ich denke, darüber ist man nicht nur im Ausland verstört.

Rainer Zufall
6 Monate zuvor

Was die demonstrierenden Männer betriftt, muss denen (nochmal) erklärt werden, dass man keine Verbrechen öffentlich verherrlichen darf. Ich wünsche den Palästinensern eine gute und sichere Zukunft, würde aber niemals dafür demonstrieren, nachdem eine Bande von Mördern Terror über Zivilist*innen brachte!

Was den Schulbesuch betrifft: Ich wünsche mir, dass die Kinder zur Schule gehen, ggf. Problene besprochen und Fehlverhalten geahndet wird. Diese Kinder haben ein Recht darauf, sich sicher zu fühlen! Oder sollen sie jetzt jeden Tag fehlen?
Doch wenn ich an Stelle deren Eltern wäre, ich würde mein Kind auch zu Hause behalten…