Nach Amoklauf: Falschinformationen über den Täter kursieren im Netz

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GRAZ. Nach dem Amoklauf in Graz verbreiten sich Falschinformationen: Alte Bilder sollen den aktuellen Täter zeigen oder setzen die Geschehnisse in einen religiös-extremistischen Kontext. Beides ist falsch.

Es gibt Menschen, die ein Interesse daran haben, Lügen im Internet zu verbreiten. Illustration: Shutterstock

Auf Ereignisse mit großer Aufmerksamkeit in den Medien folgen oft Desinformation und Fake News in sozialen Netzwerken. Nach dem Amoklauf in Graz passen angebliche «Allahu Akbar»-Rufe des Attentäters und ein geteiltes Bild des vermeintlichen Schützen nicht zu der Tat.

«Allahu Akbar»: Hat die Tat einen extremistischen Hintergrund?

Zum Amoklauf in dem Gymnasium wird derzeit ein Video geteilt, in dem angeblich der arabische Ausruf «Allahu Akbar» (auf Deutsch etwa «Gott ist groß») zu hören sein soll. Die im Islam häufig verwendete Formel wird von Islamkritikern und in Medien nicht selten mit Extremismus in Verbindung gebracht. Aus den Abschiedsnachrichten des Amoktäters von Graz geht allerdings kein eindeutiges Motiv hervor. Ein Experte für Schulpsychologie hält im ORF-Fernsehen Mobbing als Ursache für plausibel.

Der in sozialen Netzwerken geteilte Clip passt zudem wegen der Uhrzeit der Aufnahme nicht zu der aktuellen Tat: Das Video wurde eindeutig abends aufgenommen, zum Amoklauf am Gymnasium kam es hingegen am Dienstagmorgen.

Die Bilder sind zudem weder aktuell noch stammen sie aus Graz: Sie wurden im Wiener Bezirk Floridsdorf aufgenommen. Medienberichten zufolge sollen Ende Mai Unbekannte dort bei einer Verfolgung in einem Skatepark Schüsse abgegeben haben. Dieser Park sowie der Bahnhof Floridsdorf sind im fälschlicherweise verbreiteten Video wiederzuerkennen.

Zeigen Fotos in sozialen Netzwerken den Amokschützen?

Kaum hat ein ehemaliger Schüler an seinem früheren Gymnasium zehn Menschen und sich selbst getötet, wollen Nutzer in sozialen Netzwerken bereits genau wissen, wie der 21-Jährige aussieht. Die dort geteilten Fotos zeigen allerdings den US-Bürger Sam Hyde – ein bekanntes Internet-Meme.

Auf geteilten Fotos ist der umstrittene US-Komiker Hyde zu sehen, der eine Waffe in der Hand hält. In der Vergangenheit wurde dieser schon fälschlicherweise mit anderen Vorfällen in Zusammenhang gebracht. Von Markus Bergmann und Sebastian Fischer, dpa

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1 Kommentar
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unfassbar
3 Monate zuvor

Basierend auf dem, was ich über den Täter gelesen und gesehen habe, glaube ich in diesem speziellen Fall das mit dem Mobbing und anderen psychischen Belastungen.