Nächstes Bundesland: Handy aus und weg (für mehr Fokus im Unterricht)!

11

POTSDAM. Handy aus und weg: Ab dem nächsten Schuljahr verbietet das Land Brandenburg die Nutzung von privaten Endgeräten im Unterricht. Dies gilt zunächst für Grund- und Förderschulen. Damit will das Bildungsministerium eine klare Rechtsgrundlage für mehr Ruhe und Fokus im Unterricht schaffen. Doch es gibt Ausnahmen.

Smarphones müssen ausgeschaltet in die Schultasche: Mit dieser neuen Regelung in Brandenburg setzt nun ein drittes Bundesland ein Handy-Verbot um. Foto: shutterstock / Melnikov Dmitriy

Ab dem kommenden Schuljahr wird es für Brandenburgs Grund- und Förderschüler ein Handy-Verbot geben. Von Klasse 1 bis 6 sollen Smartphones „während des Unterrichts ausgeschaltet und in Schultaschen, Schränken oder Schließfächern verstaut werden“, teilte das brandenburgische Bildungsministerium mit.

„Wir schaffen mehr Klarheit und Rechtssicherheit für unsere Schulleitungen und Lehrkräfte im Umgang mit privaten digitalen Endgeräten im Unterricht. Zu ihren wichtigen Aufgaben gehört, Kinder maßvoll an die digitale Welt heranzuführen, die sie umgibt, und ihnen Medienkompetenzen zu vermitteln“, sagte Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) laut Mitteilung. Man wolle die Schüler zu einem bewussten und kritischen Umgang mit Handys und anderen Geräten befähigen.

Ausnahmen für guten Unterricht

Mit dieser Maßnahme wird ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag von SPD und BSW umgesetzt. Die neue Regel gilt dabei nicht nur für Smartphones, sondern auch für Smartwatches oder Tablets. Allerdings gibt es Ausnahmen: Lehrkräfte dürften die Nutzung privater Endgeräte erlauben, wenn dies für den Unterricht „erforderlich und sinnvoll“ ist. Auch für medizinisch notwendige Zwecke, etwa zur Nutzung von Diabetes-Apps oder zum Ausgleich von Handicaps, ist die Nutzung weiterhin gestattet.

Neben Hessen und Bremen ist Brandenburg damit das dritte Land, das ein Handy-Verbot einführt. Jedoch gilt in Hessen ein Verbot für alle Alters- und Klassenstufen und in Bremen bis zur 10. Klasse. Die Argumente sind dabei in allen Bundesländern die gleichen: Die negativen Auswirkungen, die eine Smartphone-Nutzung während des Schultages auf die Lernfähigkeit, die soziale Entwicklung sowie die Gesundheit von Kindern hat – und durch Studien bewiesen wurden.

Kritik aus mehreren Richtungen

Das JFF – Institut für Medienpädagogik hatte ein einheitliches Handy-Verbot zuletzt deutlich kritisiert (News4teachers berichtete). Demnach verhindere ein pauschales Verbot wichtige Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten junger Menschen, so die Expert*innen. Vielmehr müsse die Medienkompetenz im Unterricht gestärkt werden.

Auch die GEW Hessen hat sich bereits gegen ein pauschales Handy-Verbot an Schulen ausgesprochen, da es pädagogisch nicht sinnvoll sei. Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen, betonte, dass die Schulen ihre Schülerinnen und Schüler auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters vorbereiten müssen: „Gute Medienbildung ist entscheidend. Statt Smartphones aus dem Schulalltag zu verbannen, sollten Kinder und Jugendliche lernen, diese verantwortungsvoll und reflektiert zu nutzen.“ Ein Verbot verlagere die Probleme wie Cybermobbing oder Suchtverhalten womöglich ins Private – ohne sie zu lösen. News4teachers mit Material der dpa

Handy-Verbot in Schulen: Werden Lehrkräfte damit zur Smartphone-Polizei?

Anzeige

Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

11 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Alx
4 Monate zuvor

Was soll das?

Die Schulleitung entscheidet über Handynutzung in der Schule und fertig.

Das mutet irgendwie nach der Diskussion um Waffenverbotszonen an.

Ich kenne keine Schule, bei der die Kinder im Unterricht Smartphones nutzen dürfen, wie sie lustig sind.

Und das Problem der Sucht und des Cybermobbings ist in jedem Fall privat, es sei denn, wir leiteten die Kinder im Unterricht dazu an, was niemand macht.

Einer
4 Monate zuvor
Antwortet  Alx

Es geht ja nicht um “nutzen dürfen”, sondern um immer wieder drauf schauen und dadurch unkonzentriert sein. Wir (BK in NRW) sammeln seit letzten Sommer vor jeder Stunde alle Handys ein und die Schüler sind ruhiger, konzentrierter und entspannter. Handys die nicht freiwillig abgegeben werden sammel ich ein und die Schüler können sie am Ende meines Schultages bei mir
wieder abholen. Alleine die Bemerkung, dass mein Schultag länger geht als der ihre reicht aus damit alle Schüler ihre Handys abgeben.

Nanu
4 Monate zuvor
Antwortet  Alx

Man sieht daran, dass Frau Wagenknecht vom BSW, auf die diese Regelung zurückgeht, wirklich von Schule keine Ahnung hat.

LULULU
4 Monate zuvor
Antwortet  Alx

Ein paar grundlegende Dinge aus Brandenburg: Um die Haus-/Schulordnung zu ändern bedarf es einer Vorlage, die die Rechtsstelle absegnen muss, dann muss sie durch alle Instanzen. Das dauert selbst bei progressiven Schätzungen min. ein Schuljahr (bei uns waren es drei). In dieser kann dann natürlich die Handynutzung verboten werden, jedoch ist der zeitliche Weg zu langwierig, um jetzt (!) konkrete Probleme zu ändern.

Des Weiteren geht es explizit um ein Verbot des Handys während des gesamten Unterrichtstages, d.h. eben auch in den Pausen, in denen Smartphones exzessiv genutzt werden. Das führt wiederum dazu, dass die Kinder nicht zur Toilette gehen, frühstücken usw., was dann auch massiv Unterricht beeinflusst.
(Ich gebe zu, der Artikel nennt es nicht genau genug.)

Ich persönlich finde die Regelungen wunderbar, da ich seit fast einem Schuljahr mich selbst von Ergebnissen überzeugen kann.

Die Medienbildung fällt auch nicht hinten drunter, wie so gern behauptet wird (auf welcher Grundlage überhaupt?), sondern man merkt, wie wenig die Kinder überhaupt von dem und über das Ding wissen, das sie als den wichtigsten Gegenstand ihres Lebens bezeichnen. Da setzt dann guter Unterricht an.

Alx
4 Monate zuvor
Antwortet  LULULU

Am ersten Elternabend mit den Eltern besprechen?

Vielleicht bin ich ein Sonderfall aber ich hatte bislang an der Grundschule nie ein Problem damit, dass Kinder ein Handy dabei hatten. In den wenigen Fällen sollen sie es halt leise schalten und in die Schultasche stecken. Funktioniert wunderbar.

Ebenso bei Smartwatches: erlauben mit der Prämisse: Schulmodus und im Ranzen.

Ist doch irgendwie selbstverständlich, dass die Kinder ihre Eltern vor und nach dem Unterricht erreichen wollen und umgekehrt.

Egal ob im Brennpunkt oder auf dem Dorf, ich hatte damit null Probleme.

LULULU
4 Monate zuvor
Antwortet  Alx

Das ist leider bei uns vollkommen anders. Die Eltern ziehen nicht mit, sondern stemmen sich dagegen. Ja, auch sind es nicht alle, die anderen schweigen aber lieber, um nicht aufzufallen.

Ich hatte es schon, dass eine Mutter im Unterricht ihr Kind anrief, damit es nach nach der Schule etwas einkauft. Das Kind ging natürlich ran und die Mutter verstand auch nicht, was daran falsch sein sollte…

Es heißt ja auch nicht, dass die Kinder es nicht in der Schultasche mitnehmen dürfen, sondern dass es dort verbleibt.

Nanu
4 Monate zuvor

Ähm, das ist nun der große Wurf? Verantwortet durch das BSW?

“Von Klasse 1 bis 6 sollen Smartphones „während des Unterrichts ausgeschaltet und in Schultaschen, Schränken oder Schließfächern verstaut werden“, teilte das brandenburgische Bildungsministerium mit…. Allerdings gibt es Ausnahmen: Lehrkräfte dürften die Nutzung privater Endgeräte erlauben, wenn dies für den Unterricht „erforderlich und sinnvoll“ ist.”

So ist es doch bereits. Wo ist es anders an Brandenburger Grundschulen?! (Grundschulen!!!)

Rainer Zufall
4 Monate zuvor

“mehr Klarheit und Rechtssicherheit”
Na dann…
Sobald ein Kind die Regel bricht und die Eltern das Handy nicht abholen (wollen), haftet wer?

Meine Schulleitung (BW) wird sich den Schuh nicht anziehen. Darf ich dann entscheiden, ob ich die Verantwortung übernehme und im Falle von Beschwerden gegen eine Haftung abkämpfen darf?

LULULU
4 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Wir machen das so: Wer ein Handy mit sich trägt (Hose, Pulli etc.) oder es nutzt, muss dieses im Seki abgeben. Dort wird es in einem Handysafe (mit PIN zu öffnen) eingeschlossen. Beim ersten udn zweiten Verstoß wird es am Unterrichtsende vom Lernenden abgeholt, ab dem dritten Verstoß durch die Eltern. Sollte es nicht abgeholt werden, die darüber informiert werden, verbleibt es im Safe.

Wer das Handy nicht freiwillig wegbringt, erhält wegen des doppelten Verstoßes gegen die Schulordnung einen Verweis durch die Klassenleitung. Wer von den Lehrkräften nicht mitzieht, bekommt ebenfalls Konsequenzen.

Rainer Zufall
4 Monate zuvor
Antwortet  LULULU

Danke für die Antwort.
Unsere Schulleitung zeigte sich skeptisch bei Handysafes für Klassen, aber ein einziger im Sekretariat – nur für Härtefälle – könnte da eher passen.
Ich werde es ansprechen, Danke 🙂

Schlaubi
4 Monate zuvor

Ich gehe mal nicht darauf ein, ob ein Verbot das richtige ist.

Wenn es aber ein Verbot gibt, wie erfolgt dann die Umsetzung und Kontrolle?! Gibt es hier auch Rechtssicherheit?
Was ist mit Lehrkräften, die nicht so mit offenen Augen den Blick auf eine Missachtung des Verbots achten?

Fragen über Fragen in meinem Kopf.