Antisemitische Posts geliked: Schuster hält Sorry der TU-Präsidentin für unglaubwürdig

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BERLIN. TU-Präsidentin Rauch sorgt im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg für Wirbel und entschuldigt sich. Der Zentralrat der Juden findet das nicht überzeugend. Auch der Wissenschaftssenatorin reicht das nicht.

“Konnte Frau Prof. Rauch dieses unzweifelhaft antisemitische Bild wirklich übersehen?” Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland Berlin, 16.6.2021 Foto: Marco Limberg / Zentralrat der Juden in Deutschland

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat die Reaktion der TU-Präsidentin Geraldine Rauch nach dem Liken umstrittener Posts im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg kritisiert. «Die Entschuldigung der TU-Präsidentin für das Liken von antisemitischen Tweets ist für mich nicht glaubwürdig», teilte Schuster am Donnerstag mit. «Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, in diesem Fall übrigens gerade einmal ein Satz. Konnte Frau Prof. Rauch dieses unzweifelhaft antisemitische Bild wirklich übersehen?» Die vergangenen Tage hätten deutlich gezeigt, dass die Zustände an der TU Berlin der Integrität einer Universitätsleitung nicht würdig seien, so Schuster.

TU-Präsidentin erklärt ihr Verhalten

Rauch hatte sich am Mittwoch nach viel Kritik entschuldigt und argumentiert, sie habe einen Tweet wegen seines Textes geliked und das darunter gepostete Bild zu dem Zeitpunkt nicht genauer betrachtet. Sie nahm damit Bezug auf einen Beitrag mit Fotos von Demonstranten, die ein Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit aufgemaltem Hakenkreuz hochhalten. Der Urheber des Tweets, gibt an, dass auf den Bildern türkische Demonstranten zu sehen seien, die einen Waffenstillstand im Gazastreifen forderten und die Operation in Rafah verurteilten.

«Für mich stand das schriftliche Statement mit dem Wunsch für einen Waffenstillstand im Vordergrund», erklärte Rauch.«Ich möchte ganz ausdrücklich betonen, dass ich den Tweet nicht geliked hätte, wenn ich die antisemitische Bildsprache aktiv wahrgenommen hätte oder wenn ich mich mit dem Account des Verfassers beschäftigt hätte.»

Wissenschaftssenatorin sieht weiteren Handlungsbedarf

Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) hat Rauchs Bitte um Entschuldigung positiv bewertet, sieht aber weiteren Handlungsbedarf. «Ich bin erst mal sehr dankbar dafür, dass Frau Rauch sich öffentlich geäußert hat», sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag am Rande eines Termins an der Technischen Universität (TU). «Das war ganz wichtig, Stellung zu nehmen und das einzuordnen.» Es dürfe weiterhin keinerlei Zweifel daran geben, dass die Berliner Universitäten klar gegen Gewalt und Antisemitismus einstehen, ihre Studenten und Mitarbeiter schützen.

Jetzt sei es an der TU, in ihren Gremien weiter darüber zu diskutieren. «Ich erwarte von der TU, dass sie mit Bedacht jetzt diskutiert. Es muss darum gehen, Schaden von der TU abzuwenden, Schaden von der Berliner Wissenschaftslandschaft und vom Land Berlin.» Dazu müsse sich die TU jetzt in ihren Gremien verhalten, auch die Präsidentin.

Kultursenator kritisiert die Präsidentin

Sie sei als Wissenschaftssenatorin dafür, mit Bedacht vorzugehen, ergänzte Czyborra. Es gelte, Ruhe zu bewahren und den richtigen Weg für die Berliner Wissenschaftslandschaft mit allen Beteiligten zu diskutieren. Auch der Senat werde darüber sprechen, um die Dinge zu bewerten. «Der Senat spricht mit einer Stimme», versicherte Czyborra.

Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) hatte zuvor, trotz der Entschuldigung Rauchs, Konsequenzen gefordert. Rauch habe eine Vorbildfunktion, sagte er dem RBB. «Eine so exponierte Person in ihrem Amt kann sich beim Liken solcher Posts aus meiner Sicht sehr schwer rausziehen.» An welche Konsequenzen er denke, sagte Chialo nicht. «Aber es kann nicht an dem Punkt enden, wo man das mit einer sehr lapidaren Erklärung von sich weist.» News4teachers / mit Material der dpa

„War ein Fehler“: TU-Präsidentin entschuldigt sich fürs Liken antisemitischer Posts

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Kevin
1 Jahr zuvor

Prof. Rauch hat alle Möglichkeiten, ihre Entschuldigung durch konsequentes Vorgehen gegen Hamas-Propagandisten an ihrer Uni zu konkretisieren.

RainerZufall
1 Jahr zuvor

Antisemitismus muss bekämpft werden – fertig!

Wie es manche Menschen aber schaffen, sich mit allem zu beschäftigen AUẞER dem Krieg selbst ist bemerkenswert.
Zum Glück war es ein ungeeignetes Foto aus der Türkei und keines von Demonstrationen in Israel – Glück gehabt!

Wandervogel
1 Jahr zuvor

Wer heutzutage ins Fadenkreuz der Medien gerät, hat einfach keine Chance mehr.

Sagt man nichts zu den Vorwürfen, wir einem vorgeworfen, nichts dazu zu sagen oder sich feige wegzuducken.
Bleibt man bei seiner Meinung, wird einem vorgeworfen, keine Fehler eingestehen zu wollen und unbelehrbar zu sein.
Ändert man seine Meinung, wird einem vorgeworfen, ein Wendehals zu sein und das sei unglaubwürdig.

Du kannst eigentlich gar nichts (richtig) tun. Es ist alles falsch. Zumindest findet sich immer eine (prominente) Person, die das als falsch geißelt und die Medien damit füttert. Du hast keine Chance.

Bleib einfach zuhause: Sag nichts, hör nichts, tu nichts. Du könntest ja einen Fehler machen und dafür gibt es kein Erbarmen.