Seit dem Rechtsanspruch werden immer mehr Kinder unter drei Jahren betreut

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HANNOVER. In den vergangenen Jahren werden immer mehr Kinder unter drei Jahren in Kitas betreut. In vielen der Einrichtungen wird das allerdings zunehmend zum Problem, wie das Beispiel Niedersachsen zeigt.

Immer mehr Kleinkinder bevölkern die Kitas. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Zehn Jahre nach der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Kleinkinder waren 2023 deutlich mehr unter Dreijährige in niedersächsischen Einrichtungen untergebracht als zuvor. So wurden im März vergangenen Jahres 79.908 Kinder dieser Altersgruppe in Tageseinrichtungen oder in der öffentlich geförderten Tagespflege betreut, wie das Landesamt für Statistik am Freitag mitteilte. Dies entspreche einem Anstieg von 73,2 Prozent in zehn Jahren.

Insgesamt wurden zum Zeitpunkt der Untersuchung im vergangenen Jahr in Niedersachsen 34,9 Prozent aller Kinder unter drei Jahren entsprechend betreut. Bundesweit waren es 36,4 Prozent. Seit dem 1. August 2013 besteht ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für alle Kinder vom vollendeten ersten bis zum vollendeten dritten Lebensjahr.

Bei der Anzahl der betreuten Kinder zwischen drei und unter sechs Jahren gab es zwischen den Jahren 2013 und 2023 einen Anstieg von 17,5 Prozent. Im vergangenen Jahr waren somit 218 051 Kinder dieser Altersgruppe in Tageseinrichtungen oder einer öffentlich geförderten Kindertagespflege untergebracht. Die Betreuungsquote sank allerdings etwas – von 93,6 Prozent im Jahr 2013 auf 91,1 Prozent im Jahr 2023. Ein Grund dafür ist nach Angaben der Statistiker, dass die Zahl aller Kinder in dieser Altersgruppe in dem Zeitraum um 21 Prozent stieg.

Zum Stichtag 1. März 2023 besuchten insgesamt 354 415 Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren eine Krippe, einen Kindergarten oder einen Hort in Niedersachsen. Es gab 5944 solcher Einrichtungen. Viele Kitas mussten aufgrund des Personalmangels ihre Betreuungszeiten zuletzt einschränken. Die Landesregierung will deshalb die Anforderungen an die Beschäftigten für einige Zeit herabsetzen. Stehen nicht genügend Fachkräfte zur Verfügung, sollen unter anderem Vertretungsregeln flexibler gestaltet oder der Einsatz von Assistenzkräften erleichtert werden.

Ein weiteres Problem sind auch die Sprachbarrieren. «Kinder müssen in der Schule Deutsch sprechen können. Daher wollen wir bereits in der Kita verpflichtende Sprachtests und für die, die es benötigen, eine verpflichtende Förderung im letzten Kita-Jahr, damit alle Kinder mit denselben Chancen in die Schule starten», sagte CDU-Bildungspolitiker Christian Fühner.

Eine Sprecherin des Kultusministeriums in Hannover teilte mit, dass eine Verpflichtung zum Besuch staatlicher oder privater Einrichtungen einen tiefgreifenden Eingriff in Grundrechte darstelle. Zur Rechtfertigung eines solchen Eingriffs wäre eine verfassungsrechtliche Verankerung erforderlich. Kinder, die im letzten Jahr vor der Einschulung nicht zur Kita gehen und noch dazu Sprachdefizite haben, müssen laut Ministerium verpflichtend an sogenannten Sprachstandsfeststellungsverfahren teilnehmen.

Der Betreuungsbedarf habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, einerseits durch den Rechtsanspruch, andererseits durch die Beitragsfreiheit, hieß es. «Allein 2023 sind in Niedersachsen gut 160 neue Einrichtungen an den Start gegangen. Aber jede dieser neuen Einrichtungen braucht auch Fachkräfte. Dadurch steigert sich der Mangel, den wir nicht in der Geschwindigkeit durch Ausbildung schließen können», teilte die Sprecherin weiter mit. News4teachers / mit Material der dpa

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3 Kommentare
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Palim
3 Monate zuvor

Man begegnet dem schleppendem Ausbau und dem Mangel mit einer Pflicht, Plätze vorzuhalten,
und wundert sich dann, dass Plätze nachgefragt werden?

Das wurden sie zuvor auch schon und Eltern mussten warten, bis ihr Kind 3 oder 4 Jahre alt ist.
Das ist bis heute so – kein Platz, Kind weiter zu Hause.

In 3 Jahren sind alle überrascht, dass die Schulplätze nicht ausreichen, wo doch mehr Kinder im Alter von etwa 3 Jahren die Krippe oder KiTa besuchen wollen.

Bis dahin greift für genau diese Kinder der Anspruch auf den Ganztagsplatz, die in NDS auch nicht flächendeckend umgesetzt sind, Horte gibt es oft gar nicht, Betreuung über 12.30 Uhr oder 15 Uhr hinaus ist ein Kunststück, das nicht jeder Familie gelingt.

Vielleicht ist der in den letzten 2 Jahren festgestellte Geburtenrückgang auch der Erkenntnis gezollt, dass die Betreuung nicht so verpflichtend zur Verfügung steht, wie sie sollte oder wie man über Kita-Gesetz und Ganztag gedacht hatte.

Julia2017
3 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Mir gefiele am besten, Kinder unter 3 Jahren hätten mehr Kinderschutz („Welpenschutz“) und würden die ersten 3 Lebensjahre humaner betreut. Deswegen stören mich fehlende Plätze in Kitas oder Krippen für die Allerkleinsten überhaupt nicht. Im Gegenteil!
https://www.focus.de/familie/eltern/familie-heute/kindheitsforscher-michael-hueter-hoert-auf-eure-kinder-in-kitas-zu-geben_id_11631763.html

Marie
3 Monate zuvor

Natürlich werden immer mehr u3-Kinder betreut. Erst mit ü3 das Kind anmelden zu wollen, ist nämlich so gut wie aussichtslos. Bei uns gibt es KiTas, da werden die Kinder mit der Geburt angemeldet, damit sie 1 Jahr später einen Platz haben.