„Lichtermeer für Demokratie“ – Zehntausende demonstrieren in München gegen die AfD

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MÜNCHEN. Rund 75.000 bis 100.000 Menschen haben laut Polizei am Sonntagabend in München mit einem „Lichtermeer für Demokratie“ ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Hetze gesetzt. Manche hatten sich mit Lichterketten behängt, andere trugen Laternen oder Taschenlampen oder leuchteten mit ihren Handys. Die Veranstalter sprachen von 300.000 Teilnehmenden.

Mit Lichterketten und Handylichtern hat am Sonntagabend auf der Theresienwiese in #München eine Großdemonstration gegen Rechtsextremismus stattgefunden. #Lichtermeerhttps://t.co/bkUJwlTVYf pic.twitter.com/gPwoYZMic5

— BR24 (@BR24) February 11, 2024

Die Theresienwiese, im Herbst der Ort des Oktoberfests, erstrahlte in hellem Schein – damit es hell werde in den Köpfen, rief die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal in ihrer Rede. „Im Hass liegt keine Freiheit“, sagte Tekkal. „Wir sind heute hier, um unsere Stimmen zu erheben gegen den Rechtsextremismus, den Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit, gegen die AFD“ und gegen das Schmieden von Plänen „in den Hinterzimmern“. Sie mahnte zu Geschlossenheit im Kampf für die Demokratie auf appellierte an die Menschen, sich dabei nicht in Einzelinteressen zu verlieren.

„Die Verteidigung unserer Demokratie, unserer Werte und unserer Freiheit bleibt ungebrochen stark“, kommentierte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Mit der Kundgebung sei von der Landeshauptstadt wieder ein riesiges Zeichen gegen rechte Umtriebe, gegen Hass und Hetze ausgegangen. „Ich habe heute Abend auf der Theresienwiese Menschen jeden Alters und aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen getroffen. Wir haben alle ein Ziel und das macht Mut.“

Einige hatten ihre Kinder mitgebracht, mancher schob einen mit Lichtern behängten Kinderwagen. „Ich bin hier wegen meiner Kinder, damit die auch in einer Demokratie aufwachsen – und Demokratie ist auch Arbeit, sagte eine Teilnehmerin. „Ich möchte ein Zeichen setzen, in welcher Gesellschaft ich leben möchte – eine Gesellschaft, die so tolerant und weltoffen bleiben soll, wie sie ist“, gab eine andere an.

Die schweigende Mehrheit schweige nicht länger, hatte es in dem Aufruf zu der Demonstration geheißen, die von Fridays for Future initiiert und von einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis aus mehreren Dutzend Gruppen und Organisationen unterstützt wurde. Auch die GEW hatte zur Teilnahme aufgerufen. Der Kundgebung sollen weitere folgen. „Wir lassen nicht zu, dass Menschen in unserem Land ausgegrenzt und verfolgt werden. Wir wehren uns gegen Rechtsextremismus und widerwärtige Deportationsphantasien.“

Davon seien auch Menschen betroffen, die aussähen wie sie, sagte Tekkal, die in Deutschland geboren ist und türkische Wurzeln hat. Es gehe darum, gemeinsam dagegen die Stimme zu erheben.

Seit Wochen gehen Menschen bundesweit gegen Rechtsextremismus und Rassismus auf Straße. Auslöser waren Enthüllungen des Medienhauses Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter im November in Potsdam, an dem auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten. Dort hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, nach eigenen Angaben über das Konzept der sogenannten Remigration gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang. News4teachers / mit Material der dpa

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19 Kommentare
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Rüdiger Vehrenkamp
5 Monate zuvor

Es wäre schön gewesen, wenn es diese Zeichen schon zum 7. Oktober gegeben hätte.

Rainer Zufall
5 Monate zuvor

Schließt sich das gegenseitig aus?

Lisa
5 Monate zuvor

Das AFD Geheimtreffen war im November.

Rüdiger Vehrenkamp
5 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Die Anfeindungen gegen Juden und offenen Antisemitismus gibt es vermehrt seit dem 7. Oktober

Bettina
5 Monate zuvor

Diese Massendemonstrationen mit Lichtermeer „für Demokratie“ kommen mir allmählich suspekt vor. Was soll damit konkret erreicht werden?

Unfassbar
5 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Bei der Nachwahl in Berlin hat man gesehen, wie viel die Demonstrationen bringen. Die Wahlumfragen inklusive der BSW bringen aus meiner Sicht mehr. Ich bin gespannt, ob die BSW überhaupt zu den ganzen Wahlen in diesem Jahr antreten kann. Sie hat ja aktuell kein offizielles Programm, viel zu wenig Personal usw.

Walter Hasenbrot
5 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Die Ergebnisse der Nachwahl sind doch nur sehr bedingt aussagekräftig.

Weil schon vorher feststand, dass die Nachwahl kaum eine Auswirkung auf die Mehrheisverhältnisse im Bundestag hat, war die Wahlbeteiigung sehr niedrig.

Was Berlin aber gezeigt hat, ist, dass viele AfD-Wähler so fanatisiert sind, dass sie sogar AfD-Kanditat:innen wäheln, die wegen Terrorverdachts im Gefänngnis sitzen.

Die Politik mus sich von der Illusion entfernen, dass diese rechtsextremistischen Wähler:innen wieder für die Demokratie zu gewinnen sind. Das sind Überzeugungstäter.

Außerdem wissen wir doch gar nicht, wie die Wahl ohne die Demonstrationen ausgegangen wäre.

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Demokratie und so.
Finde es auch höchst bedenklich, aber weder waren die Demonstrationen falsch, noch hätten sie die Berechtigung, andere von der Wahl abzuhalten =\

DerDip
5 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Meine Einschätzung ist ähnlich. Ich denke ebenfalls, dass die BSW der AfD mehr Stimmen abringen kann, als die Demos. Das wird auch daran deutlich, das die regierenden Parteien von den Demos nicht profitieren.

Es gibt ja Gründe, weshalb sich Menschen für die AfD entscheiden. Und sie werden die Parteipräferenz m.E. erst dann wechseln, wenn andere Parteien diese Themen abdecken.

Den einen ist es wichtig, unkontrollierte Immigration zu beschränken, den anderen bezahlbarer Wohnraum (egal wie die Energieeffizienz ist) und wiederum anderen günstige Energie (evtl. durch AKWs) und günstige Nahrungsmittel (evtl. aus konventioneller Landwirtschaft), weniger Fokus auf das Klima, usw.

Beispiel BSW: Bei den Umfragen hat die BSW höhere Zustimmungswerte als es die Linke jemals hatte. Erstaunlich, oder?

Walter Hasenbrot
5 Monate zuvor
Antwortet  Bettina

Mir kommen Leute suspekt vor, die mysteriös raunend die Demos schlecht machen wollen.

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Erklären Sie ihr, es handele sich um besorgte Bürger 😉

Pauker_In
5 Monate zuvor
Antwortet  Bettina

„Konkret“ wohl – nichts!
Die Ziele sind indifferent.

  • Viele gehen augenscheinlich gegen die AfD auf die Straße.
  • Manche gegen Faschismus.
  • Manche gegen „Rechts“.
  • Manche versuchen sie zu kapern: gegen Israel / für Palästina/Antisemitismus. (https://tacker.fr/node/13028)

Immerhin entwickelt sich wohl durch die schiere Masse ein „Wir-Gefühl“ und das Gefühl, wieder politisch wirksam werden zu können: https://www.stern.de/news/studie–demonstrationen-gegen-rechts-geben-gefuehl-von-handlungsmacht-34416246.html .

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  Pauker_In

Schwach XD

Fast alle sind gegen Faschismus. Sogar die Idiot*innen, die die Hamas noch nicht als genau den gleichen Schlund erkannt haben, merken langsam (bei sie weniger betreffenden Gruppen), dass hier ausschließlich Übel auf sie wartet.

Aber nein. Nicht Hamas, Putin, Nordkorea, Islamisten, Trump, Ultrakapitalisten ändern etwas an der Gefahr durch den Faschismus bei uns

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  Bettina

Wahrscheinlich als Zeichen gegen Politiker*innen, die „Deutsch“ als ein Gen wähnen, Menschenrechte einschränken und Menschen anderer Hautfarbe/ Kultur deportieren wollen.

Es überrascht manche, aber andere meinen, ALLE Menschen habe eine… sagen wir „unantastbare“ Würde, also einen Wert, die in keinem Forum, keiner Talkshow und keinem Bierzelt aberkannt werden kann… 😉

unverzagte
5 Monate zuvor

Mit Massendemonstrationen in diesem Ausmaß in diesem Kontext habe ich nicht ansatzweise gerechnet, umso mehr freut mich insbesondere diesbezügliche Freude der Shoah – Überlebenden.
Riesendank all denen, die sich entsprechend engagieren. Nie wieder ist JETZT.

Indra Rupp
5 Monate zuvor

Nochmal :Die Afd war in Umfragen Ende 2023 doppelt so hoch wie 2021! Bei der jetzigen Miniwahl hatte sie sich aber nur minimal verbessert und die geringe Wahlteilnahme kam ihr da noch zu gute. Das ist also sehr wohl ein Gewinn für uns und frustrierend für die Afd. Oder nicht?