Umfrage: KI im Unterricht bleibt oftmals unerfüllter Schülerwunsch (mit Folgen?)

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BERLIN. Künstliche Intelligenz ist das Zukunftsthema schlechthin, zumindest aus Sicht der Schülerinnen und Schüler in Deutschland. Aber auch die Eltern hierzulande stehen dem Einsatz von KI im Bildungsbereich sehr offen gegenüber. Das geht aus dem aktuellen „Bericht zur Zukunft der Bildung“ des EdTech-Unternehmens GoStudent hervor. Doch bis in die Schulen reicht die Begeisterung noch nicht.

An erster Stelle der Wunschthemen, mit denen sich Schülerinnen und Schülern in Deutschland auseinandersetzen wollen, seht der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Symbolfoto: Shutterstock/Krakenimages.com

Eine Welt voller neuer Technologien ist für junge Menschen in Deutschland kein Grund zur Sorge mehr. Die meisten zehn bis 16-Jährigen gaben im Zuge der Befragung für den Zukunftsbericht an, sich in dieser Umgebung zuversichtlich zu fühlen. Im Vergleich zum Vorjahresbericht 2023 stieg ihr Anteil um 25 Prozentpunkte von 48 Prozent auf 73 Prozent. Ganz selbstverständlich nutzen sie laut ihren Eltern eine Vielzahl an Endgeräten und 88 Prozent der Kinder und Jugendlichen lernen mit digitalen Anwendungen sowohl zu Hause als auch in der Schule.

Die positive Einstellung gegenüber neuer Technik und neuen Technologien der Schülerinnen und Schüler teilen auch die befragten Eltern. 78 Prozent von ihnen betrachten Technologien wie Tablets oder Laptops als wertvolle Hilfsmittel zum Lernen. 76 Prozent befürworten die Nutzung von Lern-Apps und Online-Ressourcen als zusätzliche Lernwerkzeuge. Die Mehrheit der Erziehungsberechtigten (75 Prozent) vertritt zudem die Meinung, dass Technologie deshalb so wertvoll ist, weil sie es den Kindern ermöglicht, mit maßgeschneiderten Lernprogrammen in ihrem eigenen Tempo zu lernen – damit ist Technologie aus ihrer Perspektive der Schlüssel zu einer individuelleren Lernerfahrung. Und diese gilt den befragten Eltern zufolge als eine Voraussetzung eines gelingenden Lernprozesses. So glauben74 Prozent der Erziehungsberechtigten, dass jedes Kind von einem maßgeschneiderten Unterrichtskonzept profitieren würde, und 70 Prozent halten individuelle Lernpläne für unerlässlich für den schulischen Erfolg ihrer Kinder.

Lernen mit KI bei Schülerinnen und Schülern beliebt

Für den „Bericht zur Zukunft der Bildung 2024“ befragte das EdTech-Unternehmen GoStudent in Zusammenarbeit mit dem Forschungsunternehmen Edelman Data & Intelligence rund 5.500 Kinder und Erziehungsberechtigte in sechs europäischen Ländern, darunter je 1.000 in Deutschland. Demzufolge sind die 10- bis 16-Jährigen in Deutschland überzeugt: Künstliche Intelligenz ist das Thema, mit dem sie sich am dringendsten auseinandersetzen müssen, um auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Sehr zum eigenen Vergnügen, lernen doch 71 Prozent von ihnen gerne mit KI-Anwendungen. Und selbst die Mehrheit der befragten Eltern hält KI für ein hocheffektives Bildungstool (65 Prozent).

Doch die offensichtliche Begeisterung für KI unter Lernenden und Erziehungsberechtigten reicht der Befragung zufolge nicht bis in die Schulen. Nur 38 Prozent der Schülerinnen und Schüler gaben an, dass in ihren Schulen KI-Technologie eingesetzt wird. Und auch mit bereits üblicheren Medien und digitalen Anwendungen wie Computer oder Laptop (39 Prozent), Tablet (44 Prozent) oder Online-Lerntools (58 Prozent) kommt nur ein Teil der Schülerinnen und Schüler in Deutschland laut ihren Eltern im Unterricht in Kontakt. Gleichzeitig nehmen allerdings 61 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen an, dass ihre künftigen Berufe direkt mit Technologie zu tun haben werden.

Der „Bericht zur Zukunft der Bildung“ sei ein Weckruf für Bildungsakteure und politische Entscheidungsträger in Deutschland, kommentiert entsprechend Felix Ohswald, CEO und Mitbegründer von GoStudent, die Ergebnisse. „Die Studie unterstreicht die dringende Notwendigkeit, die Lücke zwischen den Wünschen der Schülerinnen und Schüler und den aktuellen Lehrplänen zu schließen und sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler mit den für die Zukunft notwendigen Fähigkeiten und Kenntnissen ausgestattet werden.“ Dass sie in der Schule die Fähigkeiten lernen, die sie für ihren Traumjob benötigen, glaubt laut Befragung derzeit tatsächlich lediglich etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler (34 Prozent). News4teachers

Mehr zur Methodik:
In Zusammenarbeit mit Edelman Data & Intelligence führte GoStudent die Befragung für den „Bericht zur Zukunft der Bildung“ mit 5.581 Eltern oder Erziehungsberechtigten und 5.581 Kindern im Alter von 10 bis 16 Jahren zwischen dem 20. Oktober und dem 13. November 2023 in sechs europäischen Ländern durch: Österreich, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und das Vereinigte Königreich.

In jedem Land beteiligten sich etwa 1.000 Eltern/Erziehungsberechtigte und 1.000 Kinder. Um ein umfassenderes Bild zu erhalten, wurden außerdem zehnminütige Online-Interviews mit 60 Lehrerinnen und Lehrern in denselben Ländern durchgeführt: 10 in Österreich, 9 in Deutschland, 11 in Frankreich, 10 in Spanien, 11 in Italien und 9 im Vereinigten Königreich. Diese Interviews fanden zwischen dem 20. und 29. November 2023 statt.

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Lera
1 Monat zuvor

„Notwendigkeit, die Lücke zwischen den Wünschen der Schülerinnen und Schüler und den aktuellen Lehrplänen zu schließen“

Richtig. Schule dient ja dazu, die Wünsche der Schüler zu erfüllen. Weiß doch jeder.

Palim
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Der Einsatz von Intelligenz bleibt im Unterricht auch oftmals ein unerfüllter Wunsch (mit Folgen?)

Dj Mouse
1 Monat zuvor

wenn es die Lehrkräfte entlastet und sie auf eine 4-Tage Woche kommen

DerechteNorden
1 Monat zuvor

Wer wurde da eigentlich genau befragt?

AA-Stiftung
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Und wie lautete die Frage?

mich würde es nicht wundern, wenn die Schüler sich das aus vermeintlicher Arbeitserleichterung wünschen.

Hans Malz
1 Monat zuvor

Kein Problem:
Schreibt mir die Prompts auf, die Ihr zur Lösungsfindung genutzt habt. Danach beurteile ich dann den Lernfortschritt und ob ihr die Ergebnisse richtig gelesen bzw. interpretiert habt.
Die Bedeutung von Fachwörtern frage ich nach dem Vortrag ab.

Wir arbeiten jetzt wie eine KI und Klassifizieren die verschiedenen Fakten. Den Weg dahin und die Gedanken dazu notiert ihr bitte.

Och nööö, viel zu anstrengend. Dann lieber doch nicht mit KI.

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  Hans Malz

Eben. Ich halte jede Woche im Englisch-Unterricht eine Grundsatzrede, in der es eigentlich immer nur darum geht, den Kids mitzuteilen, dass sie nichts davon haben, Aufgabenstellungen einfach an eine KI weiterzuleiten und diese dann die Arbeit machen zu lassen. Dass ist es aber, wozu die meisten Kids die KI nutzen wollen.
Und sobald das Internet nebenbei im Unterricht nutzbar ist, läuft sowieso nicht viel. Nachvollziehbar also, dass die Kids in der Schule gerne mit KI arbeiten wollen.

Irgendwie haben „Bildungsexpert*innen“ und interessierte Eltern immer diese ganz vorbildlichen Kids vor Augen, die unbedingt etwas lernen wollen. In den Schulen haben wir es aber hauptsächlich mit jungen Menschen zu tun, die möglichst gute Noten ohne viel eigenen Einsatz wollen. Letzteres ist sogar nachvollziehbar, schließlich gibt es so viel anderes, das einem in dieser Lebensphase viel bedeutsamer erscheint.
Umso wichtiger ist es daher, dass wir in den Schulen darauf achten, dass KI wirklich sinnvoll genutzt werden können. DAS aber ist kaum möglich. Ein Dilemma!
Nein, eigentlich nicht, wenn die Politik mal ihre Aufgaben machen würde, anstatt jeder einzelnen Schule die Verantwortung zu übertragen, um einen sinnvollen Umgang zu gewährleisten.
Ich muss schon wieder heulen.

vhh
1 Monat zuvor

Dreiviertel der Eltern glauben also, ihre lieben Kleinen würden brav mit der Hardware lernen. Der Vergleich mit dem, was dann in der Schule an Kenntnissen da ist, sowohl bei der grundlegenden Bedienung der Hardware als auch bei Recherche- und Programmbedienung, zeigt ganz gut, wie viel oder wenig die meisten Eltern über den Tagesablauf ihrer Kinder wissen. Das problemlose Anmelden bei Gamingplattformen und Verschicken von Bildern und Filmen macht keine ‚Digital Natives‘, allenfalls ‚Digital Zombies‘.
Die Frage ‚wozu brauche ich das später‘ existiert vermutlich schon seit etlichen tausend Jahren, als der spätere Erfinder des Rades erst den Umgang mit dem Speer lernen musste. Schon einmal 10-16jährige gefragt, wie sie sich den Tag eines Internetstars vorstellen? Schüler haben sehr spezielle Vorstellungen, welche Fähigkeiten sie später brauchen werden. Egal wie man zur Kompetenzorientierung steht, wie viele Schüler sehen und verstehen diese Orientierung hinter den konkreten Themen?
Wir könnten natürlich auch das Fach “Influencer‘ als Vorbereitung zum Traumberuf einführen (ja, das ist Ironie!): Videoaufnahme und -bearbeitung (findet schon in vielen Fächern statt), Storyaufbau (Deutsch?), Auftritt vor Publikum (Literatur, Darstellen/Gestalten?), Prozentrechnung und Buchhaltung (Mathe?), Zeitmanagement (Projekte?), Kontakte herstellen (Praktika?)…

Lisa
1 Monat zuvor
Antwortet  vhh

Ihr Fachvorschlag ist gut, da ist tatsächlich alles dabei. Als AG könnte ich mir das vorstellen.

GriasDi
1 Monat zuvor

Ich wüsste nicht, dass mir mein Arbeitgeber schon einen Dienst-Account für eine KI-Anwendung angelegt hätte. Warum müssen Lehrkräfte eigentlich für alles ihre privaten Accounts anlegen?

Realist
1 Monat zuvor

Was für den einen die Brille ist, ist für den anderen die KI.

Einheitsschule for ever…

Dr. Specht
1 Monat zuvor

„Bericht zur Zukunft der Bildung 2024“:

Erneut ein privates Projekt, welches sich einen offizösen Anstrich gibt.

Meinen Schülerinnen und Schüler würde ich dazu etwa folgende Aufgabe stellen:

Erläutere die mögliche Gründe, welche die GoStudent GmbH dazu brachte, eine derartige Umfrage zu finanzieren.

Dr. Specht
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Bei den von Ihnen genannten Stiftungen gibt es zumindest zwischengeschaltete Strukturen mit klaren rechtlichen Vorgaben. Die Vorstandsvorsitzenden von Bosch oder Bertelsmann verkünden nicht die Ergebnisse der Studien der nach ihren Unternehmen genannten Stiftungen, was Herr „CEO“ Ohswald hier höchstselbst macht.

Die oben genannte Studie wurde offensichtlich aus dem Betriebs- und nicht aus Stiftungsvermögen finanziert, ein entscheidender Unterschied.

Dr. Specht
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Ein konkretes Beispiel: Wenn Prof. Hurrelmann das Ergebnis einer sozialwissenschaftlichen Studie der Bertelsmann-Studie bespricht, dann ist dies m. E. seriöser als der „CEO“ des oben genannten Unternehmens.

Dr. Specht
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Aber eben ein Stiftungs- und kein Unternehmensvertreter.

Herzliche Grüße zurück!

Dr. Specht
1 Monat zuvor
Antwortet  Dr. Specht

Bezüglich „falsch“ und „richtig“ möchte ich kurz auf den Ausgangspunkt unseres Dialogs zurückkommen. Das Unternehmen präsentiert sich wie folgt:

„Wir bauen die Nr. 1 globale Schule! Warum? Weil wir eines Tages jedem Kind auf der Welt ermöglichen wollen, sein volles Potenzial entfalten zu können – durch leistbaren und inspirierenden Unterricht von Top-Lehrerinnen und -Lehrern. Unser Ziel ist es, langfristige Lernerfolge sicherzustellen – für eine selbstbestimmte Zukunft unserer Schülerinnen und Schüler.“

https://www.gostudent.org/

Geht es nicht eine Nummer kleiner, ohne globale Heilsversprechungen?Seriosität sieht anders aus.

Herzliche Grüße!

Dr. Specht
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Liebe Redaktion,
Ich bitte um Verbesserung in „Bertelsmann-Stiftung“. Danke und alles Gute für Ihre Arbeit.

Lisa
1 Monat zuvor

Ich erinnere mich an die Sprachlabore. Wurden angeschafft, sorgten für Euphorie. Die schnell abflachte, als klar würde, dass das auch „nur“ Lernen ist. Dann standen sie leer und staunten ein. In mancher Schule noch zu besichtigen.

Riesenzwerg
1 Monat zuvor

Mir fehlt hier – Konkretes.

Was – bitte – wollen die Kids und Eltern mit dem Einsatz der KI im Unterricht erreichen?

Welche Kompetenzen sollen da gefördert werden?

Können die hochmotivierten SuS und Eltern das nicht auch at home? Very individuell? Für den Traumjob?

Stromkosten zu teuer?

Chatty weiß auch nicht alles. Ich habe mich mit ihm letztens gestritten – er zeigte sich sehr uneinsichtig .

Am besten ist, jede(r) SuS gibt eine Aufgabe ein, Chatty löst und vergleicht sie!

Klar ist das spannend.

Kommt das Lernen hinzu …… leuchten keine Kinderaugen mehr.

GriasDi
1 Monat zuvor

Kann sich noch jemand an Blockchain erinnern?

Alx
1 Monat zuvor
Antwortet  GriasDi

Ja, warum? Blockchain ist in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken.

Alx
1 Monat zuvor

Ich kenne noch kein wirklich sinnvolles Lerntool, das Kinder wirklich eigenständig nutzen können.

Für die Zukunft ist es darüber hinaus nicht wichtig, KI zu bedienen, sondern KI zu verstehen, zu Programmieren und zu trainieren.

Wir machen oft den Fehler, den Kindern Tablets zu geben und dann zu meinen die Bedienung eines Touchbildschirms wäre eine Kompetenz.

Quatsch.
Lasst die Kids selbst eine KI trainieren. Wie wirkt sich die Qualität des Trainigssets aus? Wie viele Samples brauche ich, wie viele Features?

Warum denkt mein Neuronales Netz, das eine Kiwi ein Insekt ist?

Das muss nicht kompliziert sein sondern funktioniert auch schon in der Grundschule mit den entsprechenden Angeboten. (Z.B. machinelearning for kids)

Wir brauchen keine Konsumenten. Wir brauchen Produzenten.