Nach Amoktat: Wieder Unterricht an Wuppertaler Gymnasium – Lehrkräfte überwachen Zugänge

21

WUPPERTAL. Nach der Amoktat an einem Wuppertaler Gymnasium mit acht Verletzten hat die Schule am heutigen Montag den Unterricht wiederaufgenommen – begleitet von Schulpsychologen. Die Polizei ist abgezogen, stattdessen stehen nun Lehrkräfte an den Zugängen als zusätzliche Aufsicht.

Immer mehr Lehrerstellen in Deutschland bleiben unbesetzt. Foto: Shutterstock
Die Wiederaufnahme des planmäßigen Unterrichts soll laut Bezirksregierung den Schülerinnen und Schülern nach der Amoktat Stabilität bieten. Symbolfoto: Shutterstock

Etwa 15 Schulpsychologinnen und Schulpsychologen hätten am Montag für Gesprächs- und Unterstützungsangebote für alle Betroffenen vor Ort zur Verfügung gestanden, sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf. Die Wiederaufnahme des planmäßigen Unterrichts solle den Schülerinnen und Schülern durch gewohnte Abläufe Kontinuität und Stabilität bieten. Polizisten bewachten die Schule nicht mehr, so die Sprecherin der Bezirksregierung weiter. An den Zugängen sind den Angaben zufolge allerdings Lehrkräfte als zusätzliche Aufsicht eingeteilt worden.

Am Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium waren am Donnerstag vier Schüler durch Messerstiche verletzt worden (News4teachers berichtete). Der tatverdächtige Schüler soll in einem Pausenraum der Oberstufe plötzlich mit einem Klappmesser mit einer bis zu acht Zentimeter langen Klinge auf seine Mitschüler losgegangen sein. Drei Schülerinnen erlitten einen Schock. Der 17-Jährige soll sich auch selbst mit einem Messer verletzt haben. Eine Mordkommission der Düsseldorfer Polizei ermittelt in dem Fall. 16 Schüler und ein Lehrer gelten als Zeugen.

Hinweise auf eine psychische Erkrankung

Der wegen des Amoklaufs dringend tatverdächtige 17-Jährige muss weiter medizinisch behandelt werden (News4teachers berichtete). Er werde auf einer Krankenstation bewacht, sagte der Wuppertaler Staatsanwalt Patrick Penders am Montag. Das Ergebnis der psychiatrischen Untersuchung des 17-Jährigen stehe noch aus. Nach Angaben der Ermittler gibt es Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Jugendlichen. Sollte das Gutachten ergeben, dass der Tatverdächtige psychiatrisch versorgt werden müsse, werde er beim Amtsgericht Wuppertal einen neuen Antrag stellen, um den Haftbefehl gegen den Oberstufenschüler wegen zweifachen versuchten Mordes und zweifacher gefährlicher Körperverletzung umzuwandeln in einen Unterbringungsbefehl, erklärte Penders.

In dem Fall käme der Tatverdächtige, falls er transportfähig ist, in ein psychiatrisches Krankenhaus beziehungsweise in eine forensische Einrichtung für psychisch kranke Straftäter. Natürlich sei er auch jetzt nicht frei, sondern seit Freitag in Untersuchungshaft und unter Bewachung von Gefängniswärtern, betonte der Staatsanwalt. News4teachers / mit Material der dpa

Nach Wuppertal: Sorge über Gewalt unter Schülern wächst – mehr Brutalität, bis hin zum Messereinsatz

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

21 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Dil Uhlenspiegel
2 Monate zuvor

„An den Zugängen sind den Angaben zufolge allerdings Lehrkräfte als zusätzliche Aufsicht eingeteilt worden.“

Enjoy your chicken Ted
2 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Billiger als Polizei ist das allemal.

Unfassbar
2 Monate zuvor

Also sollen im Zweifel die Leute, vor denen die Spezialisten der Schule ohnehin keinen Respekt haben, ohne irgendwelche exekutiven Rechte genau diese Spezialisten in Schach halten.

Rainer Zufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Wie jeden Tag also.
Der Täter ist in Gewahrsam. Oder würden Sie für den Rest Ihrer Zeit Polizeischutz an Schulen fordern?

447
2 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Nö.
Die Polizei sollte mal lieber bei den (in solchen schulweiten Gewaltfällen, längst nicht nur bei Vollkatadtrophen wie dieser, häufig auftretenden) verbalen Trittbrettfahrern ein paar Hausbesuche durchführen, gerne mit „Türöffner, schwer“.

Das ist natürlich im heutigen Zeitgeist völlig undenkbar.

Rainer Zufall
2 Monate zuvor
Antwortet  447

Gibt es an dieser Schule „verbale Trittbrettfahrer?

kanndochnichtwahrsein
2 Monate zuvor

Oh, jetzt ersetzen wir auch noch die Arbeit der Polizei???
Das ist ja doll, die können ja alles, diese Lehrer…
Psychologen braucht man auch nur einen Tag, dann übernehmen die Lehrer…
Echte eierlegende Wollmilchsäue diese Lehrer – und das ganz ohne spezielle Ausbildung, keine Polizeischule, kein Psychologiestudium und die können das alles trotzdem…
Und planmäßiger Unterricht schützt bestimmt alle vor PTBS, oder?
Unterricht ist für und gegen alles gut?!
Man braucht auch keine besonderen Räumlichkeiten – im Unterrichtsraum kann man psychologische Betreuung und Schutz vor was auch immer sicher am besten…
Schon wieder gespart.
Und die Eltern brauchen nicht mal extra mit den Kindern irgendwohin fahren, sich keine Termine bei Fachleuten besorgen, keine Wartezeiten absitzen; nur morgens an der Schule abgeben und mittags ist alles wieder gut???

Rainer Zufall
2 Monate zuvor

Was genau soll die Polizei da noch machen, außer die Kinder zu verunsichern?
Wie lang sollte Ihrer Meinung nach die Polizei da noch bleiben?

Lehramtsaussteiger
2 Monate zuvor

„An den Zugängen sind den Angaben zufolge allerdings Lehrkräfte als zusätzliche Aufsicht eingeteilt worden.“

Heißt das, die Lehrkräfte machen da eine Art Wachdienst, auch wenn überhaupt keine Schüler zu beaufsichtigen sind?

Rainer Zufall
2 Monate zuvor

Ich denke eher, die Lehrkräfte stehen da, um den Kindern ein Gefühl von Normalität und Sicherheit zurück zu geben.

Enjoy your chicken Ted
2 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Die Formulierung impliziert, dass die KuK da doch irgendwie Wachdienst schieben sollen, sonst bräuchte man nicht mehr Aufsichten an jeder Ecke.

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Mir wäre echte Normalität statt nur gefühlte Normalität lieber…

Dirk Z
2 Monate zuvor

Unabhängig von dem Vorfall: Generell haben Aussenstehende in einem Schulgebäude nichts zu suchen. In fast allen Firmen gibt es Zugangskontrollen per Transponder oder ähnliches – Besucher müssen sich anmelden und werden vom Besuchten empfangen. Wo es heute entsprechende Systeme gibt könnte man soetwas auch einführen und auch Schüler könnten eine Tagesschliessberechtigung bekommen. Das Ganze hätte den Vorteil, daß zumindestens während der Unterrichtszeiten niemand unbemerkt ins Gebäude kommt. Es muss ja nicht ein Amoklauf sein, sondern es könnten auch Gestalten abgehaten werden, die es auf Unsinn oder Diebstahl abgesehen haben. Das Gebäude verlassen kann man immer.

Rainer Zufall
2 Monate zuvor

Respekt an die Lehrkräfte, die da (ich hoffe doch nicht gegen den eigenen Willen) dort stehen!
Es muss sich mehr als seltsam anfühlen, aber ob die es sagen oder nicht: den Schüler*innen dürfte dies sehr helfen, sich wieder in die Schule zu trauen.

Enjoy your chicken Ted
2 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Als ob man eine Wahl hätte als Lehrkraft..

Rainer Zufall
2 Monate zuvor

Haben Sie Hinweise, die auf Zwang hinweisen?

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Aufsicht ist nur selten freiwillig. Zwang ist vielleicht das falsche Wort, Dienstanweisung wäre wahrscheinlich besser.

447
2 Monate zuvor

Ja, genau…hoffentlich sind sich die KuK bewusst, das so eine „“Aufsicht“ (hinstellen als Kugel-/Messerfänger) sie keinesfalls verpflichtet, Polizeiaufgaben wahrzunehmen.

1. Wirkungslos, da rein symbolisch
2. Brandgefährlich
3. Missbrauch von Zivilpersonal für Polizeiaufgaben

Immer wenn Du denkst es geht nicht mehr – kommt irgendwo ’ne „Idee“ daher…

Lisa
2 Monate zuvor

„An den Zugängen sind den Angaben zufolge allerdings Lehrkräfte als zusätzliche Aufsicht eingeteilt “ Bedeutet für mich, dass man Nachahmung fürchtet. Sonst hätte das keinen Sinn. Der Betreffende ist in Polizeigewahrsam.

Realist
2 Monate zuvor

„Zugangskontrolle“ dient wohl kaum der „Beaufsichtigung“ von Schülern sondern eher der „Gefahrenabwehr“.

Hier handelt es sich meiner Ansicht nach NICHT um die Aufgabe von Lehrkräften.

Entweder einen Sicherheitsdienst einstellen, der das macht (wenn es die Polizei nicht machen will) oder technische Voraussetzungen schaffen (Zugang nur mit Chipkarte oder ähnlichem). Aber nicht die, die „schon da“ sind dafür verpflichten. Zugangskontrolle ist sicherlich KEINE pädagogische Tätigkeit.

Mein Tipp: Schriftliche Anweisung geben lassen und Remonstrieren.