BERLIN. Immer länger, immer früher, immer mehr: In deutschen Kitas verbringen Kinder inzwischen durchschnittlich mehr als 36 Stunden pro Woche – viele sogar über 45. Was zunächst nach einem zunehmend besser ausgebauten Betreuungsangebot klingt, birgt bei genauem Hinsehen erhebliche Risiken. Eine große Meta-Studie gibt zwar scheinbar Entwarnung – doch Bildungsforscherin Prof. Veronika Verbeek warnt eindringlich: Für viele Kinder sei der Kita-Alltag heute eine Quelle von Stress, Überforderung und langfristigen Problemen.

Laut dem Statistischen Bundesamt hat sich die Zahl der Kinder mit einer Betreuungszeit von mehr als 35 Wochenstunden zwischen 2014 und 2024 um 30 Prozent erhöht – von rund 1,3 auf 1,8 Millionen. Besonders auffällig: Knapp zwei Drittel dieser Kinder sind inzwischen sogar mehr als 45 Stunden pro Woche in der Kita untergebracht. Parallel dazu stieg die Gesamtzahl betreuter Kinder in diesem Zeitraum um 20 Prozent – von 3,29 auf 3,94 Millionen. Die durchschnittlich vereinbarte Betreuungszeit wuchs von 35,3 auf 36,1 Wochenstunden.
Noch deutlicher zeigt sich die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen: Laut Statistischem Landesamt IT NRW verbringt inzwischen jedes sechste Kind unter drei Jahren mehr als sieben Stunden täglich in einer Kita – fast doppelt so viele wie 2013. Besonders hohe Quoten verzeichnen Großstädte wie Düsseldorf, Köln und Bonn. In der Landeshauptstadt liegt der Anteil der U3-Kinder mit Ganztagsbetreuung inzwischen bei 32,2 Prozent. Was macht das mit den Kindern?
Für die Bildungswissenschaftlerin und Psychologin Prof. Veronika Verbeek ist klar: Wenn Ein- und Zweijährige inzwischen regelmäßig acht Stunden und mehr in der Kita verbringen – dann ist das eine Zeitspanne, die viele Kinder überfordert. In einem Interview mit dem „Spiegel“ im vergangenen Oktober warnte sie eindringlich: „Die frühe Bindung zu den Eltern, nicht die frühe Bildung, ist der Garant für eine gute Entwicklung von Kindern. (…) Dieses Wissen wird derzeit weitgehend ignoriert.“
„Studien zeigen, dass Kleinkinder in Kitas eine erhöhte Cortisolausschüttung haben. Das sind ungünstige Bedingungen, um sich gut zu entwickeln“
Sie sagt: „Die Betreuung in der Kita, die teils sehr früh über viele Stunden erfolgt, setzt einige Kinder extrem unter Stress; insbesondere in großen Gruppen und wenn nicht genügend Personal da ist. (…) Die Kinder weinen bei der Trennung von den Eltern, beruhigen sich danach vermeintlich schnell, sind aber oft aufgrund eines hohen Stresslevels schlicht erschöpft.“ Und dieser Stress lässt sich ihr zufolge auch biologisch nachweisen: „Studien zeigen, dass Kleinkinder in Kitas eine erhöhte Cortisolausschüttung haben. Das sind ungünstige Bedingungen, um sich gut zu entwickeln.“
Nicht nur die lange Betreuungszeit überfordert die Kinder, auch zu viel Freiheit kann zum Problem werden. Verbeek kritisiert die aktuelle pädagogische Ausrichtung vieler Kitas. Das Konzept der „Selbstbildung“, bei dem Kinder ohne Anleitung selbst entscheiden, womit sie sich beschäftigen, führe dazu, dass Bildungspotenziale „verspielt“ würden. „Wenn ich wirklich möchte, dass die Bildung in der Kita einen positiven Effekt für den Übertritt in die Grundschule hat, darf ich strukturierte Lernprozesse nicht ausklammern oder gar als fremdbestimmtes Lernen abwerten. (…) Spätestens in der Schule geht es nicht mehr nur nach den eigenen Interessen.“
Sie betont: „Wenn ich immer alles selbst bestimmen darf, kann ich mich später schlecht irgendwo einfügen und in einer Gruppe anpassen.“ Und: „Diese Kinder entwickeln ein geringeres Selbstwertgefühl, trauen sich wenig zu, zeigen schwache Schulleistungen. (…) Dass in Schulen immer mehr Kinder verhaltensauffällig sind, ist aus Sicht vieler psychotherapeutischer Kolleginnen und Kollegen eine Folge dieser Pädagogik.“
Die Ergebnisse einer groß angelegten Meta-Studie mit Daten von mehr als 10.000 Kindern aus fünf Ländern, darunter Deutschland, Kanada und die USA, scheinen dem zu widersprechen – auf den ersten Blick. Das Team um Studienleiterin Catalina Rey-Guerra vom Boston College wollte es genau wissen: Entwickeln Kinder, die lange in einer Kita betreut werden, häufiger problematisches Verhalten? Die Antwort: nein – zumindest nicht automatisch.
Die Analyse, veröffentlicht im renommierten Fachjournal Child Development, zeigt: Längere Betreuungszeiten in Kitas stehen in der Regel nicht in Zusammenhang mit häufigerem Auftreten von Verhaltensauffälligkeiten wie Aggression, Mobbing oder Ruhelosigkeit. Das Team um die Studienleiterin fand keine Korrelation zwischen der Anzahl an Kita-Stunden pro Woche und sogenannten „externalisierenden Problemen“. Rey-Guerra resümiert: „Der Besuch einer Kita hat keinen grundsätzlich negativen Effekt auf das Verhalten von Kindern. Vielmehr zeigen sich sogar dauerhafte Lern- und Bildungsvorteile durch frühkindliche Betreuung.“
Das große Aber: Entscheidend sei die Qualität der Betreuung. Kinder, die in großen Gruppen mit zu wenig Personal betreut werden, sind laut der Studie doch gefährdet, Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln. Rey-Guerras Fazit: Nicht die Dauer, sondern die Rahmenbedingungen entscheiden.
„Je mehr Kita-Beschäftigte das Berufsfeld verlassen, desto größer wird die Belastung für das verbleibende Personal”
Und genau da liegt das Problem. Dass sich die Überlastung des Kita-Personals auf einem sehr hohen Niveau befindet, belegte jüngst (einmal mehr) eine Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Bertelsmann Stiftung: Fast die Hälfte der befragten Kita-Mitarbeitenden gibt darin an, sich täglich oder fast täglich im beruflichen Alltag überlastet zu fühlen.
Die Folge: Viele Beschäftigte schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Berufsfeld kurz- bis mittelfristig verlassen werden, als sehr hoch ein. Bei rund einem Viertel der Befragten liegt diese sogar bei 80 Prozent oder höher. Dies trifft auch auf Personen zu, die sich noch in Ausbildung befinden und das Berufsfeld damit gar nicht erst betreten würden. Am höchsten ist das Abwanderungsrisiko bei den jüngeren Mitarbeitenden im Alter von 26 bis 30 Jahren. Die Abwanderungsgedanken treten umso wahrscheinlicher auf, je häufiger sich jemand überlastet fühlt. „Je mehr Kita-Beschäftigte das Berufsfeld verlassen, desto größer wird die Belastung für das verbleibende Personal, was zu noch mehr Abwanderung führen kann. Diese Spirale gilt es zu durchbrechen“, sagt Anette Stein, Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung.
Dabei gilt schon jetzt: Weil in vielen Einrichtungen das Personal fehlt, werden immer mehr Personen ohne die formalen pädagogischen Voraussetzungen eingestellt, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Bundesweit geht deshalb in immer mehr Kitas der Anteil der Fachkräfte zurück, die mindestens über eine Ausbildung als Erzieherin oder Erzieher verfügen. „Was der Notsituation geschuldet ist, könnte in mehreren Bundesländern zu einer dauerhaften Praxis werden“, so bilanziert die Bertelsmann Stiftung.
Eine hohe Fachkraft-Quote in jedem Kita-Team sei jedoch ein zentraler Faktor für eine kindgerechte frühkindliche Bildung. Doch immer weniger Kita-Personal bringt die formalen pädagogischen Voraussetzungen mit. Während im Jahr 2017 bundesweit in 41 Prozent aller Kita-Teams mehr als acht von zehn pädagogisch Tätigen mindestens einen einschlägigen Fachschulabschluss aufwiesen, traf das 2023 nur noch auf rund jedes dritte Kita-Team zu (32 Prozent). Dieser Rückgang ist in 13 Bundesländern zu verzeichnen. Am deutlichsten fiel er in Berlin (18 Prozentpunkte), Mecklenburg-Vorpommern (15 Prozentpunkte) und Nordrhein-Westfalen (14 Prozentpunkte) aus.
Verschiedene Studien zeigen, dass eine niedrige Fachkraft-Quote im Team die Qualität der pädagogischen Arbeit mindert und den professionellen Anspruch der Fachkräfte gefährden kann. Zudem stellt die Begleitung von nicht einschlägig ausgebildeten Mitarbeitenden zunächst zusätzlichen Aufwand und damit einen weiteren Belastungsfaktor für das Fachpersonal dar.
„Grundsätzlich ist es gut, wenn die Kitas neue und vor allem motivierte Mitarbeitende gewinnen. Aber für die anspruchsvolle Arbeit mit den Kindern benötigen sie eine ausreichende pädagogische Qualifikation. Aufgrund des Platz- und Personalmangels mag es in einer Notsituation vertretbar sein, die Anforderungen vorübergehend zu senken, um die Schließung einer Kita abzuwenden. Das darf aber nicht zu einem dauerhaften Absenken der Fachkraft-Quote führen – doch genau diese Tendenz sehen wir momentan in mehreren Bundesländern“, sagt Stein.
Prof. Verbeeks bitteres Resümee: „Es werden falsche Prioritäten gesetzt. Die frühe Bindung zu den Eltern, nicht die frühe Bildung, ist der Garant für eine gute Entwicklung von Kindern. Diese Bindung ist mit umfangreichem Kontakt zu den Eltern verbunden. Etliche Studien zeigen, dass Kinder perspektivisch leistungsstärker und sozial kompetenter sind, wenn sie eine sichere Bindung zu ihren Eltern haben. Dieses Wissen wird derzeit weitgehend ignoriert.“ News4teachers
“Institutionelle Kindeswohl-Gefährdung”: Kita-Beschäftigte schildern tägliche Überlastung
Die wichtigsten Aussagen, mMn., aus dem Artikel:
“Entscheidend sei die Qualität der Betreuung. Kinder, die in großen Gruppen mit zu wenig Personal betreut werden, sind laut der Studie doch gefährdet, Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln. Rey-Guerras Fazit: Nicht die Dauer, sondern die Rahmenbedingungen entscheiden.”
“Etliche Studien zeigen, dass Kinder perspektivisch leistungsstärker und sozial kompetenter sind, wenn sie eine sichere Bindung zu ihren Eltern haben.”
Allerdings ist für die sichere Bindung an die Eltern nicht (nur) die mit den Kindern gemeinsam verbrachte Zeit ausschlaggebend, sondern viel mehr die Qualität dieser Zeit. Beschäftigen sich die Eltern mit ihren Kindern, oder eher mit anderen “wichtigen” Dingen in dieser zugegeben, oft zu wenigen, gemeinsamen Zeit?
https://www.pdag.ch/fileadmin/Domain1/Medien/Veranstaltungen/APG_Praevalenz_und_Folgen_belastender_Kindheitserlebnisse.pdf
“Hierbei handelt es sich um eine in dieser Weise nicht verallgemeinerbare Aussage.”
Das ist ebenfalls ein Satz, den ich als wichtig erachte. Jedes Kind ist einfach anders. Und natürlich ist das Umfeld, die Qualität der jeweiligen Einrichtung sehr, sehr wichtig. Für die einen ist Kita purer Stress, andere wiederum gehen von vornherein gern in die Kita und profitieren auch sehr davon. Die Überschrift des Artikels suggeriert, dass Kinder Probleme schon in der Grundschule bekommen, wenn sie früh in die Kita gehen. Das kann ich z.B. für meine Kinder überhaupt nicht bestätigen – im Gegenteil.
Dabei steht Frau Verbeek deutlich in der Kritik:
“nutzt verkürzte, irreführende, wissenschaftlich unhaltbare und falsche Darstellungen, die Verunsicherung bei Fachkräften und Eltern schüren.”
ebenso hier
Sehr interessant! Danke für die links!
… und ich meinte, inklusive der Kommentare! Es ist oft so, dass die Kommentare interessanter als die Artikel sind. 🙂
Bezüglich Ihres ersten Links empfehle ich dringend, auch die Kommentarspalte zu lesen.
In der dem ersten Link folgenden Diskussion werden auch andere Standpunkte eingenommen.
Die Methode ist bekannt: Prof. Dr. M. Spitzer
Seine Aussagen bezüglich “digitaler Demenz” bei jungen Menschen wurde zunächst belächelt, dann rigoros angezweifelt, dann die Person und seine Wissenschaftlichkeit diskreditiert, dann verächtlich gemacht und aus dem “Wissenschaftsgeschäft” ausgeschlossen (keine Fördermittel für den Lehrstuhl)…
Alles bekannt
Ich hoffe, dass Frau Prof. Veerbeck und ihrem Forscherteam dieses Schicksal erspart bleibt.
Allerdings hege ich Zweifel, ich kenne den “Wissenschaftsbetrieb” zur genüge.
“Glück Auf” Frau Veerbeck 😉
Prof. Spitzer hat zur Digitalisierung, über die er sich in seinen populären Büchern auslässt, nie geforscht – das ist schon ein Unterschied. Zur Kritik an Spitzer – gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2014/03/mythos-digitale-demenz-forscher-widerlegen-these-von-schaedlichen-auswirkungen-digitaler-medien/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Gerne hier nachlesen: https://storage.e.jimdo.com/file/7ea56f61-2b85-4169-a94b-81c1bdaffea2/Kita_Kindeswohl_WissBeleg_Komm_Verbeek_20.3.2025.pdf
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Gerne hier nachlesen: https://www.iu.de/hochschule/lehrende/verbeek-veronika/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Das Sie als Redaktion eines digitalen Mediums diese Ansicht der Dinge vertreten ist klar (wie Kloßbrühe, wie viele Nordostdeutsche zu sagen pflegen).
😉
Das hat jetzt weniger mit Ansicht als damit zu tun, zwischen Wissenschaft und pseudo-wissenschaftlicher Meinung unterscheiden zu können. Dass Sie als Nutzer eines digitalen Mediums einen Fundamentalkritiker digitaler Medien für glaubhaft halten, kann dagegen schon irritieren.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Warum?
Spitzer kritisiert den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit digitalen Medien.
Ich bin erwachsen, sogar schon Rentner.
Mein Gehirn ist ausgereift und seit Jahren dabei Leistungsfähigkeit zu verlieren (hoffentlich bekomme ich den Beginn von Demenz nicht mit).
Das Gehirn von Kindern und Jugendlichen muss allerdings noch reifen, da stören die digitalen Medien.
Wir freuen uns, dass Sie sich innerlich gefestigt genug fühlen, sich regelmäßig einer Dosis News4teachers auszusetzen (Spaß).
“Spitzer kritisiert den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit digitalen Medien.”
Darf er. Das macht ihn aber noch nicht zum Bildungsforscher.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Populismus verträgt sich schlecht mit Wissenschaftlichkeit. “Tatsächlich schlägt Spitzer argumentative Salti, zieht gewagte Schlussfolgerungen und ersinnt haarsträubende Vergleiche. Zwar zitiert er auch viele wissenschaftliche Studien, doch unstimmige Details, kritische Anmerkungen der Autoren und gegensätzliche Studien kehrt er oft unter den Teppich. Entsprechend verärgert reagierten die Fachkollegen.” Quelle: https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/da-irrt-professor-spitzer-2/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
“Warum?”
Weil Herr Spitzer viel Meinung hat.
“Spitzer kritisiert den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit digitalen Medien.”
Den kritisiert allerdings (nahezu) jeder und jede ExpertIn. Und trotzdem kann man sehr gut gegen den Populismus Spitzers sein. Ist oft auch relativ gängig in Fachkreisen. Das ist möglich. Schließt sich eben nicht aus. Muss oder sollte man verstehen und zur Kenntnis nehmen.
“Das Gehirn von Kindern und Jugendlichen muss allerdings noch reifen, da stören die digitalen Medien.”
So wie “wir” sie einsetzen? Definitiv. Liegt jedoch eben am Umgang damit, nicht per se am Medium selbst und den Anwendungsmöglichkeiten. Das ist ein gesellschaftlich-“soziales” Problem. Und dort muss es auch gelöst werden. Die Verständnis ist erforderlich, um der Thematik überhaupt als “Basics” gerecht zu werden. Ansonsten ist sowieso “Hopfen und Malz” verloren.
Die Redaktion denkt noch, dass “Killerspiele” ‘ein Problem’/große Relevanz im Profil bei Amoktätern darstellt …
Obwohl das durchaus recht durchleuchtet ist inzwischen.
Manfred Spitzer hat hier diesbezüglich sich dann auf einmal schnell rausgezogen und “den Tauchvorgang” eingeleitet, als er bemerkte, dass das Quatsch ist und er mitunter mit tragend dazu war. Der Weg des einfachen Umgang mit Kritik und Falschinformationen eben.
Von daher würde ich Ihrer Aussage grundsätzlich mal nicht zustimmen.
Ebenfalls kritisiert die Redaktion auch andere digitale Medien. So ist es nicht.
Vielleicht lernt die Redaktion eben dazu. Vielleicht setzt sie sich mit Themen auseinander.
In paar Jahren ist das vllt. auch bei “Killerspielen” so. Wird sich zeigen der Prozess.
Ansonsten ist das ein Scheinargument in Richtung Totschlagargument.
Das wäre wie zu sagen: Naja, Sie sind ja auch weiß und ein deutscher Mann. Sie können gar nicht für Frauenrechte und Rechte anderer Kulturen sein. Ebenfalls nicht gegen Diskriminierung und Rassismus.
Scheinlogik … Sehr schlechte dazu.
Ohne das Thema Kita hier sprengen zu wollen – zu Killerspielen (und damit beenden wir dieses Nebenthema hier auch): „Unsere Reihe von Studien zeigt den Effekt, dass Spielende aggressiver werden, wenn sie gewalthaltige Spiele spielen. Noch stärker scheint der Ansteckungseffekt zu sein, wenn Personen in meinem Umfeld aggressiv sind – dann werde ich das auch, selbst wenn ich das nur beobachte. Das soziale Umfeld des Spielers reagiert also mit gesteigerter Aggression.“ Quelle: https://www.uibk.ac.at/de/newsroom/2023/wie-ansteckend-sind-aggressive-computerspiele/
Wer zu diesem Thema diskutieren möchte, kann das hier tun: https://www.news4teachers.de/2025/06/taeter-von-graz-introvertiert-und-leidenschaftlicher-spieler-von-ego-shootern/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
M. Spitzer sollte man bitte nicht als vermeintl. Autorität referieren, er wurde komplett zu Recht “zunächst belächelt, dann rigoros angezweifelt” und seine “Wissenschaftlichkeit” in Abrede gestellt (seine entsprechenden Hypothesen und Publikationen sind nicht wissenschaftlich) diskreditiert. Hatten wir hier ja bereits mehrmals, z.B. hier: https://www.news4teachers.de/2023/05/ed-tech-unternehmen-schaetzt-ki-marktpotenzial-im-bildungswesen-auf-10-bis-20-milliarden-us-dollar/#comment-522889 (nach dem 6. Absatz). Die Probleme sind komplexer als M. Spitzer behauptet, die entsprechenden Problemlösungen auch.
Absolut richtig und treffend.
“Die Probleme sind komplexer als M. Spitzer behauptet, die entsprechenden Problemlösungen auch.”
Das bringt Populismus meist mit sich. Und das muss man (auch) in einem Bildungsforum (leider) immer wieder einordnen. Auch das bringt Populismus leider mit sich.
Selbiges gilt – nur in anderem “Ausmaß” – auch für bspw. Michael Winterhoff. Nur, dass hier der Fall [System Winterhoff] irgendwo inzwischen für viele “skandalöser” ist. Geht jedoch mit Emotionen einher und ist logisch nachvollziehbar.
Ein Buch von Winterhoff habe ich erst kürzlich bei einer Fortbildung rumliegen sehen und dies offen bei den Anbietern angesprochen. Jetzt ist es nicht mehr da.
Man muss sich eben mit Themen auseinandersetzen. Und dann zu einem Prozess kommen.
Wer sich mit der Billionen-$-Industrie (1000de Milliarden!) “Digitalisierung” anleget oder wer sich gegen die vorherrschende Forderung stellt, dass möglichst alle Vollzeit arbeiten (“Die Deutschen arbeiten zu wenig!” -> statistisch nur wegen der Teilzeitquote), was logischerweise auch “Vollzeit”-Kita-Betreuung (unter aktuell schlechten Bedingungen) bedingt, der darf sich nicht wundern, wenn die “Mehrheit” der “Wissenschafts”-Kollegen einen ausschließt. Letztlich geht es auch im Wissenschaftsbetrieb vielen nur ums Geld (Fördergelder, Studienfinanzierung, Posten, …)
Das war beim jahrzehntelangen Kampf gegen die Tabak- und Ölindustrie nicht anders. Solange mit etwas viel Geld verdient wird, “spielen” viele mit. Ist aktuell beim Thema “Rüstung” nicht anders.
Sie haben mich verstanden, danke. 😉
Und sind dem Populismus in die Arme geraten.
Glückwunsch.
Ja, es gibt immer mehr Seiten der Medaillien. Natürlich: Kritik dort, wo anzuwenden.
Da hat Realist zum Teil nicht unrecht. In der Art und Weise.
Jedoch geht es im Fachkreis nicht um diese Punkte … Es geht darum, wie aussagekräftig und “gehaltig” Herr Spitzer ist.
Natürlich können [meistens so] mehr “Parteien” und Teilgebiete hier involviert sein. Absolut.
Hat im Fachdiskurs zu Herrn Spitzer allerdings andere Kritikbereiche.
Daher eher … Scheinargument. Zumindest in Bezug auf wissenschaftlichen Fachdiskurs.
Vielleicht können Sie das unterscheiden, wenn Sie dies verstehen? Erklärung versteht man hoffentlich.
Ein Vergleich zu Manfred Spitzer. Klasse …
Was hat denn Manfred Spitzer großartig gebracht?
Vieles was bei Digitalisierung falsch läuft ist hausgemacht. Natürlich muss man dies sinnvoll und gewinnbringend konzeptienell einbringen. Dann hat man auch die positiven Seiten dabei und nicht nur negative Seiten.
Herr Spitzer trumpft hier oft mit Populismus. Das ist jetzt kein sonderlicher Gewinn meiner Meinung nach. Wenn man dann so wischi-waschi dazu agiert, dann hat er durchaus in einigen Punkten recht. Allerdingt oft der schlechten Durchführung und Umsetzung wegen. Damit gehen allerdings dann etliche Folgeprobleme ein.
Ebenfalls ein “komplett gegenteiliger Weg zur Digitalisierung” bringt viele Probleme mit sich. Auch das sollte man bedenken.
Ich nehme mal einen harten Vergleich hier … Und ja, bewusst.
Die These einiger AfDler, dass Migration/Asyl nicht funktioniert stimmt ja zu teilen. Allerdings geht es hier nicht darum, dass dies nicht besser funktionieren KÖNNTE. Man macht hier so einiges, damit es NICHT funktionieren KANN. Und das ist kein sinnvoller und gewinnbringender Weg. Jetzt kann man sagen: AfD hat doch recht. Oder man setzt sich etwas mit der Systematik auseinander und bemerkt, dass die AfD ein großer Teil des Problems ist. Nicht der Lösung. AfD will verhindern, dass es überhaupt funktioniert/funktionieren kann.
Ich hoffe Sie verstehen den Vergleich und die Kritik. Zumindest in der Art und Weise. Zum Glück nicht in der Sache.
Ich verstehe Ihren Text sehr gut.
Dem Inhalt folge ich allerdings nicht. Solange wir uns deshalb nicht die Schädel einschlagen – alles in Ordnung.
Gar kein Problem. Muss jeder selbst wissen.
Was sehen Sie denn anders? Kann man ja gerne diskutieren. Geht auch “ohne Schädel einschlagen”.
Meine Kinder waren nie glücklich in der Kita. Sie wollten immer lieber zuhause bei uns sein.
Weil man nie schneiden (oder irgendwas) musste, lernte mein Großer auch nie schneiden in der Kita, obwohl er teilweise wegen meines Referendariats bis 17 Uhr dort war. Ich habe dieses offene Konzept von Anfang an kritisch gesehen. In meiner Kitazeit gab es feste Vorgaben, feste Gruppen, festes gemeinsames Lernen UND Freispielphasen, wo wir selbst aussuchen konnten mit welchem Lernmaterial (!) wir uns beschäftigen wollten. Ich habe dort u.a. Flechten, Knoten, Schleife gelernt, das Hunderterfeld erkundet, Geräuschememories und vieles mehr gemacht. Es war ein Montessori-Kindergarten. Meine Kinder haben übrigens alle nichts dergleichen in der Kita gelernt. Das höchste der Gefühle war ein Entenkurs oder sowas zu den Zahlen von 1 bis 6 im Vorschuljahr, wo mein Sohn schon rechnen konnte. immerhin in einer der Kitas hatten sie regelmäßig Kaulquappen oder Schmetterlingsraupen zu bestaunen.
Man könnte auch sagen, dass einige Kindergärten zu Verwahranstalten geworden sind. Nicht etwa, weil das Personal fehlt (die Betreuungschlüssel waren früher teils schlimmer), sondern weil die moderne Pädagogik die Kinder sich selbst überlässt. Im Extremfall werden sogar gemeinsame Essenszeiten aufgelöst oder Grundfertigkeiten vorenthalten wie die Stifthaltung oder das Essen mit Besteck.
Nope. So wie von Ihnen beschrieben ist es nicht. Oder können Sie konkrete, nachprüfbare Beispiele anführen?
Außerhalb anektodischer Evidenz?
Was wünschen Sie zur Nachprüfung, damit es keine anekdotische Evidenz bleibt? Kameraufnahmen aus den Einrichtungen?
Ich kenne zwei Einrichtungen, in denen es kein gemeinsames Frühstück mehr gibt (die Kinder essen wann sie wollen) und in denen Erzieher angehalten sind, Kinder nicht zur Bestecknutzung aufzufordern, weil jede Aufforderung praktisch Gewalt ist. Diese Einrichtungen haben volloffene Konzepte, es gibt Angebote und nicht wenige Kinder nehmen es sich raus, drei Jahre Fußball zu spielen und keinen Stift anzufassen.
Beschäftigen Sie sich doch z.B. mal mit dem Bildungsplan Brandenburgs.
https://www.news4teachers.de/2024/07/kinder-sind-experten-ihres-lebens-bildungsminister-plaediert-fuer-mehr-selbstbestimmung/
Diese Pädagogik ist Irrsinn. Dazu auch eine Leseempfehlung:
Roland Reichenbach: Die Pädagogik der Privilegierten.
Das finde ich beängstigend, ebenso wie die Beschreibung von H.F.
Ob allerdings der Bildungsplan so ausgelegt wird, wie er möglicherweise auch gedacht sein könnte?
Natürlich soll ein Kind nicht zum Essen gezwungen werden und von der klaren Manipulation bezüglich Nachtisch habe ich noch nie etwas gehalten.
Es ist aber möglich, alle Kinder gemeinsam am Tisch zu einer bestimmten Zeit essen zu lassen. Nicht nur das einzelne Kind hat Rechte, sondern auch die Menschen in der Küche und diejenigen Erwachsenen, die den Tag gestalten und diesem einen Rahmen geben.
Außerdem sind Tischmanieren in einer Gemeinschaft wichtig.
Ich glaube, bedürfnisgerecht, kindgerecht und der Entwicklung Raum gebend muss nicht notgedrungen Laisser-faire sein.
Im überwiegend autoritativen Stil mit bewussten Anteilen von Laisser-faire lernen Kinder liebevoll unterstützt durch Erziehung freundlicher Erwachsener ihren Raum nutzen und gestalten bis zur vorgegebenen Grenze, an der beispielsweise die Rechte anderer beginnen, oder an denen eine allgemeine soziale Regel greift, die für das respektvolle Miteinander wichtig ist. Es gibt für Eltern und für alle, die mit Kindern arbeiten, eine Pflicht zur Erziehung, damit das Kind die Regeln der umgebenden Sozialisation kennt und anwenden kann, ohne sich dadurch verletzt und eingeschränkt zu fühlen.
Das Nein ist eine kognitive Erfahrung, mit der das Kind genauso umgehen lernen muss wie mit der Erkenntnis, dass Wasser aus den Händen rinnt und nicht etwa drin bleibt wie ein Teigball. Beides kann heftige Gefühle auslösen und muss gut begleitet werden bis zur Integration und zum mühelosen Umgang damit durch Übung.
Wenn das Kind gerade Werfen übt, sollte es lernen, dass es selbstverständlich werfen darf, allerdings mit Einschränkungen bei Gegenständen, Zielen, Örtlichkeiten und Zeitpunkten. Ich habe meinen Tageskindern, die JA und NEIN sehr rasch verinnerlicht hatten, mit Deuten gezeigt, wo alles NEIN ist für das Werfen eines Stofftieres (Esstisch nein, Pflanzen nein, Gesicht von Sara nein) und wo es Ja ist (Spielkiste, Rutschbahn…).
Es machte den Kindern auch Spaß, nach Ja und Nein zu fragen, was sie von sich aus taten und was für mich die Vorstufe ist für das höfliche Nachfragen später, ob man sich beispielsweise dazusetzen oder eine Ware anfassen darf.
Ich habe die Kinder mit klaren Regeln und guten Alternativen zu unerwünschter Exploration in störungsfreie Exploration mit jeweils demselben Entwicklungsthema als zufrieden und entspannt erlebt.
Vielleicht meint der Bildungsplan ja genau so etwas? Die Kinder sollen ihre Entwicklungsthemen selbst entscheiden und wir geben ihnen dafür Raum, Material, emotionale Unterstützung und Regeln?
Anders macht es pädagogisch keinen Sinn. Erziehung sollte nie in ein Extrem gehen, was es in den Beispielen aber tut.
Ja, es ist widernatürlich, Primatenkinder aufzuziehen, wie wir es mit Menschen(auch Primaten)kindern in den sogenannten Kindergärten heutzutage machen.
Danke. Stimme in allen Punkten uneingeschränkt zu.
Wird sich in absehbarer Zeit irgendetwas daran ändern?
Ich fürchte: Nein.
Weil: Wirtschaft, Arbeitskräfte, Wir brauchen das Geld, Gleichberechtigung, Emanzipation,
Selbsverwirklichung, Heimchen am Herd, Decke auf dem Kopf, Isolation, mangelnde Bildung……….,
bleibt wieder alles an den Müttern hängen, die Väter müssen aber auch…….
Was die heutige Pädagogik in Kitas betrifft:
Alles was das Kind nicht freiwillig tut, was irgendwie vorgegeben, was nicht selbsbestimmt vom Kind entschieden wird ist pfui, bäh, autoritär, schwarze Pädagogik, Rohrstock und so. Da muss man nichtmal im Besitz eines selbigen sein.
Deshalb fordere ich zu allen oben genannten Punkten jedem modernen Homosapiens eine eierlegende Wollmilchsau zur Verfügung zu stellen.
Voila – Problem gelöst.
Ich stimme in allen Punkten uneingeschränkt nicht zu.
Keine wissenschaftliche Basis. Widerlegte Thesen. Reslitätsfernes Eltern- und Kinderbild. Mangelnde Differenzierung.
Oh doch, viel zu oft gibt es “eine wissenschaftliche Basis”, die von der Realität und Praxis aber oft nicht bestätigt wurde. Oder glauben Sie, dass die vielen Schulreformen seit Jahren und Jahrzehnten ohne wissenschaftliche Begründungen stattfanden? Und haben die Reformen gehalten, was sie auf wissenschaftlicher Basis versprachen?
Ich frage mich immer wieder, warum hier dauernd nach wissenschaftlichen Belegen für etwas gefragt wird. Ich vertraue nur noch den Naturwissenschaftlern, obwohl es hier auch schwarze Schafe gibt. Die Geisteswissenschaftler, allen voran die Soziologen und Bildungswissenschaftler haben mein Vertrauen verspielt. Bei ihren Ergebnissen spielt Ideologie eine zu große Rolle.
Es existieren mittlerer Weise alle möglichen Arten von Kindergärten, z.B. hier jetzt neu ein Waldkindergarten des DRK, wo die Kinder in zwei umgebauten Bauwagen mit Toilettenwagen im Wald mit einem angrenzenden Bach untergebracht sind.
Es sind so viele verschiedene Kindergärten mit unterschiedlichsten Angeboten und Konzepten mit mal mehr Strukturierung des Tagesablauf bis hin zu einer selbst bestimmten Gestaltung des Tagesablauf durch die Kinder. Des weiteren existieren Ganztagskindergärten mit oder ohne Rundumbetreuung oder Kindergärten, die nur am Vormittag geöffnet haben. https://de.wikipedia.org/wiki/Waldkindergarten
https://montessori-muenster.habanunu.de/willkommen
Nun, es wundert nicht, dass ausgerechnet diejenigen Frau Prof. Verbeek widersprechen, die die aktuelle Pädagogik propagieren und damit die Zustände in den Kindergärten zu verantworten haben: offene Gruppen, dadurch keine echte Bezugserzieherin, zu viel freies Spiel, zu wenig Anleitung, wenig gemeinsame Aktivitäten, nur behauptete Mitbestimmung der Kinder, hoher Lärmpegel. Man überfordert die kleinen Kinder konsequent.
Meine Kinder hatten (zum Glück) noch ein paar ältere Kinergärtnerinnen, die ihr Handwerk in der DDR gelernt hatten. Diese schütteln seit einigen Jahren nur noch den Kopf und warten auf die Rente, seit die Einrichtung auf “Selbstbestimmung” umgebügelt wurde.
Nicht nur die aus der DDR.
Ja, genau wie die älteren LuL seit Jahren über das verordnete Umbügeln strukturierter Unterrichtskonzepte hin zu “Selbstorganisierter Lernarbeit” und lustbetonter Freiarbeit den Kopf schütteln. Was dies gebracht hat, haben wir tagtäglich vor Augen.
Kinder die wissen was sie brauchen, wo ihre Fähigkeiten liegen und dadurch ein Selbstwertgefühl entwickelt haben. Passen sich nicht unbedingt allen Bedingungen an.Gelebte Selbstwirksankeit gibt Freiraum für Anpassung
Nicht entweder oder. Sondern sowohl als auch.
Nach der Überschrift “Eine Metastudie gibt Entwarnung, eine einzelne Person sieht das anders” ärgere ich mich eigentlich, dass ich noch weiter gelesen habe. Anstatt zu hinterfragen, warum man denn in der Schule nicht mehr nach Interesse lehren und lernen kann, soll das Kind lieber bereits im Kindergarten lernen nicht selbst bestimmen zu dürfen. Noch dazu wird meiner Meinung nach außer Acht gelassen, dass die Eltern ihre Kinder weniger zu Bildungs- sondern viel eher zu Betreuungszwecken lange im Kindergarten lassen. Eltern wird hier wieder unnötig ein schlechtes Gewissen gemacht, dass sie arbeiten gehen und ihre Kinder in die Betreuung geben. Und gleichzeitig fordert die Politik weniger Teilzeit und längere Arbeitszeiten. Wie wenig kann man denn die Lebensrealuitit von Eltern beachten?
Viele unserer Erstklässler haben im KiGa selbst gestimmt, dass sie auf bestimmte Angebote gar keine Lust haben oder es nach ein paar Minuten keinen Spaß mehr macht, dann haben sie selbstbestimmt den Raum gewechselt. Das Chaos in den ersten Wochen können Sie sich sicher vorstellen: Kinder, die rigoros jede Anstrengung verweigern oder einfach aus dem Klassenraum laufen.
Diese Kinder haben wir auch….kreisch, brüll, wenn es mal wieder nicht passt….immer öfter….aber da reagieren wir cool….zuhause anrufen, abholen lassen und beim dritten Mal abholen sehen Eltern schon das Problem….da kommen dann immer sehr konstruktive Gespräche zustande…. 🙂
Laut unserer SL darf man nur bei Selbst- oder Fremdgefährdung anrufen, um das Kind abholen zu lassen. Das Problem dabei: meist gehen die Eltern spätestens beim 3. Anruf nicht mehr ran, wenn sie die Nummer der Schule sehen. Eine Mutter hat letztens kurzerhand erklärt, morgens wären wir für ihr Kind zuständig, wir sollten sehen, wie wir klar kommen…
Nun ja, es kommt ja darauf an, wie man Fremd- und Selbstgefährdung definiert. Wenn ich ein Kind habe, welches sich standhaft weigert mit in die Turnhalle zu kommen und einfach wie angewurzelt stehen bleibt, dann kann ich mit der Klasse ja nicht einfach weiterziehen und das Kind da stehen lassen. Es gefährdet sich an dieser Stelle selbst, da die Aufsichtspflicht nicht gewährleistet wird.
So, und dann rufen wir an und lassen das Kind abholen, weil sonst kein Unterricht mehr stattfinden kann. Sollte das wieder vorkommen, bitten wir die Eltern zu einem Gespräch, um ein weiteres Vorgehen abzuklären. Wenn Eltern nicht ans Telefon gehen, dann können wir sehr ungemütlich werden, denn sie sind dazu verpflichtet, in Notfällen erreichbar zu sein. Den Notfall definieren wir…!
Ziel ist es natürlich immer eine vertrauensvolle Zusammenarbeit anzustreben und zu erhalten, aber das ist keine Einbahnstraße und wir machen den Eltern klar, dass wir eine Schule und keine Betreuungseinrichtung sind und unsere Bemühungen um das Kind da Grenzen hat, wo es der ganzen Klasse schadet.
Manchmal dauert es ein wenig, bis Eltern da mitarbeiten, denn letztlich ist es eine Win-Win-Situation, wenn es dazu führt, dass das Verhalten des Kindes sich positiv verändert und wir nicht mehr anrufen müssen….
In solchen Fällen hilft es, das JA einzuschalten.
🙁 OMG
Ja, es gibt Widerspruch zu Frau Verbeeks Thesen von fachlicher Seite. Es gibt auch Zuspruch von fachlicher Seite.
Jetzt darf sich jeder das aussuchen, was ihm am besten ins (politische? wirtschaftliche? ideologische?) Konzept passt und dann bleibt alles wie es ist.
Und dann lesen wir weiterhin deprimierende Berichte auf news4teachers über die zunehmenden psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen, über die katastrophalen Ergebnisse bei den einschlägigen Studien wie Pisa, Vera und wie sie alle heißen mögen, über Ach und Weh und Schlimm und Schrecklich allerorten.
Und dann wird über Ursachen spekuliert und dann werden Studien durchgeführt und Gegenstudien und dann wird pro diskutiert und kontra und dann liegen sich wieder alle in den Haaren und beschuldigen sich gegenseitig der Naivität, des Elfenbeinturmtums, der Links- oder Rechtlastigkeit, der Verbreitung irgendwelcher streng verbotener Narrative oder sonstiger Schrecklichkeiten und am Ende haben alle vergessen worum es eigentlich geht.
Nämlich darum, dass diese Gesellschaft, die noch nie wohlhabender war als heute, nicht in der Lage zu sein scheint, ihren Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen. Weil man vor lauter Eigeninteresse, vor ewigem Kreisen um sich selbst, vor hirnvernagelter ideologischer Verbohrtheit, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht: Kinder sind Individuen, wie wir Erwachsenen. Was dem einen das höchste Glück, ist dem anderen das größte Unglück. Was dem einen gut tut, schadet dem anderen.
So ein kleines Menschlein wie oben auf dem Bild ist darauf angewiesen, dass wir Erwachsenen erkennen, was es braucht und dass WIR uns danach richten und nicht umgekehrt.
Was sie brauchen oder was sie wollen? Darum dreht sich ein Großteil der Diskussion.
Danke für die gute Beschreibung, Marion!
Leider geht es bei dem Anfertigen und Aufstellen von wissenschaftlichen Thesen und antithesen nicht mehr um die biologischen Grundlagen der Kindesentwicklung.
Was Ethologen, Psychologen, Mediziner einbringen wird bewusst oder unbewusst ausgeblendet.
Wer aber Kinder entgegen ihrer Natur aufzieht, darf sich über Verhaltensstörungen bei eben diesen Kindern nicht wundern.
Wir Menschen sind eben auch nur Tiere.
Der Mensch hat es noch nie geschafft, seine Kinder “ihrer Natur gemäß” aufzuziehen.
Früher war es oft so, dass Kinder in Großfamilienverbänden lebten.
Da gab es einen gewissen Ausgleich im Erwachsen-Kind-Verhältnis. Es gab viele Kinder unterschiedlichen Alters, aber auch viele Erwachsene drumherum, von denen jeder ein Auge auf die Kinder hatte.
Es gab sozusagen das berühmte Dorf, das es braucht, um Kinder großziehen zu können.
Das war vielleicht “artgerechter.”
Die Kinder bekamen den Alltag der Erwachsenen mit und lernten vieles ganz nebenbei durch zuschauen oder mitmachen.
Dafür wurde an anderer Stelle so einiges verbockt.
Kinder wurden häufig nicht als eigenständige Persönlichkeiten betrachtet, deren Bedürfnisse, Wünsche, Ängste etc. ernst genommen werden müssen.
Kinder hatten in den meisten Fällen zu gehorchen, nicht im Weg rumzustehen und Respekt zu haben.
Sie wurden oft geschlagen und mussten nicht selten über ein “kindverträgliches” Maß hinaus auf dem Hof, dem Betrieb mitarbeiten, ob ihnen das nun gefiel oder nicht. Für unbeschwertes Spiel war auch damals häufig keine Zeit.
Heute sind wir da weiter.
Wir nehmen Kinder als Individuen, als eigenständige Persönlichkeiten wahr, sind uns bewußt, daß kindliche Bedürfnisse, Ängste, Sorgen und Freuden der besonderen Aufmerksamkeit und Berücksichtigung bedürfen.
Heute schlägt das Pendel manchmal zur anderen Seite hin aus und Erwachsene glauben vor lauter Achtsamkeit und Sensibilität dürfe man Kindern gar nichts mehr zumuten, ihnen kaum noch Grenzen aufzeigen.
Andererseits stecken wir all die kleinen, individuellen Persönlichkeiten in großen Gruppen zusammen, isoliert von der Welt der Erwachsenen, stellen ihnen einige wenige pädagogische Fachkräfte zwecks Erziehung, Förderung und Betreuung zur Verfügung und hoffen, dass das schon irgendwie klappen wird.
Ich würde eine Mischung aus beidem, dem Früher und dem Heute ja für ideal betrachten.
Allerdings ist unsere moderne Gesellschaft dafür nicht mehr entsprechend gestrickt.
Bleibt die Frage: Wie kann es dann einigermaßen gut funktionieren?
Manchmal habe ich den Eindruck, die Beantwortung dieser Frage kommt der Quadratur des Kreises gleich.
Unsere Gesellschaft, das ganze Leben auf diesem Planeten ist inzwischen so komplex, so geprägt von indivodiellen, unterschiedlichsten Einzelbedürfnissen, das eine alle einigermaßen zufriedenstellende Lösung gar nicht mehr möglich ist.
Und dann leiden halt die am meisten, die am schwächsten und am wenigsten in der Lage sind, sich wirksam für ihre Interessen einzusetzen.
Apropos: “Allerdings ist unsere moderne Gesellschaft dafür nicht mehr entsprechend gestrickt.”
Wohl wahr! Ich misstraue der modernen und angeblich fortschrittlichen Entwicklung unserer Gesellschaft schon seit mindestens15 Jahren nicht mehr.Zentraler Punkt meiner Skepsis ist der Umgang mit unseren Kindern und Jugendlichen.
Mit der Verlagerung der Betreuung und Erziehung aus dem familiären Feld ( insbesondere dem Elternhaus) in möglichst ganz- statt nur halbtätige institutionelle Einrichtungen (vorwiegend des Staates) begann das Elend unseres Nachwuchses. Mit der von wirtschaftlichen Interessen geleiteten Erzählung, professionelle Kräfte seien viel besser für gute Bildung und Erziehung und Frauen müssten nicht mehr im Haushalt versauern, sondern seien endlich befreit von der Benachteiligung ihrer beruflichen Verwirklichung und Karriere, war der Boden bereitet für ein Umdenken, dessen Folgen wir heute mit Ernüchterung und Schrecken betrachten.
Diese giftigen Früchte noch einmal zu beschreiben, erspare ich mir. Nur ein paar Stichworte: Überlaufene Kinderarzt-Praxen wegen einer Fülle an psychischen und physischen Schäden (nicht erst seit Corona!), kontinuierlich sinkende Belast- und Leistungsfähigkeit, Defizite im sozialen Empfinden und Verhalten, usw.
Wären die meisten von uns früher wach geworden geworden und aufnahmebereit für Warnungen vor einem am Reißbrett entworfenen Fortschritt, der bewährte Erziehungserfahrungen vieler Generationen vor uns im Handumdrehen über Bord wirft und mit “einleuchtenden”, aber illusionären Zukunftsversprechungen füllt, hätten viele Übertreibungen in der erhofften Entwicklung zum Besseren gestoppt werden können. Schon seit vielen Jahren schlägt nämlich das Pendel “zur anderen Seite hin”, wie Sie ganz richtig sagen. Der ein oder andere Rückschritt zwischendurch hätte da mehr Fortschritt bedeutet als stures Weitermarschieren auf einem Weg, der bei unseren jungen Menschen immer deutlicher zum Gegenteil dessen führt, was Politiker auf Grund von Expertenmeinung vor Jahren in Aussicht stellten.
@Marion
“Kinder wurden häufig nicht als eigenständige Persönlichkeiten betrachtet, deren Bedürfnisse, Wünsche, Ängste etc. ernst genommen werden müssen.”
Genau.
Das ist – frei jeglicher Wertung – sinnvolles Hintergrundwissen (WISSEN ! … KEINE HintergrundKOMPETENZ 😉 )
Anschaulich und ausführlich dargestellt hier im Video (45 Minuten):
“Die Geschichte der Kindheit
Biologisch verläuft die Kindheit immer noch so wie vor Tausenden von Jahren. Doch die Umstände, unter denen Kinder aufwachsen, haben sich radikal verändert.”
https://www.zdf.de/video/dokus/das-uhrwerk-des-lebens-die-geschichte-der-kindheit-und-des-alters-100/das-uhrwerk-des-lebens-geschichte-der-kindheit-doku-100
Spannende Doku. Danke
Man braucht sich nicht mehr wundern! Die heutigen Zeiten sind verrückt !
Für meine Begriffe gehört ein Kind höchstens ab 3 Jahren in eine Kita und das mit gesundem Maß, wo wir noch klein waren war eine Zeit von 8- 12 Uhr realistisch! Heute will jeder einen Lebensstandard der darüber aber die Kinder vergisst! Warum bekomme ich Kinder ? Um sie mit 6 monaten einem jahr einen ganzen Tag in eine Kita abzuschieben?
Und jetzt kommt mir nicht mit es müssen beide Arbeiten .
Dann muss man seinen Lebensstandard etwas herunterfahren .Die Kinder sind auffällig weil die Eltern keine Zeit mehr haben ,weil Geld vor allem steht .
Und ja unsere Politik ist ebenso schuld daran ,da sie es Familien nur noch schwerer machen ! Bevor ich mein Kind den ganzen Tag Abschiebe ,verzichte ich lieber auf Urlaub !
Die Bindung Eltern zu Kind wird doxh teilweise bewusst so zerstört,.
Aber man sollte sich fragen was man lieber möchte, Status Symbole wie Auto und Co ,oder den Kindern das geben was sie brauchen, Familie ,Struktur und nochmal Familie !!!!!
“Warum bekomme ich Kinder ?” Ich finde, das sollten sich die meisten Väter einmal fragen. Warum das immer die Mütter gefragt werden, ist mir völlig unverständlich.
Weil zum Kinderkriegen Männlein und Weiblein gehören, also zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts. (Technische “Zeugung” einmal ausgenommen)
D.h., beide Eltern sollten befragt werden.
Technische Zeugung – auch der Samen muss erst einmal gewonnen werden.
@Ureinwohner NO, @dickebank
Ich empfehle als Ferienlektüre “Die geschützten Männer” von Robert Merle!
Minderheitenschutz?
Lesen ja, adaptieren ==> eher nicht. Gender Gleichheit wird nicht durch Umkehr der Machtverhältnisse erreicht. Ansonsten köstliche Satire.
Umkehr der Machtverhältnisse führt ja auch nicht zu Gleichberechtigung. Frauen sind nicht per se die besseren Menschen.
Wir verbannen die Männer in die südliche Hemissphäre und die Frauen in die nördliche. Wenn die Mädels über kalte Füße klagen, können wir meinetwegen tauschen.
In begrenztem Umfang und im paarungswilligen Alter können dann Zusammentreffen an der äquatorialen Demakationslinie ermöglicht werden. Passierschein A38 ist vorzulegen:)
Topp-Idee! 😉
Ich vernehme bereits das Zustimmungsgeheul aus den einschlägigen Kreisen.
Passend dazu gibt es etwas von Ratiopharm, um den evtl entstehenden Leidensdruck durch Triebverzicht zu lindern – hier der dazu gehörige Werbeslogan:
“EROTOSIBISRSK – und endlich ist Ruhe!”
Ich versuche es.
😉
Apropos Ferien, ich bin Rentner und kann überhaupt keinen Urlaubstermin beantragen. Wie soll ich denn da zum Lesen kommen?
Nee, eben nicht! Die Mütter werden das gefragt! Und ihnen wird es vorgeworfen und ein schlechtes Gewissen eingeredet, wenn sie – auch – wieder arbeiten gehen wollen. Väter werden das nie gefragt.
Ich bezog mich auf die Literaturempfehlung.
Alles gut
Dieser Vater hat sich das sehr bewusst gefragt.
Entsprechend war der Verzicht auch kein Problem.
Meine Frau auch. Sonst wären wir da garnicht zusammen gekommen.
Vielleicht (nur ganz vielleicht) sollten die (in der westlichen Welt) “Bestimmer” am Schwangerschafts- und Familientisch (gemeint sind echte Familien, nicht zertrümmerte Scheidungskonstrukte) mal ihre …nennen wir es mal “Bauch”impulse…beim der massiv demonstrierten Partnerwahlpräferenz und der Planung des Lebensverlaufes (Tindern mit Alpha-Andreas bis 39, dann grummelnd Bausparvertrag-Berndals Notlösung bis ~40-50, dann ‘Eat, Pray, Love’ bis die Tetrapack-Rotweinphase eintritt) auseinandersetzen.
Aufgrund eigener Erfahrungen kann ich Ihnen uneingeschränkt zustimmen!
Die Rahmenbedingungen sind oftmals katastrophal. Das wissen wir Kitapädagogen schon lange.Aber was tun die Träger? Oder auch die Leitungen? Kuschen und dem Betreuungsauftrag nachkommen…Hauptsache der Laden läuft.
Und dann dieses unsägliche “Offene Gruppen Konzept… .Bildungs und Beziehungsarbeit bleiben häufig auf der Strecke.
Jedes Kind darf oft selbst entscheiden was es will……
Fage: Darf es das denn in der Schule auch???
Ich habe nicht viel Ahnung, was sich in den letzten Jahren in der Kita so an Konzepten durchgesetzt hat, was ich aber verstärkt bemerke, dass es immer Kinder gibt, die trotz Kita nicht gut ausschneiden können, den Stift gruselig halten, nicht basteln können, unglaublich ungeschickt mit sowas wie Bastelperlen umgehen, keinen Einfachknoten beherrschen…..eben der ganze feinmotorisch Kram. Wenn noch mehr Auffälligkeiten dazukommen und wir dann in der Kita anrufen, um mehr über das Kind zu erfahren, bekommen wir zu hören, dass diese Kinder eben nicht gerne basteln, malen, sondern eher draußen viel Fußball spielen und toben….
Gut, ja, ist auch wichtig, aber irgendwie stimmt das Gesamtpaket nicht….und wir fragen uns dann, woran das liegt….
Meine Kinder waren auch im Kiga und da war das Konzept irgendwie anders. Es gab feste Gruppen, gemeinsame Mahlzeiten, gemeinsames Basteln, gemeinsames Spielen, gemeinsames Draußensein. Niemand flitzte den ganzen Tag nur durch die Gegend oder war in anderen Gruppen unterwegs….
Innerhalb verschiedener Angebote waren die Kinder durchaus auch selbstbestimmt, aber es gab auch obligatorische Dinge, die alle machen „mussten“….
Ich weiß nicht, ob dieses ganz offene Konzept Kinder nicht auch sehr überfordert und sie zu einseitig fördert….
“Es gab feste Gruppen, gemeinsame Mahlzeiten, gemeinsames Basteln, gemeinsames Spielen, gemeinsames Draußensein.”
Man nennt das heute geschlossenes Konzept. Im Gegenzug wird in vielen Kindergärten inzwischen aber mit offenen Konzept gearbeitet.
Gemeinsames Spielen und Draußensein gibt es immernoch.
Es wird halt nicht mehr in festen Gruppen gemeinsam gespielt.
Es gibt teiloffene und komplett offene Konzepte.
Im teiloffenen Konzept treffen sich die Kinder zum Morgenkreis jeweils in einer festen Gruppe. Es wird ein Begrüßungslied gesungen, Kinder gezählt, geguckt wer da ist und wer fehlt. Es werden aktuelle Themen und der Tagesablauf besprochen, die Kinder dürfen erzählen, was ihnen gerade wichtig ist usw.
Danach werden die Gruppen geöffnet und die Kinder suchen sich aus wo sie was und mit wem spielen wollen. Die Räume sind nicht mehr wie früher gestaltet, wo jede Gruppe ihre Bauecke, ihre Puppenecke, ihren Mal- und Basteltisch und ansonsten noch Tische oder Teppiche für Spiele, Puzzle und Bilderbücher hatte, wo dann zwar auch frei, aber eben in der festen, immer gleichen Gruppe gespielt wurde, mit den gleichen Kindern und Erzieherinnen.
Heute gibt es sog. Funktionsräume, also z.B. einen Raum mit unterschiedlichen Ecken zum Bauen und Konstruieren.
Dann gibt es einen Raum für das Schlüpfen in unterschiedliche Rollen mit Puppenecke, Kaufladen, Material zum Verkleiden, Friseurecke und/oder “Arztpraxis” o.ä.
Einen Kreativraum mit Materialien zum Malen, Basteln, kleben, schneiden usw.
Und einen für ruhigere Tätigkeiten wie Bücher anschauen, Tischspiele Puzzle und Bügelperlen etc.
und , wenn grnug Platz ist, einen Bewegungs- bzw. Turnraum.
Es werden in den unterschiedlichen Räumen auch Angebote durchgeführt. Aber die Kinder suchen sich aus, welches Angebot sie wahrnehmen möchten.
Ich möchte das offene Konzept nicht generell verteufeln. Es gibt ja unterschiedliche Varianten und auch im offenen Konzept kann man z.B. wie den festen Morgenkreis, jeweils ein verbindliches Angebot durchführen. Aber ich glaube meistens wird das eher so gehandhabt, dass die Kinder selbst entscheiden, an welchem Projekt oder welchem Beschäftigungsangebot sie teilnehmen möchten.
In dem Kindergarten, in dem ich zuletzt tätig war, gab es zumindest ein bis zweimal die Woche ein verbindliches Vorschulangebot, für das ich zuständig war und an dem alle Vorschulkinder teilnahmen.
Während früher im geschlossenen Konzept die Vorschulkinder in den allermeisten Fällen gut mit Schere und Kleber umgehen konnten und in der Lage waren einen Stift richtig zu halten, hatten im offenen Konzept Kinder häufiger Probleme damit, zumindest nach meiner Beobachtung.
In Kindergärten mit festen Gruppen kannte ich “meine Pappenheimer” recht gut. Ich merkte frühzeitig, wenn ein Kind z.B. feinmotorisch etwas hintendran war. Dann konnte man mit gezieltem Üben rechtzeitig entgegenwirken.
Mit offenen Gruppen verliert man da etwas den Überblick.
Ich sehe “meine” Kinder ja nur im Morgenkreis. Danach verläuft sich das. Wir Erzieher wechseln wöchentlich oder 14tätig durch. Da bist du die eine Woche im “Bauland”, die andere im “Kreativraum” und die nächste biste bei Verkleiden und Puppenecke.
Und die Kinder wechseln ja auch je nach Lust und Laune durch.
Deshalb verlangt das Arbeiten mit offenem Konzept vom Personal ein hohes Maß an gegenseitiger Absprache bezügl. der täglichen Abläufe und der jeweilig geltenden Regeln in den unterschiedlichen Funktionsräumen und ständiger Kommunikation über Vorfälle, Auffälligkeiten und sonstige Beobachtungen.
Wenn das nicht wie geschmiert läuft, wenn nicht alle an einem Strang ziehen, gerät das komplexe Gefüge einer Kita mit offenenem Konzept schnell mal aus den Fugen. Und wird dann noch jemand krank, wird es oft äußerst kompliziert das Gerüst einigermaßen zusammenzuhalten.
Man kann das mögen oder nicht.
Ich persönlich habe mich immer schwer damit getan. Aber ich kenne auch Kolleginnen, die mit ganzem Herzen und aus voller Überzeugung für das offene Konzept sind.
Ist halt Ansichtssache und wer bin ich, zu behaupten ich hätte da den Stein der Weisen gefunden.
Einen großen Nachteil des “offenen Konzepts” sehe ich auch darin, dass die Kinder weniger feste Bindungen aufbauen können. Zu meiner Kindergartenzeit, bei meinen Kindern und zum Glück auch noch bei meinen Enkelkindern gab es feste Gruppen, mit gut ausgebildeten Bezugserziehern für die Kernzeiten. Auch die Kinder der jeweiligen Gruppen bauten untereinander soziale Beziehungen auf, da sie die meiste Zeit des Tages gemeinsam verbrachten. Sie mussten sich nicht ständig an andere Erzieher und Kinder gewöhnen. Auch die Erzieher kannten die einzelnen Kinder und deren Familien besser und konnten dadurch bei Problemen besser unterstützen. (nur meine persönliche Meinung)
Das ist kein Vorwurf an die Erzieher. Ich denke, auch heute noch wollen die meisten von ihnen das beste für die ihnen anvertrauten Kinder. Nur die Bedingungen sind halt oft andere.
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Das hilft mir weiter.
Ich fand das Konzept unserer Kita gut, denn es entwickelten sich mit der Zeit feste Freundschaften zwischen den Kindern, wir Eltern hatten feste Ansprechpartner, die unsere Kinder durch den Tag begleitet haben und genau wussten, was gerade aktuell ist. Die Namen der beiden Erzieherinnen kennen unsere Kinder bis heute….ganz persönlich, ganz warmherzig….
Die Kigazeit war schön!
Das mit dem Ansprechpartner für die Eltern fand ich im offenen Konzept auch imner schwierig.
Es hatte ja jede Erzieherin ihre feste Morgenkreisgruppe und war damit Ansprechpartnerin für die Eltern dieser Kinder.
Wenn jetzt ein geplantes Elterngespräch stattfand, hat man sich vorher im Kollegenkreis darüber ausgetauscht, wie das Kind wahrgenommen wird, wo seine Stärken, wo seine Schwächen liegen. Das kann einerseits den Vorteil haben, dass mehr Augen mehr sehen.
Mir persönlich ging es immer eher so, dass ich viele Kinder nur noch oberflächlich wahrnahm und nur wenige wirklich gut kannte.
Bei den sog. Tür-und Angelgesprächen musste ich dann bei Fragen der Eltern häufig passen, oder sie an die Kollegin verweisen, weil ich das Kind den ganzen Tag nicht gesehen hatte, nicht wußte mit wem, was oder wie es sich beschäftigt und was und wieviel es gegessen hat, weil ich an diesem Tag nicht die Aufsicht beim freien Frühstück hatte. Oft war dann die entsprechende Kollegin leider nicht mehr da, was sowohl für die Eltern als auch für die angesprochene Erzieherin doch sehr unbefriedigend war.
Nur wenn etwas Außergewöhnliches vorgefallen oder etwas Auffälliges beobachtet worden war, wurde das im Kollegenkreis ausgetauscht, damit diejenigen, die beim Abholen des Kindes noch anwesend waren, das den Eltern mitteilen konnten.
Wie gesagt – mir hat sich nie so ganz erschlossen, warum dieses Konzept so sehr als das bessere gehypt wurde. Es mag seine Vorteile haben, aber für mich gleichen diese nicht die m.E. größeren Nachteile aus.
Was auch noch eine große Rolle spielt, sind die baulichen und räumlichen Voraussetzungen, die ein Kindergarten hat.
In meinem waren sie denkbar ungünstig für ein offenes Konzept. Das spielt vielleicht auch eine Rolle bezügl. meiner persönlichen Abneigung gegenüber diesem.
Wir haben auch ein sogenanntes “teiloffenes Konzept” und ja es gibt Vor – und Nachteile. Wir sind eine relativ kleine Kita. Da fällt es noch relativ leicht den Überblick zu behalten und Kinder kennen zu lernen. Aber es stimmt schon, dass man manche Kinder mitunter einem ganzen Tag nicht sieht und dann beim der Abholung der Kinder doof da steht wenn fragen kommen. Grundsätzlich finde ich es gut, dass von mehreren Augen auf das Kind geschaut wird. Aber hier kommen manchmal die erstaunlichsten Wahrnehmungen zu Tage. Während ich ein Kind als konzentriert und engagiert empfinde ( ich bin im Bauzimmer) höre ich von Kolleginnen aus den anderen Bereichen manchmal das glatte Gegenteil. Das Kind benehme sich unmöglich, kann keine Regeln einhalten, sei nicht fähig sich für längere Zeit ruhig zu beschäftigen etc. Da denkt man manchmal wirklich es gehe um zwei verschiedene Kinder. Jeder Raum bietet andere Vorgaben und andere Möglichkeiten. Da muss man sich im Team gut absprechen, damit jedes Kind entsprechend gefördert wird. Ich denke wir haben das einigermaßen im Griff. Trotzdem muss ich sagen, dass ich mich oft schwer tue mit den pädagogischen Ansichten meiner Kollegen. Ich komme aus der Behindertenhilfe. Selbstbestimmung, Partizipation und Inklusion sind dort schon lang etablierte Themen. Was ich vor 15 Jahren schon in der Ausbildung gelernt habe, kommt erst seit ein paar Jahren in der Kita an – zumindest ist das mein Eindruck. Entsprechend fällt es mir immer noch schwer, Entwicklungsbögen auszufüllen. Ich bin mit dem Mantra der Ressourcenorientierung quasi “groß geworden”. Der teils defizitäre Blick aufs Kind war für mich anfangs nicht leicht zu verstehen. Inzwischen verstehe ich natürlich, denn Sinn von Entwicklungsbögen und finde es nicht grundsätzlich schlecht. Trotzdem ist mir der Blick aufs Kind manchmal zu wenig wertschätzend. Zumal ich ja nicht sehe wo seine Stärken liegen, wenn ich bei mir im Bauzimmer nur die Defizite zu sehen bekomme. So geht es anderen Kollegen auch. Auch fühle ich mich verwirrt durch neue pädagogische Gedanken. Natürlich ist mir Partizipation wichtig aber was wenn die Rahmenbedingungen es einfach nicht hergeben, dass jedes Kind individuell in seinem Ruhebedürnis begleitet wird. Tue ich dem Kind dann wirklich etwas Schlechtes wenn ich es zur Ruhepause ” zwinge”. Und ja Ausruhen kann wirklich sehr kräftezehrend sein, wenn man Kinder mit unterschiedlichen Ruhebedürfnissen hat. Eigentlich müssten wir da bei einer Gruppe von 18 Kindern zu 4 sein. Gibt aber das Personal nicht her. Anderseits denke und merke ich auch wie die Struktur den Kindern gut tut und Halt gibt. Wie sie sich freuen, wenn sie es endlich schaffen ein Puzzle selbst machen zu können nachdem es am Anfang oft gefrustet war. Wie es engagiert beim Ausflug in den Wald mitmacht obwohl es vorher keine Lust hatte. Manchmal muss man Kinder regelrecht zum Glück zwingen und manchmal ist es angemessen dem Kind die Wahlfreiheit zu lassen. Das zu unterscheiden ist nicht immer einfach und ich merke auch wie ich mich immer wieder reflektiere. Das ist zwar gut aber eben auch anstrengend, weil man auch verunsichert ist ob man dem Kind jetzt wirklich schadet oder nicht. Denn nicht immer sind die Effekte sofort sichtbar. Hinzu kommt dass ich ja nicht nur mit mir selbst in Diskussion gehe sondern auch mit Kollegen, die teilweise andere Ansichten haben als ich. Das macht die Arbeit im offen Konzept zwar spannend aber auch sehr energieraubend.
Sehr gut beobachtet und beschrieben.
Das erinnert mich daran, wie unterschiedlich meine Kinder sich im Vorschulalter entwickelt haben. Jedes hat seine eigenen Gaben mitgebracht und sich aus eigenem Antrieb in diesem Bereich weiterentwickelt. Vor allem das Bauzimmer wäre für meinen sehr aktiven älteren Sohn genau das richtige gewesen. Hier wäre er zur Ruhe gekommen. Hier hätte er konzentriert gearbeitet. Stattdessen gab es im Kindergarten eine Menge negativer Rückmeldungen. Zuhause bekam er später eine Werkbank. Er hat sich sehr viele handwerkliche Techniken selbst beigebracht. Den jüngeren Sohn hat das nie interessiert. Er hatte vollkommen andere Interessen. So zeigt sich früh, in welche Richtung es geht. .
Sicher ist es auch wichtig, dafür zu sorgen, dass andere , weniger ausgeprägte Fähigkeiten nicht verkümmern.
In der Behindertenpädagogik denkt man wohl eher. wo gibt es Begabungsinseln, die man entfalten kann, in der allgemeinen Pädagogik geht/ ging man von einem breit angelegten Begabungsspektrum aus, das man nur in jeder Hinsicht fördern muss, dann klappt das schon.
Inzwischen weiß man auch viel über unterschiedliche Wahrnehmung, Teilleistungsschwächen usw. bei nicht behinderten Kindern. Wenn man das nicht berücksichtigt, heißt es schnell, das Kind könne sich nicht benehmen, nicht konzentrieren, keine Regeln einhalten.
Spannend finde ich übrigens, dass Erzieherinnen (geschlossenes Konzept wahrscheinlich) ihre Kinder mit zur SchuleingangsDiagnostik begleiten, wenn sie im Sinne des Kindes mitberaten möchten….toll sowas!
Das Problem hätten wir nicht, wenn wir wie die Franzosen so ein hervorragendes Vorschulsystem mit Schulpflicht ab dem dritten Lebensjahr hätten. Klare Bezugspersonen, klare Lernziele und gut ausgebildete “professeurs d’écoles maternelles”. Frankreich sollte für die frühkindliche Bildung unser Vorbild sein!
Stehen die Franzosen so viel weiter vor den Deutschen in der PISA-Rangliste?
Das Googlen dieser Antwort dauert kürzer als die Frage zu stellen …
Deutschland war beim letzten PISA-Test auf Platz 24 und vier Punkte besser als Frankreich (Platz 26)
In Frankreich z.B. ist es üblich, m.E.n. sogar verpflichtend, dass Kinder bereits früh und lange in die “ecolle maternelle” gehen, wobei der Bildungsauftrag dort wohl einen höheren Stellenwert hat. Gibt es Studien bzw. hat jemand evtl. eine Quelle, die Vergleiche zieht und ggf. eventuelle Folgen für die Kinder analysiert/ reflektiert? Danke.
Vielleicht reicht Ihnen die “PISA-Rangliste”?
Wo steht Frankreich, wo steht D, wo…?
Dann können Sie abschätzen, was Sache ist.
Meine Erfahrung als Mutter inzwischen erwachsener Kinder und Grundschullehrerin sagt, dass Kinder in den meisten Kindergärten sehr liebevoll umsorgt, aber auch gut erzogen und gebildet werden. Leider ist in den Kitas nun tatsächlich ein Abwärtstrend spürbar. Grund dafür ist Gesprächen mit Erzieherinnen zufolge nicht nur die mangelhafte Ausbildung und Einstellung von nicht ausgebildetem Personal, sondern auch die zunehmend fragwürdigeren Direktiven von”oben”. Da wird Selbstbestimmung von Kleinkindern gefordert, wo liebevolle Begleitung und Anleitung sein sollten. Kinder dürfen und sollen über alle möglichen Dinge eigenständig und frei entscheiden. Kein Wunder, dass das viele überfordert. Wenn sie dann in der Schule ankommen, sollen sie plötzlich alles machen (müssen) und zwar alle zur gleichen Zeit. Wie aber, wenn sie es gar nicht gelernt haben.
Schade eigentlich, denn Kinder im Vorschulalter sagen Wissen auf wie ein Schwamm, sie benötigen “nur” die richtigen Anregungen.
Auch diese Stellungnahme trifft die Aussage: Kita und Krippenerziehung ist dann förderlich oder schadet nicht, wenn die Verweildauer nicht zu lang und die Betreuungsqualität gut ist. Die personellen und räumlichen Mindestanforderungen von an eine gute Kita- Qualität gestellt werden, sind seit seit vielen Jahren von Wissenschaft und Fachpraxis definiert. Bisher gibt es leider kein Bundesland, in dessen Kita- Gesetz sich diese Mindeststandards widerspiegeln. Deshalb ist die Frage sehr berechtigt, wie belastend oder überfordernd der Kita- Alltag sein kann bzw. ob die Bedingungen vor Ort entwicklungsförderlich sind.