Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war vorgeprescht. Er kündigte auf der Winterklausur der CSU-Landtagsfraktion im oberfränkischen Kloster Banz Konsequenzen aus der Pisa-Studie an – es solle in den Grundschulen mehr Deutsch unterrichtet werden: eine Stunde zusätzlich pro Woche in jeder Klassenstufe. Für die zusätzliche Deutschstunde soll anderes wegfallen – was, das ließ Söder offen. «Das soll keine Stunde mehr sein, sondern dafür muss eben was anderes weniger werden», sagte Söder (News4teachers berichtete).
Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) nahm den Ministerpräsidenten beim Wort. Sie stellte im Bildungsausschuss des Landtags ihr Konzept für bessere Deutsch- und Mathematikkenntnisse der bayerischen Schülerinnen und Schüler vor. Demnach soll es in den Jahrgangsstufen eins bis vier jeweils eine Stunde mehr Deutschunterricht, in den Jahrgangsstufen eins und vier jeweils eine Stunde mehr Matheunterricht geben. Die Stundenzahl insgesamt soll aber nicht steigen, die Schulen können individuell und flexibel umschichten.
«Grundsätzlich ist es so, dass keines der Fächer von einer grundsätzlichen Umschichtung ausgenommen ist, sprich auch Religion nicht», bestätigte ein Sprecher des Kultusministeriums. Damit könnte beispielsweise auch die dritte Religionsstunde in der dritten und vierten Klasse gestrichen werden. Eine «rote Linie» habe Stolz lediglich beim Sportunterricht gezogen.
Die CSU erteilte möglichen Kürzungen bei der Stundenzahl für den Religionsunterricht jedoch prompt eine klare Absage. «Mit der CSU wird es keine Kürzung beim Religionsunterricht geben», sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) in München. Er reagierte damit auf entsprechende Kritik von der Laienvertretung der Erzdiözese München und Freising.
Mehr Deutsch- und Matheunterricht an Bayerns Grundschulen dürfe nicht zulasten des Religionsunterrichts gehen, kritisierte der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese, Armin Schalk. «Dabei wird gerade im Religionsunterricht Solidarität eingeübt, Verantwortung “trainiert” und Gemeinsinn vermittelt.» Einsparungen beim Religionsunterricht auch nur in den Raum zu stellen, sei angesichts des schwächer werdenden Zusammenhalts in der Gesellschaft und der steigenden Zustimmung zu extremen Positionen unangebracht.
Söder und Stolz hatten die Umschichtung mit dem schlechten Abschneiden von Schülerinnen und Schülern beim jüngsten Pisa-Test begründet. In der Anfang Dezember veröffentlichten Pisa-Studie hatten die 15- und 16-Jährigen aus Deutschland im Lesen, in Mathematik und in Naturwissenschaften die schlechtesten Ergebnisse erbracht, die je im Rahmen dieser internationalen Vergleichsstudie gemessen wurden. News4teachers / mit Material der dpa
Immer weniger Schüler besuchen christlichen Religionsunterricht – Ökumene als Ausweg?
