Startchancen-Programm von Bund und Ländern läuft an – Kultusministerin: „Meilenstein“

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STUTTGART. „Das Programm ist ein Meilenstein. Wir unterstützen ganz gezielt dort, wo die Unterstützung am meisten gebraucht wird: Bei den Kindern und Jugendlichen, die es aufgrund ihrer Herkunft oder ihres familiären Hintergrunds nicht aus eigener Kraft schaffen können“ – sagt Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne). Gemeint ist das Startchancen-Projekt, mit dem Bund und Länder deutschlandweit 4.000 Schulen in besonders herausfordernden Lagen unterstützen wollen. Auch Baden-Württemberg macht, keine Überraschung, nun mit. 

Das Startchancen-Programm soll Schubkraft entwickeln. Foto: Shutterstock

Das grün-schwarze Kabinett des Landes Baden-Württemberg hat beschlossen, dass Kultusministerin Theresa Schopper die Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zur Umsetzung des Startchancen-Programms für die Jahre 2024 bis 2034 für Baden-Württemberg unterschreiben soll. Nach der Unterschrift aller anderen Länder und des Bundes geht es im August dieses Jahres los. „Das Startchancen-Programm ist ein Meilenstein. In den kommenden zehn Jahren wird mit je etwa 1,3 Milliarden Euro aus Bundes- und Landesmitteln nicht nur eine enorme Summe an baden-württembergische Schulen fließen, sondern dies erstmals auch im großen Stil ziel- und bedarfsgenau dorthin, wo Unterstützung am Nötigsten ist. Das ist ein Paradigmenwechsel“, sagt Schopper.

Dank verschiedener Programme und Konzepte (wie „Starke BASIS!“, multiprofessionelle Teams, sozialindexbasierte Ressourcenzuweisung, Leitfaden Demokratiebildung oder datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung) baue Baden-Württemberg in der Umsetzung auf Bestehendem auf. So könne das Programm schneller und besser greifen, und die Investitionen würden passgenau bei den Kindern und Jugendlichen ankommen.

„Damit bestehen bessere Chancen, auch die Talente von Jugendlichen mit schwierigen sozialen Hintergründen zu fördern und ihre Potenziale zu entwickeln, sodass ein Bildungserfolg möglich wird“

„Das Programm verbindet verschiedene Elemente und entwickelt so eine nachhaltige Schlagkraft. Ziel ist es, Schülerinnern und Schülern wie bei einer Startrampe einen Schub für den anstehenden Bildungsabschnitt (Einschulung, weiterführende Schule, Ausbildung) mitzugeben, vor allem denjenigen, die von zu Hause und vom Umfeld nicht ausreichend unterstützt werden können. Damit bestehen bessere Chancen, auch die Talente von Jugendlichen mit schwierigen sozialen Hintergründen zu fördern und ihre Potenziale zu entwickeln, sodass ein Bildungserfolg möglich wird“, so heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Startchancen-Schulen sollten dabei auch als Vorbilder für andere Schulen dienen, Erfahrungen und Materialien könnten in der Fläche helfen, sodass die gesamte Schullandschaft vom Startchancen-Programm profitiere. „Wichtig ist daher umso mehr, dass alle Beteiligten involviert sind und dabei Schulen und Schulverwaltung im Besonderen Netzwerke aufbauen und diese moderne Zusammenarbeit aktiv gestalten.“

Die Programmmittel verteilen sich den Angaben zufolge auf drei Säulen („zeitgemäße und förderliche Lernumgebung, Schul- und Unterrichtsentwicklung, Personal“), und das Startchancen-Programm BW arbeite dabei auf drei Ebenen. Im Fokus steht die individuelle Ebene, auf der die Schülerinnen und Schüler gestärkt werden sollen. Die institutionelle Ebene betreffe die Schulgemeinschaft und ziele unter anderem darauf ab, bereits vorhandene Formate wie das Schuldatenblatt oder die Statusgespräche gezielt und intensiv zu nutzen. Die systemische Ebene soll die Wirksamkeit des Programms erhöhen, indem weitere Kooperationen und Netzwerke zwischen den beteiligten Akteuren auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene geschaffen und konstruktiv gestaltet werden.

„Das Startchancen-Programm ist so angelegt, dass es stetig wächst, lernt und sich weiterentwickelt. Auf das Vorbereitungsjahr, in dem Qualifizierung und Strukturen schaffen im Zentrum stehen, folgt das Anpassungsjahr, in dem weitere Startchancen-Schulen in das Programm integriert werden und das Programm mit Hilfe der bisherigen Erfahrungen weiterentwickelt wird. Im dritten Jahr (2027/2028) geht das Startchancen-Programm in den Regelbetrieb, in Baden-Württemberg sind dann alle etwa 540 Schulen mit dabei“, so verlautet das Ministerium.

Zur Koordinierung hat das Haus eigens eine Geschäftsstelle eingerichtet. „Wir erhöhen die Leistungsfähigkeit des gesamten Bildungssystems, indem wir uns darauf fokussieren, die bestmögliche Teilhabe von benachteiligten Kindern und Jugendlichen sicherzustellen“, sagt Schopper und fügt an: „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Bildungserfolg und soziale Herkunft zu entkoppeln. Hierfür haben wir mit dem Startchancen-Programm einen weiteren großen Hebel. Es ist eine bedeutende Investition in unsere Kinder und Jugendlichen, und damit in Wirtschaft, Wohlstand und Demokratie und ein Beitrag zur Zukunftssicherung.“ News4teachers

Hintergrund
  • Das Startchancen-Programm soll zum Schuljahr 2024/25 bundesweit gestaffelt starten. Spätestens zum Schuljahr 2026/2027 müssen alle Startchancen-Schulen in das Programm eingemündet sein. Es richtet sich bundesweit an etwa 4.000 allgemeinbildende und berufliche Schulen mit sozioökonomisch benachteiligten Schülerinnen und Schülern.
  • Nach Baden-Württemberg fließen pro Programmjahr etwa 134 Millionen Euro (nicht nach Königsteiner Schlüssel, sondern nach sozialen Kriterien), die auf 540 Schulen verteilt werden. Die Länder haben sich jeweils mit derselben Summe zu beteiligen.
  • Die Auswahl der Schulen orientiert sich an wissenschaftsgeleiteten Kriterien. In Baden-Württemberg dient der bereits entwickelte Sozialindex dabei als Orientierung.

Weg von der Gießkanne: Warum das Startchancen-Programm für Schulen die Bildungspolitik komplett neu ausrichtet

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Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor

Ja, in NRW auch und unsere Schule ist ausgewählt worden! Ich freue mich sehr, denn es eröffnet uns die Chance Personal und somit weitere Fördermöglichkeiten einzukaufen. Endlich nichts mit der Gießkanne, sondern speziell und zugeschnitten….

Hans Malz
30 Tage zuvor

Wissen schon alle, wer ausgewählt worden ist? Oder kann man das irgendwo nachlesen? Das würde mich schon sehr interessieren.

Fräulein Rottenmeier
30 Tage zuvor
Antwortet  Hans Malz

Nein, die Schulämter bekommen eine zugewiesene Anzahl der Schulen, die Schulämter machen dann Vorschläge und das Land wird dann entscheiden. Wir werden vom Schulamt vorgeschlagen und ich gehe davon aus, dass wir auch – wegen unseres Sozialindexes – ausgewählt werden. Nachlesen kann man das derzeit nicht und es gibt bislang auch nicht mehr als eine Pressemitteilung, die noch recht vage ist….mehr als im Artikel steht, wird man noch nirgends finden.

Hans Malz
30 Tage zuvor

Alles klar, danke!

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor

Ein Programm, das benachteiligte Kinder fördert? Dies klingt nicht schlecht, nur wie genau sieht die konkrete Umsetzung vor Ort denn aus? Das kann ich aus den Aussagen der Politiker leider nicht herauslesen. Ich hoffe, es steckt mehr dahinter, als ein Schwung voll Arbeitsblätter.

Johann Friedrich H.
1 Monat zuvor

Von wem werden die Pressemitteilungen des Kultusministeriums formuliert?

„Wichtig ist daher umso mehr, dass alle Beteiligten involviert sind und dabei Schulen und Schulverwaltung im Besonderen Netzwerke aufbauen und diese moderne Zusammenarbeit aktiv gestalten.“

Wie tragbar sind „Netzwerke“ von „Schulen und Schulverwaltung“, wenn Lehrkräfte an den Schulen mit jenen Kolleginnen und Kollegen sprechen, die ganz bewusst nicht mehr unterrichten und mit den konkreten Kindern und Jugendlichen arbeiten wollen, jetzt aber von Amts wegen erklären, wie eine „zeitgemäße und förderliche Lernumgebung“ geschaffen werden kann?

Hans Malz
30 Tage zuvor

Die blinden reden von den Farben. War schon immer so. Ich hoffe, dass die Schulen viel ohne diese Netzwerke, sondern nach ihren Wünschen umsetzen können. Die Verwaltung kann dann ja verwalten.

Fräulein Rottenmeier
29 Tage zuvor

Ich hoffe genau auf diese Netzwerke, denn kollaboriertes Arbeiten gelingt deutlich besser. Dass Schulen untereinander vernetzt sind, ist üblich, allerdings haben viele Schulleiter noch nicht begriffen, wie wertvoll es für die eigene Schule sein kann. Da werden Konzepte unter Verschluss gehalten, damit ja nicht jemand abkupfert. Das ist so dumm, denn wir haben es jetzt schon ein paar Mal erlebt, dass andere Schulen unsere Konzepte (entdeckt auf unserer Homepage) für sich als Grundlage genommen haben und sie dann weiterentwickelt haben. Die Weiterentwicklung bekamen wir dann für uns….was uns ja auch wieder geholfen hat. Zudem war dann ein Kontakt da….
Ich wünsche mir mehr Netzwerkarbeit mit gleichgesinnten Schulen und wünsche mir auch, dass die Schulämter mehr in diese Netzwerke eingebunden werden und selber auch mal schauen, was andere Schulämter so an Ideen raushauen. Je mehr die Schulämter eingebunden sind, desto weniger Realitätsferne könnten sie an den Tag legen….denn da staunt man manchmal schon, von welchem Planeten die offenbar träumen….