MANNHEIM. Veronika Verbeek, Psychologin und Bildungswissenschaftlerin an der Internationalen Hochschule Mannheim, hat einen Aufruf veröffentlich – der es in sich hat. Die Professorin postuliert darin: „Die aktuelle Kita-Pädagogik birgt Risiken für Kinder“. Darin äußert sie sich kritisch über „sehr frühe und sehr lange Kita-Betreuung“ (die stresse Kinder), über allzu freie Formen des Spielens und Lernens, über eine „falsch verstandene Partizipation“ (die überfordere Kinder), über eine „einseitige Stärkenorientierung“ (die provoziere Verhaltensauffälligkeiten) und darüber, dass Erziehungsprobleme „psychiatrisiert und medikalisiert“ würden.

Die Hintergründe ihrer Thesen erläutert Verbeek in einem aktuellen Interview mit dem „Spiegel“. Sie betont darin, dass eine stabile Bindung zu den Eltern die Grundlage für eine gesunde Entwicklung sei. Verbeek: „Die frühe Bindung zu den Eltern, nicht die frühe Bildung, ist der Garant für eine gute Entwicklung von Kindern.“ Studien hätten gezeigt, dass Kinder mit sicherer Elternbindung leistungsstärker und sozial kompetenter seien. Sie kritisiert, dass Kinder oft zu früh und zu lange in Kitas untergebracht würden, was zu Stress führe, insbesondere in Einrichtungen mit großen Gruppen und unzureichendem Personal. „Studien zeigen, dass Kleinkinder in Kitas eine erhöhte Cortisolausschüttung haben“, sagt die Professorin. Und das sei entwicklungsschädlich.
Verbeek hebt hervor, dass manche Kinder für eine frühe Fremdbetreuung bereit seien, während andere mehr Zeit zu Hause bräuchten. Allerdings werde den Eltern von Politik und Gesellschaft suggeriert, je früher sie ihr Kind in die Kita schickten, desto besser. Verbeek kritisiert, dass diese Debatte ideologisch statt wissenschaftlich geführt werde. Es gehe nicht darum, Mütter, die ihr Kind schon früh in einer Kita betreuen ließen, als „Rabenmütter“ (wie vor 30 Jahren) zu stigmatisieren. Stattdessen fordert sie familienpolitische Maßnahmen, die es Eltern ermöglichen, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, ohne früh wieder in den Beruf einsteigen zu müssen. „Das Kindeswohl sollte im Fokus stehen, nicht arbeitsmarktpolitische Interessen“, so Verbeek.
„Die allgemeine dogmatische Rahmung, wonach ein Kind möglichst früh in die Kita soll, muss aufhören“
Die Wissenschaftlerin fordert, die Elternzeit auf zwei Jahre auszuweiten und betont, dass es keinen methodisch belastbaren Nachweis gebe, dass Kinder, die mit einem Jahr in die Kita gehen, später mehr Vorteile hätten. Sie räumt ein, dass der Kontakt zu Gleichaltrigen ab einem Alter von zwei bis drei Jahren wichtig sei, jedoch in den ersten Lebensjahren weniger relevant. „Bezugspersonen sind wichtiger als Gleichaltrige im frühen Alter“, erklärt sie.
Für Kinder aus nicht-deutschsprachigen Haushalten oder mit unzureichender elterlicher Förderung sei die frühzeitige Betreuung sinnvoll, jedoch dürfe dies nicht zu einer dogmatischen Forderung werden, die alle Kinder betreffe. „Die allgemeine dogmatische Rahmung, wonach ein Kind möglichst früh in die Kita soll, muss aufhören“, fordert sie.
Verbeek übt zudem Kritik an der neuen Kita-Pädagogik, die auf Selbstbildung setze und Kindern zu viel Freiraum lasse. „In der neuen Kita-Pädagogik gilt Selbstbildung als Königsweg kindlichen Lernens“, beschreibt Verbeek. Kinder dürften frei entscheiden, womit sie sich beschäftigen, was aus lernpsychologischer Sicht problematisch sei. Sie betont, dass strukturierte Lernprozesse nicht als fremdbestimmt abgewertet werden dürften, da Kinder neue Interessen nur durch entsprechende Anregungen und Anleitung entwickeln könnten. „Eine überindividualisierte Pädagogik, bei der sich Erwachsene als Dauerzustand unter die Wünsche der Kinder stellen, überfordert Kinder,“ warnt sie – und bringt die Zunahme von Verhaltensauffälligkeiten damit in Verbindung. Kinder, die zu sehr ihren eigenen Wünschen nachgehen dürfen, entwickelten Schwierigkeiten, sich in eine Gruppe einzufügen und erwartete Anforderungen zu erfüllen.
Verbeek lehnt eine verschulte Kita-Betreuung ab, betont jedoch die Notwendigkeit einer ausgewogenen Mischung aus Anleitung und selbstbestimmtem Lernen. Kinder müssten auch lernen, Hindernisse zu überwinden und Willenskraft aufzubringen. Das extreme Prinzip der Freiwilligkeit in der Kita führe dazu, dass einige Kinder benachteiligt würden, insbesondere diejenigen, die Schwierigkeiten hätten, sich selbst zu organisieren. „Dieses Prinzip der Freiwilligkeit ist ungünstig für die schulische und psychische Entwicklung,“ erklärt sie. Kinder, die stets selbst bestimmen dürften, hätten später Schwierigkeiten, sich in eine Gruppe einzufügen.
Verbeek kritisiert auch, dass in der Kita Pädagogik aktuell ein Missverständnis des Begriffs „Bedürfnis“ herrsche. „Natürlich müssen Erwachsene, Eltern wie Erzieher, Bedürfnisse von Kindern befriedigen, ihnen aber nicht jeden Wunsch erfüllen,“ stellt sie klar. Kinder dürften in der Kita nicht davor bewahrt werden, auch mal ein „Nein“ zu hören oder getadelt zu werden. Verbeek fordert, wieder mehr Bodenhaftung in die Pädagogik zu bringen.
„Kinder können nur neue Interessen entwickeln, wenn sie entsprechende Anregungen und Anleitung bekommen“
Sie kritisiert, dass das Prinzip der Selbstbildung in deutschen Kitas zu einseitig angewendet werde. Diese Methode, bei der Kinder selbst entscheiden, was und wie sie lernen wollen, werde als Königsweg kindlicher Entwicklung betrachtet, sei jedoch lernpsychologisch problematisch. Sie betont: „Man unterstellt, so würden Kinder aus sich heraus am meisten lernen.“ Doch dies sei nicht der Fall. Strukturierte Lernprozesse, die Kindern helfen, neue Interessen zu entwickeln und Herausforderungen zu meistern, seien wichtig.
Eine zu verschulte Betreuung, wie in manchen anderen Ländern, lehnt sie ebenfalls ab, betont aber, dass eine gute Balance zwischen freiem Spiel und gezielter Anleitung notwendig sei, um Kinder optimal zu fördern. „Kinder können nur neue Interessen entwickeln, wenn sie entsprechende Anregungen und Anleitung bekommen“, so Verbeek. Sie betont, dass dies auch darauf vorbereite, in der Schule mit strukturierten Lernprozessen umzugehen, da es dort nicht nur nach den eigenen Interessen gehen könne.
So fordert Verbeek eine Pädagogik, die eine gesunde Mischung aus Selbstbestimmung und Anleitung bietet. „Eine Pädagogik, die auf eine gesunde Mischung setzt, wäre ideal,“ sagt sie. Viele Erzieherinnen und Erzieher hätten Schwierigkeiten mit der aktuellen Ausrichtung der Kita-Pädagogik, da sie ihrer eigenen Erfahrung widerspreche. Verbeek möchte diese Fachkräfte ermutigen, eine kritischere Perspektive einzunehmen und die bestehenden Konzepte zu hinterfragen.
In ihrem Aufruf warnt Verbeek insbesondere vor einer Pathologisierung von Verhaltensaufälligkeiten. „Voreilig gibt man heute Erziehungsprobleme, die Eltern und pädagogische Fachkräfte aus Unwissenheit, Ideologisierung, Ängstlichkeit und Bequemlichkeit nicht lösen, als ‚Störungen‘ an Psychologie und Psychiatrie weiter. Kinder sollen dann behandelt, wiederhergestellt, letztlich repariert werden – letztlich um den Preis verlorener Entwicklungszeit, Leid für die Kinder und einer ihnen immer anhaftenden Etikettierung als psychisch krank.“ News4teachers
Meine Rede. Ich wüsste auch eine Lösung, die 2000 Jahre lang wunderbar funktioniert hat, und seit 20-50 Jahren als böse verteufelt wird.
Das hat aber wohl nur für eine Hälfte der Menschheit “wunderbar funktioniert”. Die – wahrscheinlich für fast alle – bessere Idee wäre geteilte Erwerbs- und geteilte Carearbeit. Jedenfalls sollte man, gerade in einer Demokratie, nicht die Ökonomie über die Bedürfnisse von Groß und Klein stellen.
“Geteilte Care- und Erwerbsarbeit”, selbstbestimmt partnerschaftlich besprochen, ist in zahlreichen Familien mittlerweile gelebter Alltag. Für die Vergangenheit kann ich Ihre Argumentation nachvollziehen, gegenwärtig für patriarchale Gesellschaften auch noch, für westliche Länder mit liberalen Demokratien gilt dies jedoch nicht mehr.
Jeder Mensch (w/m/d) kann hierzulande selbst entscheiden, mit wem er oder sie eine Partnerschaft mit Kindern eingegangen möchte oder nicht. Reife Menschen wissen zudem: Man kann im Leben nicht alles haben. Augen auf bei der Partner*innenwahl!
So ist es. Meiner Beobachtung, un aus eigener Erfahrung, sehe ich aber, das dabei oft beide Elternteile gestresst sind.
Ja – und das bringt niemandem was.
Das ist unbenommen.
Leider steht in der Regel eher das Eigenwohl statt des Kindeswohls im Vordergrund.
Woher wissen Sie das?
Es stellte sich vor Erfindung der elektrischen Haushaltsgeräte aber nicht die Frage nach dem wer macht was.
Ja aber mit 1800€ elterngeld kann der Elternteil mit besserem Verdienst eben nicht ein Jahr zu Hause bleiben.
Wer soll sich das leisten können?
Meistens verdienen die Männer mehr und meistens bilden sich die Paare nach diesem System.
Konsequenz davon ist, dass die Frauen zu Hause bleiben.
Außerdem können Männer nunmal nicht stillen.
Auch Müttermilch und an der Brust trinken ist nachweislich gut für das Kind. Egal wie gender gerecht es sein soll. Das kann man nicht ändern!!!
Kaum eine Frau wird ein Problem damit haben, ein Jahr zu Hause zu bleiben, ggf. zu stillen und in dieser Zeit mittlerweile immerhin 1800€ zu bekommen. (Eine Freundin von mir musste, bevor es Elterngeld gab, zu diesem Zweck Sozialleistungen beantragen). Nur nach diesem Jahr sind Kinder ja noch lange nicht groß. Und zu diesem Zweck gab es die Hausfrauenehe, auf die “Unfassbar” vermutlich anspielt. Bevor es Eltergeld gab, konnte man zumindest schon Elternzeit nehmen. Davor musste man sich bereits am Ende des Mutterschutzes entscheiden, ob man wieder arbeiten geht, oder seinen Job kündigt. Konkret hieß das: Wenn der Mann genug verdient hat, blieb die Frau mit den Kindern zu Hause, wenn nicht galt sie als Rabenmutter, weil sie arbeiten gehen “musste”. D.h. die freie Berufswahl war für Mütter quasi ausgehebelt, sie hatten Hausfrau zu werden. Da Frauen logisch denken können, bekamen viele unter diesen Umständen eben keine Kinder mehr. Da ging dann das Gejammer los, dass zu wenig Kinder geboren werden. Darum gibt es mittlerweile Elterngeld. Aber nach einem Jahr besteht das Problem wieder, und es ist heutzutage nicht mehr dadurch zu lösen, die Frauen wieder hinter den Herd zu schicken. Das werden die heute nicht mehr mitmachen (außer denjenigen, die Hausfrau sein w o l l e n), und viele Familien können sich das auch gar nicht leisten.
Hier muss keine individuelle Lösung, nach dem Motto: Augen auf bei der Partnerwahl, gefunden werden, sondern eine gesellschaftliche, die es Eltern (m,w,d) ermöglicht arbeiten zu gehen und Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.
Wenn man bedenkt, dass bis in die Mitte der Siebziger Jahre der Mann den Job seiner Frau kündigen konnte, wenn er mit ihrer Haushaltführung nicht zufrieden war (Ich habe mich deswegen damals gefragt, warum Frauen unter diesen Umständen überhaupt heiraten), möchte man als Frau wirklich nicht in diese Zeiten zurück, weil diese Lösung, wie weiter oben geschrieben, nur für eine Hälfte der Menschheit zufriedenstellend war.
Es gibt immer noch viele Mütter, die gerne zu Hause blieben, wenn es finanziell machbar wäre.
Väter nicht? Herzliche Grüße Die Redaktion
Die Väter, die ich kenne tatsächlich eher nicht … 🙁
Da fragt man sich doch warum?
Gibt es bestimmt. In meinem Umfeld sind es aber, wenn es diesen Fall gibt, dann die Mütter. Es sind übrigens auch diese Mütter, die dann vom Vater erwarten, dass er finanziell für die Familie sorgt.
Was ja auch vollkommen ist, oder nicht?
In Ihrer Redaktion arbeiten fast nur Frauen. Auch das ist ok.
Doch, liebend gerne.
Ja, das ist ein Problem, aber es geht in dem Beitrag ja im Wesentlichen darum, das Kind in den Mittelpunkt zu stellen, ungeachtet der Bedürfnisse der Eltern (hängt natürlich alles auch irgendwie zusammen). Und Kinder verpassen erstmal nichts, wenn sie die ersten 2-3 Lebensjahre zu Hause bleiben. Selbst ausländische Kinder können mit einer zu frühen Zweisprachigkeit überfordert sein.
Es ist sicher richtig und wichtig, dass es frühe Betreuungsmöglichkeiten gibt, aber auch hier ist es vielleicht ein Kompromiss, dass Kind nicht gleich mit einem Jahr ganztags betreuen zu lassen, sondern erstmal nur am Vormittag – sofern das eben möglich ist. Es wäre schön, wenn die Politik und teilweise auch die Arbeitgeber den Eltern die (finanzielle) Freiheit geben würden, diese Zeit im Sinne ihrer Kinder zu gestalten ohne natülich den einen oder anderen Weg zu verteufeln.
Genau!
Aber man könnte es endlich akzeptieren!!!
Keiner kann alles haben im Leben. Aber genau das wollen die Leute heute – alles und am Besten noch umsonst und sofort.
Und noch etwas:
1800 € Elterngeld!!!!
Geschenkt!
1 Jahr lang!
Was bitte wollen Sie denn noch?????
Kinder-/Familienzuschlag wäre noch ganz nice.
Fordern, fordern , fordern……. Ich glaube, wir waren früher mit weniger durchaus zufriedener. Es steht nirgends geschrieben, dass der Staat/Steuerzahler Kinder vollfinanzieren muss. Irgendwo sollten die Eltern auch noch Verantwortung übernehmen und vielleicht mal in dem einen und anderen materiellen Bereich zurückstecken.
Na, dann bleibe ich dabei meinen Kindern beizubringen, dass sie sich für niemanden außerhalb der Familie zu interessieren haben. Mir ist es völlig egal, was Kinderlose im Alter machen. Keines meiner Kinder wird sich um so jemanden scheren, dafür sorge ich jetzt mit meiner Erziehung. Hoffentlich haben solche Leute später jede Menge Zeit ihre Bedürfnisse im pflegerischen Bereich zurückzustellen.
Euch Forderern ist schon klar, dass das die freiwillig oder unfreiwillig Kinderlosen alles mitfinanzieren?
Was ich will habe ich nicht gesagt, ich habe nur die Fakten geschildert.
Wenn man will, dass mehr Männer zu Hause bleiben, wird das so halt nix.
Btw wurde das Elterngeld seit langem nicht mehr angepasst, nicht mal an die Inflation. Da würde ich tatsächloch wollen, dass das angepasst wird.
Geschenkt? Diese Personen (ob Mann oder Frau) haben teilweise viele Jahre in eine teure Ausbildung investiert und auch hohe (absoulte) Abgaben in deren Berufsleben gezahlt…
Sicher??
Das ist nicht geschenkt, sondern honoriert die Unterbrechung der Erwerbsarbeit und das Aufziehen kleiner gesunder Steuerzahler…
Elterngeld gibts es nicht 1 Jahr lang, sondern nur 10 Monate, wegen der 2 Monate Mutterschutz.
Und wenn man 2 Jahre machen möchte, was wir seit dem 2ten Kind gemacht haben gibt’s nur noch die Hälfte, das wird dann sehr eng, wenn der arbeitende Partner nicht genug verdient, und das ist leider die Mehrheit. Das Ganze wird finanziell mit jedem weiterem Kind immer problematischer. Es gibt da ja nicht mehr Elterngeld.
Wohngeld und Kinderzuschlag sind so bürokratisch und teilweise extra in die Länge gezogen, dass man schier verzweifeln könnte und es sogar einklagen muss.
Eltern sind finanziell quasi gezwungen beide Arbeiten zu gehen, und das früh.
Die Unterstützung ist mehr oberflächliches politisches Gelaber, wenn es nicht ankommt und dann auch nicht reicht.
Das merkt ihr dann, wenn ihr selbst Kinder bekommt…
Finanziell ist das ein einziges Disaster, besonders bei Otto Normal Verdienern mit 2000- 3500 Brutto.
Mit 3 Kindern zB. ist man nicht ohne Grund Armutsgefährdet.
Also Kinder in die Kita um Geld rein zubekommen, allein schon für die abartig hohen Mieten.
Eltern werden finanziell gezwungen ihre Kinder früh in die Kita zu schicken.
1800 ist nicht richtig!
1800€ ist nur der Höchstsatz. Das Elterngeld ist nur 60% des vorherigen Gehaltes.
Hier im Artikel geht es darum die Kinder aber länger zuhause zu lassen.
Bei 2 Jahren Elternzeit wird das Elterngeld auf 2 Jahre aufgeteilt. Also nur noch die Hälfte davon pro Monat. (Ein drittes Jahr ist gar nicht erst vorgesehen.)
Das ist schnell auf Bürgergeldniveau.
1800,- Elterngeld ?Ist dies realistisch?
Da verdient doch mancher Netto auch in Erwerbsarbeit nicht mehr?
Über 1800 € würde sich bestimmt so manches Elternteil freuen.
Viele haben bei Vollzeitarbeit noch nicht einmal so viel.
Dann wird man sich wohl einschränken müssen.
Wer das Eine will, muss das Andere mögen.
Es ist eine Frage der Prioritäten. Ist das Wohl der Kinder an erster Stelle oder die Selbstverwirklichung der Eltern.
Die geteilte Care Arbeit ist nur auf den ersten Blick eine Lösung. In vielen Berufen kaum möglich. Zusätzlich stresst es die Eltern, weil beide zwei Aufgaben parallel zu bewältigen haben, die in gegensätzliche Richtungen weisen.
Typisches Beispiel, das ich immer wieder beobachte sind Eltern, die schnell ihr Kind zur Kita oder Schule bringen um dann noch pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Das gleiche am Nachmittag, wenn es um die Abholung geht.
Demgegenüber gibt es manchmal ja noch die ganz entspannten Eltern, die die Kinder ganz entspannt begleiten, weil sie die Zeit haben, sich in den folgenden Stunden zu erholen. Wenn die Kinder nach Hause kommen, sind diese Eltern auch meist entspannt. Genauso, wenn mal der Unterricht ausfällt oder ähnliches.
Man könnte ja auch wahlweise wie seit 2000 Jahren UND endlich die Caretätigkeit bezahlen. Mit Rentenansprüchen, versteht sich.
Das will aber eine Hälfte wohl eher nicht.
Die Dauer von 2000 Jahren würde ich stark in Zweifel ziehen. Familienstrukturen und die Art und Weise der Kindererziehung haben sich in den letzten 2000 Jahren immer wieder verändert und sind auch nicht in allen Kulturen gleich. Das Familienbild, an das Sie denken, stammt aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ältere Familienbilder kommen mir bei all ihren Schwächen besser und für die Kinder zuträglicher und förderlicher vor als das, was heute als fortschrittlich, gerecht und glückselig machend propagiert wird.
Kindheit als schützenswerter definierter Raum für alle Kinder gibt es erst seit dem 18. Jahrhundert zunächst in der Philosophie und durchgesetzt wurde er erst nach Ende zweiten Weltkrieges hierzulande.
Die von Ihnen beschriebenen 2000 Jahre, da sind wir schon in der Antike,c war da schlicht klassistisch. Nur die römische Oberschicht hatte beispielsweise Kindheit, bei Kindersklaven wurde erwartet, dass sie ab dem 5. Lebensjahr mitarbeiteten. Auch die Rechtsfähigkeit war klassistisch. Bitte einmal nachlesen.
Ja sicher, vor allem die geistige Gesundheit der Menschen im Mittelalter und der zeit danach: Legendär. Alle glücklich. Nun gut, die haben schon als Kind Alkohol in Mengen getrunken die uns heute ins Grübeln bringen würden aber egal. Und die Empathiefähigkeit der Männer (und Frauen) von 33 bis 45 sollten uns heute Vorbild sein. da sieht man wie Empathisch Menschen sind die in glücklichen Großfamilien ohne Fremdbetreuung aufwachsen.
Sie meinen, dass Frauen arbeiten gehen und Kinder von älteren Geschwistern oder Alten versorgt werden, die oft nicht der eigenen Familie angehören? Also wie ne Kita?!
Nenene, das geht garnicht. Verstehen Sie doch bitte: Dann gibt es mehr soziale Mittelschicht, die fordern! Dann muss von den Profiten abgegeben werden, um diese Forderungen von starken Familien zu erfüllen…wo kämen wir da hin?
Es ist gut, dass N4T auf diese Perspektiven aufmerksam macht. Denn sie gehen viel zu oft unter, weil es immer nur darum geht, die Betreuungszeiten der Kinder zu maximieren, damit ihre Eltern die eigene Arbeitskraft möglichst ungetrübt durch lästige Care-Arbeit vollumfänglich dem “Standort Deutschland” zur Verfügung stellen können — eine Sichtweise, die sich quer übers ganze politische Spektrum hin durchgesetzt hat.
Leider wird wohl auch weiterhin der Wind in die andere Richtung wehen. Der Trend geht hin zu einer Gesellschaft, in der möglichst kein Individuum zwischen 1 und 18 Jahren nicht von mindestens 8:00 bis 16:00 in irgendeiner Art Verwahranstalt steckt. Die diskursiven Geschütze sind nicht nur längst schon in Stellung gebracht, Stichwort “Kitapflicht” — es werden längst schon Fakten geschaffen, wird gefeuert aus allen Rohren, etwa in Form des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung. Klar, das kann man doch schön finden, wenn alle Eltern so ein Recht haben. Das Dumme ist nur: es wird eine Situation entstehen, schleichend, aber unausweichlich, in der aus dem bloßen Anspruch erst eine Normalität und dann eine Pflicht wird. Eltern werden es immer schwerer haben, ihr Kind “schon” um 14:00 oder 15:00 auch in anderen Umgebungen Erfahrungen machen zu lassen. Nicht nur wegen des subtilen sozialen Drucks, der sich aufbauen wird. Nicht nur, weil Schulen mehr und mehr von offenem zu gebundenem Ganztagsbetrieb übergehen werden, nach dem Motto “wenn, dann richtig”. Und irgendwann, wenn dann alle Sportvereine, Schwimmbäder und Musikschulen abstorben sind, weil ihre Kundschaft von den “8-to-4”-Lernfabriken vollends verschlungen wurde, wird es schlichtweg auch gar nichts anderes mehr zu tun geben als in der Schule zu hocken.
Die Kita-Pflicht gibt es schon längst! Als mein Kind vor 11 Jahren als Einjähriger stark entwicklungsverzögert, aber noch ohne medizinische Diagnose war (die Behinderung wurde erst spät herausgefunden), wurde mein Mann schwer krank. Sein Krankengeld reichte nicht, also mussten wir zum Jobcenter. Dort wurde mir gesagt: wenn wir Leistungen haben wollen (4 Personen-Haushalt), müsse ich mich mindestens 15 Stunden zur Verfügung stellen und da das kleine Kind ja einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz hat, wäre ich dann auch verpflichtet, das Kind in die Kita zu geben.
Ich hatte nur die Wahl zwischen: Kind in die Kita stecken und Hilfe in der Not bekommen oder Kindeswohl verteidigen und alles Ersparte für die Miete aufbrauchen.
Wir haben letzteres gemacht und ich bin 11 Jahre später so froh, dass ich meinem Mutterinstinstinkt gefolgt bin. Mein Kind hat inzwischen einen Pflegegrad und Schwerbehindertenausweis. Aber, weil ich von Anfang an IHN ihm Blick hatte, konnte er sich außergewöhnlich gut entwickeln.
Diese Kitapflicht für Hartz4/Bürgergeldkinder aber immer schön verschwiegen.
Bindung muss man sich leisten können. Traurig… Die Gattung “Mensch” verleugnet sich selbst.
Auch hier meine FRage: Wie sieht es mit Klagen und Gerichtsentscheidungen aus?
Mittlerweile, wo Kitas noch längst nicht überall die Betreuungszeiten einhalten können, dürften sich Gerichte schwer tun, ohne Tücksicht auf Kinder Druck auf ihre Eltern auszuüben.
Der Trend geht vor allem in die Richtung, dass Selbstverwirklichung des einzelnen über dem Wohl der Familie steht.
Hier schon so: Ganztagsbetreuung darf ich mir nutzen, wenn mein Kind jeden Tag bis 15 oder 16 Uhr bleibt. Früher Abholen nicht erlaubt, sonst gefährdest du den OGS Platz. Der Unterricht endet teilweise um 11.30 Uhr. Welcher Mensch mit Job kann da sein Kind abholen? Niemand. Deshalb sind alle gezwungen ihr Kind bis 15 Uhr betreuen zu lassen. Auch am freien Tag oder wenn man um 13 Uhr frei hat und Zeit mit dem Kind verbringen kann und möchte
Gibt es dagegen auch Klagen? Und wenn ja, wie sieht es mengenmäßig aus im Verhältnis zu jenen Klagen, wenn für ein U-3-Kind gar kein Betreuungsplatz angeboten werden konnte? Über die zuletzt genannten Klagen wurde in der Presse regelmäßig berichtet. Dass es tatsächlich eine Praxis gibt, Eltern daran hindern zu wollen, ihr Kind früher als “gebucht” abholen zu können, finde ich kleinkrämerisch und erbärmlich. Ehrliche Eltern hätten bei so einer Praxis der Platzvergabe das Nachsehen. Wenn andere Eltern ihre Kinder entgegen den mündlichen oder schriftlichen Vereinbarungen früher abgeholt und öfter daheim betreut haben, wurde das in den Einrichtungen, in denen ich von entsprechenden Forderungen bei der Platzvergabe erfahren habe, selbstverständlich geduldet. Immerhin hatte man so in Krippe, Kita oder OGS bessere Möglichkeiten gut auf Kinder eingehen zu können.
Gut, dass es auch Pädagogen in Leitungsstellen gibt, die Eltern stets zugestanden haben, dass sie ihre Kinder auch mal nicht in die Betreuung gehen lassen oder sie früher abholen, um selbst mehr Zeit mit ihrem Kind verbringen zu können.
Wieso kann das Kind nicht um 11.30 Uhr selbständig nach Hause gehen?
Das verstehe ich auch nicht. Meine Kinder waren Anfang der 90er ab der 3. Klasse “Schlüsselkinder”. Hat gut funktioniert. Hausaufgaben haben wir Eltern am Anfang noch abends kontrolliert, ab der weiterführenden Schule dann nur noch, wenn die Kinder um Hilfe baten.
Ja, weil die Welt sich ändert! Meine Güte, wie sie schon sagen 90’er nicht 2024…
Dass die Welt sich ändert, ist Fakt. Meine Frage ist nur, waren die Kinder/Jugendlichen früher selbständiger oder verwahrloster als heute?
Ist doch ganz einfach – hat es nie lernen dürfen.
Vielleicht ist die Schule aber auch extrem weit weg.
Ein Bekannter fährt sein Kind nicht nur zur Schule, sondern auch zum Training. Der Junge, 14, wird nie lernen, solche (auch noch kurzen Wege!), selbstständig zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu bewältigen. Nein, auch im Sommer fährt der Papa.
Also muss sich auch in der Arbeitswelt – der Wirtschaft – etwas ändern.
Familienfreundlich ist das in der Regel nicht.
Es ist erstaunlich, wie sich die politische Landschaft verschoben hat, wenn es um pädagogische Themen geht. In den 1970ern noch waren es Linke, die gesagt haben: die Kinder müssen raus aus dem autoritären Mief der bürgerlichen Kleinfamilie, und rein in die emanzipatorischen Kinderläden. Heute sind es u.a. die neoliberale INSM und die Arbeitgeberverbände, die massiv die Werbetrommel rühren für möglichst frühe, möglichst lange und möglichst ganztägige Verwahrung des Nachwuchses rühren. Und die Reste der ehemaligen Linken, wie die GEW, plappern dieselben Ideologeme nach, denn wenn auch Jutta Allmendinger von der totalen Ganztagsschule träumt, dann kann daran ja nicht so viel falsch sein.
das liegt halt auch an der Intention, warum Kinder wo sein soll(t)en:
Sie erwähnte es ja:
als die den Anreißer gelesen habe, dachte ich mir:
Bestes Beispiel dafür, dass auch “Wissenschaftler*innen” dezenten Müll verbreiten können.
Aber der Text ist deutlich differenzierter.
Zum Glück.
Die Bindung zu den Eltern klingt ja auch bei anderen, älteren Untersuchungen an.
Problem ist, dass in unserer Klassengesellschaft eine gute KiTa der bessere Platz für einen großen Teil der Kinder ist, weil daheim mehr Stress herrscht (häusliche Gewalt, Wohlstandsverwahrlosung etc. pp.)
Da hat sich nichts verschoben. Linke fordern bessere Kindergärten mit besserer Ausstattung und selbstbestimmten Lernen. Konservative, Rechtskonservative und Nazis fordern ein zurück an den Herd für Mütter und wittern den Untergang des Abendlandes bei Fremdbetreuung. Und mehr Disziplin und weniger Selbstbestimmung für alle.
Das ist ja mal eine schöne Schublade, in die Sie Konservative, Rechtskonservative und Nazis so nonchallant und undifferenziert zusammenwerfen….
Jawoll! Genau so isses.
Punktum und basta!
Und bloß keine Widerrede, sonst….rechts und so.
Seufz, schön, wenn das Leben so einfach ist.
Ich beneide Sie glühend. 🙂
Betreuungsmöglichkeiten für Kinder ab sechs, die diese freiwillig und unangemeldet besuchen können, sind rar geworden. Schade um die “offenen Treffs” und die guten Horte, die kaputtgespart wurden.
Als Erzieherin fand ich es angenehm zu wissen, dass alle KInder freiwillig in der Einrichtung waren und nach Belieben kommen und gehen durften, Freunde und Geschwister konnten sie auch mitbringen.
“Viele Erzieherinnen und Erzieher hätten Schwierigkeiten mit der aktuellen Ausrichtung der Kita-Pädagogik, da sie ihrer eigenen Erfahrung widerspreche.
Verbeek möchte diese Fachkräfte ermutigen eine kritischere Perspektive einzunehmen und die bestehenden Konzepte zu hinterfragen.”
Ich muß gestehen, dass “die bestehenden Konzepte zu hinterfragen” in den letzten zehn Jahren mein Lieblingshobby war – mit sehr begrenzter Resonanz.
Dieses “kritische Hinterfragen” führte meist zu nicht mehr als einem bedauernden Achselzucken.
Die Kolleginnen waren alle so gefangen in ihrem Alltag mit seinen täglichen Herausforderungen zwischen Beruf, Familienmanagement und dem sonstigen “ganz normalen täglichen Wahnsinn”, dass die gar keine Kapazitäten frei und auch nur sehr gering ausgeprägtes Interesse hatten irgend etwas grundlegend in Frage zu stellen.
Da war bei einigen schon so eine latente Unzufriedenheit mit dem gesamten Betreuungssystem und seinen Konzepten. Aber der Gedanke, dass man da etwas ganz grundsätzlich verändern könnte und auch sollte, der drang nie tief genug durch die Gehirnwindungen. Das blieb scheinbar außerhalb jeglicher Vorstellungskraft.
Irgendwie stand ich da meist relativ alleine da. Die haben einfach alle immer weiter “funktioniert”. Sie fanden auch vieles nicht gut und richtig, haben ab und zu “gejammert”, aber trotzdem weiter ihren “Job” gemacht und waren offenbar gar nicht sooo unzufrieden. Die konnten das alles viel leichter wegstecken.
In so einer Situation fängt man an nicht mehr die “bestehenden Konzepte” zu hinterfragen, sondern sich selbst. Auf Dauer kann einen das regelrecht in Depressionen verfallen lassen. Was habe ich an mir selbst gezweifelt. Warum kriegen die das hin, während es mich schier in den Wahnsinn treibt?
Wie können die das einfach so wegstecken?
Da denkst du irgendwann, diese Zweifel lägen ausschließlich an deiner eigenen Unzulänglichkeit.
Da regt sich schon fast ein klein wenig Bitterkeit in mir, wenn jetzt eine Psychologin und ausgewiesene Bildungswissenschaftlerin zum Thema genau das sagt, und zwar hundertprozentig und in allen Punkten, worüber ich mir die letzten Jahre den Mund fusselig geredet habe.
Und auf der anderen Seite spüre ich eine gewisse Genugtuung, das Gefühl, vielleicht doch nicht ganz falsch gelegen zu haben.
Bleibt zu hoffen, dass diese dringend erforderliche Debatte nun doch endlich breiter geführt wird und sich auf die zukünftige Kita-Pädagogik auswirkt.
Den Kindern und auch den Fachkräften wäre es zu wünschen.
Für mich persönlich komnt sie leider zu spät.
… wird die erforderliche Debatte an der Kostenfrage enden. Fortschritt ist nur erreichbar, wenn das Angestrebte, Erforderliche, Notwendige deutlich preisgünstiger zu haben ist als das Bestehende. Und bitte preisgünstig nicht im Wortsinne auffassen sondern im Sinne von billiger.
Als ob sich die Alterskohorten, die die Mehrheit der Wählerstimmen auf sich vereinigen, für Ausgaben im Kita-Bereich und der frühkindlichen Erziehung stark machen werden. Hierbei gibt es natürlich eine Ausnahme, die geburt von Enkelkindern …
Und ebenso geht es mir als Berufsschullehrerin für Erzieher und Erzieherinnen. Endlich fühle ich mich wieder in meiner Profession gestärkt, den Unterricht, den ich zwischen Prinzipien wie „zeigen, vormachen, nachmachen, Interesse wecken etc. anlege/ ausrichte, deutlich zu vertreten. Ich arbeite grundsätzlich so, aber der Gegenwind der Azubis, die ja das Gegenteil in der Praxis sehen, ist durchaus schwer erträglich.
Das Fachpersonal wird auch dafür bezahlt, dass es zeigt, vormacht, anleitet, aktiv bildet und erzieht und Kinder im gefühlten stundenlangen Freispiel nicht verwahrlosen lässt. Wer zuhause wenig kennenlernen kann, muss in der Kita die Möglichkeit bekommen. Die Grundschulen schaffen es nicht mehr, diesen gewollten Rückstand aufzuholen.
Liebe Marion, als ältere Grundschullehrerin ging es mir seit mehr als einem Jahrzehnt genauso wie Ihnen. Auch in der GS wurde viel gestöhnt und geklagt, doch so manche unselige Reform in GS-Pädagogik wurde kaum hinterfragt.
Auch ich stand mit meiner Kritik relativ alleine da. Mir wurde zwar nicht widersprochen, doch Interesse an Überlegungen, was eigentliche Ursache sein könnte für immer auffälligere, unglückliche und gestörte Kinder war ziemlich gering. Ständig neue Erziehungskonzepte wurden gläubig hingenommen, und wenn sie nicht hinhauten, wie sie sollten, lag das höchstens an zu schlechten Rahmenbedingungen, nicht aber an fragwürdigen Ideen sogenannter Experten.
Sowohl die Kita- als auch Schulpädagogik gehören längst auf den Prüfstand. Das geschieht aber nur dann, wenn die Praktiker an der Basis, also Erzieher- und Lehrer/innen, den Dingen mehr auf den Grund gehen und nicht mehr allein die Erklärung im Raum steht, dass zu wenig Geld in Bildung gesteckt würde. Man muss auch die ideologische Richtung hinterfragen, in die seit Jahrzehnten erzogen und gebildet wird oder nach den ureigensten Bedürfnissen der Kinder für ein gesundes Leben, Aufwachsen und Lernen.
Die geschilderten Eindrücke kann ich gut nachvollziehen. Es waren überwiegend Einzelne, die wirklich kritisch waren und dafür eher Kritik als Unterstützung erhalten haben. Insgesamt könnten auch die Kitafachkräfteverbände um einiges kritischer sein.
Liebe Marion,
da bin ich zu 10000% und mehr genau dabei!
Auf Schule übertragbar.
Ansonsten ist dem nichts mehr hinzuzufügen.
Dass die Bindung zu den Eltern die echte Grundlage für eine gesunde Entwicklung ist, sollte eigentlich niemanden überraschen! Aber das sieht die Politik nicht so, dort wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weit höher priorisiert!
Die im Beitrag beschriebenen Folgen sind für alle spürbar. Die Leidtragenden sind in erster Linie die Kinder und die Eltern, dann die Kitas und ähnliche Betreuungseinrichtungen, dann die Schulen/Unis und dann die Gesellschaft schlechthin!
Großartiger und lang überfälliger Beitrag!
Danke Veronika Verbeek!
Danke für den Mut N4T!
Ich habe nicht den Eindruck, dass es den französischen oder schwedischen Kindern besonders schlecht geht.
In der ZEIT gab es kürzlich einen Artikel zum Forschungsstand bezüglich des Nutzens und Schadens der frühen Erregung im Kindergarten. Das Ergebnis: Es gibt keine starken Belege für eine Schädlichkeit der frühen Betreuung.
Wenn die frühen Ki dergartenbetreuung so schädlich wäre, wie manchmal behauptet, dürften die negativen en Folgen doch eindeutiger nachweisbar sein.
Mir scheint die Diskussion ein typisch deutscher Nachfolger der Rabenmutter- Ideologie zu sein.
Da hat die Autokorrektur wohl aus einer “Betreuung im Kindergarten” eine “Erregung im Kindergarten” gemacht.
https://bescheiber.de/artikel/frankreich-erziehung-muetter-entfremdung
Nur mal, um ein wenig hinter die glitzernde Fassade der lässig-coolen Französinnen zu blicken.
Ist zwar schon von 2013. Aber auch damals wurde uns Frankreich hinsichtlich dieser Thematik ja schon als leuchtendes Beispiel um die Ohren gehauen.
@Marion
Der link funktioniert leider bei mir nicht.
Dann einfach “Liebe auf Distanz
Frankreich Beschreiber.de” eingeben.
Danke!
Auch herzlichen Dank von mir für den tollen Artikel!
Über Schweden, das bei uns auch ständig über den grünen Klee gelobt wird, habe ich vor ca.10 Jahren Ähnliches gelesen.
Wann wird man endlich aufhören mit dem kinder- und familienfeindlichen Märchen von der wundervollen “Vereinbarkeit von Familie und Beruf” in Frankreich oder Schweden? Und haben die Befürworter dieser Familienpolitik sich jemals darum bemüht, ein wenig hinter die Kulissen zu blicken anstatt die aufgeschnappten Lobeshymnen ohne besseres Wissen naiv zu wiederholen und andere mit ihren Behauptungen zu beeindrucken?
Über Schweden las ich noch, dass viele Mütter ihr Berufsleben frühzeitig aufgeben müssten, weil die Doppelbelastung ihre Gesundheit ruiniert und die Kräfte aufgezehrt hatten.
“Wenn die frühe Kindergartenbetreuung so schädlich wäre, wie manchmal behauptet, dürften die negativen Folgen doch eindeutiger nachweisbar sein.”
Das ist ja ein sehr komplexes Feld.
Wie weist man das nach? An welchen Kriterien genau macht man das fest?
Welche Faktoren spielen sonst noch eine Rolle?
Das Leben wird durch unzählige Faktoren beeinflußt. Wie stellt man da zweifelsfrei einen Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Bedingungen (also z.B frühkindliches Betreuungssystem) und dem jeweiligen Ergebnis her?
Die Dänen, die Schweden, die Finnen, also ganz allgemein die Skandinavier liegen, was den weltweiten Glücksindex betrifft ja immer ganz weit vorn.
Gleichzeitig sind diese Länder beim Verbrauch von Antidepressiva europaweit ganz weit vorne mit dabei. Wie passt das zusammen?
Zwar ist der Konsum von Antidepressiva in Deutschland in den Jahren von 2000 bis 2020 um 200% gestiegen. Gefolgt von Schweden mit 135, Finnland 130 und Dänemark 129%
Allerdings bewegen sich die Werte im Verbrauch in Deutschland grundsätzlich auf wesentlich niedrigerem Niveau als in den skandinavischen Ländern, die während der letzten 20 Jahre immer ganz weit vorne mit dabei waren, während sich Deutschland eher unter dem Durchschnitt bewegte. (euronews Psychopharmaka in Europa)
Da stellt sich schon die Frage, wieso schlucken die glücklichen Skandinavier so viele Antidepressiva?
Oder sind die etwas so glücklich, WEIL sie mehr Antidepressiva einnehmen?
Sollten wir in Deutschland also auch unseren Konsum an stimmungshebenden Medikamenten erhöhen?
Alles Fragen, die sich stellen, wenn man sich an den nackten Zahlen und Statistiken orientiert.
Vielleicht war das ja der Grund für die Legalisierung von Cannabis in DE? 🙂
Jo. So wirds wohl sein.
Gucken wir genau auf die Glücksstatistiken der nächsten Jahre. Bin gespannt, was sich da tut.
🙂
Hmm, mit schwedischen und französischen Kitas möchte ich Dortmunder Kitas aber nicht vergleichen. Wie ist dort der Personalschlüssel?, wie lange sind die Kinder dort?, Wie groß/klein sind die Gruppen?,
Ab welchem Alter fängt die Bereuung an? , ect..pp
“Die allgemeine dogmatische Rahmung, wonach ein Kind möglichst früh in die Kita soll, muss aufhören“
Das ist doch eigentlich keine pädagogische Erkenntnis, sondern es hat mit dem Fachkräftemangel zu tun. Sollte der sich einmal wieder umkehren, dann wird das neue Dogma ” Mutterbetreuung bis zum 6. Lebensjahr” heißen, und die Frauen werden wieder schneller zu Hause sein als sie “Kita” sagen können.
Ich müsste also Lehrerin mein Kind mit 17 Monaten in die Kita bringen, weil mir sonst Zwangsversetzung an eine Schule im Umkreis von 35 km gedroht hätte. Heute sind es sogar 50 km. So geht das Land NRW mit jungen Eltern um.
Noch schnell das neueste Update aufs Kind überspielen, das hat irgendeinen Bug und läuft auch noch nicht richtig. Es hat seit Tagen Kompatibilitätsprobleme mit KITA1.0.
Danach Selbiges sofort mit allen viral teilen, evtl. kennt jemand ein Workaround. Oder gibt’s da einen trendigen Lifehack? Frage an die KI: Wie lange braucht ein Kind sein Privatleben und wie lässt dies sich abkürzen? … ach, und Butter brauchen wir doch: Siri, check mal Kühlschrank.
Ich sehe das seit Jahren genauso.
2002 war ich mit meiner Ausbildung fertig und der Job, die Kinder und die Eltern waren sehr entspannt. Irgendwann kamen erst Familienzentren und 2 Jährige hinzu. Das Wickeln ging los, mehr Personal gabs nicht.
Gleichzeitig kamen auch OGS Betreuungen.
Ich weiß nicht wie Eure Ausbildung so war, aber in meiner haben wir weder wickeln noch Partizipation erlernt. Natürlich hat man situationsorientiert gearbeitet, aber auch nicht jeden Tag 5 Stunden auf dem Boden. Man hat Vorschularbeit gemacht, die Morgenkreise bis auf 40 Min. gedehnt und Bilderbuchbetrachtungen mit der gesamten Gruppe durchgeführt. Heute geht das einfach nicht mehr. Die Vorbereitungszeit beläuft sich auf nahezu null. Vieles mache ich persönlich zu Hause (weil unser Job ja kein Job ist sondern eine Berufung ) oder schreibe Berichte während 20 Kinder um mich herum toben. Habe ein schlechtes Gewissen während ich mit 40° Grad Fieber im Bett liege, weil ich zum 8 Mal Corona mitgebracht habe (darüber freut sich meine eigene Familie im Übrigen auch sehr). Gefahrenzulagen stehen ja nur Menschen zu die mit der Gefahr leben müssen gesundheitliche Folgen durch die Arbeit davonzutragen… nicht wahr?
Alles in Allem ist das System auf einer umgedrehten Pyramide erbaut worden und steht auf keinerlei Fundament. Das überlebt kein Haus und kein System der Welt.
Familien müssten so entlastet werden, damit es ihnen Möglich ist , dass ein Elternteil zu Hause bleibt die Kitabetreuung wieder 7-12 Uhr und von 14.00- 16.00 Uhr läuft. Eltern für ihre Kinder da sein können wenn sie krank sind , Kinder wieder die Möglichkeiten haben Familienleben zu erleben (Mittagessen, Streit, Werte, Konsequenzen, Gesprächen ect.).
Meiner Meinung nach war das was wir in Corona Zeiten beobachten konnten, dass genau das fehlt. Familienzeit. Damit wären die Kitas und die Familien entlastet.
Sie beschreiben eindrücklich die unterirdische Situation in den KiTas. Und ihre logische Schlussfolgerung, dass sich etwas ändern müsste, ist natürlich richtig.
Allerdings gilt es zu verstehen, dass sich solche ausbeuterischen Systeme nicht einfach “von oben herab” ändern werden, sondern, dass die Veränderung aus dem System heraus geschehen muss. Der Profiteur einer Situation die im Ungleichgewicht ist hat kein Interesse daran etwas zu ändern. Das Interesse zur Veränderung liegt auf der “ausgebeuteten” Seite, nicht auf der Seite der “Ausbeuter”. Wenn sich etwas ändern soll, müssen daher die “Ausgebeuteten” ihre Macht und Würde wieder entdecken und aufhören sich klein zu machen.
Eine Kuh wird solange gemolken, wie sie Milch hergibt und die Zitrone wird solange ausgepresst, bis der letzte Tropfen Saft gewonnen ist. Die Politik/ Arbeitgeberverbände haben einfach kein Interesse daran irgendetwas an den miserabelen Bedingungen zu ändern, weil
a) die pädagogischen Fachkräfte sich so wunderbar auspressen lassen (sie machen sogar freiwillig unbezahlte Vorbereitungszeit und schleppen sich auf Grund eines schlechten Gewissens krank zur Arbeit)
b) die Kinder leider nicht für sich einstehen können und unter den Erwachsenen keine Fürsprecher haben:
1. Weil es die Eltern nicht interessiert, wie es ihren Kindern geht sondern nur, was ihr Arbeitgeber und ihre Kollegen über sie denken.
2. Weil der Politik völlig Latte ist inwieweit sich eine gute KiTa-Zeit förderlich auf ein Menschenleben auswirkt – schließlich zählt nur diese Wahlperiode.
3. Die Erzieherinnen das System welches ihnen und den Kindern schadet, durch ihre anhaltende Arbeitskraft weiter stützen und sich bspw. bereit erklären eine viel zu große Gruppe alleine zu bertreuen und damit in Kauf nehmen, den Kindern zu schaden.
Pädagogische Fachkräfte die wollen, dass sich etwas ändert sollten daher entweder
Es gilt wie überall im Leben: Es wird kein Prinz auf dem weißen Pferd kommen um einen zu retten. Wir Erzieherinnen sind angehalten uns selbst aus dem Schlamassel zu befreien, indem wir unsere Würde wieder entdecken und authentische Grenzen ziehen lernen.
Ich wünsche dabei viel Erfolg und alles Gute für die Gesundheit!
Ich auch. Aber es ist wie in den Schulen: man macht es trotzdem…für leuchtende Kinderaugen und Gotteslohn. Und aus Feigheit.
… schon mehrfach geschrieben, bring die lieben Kleinen zum Heulen. Man glaubt es, nicht wie die Tränen benetzten Kinderäuglein glänzen können:)
Ich verstehe die Diskussion über eine Ganztagesbetreuung von Kindern in der Kita nicht. Ich bin in der DDR groß geworden und sowohl meine Kinder, mein Mann sowie ich selber haben jeden Tag voll in der Kita verbracht und keinen Schaden davon genommen.
Manches Kind genießt heutzutage die tägliche Zeit in der Kita vielleicht mit ihren Freunden zu verbringen. Da einige Eltern ja sowieso gestresst und überfordert sind von den täglichen Aufgaben .
Ich find es geil, dass auf der einen Seite mit Kindeswohl argumentiert wird und das dürfe nicht unter arbeitsmarktpolitische Interessen gestellt werden. Andererseits hilft natürlich die gute Elternbindung dabei, dass aus den Kiddies später mal leistungsfähige und “brauchbare” Bürger werden, die schön arbeiten gehen. Haha.
Leider lässt es die Regierung nicht anders zu. Weil wir Familien müssen auch von was Leben und müssen das Geld irgendwo her bekommen. Immer sind die Kinder die leitenden in der Gesellschaft das unklar, wo sie doch unsere Zukunft sind .
Ich sehe das auch so, doch den Eltern bleibt doch meist nichts anderes übrig als beide Vollzeit zu arbeiten und das nur um sich ein einigermaßen normales Leben zu leisten. Da Wohnraum, Lebensmittel und Aktivitäten auch für Kinder immer teurer werden. Da ist in meinen Augen allerdings die Politik gefragt um das für ALLE wieder erschwinglicher zu machen. Alleine ein Besuch im Schwimmbad mit 2 Kindern mit dort etwas essen, ist man doch schon über 100 Euro los, da man meist so etwas dann den ganzen Tag in Anspruch nimmt, da sich sonst die Kosten erst recht nicht rechnen.
Politik was für Politik bitte immer nur bla bla bla von dennen ist dennen doch egal Hauptsache dennen geht gut sonst wäre es nie so gekommen wie jetzt
Die heutigen Lebenskosten sind als Familie nicht mehr haltbar, wenn nur ein Elterteil arbeitet. Also müssen die Kinder in die Kita, damit beide arbeiten gehen können.
Elterngeld ist 60% des vorangegangenen Gehaltes und nur 10 Monate lang. Bei 2 Jahren gibt’s nur noch die Hälfte.
Das ist ganz schnell unter Bürgergeldniveau. Kinderzuschlag und Wohngeld werden behördlich unnötig schwer gemacht. Dauert teilweise 15 Monate oder muss eingeklagt werden!
Die Eingewöhnung nimmt teilweise noch mal 4-8 Wochen in Anspruch.
Wenn ein U3 Platz frei ist muss man ihn sofort nehmen, oder unbestimmt lange warten. Da werden Kinder eher noch früher in die Kita gebracht, aus Angst den Platz zu verlieren.
… aber dafür gibt es doch die Grundsicherung …