AUGSBURG. Der Streit um die sogenannten “Exen” – unangekündigte Tests also – hat in Bayern zu einer wilden Debatte geführt, in die sich Schülerinnen und Schüler (mit einer Petition zur Abschaffung), Lehrkräfteverbände (Pro und Kontra), die Kultusministerin (erst gesprächsbereit, dann wieder nicht) und der Ministerpräsident (sie bleiben, basta!) eingeschaltet haben. „Die Diskussion geht völlig an den größten Herausforderungen vorbei, vor denen Bildungspolitik und Schule heute stehen”, stellt der Augsburger Schulpädagogok-Professor Klaus Zierer fest – und legt im folgenden Gastbeitrag dar, was er damit meint. Zierer sollte es wissen: Er arbeitet immer wieder mit dem weltweit prominentesten Bildungsforscher, dem Neuseeländer Prof. John Hattie, zusammen.

Humane Leistungskultur statt Kuschelecken-Pädagogik!
Junge Menschen wollen sich anstrengen, nachhaltig lernen und erfolgreich sein!
Ausgangspunkt der Petition ist die wissenschaftlich unbegründete Behauptung, Rechenschaftsablagen und Stegreifaufgaben seien unzeitgemäß und würden ständigen Druck und Stress, Angst und Unsicherheit erzeugen. Obschon richtig ist, dass physische und psychische Beeinträchtigungen und Erkrankungen unter jungen Menschen heute so verbreitet sind wie nie zuvor, sind Rechenschaftsablagen und Stegreifaufgaben dafür nicht ursächlich. Neben einer sensibleren Diagnostik liegt die Zunahme an psycho-sozialen Beeinträchtigungen vor allem an einer Einsamkeit, einer Alltagsüberforderung, einem exzessiven Medienkonsum, einer kulturelle Desorientierung und innerfamiliären Herausforderungen, die allesamt besonders durch Schulschließungen in der Corona-Zeit massiv zugenommen haben.
Aus erziehungswissenschaftlicher Sicht sind nicht Rechenschaftsablagen und Stegreifaufgaben per se pädagogisch abzulehnen, sondern ein falscher Umgang mit diesen Leistungserhebungen zeigt sich als wichtige Aufgabe einer Schul- und Unterrichtsentwicklung. Daher muss weniger über den Sinn dieser mündlichen Prüfungsformate, sondern vielmehr über den Umgang mit diesen nachgedacht und an ihrer pädagogischen Einbettung gearbeitet werden:
- Feedback-Kultur:
Richtig verstanden zeigen mündliche Rechenschaftsablagen („Abfragen“) und unangekündigte Stegreifaufgaben („Exen“) auf, was der Schüler kann (Feed-Back), wie er lernt (Feed-Up) und was er noch nicht kann (Feed-Forward). Sie geben damit dem Schüler und dem Lehrer wichtige Informationen für die Weiterarbeit. Damit decken sich diese Formate mit mehreren wirkmächtigen Faktoren von Unterrichtsqualität, wie sie in der Hattie-Studie, dem größten Fundus der empirischen Bildungsforschung, beschrieben werden: nämlich Rückmeldungen vom Lehrer zu den Schülern, Übungstests und formative Evaluationen.
- Persönlichkeitserziehung:
Das Alleinstellungsmerkmal der überraschenden, unangekündigten Prüfung von Lernstand und Kompetenzzuwachs sichert Regelmäßigkeit, Gewissenhaftigkeit und Kontinuität beim Lernen. Sie verhindern menschlich völlig verständliches, aber für vertiefte Wissensaneignung und nachhaltigen Kenntniserwerb kontraproduktives Saisonarbeiten, in dem im Sinne eines pragmatischen und ergebnisorientierten „teaching to the test“ nur ganz kurzfristig, punktuell und utilitaristisch das Kurzzeitgedächtnis bemüht und dann wieder gelöscht wird, auch „Bulimie-Lernen“ genannt.
Ein über Jahre angelegtes aufbauendes Lernen durch Vernetzung, Übung und Wiederholung wird dadurch verhindert. Die Phasen zwischen den angekündigten Tests werden zu Wellnessperioden, in denen sich Schüler zurücklehnen und mit einem signifikant geringeren Ausmaß an Aufmerksamkeit sowohl Stoff als auch Aufgaben tendenziell an sich vorbeiziehen lassen oder in Form eines „Edutainment“ als Abgesang pädagogischer Verantwortung konsumieren.
- Leistungserziehung:
Kinder und Jugendliche wollen etwas leisten. Sie wollen sich anstrengen, sich mit anderen messen, zeigen, was sie können. Sie empfinden entgegen anderslautender Einschätzungen, meist von Erwachsenen, Freude an der Leistung. Sie nehmen sich dabei als selbstwirksam wahr, können stolz auf sich sein und Erfolge feiern. Rechenschaftsablagen und unangekündigte Stegreifaufgaben sind so zu gestalten, dass sie diesem Bedürfnis nach Leistung gerecht werden und es aber auch fordern und fördern.
Stress ist nicht per se schlecht, gibt es einen positiven, leistungsförderlichen Stress (Eustress) und einen negativen, leistungshemmenden Stress (Distress). Rechenschaftsablagen und Stegreifaufgaben beziehen sich auf bis zu zwei Unterrichtsstunden und können Grundwissen einbeziehen. Auf je breiterer Grundlage Leistungserhebungen stehen, desto valider ist die Zeugnisnote und desto aussagekräftiger auch der darin zum Ausdruck kommende Erfolg.
- Bildung:
Aus dem Stegreif etwas zu können, ist kein Unsinn, sondern Manifestation von Alltagskompetenz. Sich ohne Vorankündigung zu orientieren und zu bewähren, gehört zu den elementaren Fähigkeiten des Menschen gerade in einer von Digitalisierung, Globalisierung und Verunsicherung geprägten Lebenswelt.
Voraussetzung für den bildungswirksamen Einsatz von Rechenschaftsablagen und Stegreifaufgaben ist sicherlich die Professionalität des Lehrer: verantwortungsvoll und pädagogisch damit umzugehen, Exen nicht als Machtinstrument zu missbrauchen, sondern als Eintrittskarte in den Dialog über eine Verbesserung der individuellen Lernaktivitäten.
Selbstverständlich gibt es auch unprofessionellen Umgang mit Rechenschaftsablagen und Stegreifaufgaben. Wenn Fehler als Makel oder gar als Anlass zur Herabsetzung des Schülers missverstanden werden, versagt der jeweilige Lehrer im Umgang mit diesen zunächst neutralen Prüfungsformaten. Dies ist aber nicht diesem Prüfungsformat immanent, sondern kann bei jeder anderen Prüfungsform ebenso auftreten, z. B. bei angekündigten Leistungserhebungen.
Eine bildungswirksame Lern- und Fehlerkultur ohne zu viel Angst und zu viel Druck, aber durchaus mit positivem Stress ist immer dann möglich, wenn Prüfungsergebnisse, auch schlechte, als Motor des Lernens begriffen werden, wenn Fehler begrüßt werden, wenn eine vertrauensvolle Atmosphäre herrscht und das Wohlwollen als Leitmotiv wirkt, wenn in der Rückmeldung nicht nur das Ergebnis in den Blick genommen wird, sondern auch der Lernprozess und auf die wichtigsten aller Fragen in diesem Kontext eine Antwort gegeben wird: Was sind die nächsten Schritte?
Letzten Endes geht es also darum, in der Schule eine humane Lern- und Prüfungsatmosphäre zu schaffen, so dass (unvermeidliche) Prüfungssituationen gut bewältigt werden können. Damit rückt die Lehrerprofessionalität ins Zentrum der Debatte, die in den letzten Jahren nicht geführt worden ist, stattdessen wurden Struktur- und Digitalisierungsdebatten über alles gestellt. Aus erziehungswissenschaftlicher Sicht ist es eine Binsenweisheit, dass weder Strukturen, noch Methoden und Medien von sich aus wirken. Es kommt immer darauf an, wie Lehrer über das denken, was sie tun, und dementsprechend Strukturen, Methoden und Medien zum Leben erwecken.
Anstatt im Sinn einer weiteren Entlastungsideologie und Kuscheleckenpädagogik Schüler weiter in Watte zu packen, ihnen das Leben leichter zu machen, sie vor allen Herausforderungen, Problemen und Schwierigkeiten zu bewahren, sollten Rechenschaftsablagen und Stegreifaufgaben als optionale, nicht einzige Elemente einer Leistungskultur beibehalten werden, die allerdings pädagogisch noch professioneller angewandt und in einer Bildungskultur umgesetzt werden müssen. Diese umfasst Elemente der Herausforderung und damit auch Elemente des Scheiterns und Gelingens. Bildung ist im Kern harte Arbeit, auch das ist Kindern und Jugendlichen zu vermitteln. Über diese Punkte muss diskutiert werden.
Noch ein paar Anmerkungen zur Studie, auf die sich die Petition und die öffentliche Debatte bezieht: Die empirische Basis ist gering und führt zu mehreren Verzerrungen. Sie umfasst lediglich Schüler von einem Hamburger Gymnasium, die nicht mit standardisierten Tests, sondern mit einfachen Prüfungen untersucht wurden. Ausgewertet wurden die Noten, keine empirischen Skalen. Ein Transfer nach Bayern ist schwierig, da es in Hamburg keine unangekündigten Stegreifaufgaben gibt. Hinzu kommt der Fokus auf Wirtschaft, Erdkunde und Politik, weitere Fächer werden nicht berücksichtigt.
Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis, dass angekündigte Leistungserhebungen weniger Ängste erzeugen als unangekündigte, vorsichtig zu bewerten, was die Autoren machen, wenn sie von einer „Feldstudie“ sprechen. Weiterführende Schlussfolgerungen lassen sich daraus nicht ziehen. Dass angekündigte Leistungserhebungen besser ausfallen als unangekündigte, liegt auf der Hand. Ob das allerdings auf ein höheres Kompetenzniveau zurückzuführen ist, lässt sich aus solchen Erhebungen nicht ableiten. News4teachers
Hier geht es zu einer Gegenrede.
Gestern im BR Tagesgespräch hat auch ein Hamburger Lehrer angerufen und gesagt, dass es grundsätzlich auch in Hamburg die Möglichkeit (aber keinen Zwang, genauso wenig wie in Bayern) unangekündigter Tests gibt. Ich lese einerseits oft, dass es das angeblich nur noch in Bayern geben soll (ich kenne es von früher definitiv auch aus anderen Bundesländern), was als ein Grund für die geforderte Abschaffung genannt wird, in mehreren Foren und Interviews habe ich nun aber auch gehört, dass es das durchaus auch in anderen Bundesländern gibt. Scheint irgendwie nicht ganz klar zu sein.
“Anstatt im Sinn einer weiteren Anstatt im Sinn einer weiteren Entlastungsideologie und Kuscheleckenpädagogik Schüler weiter in Watte zu packen, ihnen das Leben leichter zu machen, sie vor allen Herausforderungen, Problemen und Schwierigkeiten zu bewahren, sollten Rechenschaftsablagen und Stegreifaufgaben als optionale, nicht als einzige Elemente einer Leistungskultur beibehalten werden…”
Volle Zustimmung! Danke für diese klaren Ansagen!
Entlastungsideologie, Kuscheleckenpädagogik, Kultur des Durchwinkens und des in Watte Packens haben viele Lehrende und Erziehende nie gewollt aber von Bildungsideologie und Bildungspolitik übergestülpt bekommen. Wer Leistungskultur beibehalten oder fördern wollte, wurde als unzeitgemäßer uncooler Druckmacher und renitenter Konservativling geschmäht.
Oh, der böse böse Leistungsdruck macht unsere Schüler psychisch kaputt, klang es aus den woken Low-performing Kuschel- und lustbetonten Freiarbeitsecken sowie Chill-Räumen. Die Komfortzonen-Mentalität gab den Ton an und musste bedient werden.
(Warum schreibe ich eigentlich in der Vergangenheit – mittendrin noch nicht vorbei.)
“Bildung ist im Kern harte Arbeit, auch das ist Kindern und Jugendlichen zu vermitteln.”
So ist es und so muss es wieder werden im deutschen Bildungssystem.
Kindern und Jugendlichen, welchen man Leistung und Anstrengung nie zumutet, werden sich als Erwachsene auch nichts zutrauen können.
„Wir haben ein verrücktes System geschaffen, das Menschen zu Low-Performern sozialisiert, mit denen wir nicht zukunftsfähig sind. “ Prof. Dr. Florian Becker
Viele Lehrende und Erziehende wollten zu diesem “Wir” sicher nicht gehören, müssen das “verrückte System” aber täglich aus- und am Laufen halten.
Schon mal vom Mandelkern gehört. Dem Hirnareal das anspringt, wenn eine potentielle Gefahr besteht.
Dazu reicht allein schon nur der Verdacht, damit ein Mensch sich rechtzeitig verteidigen oder fliehen kann.
In Gefahr werden sämtliche Eindrücke auf das niedrigste zurück genommen. Muskeln angespannt. Gedanken lassen nur noch Flucht oder Kampf zu.
Wissenschaftlich ist mit dem Mittel der Angst zu lehren, die schlimmste Methode.
In Bayern gab es bis 1983 noch die Prügel-/Körperstrafe. Und danach wurde auch noch mit Drill und Ordnung gelehrt.
Diese Menschen sitzen nun in allen Firmen und sind die ältere Elterngeneration. Mit durchaus psychischen Folgen, die leider niemand gerne betrachten will. (Ohne Abwertung)
Leider ist der angesprochene Leistungsdruck im Arbeitsleben so nicht einmal existent.
80 – 90 Prozent der Arbeit eines Angestellten sind wiederkehrende Aufgaben/Automatismen.
Ich würde soweit gehen, dass fast jeder seine Aufgabe auf einem DinA4 Blatt beschreiben kann.
Wer muss, um überhaupt arbeiten zu können, sich heute zuerst täglich mit Büchern oder wissenschaftlichen Texten auseinander setzen?
Zum Thema “Bildung ist harte Arbeit”:
Wenn das stimmen würde, würden Babys sich nie entwickeln.
Wer soetwas schreibt, hat leider keine Ahnung, wie das menschliche Gehirn wissen vermittelt und verarbeitet.
Durch Freude und Imitation. Durch die Möglichkeit zur Entfaltung und ständige Wiederholung in Verbindung kleinster Erfolge.
Das Baby lernt Laufen von Fall zu Fall (buchstäblich).
Nicht durch harte Arbeit. Oder gar Drill und Ordnung.
Gefahr? Jetzt übertreiben Sie bitte mal nicht! Eine unangekündigte Arbeit ist keine “Gefahr”. Es wird nur dann als Gefahr wahrgenommen, wenn man nix lernt. So einfach ist das. Sind Sie Lehrer? Dann sollten Sie wissen, dass das Gros der Schüler eben nicht neugierig auf Wissen ist, sondern diese Neugier ist lange abgetötet durch ständig verfügbare Reize und ständigem SteineausdemWegräumen. Sie sind unselbstständig und lassen sich kaum mehr motivieren. Auch nicht durch irgendwelche schicken neuen Methoden. Das ist die Realität!
Jede Leistungsüberprüfung bedeutet erst einmal Stress. Glauben Sie denn wirklich, dass SchülerInnen dank unangekündigter Tests ,,besser‘‘ werden? Ernsthaft?
Meiner Erfahrung nach: nein! Sie haben schlicht keinen Effekt. Sie dienen uns Lehrkräften vielmehr als Einschätzungsinstrument.
Schriftliche Überprüfungen sollen doch eine Gelegenheit bieten, sein Können punktuell zu zeigen. Ist ein Test unangekündigt, ist das schlicht unfair. Und die Erwartung, dass ich vor jeder Stunde alle Stunden davor vorbereite, ist offen gesagt weltfremd.
Meine Tochter bspw hat an vier Tagen die Woche ein volles Programm (8-17 Uhr) mit Schule, AGs, Hausaufgaben, Musik, Tanz. Auf Test/Klausuren muss sie sich gezielt vorbereiten, was dann die Tage 5-6 blockiert (1Tag sollte immer frei bleiben). Ich frage mich, wann sie noch voll motiviert konstant lernen soll. Das ist praktisch nicht machbar, wenn dabei der Spaß an der Schule erhalten werden soll.
Bemerkenswert, dass in Bayern Menschen, die das Wort „Leistungskultur“ nutzen, noch Pädagogik-Professor werden können. Toll!
Leistungskultur in Bayern:
Also beeindruckend für ein Fachabitur in Klasse 12 im Bereich Pädagogik Psychologie. Kritische Auseinandersetzung: kommt nicht vor. Kreatives Problemlösen: kommt nicht vor.
Wenn Leistung im Kern darin besteht vorgekautes, z.T. völlig veraltetes und auch noch falsches Wissen aufzunehmen, dann sehe ich da beim besten Willen keinen sinnvollen Leistungsgedanken. Das ist eher niveaulos.
Sehen Sie denn eine Leistungskultur, wenn in anderen Bundesländern 62% der Schüler an integrierten Sekundarschulen und 12% der Schüler an Gymnasien nicht das Mindestniveau in Lesen erreichen oder 74% IG / 13% -20% Gym die Mindestanforderungen in Mathematik verfehlen?
Ich widerspreche in einigen Punkten:
(1) “Unangekündigte Tests verhindern „Bulimie-Lernen“, weil kontinuierlich und nicht nur für einen Test gelernt wird? Diese These würde nur dann richtig sein, wenn sich die Zeugnisnote ausschließlich oder zu einem großen Teil aus schriftlichen Leistungen zusammensetzt.”
Ihre Argumentation erschließt sich mir nicht. Kontinuierliches Lernen ist besser als Bulimie-Lernen von einem Tag zum anderen (und wieder weg). Das stimmt doch und wird nicht falsch, weil Noten sich nicht ausschließlich aus schriftlichen Noten zusammensetzen. Das Eine ist die Nachhaltigkeit beim Lernen; das Andere ist die Zusammensetzung der Zeugnisnote. Kontinuierliches Lernen ist immer nachhaltiger, egal, wie sich die Zeugnisnote zusammengesetzt wird. Das sind zwei verschiedene Paar Schuh’.
(2) “Dass angekündigte Leistungserhebungen besser ausfallen als unangekündigte, liegt auf der Hand.” Stimmt so nicht.
Angekündigte Tests können besser ausfallen, wenn alle Kinder die Ankündigung nutzen würden, um zu lernen. Tun sie nur nicht alle. Und dann gibt es ja noch die, die das Thema trotzdem nicht verstehen bzw. beherrschen oder falsch verstehen und dafür kann es alle möglichen Gründe geben. Auch schlechte Arbeit des Lehrers, auch mangelndes Üben, auch desinteressierte Schüler… Wären aber alle Bedingungen gleich, würden angekündigte Tests auch immer besser ausfallen als unangekündigte Tests. Man kann das eventuell da überprüfen, wo man in der gleichen Klasse einen unangekündigten Test, der schlecht ausfiel, noch einmal angekündigt schreiben lässt. Er wird nicht unbedingt gut ausfallen (siehe Bedingungen oben), aber besser als der vorherige wohl doch. Nur wer es nicht verstanden hat und keine Hilfe bekommt, hat es auch bei der Wiederholung vermutlich immer noch nicht verstanden? Es spielen verschiedene Faktoren eine Rolle.
Mündliche Noten sind für Introvertierte Schüler ein Graus.
Ich weiß nicht, was schlimmer ist, ein plötzlicher Test oder plötzlich aufgerufen werden und sogar an die Tafel müssen?
Wenn man der Wissenschaft vertraut, scheinen besonders bei mündlichen Noten neben der Lernerfolgskontrolle auch noch andere Faktoren eine Rolle zu spielen. Schlanke Mädchen ohne Migrationshintergrund aus wohlhabenden Familien sollen z.B. bei an sich gleichem Leistungsvermögen signifikant besser abschneiden.
Ich rufe doch zur Leistungsüberprüfung ruhige Schüler nicht an die Tafel! Wie kommen Sie darauf, sind wir im Mittelalter? In meinem Unterricht – und in praktisch jeder Stunde – bekommen Schüler Aufgaben, die in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit zu lösen sind. Da bekomme ich doch mit, wenn jemand etwas kann, aber zu schüchtern ist, sich aktiv zu melden oder gar vorzudrängen. Auch bei solchen Aufgabenformen werden Leistungen erbracht oder nicht erbracht, und ich habe meist Zeit genug, mir genau die Introvertierten (dezent) anzuschauen.
Das ehrt sie 🙂
“Es soll aber die mündliche Leistung ausschlaggebend sein.” Wo steht das geschrieben? In BY ist es in den Kernfächern so, dass die Klassenarbeiten (= Schulaufgaben) im Verhältnis zum Mündlichen 2:1 gewertet werden. Die sog. Exen (= Stegreifaufgaben) zählen als kleine Leistungsnachweise und damit 1-fach, genauso wie mündliche Noten. Es gibt keine Unterscheidung zwischen mündlich/schriftlich, sondern zwischen kleinen (Unterrichtsbeiträge, also “mündlich” und Stegreifaufgaben, Kurzarbeiten Referate usw.) und großen Leistungsnachweisen (Klassenarbeiten, auch mündliche). Auch in den Stegreifaufgaben (sowie angekündigten Tests / Klassenarbeiten) muss man nicht nur stur auswendig Gelerntes wiedergeben, sondern auch Transferaufgaben, die sich aus dem vorangegangenen Unterricht ergeben, bearbeiten. Bei den mündlichen Noten zählt außerdem explizit nicht die Quantität, sondern die Qualität der Unterrichtsbeiträge. Aber ich kann nur für Bayern sprechen.
Dass Sie sich auf die Regelungen in Bayern beziehen, ist m.M. völlig legitim. Es geht ja um eine Petition, die darauf abzielt unangekündigte Exen und Abfragen in Bayern zu verbieten und den Schülern stattdessen mehrere alternative lebenspraktische Möglichkeiten für Leistungsnachweise anzubieten unter denen sie dann auswählen können.
Was sind denn Ihrer Meinung nach “lebenspraktische” Möglichkeiten?
Da müssten Sie wohl bei den Erstellern der Petition nachfragen, da ich das als Außenstehender nicht beurteilen kann.
Da steht häufig etwas von Projektarbeit und Portfolios etc. Ich finde aber nicht (zumindest nicht, was meine Fächer anbelangt), dass man da wirklich den Lernstand der Schüler/-innen beurteilen kann. Das ist keine Prüfungsform (kann man gern zusätzlich noch machen).
Da Sie vermutlich Lehrerin sind, können Sie das aufgrund Ihrer Ausbildung und Tätigkeit wahrscheinlich ganz gut einschätzen .
Projektarbeiten können theoretisch von den Eltern angefertigt werden. Außerdem sind meiner Erfahrung nach die Ergebnisse inhaltlich schlechter als das, was ich in Klassenarbeiten verlange. Wie Katinka aber schrieb, sind sie als Zusatz durchaus geeignet. In Fächern ohne Klassenarbeit benutze ich solche Arbeiten als Schriftliche Übung.
Bewertung Schulaufgabe zu “kleinen Leistungen” hängt vom Schultyp ab . Zu mindestens an der beruflichen Oberschule, gilt hier i.d.Regel 1:1.
Die Erfahrung zeigt jedoch, dass viele Schüler aber oft über ein Jahr brauchen, dass zu verstehen und immer wieder versuchen, ihre Noten so zu berechnen, wie sie es von den Zubringerschulen kennen.
Es mag vielleicht bei Ihnen an der Küste so sein, dass für die Zeugnisnoten die mündlichen Leistungen ausschlaggebend sind. In Bayern dürfte das vermutlich anders geregelt sein. Schriftliche Leistungsnachweise sind meiner Meinung nach auch objektiver und bieten weniger Raum für Willkür, egal ob angekündigt oder nicht.
Es gibt in den Fachanforderungen in Schleswig-Holstein die Unterscheidung von Leistungsnachweisen und Unterrichtsbeiträgen. Der unsinnige Begriff der mündliche Note ist jahrzehntelange Gewohnheit und gehört verboten. Die Phasen des Lernens und Leistens sind zu trennen. Ich bin übrigens der Überzeugung, dass beides kontinuierlich erfolgen sollte.
Mit zwei Sätzen einfach mal all die negativen und angstbesetzten Erfahrungen ganzer Generationen mit Abfragen und Exen absprechen und dabei den haltlosen Vorwurf der “Kuschelpädagogik” von Rechtsaußen den Forderungen nach einer zeitgemäßen und kindgerechten Prüfungskultur entgegenschleudern – das muss man als Pädagogik-Professor erst mal schaffen. Aber so ist er eben, der Herr Zierer, und reiht sich ein in die Riege der alten weißen Männer, die gerne absolute Wahrheiten verbreiten.
Solange unsere Kinder lernen, dass in Schulen ab der zweiten Klasse für Noten und Zettel gelernt wird und so genannte “Lernzielkontrollen” vor allem darin bestehen, möglichst automatisiertes Wissen verbal oder schriftlich abzufragen – später dann gerne auch Einzeln und vor der ganzen Klasse, obwohl didaktisch vollkommen absurd, gerne auch zur Disziplinierung eingesetzt, weil “die faulen Schüler sonst ja gar nichts mehr lernen”,wird Schule weiterhin eine autoritäre Konstruktion bleiben, mit klar verteilten Machtverhältnissen, in die wir unsere Kinder schicken, um sie im Geiste der maximal schnellen Verwertbarkeit für unser Wirtschaftssystem formen zu lassen. Und dann wundern wir uns, dass junge Menschen erstaunt fragen: Was bringt mir denn Demokratie?
Ich kann mir nur ein Szenario vorstellen, in dem Abfragen und Exen ein prakikables Element zur Leistungsüberprüfung darstellen – nach Diskussion des Für-und Widers in gemeinsamer Absprache mit den Lernenden.
Herr Zierers Beitrag mag wissenschaftlichen Kriterien entsprechen, aber er wirkt von oben herab, eine Haltung transportierend, in der der junge Mensch als Gestalter seiner Umwelt kaum vorzukommen scheint, sondern formbares Objekt ist, unwillig und nicht lernbereit, an dem man nur Hatties Instrumentarium richtig anzuwenden hat, damit ein entsprechendes Ergebnis erfolgt. Das greift zu kurz, und das muss aufhören. Die Folgen sehen wir gerade nur zu deutlich.
Ich empfehle die Lektüre von “Die neue Schule der Demokratie” von der fabelhaften Marina Weisband. Wir sollten aufhören, diesen polternden lauten alten Männern zuzuhören und mehr den stillen und bedachten Tönen lauschen.
Und ja, ich weiß, dass jetzt einige Schaum vor dem Mund haben und mir Sexismus und Altersdiskriminierung vorwerfen – werden aber kaum junge oder weibliche Menschen sein. Schönen Sonntag!
Sie behaupten, es sei didaktisch absurd. Sie behaupten es einfach nur. Sie bleiben jeglichen Beweis schuldig, warum Exen DIDAKTISCH absurd seien. Wissen Sie überhaupt, was didaktisch bedeutet?
Gerne behauptet man, Kinder lernten nur für Noten. Das stimmte so noch nie. Kinder wollen Lob und Anerkennung. Wie jeder andere Mensch auch. Kinder wollen nicht, dass man ihnen sagt, sie hätten etwas falsch oder schlecht gemacht. Wie jeder andere Mensch auch. Wenige können damit produktiv umgehen. Viele betrachten sich selbst als falsch und schlecht bezeichnet (und nicht die Leistung). DAS IST DAS HAUPTPROBLEM! Ob Noten, Bienchen, (verklausulierte) Verbalurteile, wir brauchen eine andere Fehlerkultur. Verklausulierte Verbalurteile führen dazu, dass Eltern glauben, alles sei gut, weil sie nicht zwischen den Zeilen lesen können (wer gelegentlich gute Beiträge zum Unterricht abgibt, tut es nämlich eigentlich nur sehr selten, beteiligt sich also kaum). Das hindert sie daran aktiv zu werden. Ist das Kind aber in den Brunnen gefallen, schreien alle nach den Eltern und der Erziehung, die “zuvörderst” (Grundgesetz) ihnen obläge. Noch einmal: Noten sagen, ob und wie jemand etwas kann. Kinder wollen Lob und Anerkennung. Deshalb freuen sie sich über gute Noten und sind traurig über schlechte Noten. Statt Noten zu vermeiden, sollte man helfen, dass das Kind das doch kann, was es bislang laut Note nicht kann.
PS: Sie schreiben selbst, hat man den Eindruck, mit Schaum vorm Mund. Jegliche Kritik an Ihren Ausführungen versuchen Sie von vornherein mundtot zu machen, weil jeder, der es wagt, Ihnen zu widersprechen, kaum ein junger Mensch und kaum eine Frau sein kann (Beweise für solche Annahmen bleiben Sie wiederum schuldig), sprich die “bösen alten Männer” und sowieso “rechtsaußen”, weil alle, die Ihre Meinung nicht teilen, von Grund auf böse sind.
Kann ich so nicht unterstützen. Kinder lernen nicht für gute Noten. Kinder wollen die Welt begreifen.
Ich selbst habe nie für die gute Noten gelernt. Ich wollte es anwenden können.
Kinder stören sich an Fehlern, wenn sie das Wissen haben, es eigentlich besser hätten machen zu können.
Kein Kind stört sich an seinem Defizit, solange es nicht im Vergleich abgewertet wird.
So war es auch bei mir.
Ich habe Nachhilfe gegeben und habe mich mehr mit meinen Klassenkamerad:innen gefreut als über meine eigene gute Note.
Wann das nicht der Fall ist:
Überall da, wo Kinder Angst vor Ärger habe. Wo Kinder Geld für gute Noten bekommen. Wo schon früh die Leistung an Gewinne/Schaden verknüpft wird.
Wo der Mensch ansich abgewertet wird.
Diesen Kindern geht es um ganz andere Gefühle. Ihr Leben lang.
Wer fächerübergreifend lernt, mehr als nur einen Lösungsweg zulässt, der freut sich mit jeder neuen Lösung und neue Verknüpfung.
Auf diesem Weg habe ich allein gelernt, weil ich nie eine Unterstützung hatte.
Ich machte und brauchte keine Hausaufgaben zur stupiden Wiederholung.
Mir war klar, was der Lehrer wohl für Fragen stellen könnte und wann genug Stoff für eine Ex gesammelt war (was ich der Klasse auch mitgeteilt habe.).
Kluge Schüler setzen den richtigen Schwerpunkt und bauen ein System um das eigentliche Schulsystem.
Aber warum muss ein kaputtes System mit einem gesunden umbaut werden?
Dass es äußere Reize wie “Geld für gute Noten” oder Verbote/Schaden bei schlechten Noten überhaupt gibt, zeigt dass die Schüler von gestern (Eltern) das System selbst nicht verstanden haben.
PS. Meine Eltern haben diese Anreize auch versucht und schnell wieder aufgegeben.
Wenn das Kind mal gut ist, kann man nicht nur die Verbote/Schläge sondern auch ganz schnell Gewinne einstellen.
Abgeschlossen habe ich am Schluss mit einem 1-Komma Abitur. Ohne dass ich mich dadurch selbst gelobt oder anerkannt fühle.
Ich freue mich mehr, dass ich einigen Freunden damals mit durchs Abitur helfen konnte.
Was halten Sie von “Demokratie in die Köpfe: Warum sich unsere Zukunft in den Schulen entscheidet” ?
Hey Florian,
Du sprichst mir aus der Seele. Das ist so glatt gebügelte, altbackene Wissenschaft basierend auf einem so alten Menschenbild, dass es Druck für das Lernen brauche und keine Kuschelpädagogik. Das kommt wissenschaftlich daher, hält aber nicht stand. Ich arbeite selbst an einer Schule mit ganz viel Kuschelpädagogik und ohne Stehgreifaufgaben, sogar in Bayern und man glaubt es nicht, unsere Schüler:innen sind keinen Deut schlechter als die mit Stehgreifaufgaben unterrichteten… Also Danke für die konstroverse Stellungnahme, die ich hier so oft vermisse…
junge Menschen erstaunt fragen: Was bringt mir denn Demokratie?
Stellen sie doch mal die Frage, was wäre den, wenn wir keine Demokratie haben!
Aktuelle Beispiele sind ja Tag täglich zu sehen, wenn wir die Alleinherscher und ihre Vorgehensweise sehen.
In kriminellen Organisationen gibt es keine Demokratie (erstrebenswerte Form?)
Ein geschichtlicher Rückblick kann hier auch helfen, ist ja noch gar nicht so lange her, also auch in Deutschland andere Staatsformen herschten.
Allerdings muss man die SuS dann auch mit unschönen Aspekten konfrontieren.
Wie Sie von Zierers Aussage auf alte weiße Männer, Demokratiefeindlichkeit und Rechtsradikalismus kommen, ist schon bemerkenswert. Zeitgemäß?
Ich frage mich, wo Sie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten waren?! Warum tun Sie so, als hätte sich die Schule nicht längst in Ihrem Sinne verändert? Die Zügel sind lockerer, die Lehrerschaft ist diverser, die Bewertungsmaßstäbe sind vereinfacht, die bindende Bildungsempfehlung ist vielerorts abgeschafft, der pöhse Frontalunterricht ist auf dem Rückzug…
Ja, wo sind denn nun die TOP-Ergebnisse dieser Medizin?
Sie brauchen sich nur die Preisträgerschulen anschauen, dann können sie erkennen, was gute Pädagogik ist. Und ich kann Ihnen versichern, dass in der guten alten Zeit, die Pädagogik nicht besonders positiv gewirkt hätte…
… gewirkt hat!
Aus Sicht der Statistik würden mir bei der oben genannten Studie einige Dinge fehlen. Zum Beispiel eine adequate Vergleichsgruppe B, die im Vergleichszeitraum die gleiche Anzahl von Test absolviert müsste , aber im Unterschied zu Gruppe A alle angekündigt. Um die Auswirkung auf die Leistungen beurteilen zu können, müssten dann auch alle Probanden mindestens zu Beginn und zum Abschluss des Testzeitraums jeweils gleiche standardisierte Test absolvieren. Dass die Wahrscheinlichkeit bei einem nicht angekündigten Test auch mal schlechtere Noten zu schreiben höher ist, dürfte nicht überraschend sein. In angekündigte Tests gehen die meisten Probanden vermutlich eher selten ziemlich bis völlig blank. Die meisten dürften sich zumindest kurz vorher darauf vorbereiten.
„Selbstverständlich gibt es auch unprofessionellen Umgang mit Rechenschaftsablagen und Stegreifaufgaben. Wenn Fehler als Makel oder gar als Anlass zur Herabsetzung des Schülers missverstanden werden, versagt der jeweilige Lehrer im Umgang mit diesen zunächst neutralen Prüfungsformaten. Dies ist aber nicht diesem Prüfungsformat immanent, sondern kann bei jeder anderen Prüfungsform ebenso auftreten, z. B. bei angekündigten Leistungserhebungen.“
Das ist meiner Meinung nach eine zentrale Aussage. Zu ergänzen ist, dass auch Eltern und die Kinder selbst dazu neigen, die Bedeutung von solchen Testergebnisse falsch einzuordnen und damit umzugehen. Dabei sind gerade dann Lehrer und Eltern gefragt, bei einer angstfreien aber konsequenten Einordnung zu helfen.
Kommt vermutlich darauf an, ob man Lehrkräften einen professionellen und pädagogisch angemessenen Umgang damit zutraut . Wer ein pauschales Verbot fordert, dürfte vermutlich kein Vertrauen in die Mehrzahl der Lehrkräfte haben.
Dabei ist das Vertrauen eine entscheidende Komponente bei der pädagogischen Arbeit. Das ist für Lehrer wichtiger als gesellschaftliche Anerkennung (obwohl beides zusammenhängt).
Wenn man Schüler durch Dinge wie Exen zu sehr stresst, können sie uns als Erwachsene auch sehr stressen. Das sollte ma nicht vergessen.
Wenn man Schüler durch aus deren Sicht unangenehme Dinge wie Lernen zu sehr stresst …
So denken wohl auch einige Eltern, wenn sie Lehrer kritisieren. Das stresst dann aber oft doch.
Lernen Schüler denn nur durch unangekündigte Tests? Wie schaffen das denn meine, auch wenn ich diese nicht schreibe….
Nirgends im Kommentar von Tulpe steht ob angekündigt oder nicht. Ich bin mir nicht sicher welche Exen mehr stressen: angekündigte oder unangekündigte.
Auch angekündigte Exen können demotivierend sein, wenn Dinge nicht die Inhalte abgefragt werden, von denen vorher gesagt wurde, dass sie dran kämen (häufig bei meinem Sohn passiert, nicht nur bei einer Lehrkraft). Da fragt er sich zurecht, warum lerne ich das überhaupt? Da hätten unangekündigte Tests weniger demotivierend gewirkt.
Das ist ein Teil des Problems: Viele meinen heutzutage, Lehrer seien dazu da, den Kindern bestmögliche Noten zu “verschaffen”. Aber es “war” mal anders: Die Lehrer haben mittels Noten das Leistungsvermögen der Kinder eingeschätzt. So wie es ist. Möglichst realistisch.
Ein Test zwischendurch, unangekündigt (übrigens schulrechtlich am Ende jeder Stunde möglich über das Thema der Stunde, zeigt mir als Lehrer, ob und inwieweit die Kinder das Thema wirklich beherrschen. Muss ich weiter üben oder kann ich weitergehen?
Ein angekündigter Test verschafft die Möglichkeit, alles von einem Tag zum anderen zu lernen, um eine bestmögliche Note zu erhalten. Die Kinder wollen das. Ihre Eltern wahrscheinlich auch. Ich möchte wissen, was die Kinder wirklich können. Es ist wichtig für meine weitere Unterrichtsplanung.
Man kann doch am Ende einer jeden Unterrichtsstunde jemanden mündlich oder alle schriftlich das Thema zusammenfassen lassen und dies bewerten. Ist das nicht wie ein unangekündiger Test?
Ok, man kann das am Anfang der Stunde ankündigen oder nicht und wenn man es angekündigt hat, passen viele Schüler vielleicht doch besser auf. Sollte man vielleicht öfter mal machen?
Aber das ist ja auch böse. Jemanden vor versammelten Klasse “vorführen”.
Man kann auch einfach mal Demokratie ernst nehmen und die Betroffenen fragen, wie sie sich eine Leistungsbewertung vorstellen.
Es gilt in Deutschland leider als gesetzt, dass Schüler in Schulen keine Rechte haben, dabei müssten die Schüler im Zentrum stehen.
Was soll mit diesen Exen gemessen werden? Leistung, Wissen oder Stressresistenz? Ein bisschen kommt es mir schon vor, als letzteres. Obwohl ich persönlich als sehr introvertierter Schüler lieber drei Exen geschrieben hätte als einmal vor zur Tafel.
Damit meine ich, dass alles für einen irgendwie gearteten Menschen Stress bedeuten kann. Nur – ist das per se was Schlechtes oder kann man auch resilienter werden?
Deshalb gibt es ja auch alle möglichen unterschiedlichen Leistungserhebungen, Exen, mündliche Noten, Referate, Kurzarbeiten, Klassenarbeiten usw. – es wird immer welche geben, die das eine mehr “mögen” und das andere nicht, aber mit verschiedensten Formen von Leistungserhebungen wird man doch am ehesten allen gerecht!?
Ich empfinde es als glücklichen Umstand, dass der Herr Professor nicht mehr auf kleine Kinder losgelassen wird:
1. Feedback
Lernstandaerhebungen bzw. ihre Ergebnisse sollten vor allem als Feedback für den Lehrmenschen verstanden werden.
2. Persönlichkeitserziehung (Das ist im Wortsinne schon ein absolut ekelhaftes Konstrukt)
“(…)sichert Regelmäßigkeit, Gewissenhaftigkeit und Kontinuität beim Lernen.”
Nee, intrinsische Motivation sichert das und nicht irgendwelche Testchen.
3. Leistungserziehung
“Kinder und Jugendliche wollen etwas leisten. Sie wollen sich anstrengen, sich mit anderen messen, zeigen, was sie können. Sie empfinden entgegen anderslautender Einschätzungen, meist von Erwachsenen, Freude an der Leistung.”
Ja, auf Gebieten, die sie sich ausgesucht haben (und für die sie Talent und anderen sie Freude haben) und nicht auf Gebieten, die ihnen aufgezwungen werden.
4. Bildung
“Aus dem Stegreif etwas zu können, ist kein Unsinn, sondern Manifestation von Alltagskompetenz.”
Auch hier wieder der selbe Logikfehler wie unter 2.
Nicht der Test generiert die Kompetenz. Der Test überprüft die höchstens.
Ja, wenn man nur auf Gebieten, die man sich selbst aussucht, was lernen möchte, kann man nunmal nicht erwarten eine a l l g e m e i n e Hochschulreife zu erwerben. Ich kenne nicht wenige Schüler/-innen (insbesondere in der Pubertät), die selbst sagen, sie würden kaum was zu Hause lernen, wenn sie nicht wüssten, dass man eine Abfrage oder ein unangekündigter Test kommt.
“Ich kenne nicht wenige Schüler/-innen…”
Und ich kenne nicht wenige Nichtschüler/innen, die auch nur das Nötigste und teilweise nicht einmal das tun, ohne entsprechenden Druck, Sanktionen oder sonstige negative Szenarien. Wo haben sie das wohl gelernt?
Menschen und Kinder insbesondere sind wahre Lernmonster und die haben zuverlässig gelernt, dass man Leistung nur erbringt oder erbringen muss, wenn irgendetwas Drohendes oder irgendeine extrinsiche Belohnung am Horizont lauert.
Da kann man echt durch seinen eigenen Beitrag im System stolz drauf sein, nicht wahr?
Ich bin auch immer wieder von den Socken, wie sehr Menschen in ihren eigenen Zirkelschlüssen gefangen sind.
Allgemeine Hochschulreife? Wozu muss ein Chirurg oder jemand, der es werden will, französische Lyrik interpretieren müssen? Noch besser: Jemand, der eine schlechte Note bei französischen Gedichtsinterpretationen hatte, kann kein Chirurg werden, weil er den NC nicht bringt.
Das ist hier eine ganz formidable Kunstform, dass man sich täglich über das eigene System beschwert und es gleichzeitig verteidigt.
Also, wenn wir mal in der Playstation-Industrie (also dem Zocken, nicht der Erfindung [erfinden ist patriarchal], der Produktion [Produktion ist bozrgeois und ausbeuterisch] oder gar dem [klimaschädlichen] Export selbiger Geräte, nur für schnöden dummen Profit) oder dem Export von Blitz-Tiktocken unsere wirtschaftliche Zukunft finden – da werden die Leute Lehrkräften wie GBS-Mensch noch dankbar sein.
“Sie werden schon sehen! Wenn das der Pädagogik-Professor hört!”
*Türknall* 😉
mal
Wie gut, dass Sie mich in meinem nun knapp ein Jahr dauernden Entstressungsprogramm bestärken:
Keine Hausaufgaben
Keine Tests
Schon dreimal keine unangekündigten Tests.
Dank, danke, danke!
(P.S.: Die faulen und dummen werden so nicht nur wirksamer, sondern sogar noch unter ihrem eigenen Jubel zu den Abschlüssen geführt, die ihnen “zustehen”. – Freiheit regelt.)
Zitat:
“Ja, auf Gebieten, die sie sich ausgesucht haben (und für die sie Talent und anderen sie Freude haben) und nicht auf Gebieten, die ihnen aufgezwungen werden.”
Dann sollten also nicht alle Kinder rechnen können. Nicht alle Kinder wissen, was geschichtlich in Deutschland passiert ist. Keine Ahnung davon haben, welche Nahrungsmittel gesund sind usw. Nur weil es sie nicht interessiert und sie es sich nicht ausgesucht haben.
Warum wird dann von der Schule gefordert, dass sie dieses und jenes gesellschaftliche Defizit ausbügeln soll – scheinbar Kinder sich diese Themen nicht ausgesucht.
Ich bin grundsätzlich auch für die “Exen”, weil sich mit für alle Beteiligten überschaubarem Aufwand relativ objektive Noten ergeben, z. B. in meinem Fach Englisch. Diese Noten haben ein geringes Gewicht und wenn eine schlechte Note herauskommt, ist das nicht der Weltuntergang. Es gibt aber seit ca. 5 Jahren eine massive Stimmungsmache dagegen, wie gegen das Leistungsprinzip und Prüfungen überhaupt. Diesem populistischen Trend nicht nachzugeben, rechne ich KM Söder hoch an, denn an “Beliebtheit” gewinnt er dadurch nicht.
KM Söder
Freudscher Verschreiber!
Ich bin gegen Ex-en, da ich diese korrigieren müsste.
Meine intrinsische Lernmotivation ist es jedoch gerade, unter dem Knistern eines warm-wohligen Holzfeuers (yarr, nimm das, Klimawandel!) die bildungswissenschaftlich wertvolle Anthologie “Beyond the ruins” mit Sci-Fi-Kurzgeschichten zu lesen.
Und die Betroffenen haben da nichts zu sagen? Die sind rechtlos?
Der Artikel beschreibt eigentlich die zentrale Frage: Woher kommt diese Angst bzw. der Umgang mit den Noten – generell und bei unangekündigten Tests? Heute empfinden junge Menschen generell mehr Stress und Angst, die Ursachen liegen doch aber viel tiefer. Nicht der unangekündigte Test selbst ist dabei das eigentliche Problem, sondern der Umgang damit. An meiner Schule schaukeln die Schüler/-innen sich regelrecht gegenseitig hoch und stressen sich gegenseitig, anstatt die Energie dafür einzusetzen, einfach vorbereitet in den Unterricht zu kommen. Die schlechte Lernhaltung vieler und die Überforderung derer, die zwar unbedingt ans Gymnasium wollen / sollen / müssen (aus Sicht der Eltern), aber nicht geeignet sind, können nicht der Grund sein, es den Schüler-/innen noch leichter zu machen. Bei uns fallen angekündigte Tests zudem auch nicht besser aus als unangekündigte.
Interessant auch die Hintergrundinformationen zu der Studie, die u.a. auch im Brandbrief der Elternverbände an Hrn. Söder zitiert wird, sehr überzeugend wirkt diese nicht (geringe empirische Basis, Verzerrungen, nur in drei Fächern an einem Gymnasium durchgeführt).
Anscheinenden auch ohne Kontrollgruppe und Überprüfung der Leistungsstände durch standardisierte Tests zu Beginn und zum Ende der Studie. Zumindest habe ich nichts darüber gelesen.
Das “Leistungsmärchen aus Bayern”: rückwärts gewandt in die Zukunft, denn, die bisherigen Unterrichtsmodelle funktioneren ja herausragend.
Und nein, nein, es gibt keine wissenschaftlichen Zusammenhänge zwischen Schule und dem Anstieg von psychischen Auffälligkeiten, die Medien sind schuld, social Media und der soziale Vergleich. Der amerikanische Entwicklungspsychologe Prof. Peter Gray sagt exakt das Gegenteil. Wenn Schüler lange Sommerferien haben sinkt die Suizidrate in den USA um die Hälfte, sogar in der Covid-Zeit ist sie gesunken. und er sagt, es gäbe keinen ernst zu nehmenden Wissenschaftler in den USA, der das Märchen von Social Media als primäre Quelle für psychische Probleme identifizieren würde.
Demgegenüber hat eine Schulreform mit dem Namen “Core Commitment” über 10 Jahre hinweg (ca. 2010 – 2022) für mehr Standardisierung von Prüfungen sowie ein mehr an Prüfungen dafür gesorgt, dass in den englisch-sprachigen Ländern (USA, Kanada, UK, Australien), die Suizidrate bemerkenswert angestiegen ist, undzwar in allen vier genannten Ländern in sehr ähnlicher Form. In allen anderen Ländern der EU kam es nicht zu einem Anstieg, obwohl hier social Media genauso verbreitet war.
Das spricht ganz stark dafür, dass man den Druck zum Lernen erhöhen sollte (Ironie).
Herr Prof. Zierer sollte vorsichtiger sein, wenn er wissenschaftlich argumentiert, dass Stehgreifaufgaben nichts mit psychischer Belastung zu tun habe, die Menschen eben auch überfordern kann.
Ganz bitter, dass ein Schulpädagoge so rückwärtsgewandt argumentiert und an dieser Stelle auch noch wenig fundiert.
Hier scheint ja helle Begeisterung für kurze Tests vorzuherrschen. Mag sein, dass man gegen den Korrekturfetischismus der bayrischen Kollegen nicht ankommt. Ich nutze dann doch eher meine Zeit, um guten Unterricht vorzubereiten, statt stupide Tests zu korrigieren. Außerdem fehlt die Zeit, die man mit diesen Tests drangibt, im Unterricht selbst.
Die von Ihnen formulierte Alternative ist schief: Warum nicht guten Unterricht durch intelligente Tests ergänzen? So kann man doch auch herangehen. Gruß an die Küste!
Sehe ich auch so. Dadurch, dass die Schüler/-innen den Stoff regelmäßig wiederholen (sollten), läuft ja auch der Unterricht besser und ich muss nicht jede Stunde wieder in der Ursuppe rühren. Und bei beispielsweise 3 Exen pro Schuljahr in einer Klasse ist das jetzt nicht viel – viel mehr Zeit für den Unterricht geht im Verhältnis dazu durch etliche Fahrten und Ausflüge flöten.
Und 3 Exen pro Schuljahr führen bei pubertätsgeplagten Achtklässlern zu regelmäßigem Lernen? Da melde ich mal Zweifel an…
Nein, die Vokabelabfragen nebenher auch. Und die Schulaufgaben dazwischen natürlich. Klar könnte man noch mehr und noch mehr schreiben, manche wechseln auch zwischen un- / und angekündigten Leistungsnachweisen oder schieben noch eine Kurzarbeit dazwischen, aber das Schuljahr hat nur 38 Wochen mit Unterricht, man muss es ja auch nicht übertreiben…
Im 10 Jahresvergleich haben sich die Leistungen beim Bildungsmonitor in BY bei Schulqualität um -12,7 Pkt. verschlechtert, der bundesweit niedrigste Wert, SH -30,5 Pkt, NS -35,3 Pkt, Bei Bildungsarmut Bayern -6,6 Pkt, SH -28,4, NS -30,5. Wird aber sicher nicht an den Exen liegen.
Sie haben Recht, es ist in der Tat absurd zu glauben, dass die Unterschiede in den Exen begründet sind.
Der Grund liegt auf der Hand: 2022 hat Bayern 10.400€ pro Schüler ausgegeben, der höchste Wert bundesweit in den Flächenländern. S-H war jeder Schüler nur 8.900€ wert, der drittschlechteste Wert bundesweit. Diese 17% Mehrausgaben pro Schüler haben natürlich enorme Auswirkungen auf die Klassengrößen, die Zahl der zu unterrichtenden und tatsächlich erteilten Stunden, auf Fördermaßnahmen usw. und damit auf den Lernerfolg. Das ist wie mit Bayern München: Geld schießt Tore (bzw. erzeugt bessere Lernerfolge).
Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Bildungsfinanzen-Ausbildungsfoerderung/Tabellen/langereihe-ausgabeschueler.html
Dass man in Schleswig Holstein z.B. für Grundschüler von Klasse 1-4 92 Wochenstunden für ausreichend hält, während es in Bayern 104h oder in HH 108h sind, habe ich schon mitbekommen. Trotzdem kann ich Ihrer Logik nicht so ganz folgen, denn wenn das tatsächlich so einfach wäre, müssten Berlin und Hamburg in den bundesweiten Bildungsvergleichen auf Rang 1 und 2 stehen, Sachsen und MVP dann auf Rang 15 und 16. Sachsen wechselt sich aber mit Bayern auf Rang 1 und 2 ab und MVP liegt auch vor HH und BE. Übrigens beträgt der Landeshaushalt in Bayern nach Abfluss der Gelder in den Finanzausgleich ca. 75 Mrd auf ca. 13,3 Mio Einwohner, in SH nach Zufluss der Gelder aus dem Finanzausgleich ca. 18 Mrd. auf 2,9 Mio EW. Warum man im Norden trotz mehr €/EW weniger in Bildung investiert, weiß ich jetzt aber auch nicht.
Die Stadtstaaten (wie alle Großstädte) haben in der Regel einen erheblich höheren Migrantenanteil, daher die hohen Ausgaben, um überhaupt mithalten zu können. Einfach die Summen vergleichen und daraus Bildungserfolg ablesen klappt natürlich nicht, wenn verglichen wird, was nicht vergleichbar ist. Daher ist die Unterscheidung von Stadtstaaten und Flächenland zwingend. Aber was könnte meine Schulleitung alleine an Förderung von Schwachen und Guten ausgeben, wenn wir statt 40 Stellen 42 Stellen (also nur 5% mehr) an der Schule hätten? Und weitere 5% für mehr Unterricht und vernünftige Vertretungen von ausfallendem Unterricht? Um zum Thema zurückzukommen: Im Vergleich dazu kann die Durchführung oder Ablehnung von Exen kaum Effekt haben.
Der Verweis auf die Migranten erscheint mir auch nicht besonders schlüssig. Schleswig Holstein ist m.W. das Flächenland mit dem niedrigsten Migrantenanteil der alten Bundesländer. Der Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung ist in Bayern ca. 50% höher und entspricht der Quote in NRW. Zu den Großstädten mit Einwohner mit Migrationshintergrund / Schüler ohne Abschluss( laut Bertelsmann-Studie) : München 48% /5,4% , Kiel 29% / 9,6%, Berlin 39% 7,0%, Hamburg 39% / 7,2%.
Schließt das eine (Korrigieren) das andere (guten Unterricht vorbereiten) aus?
Oder kommt hier einfach nur die Arbeitsscheu zum Vorschein?
Ich habe eine bestimmte, vertraglich vereinbarte Arbeitszeit. Wie jeder andere Arbeitnehmer auch. Es sind im Jahr in SH 1804 Stunden (zu je 60 Minuten). Wenn ich diese mit Korrigieren verbringe, fehlen sie für andere Tätigkeiten. Und die Tätigkeit, bei der am ehesten gespart werden kann, ist die Unterrichtsvorbereitung.
Ich habe übrigens eine (sehr defensive) Rechnung mit Zeitansätzen für alle Tätigkeiten (auch Klassenfahrtplanung und Durchführung, Konferenzen, Elterngespräche usw.) für ein Jahr gemacht und komme auf 1960 Stunden. Ich arbeite also – völlig ohne jede Bezahlung – ca. 4 Wochen zu viel im Jahr. Da werde ich sicher nicht noch Zeit draufpacken mit der Korrektur weitgehend sinnfreier Tests. Also kommen Sie mir nicht mit einem populistischen Blödsinn vom arbeitsscheuen Lehrer.
Wenn Sie die Tests stupide gestalten, ist das Ihre Sache. Eine gut durchdachte Stegreifaufgabe ist schnell korrigiert, und die Zeit für Test als fehlende Unterrichtszeit zu erklären, ist hanebüchen. Neben der heute sehr wichtigen Erziehung gehören immer noch Wissensvermittlung und das Prüfen von Wissen, Kenntnissen und Fähigkeiten der Schüler zu den Kernaufgaben einer jeden Lehrkraft – wenigstens in Bayern. Und das ist gut so.
Was mich an der Diskussion sehr stört: Sehr viele Beiträge behaupten, dass Exen und mündliche Abfragen reine Reproduktion seien.
Bei mir gehörte zu diesen Leistungsnachweisen immer auch eine Frage/Aufgabe zum Grundwissen, das den Schülern bekannt war, und es war fast immer ein Transfer zu gefordert.
Zum Grundwissen: Es wurde im Heft besonders markiert (z.B. durch Umrahmung) und die Schüler wussten, dass der Grundwisseneintrag der ersten Stunde des Schuljahres in der letzten Ex gefragt werden konnte.
Ich stimme absolut zu. In den Fremdsprachen z.B. muss immer kompetenzorientiert abgefragt werden, also das Vokabular oder die grammatischen Strukturen in einem Textzusammenhang, das ist also weitaus mehr als Reproduktion. Grundwissen soll möglichst auch immer dabei sein.
Bildung ist in der Tat harte Arbeit, muss aber vom Schüler selber geleistet werden. Und dass kann nur gelingen, wenn der Schüler sein Lernen selber steuern kann. Das geht aber nur, wenn der Schüler sagen kann „das ist mit gerade zu schwer, ich brauch erst noch leichtere Übungen“ oder „ich hab es nicht verstanden, ich muss nochmal nachfragen“ oder auch „ich muss eine oder zwei Nächte darüber schlafen und dann nochmal darüber nachdenken“.
Aber das wird durch unangekündigte Proben erschwert bis unmöglich gemacht, weil der Schüler ja mit fertigem Lernprozess in den neuen Unterricht reingehen muss. Und zwar in jede einzelne Stunde, also bis zu 6mal pro Schultag.
Schüler, die sich vielleicht etwas schwerer tun, kommen damit sehr schnell in eine Situation der Überforderung, die sie aus eigenen Kraft nicht verlassen können. Die Schulen haben für diesen Fall nach wie vor nur das Rausprüfen im Programm, garniert mit „für diese Schulform ungeeignet“.
Auch wenn es inzwischen nur noch sehr schwach angewendet wird, das Prinzip des Schulsystems ist noch immer nicht „lernen, soviel du halt schaffst“ sondern „lernst du schnell genug um die Studierberechtigung zu bekommen?“
Folglich bleibt den Schülern das Problem, denn Hilfe bekommen diese Schüler oft nur im Nachhilfeunterricht. Die Schüler greifen also zu einer Art Notprogramm um zu verhindern dass sie rausgeprüft werden und das ist das kurzfristige „Bulimie-Lernen“, mit dem man auch ohne Lernprozess durch Prüfungen kommt.
Die Exen möglich da nicht das einzige Problem sein, aber sie sind eine Prüfungsform, die lernwilligen Schülern das selbstregulierte Lernen erschwert und damit schlicht ein Lernhindernis.
Deshalb stellt sich ja auch die Frage, ob “lass mich” oder “lass mir” arbeiten korrekt sei.
PS: Die Antwort lautet selbstverständlich “Lass andere arbeiten”!
Schließlich ist das der Grundgedanke den viele bei TEAM-Arbeit pflegen.
T = toll
E = ein
A = anderer
M = macht’s
Alle wissen immer so gut und ausführlich über alles Bescheid, was die Schulen und die Kinder brauchen. Keiner verliert ein Wort darüber, wie man da hinkommen soll. So ein sinnloses Buch.
Wieder eine solche Diskussion.
Wir leben in einer Zeit, in der man ein System im ganzen begreifen kann.
Man liest immer nur, JA oder NEIN.
Und am Schönsten “die bleiben, basta”, ganz im Sinne was “ich erleiden musste, dass müssen auch andere erleiden”
Stegreifaufgaben sind natürlich zur Einordnung der Leistung wichtig.
Werden aber nicht mehr zeitgemäß ausgeführt.
Es wird hier im Artikel sich zu vielen Punkten geäußert, jedoch wieder kein Fazit formuliert.
Warum?
Ist es in diesem Land normal geworden, Probleme zu umschreiben und danach auf komplett andere “auch wichtige”, aber nicht besprochene Probleme hinzuweisen.
Immer nach dem Motto, was regt man sich auf, wenn man sich doch auch darüber aufregen kann.
Zu Stegreifaufgaben:
In Bezug auf die “richtige” Welt. Wenn ich im Unterricht zu einem Thema befragt werde, sollte ich auch die Mittel haben, die in der Wirklichkeit exsistiert. (Handy, Computer, Internet)
Wir leben nicht mehr in der Zeit, wo Wissen aus Büchern gelernt werden musste und bei Rückfragen tagelang in der Bibliothek sitzen musste.
Das würde die Diskussion ziemlich verkürzen und hätte auch viele Vorteile:
+ Stupide Fakten und Aufzählungen würden nicht mehr abgefragt werden.
(erstes Ergebnis in Google)
+ Psychologischer Druck würde schon mal genommen werden, weil man selbst ohne Kenntnis die Prüfungszeit einigermaßen nutzen kann und durch Leistung nicht gleich eine 6 bekommt.
+ Bullemie-Lernen (allein der Begriff ist schon zum “Kotzen”) braucht es nur, weil man jede Stunde das Wissen der letzten Stunde (photografisch) benötigt, was heutzutage kaum noch gebraucht wird. (Dafür gibt es Notizen oder Handouts des Meetings, die man ebenfalls verwenden darf!)
Das Wissen das älter als die vorherige Stunde ist wird perse überflüssig oder Grundwissen. (Diese Trennung ist wie genau wissenschaftlich?)
Ich bin für Leistungseinschätzungen. Leider wird bei diesen Exen auch einfach vergessen, dass zu Beginn des Lernens weniger Wissen als zu Ende gegeben ist. Und auch, dass es mal schlechte Tage gibt. Dennoch wird gleichwertig bewertet.
In Nebenfächern gibt es zumal keine angekündigten Nachweise.
Wenn man schon daran festhält, nur über diese spontanen Abfragen (wozu auch mündlich vor der ganzen Klasse gehört) die Einordnung vorzunehmen, müssten diese Noten immerhin im Ganzen gesehen werden.
Eine schlechte Note 5 ist rechnerisch mit nur 1en gar nicht wegzubekommen.
Wir vermitteln hier nichts anderes, als dass ein Fehler dein ganzes Leben vernichten kann. Einmal negativ “aufgefallen” und für immer gebrandmarkt. Egal aus welchen Gründen.
Mit Lügen, Verheimlichen oder Betrügen kommt man öfters durch als mit Ehrlichkeit.
(OK, das spiegelt sich tatsächlich in der Wirklichkeit. Wo das die Erwachsenen wohl gelernt haben?)
Lösung wäre hier eine einfache prozentuale Wertung der einzelnen Noten. Und zwar zusammen mit den Schülern.
Durch gemeinsame Einordnung können Noten aufgrund des Zeitpunktes, der Psyche, Lücken oder einfach auch Desinteresse eingeordnet und gewichtet werden.
Der Schüler, den das Fach nicht interessiert hat eventuell andere Stärken. Den stört meist die 3 oder 4 auch nicht. (wäre hier auch für den reflektierten Lehrer interessant, um diesen Schüler besser abholen zu können).
Zuletzt werden leider aber all die Menschen ignoriert, die mit Druck nicht umgehen können. (würde sagen die Mehrheit)
Was spricht gegen die Möglichkeit diesen eine Leistungsbewertung über Zeit, angekündigt mit gewisser Gewichtung, zu geben? (Was bei Projekten und der Wissenschaft selbst auch der Realität entspricht.)
Zumal, egal wohin man schaut, das Schluss- oder Jahresergebnis meist gilt. Den Vorlauf schaut oft niemand mehr an, in der Schule wird er aber auf gleichem Niveau bewertet.
Es wird somit in Nebenfächern, neben der Lehre selbst, auch die Lernschnelligkeit, das logisches Verknüpfen, kapazitäre Lernmaximum und das Stressverhalten bewertet?
(vieles genetisch vorgegeben)
Für mich gehört nicht nur die Benotung angepasst. Sondern auch das Verständnis wie ein Gehirn funktioniert und dadurch neue Fächer/Bewertungen, die auch den Kindern endlich zeigen, dass sie ganz normal sind und es genetische Unterschiede gibt.
! Wer schnell lernen kann, kann womöglich nichts logisch verknüpfen.!
Was man Ende sieht, ist dass sich niemand in die Köpfe anderer hineinversetzt und am Schluss vom Thema ablenkt.
Politiker, wie auch Menschen vom Fach.
(Verheimlichen, Ablenken, oder einfach alle Daten in Frage stellen?)
Kein Lösungsvorschlag oder Fazit geben?
Wieso denkt niemand über das System nach. Lehre als Chance der Entwicklung, orientiert an Erkenntnissen der Hirnforschung.
Ein Lehrsystem, das so lehrt wie das Gehirn es aufnehmen kann.
Und eine Bewertung, die möglichst die Wirklichkeit abbildet, ohne dass man diese an Werte der “Wirtschaft” anpassen muss.
Es geht um kluge, gesunde Menschen.
Und nicht um “gute” Arbeiter und der Einordnung in ein leider fragwürdige “Wirtschaftssystem”, dass selbst viele kaputte/kranke Menschen hervor bringt.