Elternwille? Nein, danke! Die CDU setzt bei der Wahl der weiterführenden Schulform wieder auf staatliche Vorgaben

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STUTTGART. Wenn Baden-Württemberg absehbar zum neunjährigen Gymnasium zurückkehrt, muss aus Sicht der CDU die Grundschulempfehlung verbindlicher werden. Parteichef Hagel favorisiert ein Modell mit zusätzlichem Test. In letzter Konsequenz würde damit der Elternwille ausgehebelt. Auch in anderen Bundesländern drängen Christdemokraten (und Freidemokraten) darauf, die weiterführende Schulform im Konfliktfall staatlich vorzugeben. 

Weiß der Staat besser als die Eltern, was gut fürs Kind ist? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Baden-Württembergs CDU-Parteichef Manuel Hagel hat sich für eine verbindlichere Grundschulempfehlung ausgesprochen, die auch einen Kompetenztest für Viertklässlerinnen und Viertklässler umfasst. Für die CDU sei der Weg zu einem moderneren G9 verbunden mit einer verbindlicheren Grundschulempfehlung, sagte Hagel im Gespräch in Stuttgart. Es brauche Stabilität und Planbarkeit. «Wir sind überzeugt, dass das Zwei-aus-Drei-Modell ein Schlüssel sein kann, um alle Interessen klug zu verbinden: ein Kompetenztest, der Elternwille und die Lehrerempfehlung.»

In diesem Modell würde die Übereinstimmung von zwei der drei Kriterien den Ausschlag für die Empfehlung der weiterführenden Schule geben. Der Elternwille allein reicht dann nicht mehr.

Die grün-rote Landesregierung hatte die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung zum Schuljahr 2012/2013 abgeschafft, seither können die Eltern frei entscheiden, welche Schulart ihr Kind nach der Grundschule besuchen soll. Seit 2017/2018 müssen Eltern die Empfehlung bei der Anmeldung ihrer Kinder der weiterführenden Schule vorlegen.

Seit diesem Schuljahr können Grundschulen freiwillig an zentralen Klassenarbeiten in den Fächern Deutsch und Mathematik teilnehmen. Der «Kompass 4» solle Lehrkräften und den Eltern «mithilfe landesweit einheitlicher und damit vergleichbarer Ergebnisse eine zusätzliche Orientierung bei der Schullaufbahnentscheidung am Ende der Grundschulzeit bieten», hatte das Kultusministerium zum Beginn des Schuljahres mitgeteilt.

Nachdem eine Elterninitiative für einen Volksantrag zur Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium in Baden-Württemberg mehr als 100.000 Unterschriften eingesammelt und an den Landtag übergeben hatte, beschloss die Landesregierung zudem, G9 wieder einzuführen. Der Zeitpunkt dafür ist noch offen.

«Wo der gern zitierte ‚freie Elternwille‘ hinsichtlich weiterführender Schulwahl erwiesenermaßen schon längst zur bloßen Beliebigkeit geraten ist, muss verantwortungsbewusste Politik handeln»

Ein Antrag der oppositionellen FDP, eine «verbindliche Grundschulempfehlung», wie die staatliche Vorgabe euphemistisch genannt wird, wieder wie früher einzuführen, scheiterte unlängst erst im Landtag – auch die CDU stimmte dagegen. Allerdings wohl nur aus Gründen der Koalitionsräson: Ein Votum gegen Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hätte das Aus für Grün-Schwarz bedeutet.

Der Realschullehrerverband (RLV) und der Philologenverband (PhV) kritisierten die Ablehnung seinerzeit scharf. «Wo der gern zitierte ‚freie Elternwille‘ hinsichtlich weiterführender Schulwahl erwiesenermaßen schon längst zur bloßen Beliebigkeit geraten ist, muss verantwortungsbewusste Politik handeln, will sie dem sich stetig verfestigenden Eindruck entgegenstehen, dass sie Parteienwohl und eigene Pöstchen über das Kindeswohl stellt! Die verbindliche Grundschulempfehlung wird nicht alle, jedoch nachweislich erhebliche Probleme im Bildungssystem kostenneutral und ohne teuer aufgelegte Programme lösen können», erklärt die RLV-Landesvorsitzende Karin Broszat.

Der PhV-Landesvorsitzende Ralf Scholl pflichtete ihr bei: «Wo der ‚freie Elternwille‘ zu einer bitteren Leidensgeschichte der Kinder führt – sei es durch völlige Über- wie durch völlige Unterforderung – müssen ihm im Interesse der Kinder Schranken gesetzt werden. Wer dies aus Angst vor der Reaktion der Eltern bei der nächsten Wahl unterlässt, missachtet die Interessen der Kinder.»

In Berlin, wo die CDU den Regierungschef stellt, hat die Partei hingegen Nägel mit Köpfen gemacht: Dort wurde erst in der vergangenen Woche das Schulgesetz geändert. Demnach wird der Notenschnitt, der Schülerinnen und Schülern automatisch eine Empfehlung für das Gymnasium bringt, künftig auf einer neuen Grundlage ermittelt. Wollen Kinder mit einem nicht ausreichenden Notenschnitt und ohne entsprechende Empfehlung dennoch ab der 7. Klasse ein Gymnasium besuchen, müssen sie im Rahmen eines Probeunterrichts nachweisen, dass sie dazu geeignet sind. Der Wunsch der Eltern soll in dem Zusammenhang nicht mehr maßgebend sein (News4teachers berichtete).

Auch in anderen Bundesländern drängen Christdemokraten darauf, den Elternwillen bei der Wahl der weiterführenden Schule auszuhebeln. So in Sachsen-Anhalt. Bei einer Klausurtagung im Frühjahr 2023 hatte die CDU-Fraktion des Landtags beschlossen, sich für eine «verbindliche Schullaufbahn-Empfehlung» einsetzen zu wollen, wie Fraktionsvorsitzender Guido Heuer seinerzeit erklärte.

Das Projekt stehe zwar nicht im Koalitionsvertrag von CDU, SPD und FDP, sei aber eine «Herzensangelegenheit», so Heuer. «Wir wollen das Niveau der Sekundarstufe deutlich stärken.» Begründung: Das Handwerk suche dringend Nachwuchs. Am häufigsten würden handwerkliche Berufe von Jugendlichen ergriffen, die nach der 10. Klasse von der Schule abgingen, begründete der Fraktionschef den Vorstoß.

Das Ergebnis der dann folgenden Koalitionsgespräche sieht nun so aus: Ab dem Schuljahr 2024/25 sollen Kinder Tests absolvieren, wenn die Eltern sie aufs Gymnasium schicken wollen, obwohl es von der Grundschule keine Empfehlung dafür gibt. Zusätzlich soll in der dritten Klasse mit den Eltern eine verpflichtende «Lernberatung» stattfinden. Die Entscheidung treffen am Ende allerdings weiterhin die Sorgeberechtigten – das hatte sich offenbar die SPD ausbedungen.

«Das immer frühere Sortieren der Schülerinnen und Schüler für weiterführende Schulen ist ein völlig falsches Zeichen und international gesehen eine echte Besonderheit»

Die GEW sprach von einem «politischen Kuhhandel, bei dem es nur Verlierer gibt». Es handele sich allein um eine politische Entscheidung, die alle pädagogischen Erkenntnisse über die Entwicklung von Kindern außen vorlasse. «Das immer frühere Sortieren der Schülerinnen und Schüler für weiterführende Schulen ist ein völlig falsches Zeichen und international gesehen eine echte Besonderheit. Die Schüler*innen sollen jetzt bereits in Klasse 3 den weiterführenden Schulformen zugeordnet und damit stigmatisiert werden. Denn nicht anders empfinden Kinder diese frühe Einteilung in ‚Gut‘ und ‚Schlecht’», so schrieb die Bildungsgewerkschaft in einer Pressemitteilung.

Weiter hieß es: «Die Kinder liegen in ihrer Entwicklung zum Zeitpunkt der Einschulung rund eineinhalb Jahre auseinander und sollen jetzt offensichtlich in knapp drei Jahren so fit gemacht werden, dass Lehrkräfte eindeutig über die weitere Schullaufbahn urteilen können. Die neue Regelung trifft auf ein Schulsystem, in dem Unterrichtsausfall an der Tagesordnung ist, Klassen aufgeteilt oder zusammengelegt werden, Förderschullehrkräfte abgezogen wurden und multiprofessionelle Teams in vielen Fällen nur auf dem Papier existieren.»

Damit werde die Bildungsungerechtigkeit weiter verschärft. «Die Chance auf einen bildungs- und chancengerechten Start wird damit einmal mehr vertan. Aus unserer Sicht wächst damit auch der psychische Druck auf die Schüler*innen und ihre Eltern enorm, weil sie schon in Klasse 3 mit der Vorentscheidung konfrontiert werden, sich zwischen dem Gymnasium mit einer Unterrichtsversorgung von durchschnittlich immerhin 98 Prozent und einer Sekundarschule mit einer Versorgung von oft unter 90 Prozent entscheiden müssen. Chancengleichheit sieht anders aus.» Für die Lehrkräfte an Grundschulen und zum Teil auch Gymnasien, die bereits jetzt über dem Limit arbeiten, bedeuteten diese Verfahren eine weitere Arbeitsverdichtung und in Zeiten des Lehrkräftemangels eine weitere Belastung.

Eva Gerth, Landesvorsitzende der GEW, befand: «Aus den Fehlern der Vergangenheit hat man im Bildungsministerium offenbar nichts gelernt. Die Schulform Sekundarschule (wie in Sachsen-Anhalt die weiterführende Schulform neben dem Gymnasium heißt, d. Red.) wird nicht durch die Zwangszuführung von Schüler*innen attraktiv. Sie wird für viele Eltern dann zur echten Alternative, wenn sie endlich materiell und personell gut ausgestattet wird. Einmal mehr setzen die dafür Verantwortlichen ein völlig falsches Zeichen.» News4teachers / mit Material der dpa

Wer soll über die weiterführende Schule entscheiden – die Grundschulen oder die Eltern? Streit kocht hoch (auch unter Lehrern)

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Dejott
1 Monat zuvor

Verantwortliches Handeln wäre, klare Erkenntnisse der Pädagogik auf die Schule zu übertragen. Das jedoch macht die CDU nicht und hält weiter an ideologischen Wunschvorstellungen fest, dass eine frühe Teilung von Kindern deshalb gut wäre, weil die schwachen Schüler die starken vom Lernen abhalten würden. Pädagogischer Nonsens.
Und dann soll nun wieder die Lehrerempfehlung entscheiden. In den schwäbischen Anwaltskanzleien knallen die Sektkorken. Schlaue Lehrer geben den Kindern auf der Kippe lieber den gymnasialen Stempel, um sich den Ärger von Widersprüchen zu ersparen.
Dabei wäre es an der Zeit, die unteren Schulformen massiv zu stärken. Wenn Eltern darauf setzen können, dass ihr Kind sich dort wohlfühlt und eine gute Bildung erhält, lässt der Run aufs Gymnasium von alleine nach.
Aber es ist wie immer: CDU-Schulpolitik fußt auf ideologischen Vorstellungen des Parteibuchs und nicht nach pädagogisch gesichertem Wissen.
Setzen 6, wie der CDU-Politiker nun sagen würde.

Andre Hoger
30 Tage zuvor
Antwortet  Dejott

Bester Kommentar! Gut beschrieben!
CDU – Nee!

Jan
30 Tage zuvor
Antwortet  Dejott

„In den schwäbischen Anwaltskanzleien knallen die Sektkorken.“

Mit solchen Fällen verdient man als Anwalt kein großes Geld.

Lisa
30 Tage zuvor
Antwortet  Dejott

Bleibt zu ergänzen: „Schlaue Lehrer geben den Kindern auf der Kippe lieber den gymnasialen Stempel, um sich den Ärger von Widersprüchen zu ersparen“ wenn die Eltern genügend hinterher sind. Und mit dem Anwalt drohen oder – welche sind. Ganz offen : Ich tu mir das nicht an. Entweder scheitert das Kind in der Unterstufe, wird unglücklich oder ich habe mich geirrt, und das Gymnasium schafft es mit Bravour ( vermutlich war es bei mir unterfordert) Das System ist klassistisch.

Bernd
30 Tage zuvor
Antwortet  Dejott

Wie gut, dass SPD und Grüne absolut ideologiefreie Schulpolitik betreiben. Mann Mann….

Mariechen
29 Tage zuvor
Antwortet  Dejott

„CDU-Schulpolitik fußt auf ideologischen Vorstellungen…“
Ich ergänze: das gilt für alle anderen Parteien ebenso!

Dejott
28 Tage zuvor
Antwortet  Mariechen

Das gilt für andere Parteien auch. Stimmt. Allerdings versuchen die Grünen klare Erkenntnisse durchzusetzen ohne die Ressourcen dafür zu haben. Geht natürlich nicht gut.
Die CDU setzt allerdings seit Jahrzehnten auf Dinge, die unzweifelhaft klaren pädagogischen Erkenntnissen widersprechen. Das kann im Ansatz schon nicht gut gehen.
Dass Gemeinschaftsschulen wenig Sinn machen, wenn man der Schullandschaft vorher die Gymnasiasten entzieht, dürfte auch klar sein.

Pädagogische Fachkraft
29 Tage zuvor
Antwortet  Dejott

In BW wurde die Verbindlichkeit der GS-Empfehlung vor mehr als zehn Jahren einfach so aus ideologischen Gründen von der grün-roten Landesregierung abgeschafft – und besonders in den ersten Folgejahren haben wir an den Gymnasien Dramen erlebt: Kinder, die einfach als Versuchskaninchen („Wir wollen es mal probieren, die Lehrerin hat gesagt, man darf jetzt überall anmelden“) missbraucht wurden, obwohl man mit etwas Realitätssinn hätte im Voraus erkennen müssen, dass sie überfordert sein werden. Diese Eltern haben gedacht, vom Anmelden alleine wird ihr Kind automatisch gymnasial, obwohl es schon in der Grundschule mit Deutsch und Mathe massiv zu kämpfen hatte, es gab Kinder mit den Noten 4 in den Kernfächern in der GS, was sich nach einer fallbezogenen Nachfrage dann herausgestellt hat. Man musste ja bei der Anmeldung nichts mehr vorlegen. Nach den zahlreichen, sehr drastischen und zeitnahen Misserfolgen dann zu einem Wechsel der Schulart zu überzeugen war schon ein schwieriger Prozess, noch schlimmer dadurch, dass oft auf den Realschulen keine Plätze mehr frei waren für potenzielle Wechsler, und es begann das Warten und Hoffen auf einen Platz zum kommenden Schuljahresende. Bis dahin wurde den Kindern klar, dass sie dem Niveau am Gymnasium absolut nicht gewachsen waren. Diese Kinder sind durch die Hölle geschickt worden – aber man hat es ja probieren müssen…
Nach langem Warten und schließlich einem gelungenen Wechsel hörte man später mit etwas Abstand, dass die Freude an der passenden Schule nach einiger Zeit wieder da war. Warum muss man Kindern sowas antun?
Es ist höchste Zeit, dass BW hier wieder eine bessere Lenkung durchführt. Und auf die „Leuchtturmschule“ GMS kann ja jedes Kind mit jeder Empfehlung gehen – ein Weg für die, die daran glauben und keiner verbindlichen GS-Empfehlung folgen möchten.

mama51
29 Tage zuvor
Antwortet  Dejott

Und dann soll nun wieder die Lehrerempfehlung entscheiden. Schlaue Lehrer geben den Kindern auf der Kippe lieber den gymnasialen Stempel, um sich den Ärger von Widersprüchen zu ersparen.

…ob die Lehrer wirklich schlau sind? Ich bin mir nicht sicher! Bequem ist es allemal 🙁

Allerdings… In meinem Landkreis (ländlich geprägt) klappt die Beratung der Eltern zur gewünschten Schulform ganz gut. Die Lehrerempfehlung entscheidet i. d. R. wohin die Reise gehen soll!
Die meisten Eltern vertrauen bei uns noch auf die Expertise der LuL.
Und: Die Widersprüche lohnen sich insofern, als dass die SL des aufnehmenden Gyms diese Eltern extra zu persönlichen Gesprächen einbestellt, um noch einmal eindrücklich die Anforderungen des gymnasialen Bildungsganges sowie die Aussagen des „Widerspruchs“ zu erläutern. Diese Maßnahme wirkt etwa in 9 von 10 Fällen!

Das ist natürlich nicht überalll so! Das ist mir bewusst. Und ich finde, dass man sich, im Interesse der SuS, doch die Arbeit machen sollte, egal ob der Elternwille am Ende zählt oder
eben MEINER!

Honduraner
1 Monat zuvor

Die Idee ist nachvollziehbar, aber wenn die Umstände (Schulrecht u.dgl.) nicht entsprechend gestaltet werden, wird es sich bitter rächen. Dann werden unzufriedene Eltern die Schulen und Lehrer mit Klagen überziehen.

Man wappne sich gut!

Hysterican
1 Monat zuvor

Und….?
Wo ist das Problem?

Haben wir in den letzten 15 bis 20 Jahre der libertären Schulformwahl nicht ausreichend erfahren, dass das schlicht Scheiße ist.

Ein gehöriger Teil unserer derzeitigen Bildungsmisere fusst doch genau darauf!

Ja klar… es gibt Beispiele, die dafür sprechen, von der Empfehlung der „Fachleute“ abzusehen… aber die breite Erfahrung sagt uns, dass der elterliche Weg des „schneller, höher, weiter“ auf keinem Fall der Bildungsrealität gerecht wird.

Nur weil ein paar Jahre ins Land ziehen werden die Kids nicht per se intelligenter… 60% aller Abschlüsse mit Abitur? Kann nicht klappen…wenn diejenigen, die diesen Abschluss erwerben längst nicht mehr das Bildungsniveau erreichen wie vor 25 Jahren.

Die GEW ist da seit Jahrzehnten Totengräber unserer professionellen Bildungslandschaft.

Kompetenzfan
1 Monat zuvor

Staatliche Vorgaben gibt es seit 20 Jahren in Form der verbindlichen KMK-Bildungsstandards für die Primarstufe. Wer die nicht erfüllt, kann von daher keinen Anspruch auf einen Platz am Gymnasium anmelden. Die Erfüllung dieser „Regelstandards“ entspricht übrigens ungefähr der Schulnote „befriedigend oder besser“. In den weiterführenden Schulen gibt es weitere Standards, die die vorherigen voraussetzen.
Man kann eben nicht beides haben: Standards und den reinen Elternwillen. Die Standards definieren sich allerdings nicht über Noten, sondern über Kompetenzen (wie könnte es anders sein). Und Kompetenzen überprüft man heutzutage mit einem standardisierten, kompetenzorientierten Test im Rahmen des sog. Monitorings, alles nach bildungswissenschaftlichen und forschungsbasierten Prinzipien. Wer wagt es da zu widersprechen?
Der Elternwille führt doch de facto dazu, dass die Akademiker- oder Abiturientenkinder erst recht bevorzugt aufs Gymnasium kommen, denn was kann man von dem Akademiker- oder Abiturientenwillen anderes erwarten?

Inselbegabung
30 Tage zuvor
Antwortet  Kompetenzfan

„Staatliche Vorgaben gibt es seit 20 Jahren in Form der verbindlichen KMK-Bildungsstandards für die Primarstufe. Wer die nicht erfüllt, kann von daher keinen Anspruch auf einen Platz am Gymnasium anmelden.“

Die KMK hat auch verbindlich beschlossen, dass alle Kinder an den Grundschulen eine verbundene Handschrift (Schreibschrift) erlernen sollen. Es wird aber nicht umgesetzt, wie es kürzlich erst Thema war.

Wer hat nun den Standard nicht erfüllt? Das Kind, der Lehrer, die Schule? Und wer soll dafür „büßen“? Das Kind?

kein Kompetenzfan
30 Tage zuvor
Antwortet  Kompetenzfan

Ich habe schon mehrfach diese „standardisierten, kompetenzorientierten Tests“ durchgeführt. Wenn diese tatsächlich auf „bildungswissenschaftlichen und forschungsbasierten Prinzipien“ beruhen, muss ich mir ernsthaft die Frage stellen, wo unsere Forschung steht. Immer wieder begegneten mir Anfängerfehler bei den Aufgaben, die eigentlich nur den Schluss zuließen, dass sich niemand die Aufgaben aus Sicht der Kinder anschaute.
Einschätzung des Lehrers bezüglich Grundschulempfehlung? Ist ebenfalls für mich (als Kollege) kein Kriterium mehr, das ich unterstützen würde. Bei meinen Kindern lag die Einschätzung der Kollegen bisher jedes Mal daneben. Weshalb nicht Aufnahmetests an den weiterführenden Schulen?

Kompetenzfan
24 Tage zuvor

Und die Aufnahmetests konzipiert dann wer nach welchen Prinzipien? Ich bin auch kein uneingeschränkter Fan dieser Tests, aber sie scheinen mir immer noch etwas objektiver zu sein als Schulnoten oder der Elternwille. Seltsam ist, dass sogar die Testexperten etwa des IQB nicht vorschlagen, den Übergang nach solchen Tests durchzuführen. Am besten wäre wohl ein Mix aus verschiedenen Teilen.

Küstenfuchs
30 Tage zuvor

Es gibt leider Fälle, in denen es gut und richtig ist, den Elternwillen schlicht zu verbieten. Nämlich dann, wenn schon völlig klar ist, dass ein Kind kein Abitur machen wird. Jeder Gymnasiallehrer kennt die Fälle, in denen ab Klasse 5 schon eine 5 in einer Klassenarbeit ein Erfolg ist. Hier muss der Staat eingreifen und den Eltern verbieten, das Kind auf dem Gymnasium anzumelden.
Warum nicht eine sehr niederschwellige Hürde wie beispielsweise keine 4 (oder schlechter) in Mathe und Deutsch auf der Grundschule?

Unverzagte
30 Tage zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

In den 70 ern brauchte es lauter Zweier, für die Gym Empfehlung. Der echte Norden hatte allerdings ein generell höheren Leisungsanspruch als z. B. Hamburg.

Koko Lerey
30 Tage zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Warum geht man eigentlich davon aus, dass jede:r einen Schulabschluss (Keine:r ohne Abschluss, BVJ etc.) schaffen kann? Mit genug Förderung und Inklusion etc.? Wenn dem so wäre, müsste das für jeden Abschluss gelten. Und nur weil sich die Kolleg:innen an den Gymnasien nicht mit anstrengendem Förden und Differenzieren befassen wollen, sondern im Zweifelsfall lieber „abschulen“, soll der Lebens- und Berufsweg einer:s Neun- oder Zehnjährigen von 2-3 Noten in der Grundschule und einem Lehrkraftvotum abhängen? Das könnte den Philologen oder der CDU so passen!

Pädagogische Fachkraft
29 Tage zuvor
Antwortet  Koko Lerey

Wie kann man so einen Unsinn erzählen…
Kein „Lebens- und Berufsweg“ hängt von der GS-Empfehlung ab, weil es immer Möglichkeiten gibt, den nächsthöheren Schulabschluss im Anschluss zu erzielen, indem man auf die nächste, an die bisherige anschließende Schulart geht. In BW z. B. kann man nach dem Hauptschulabschluss auf eine Berufsfachschule gehen, den Mittleren Schulabschluss machen, dann auf ein Berufskolleg für die Fachhochschulreife oder ein Berufliches Gymnasium für den allgemeinen Hochschulabschluss, daran kann jedes Studium angehängt werden. Da gibt es keine Sackgassen! Genau diese Unkenntnis der vielfältigen Wege oder möglichen Schullaufbahnen führt dazu, dass machen meinen, das Leben hänge von der GS-Empfehlung ab. Aber es gibt Kinder, die einfach zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrer Entwicklung besser in eine passende Schulart gehen sollten, anstatt auf einer zu anspruchsvollen Schule nur Misserfolge zu erleben. Dass das gut funktioniert, habe ich im weiteren Familienumfeld gesehen: Vom Hauptschüler zum Studenten der Physik – es war richtig, die Stufen so zu gehen! Am Gymnasium ist das Ziel nun mal das Abitur und nicht das Vergeben anderer Abschlüsse, so steht es zu Recht auch im Schulgesetz. Und alle, denen die GS-Empfehlung nicht passt, können in BW gerne ihre Kinder auf eine GMS gehen lassen – nur seltsam, dass das z. B. von den grünen Bildungspolitikern oder auch den GEW-Kollegen gar nicht gemacht wird! Die schicken ihre Kinder nicht auf diese von ihnen propagierte „Leuchtturmschule“, dabei loben sie sie „offiziell“ in höchsten Tönen. An meinem Gymnasium geht kein Kind von GEW-Kollegen auf die von der GEW so sehr angestrebte „Schule für alle“, und die Granden im grünen KM haben ihre Schulkinder im Gymnasium, gewisse Professorinnen aus HD, die sich für das „gemeinsame Lernen“ engagieren, schicken ihre Kinder in ein örtliches Privatgymnasium. Noch Fragen?

Der Zauberlehrling
30 Tage zuvor

verbindlichere“ – da steckt das Problem schon drin.

Schwanger oder eben nicht schwanger. Tot oder eben nicht tot.

Verbindlich oder eben unverbindlich.

Eine weitere Idee für den Müllhaufen des Kultusministeriums.

Warum hört man nicht auf die Grundschullehrer mit ihrer Expertise auf dem Gebiet?

Die Erfahrung seit der Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung zeigt doch, dass es vermehrt zu Bildungsbiographien mit Knick und daraus resultierenden psychischen Problemen gibt. Jeder, der sich schultechnisch verlaufen hat, wird unglücklich und hält womöglich obendrauf noch andere vom Lernen ab.

Tigrib
30 Tage zuvor

Na endlich!

Rüdiger Vehrenkamp
30 Tage zuvor

Ein definitiv richtiger und überfälliger Schritt, denn spätestens nach der 6. Klasse müssen Schüler, die nicht den Anforderungen des Gymnasiums entsprechen, sowieso die Schule wechseln.

Jetzt müsste selbes nur auch für Realschulen gelten, sodass man die extreme Heterogenität innerhalb der Klassen wieder runterfährt und somit alle Beteiligten entlastet. Wer diesen Mischmasch aus allen Niveaustufen mag, hat ja die Gemeinschaftsschulen zur Auswahl.

Dejott
29 Tage zuvor

Ok. Und wer schickt sein Kind dann auf die anschwellen den Hauptschulen? Eine Schulform, die in den meisten Bundesländern vor Jahren gestorben ist.
Und wer unterrichtet an diesen Hauptschulen? Der Oberförster, der Friseur oder der Klempner? Oder einfach irgendjemand? So würde es kommen.

SB HS Lehrer
29 Tage zuvor
Antwortet  Dejott

Ich unterrichte, wie viele meiner engagierten KollegInnen an einer Hauptschule- einen herablassenderen Kommentar wie von ihnen hab ich hier noch nie gelesen….

Dejott
28 Tage zuvor
Antwortet  SB HS Lehrer

Ich unterrichte auch im Hauptschulbereich und mag diese Arbeit. Das, was ich schreibe entspricht jedoch der Realität. Je tiefer die Schulform, umso weniger grundständig ausgebildetes Personal bekommt man. Je größer die Hauptschulklassen, umso schwerer wird Unterricht.
Und Eltern wehren sich häufig massiv gegen die Einstufung in die Hauptschule. Dazu kommen Hauptschulen in sozialen Brennpunkten, bei denen sich die Probleme anhäufen.
Ich bin der Meinung, dass zuallererst die unteren Schulen massiv gestärkt werden müssen. Dann kann das funktionieren.

Rüdiger Vehrenkamp
28 Tage zuvor
Antwortet  Dejott

Wir leben bekanntlich im Zeitalter der Quereinsteiger und dies betrifft aktuell alle Schulformen.

Die Hauptschulen abzuschaffen war natürlich ein Riesenfehler. Entweder schafft man spezielle Klassen an vorhandenen Schulen (was teilweise bereits gemacht wird) oder man weicht auf die Gemeinschaftsschulen aus. Die werden ohnehin ständig vom Kultusministerium in BW angepriesen wie Sauerbier und als die „ideale Schulform für alle“ betitelt. So blieben Gymnasien und Realschulen für jene Schülerinnen und Schüler offen, die die entsprechenden Anforderungen erreichen (können/wollen).

Biene
29 Tage zuvor

Ich gebe Ihnen in Teilen Recht, nur: nicht jedes Land in Deutschland hat die Gemeinschaftsschule zur Auswahl.

Rüdiger Vehrenkamp
28 Tage zuvor
Antwortet  Biene

Im Artikel geht es ja speziell um Baden-Württemberg, daher passt es für hier.

Dejott
28 Tage zuvor
Antwortet  Biene

Die Gemeinschaftsschulen können nicht funktionieren, wenn ihnen, wie in anderen Modellen auch, die gymnasialen Kinder größtenteils entzogen werden.

Stoffel
30 Tage zuvor

Man sollte auch an die Realschulen und Werkrealschulen denken und sich nicht nur auf das Gymnasium beim Übergang fokussieren. Die fehlgeleiteten Schüler in der Realschule sind genauso fatal.

wolfgang Endemann
30 Tage zuvor

Es gehört eigentlich nicht hierher, ich sage es aber trotzdem: Ich halte mich für einen Linken, die bildungspolitische Orientierung vieler Linker allerdings für eine ihrer größten Eseleien. Gesellschaftliche Integration und die regulative Idee der Gleichheit sind linke Essentials, die aber nicht aufkosten der individuellen und kollektiven Leistungsfähigkeit befördert werden sollten. Der Wert des Menschen liegt nicht nur, nicht einmal vordringlich in seiner kognitiven Leistungsfähigkeit. Nichtsdestotrotz ist letztere ein hohes Gut. Das Schulsystem ist oder sollte sein ein Ort der sozialen Integration und der Bildung kognitiver, expressiver und kommunikativer Fähigkeiten, und zwar eines Minimalstandards für alle und der optimalen Förderung eines jeden Einzelnen. Über die Gewichtung – mehr Allgemeinbildung oder mehr Spitzenbildung – kann man sich streiten, über die Zweigleisigkeit der bildungspolitischen Aufgabe sollte Einigkeit bestehen. Daraus ergibt sich im Grunde das Ideal einer Einheitsschule, die aber im Inneren leistungsgerecht in differenzierte Leistungsstufen gegliedert sein, also den allgemeinen und den gymnasialen, vielleicht noch einen dritten Zweig anbieten sollte, noch besser wäre es, mindestens hinsichtlich der Kernfächer ein Leistungskurssystem anzubieten. Die Grundlage der Zuteilung muß das Kriterium sein, auf welcher Leistungsstufe die individuelle Leistungsförderung optimal ist, und da muß das letzte Wort bei den Lehrkräften und den Schulpsychologen liegen, da gibt es ein Ermessensspielraum, aber auch den Bereich, in dem die Kinder vor den falschen Erwartungen und Zumutungen der Eltern geschützt werden müssen. Selbstverständlich sollten die Niveaustufengrenzen durchlässig sein. Und das Wichtigste ist vielleicht, daß man den Bildungsdünkel bekämpft, ohne den Leistungsstolz zu ächten.
Alles, was ich hier gesagt habe, ist selbstverständlich Makulatur, wenn die Gesellschaft nicht bereit ist, genug in die Mündigkeit ihrer Bürgerschaft zu investieren, denn das kostet viel Geld (Fachkräfte und Materialien). Die Alternativen, einmal ganz plakativ an die Wand gemalt, entweder sich für die Vernachlässigung der allgemeinbildenden Schulen zu entscheiden und ein paar Eliteschulen einzurichten, die dafür sorgen, daß eine kleine Gruppe von Fachidioten die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft erhält/steigert, und so das Heer der deplorables sich selbst überlassen bleibt (ein bißchen das usamerikanische System), oder im Gegenteil das Leistungssystem dadurch zu schleifen, daß mit der Enthierarchisierung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses auch die Autorität der Lehrer übermäßig abgebaut wird und Leistungswillen und -konkurrenz mehr oder weniger als asoziales Verhalten mißachtet werden (das war zumindest früher ein bißchen das skandinavische System), sollten nicht in Betracht gezogen werden.
In diesem Sinn bilden die Aussagen «Wo der gern zitierte ‚freie Elternwille‘ hinsichtlich weiterführender Schulwahl erwiesenermaßen schon längst zur bloßen Beliebigkeit geraten ist, muss verantwortungsbewusste Politik handeln», «Das immer frühere Sortieren der Schülerinnen und Schüler für weiterführende Schulen ist ein völlig falsches Zeichen und international gesehen eine echte Besonderheit» und «Wo der gern zitierte ‚freie Elternwille‘ hinsichtlich weiterführender Schulwahl erwiesenermaßen schon längst zur bloßen Beliebigkeit geraten ist, muss verantwortungsbewusste Politik handeln» keinen Widerspruch. Es ist im Sinne des Kindswohls und des Allgemeinwohls zu differenzieren, ohne zu diskriminieren/klassifizieren. Leistung ohne Distinktionsgewinn.

447
28 Tage zuvor

Vernünftigste linke Stellungnahme, die ich in diversen Jahren gelesen habe. Großer Multidaumen für Sie.

RSDWeng
26 Tage zuvor

Ebenfalls ein durchdachter, sehr guter Beitrag!! Ich habe als Lösung das dreigliedrige Schulsytem Bayerns anzubieten, allerdings mit strengeren Aufnahmebedingungen für Realschule und Gymnasium als derzeit. Die Durchlässigkeit ist schon gegeben, was halt viele Eltern nicht wissen.

Mo3
30 Tage zuvor

Als meine Kinder indie Schule kamen, haben wir sie einfach mal ohne Druck machen lassen. Wir hatten Glück, und alle haben sich wunderbar entwickelt und gehen inzwischen (mit Empfehlung) auf ein Gymnasium und kommen dort auch gut klar. Trotzdem halte ich den Übergang nach der 4. Klasse nach wie vor nicht für eine Entscheidung, die das weitere Leben entscheidet und ich hätte keines meiner Kinder zum Gymnasium geprügelt, auch wenn ich der Gesamtschule erlicherweise etwas skeptisch gegenüber stehe. Und diese Skepsis ist das Problem beim Elternwillen – die gab es in der Elterngeneration vor 40 Jahren noch nicht und aus den meisten Kindern ist tatsächlich etwas geworden, egal welche Schulform besucht wurde. Ein Kind, welches auf dem Gymnasium überfordert ist, kann frustiert und unglücklich werden. Und ein anderes Kind, dass auf der Gesamtschule immer gut mitschwimmt und dadurch selbstbewusster ist, kann am Ende vielleicht sogar weiter kommen, da es mehr Bestätigung erfahren hat. Schule vermittelt nicht nur Bildung und besteht aus Noten und Prüfungen, sondern lässt die Kinder auch zu Erwachsenen reifen, die am Ende im Leben stehen müssen. Und wenn das gut gelingt – egal auf welcher Schule man war, wird man im Leben alles erreichen können. Wozu gibt es den zweiten Bildungsweg? Da gibt es so viele Möglichkeiten.

Ingo
29 Tage zuvor

Ob sich die CDUler bei ihren eigenen Kindern wohl selber daran halten?

Rüdiger Vehrenkamp
28 Tage zuvor
Antwortet  Ingo

Die meisten Politikerkinder gehen aus den verschiedensten Gründen auf Privatschulen. Dies zeigt im Grunde nur, wie viel Vertrauen in das selbst herbeigeführte Schulsystem gesteckt wird. Im Übrigen werden sie gerade auf der viel gepriesenen Gemeinschaftsschule wenig Politikerkinder entdecken… Es wird seine Gründe haben…

Ingo
28 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Welche Politikerkinder nach Parteien aufgesplittet auf welche Schulformen gehen, wäre schon interessant zu wissen.

447
28 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Google hilft.

Spoiler: Da wo man was findet sind es NICHT die Schulformen oder Bildungsgänge, die immer hochgejazzt werden.

447
28 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Nur weil Sie hier rumframen, ist eine Fragestellung noch lange nicht „unseriös“.

„Unseriös“ sind Leute, die Wasser predigen und Wein trinken, also schlicht lügen.

So wie Politiker, die Gemeinschaftsschulen fordern, ihre eigenen Kinder aber auf Komfortschulen anmelden.

Das gleiche gilt bei Tempo 130. (Oder 140, 70 oder 30)

Cuibono
28 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Ach liebe Redaktion,
wenn eine Grünen-politikerin, deren eigene Partei für die Abschaffung der Gymnasien plädiert (Berlin) und das eigene Kind dann vorgezogen nicht nur auf’s Gymnasium schickt, sondern vorgezogen in die 5. Klasse (Wir haben die 6jährige Grundschule), dann hat das mehr als ein Geschmäckle.
Wenn mir selbst meine SPD Genossen erzählen, dass sie selbstverständlich in bürgerliche Bezirke ziehen wegen der unzumutbaren Schulen im angestammten Kiez, wenn die Sprecherin für Bildung der Linken, die gleichzeitig Elternsprecherin an der GS ihrer Tochter war, die Kooperation der GS mit dem benachbarten renommierten Gymnasium favorisiert und die Europa- Gesamtschule, die sich ebenfalls um die Kooperation beworben hatte, abschmetterte – dann ist dies Heuchelei vom Feinsten.
Weiß jeder, der sich hier ein bisschen mit Bildungspolitik beschäftigt.
An meiner Haustür ist Schluss.

447
28 Tage zuvor
Antwortet  Ingo

Nö.

Aber GENAU DESWEGEN darf der Elternwille eigentlich keine Rolle spielen:

Das natürliche und ganz verständliche Interesse von Eltern ist es, für IHRE Kinder das BESTE rauszuholen.

Eine Bildungsgesellschaft würde daran natürlich scheitern – weil logischerweise dann keiner die weniger wertvollen Abschlüsse machen würde.

RSDWeng
27 Tage zuvor
Antwortet  447

Wenn alle Abitur haben, hat keiner Abitur.

447
27 Tage zuvor
Antwortet  RSDWeng

Genau.

Woraufhin dann eben andere (völlig ausserhalb jeder Kontrolle liegenden) Filter verwendet werden.

Horst Költze
29 Tage zuvor

Also weiterhin:
Auf zum „GEFÄNGNIS-ABITUR“,
statt Einführung des „FREILAND-ABITURS“ (Stefan Ruppaner)
wie in der Alemannenschule Wutöschingen

RSDWeng
29 Tage zuvor

Dass der Elternwille an Bedeutung verliert, ist nur zu begrüßen: Er ist sehr oft nur reines Wunschdenken. Das ist zwar gut gemeint, aber gut gemeint ist halt In vielen Fällen das Gegenteil von gut.

Nasenbär
27 Tage zuvor

Eigentlich ist der Run auf die Gymnasien nicht nötig. Unser gesamtes Bildungssystem ist so durchlässig, dass man wirklich viele Optionen hat. In Hessen bspw. hat man einen guten (mindestens 2,5) Ausbildungsabschluss so gleichgestellt, dass man danach direkt auf der FH studieren kann. Das hat man klugerweise eingeführt, damit auch wieder eine Ausbildung von großem Wert ist. Nur ist es so, dass sich das partout nicht rumspricht und selbst wenn es bekannt ist, Eltern doch das Gymnasium bevorzugen. Das hat mitunter die Folge, dass Kinder früh überfordert werden. Das nagt extrem an ihrem Selbstwert. Wenn der Selbstwertgefühl erst einmal brüchig ist, dann schwindet der Lernwille und die Motivation, weil sich Hoffnungslosigkeit breit macht. Haupt- und Realschulen sowie Gesamtschulen sind i. d. R. nicht so gut angesehen, aber genau da sind die Lehrer, die stärker kindorientiert arbeiten. Dort werden Kinder wirklich sehr umsichtig betreut und bestärkt. Das bekommt nur keiner mit, weil sich keiner herablassen und sich für dies Schulform interessieren möchte.
Umgekehrt führt der endlose Run auf das Gym dazu, dass eine befreundete Gymnasiallehrerin mal zu mir sagte, dass das Gym mittlerweile so überlaufen ist von empfohlen und nicht empfohlen Kindern, das auch das Gym eigentlich eine „Gesamtschule“ sei.
Wenn man die Eltern von der Durchlässigkeit der Bildungslandschaft überzeugen könnte und andere Wege zur Uni zur Normalität würden, dann hören die Eltern vielleicht auch auf die Empfehlungen der Grunschullehrer. Dann könnten sie alternative Bildungswege als eine tolle Chance betrachten und nicht als Absturz.
Nicht alle, aber vielleicht mehr als jetzt.
Das geht nicht von heute auf morgen und manche Eltern sind einfach beratungsresistent.

Unfassbar
27 Tage zuvor
Antwortet  Nasenbär

Die Eltern wollen halt die Klientel der anderen Schulformen wenn irgend möglich vermeiden.

Mo3
27 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

So ist auch mein Eindruck. Es wird am Gymnasium aber auch nicht besser.

447
27 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Genau das.

Ironischerweise bestellen die Eltern als Wähler die gleichen Zustände dann jahrzehntelang weiter…

RSDWeng
27 Tage zuvor
Antwortet  Nasenbär

Ein hervorragender Beitrag!! Er sollte bei jeder Veranstaltung für Eltern, die ihre Kinder in der Jahrgangsstufe 4 haben, in gedruckter Form ausgelegt werden.

Nasenbär
27 Tage zuvor
Antwortet  RSDWeng

Merci!!! Die Bildngswege werden ja meist als Schema per Powerpoint präsentiert. Das läuft ja bereits. Meiner Meinung nach ist das für viele zu abstrakt. Sie haben das Gym im Schädel und hören sonst nichts. Das müsste irgendwie personalisierter präsentiert werden. Vielleicht von Berufschullehrern und Profs von der Uni, die begeistert von ehemaligen Auszubildenden berichten, die viel selbstständiger sind und zielorientiert ihren Beruf an der Uni verfeinern. Vielleicht glaubt man diesen Leuten aus der Praxis.
Man sieht es auch im 10. Jg. Die meisten brodeln weiter auf der FOS, weil ihnen gar nichts anderes einfällt. Dann kommt mitunter auch da das Scheitern. Un dann……
Auch die Berufpraktika müssten viel viel ernster genommen werden. Nicht beim REWE, weil dort fürs Regaleinräumen ein kleines Saler gezahlt wird. Min. ein Jahr vorher planen und richtig attraktive Berwerbungen mit Hilfe von spezialisierten Fachlehrern raushauen. Nicht diese pauschalen Standard-Dinger. Die Schule muss darauf drängen, dass qualifizierte Praktika aufgenommen werden und natürlich unterstützen. Ich denke, dass den Lehrern nicht klar ist wie wichtig das Fach Arbeitslehre ist und welches Potenzial darin steckt.
All das ließe sich ohne großen Aufwand direkt umsetzen.