RATINGEN. Viele Menschen im Schuldienst seien unzufrieden mit dem Schulsystem, sagt Claudine Stricker. Aber auch potenzielle Quereinsteiger:innen und Lehramtsstudierende entscheiden sich gegen die Laufbahn als Lehrerin oder Lehrer. Eine Alternative, so die Leiterin einer städtischen Grundschule im nordrhein-westfälischen Ratingen, bieten Montessori-Einrichtungen. Welche Veränderungen das Montessori-Profil an ihrer Schule bewirkt hat und weshalb sie schon in der eigenen Schulzeit, wenn überhaupt als Lehrerin, dann an einer Montessori-Schule arbeiten wollte, erzählt sie im Interview.

News4teachers: Wie sind Sie zur Montessori-Pädagogik gekommen?
Stricker: Ich hatte in meinem Abitur Pädagogik-Leistungskurs und habe dabei die reformpädagogischen Modelle kennengelernt. Die Mutter einer Freundin war gerade kommissarische Schulleitung einer Montessori-Schule, auch im Kreis Mettmann, und hat uns eingeladen, die Schule anzuschauen. Und ich fand das damals richtig gut, was ich da gesehen habe, wie die Kinder da gelernt haben. Es war nicht das Übliche „alle gucken zur Tafel“.
Eigentlich wollte ich aber gar nicht Lehrerin werden zu dem Zeitpunkt. Mich hat eher etwas in Richtung Restaurieren interessiert. Ein missglücktes Praktikum hat mich aber zum Umdenken bewogen. Ich habe dann Grundschullehramt angefangen zu studieren, wusste aber schon: Ich werde mal an einer Montessori-Schule arbeiten.
Noten, Klassenarbeiten, Korrekturen: Die Belastung im staatlichen Schulsystem ist hoch. Wäre die Arbeit an einer Montessori-Einrichtung eine Alternative für Sie als Lehrkraft?
Mit Kopf, Hand und Herz eröffnen wir, die Kinderhäuser und Schulen von Montessori Deutschland, Kindern und Jugendlichen Perspektiven zur Entfaltung – und zwar in einem miteinander gelebten Prozess, der auf enge persönliche Beziehungen baut. Informieren Sie sich! Auf der Seite von Montessori Deutschland gibt es die passenden Infos dazu. Im dazugehörigen Stellenportal für Pädagog:innen können Sie herausfinden, ob in Ihrer Nähe eine Arbeitsstelle frei ist.
Hier geht es hin: www.montessori-deutschland.de/fuer-paedagoginnen/arbeit-an-montessori-einrichtung/
Stricker: Während des Studiums habe ich dann einmal pro Woche bei der besagten Mutter geholfen und konnte an ihrer Schule schon viele praktische Erfahrungen sammeln. Später habe ich dann hier an meiner heutigen Schule als Lesehelferin angefangen und dann auch mein Referendariat hier gemacht. Schon während des Studiums hatte ich auch mein erstes Montessori-Diplom in Düsseldorf absolviert. Als ich dann nach dem Referendariat fest angestellt wurde, durfte ich direkt eine neue Montessori-Klasse aufbauen. Damals, das ist jetzt 23 Jahre her, gab es hier auch noch Regelklassen. Aber der Bedarf und der Wunsch nach Montessori-Pädagogik war schon so groß, dass es sich gelohnt hat, weitere Klassen aufzubauen. Später habe ich noch eine internationale Ausbildung gemacht und bin dann hier in die Schulleitung gegangen. Nebenbei habe ich bei der Deutschen Montessori-Gesellschaft seit 2015 meine Dozentur angefangen und auch an dem Montessori-Lehrerausbildungskurs PRIMA 6-12 mitgearbeitet.
News4teachers: Was war es denn genau, was Sie so besonders begeistert hat am Montessori-Konzept?
“Als Lehrkraft muss ich den Kindern nicht alles vorgeben oder dafür sorgen, dass alle zum gleichen Thema das gleiche Arbeitsblatt ausfüllen”
Stricker: Ich habe das Gefühl, dass ich über die Montessori-Pädagogik allen Kindern gerecht werden kann. Zum Beispiel muss ich als Lehrkraft den Kindern nicht alles vorgeben oder dafür sorgen, dass alle zum gleichen Thema das gleiche Arbeitsblatt ausfüllen, nur damit ich meinen Unterrichtsplan umsetzen kann. Die Orientierung am Kind und das selbstregulierte Lernen ist das, was mich total begeistert, und ich staune heute immer noch darüber, wie weitsichtig das Konzept ist. Die einfache und ganzheitliche Art und Weise, wie damit zum Beispiel in Geografie oder Biologie fundamentale Grundsätze vermittelt werden, das halte ich für sehr wichtig – vor allem jetzt, wo wir das Thema der Klimakatastrophe haben. Ich finde es absolut faszinierend, wie aktuell die Montessori-Pädagogik auch in dieser Hinsicht ist.
News4teachers: Und was schätzen Sie an der Arbeit, die Sie jetzt als Schulleitung machen, besonders?
Stricker: Ich muss sagen, ich bin eine glückliche Schulleitung, die auch noch in eine Klasse gehen darf. Ich teile mir die Klasse noch mit meiner Kollegin und der OGS-Kraft, also die der offenen Ganztagsschule. Das ist so ein bisschen mein Anker, da weiß ich, wofür ich das mache. Und, das muss ich auch dazu sagen, das mache ich ja nicht allein. Wir sind ein vierköpfiges Schulleitungsteam: Die Konrektorin und ich haben die Leitung hauptamtlich, aber zwei weitere Kolleginnen unterstützen uns. Und darüber hinaus gibt es ja noch das Team, das sich um die Medien kümmert. Dann gibt es unsere sonderpädagogischen Fachgruppen, die haben ein bisschen mehr die inklusive Schiene der Schule vor Augen und auch die Hochbegabten. Wir haben also verschiedene Gremien, die das alles zu einem Ganzen werden lassen. Und ich bin ganz froh, dass ich dem Team vertrauen kann. Ich weiß, die arbeiten alle im Sinne der Schule und das macht einfach unheimlich Spaß.
News4teachers: Haben Sie das Gefühl, dass das auch daran liegt, dass das Arbeiten in einer Montessori-Schule schon anders ist als in einer Regelschule?
Stricker: Ja, definitiv, denn wir haben mit der Montessori-Ausrichtung eine gemeinsame Basis. Wir wissen alle, in welche Richtung es geht, was das Tragende unserer Schule ist und das hilft ungemein. Der neue Qualitätsrahmen vom Montessori Bundesverband Deutschland liefert auch nochmal eine konkretere Hilfe für viele Kolleginnen, auch im Kleinen zu schauen, wie es laufen sollte.
News4teachers: Mit welchen Argumenten würden Sie eine Lehrkraft ansprechen, um sie für Montessori zu gewinnen?
Stricker: Viele Menschen sind unzufrieden mit dem Schulsystem und verlangen nach Veränderung. Die bietet das Montessori-Profil. Ich denke der Lehrkräftemangel kann eine echte Chance sein, auch Seiteinsteiger:innen Türen zu öffnen, die eigentlich nie in die Schule wollten. Gerade in so einem System wie hier an der Montessori-Schule können sie Schule ganz anders leben und umsetzen, ohne dass sie in Konflikte geraten. Wir haben zum Beispiel eine Kollegin hier, die ist eigentlich Orchestermusikerin gewesen, wollte aber ein geregelteres Leben und ist jetzt über den Seiteneinstieg bei uns. Eine fantastische Lehrerin. Sie ist nicht den klassischen Weg gegangen und sagt jetzt: „Montessori, das ist es, so stelle ich mir Schule vor.” Der Regelbetrieb wäre für sie abschreckend gewesen. Ich weiß, in vielen anderen Bundesländern gibt es keine staatlichen Montessori-Schulen, deshalb müssen sich die Montessori-Einrichtungen dort in freier Trägerschaft organisieren. In Nordrhein-Westfalen können wir aber relativ frei auch im staatlichen System arbeiten. So oder so: Für Menschen, die Schule anders haben wollen, lohnt es sich deshalb, sich einmal mit Montessori zu beschäftigen.
News4teachers: Bei Ihnen bedeutet „anders arbeiten“ zum Beispiel, dass Sie keine klassischen 45-Minuten-Unterrichtsstunden haben.
Stricker: Das stimmt. Wir haben einen sogenannten rhythmisierten Ganztag mit einem offenen Anfang. Von 07:45 Uhr bis 08:00 Uhr trudeln die Kinder ein und sind dann bis 11:00 Uhr in der sogenannten freien Arbeit; das ist die Zeit, in der sie selbstständig arbeiten. Dann gibt es die erste Aufräum- und Klassenkreiszeit, in der Verabredungen getroffen werden, was noch an dem Tag ansteht. Manche Kinder räumen dann auch ihre ersten Arbeiten wieder auf, ins Regal, und andere sagen: „Ich würde gerne nach der Pause weitermachen.” Von 11:30 Uhr bis 12:30 Uhr gibt es eine einstündige Pause, in der die Kinder im Raum sein können, im Hof oder auch in der Mensa, um das Mittagessen zu sich nehmen. Oder sie gehen in die Turnhalle, in die Bibliothek oder in den Kreativbereich. Bei uns sind viele Räume offen. Ab 12:30 Uhr sollen sie dann wieder ins Klassenzimmer kommen, wenn sie sich nicht abgemeldet haben und beispielsweise sagen: „Ich bin noch in der Turnhalle.“ Oder: „Ich mache gerade den Speckstein in der Kreativwerkstatt fertig.”
“Wir bekommen von den weiterführenden Schulen oft zurückgemeldet, dass die Kinder sehr gut organisiert sind”
Dann ist bis 14:00 Uhr nochmal eine tiefe Arbeitsphase, wo die Kinder noch einmal richtig in der Konzentration ankommen. Morgens um 08:00 Uhr sind die meisten geistig noch irgendwo anders (lacht). Nach dieser Arbeitsphase wird aufgeräumt und Dienste wie Spülen oder Fegen stehen an. Im Abschlusskreis finden dann Präsentationen statt. Jemand hat zum Beispiel ein Lied einstudiert auf den Klangstäben oder auf der Ukulele. Ein anderes Kind hat ein Gedicht auswendig gelernt. Oder es wird einfach auch nur Geburtstag gefeiert. In der letzten halben Stunde lesen die Kinder, wenn sie mögen, aus ihrem Lerntagebuch vor. Manchmal geben sich die Kinder gegenseitig Tipps, wie zum Beispiel: „Du hast immer ‚und dann‘ geschrieben“ oder „Du hast heute geschrieben, du bist nicht zufrieden mit dir. Was kannst du morgen anders machen?“ So entstehen Lerngespräche nicht nur zwischen Lernbegleitern und Kindern, sondern auch in der ganzen Gruppe. Die Kleinen gucken sich da sehr viel von den Großen ab.
Wie behalten Sie denn als Lernbegleitung eigentlich den Überblick? Die Kinder scheinen ja viel Freiraum für eigene Entscheidungen zu haben.

Stricker: Wir haben ein digitales Dokumentationssystem, über das wir wissen, was die Pädagog:innen schon alles angeboten und was die Kinder gemacht haben. Das ist auch mit unserem Zeugnisprogramm verknüpft, sodass wir immer einen Überblick haben.
Es ist auch nicht so, dass jeder mal macht, was er will – wie Montessori immer mal wieder nachgesagt wird. Wir sind im Gegenteil sogar sehr dahinterher, dass die Kinder die Dinge, die sie angefangen haben, auch zu Ende bringen. Dafür sind die Lerngespräche und Lerntagebücher auch da.
Die Kinder führen außerdem sogenannte Kanban-Boards. Das ist eigentlich nichts anderes als eine kleine Tabelle mit den To-Dos, also den Dingen, die noch erledigt werden müssen. Die wählt meistens das Kind selbst, manchmal aber auch die Lernbegleitung. Darin stehen auch Aufgaben, die sich aus den Lerngesprächen ergeben haben. Dann gibt es die Spalte für die Dinge, die in Arbeit sind und schließlich eine für erledigte Aufgaben. Die Kinder arbeiten an der Tabelle mit Klebezetteln, die sie dann immer eine Spalte weiter kleben, wenn etwas erledigt wurde. So können sie jeden Morgen, wenn sie in die Klasse kommen, sehen, was sie am Vortag begonnen haben, zum Beispiel eine Geschichte oder die Arbeit mit den Wortarten. Die Aufgaben können auf diese Art nicht mehr entfliehen.
Das heißt, schon die Erstklässler lernen, sich gut zu organisieren. Das können sie sicherlich auch an der weiterführenden Schule gut gebrauchen.
Stricker: Ja, absolut. Das bekommen wir auch von den weiterführenden Schulen oft zurückgemeldet, dass die Kinder sehr gut organisiert sind, dass sie dieses selbstständige Arbeiten wirklich gut können. Verlässlichkeit und Hausaufgaben sind da kein Problem. „Das hat die Mama mir nicht eingepackt”, hört man bei uns also eher nicht.
Noch eine letzte Frage: Was wäre Ihr Wunsch für die Bildung in Deutschland?
Stricker: Mein Wunsch wäre, dass es mehr mutige Lehrer:innen und Schulleitungen gibt, die auch mal Schritte gehen, die etwas unkonventionell erscheinen. Es muss nicht immer Montessori sein. Aber ich glaube, dass das, was viele Kinder tagtäglich in der Schule mitmachen, für deren Zukunft keine Bedeutung hat. Ich würde mir wünschen, dass es mehr Kolleg*innen gibt, die sagen: „Ich mache es jetzt einfach anders – mal gucken, was passiert.” Sonja Mankowsky, Agentur für Bildungsjournalismus, führte das Interview
Montessori-Pädagogik: “Viel hängt von der Beziehung zwischen Kind und Lehrkraft ab”
Problem am selbstregulierten Lernen ist, dass es eine gute Selbstregulation bei den Schülern voraussetzt. Dazu gehören insbesondere Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz, Ausdauer, Ehrgeiz, Selbstständigkeit, also alles, womit die normale bildungsferne Schülerschaft ihre größten Probleme hat.
Bestimmt spielt auch eine Rolle, wie bildungsnah die Eltern sind. Meine Erfahrung als Oberstufen-Lehrer, der Schüler aus dem staatlichen wie auch aus dem Montessori-Umfeld kennt, ist die folgende. Die staatlichen Schüler profitieren eine Zeit von gutem Vorwissen, kommen aber mit der neuen Freiheit (des Montessori Systems) zunächst nicht zurecht. Mit der Zeit fallen die Leistungen ab. Es sind Schüler aus bildungsnahen Familien.
Die Schüler aus dem Montessori-Umfeld haben weniger Probleme sich für das Lernen zu motivieren und zu strukturieren.
Aus meiner Sicht schwächt also das staatliche System von Beginn an die Fähigkeiten zum selbstregulierten Lernen, weil das Vertrauen in diese Fähigkeiten fehlt. Es ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Montessoris Ansatz waren Kinder aus einer extrem
bildungsfremden bis fernen häuslichen Umgebung,
wo die Eltern größtenteils Analphabeten waren.
Das gleiche war angedacht für die erste Waldorfschule. Auch dort sollten in erster Linie Kinder aus bildungsfernen Familien, also hauptsächlich aus der Arbeiterklasse beschult werden und nur ein kleiner Teil aus bildungstechnisch privilegierten Haushalten. Da die erste Fraktion aber recht uneinsichtig bis renitent die Freiheiten der neuen Beschulungsform ausnutzten, hat sich das Verhältnis dann innerhalb von zwei, drei Jahren umgekehrt.
Und auch heute noch erscheint mir die Schüler- ( und Eltern-)schaft mir bekannter Waldorf- oder auch Montessorischulen nicht gerade als repräsentativ für die Gesamtbevölkerung.
Das mag sicherlich zu Anfang anders angedacht gewesen sein.
Zu diesem Strang sei noch gesagt, ich kann nur für Waldorf-Schulen sprechen, aus bildungsnahen Haushalten mögen die meisten Kinder dort stammen, aber das bedeutet nicht das soziale Kompetenz vorliegt. Ich weiß nicht wie es sich an anderen Schulen verhält, aber der Anteil von verhaltensauffälligen Kindern, Eltern und Lehrern erscheint mir an Waldorfschulen recht groß, da entsteht eine toxische Dynamik in der die jungen wie alten Narzissten dominieren. Eure Meinung dazu würde mich interessieren.
Frau Stricker möchte ich Ihre persönlichen Erfahrungen sicherlich nicht abstreiten. Bezüglich der reflektierten Beschäftigung mit “selbstreguliertem Lernen” hätte ich mir eine gewisse empirische Rückbindung gewünscht. Die Hättie-Studie etwa entzaubert die Wirkung des offenen Unterrichts.
Solange die allermeisten Montessori-Schulen einen mehr oder wenig großen Geldbetrag für den monatlichen Schulbesuch verlangen und sich ihre Schüler- sowie Elternschaft selbst aussuchen können, sehe ich die bisweilen im Wortsinne marktschreierische Werbung für diese Privatschulen mit Erstaunen.
Die Montessori-Lehre wurde offensichtlich von einer privilegierten Person für privilegierte Personen erdacht.
Das ist nachweislich nicht der Fall: “Am 6. Januar 1907 gibt es im römischen Stadtteil San Lorenzo ein kleines Fest: Die erste Casa dei Bambini, das erste Haus der Kinder, wird eröffnet. Es ist etwas ganz Besonderes für San Lorenzo. Denn das Viertel gilt als Kiez, ein übel beleumundetes Quartier. Die Wohnverhältnisse sind erbärmlich, die Kriminalitätsrate liegt hoch, Prostitution gibt es auch – ein »sozialer Brennpunkt«, wie man heute sagt” – es handelt sich dabei, wohlgemerkt, um die weltweit erste Montessori-Einrichtung. Gerne hier nachlesen: https://www.zeit.de/2007/02/A-Montessori
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Mein letzter Satz ist tatsächlich missverständlich und damit so nicht korrekt, vielen Dank für den Hinweis, ich korrigiere:
Die Montessori-Lehre wurde offensichtlich von einer privilegierten Person verfasst, deren Lehre heutige privilegierte Menschen für ihre und andere privilegierte Kinder gegen Schulgeld als Unterrichtskonzept benennen. Sie bleiben so weitgehend unter sich.
Wie man im Artikel lesen kann, wurden bereits in der ersten Montessori-Schule nur Kinder aufgenommen, die gewaschen waren, saubere Kleidung trugen und deren Eltern der Erzieherin Respekt erwiesen und einmal in der Woche zum Gespräch über die familiäre Situation und die Entwicklung der Sprösslinge in die Schule kamen. Die Bildungsorientierung der Eltern soll m.W. auch ganz allgemein ein Schlüsselfaktor für die Bildungserfolge der Kinder sein.
Man sollte eine fehlende Bildungsorientierung der Eltern wie auch immer sanktionierbar machen. Wohlgemerkt, fehlende Bildungsorientierung, nicht fehlenden Bildung an sich. Für letztere können die Eltern je nach Sozialisation oder Kindheit oftmals nichts.
“Man sollte fehlende Bildungsorientierung der Eltern wie auch immer sanktionierbar machen,” schreiben Sie.
Das sind sehr interessante Ansichten, die Sie da äußern.
Wer aus entsprechend schlechten Bildungsverhältnissen stammt,
der soll auch noch dafür bestraft werden.
Wahrscheinlich können Sie auch nichts für
ihre merkwürdigen Ansichten, weil Sie so erzogen
wurden derartig menschenverachtend zu denken.
Sie haben Bildungsorientierung mit Bildung gleichgesetzt, was ich ausdrücklich ausgeschlossen habe. Mir reicht es schon, dass die Eltern auf gemachte Hausaufgaben achten, sich für den Bildungsfortschritt des Kindes interessieren, zu Elternabenden erscheinen, kooperativ in schulischen Belangen sein usw.. All das kostet kein Geld.
Bildungsorientierung ist nun einmal bei Bildungsfernen
Mitbürgern wenig bis gar nicht ausgeprägt.
Wer wenig hat kann auch nur wenig entwickeln.
Durch Bestrafung kommt man bei denen nicht weiter.
Sie schreiben: “Man sollte eine fehlende Bildungsorientierung
der Eltern wie auch immer sanktionierbar machen.”
Wie wollen sie derartiges umsetzen ?
Eine Bringe-Schuld von Seiten der Schüler
lernen zu wollen ist schon eine Grundvoraussetzung
der Kinder im System der Montessori-Schulen.
Die Schulmaterialien sind sehr gut strukturiert für
den eigenständigen und vermittelnden Erwerb
von Wissen an andere Mitschüler.
Aber ohne eine Strukturierung im Unterrichtsaufbau
würde die Montessori-Methodik weniger erfolgreich sein.
Das war auch schon in den Gründungsjahren so,
deshalb auch die gewaschenen Kinderhände.
Für Kinder und Eltern, die sich in Folge einer autoritären
Erziehung eher einer hierarchischen Unterordnung ergeben
sind derartige Schulen kein Ort.
Untertanen werden in Montessori-Schulen nicht erzogen,
und Kinder, die einen massiven Input durch digitale
Medien erfahren, diese werden sich dort auch nicht
zurechtfinden, so sie ihr Verhalten nicht ändern.
Die Montessori-Pädagogik fördert das gruppendynamische Lernen.
Wie man im Interview nachlesen kann: Diese Montessori Schule ist eine Schule in städtischer Trägerschaft, also kein Schulgeld und “staatlich”. Wie die meisten Motnessori-Schulen in NRW im Übrigen.
Selbstregulierung ist etwas, das man lernen kann. Gerne angeleitet von anderen, denn Selbstregulierung ist auch etwas, das man lehren kann.
Und das ist sogar sinnvoll, denn wieso sollte jedes menschliche Einzelindividuum quasi alle Räder neu erfinden?
Die Menschheit ist begabt mit herausragender Fähigkeit zur Kommunikation. Und deshalb macht es Sinn, wenn Erfahrungen älterer Generationen weitergegeben werden.
Das ist etwas, was “Erziehung” nicht unwesentlich ausmacht.
Die Montessori Schulen leisten gute Arbeit an ihren Schülern. Zu dem gibt es durch aus einige Elemente die sich gerade im Primarbereich oder den Kindergärten sehr gut auch in anderen Einrichtungen außerhalb der Montessoripädagogik einfach als Sinnvoll erweisen. Ich halte sowieso viel davon immer mit offnen Augen durch die Gegend zu gehen und gerne auch nach Links und Rechts zu schauen, ob es dort gute Lernangbote etc. gibt. Jetzt kommt ein aber, die grundsätzlichen Bedingungen an den Montessori Schulen sind anders. Das fängt damit an das man kaum Eltern antrifft die nicht ein großes bis sehr großes Interesse an der Bildung ihrer Kinder haben. Es geht weiter damit das diese Eltern einen gewissen Grundstandard an Dingen vorleben und die Kinder dies über nehmen. Dazu kommt das sich diese Schulen ihre Schüler aussuchen können bzw. während ihrer Schullaufbahn auch wieder abgeben können.
Im vergleich zu der Regelschule kommen also dort bereits eine menge Schülerinnen und Schüler an, welche elementare Dinge wie Grundregeln des Zusammenlebens, Bedeutung von Bildung, Aushalten und Einhalten von Ruhe etc. bereits gelernt haben. In den Regelschulen müssen diese Dinge erst mühsam in zu wenig Zeit mit zu wenig Personal eingeübt werden. Was im Endeffekt bedeutet, dass viele der Schülerinnen und Schüler erst spät oder gar nicht bei dem selbstgesteuerten Lernen ankommen.