
Das niedersächsische Kultusministerium sieht trotz der Kritik des Deutschen Lehrerverbands an einer angeblichen «Flut an Einser-Abis» keinen Trend zu übertrieben guten Noten. Die Daten aus dem Land zeigten, dass der Anteil sehr guter Abiturnoten zuletzt wieder leicht gesunken sei, teilte das Ministerium auf Anfrage mit.
Verbandspräsident Stefan Düll hatte zuvor der «Rheinischen Post» gesagt: «Es gibt eine Flut an Einser-Abis.» Zwar sei das Abitur «nichts, was einem hinterhergeworfen wird», dennoch dürfe an der Qualität «nicht weiter herumgedoktert» werden. Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß hatte vor einer «Noteninflation» gewarnt (News4teachers berichtete).
Das niedersächsische Kultusministerium betonte dagegen, gute und sehr gute Noten seien keineswegs die Regel. Die gymnasiale Oberstufe und die Abiturprüfungen in Niedersachsen seien anspruchsvoll. «Gute Noten verschenken wir mit Sicherheit nicht», sagte ein Sprecher. Dass das Land bei Prüfungen und Bewertung hohe Standards setze, sei ein bewusstes Qualitätsmerkmal. Auch die Quote der nicht bestandenen Abiturprüfungen ist laut Ministerium in den vergangenen Jahren leicht gestiegen. Das spreche zusätzlich gegen den Vorwurf einer Entwertung.
Ministerium: Kein Trend zur Bestnote
Nach Ministeriumsangaben lag der Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten mit einem Notendurchschnitt von 1,5 oder besser in den Corona-Jahren 2021 (12,36 Prozent) und 2022 (12,76 Prozent) höher als in den Folgejahren. Seither sei ein leichter Rückgang zu verzeichnen – auf 11,86 Prozent im Jahr 2023, 11,68 Prozent im Jahr 2024 und 11,43 Prozent im laufenden Jahr.
Auch bei der Spitzennote 1,0 habe sich kein Anstieg gezeigt. Im Jahr 2025 hätten 2,00 Prozent der Prüflinge diesen Wert erreicht. 2022 seien es 2,31 Prozent gewesen, im Jahr 2019 – also vor der Pandemie – habe der Anteil bei 1,15 Prozent gelegen. Aus Sicht des Ministeriums sprechen diese Zahlen nicht für eine Entwertung des Abiturs, sondern für eine kontinuierlich verbesserte schulische Förderung. Die positive Entwicklung sei auch ein Zeichen für gezielte Förderung und mehr Chancengleichheit im Bildungssystem. News4teachers / mit Material der dpa
Philologen beklagen Einser-Inflation: “Wert des Abiturs befindet sich im Sinkflug”
Zu Niedersachsen fällt mir ganz spontan ein Artikel aus dem letzen Jahr ein:
https://www.news4teachers.de/2024/05/philologen-beklagen-einser-inflation-wert-des-abiturs-befindet-sich-im-sinkflug/
Wem man nun eher zutraut, die Abituranforderungen besser beurteilen zu können, wird individuell verschieden sein.
“Bestnoten-Inflation im Abitur? Kultusministerium widerspricht: Bessere Förderung!”
Witz komm raus, du bist umzingelt.
Da haben wir es wieder: Ein Kultusminister verkündet stolz, dass die angebliche „Bestnoten-Inflation“ im Abitur kein Problem sei, sondern vielmehr „bessere Förderung“ bedeute. Ach ja, natürlich. Weil es ja so viel sinnvoller ist, die Noten nach oben zu schieben, anstatt die tatsächliche Leistung der Schüler zu verbessern. Schließlich ist es viel einfacher, die Noten zu manipulieren, als die Qualität fachlicher Bildung endlich wieder zu steigern.
Man könnte fast meinen, hier wird absichtlich das Gegenteil bewiesen: Statt anspruchsvolle fachliche Bildung auf gymnasialem Niveau zu bieten, wird die Abiturnote zum Selbstzweck, zum Statussymbol für eine Gesellschaft, die den Leistungsbegriff immer mehr ad absurdum führt. Warum sich noch die Mühe machen, echte Talente zu fördern, wenn man stattdessen einfach flächendeckend die Noten aufblähen kann?
Doch vielleicht ist das alles nur ein cleverer Schachzug: Indem man die Noten inflationär erhöht, kann man den Eindruck erwecken, alles sei in bester Ordnung. Die Realität sieht doch anders aus: Schüler, die kaum noch wissen, was sie alles nicht wissen und können, bekommen Bestnoten. Lehrkräfte sind zunehmend nur noch Marionetten in einem von echtem Wettbewerb und einer zielführenden Fehlerkultur befreiten Bildungssystem, welches droht den internationalen Anschluss zu verlieren.
Kurz gesagt: Die „bessere Förderung“ ist nichts anderes als eine Farce, um das Scheitern des Systems zu kaschieren. Und (viele) Lehrer an Gymnasien, sind die letzten, die noch an diesen Mythos glauben – manche tun zumindest noch so, als ob.
Warum zweifeln Sie? Bei IQB-2022-Lesen erreichten in Niedersachsen zwar nur unterdurchschnittlich viele (= 67% ) der 9. Klässler an Gymnasien die Regelstandards für den mittleren Schulabschluss. Wenn dann aber bis zum Abitur diese Defizite überkompensiert wurden, können die guten Noten doch nur an der tollen Förderung in der Oberstufe gelegen haben. Oder kämen auch noch andere Gründe in Frage?
Wir müssen alle so werden und lehren wie Nutzer 447 es hier empfiehlt.
Da beantwortet jemand eine Aussage, die so nicht getroffen wurde. Es geht um eine mittelfristige Entwicklung, nicht um zwei Coronajahre und zwei Jahre danach, erst recht nicht um verschenkte Noten, sondern einen Trend. Die nahezu Verdopplung bei 1.0 von 2019 auf 2025 war also nur bessere Förderung, wahrscheinlich wurde die intensive Förderung von 2021/2022 einfach beibehalten, gute Arbeit! Warum eigentlich nur hier der Vergleich mit 2019, nicht bei ‘besser als 1.5’ vorher? Alles nur eine Frage der Perspektive, ‘…ist er zu stark, bist du zu schwach…’ war mal eine Werbung. Kam das aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit oder Comedy?
Ooooooh- hooo!
” Bessere Förderung” ????
Wann hat die denn stattgefunden?
In Klasse 12 mit “Förderplan”???
Sorry! Da kann ich nur zynisch werden!
☹️☹️☹️☹️☹️☹️
Mittelwerte der erreichten Punktzahlen im Bereich Lesen bei IQB-2022 und Schüler*innen an Gymnasien wäre in Niedersachsen 544 Pkt bei einem Rückgang von -15 Pkt gewesen, Bundesschnitt 555 (-13) , bestes Bundesland 580 Pkt (-1 Pkt ) .
Da müssen die Lehrkräfte in der Oberstufe wirklich extrem gute Förderung geboten haben.
Die Evolution wäre auch eine Möglichkeit der Erklärung . . .
Meinen Sie den Flynn-Effekt? Es gibt schon Studien, die einen negativen Flynn-Effekt gemessen haben wollen (mit dem Peak ungefähr in den 1960er bis 1970er Jahren, was zufällig mit dem Pillenknick zusammenfällt)