didacta: Neues KI-Tool analysiert die Stimmqualität von Lehrkräften – präventiv

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STUTTGART. Eine leistungsfähige Stimme ist für Lehrkräfte eine essenzielle Voraussetzung ihrer täglichen Berufsausübung. Mit der KI-Software „VoiceTracker“ arbeitet das Fraunhofer Institut für Digitale Medientechnologie (FIDM) an einer Lösung, die Lehrkräften präventive Unterstützung für die Gesundheit ihrer Stimme bietet. Die Software analysiert die Stimmqualität in Echtzeit und erkennt potenzielle Stimmprobleme frühzeitig. Lehrkräfte können das Tool schon mal auf der didacta testen.

Lehrkräfte benötigen eine laute Stimme – wenn sie gehört werden wollen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Mithilfe ihrer Expertise im Bereich Audiotechnologie haben die Forschenden des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie IDMT in Oldenburg nach eigenen Angaben „einen Demonstrator“ entwickelt, der die Stimmqualität datensicher und flexibel im Alltag erkennen kann.

Hintergrund: Lehrerinnen und Lehrer setzen ihre Stimme tagtäglich einer besonderen Belastung aus. Verschiedene Studien belegen, dass Lehrkräfte etwa doppelt so häufig über Stimmprobleme klagen wie Menschen, die nicht lehren. Zu den Folgen zählen Ausfälle und Einschränkung der Lebensqualität der Betroffenen. Lehrkräfte fehlen aufgrund von Stimmproblemen deutlich häufiger als Nichtlehrkräfte. Oft werden Probleme in diesem Zusammenhang zu spät erkannt.

„Lehrkräfte erhalten von unserer Software Rückmeldung zu ihrer Stimmqualität. Daraus können Empfehlungen abgeleitet werden“

„Die frühzeitige Erkennung und präventive Maßnahmen stehen im Mittelpunkt der zukünftigen Lösung. Lehrkräfte erhalten von unserer Software Rückmeldung zu ihrer Stimmqualität. Daraus können Empfehlungen abgeleitet werden, wie sie ihre Stimmen gezielt schonen und pflegen können“, erläutert Alina Ernst, Projektleiterin in der Gruppe Assistive Sprech- und Sprachanalyse.

Auf der Bildungsmesse didacta möchten die Forschenden mit Softwareanbietern ins Gespräch kommen, die das Ziel haben, Tools zum Stimmgesundheitsmonitoring anzubieten. Darüber hinaus adressieren die Mitarbeitenden des Instituts interessierte Lehrkräfte, die mit ihrem Feedback wichtige Impulse für die weitere Entwicklung setzen können. Verbände, Behörden und Organisationen mit Versorgungsauftrag wie Kultusministerien, Krankenkassen und Beihilfen können sich über die Zukunft der Stimmgesundheit informieren, um Lehrkräfte zu unterstützen und stimmbedingte Ausfälle zu reduzieren.

Basis für die Empfehlungen der Software ist ein Monitoring der Stimme in der Belastungssituation über einen längeren Zeitraum, damit stimmliche Veränderungen frühzeitig erkannt werden können. „VoiceTracker“ ermögliche Lehrkräften dadurch mehr Sicherheit und Belastbarkeit im täglichen Gebrauch der Stimme – ein wichtiger Schritt für eine nachhaltige Stimmgesundheit, so heißt es.

Für die Umsetzung vereine das Fraunhofer IDMT eigene KI-basierte Sprachverarbeitungstechnologien zur gezielten Stimmfilterung mit akustischen Analysen zur Stimmbewertung. Die Technologie soll zudem relevante Umgebungsfaktoren, wie Hintergrundlärm und die Akustik des Klassenraumes, berücksichtigen. Es findet keine Transkription des Gesprochenen und keine Bewertung des Unterrichts oder der Unterrichtsqualität statt.

Lehrkräfte können das Tool anhand interaktiver Demonstrationen auf der didacta in Stuttgart testen: vom 11.  bis 15. Februar 2025 am Stand 3B60 in Halle 3 der didacta.

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potschemutschka
8 Monate zuvor

Hmmm, bevor ich damals (vor fast 50 Jahren) mein Lehrer-Studium beginnen konnte, musste ich (und alle anderen auch) zu einem Stimmtest beim Logopäden. Wer da durchfiel, musste etwas anderes studieren.

Realist
8 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das würde heute nicht mehr gehen, auch Lehrkräfte haben ein Recht auf Inklusion…

Fräulein Rottenmeier
8 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Wir hatten im Studium Sprecherziehung…..wer dann beim Vortrag durchfiel, wurde nicht zur Prüfung (erste Staatsprüfung) zugelassen und durfte sich ebenfalls beim Logopäden therapieren lassen…..hat jetzt aber nichts mit der Stimmengewalt zu tun….
Es kann uns Lehrern jederzeit eine Stimmbandentzündung bevorstehen und dann ist Essig mit lauter Stimme….also nie flüstern, wenn man heiser ist (guter Tipp der betroffenen Kollegin)
Meine Tochter möchte klinische Linguistik studieren und Voraussetzung ist auch da ein Gutachten vom HNO, der ihr Sprachvermögen (linguistisch) beurteilt….macht Sinn, wenn man andere therapieren möchte….

Walter Hasenbrot
8 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

EinTest vor der Einstellung hilft aber nicht bei Stimmproblemen, die später aufgrund der hohen Stimmbelastung durch die Berufsausübung auftreten.

Lisa
8 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Stimme kann man doch schulen. Wäre es nicht besser gewesen, so etwas anzubieten? Leider gehört es nicht mit ins Studium.

potschemutschka
8 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Ja, Stimme kann man schulen, in einem gewissenn Rahmen (den Rahmen bestimmen die organischen Voraussetzungen – Biologie). Aber manche Stimmprobleme (organischer Natur) werden durch den Sprech-Beruf zu stark belastet und führen zu späterem Ausfall. Da hilft auch kein Stimmtraining. Nicht jeder, der singen kann, kann Opernsänger werden, auch wenn er täglich trainiert. Und ja, durch die tägliche Beanspruchung können auch spätere Probleme nicht ausgeschlossen werden. Aber man kann oft schon frühzeitig erkennen, dass starke Belastung der Stimmbänder … zu frühzeitigem Verschleiss führen wird. Meine Cousine fiel damals durch die Stimmprüfung und ist jetzt glücklich als Ergotherapeutin und hat ihre Stimme gesund erhalten. Als Lehrerin wäre sie jetzt wahrscheinlich schon ein paar Jahre dienstuntauglich.

potschemutschka
8 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Mir ist gerade noch was eingefallen: Erkannte der Logopäde damals “Stimmprobleme” vor Beginn des Studiums, wurde das noch vom HNO-Arzt abgeklärt. Der entschied dann endgültig über Lehrertauglichkeit oder evtl. auch über eine vorbeugende Therapie (z. B. Stimmtraining), wenn keine organischen Probleme gegen den Beruf sprachen.

447
8 Monate zuvor

“Röööööhhhhr!”

“Sehr gut, sehr gut Herr Wiedenhopf! Da haben Sie ja eine richtige Mittelstufenstimme, Glückwunsch!”

Hans Malz
8 Monate zuvor
Antwortet  447

Stimme reicht aus für eine 50er Klassengröße – Sie sind eingestellt.

447
8 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

“Und jetzt einmal bunte Stadtteilsekundarschule, Freitags suebte Stunde!”

“… piiiiiieeeeeeps…!”

“Herr Wiedenhopf! Das ist jetzt nicht konstruktiv!”

“BRÜÜÜÜLLLLLL”

“Exzellent! Sie werden gleich morgen mit Sonderzulage (minus Besteuerung und Abgaben, versteht sich, also imnerhin satte 50 Digitaleuros mehr im Monat) in den Stadtteilvertretungspool der Stadtteilschulen ’49’ und ’83’ aufgenommen! Bitte denken Sie daran,aus Gründen der Umwelterziehung mit Elektroauto vorzufahren.”

Cora
8 Monate zuvor

Wäre es nicht irgendwie sinnvoller, bereits im Lehramtstudium die Basics zum Thema ‘Stimmhygiene im Sprechberuf’ zu verankern? Worauf muss ich achten, welche Techniken sollte ich nutzen, wie kann ich meine Stimme gesund erhalten trotz der enormen täglichen Belastung? Mal ehrlich, um zu merken, dass meine Stimme situativ angestrengt ist und genervt in der lauten Klasse gegen den Krach anreden zu müssen nicht sonderlich gut tut, dafür brauche ich keine KI. Oder beobachtet die dann auch Haltung, Atemtechnik und Körperspannung und spuckt dann ein individuelles Beratungs- und Übungsprogramm aus?
60 Prozent aller Stimmpatienten, die ich bislang in logopädischer Therapie hatte, waren Lehrkräfte. (Nächstgrößte Berufsgruppen: Erzieher, Verkäufer im Außendienst und im Telefonmarketing.) Keiner dieser Patienten hatte je mal eine Schulung zu dem Thema. Wenn man es schon nicht in die Lehramtsausbildung aufnimmt, sollte sowas doch wenigstens als Fortbildung etabliert werden – denn, wenn die Stimme nicht mehr mitmacht, ist man in dem Job echt aufgeschmissen.