Zwei Drittel der Studierenden nutzen bereits KI-Assistenten (ohne Kenntnis von Regeln)

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BERLIN. Die Kultusministerinnen und -minister in Deutschland diskutieren noch, ob KI-Chatbots wie ChatGPT an Schulen und Hochschulen genutzt werden sollten. Dabei ist zumindest an den Unis die breite Nutzung längst Realität.

„Copy and Paste“ war gestern – künftig wird die Künstliche Intelligenz individuelle Texte verfassen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

An den Hochschulen in Deutschland werden digitale Assistenten mit Künstlicher Intelligenz (KI) von rund zwei Dritteln der Studierenden (65 Prozent) bereits eingesetzt. Das geht aus einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom hervor, die in Berlin veröffentlicht wurde. In der Umfrage sagten weitere 22 Prozent, sie könnten sich die Verwendung von ChatGPT & Co. vorstellen. Lediglich neun Prozent der Befragten kannten die KI-Assistenten zwar, konnten sich eine Nutzung aber nicht vorstellen. Nur vier Prozent hatten noch nie von Chatbots wie ChatGPT oder Google Gemini gehört oder gelesen.

Die Umfrage ergab auch, dass es an vielen Hochschulen keine festen Spielregeln für die Verwendung von KI-Systemen gibt oder diese zumindest in der Praxis unbekannt sind. Nur 17 Prozent der Befragten sagten, dass es zentrale Regeln gebe, 20 Prozent berichteten von Regeln, die vereinzelt vom Lehrpersonal festgelegt würden. Ein Drittel der Befragten (33 Prozent) berichteten, es gebe keine Regeln für den Einsatz von generativer KI wie etwa ChatGPT. 30 Prozent wussten nichts von entsprechenden Regeln oder antworteten nicht.

Für die Studie wurden 506 Studierende aller Hochschulformen in Deutschland ab 18 Jahren Anfang Januar online befragt. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, gibt aber ein aussagekräftiges Stimmungsbild für Studierende in Deutschland.

Die Studierenden verwenden demnach KI vor allem, um sich in ein Thema einzuarbeiten. 68 Prozent sagen, sie nutzten ChatGPT oder vergleichbare Systeme für die Recherche. 40 Prozent lassen sich von der KI Zusammenfassungen zusammenstellen. 37 Prozent bereiten mit der KI eine Präsentation vor. Jeweils gut ein Drittel korrigiert mithilfe von KI die eigenen Texte (37 Prozent) oder lässt Texte übersetzen (35 Prozent). Ein Drittel verwendet die KI, um sich auf Prüfungen vorzubereiten (33 Prozent), gut ein Viertel zum Schreiben von Hausarbeiten (26 Prozent). Gleichzeitig sprach sich knapp die Hälfte der Befragten (44 Prozent) dafür aus, die Nutzung von Chatbots für Hausarbeiten oder Abschlussarbeiten zu verbieten.

Bei der Auswertung der Antworten machte der Bitkom ein «Spannungsfeld Künstliche Intelligenz» aus Zustimmung und Ablehnung der KI aus. Zum einen verlangen die Studierenden mit großer Mehrheit (74 Prozent), dass man an der Hochschule lernen sollte, wie man ChatGPT & Co. richtig nutzt. Knapp die Hälfte meint, der KI-Einsatz sollte an allen Hochschulen Standard sein. Allerdings meinen 60 Prozent, dies führe dazu, dass Studierende weniger selbstständig denken und lernen. Jeder zweite Befragte (51 Prozent) glaubt, durch ChatGPT beschäftigten sich Studierende weniger mit den Studieninhalten. News4teachers / mit Material der dpa

KMK-Kommission sieht großes Potenzial für ChatGPT und Co. an Schulen – betont aber auch: Lehrkräfte sind gefordert!

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18 Kommentare
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Der Zauberlehrling
1 Monat zuvor

Die Schüler nutzen auch KI-Programme.

Mal mehr oder weniger auffällig.

Ein Absatz ohne Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler mit gehobenem Sprachniveau lässt Zweifel an der Urheberschaft aufkommen.

Ist halt mal so und nicht zu ändern, möglicherweise aber zu unterbinden (z. B. bei Klassenarbeiten).

Hausaufgaben werden nicht mehr bewertet.

Riesenzwerg
1 Monat zuvor

Ja, schade, dass „Hausaufgaben werden nicht mehr bewertet“ die Konsequenz aus dem „Missbrauch“ ist.

Mache ich inzwischen auch so.

Wobei ich dennoch zwischen SuS-Leistungen und KI-Leistungen unterscheiden kann.

Es ist halt immer so, dass diejenigen, die selbst etwas leisten und stolz drauf sein können, durch das Handeln der anderen benachteiligt werden.

Und sei es nur im Rahmen von KI, Lautstärke, ….

Katze
1 Monat zuvor

„Allerdings meinen 60 Prozent, dies führe dazu, dass Studierende weniger selbstständig denken und lernen. Jeder zweite Befragte (51 Prozent) glaubt, durch ChatGPT beschäftigten sich Studierende weniger mit den Studieninhalten.“

Wenn sich diese Meinung bzw. „kühne“ Hypothese bestätigt, dann geht doch zielführend und leistungsorientiert an den Unis weiter, was in den Schulen bestellt wurde.

Geliefert wie bestellt.

https://www.focus.de/finanzen/news/experte-erklaert-verruecktes-system-die-gen-z-wird-zu-nicht-zukunftsfaehigen-low-performern-sozialisiert_id_259759035.htmlhttps                                16.03.24

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Dann müssen die Dozenten halt nur (wieder/weiter/noch) leistungsorientiert prüfen. Solange es Dozenten gibt, die vor der Zeit von ChatGPT ausgebildet wurden, ist das noch möglich.

Katze
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Zustimmung – so ist es.

Der Zauberlehrling
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Leistungsorientierung ist mega-out. Unfassbar, da ist jemand aus dem letzten Jahrtausend.

K-o-m-p-e-t-e-n-z-K-o-m-p-e-t-e-n-z ist gefragt.

Unfassbar
1 Monat zuvor

Tut mir leid

Riesenzwerg
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Eigentlich müsste das ja die Anzahl der Klausuren erhöhen – keine Hausarbeiten, keine Semesterarbeiten nix mehr zu Hause.

Keine weiteren Arbeiten…..

Bestimmt eine tolle Sache.

Ja, ist wie in der Schule – nur da „sterben“ die alten Lehrkräfte inzwischen aus.

Was wird die digitale Welt noch bringen?

Realist
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Der Florain Becker hat mit seiner Analyse schon recht:“„Wir haben ein verrücktes System geschaffen, das Menschen zu Low-Performern sozialisiert, mit denen wir nicht zukunftsfähig sind.““

In Bezug auf den Bereich der Schule ist das ja auch politisch so gewollt: Darf ja keiner „verloren“ gehen und durch Herkunft oder Erziehung verursachte Leistungsdifferenzen dürfen ja auch nicht in Erscheinung treten, wäre ja „ungerecht“ und „unsozial“. Gibt man realistische Noten (= so wie vor 20 Jahren) handelt man sich nur Ärger von allen Seiten ein und müsste, um diese aufrecht zu erhalten, Dokumentationsfpflichten erfüllen, die man im praktischen Alltag nicht leisten kann. Also werden viele einfach durchgewunken. Anders wird man diesen Job auch nicht mehr schaffen, wenn man einigermaßen gesund in Pension kommen will… Selbstschutz auf Seite der Lehrkräfte.

Das das Ganze keine zukunftsfähige Strategie ist, sollte jedem klar sein: Ein „Hocheinkommensland“ (was Deutschland immer noch ist) verlangt nun einmal, dass man irgendeinen „Wettbewerbsvorteil“ gegenüber dem Rest der Welt hat. Und der schwindet immer mehr. Wohlstand kann man sich auch nicht „herbeisubventionieren“, den muss man schon durch „Leistung“ schaffen (die Asiaten wissen das). „Industriestrompreis“, Sozialisierung der Leitungstrassen, Subventionierung von Unternehmensansiedlungen, Kauf von „Flüssiggas“ beim großen Bruder usw. müssen letzendlich von irgendjemandem bezahlt werden. Daran ist schon der real existierende Sozialsmus gescheitert…

Am Ende wird irgendjemand die Rechnung bezahlen müssen (übrigens auch ein Grund warum ich vom öffentlichen Dienst stark abrate, da nützen auch fiktive „Pensionen“ irgendwann in der Zukunft nicht… man sehe sich Länder mit wirklich starken ökonomischen Problemen an (viel stärker als in Deutschland) und verfolge, wo dort als erstes und am stärksten „gespart“ wird (aktuelle Beispiele: Türkei und Argentinien).

Katze
1 Monat zuvor
Antwortet  Realist

Volle Zustimmung! „Durchwinken“ zum Selbstschutz auf Seite der Lehrkräfte ist eine leider schon seit Jahrzehnten propagierte und leider z.T. auch notwendige Strategie, die am Ende einem leistungsorientierten System völlig widerspricht und die Leistungsspitzen abbricht.
Ein Kollege, welcher sich nicht korrumpieren ließ, äußerte vor seinem Eintritt in den vorzeitigen Ruhestand: „Man muss doch morgens noch in den Spiegel schauen können.“ Recht hatte er.

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Vielleicht gibt es ja bald auch „Spiegel mit integriertem Bildbearbeitungsprogramm“? 🙂

Katze
1 Monat zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das wäre super. Für den Unterricht und für Elterngespräche wüsche ich mir noch eine Sprachbearbeitungs-KI zum Schönreden mit Anpassung meiner Sprachtönung an eine Klangschale. Im Chemieunterricht der Kursstufe bietet sich im Bereich „Farbstoffe“ die Ergebnis-Schönfärber-KI an.
Ich bewege mich dann ganz entspannt (bald mit legalisierter „Schultüte“) am Rande der Egalität in Richtung Ruhestand. Easy-peasy.

Der Zauberlehrling
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Aber nicht vor dem 1. April die Pflanzen oder Stecklinge bestellen, da ist es noch strafbar.

potschemutschka
1 Monat zuvor

@Katze und @Zauberlehrling
🙂

Kai
1 Monat zuvor

Verschulung mündet in Plagiarismus.

„Spielregeln“ festlegen, an einer Hochschule. Dann ist es ein Sandkasten.

Lisa
1 Monat zuvor

„Allerdings meinen 60 Prozent, dies führe dazu, dass Studierende weniger selbstständig denken und lernen. Jeder zweite Befragte (51 Prozent) glaubt, durch ChatGPT beschäftigten sich Studierende weniger mit den Studieninhalten“
Mich würde interessieren, wie viele Studenten bemerkt haben, dass die KI oft schlicht Mist erzählt…ohne genaues Nachprüfen geht es nicht…

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Denken Sie mal 40 Jahre weiter: Dann sind die Dozenten und Lehrer alle mit ChatGPT & co als Schüler aufgewachsen und können die generierten Vorschläge selbst nicht mehr nachprüfen.

Katze
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Mir gruselt bei dieser fiktiven Option.