Nach Pisa-Debakel: „Es müsste ein richtiger Wumms her“ – Mathe-Professor will Schulfächer aufbrechen

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STUTTGART. Angesichts der schlechten Ergebnisse deutscher Schülerinnen und Schüler bei der jüngsten Pisa-Studie im Fach Mathematik fordert der Stuttgarter Mathematik-Professors Christian Hesse eine grundlegende Reform. Statt „Schubladisierung“ durch Schulfächer sollen Lehrkräfte vermehrt Wissen fächerübergreifend in Modulen wie Klimawandelkunde vermitteln. Tatsächlich arbeitet Baden-Württemberg derzeit daran, den Mathematikunterricht im Land zum kommenden Schuljahr neu aufzustellen – und in den Plänen finden sich Forderungen Hesses wieder.

Ein Wumms ähnlich dem Urknall? Mathematik-Professor Christian Hesse fordert eine grundlegende Reform des Mathematikunterrichts. Symbolfoto: Shutterstock/design4gaming.com

Aus Sicht des Stuttgarter Mathematik-Professors Christian Hesse braucht es eine grundlegende Reform des Mathematikunterrichts, nicht zuletzt angesichts der schlechten Pisa-Ergebnisse in diesem Bereich. „Es müsste ein richtiger Wumms her im Schulwesen in mancherlei Hinsicht“, sagt Hesse, der auch zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher zur Mathematik verfasst hat. Die Vorschläge von Mathematik-Didaktikern, den Unterricht lebensnäher und praxisorientierter zu gestalten, um die Kompetenzen der Lernenden zu verbessern, kritisiert er. „Das sind die gleichen Vorschläge wie schon nach der letzten und vorletzten Pisa-Studie und nichts hat sich geändert.“

Weniger Geometrie, dafür mehr Statistik und Datenanalyse?

Aus Hesses Sicht müsste der Unterricht stark entrümpelt, etwa ein Viertel der Geometrie gestrichen werden. Als Beispiele nannte er windschiefe Geraden oder Tori – das sind Objekte, die aussehen wie ein Rettungsring. Solche komplexen geometrischen Formen sollten ähnlich wie abstrakte Vektorbeweise entfallen. „Stattdessen sollte der Einsatz von Geometrie-Software für geometrische Konstruktionen vorgesehen werden.“ Überhaupt spricht sich der Professor für Stochastik dafür aus, mehr statistische, datenanalytische und algorithmische Themen zu lehren. Die werden etwa im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) wichtiger.

Hesse schlägt vor, die „Schubladisierung“ in gut einem Dutzend Schulfächer aufzubrechen und stattdessen rund 100 Module wie Finanzwissen und Klimawandelkunde anzubieten, von denen manche frei wählbar sind. Darin sollte nicht nur Mathematik unterrichtet werden. So könnten im Zusammenhang mit Vektoren bestimmte Ameisenarten als Beispiel herangezogen werden, die trotz eines Zickzackkurses auf der Suche nach Futter den schnellsten Weg zurück finden. „Die können Vektoraddition im Kopf rechnen, das können Menschen nicht“, so Hesse. Anhand dieses Beispiels ließen sich die Funktion von Vektorneuronen beschreiben oder, im Bereich der Physik, was es mit der Polarisation des Lichts auf sich hat. Diese sei nämlich für die Ameisen entscheidend. „Dann wird auch die Sinnfrage auftauchen“, sagt Hesse. Anders als bei Fächern wie Sprachen leide die Mathematik stärker darunter, dass der Sinn hinterfragt werde.

Aktualisierte Bildungspläne zum Schuljahr 2024/2025

Tatsächlich soll der Mathematikunterricht in Baden-Württemberg modernisiert werden. Die Bildungspläne aus dem Jahr 2016 würden derzeit überarbeitet und zum kommenden Schuljahr in Kraft treten, teilt das Kultusministerium mit. Eingearbeitet werden demnach Konzepte wie Datenanalyse, statistisches und algorithmisches Denken – Themen, für die sich auch Professor Hesse ausspricht.

Ebenfalls plant das Kultusministerium, Entwicklungen im Bereich der digitalen Bildung zu berücksichtigen. Diese soll beispielsweise in den Bildungsstandards der Sekundarstufe I (also den Klassenstufen 5 bis 10) einer Sprecherin zufolge durch den neuen Kompetenzbereich „Mit Medien mathematisch arbeiten“ deutlich stärker verankert und die Rolle der Mathematik dabei betont werden. Es gehe etwa darum, Informationen der digitalen Welt kritisch unter mathematischen Gesichtspunkten zu prüfen, digitale Mathematikwerkzeuge wie Tabellenkalkulation, Geometrie-Software und Stochastik-Tools zu nutzen und Algorithmen mithilfe digitaler Medien verwenden, entwickeln und reflektieren zu können.

Forderung nach mehr Ressourcen für den Bildungsbereich

Mathematik-Professor Hesse spricht sich darüber hinaus für eine bessere Stellung von Lehrkräften aus. Pisa-Spitzenreiter Singapur investiere 20 Prozent des Staatshaushalts in das Schulsystem und die Lehrerbildung. „Prozentsätze in dieser Größenordnung sind bei uns natürlich nicht erreichbar, aber die im vergangenen Jahr bei uns aufgewendeten 4,6 Prozent des Staatshaushalts sind definitiv zu wenig.“ Das führe zu nicht ausreichender und veralteter Ausstattung an den Schulen und teils zu nicht optimal an neuen Medien ausgebildeten Lehrkräften. Das habe sich im Lockdown während der Corona-Pandemie deutlich gezeigt.

Das Ministerium entgegnet, im europäischen Vergleich bekämen Lehrkräfte in Deutschland, zusammen mit der Schweiz und Luxemburg, die höchsten Gehälter. „Das Land Baden-Württemberg verbeamtet seine Lehrkräfte grundsätzlich und bezahlt sehr gut“, erklärt die Sprecherin. Hinzu kämen erhebliche geldwerte Zusatzleistungen wie Kinder- und Familienzuschläge, Pension und Sozialabgabenfreiheit – also deutlich mehr Netto vom Brutto. Um die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte zu verbessern und die Schulen zu entlasten, gebe es zudem Maßnahmen wie pädagogische Assistenz, sozialindexbasierte Ressourcenzuweisung und datengestützte Unterrichtsentwicklung.

Kritik an Förderung von Exzellenz-Universitäten

Hesse kritisiert weiter, Deutschland habe im Vergleich zu viel Geld in den universitären Bereich investiert und hier überproportional viel in die Spitzenforschung. „Etwa durch die nicht sachgerechte Schaffung von Exzellenz-Universitäten, die eine ungute Zweiklassen-Gesellschaft unter den Universitäten schafft“, argumentiert er. „Einige der aufgewendeten Gelder wären besser investiert worden, wenn sie für die Aufwertung des Lehrerberufes durch bessere Bezahlung verwendet worden wären.“ Zudem binde der Kampf um den Titel Exzellenz-Uni Ressourcen.

Dieser Auffassung widerspricht das baden-württembergische Wissenschaftsministerium und hält dagegen: Die Exzellenz-Strategie fördere wissenschaftliche Spitzenleistung und Profilbildungen der deutschen Universitäten, die in einem harten internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe stünden. „Wir sind stolz darauf, dass Baden-Württemberg aktuell die meisten Exzellenz-Universitäten stellt.“ Die Universitäten erlangten durch die Förderung eine hohe Sichtbarkeit und würden in ihrer Profilierung unterstützt. „Für internationale Spitzenkräfte und unsere Spitzenforschung kann die Exzellenzförderung gerade für junge Forscherinnen und Forscher den Ausschlag für einen Standort geben“, erläutert ein Sprecher. „Es geht um eine nachhaltige Stärkung des Wissenschaftsstandorts Deutschland.“ Dies stehe nicht im Widerspruch zu Investitionen in Schulen. News4teachers / mit Material der dpa

Pisa-Fakten: Fast 40 Prozent der Schüler hören ihren Mathe-Lehrkräften nicht zu

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Clara
2 Monate zuvor

Ich finde die abgegriffene Metapher von der „Entrümpelung“ fragwürdig. Sind die gemeinten Bildungsinhalte wirklich prinzipiell wertlos? Oder handelt es sich um Bildungsinhalte, die lediglich für Schülerinnen und Schüler irrelevant sind? Kann man dies sicher beurteilen? Sind es eventuell Bildungsinhalte, die Jugendliche überfordern und politisch unerwünschte Ergebnisse zur Fole haben könnten? Wird etwas „entsorgt“, weil sich der Bildungsbegriff geändert hat und man mittlerweile mehr von Training ausgeht?

447
2 Monate zuvor
Antwortet  Clara

Frage 4 ihrerseits ist einer der Punkte.
„Berechne, warum es gut gegen Klimawandel ist Autos abzuschaffen und schreibe due Antwort in drei Farben!“ klingt NOCH wie Satire.

Noch.

Katze
2 Monate zuvor
Antwortet  Clara

Was sollen Schüler wissen und können? Was sollen sie trainieren? Könnte das zu anstrengend sein? Wie entrümpeln wir überfordernde Lehrpläne zu easy fächerverbindenden Leerplänen?

Fragen über Fragen und deshalb nochmals:

Mathematikunterricht und Bildungsinhalte (- ideale?) im Wandel der Zeit im Land der Dichter und Denker

Hauptschule 1950
Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 20,– DM. Die Erzeugungskosten betragen vier Fünftel des Erlöses. Berechne den Gewinn!

Realschule 1960
Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 20,– DM. Die Erzeugungskosten betragen DM 16,–. Wie hoch ist der Gewinn? (Rechenschieber sind nicht erlaubt.)
 
Realschule 1975, politisch korrekte Neuformulierung
Ein/e Bauer/in verkauft einen/e Sack/in Kartoffeln/innen einem/er Kunden/in für DM 20,–. Die Erzeuger/innen-Kosten betragen DM 16,–.
Berechne den/die Gewinn/in des /der Bauer/in!
(Taschenrechner/innen sind nicht erlaubt.)

Freie Waldorfschule 1980
Ein Sack Kartoffeln kostet 20 DM. Ein Käufer bezahlt für einen Sack biodynamischer Kartoffeln gern 30 DM.
Gestalte die Seite mit harmonischen fünfeckigen Formen, die den Text behutsam umschleiern. Benutze dazu lila „Stockmar-Wachsfarben“.
Male nun eine Biofeldfrucht und tanze den lateinischen Namen der Kartoffel.

Gymnasium 1990
Ein Agrarökonom verkauft eine Menge K subterraner Feldfrüchte (solanum tuberosum) für eine Menge Geld G. G hat die Mächtigkeit 20 und für alle Elemente g aus G gilt: g = 1 DM. Die Menge K hat die Herstellungskosten H. H ist eine Teilmenge von G und ist um 4 Elemente weniger mächtig als die Menge G.
Aufgabe: Visualisieren Sie die Gewinnmenge S als Komplementärmenge der Menge H bezüglich der Menge G und geben sie die Lösung L für die Frage F an: „Wie mächtig ist S?“.

Integrierte Gesamtschule 1995
Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 20,– DM. Die Erzeugungskosten betragen 16,– DM. Der Kapitalist bereichert sich um DM 4,–.
Aufgabe: Unterstreiche das Wort „Kartoffeln“, diskutiere mit deinem Nachbarn darüber und gestalte ein Plakat über den Hunger in der Welt!

Schule 2000 (nach Rechtschreib- und  Bildungsreform)
Ein kappitalistisch priffiligierter bauer bereichert sich one rechtfertigunk an ein sakk kartoffeln um 4 mark. Korrigire das aufgabenstellunk fon dein leerer, demonstrire gegen das lösunk und send diese über indernet an den leerer zrück.

Einheits-Pflicht-Gesamtschule 2020
Ey, einer hat ein sak kartofeln für 16,–€ unt zokt ein voll konkret ab unt macht dabei 4,– € cash.
Alder, untersuchst du tekst auf feler unt fülst evaluationsbogen für stunde aus.

( Kritik in diesem Forum: tekst müsste noch voll konkret gegendert werden.)
 
Reformierte Reformuniversität 2040, Masterprüfung Mathematik
Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 20,--€.
Die Erzeugerkosten betragen vier Fünftel des Erlöses.
Berechnen Sie den Gewinn! 

Hysterican
2 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Ich freue mich auf das Jahr 2040! 😉

Pälzer
2 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Außer dass der Sprachgebrauch von 1974 als 1990 bezeichnet wurde: der alte Kalauer ist immer wieder schön. Aber die Pointe fehlt.

vhh
2 Monate zuvor

Die SchülerInnen der Sek I scheitern nicht an exotischen geometrischen Formen, sondern am Basiswissen. Ja, Basiswissen, das sind u.a. die Konzepte, die man braucht, um in diese schöne, angeblich neue Mathematikwelt eintreten zu können. Eine spezielle Wüstenameisenart, um für die Polarisation des Lichts zu interessieren? Wie nett, und so unglaublich naheliegend, sehr aktivierend für alle mit Abneigung gegen Krabbeltiere. Vielleicht doch gekreuzte Sonnenbrillen, Gitterstäbe u.ä.?
„…Informationen der digitalen Welt kritisch unter mathematischen Gesichtspunkten zu prüfen, digitale Mathematikwerkzeuge wie Tabellenkalkulation, Geometrie-Software und Stochastik-Tools zu nutzen und Algorithmen mithilfe digitaler Medien verwenden, entwickeln und reflektieren zu können…“ In welcher Welt von Mathematik-Leistungskursen entstehen solche Unterrichtsideen?

Hans Malz
2 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Bruchrechnung, Umrechnen von Einheiten, Kopfrechnen und Überschlag, einfache Geometrie … Das ist keine Raketenwissenschaft und müsste einfach „geübt“ werden.

Canishine
2 Monate zuvor

Um die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte zu verbessern und die Schulen zu entlasten, gebe es zudem Maßnahmen wie pädagogische Assistenz, sozialindexbasierte Ressourcenzuweisung und datengestützte Unterrichtsentwicklung.“
Ach ja, tatsächlich? (Na ja, ich bin ja nicht in BW …)
Wenn man daneben die Kommentare zum Artikel
https://www.news4teachers.de/2024/02/lehrkraefte-gesucht-wann-kommt-ein-seiten-oder-quereinstieg-infrage-tipps-fuer-interessentinnen/
liest, könnte man eine Idee bekommen, wo es in Schulen hapert. Ansonsten können wir natürlich noch den PISA-Test von Ameisen machen lassen.
Ich finde die Idee des modulorientierten Unterrichts durchaus reizvoll und lasse gerne im NW-Unterricht an komplexeren Themen arbeiten, fürchte aber, dass dies nichts entscheidend verändern wird. BW kann es gerne ein paar Jahre ausprobieren (‚tschuldigung, liebe Kollegen).

Katze
2 Monate zuvor

„Es müsste ein richtiger Wumms her“ Doch besser ein Doppelwumms – wir MINT-KuK können es nicht mehr hören!!!

Der Zauberlehrling
2 Monate zuvor

Sehr geehrter Prof. Dr. Heese,

kommen Sie zu uns Lehrern, besuchen Sie eine Unterrichtseinheit Mathematik an einer Gemeinschafts-/Haupt-/Mittel-/Realschule und bringen Sie sich konstruktiv ein. Es werden sich zahlreiche Möglichkeiten ergeben, wie Sie Ihr Mathematikstudium gewinnbringend einsetzen können – da wette ich einen ganzen Euro drauf.

Vielleicht haben Sie auch Lust, in einer Oberstufe eine Einheit über Tori zu halten und dabei Ihr Wissen über topologische Mannigfaltigkeiten einzubringen. Das wäre dann mal wieder echte Mathematik.

Sie haben vielleicht Ideen …Fächer aufbrechen und jeder unterrichtet alles. Mag ja an einer Grundschule funktionieren, aber besser ist, man lässt den jeweiligen Fachmann ran. Oder gehen Sie wegen Herzproblemen zum Hautarzt? Vom fachfremd erteilten Mathematikunterricht habe ich genug. Da kann keiner nach einiger Zeit die Frage nach dem warum beantworten, da wird nur schematisch abgearbeitet. Ach ja, dann reichte aber der Oberfrontalunterrichtler und Studiumsabbrecher Daniel Jung. Schauen und genau so machen. Die Prüfung müsste sich dann aber auch auf das Aborgeln von Kochrezepten beschränken.

Den Sinn hinterfragen? Das sollte man bei den derzeitigen Abituraufgaben tunlichst vermeiden, dann Cannabis ist noch nicht freigegeben. Wenn man bei punktförmigen Flugzeugen, die unter Wasser dann U-Boote sind den Sinn hinterfragt, braucht man kurz danach zwei 800er Ibu. Bei den Aufgaben wird so lange die Realität ausgeblendet, bis es sich mit dem wenigen Handwerkszeug überhaupt noch rechnen lässt. Ihr Beispiel mit der Ameise ist sehr gut gewählt. Diese orientieren sich, wie die Bienen, an der Polarisation des Sonnenlichts und können sich Entfernungen und Richtungen merken – wobei Gegenwind und Wetter berücksichtigt werden. Bei der klassischen Abituraufgabe hat kein Flugzeug Rücken- oder Seitenwind. Eine Ausdehnung schon gar nicht und eine Wirbelschleppe eines A380 schadet auch keinem anderen Fflugzeug, selbst wenn sich „die Geraden“ schneiden.

Die Bezahlung ist gerade nicht das Problem. Wertschätzung, Anerkennung, Entlastung von Verwaltungsaufgaben und IT-Supportgeschäften, Einrichtung von Pausen- und Erholungsräumen, Beachtung des Arbeitsschutzes in Schulen, etc. Die Liste ließe sich verlängern. Sie verkennen auch hier das Problem völlig. Glauben Sie etwa, dass mehr Geld mehr Absolventen in die Schule lockt? Ist das Cannabis schon freigegeben? Lassen Sie die Finger von den harten Drogen, da kommt nur Mist heraus. Das KM mit seiner pädagogischen Assistenz liegt in Sachen „Zufriedenheit der Lehrer verbessern“ völlig daneben. Ich kopiere einfach selbst. Ist besser so. Und eine datengestütze Unterrichtsentwicklung macht mich nicht zufriedener – ich bin kein Metaller mit einem Mikrometer und kann daher auch keine Abweichungen datengestützt feststellen. Die Sau ist doch völlig fehl am Platz. Noch vor 12 Jahren hieß es in Baden-Württemberg während des OEM-Prozesses, dass datengestützte Unterrichtsentwicklung keinen Sinn ergebe. Man sprach damals von Triangulation, für diejenigen, die damals involviert waren sicherlich eine Erinnerung.

Ihre Ideen in Ehren, aber das Kultusministerium wird sich einen Dreck darum scheren. Die landen in der Tonne.

Vielleicht können Sie sich mit Herrn Prof. Schleicher treffen und zusammen dahin fahren, wo der Pfeffer wächst. Ach hmmm, in Indien können die Schüler dann auch besser rechnen. Wie’s in Madagaskar ist, weiß ich nicht.

Mit freundlichem Gruß aus der Objektebene an die völlig verquaste Metaebene

Realist
2 Monate zuvor

in einer Oberstufe eine Einheit über Tori zu halten und dabei Ihr Wissen über topologische Mannigfaltigkeiten einzubringen“

Das klingt aber schon nach einem komplexen Forschungsprojekt. Dazu muss ein Prof erst einmal einen Forschungsantrag stellen, mehrere hunderttausend Euro Drittmittel einwerben, ein Dutzend HiWis aquirieren und sich dann ein Forschungssemester genehmigen lassen.

Also: SO schnell geht das nicht…

Tigrib
2 Monate zuvor

Ich will das alles nicht!!!
Liegt es an meinem Alter, dass ich nicht JUHU schreie, ob dieser Ideen?

Katze
2 Monate zuvor
Antwortet  Tigrib

Nein, es liegt nicht am Alter sondern an gesundem Verstand.
Geht mir genauso!

447
2 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Ich unterrichte nicht einmal Mathematik – und mir rollen sich schon die Fußnägel hoch, wenn ich dieses Eingeschleime aus manipulativer Dumm-Sprache („Wumms“), Zeitgeist („Klimawandel“) und „Stoffreduzierdidaktik“ („Neumathematik, jetzt mit noch weniger Mathe, aldah ey!“) höre.

Positiv lässt sich jedoch anmerken, dass zumindest in sprachlichen Fächern GTP der beste Unterrichtsgestalter ist.

Katze
2 Monate zuvor
Antwortet  447

Super: Stoffreduzierdidaktik – ich lehne jegliche manipulative Fortbildung diesbezüglich ab!

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Wird seit Jahrzehnten gehandhabt und trotzdem (oder vielleicht deshalb?) wird das Schulsystem immer schlechter …

Lehrkraft aus BW
2 Monate zuvor

Und im Fach Deutsch soll ich Haupt- und Realschülern mit Einführung des verbindlichen Grammatikrahmens ZUSÄTZLICH zu allem anderen noch die Unterscheidung zwischen Graphem und Morphem beibringen. Es ist ein absoluter Witz!

Konfutse
2 Monate zuvor

Bestimmt hat der Prof in manchen Dingen recht, z.B. was die Entrümpelung des Lehrplans angeht. Dennoch wage ich bei seinen hehren Plänen zu bezweifeln, dass er schon mal Mathematik an der SEK I in den letzten 10 Jahren unterrichtet hat, denn in BW ist bildungstechnisch seit 2015 sehr wenig möglich in der Sek I. Dafür hatte ja rotgrün gesorgt. Mehr digitalisieren? Großartig. Freu mich drauf, wenn dann mal in diesem Zusammenhang endlich dafür gesorgt wird, dass an den Schulen verlässlich Internet vorhanden ist.

Pober
2 Monate zuvor

Ich unterstütze den Vorschlag, Datenanalyse und Statistik mehr in den Unterricht einfließen, v.a. in der Mittelstufe. Dennoch hapert es m.E. an ganz anderer Stelle. Viele SuS können bei mir im Unterricht (Kl. 10-13) die Basics nicht: Kopfrechnen, Wurzeln, Potenzen, Brüche, Prozentrechnung, Kommataverschiebung. Das sind Themen der Klasse 1-6/7. Wenn Grundvorstellungen fehlen, brauchen wir uns über Mittel- bis Oberstufendidaktik keine Gedanken zu machen. Ich muss meinen SuS lineare Funktionen beibringen, aber diese scheitern daran, 2x-3=8 korrekt auszurechnen, von Klammern und Vorzeichenfehlern ganz zu schweigen. Ja, Mathe darf und soll gerne sinnstiftender sein, aber das handwerklich Grundwerkzeug – das Rechnen – muss dafür sitzen. Das tut es aber oftmals nicht.

MB aus NRW
2 Monate zuvor
Antwortet  Pober

Jup, das mit dem fehlenden Hrundwerkszeug sehen eigentlich fast alle Mathelehrer, die ich kennen, inklusive mir, so…Wenn die sicher beherrscht werden, kann man natürlich viele ganz spannende und fächerübeegreifende Dinge in Angriff nehmen…
Warum jetzt windschiefe Geraden auch noch gestrichen werden sollen (wenn noch mehr „entrümpelt“ wird, prüfen wir irgendwann den Mittelstufensstoff von vor 10 Jahren im Abi ab), erschließt sich mir nicht. Die sind auch für schwache Schüler leicht zu verstehen und alles, was man rechnerisch mit ihnen anstellen kann, ist auch nicht so schwer…

Kognitive Dissonanz
2 Monate zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Ein Teil des Problems besteht darin, dass viel zu viele Mathematiklehrkräfte nicht verstehen, worin die Probleme der Schüler bestehen, weil sie diese selbst nie hatten (sonst hätten sie vermutlich auch kein Mathematik studiert).

Bücherleser
2 Monate zuvor

Worin bestehen denn, Ihrer Meinung nach, die Probleme der Schüler?

Doc Tobi
2 Monate zuvor

4-Tage Woche und etwas mehr homeschooling ausprobieren und Blöcke mit Präsenzstunden.
Projekte und Gruppen können auch hybrid super arbeiten und werden an die Zukunft gewöhnt.
Lehrkräfte können sich von zuhause zuschalten.

Fräulein Rottenmeier
2 Monate zuvor
Antwortet  Doc Tobi

Wer sind Ihre Adressaten? Sek ll Schüler, die außergewöhnlich motiviert sind?
Ganz ehrlich? Ich vermute hinter Ihrem Vorschlag nur eine vage Hoffnung der Arbeitserleichterung für Lehrer, denn ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Schüler (und zwar alle) die Präsenz, den direkten Austausch, die persönliche Kollaboration brauchen, um sich weiterzuentwickeln, sowohl im sozialen als auch im Lernbereich….in jeglichem Bereich!
Ich kann es tatsächlich nicht mehr hören, wie glorifizierend Distanzunterricht dargestellt wird. Wir haben jetzt z.B. Jahr 2 nach Corona und laborieren noch immer an der krassen Zunahme asozialem Verhalten….und ich spreche von den kleinsten….der Grundschule….
Auch die schon vorher nach unten zeigende Leistungskurve sinkt gerade ins Bodenlose. Dagegen können wir gar nicht abarbeiten…..Da kann doch nicht die Lösung noch mehr Distanz sein…..das Gegenteil sollte man daraus schlussfolgern und zwar im Sinne der Schüler und letztlich auch der Lehrer!

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  Doc Tobi

Tolle Idee, schon mal praktisch ausprobiert (an einer Brennpunktschuke z. B.)? Falls nicht, dann erst einmal praktisch testen und bis dahin einfach Kl… halten!

FL62
2 Monate zuvor

Hesse schreibt seit Jahren immer denselben Käse. Auch den Unsinn von der Vektoraddition der Ameisen hat er vor 10 Jahren schon im Deutschlandfunk verbreitet. Sein Erkenntniszuwachs im letzten Jahrzehnt ist überschaubar, und ich wette, ihm wird auch in den nächsten 10 Jahren kein neues Argument für seine steilen Thesen mehr einfallen.

GriasDi
2 Monate zuvor
Antwortet  FL62

Glaubt der wirklich, dass Ameisen irgendwen interessieren?

Dil Uhlenspiegel
2 Monate zuvor

Weichbodenmathe.

Hysterican
2 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Wunderbare Wortschöpfung … merk ich mir für die nächste Gelegenheit. 😉

Dil Uhlenspiegel
2 Monate zuvor
Antwortet  Hysterican

Falls man trotz Weichbodenmathe zu hart aufschlägt, bleibt nur noch Bahrenturnen.

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

„Bahrenturnen“ ist eine letale Sportart.

Von der Wiege bis zur Bahre – der kurze Weg zum Friedhof über den Schulsport.

Katze
2 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Weichbodenmathe wird unterrichtet von Stoffreduzierdidaktikern und dann gönnen sich alle gemeinsam noch eine Schultüte.
Das Leben kann so entspannt sein.

Realist
2 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Aber erst das Gebäude verlassen und an die 200m Abstand denken! Oder sind HochSCHULEN von dieser Regelung ausgenommen`?

Dil Uhlenspiegel
2 Monate zuvor
Antwortet  Katze

… mit traumwandelkundlerischer Sicherheit, gelernt gleich nach dem Modul Klimawandelkunde.

GriasDi
2 Monate zuvor

Warum nur bezweifle ich, dass dieses die Lösung bringt. Vielleicht deshalb, weil der Klimawandel meinen Schülern zu schwierig ist, sobald es z. B. um das Absorptionsverhalten verschiedener Gase in der Atmosphäre geht (9 te Klasse Physik).
Aber ich schau mir dieses Experiment gerne aus der Ferne an, genauso wie die letzten Reformen. Wenn sie funktionieren, kopiere ich die Methoden gerne. Allerdings glaube ich, dass es daran liegt, dass mittlerweile zuviele Anwendungen verwendet werden und damit der Blick für das Wesentliche verloren geht, bzw. SchülerInnen den Überblick verlieren und an zu vielen Baustellen gleichzeitig kämpfen müssen.

GriasDi
2 Monate zuvor

Zitat
„So könnten im Zusammenhang mit Vektoren bestimmte Ameisenarten als Beispiel herangezogen werden“

Selten so gelacht. Das interessiert viele SchülerInnen auch nicht.

Pober
2 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

In der Tat…
Heute Stochastik in der Berufsfachschule… Interesse kam auf, als ich über Pokern sprach. Soll ich den SuS nun Out-Regeln, Kalkulation von Geboten usw im Glücksspielkontext erklären? DAS wäre Praxisnah und für Millionen Menschen, die viel Geld beim Pokern verzocken, relevant.

Realist
2 Monate zuvor
Antwortet  Pober

Praxisorientiert einsteigen und die Schüler beim Pokern so richtig abkochen, am besten am Monatsanfang, muss sich ja lohnen. Nur so verdienst du dir den notwendigen RESPEkT!

GriasDi
2 Monate zuvor

Zitat:
„Es gehe etwa darum, Informationen der digitalen Welt kritisch unter mathematischen Gesichtspunkten zu prüfen, digitale Mathematikwerkzeuge wie Tabellenkalkulation, Geometrie-Software und Stochastik-Tools zu nutzen und Algorithmen mithilfe digitaler Medien verwenden, entwickeln und reflektieren zu können.“

Dazu muss ich allerdings Mathe können, diese angesprochenen mathematischen Gesichtspunkte kennen und dann erkennen.
Erfahrungen mit Tabellenkalkulation: sobald es um mehr als bunte Säulendiagramme geht, bricht das Interesse sehr schnell ein (da ist sogar der Unterschied zwischen absolutem und relativem Zellbezug zu mühsam). Ansonsten sollten vorher die mathematischen Grundlagen geübt sein, da die Schüler sonst sowohl mit der Mathematik als auch mit der Tabellenkalkulation kämpfen und aufgeben bevor es richtig los geht.

GriasDi
2 Monate zuvor

Aus einer anderen Meldung hier:
„Viele Schüler*innen lernen Mathematik in einem Klima, das dem Lernprozess nicht förderlich ist: Rund 28 % der Schüler*innen in Deutschland konnten 2022 eigenen Angaben zufolge in den meisten oder allen Unterrichtsstunden nicht ungestört arbeiten (OECD-Durchschnitt: 23 %). 38 % der Schüler*innen gaben an, dass sie der Lehrkraft nicht zuhören (OECD-Durchschnitt: 30 %). 28 % berichteten von Ablenkungen durch digitale Geräte (OECD-Durchschnitt: 30 %), und 27 % fühlten sich durch Mitschüler*innen abgelenkt, die digitale Geräte nutzen (OECD-Durchschnitt: 25 %). Im OECD-Durchschnitt berichteten Schüler*innen seltener von Ablenkungen durch digitale Geräte, wenn die Handynutzung auf dem Schulgelände untersagt ist“

Warum sollte sich das mit den neuen Bildungsplänen ändern?
Individuum geht doch über alles und nur die eigenen Interessen zählen wie die Zahlen oben nahelegen.

Spirale
2 Monate zuvor

Gerne unterrichte ich Klimakunde. Wenn sich dann im Gegenzug ein Verantwortlicher (welcher Verantwortliche auch immer) zum dreigliedrigen Schulsystem bekennt und Klimakunde nur an Gymnasien mit X% einer Schülerschaft unterrichtet werden, Y% an einer Realschule Mathematik und Deutsch mit Alltagstheken verknüpfen und Z% an einer Hauptschule Praktikum beim Klimatechniker machen. Wird aber nicht mehr Bundesweit kommen, weil es zu teuer ist und an ideologischen Widerständen aus den Reihen der „Wir Vertreten alle, außer die Lehrer*innen“ (=GEW) scheitern würde. Da sind nämlich alle Hasis und Häsinnen gleichgut und ich bekäme einen Korb fürs nicht artgerechte Gendern.

Alles andere außer einer Verknüpfung der Forderung mit einer Rückkehr zum dreigliedrigen Schulsystem wäre Blödsinn, vhh hat das in seinem Beitrag schon gut dargestellt warum.

AlexB
2 Monate zuvor
Antwortet  Spirale

Schon wieder völlig sinnfreies GEW-Bashing. Philologenverband, richtig? Da wundert mich nichts mehr.

Monika, BY
2 Monate zuvor

Der rote Faden fehlt in vielen Unterrichten. In Mathematik und Physik besonderes. Oft wird der Stoff durcheinander bearbeitet, mal hier, mal da, mal nach vorne, mal nach hinten, dann wieder Sprung in der Mitte.

vhh
2 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY
MB aus NRW
2 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Jup, das grandiose Spiralcurriculum. Wir dürfen nicht anders…

Unfassbar
2 Monate zuvor

Mal angenommen, das würde genau so wie vorgeschlagen umgesetzt werden. Dann würde genau der Professor am lautesten über die fehlenden Fähig- und Fertigkeiten der Studienanfänger klagen.

Aus meiner Sicht müsste man das Niveau schon in der Grundschule wieder auf ein Maß anheben, dass die Schulformentscheidung seitens der Eltern gegen das Gymnasium klar ist. Dazu noch echte Handhabe gegen bildungsverweigernde Strukturen in den Familien.

Ceterumcenseo
2 Monate zuvor

Och immer diese Forderungen dieser Elfenbeintheoretiker. Modularer Unterricht gibt es doch schon an den Berufsschulen. Nennt sich Lernfeldunterricht und funktioniert immer schlechter. Warum ist das so? Ich kann mich da nur meinen Vorrednern anschließen die Basis – Achtung neues hippes Wort- „Kompetenzen“ sitzen nicht. Ich kann keinen Lernfeld- oder modularen Unterricht machen mit Personen, die nicht rechnen können (einfache Prozentrechnung, einfache Zinsformel nach einer Variablen auflösen etc.). Des Weiteren kommt hinzu, dass es immer mehr SuS gibt, die der deutschen Sprache nur noch rudimentär folgen können, ganz zu schweigen von eigenständig ihre Gedanken ausformulieren. Soll ich da auch modular auf englisch unterrichten?Stärkung der Grundkenntnisse mit mehr Übungen würde helfen die Basis für den geforderten modularen Unterricht zu legen. Solange dies aber nicht der Fall ist und sich im Gegenteil noch verschlechtert, sollten die Elfenbeintheoretiker Bitteschön mal in der Realität ankommen!
Ceterum censeo alle Kms UND Wissenschaftler nur noch mit praxiserfahrenen Fachleuten besetzen (oder mit Fachleuten, die sich auch mal was von Praktikern sagen lassen…gell Herr Schleicher)

Blau
2 Monate zuvor

Was bitte sind windschiefe Geraden und Tori? Noch nie behandelt weder im Studium noch in der Sek2 oder gar in der Sek1, die für PISA relevant ist.

Der Zauberlehrling
2 Monate zuvor
Antwortet  Blau

Aber Mathematiklehrer sind Sie hoffentlich nicht, oder?

Dil Uhlenspiegel
2 Monate zuvor
Antwortet  Blau

Achtung, sinnloser Beifang:

windschiefe Gerade = Note 4, wo 5 stehen sollte, es aber GERADE nochmal gut ging
Tori ist wie Schiri im Fußi.

Blau
2 Monate zuvor

Vektoraddition ist doch erst Thema in der Oberstufe. Was soll ich damit in der Sek1?
Zudem wurden doch wegen Pisa und Co. Zentrale Abschlussprüfungen geschaffen. Darauf kann man nicht in frei wählbaren Modulen vorbereiten. Ich traue das auch nur Mathe-Lehrkräften zu. Solche Module müssten ja von interdisziplinär ausgebildeten Lehrkräften unterrichtet werden. Übrigens viel Spaß beim entwickeln eines Moduls, wo Rechnen ohne Hilfsmittel elementar ist, auch mit Brüchen.
Es geht nunmal nicht immer um Anwendung, sondern auch darum im Hirn Denkstrukturen zu ebnen.

Alx
2 Monate zuvor

Ich halte die Idee für weltfremd.
Mathematik nebenbei für ein Projekt zu lernen, um Praxisbezug herzustellen ist ein schönes Ziel.
Diejenigen, die jetzt gut mitkommen werden davon sehr profitieren. Diejenigen, die jetzt nicht mitkommen, werden es noch schwerer haben.

Mathematik baut logisch aufeinander auf.
Das Hauptproblem ist, dass die Schüler langfristig Schwierigkeiten haben, wenn sie ein grundlegendes Thema nicht durchdrungen oder automatisiert haben.

Daher würde Mathematik mehr als alle anderen Fächer von digitalen Lehrgängen profitieren. Während einige in Klasse 1 mit dem Zählen Schwierigkeiten haben, langweile sich diejenigen, die schon zweistellige Zahlen im Kopf addieren können.

Man müsste natürlich Zielvereinbarungen treffen und individuelle Unterstützung dazu anbieten.
Z.B. könnte man auch Stunden mit Themenschwerpunkten für Teilleistungsgruppen anbieten um das Thema einzuführen, Fragen zu klären und Praxisanwendungen zu ermöglichen.

Davon würden alle Schüler profitieren. Die Starken, die durch den schnelleren Fortschritt passenden Input erhalten und die Schwächeren, die die Grundlagen sicher beherrschen würden, bevor das darauf aufbauende Thema behandelt wird.

Dadurch würden auch die Misserfolgserlebnisse abnehmen und Mathematik vielleicht sogar beliebt.

Ich empfehle Khan Academy als Anschauungsobjekt. Einfach mal selbst am Vorwissen anknüpfen und ausprobieren.

Pober
2 Monate zuvor

Die traurige Wahrheit ist doch, dass die Verschiebung von SuS von HS zu RS zu GYM keiner Schulform gut getan hat. Meine Theorie: heute können mehr Menschen mit dem Begriff Ableitung und Normalverteilung etwas anfangen, aber weniger als früher diese erlernten Methoden und Konzepte aktiv nutzen oder verstehen. Mein Vater (Abi 1973, kein Mathecrack) weiß noch heute, wie man eine (einfache) Ableitung bildet. Viele meiner Schüler wissen das nach 6 Monaten nicht mehr…
Das Wissen wird immer mehr und vielfältiger, Schule mit ihrem fokussierten und auf Wissen und Methodik ausgerichteten Unterricht kommt da nicht immer mit, da es anders als früher nur noch eine von vielen Infoquellen ist. 80% meiner SuS erstellen ihre Präsis mit KI, Lösen ihre Hausaufgsben genauso usw. Haben sie das in der Schule gelernt? Eher nicht. Meine SuS sind sehe gut über den Nahost-Konflikt informiert. TikTok (bei aller Kritik) macht es möglich. Usw
Vorschlag: Einheitsschule mit mit je 5h Ma/Deu/FrSpr plus NaWi/Powi&Geschichte mit zusätzlich(freiwilliger) modularer Spezialisierung (3 Module a 4h, zB Sportwissenschaft, empirische SoWi, WiWi, Angewandte Nawi (Ph/Bio/Ch), Ethik&Philosophie, Lk Mathe, 2./3. FrSpr, IT), Zugangstests an den Unis, keine mündlichen Noten mehr und nur noch einen Abschlusstest in den Kernfächern.

Annemaus
2 Monate zuvor

Wenn ich immer höre, dass die Lehrpläne „entrümpelt“ werden sollen, befürchte ich, dass in spätestens drei bis fünf Jahren die Forderung auftaucht, den verpflichtenden Fremdsprachenunterricht komplett zu streichen, da es mittlerweile Übersetzungsprogramme gibt. Englisch nur noch als Wahlfach und keine zweite Fremdsprache mehr.

Mika
2 Monate zuvor
Antwortet  Annemaus

Stimmt. Eigentlich reicht es, Schule ausschließlich zum Einüben von Sozialverhalten zu betreiben. Alles andere, was sie zur Ergreifung ihrer zukünftigen Profession benötigen, bringen sich die Kinder und Jugendlichen intrinsisch motiviert sowieso mit Hilfe des www selbst bei.
Zur Sicherheit: Ironie off

potschemutschka
2 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Stimmt! Allerdings sagen Psychologen: „Erziehung ( Grundlagen des Sozialverhaltens) findet in den ersten 5 Lebensjahren statt, danach kann man nur noch (im Idealfall) darauf aufbauen oder muss umerziehen.“

Sepp
2 Monate zuvor

Mich erinnert es ein bisschen an meinen früheren Mathelehrer:
Der erklärte groß, dass Kurvendiskussion ganz wichtig für Straßenplanung sei, damit bei zu hoher Geschwindkeit die Autos nicht aus der Kurve flögen. Spannende Sache – wurde danach nie wieder aufgegriffen…

Lehrkräfte versuchen doch, alltagsorientiert zu unterrichten und Anwendungsbeispiele einzubringen. Dafür muss man aber die Inhalte erstmal richtig beherrschen, um sie dann auf andere Beispiele zu übertragen. Der Weg dahin ist nicht immer leicht und schon da scheitern viele Schüler. Wie soll man denn etwas anwenden, das man noch gar nicht kann?

Während fächerverbindender Unterricht sinnvoll sein kann, überzeugen mich die Beispiele hier auch nicht. Es kann nur scheitern, wenn ich meinen Schülern bspw. die Biologie von Insekten, die Polarisation von Licht, den Aufbau von Neuronen und Vektor-Berechnungen gleichzeitig beibringen will. Am Ende können die Schüler dann noch weniger.

GriasDi
2 Monate zuvor

Unterrichtet Herr Prof. Hesse die Unimathematik auch in Modulen? Bricht die Fächer auf?

Bücherleser
2 Monate zuvor

„Wer nicht weiß, was Rechnen ist,
leicht betrogen wird mit List.
Dies nimm´ zu Herzen, bitt´ ich sehr.
Ein jeder sein Kind Rechnen lehr´.“
(Adam Ries)