PASSAU. Während Politiker und Lehrerverbände im Chor (ausgerechnet) mit der Bild-Zeitung Alarm schlagen und die Studierfähigkeit von Abiturientinnen und Abiturienten grundsätzlich infrage stellen, widerspricht Prof. Ulrich Bartosch entschieden: Der Präsident der Universität Passau und Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz räumt mit Mythen auf, warnt vor vorschnellen Urteilen – und zeigt auf, wie Schulen und Hochschulen besser zusammenarbeiten könnten, um Bildungsbrücken statt Brüche zu schaffen.

Kaum sind die Abiturprüfungen geschrieben, beginnt das jährliche Ritual: Medien, Lehrerverbände und Politiker hinterfragen den Wert des höchsten deutschen Schulabschlusses. Diesmal lautet die Diagnose besonders drastisch: „Noteninflation!“, ruft CDU-Politiker Christoph Ploß. „Eine Flut an Einser-Abis“, beklagt Lehrerverbandspräsident Stefan Düll. Und die Bild titelt: „Immer mehr Abiturienten brauchen Nachhilfe für die Uni.“ (News4teachers berichtete.)
Prof. Ulrich Bartosch, Präsident der Universität Passau und Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz, war darin zitiert worden – als Kronzeuge für die These vom Verfall der Studierfähigkeit. Doch der Erziehungswissenschaftler widerspricht nun deutlich. In einem ausführlichen Interview mit ZEIT Campus zieht er eine differenzierte Bilanz. Seine Botschaft: Die Lage ist ernst, aber ganz bestimmt keine Katastrophe.
Missverstanden in der „Bild“: „Ich habe nicht gewarnt“
Zunächst distanziert sich Bartosch von der Darstellung der Bild-Zeitung: „Ich habe nicht gewarnt, da fühle ich mich missverstanden. Ich wollte sagen: Wir müssen genau hinschauen, welche Schwierigkeiten Studienanfänger heute haben. Das ist keine Kritik an den Schulen oder am gegenwärtigen Abitur. Es gibt aus meiner Sicht keine empirische Grundlage für die These, das Abiturniveau sei immer schlechter geworden.“
Zwar gebe es die Wahrnehmung von Lehrenden, dass viele Studienanfänger etwa in Mathematik Probleme hätten. Aber: „Es wäre schön, wenn wir eine bessere Datengrundlage hätten. Ich kann die Wahrnehmung meiner Kolleginnen und Kollegen nicht näher durch Studien belegen. Aber es gibt diese Beobachtung nun mal, und darauf muss ich reagieren.“
Damit stellt sich Bartosch gegen die pauschale Abwertung des Abiturs, wie sie manche Lehrerverbände oder konservative Politiker äußern. Zwar zeigt etwa eine Statistik der Bundeszentrale für politische Bildung, dass sich die Zahl der Abiturienten mit der Note 1,0 bis 1,4 seit 2006 deutlich erhöht hat. Doch ob dies automatisch auf eine Abwertung hinweist, ist wissenschaftlich keineswegs belegt.
Bildungsforscher wie Prof. Olaf Köller vom IPN Kiel weisen darauf hin, dass auch andere Faktoren dafür verantwortlich sein können – etwa eine bessere individuelle Förderung an Schulen, die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft oder eine veränderte pädagogische Bewertungskultur, die stärker auf individuelle Lernfortschritte achtet.
Auch der rheinland-pfälzische Bildungsminister Sven Teuber warnt davor, den schulischen Erfolg junger Menschen pauschal infrage zu stellen: „Gute Noten sind kein Problem, solange sie auf echter Leistung beruhen.“ Die Kultusministerkonferenz wiederum verweist auf die Standardisierung durch das Zentralabitur und betont, dass diese eher zu mehr Transparenz und besserer Vorbereitung geführt habe – nicht zu einer Absenkung der Anforderungen.
„Es ist ein Irrglaube, dass man zum Studieren alles schon können und wissen müsste“
Bartosch benennt Probleme – aber differenziert. Dass der Übergang von der Schule in die Hochschule für viele holprig ist, streitet er nicht ab: „Gerade in der Mathematik und in den Naturwissenschaften gibt es offenbar Probleme, auch das schon seit Jahren. Da geht es nicht um höhere Mathematik, sondern teils um Grundlagenfertigkeiten wie Bruchrechnung oder Potenzregeln.“
Aber: Daraus auf ein generelles Versagen der Schule zu schließen, sei falsch. Für Bartosch ist klar: „Es ist ein Irrglaube, dass man zum Studieren alles schon können und wissen müsste. Auf die Studiertauglichkeit kommt es ja gerade dann an, wenn Sie mit neuen, unvertrauten Problemen konfrontiert sind.“ Auch die Forderung nach härteren Auswahlverfahren an Hochschulen hält er für problematisch: „Man kann ein schlechter Schüler sein und später im richtigen Studienfach den Schalter umlegen und aufblühen, auch in Mathe oder Physik.“
Warum der Einstieg ins Studium trotzdem schwer fällt
Für Bartosch liegen die Ursachen der Schwierigkeiten eher in den strukturellen Bedingungen – und in den Veränderungen der Gesellschaft selbst: „Studierende stehen heute vor ganz anderen Herausforderungen als früher. Hinter ihnen liegt eine katastrophale Schulphase in der Pandemie. Das wirkt sich auf die Studierfähigkeit aus, bei manchen auch auf Fachkenntnisse. Überhaupt sind Studierende viel heterogener. Heute erwerben nicht mehr sieben Prozent die Hochschulzugangsberechtigung wie noch vor ein paar Jahrzehnten, sondern etwa die Hälfte.“
Hinzu kämen neue Lernbedingungen durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz: „KI macht es viel schwieriger, junge Studierende zu motivieren, Aufgaben und Probleme eigenständig zu lösen.“ Ein klares Plädoyer formuliert Bartosch gegen den Begriff des Studienabbruchs. Dieser sei viel zu negativ konnotiert: „Ich halte nichts von dem Wort Abbruch. Das klingt nach Versagen. Wer sein Studium nicht beendet oder das Fach wechselt, hat nicht versagt. Studienfachwechsel gehören dazu. Sie können der Beginn toller Bildungsbiografien sein.“
Gleichzeitig fordert er bessere Begleitung durch die Hochschulen, um solche „Krisen“ nicht ausufern zu lassen: „Wir dürfen es nicht hinnehmen, dass Studierende zwei oder drei Jahre ihres Lebens in ein Fach investieren, in dem sie dann nicht erfolgreich sind.“
Auswahlverfahren, Brückenkurse, Orientierungshilfen
Was also tun? Bartosch plädiert für einen Mix aus besserer Beratung, frühzeitiger Orientierung und strukturellen Angeboten: „Studium-Interessentests, studiengangübergreifende Orientierungsprogramme, Self-Assessments und Schnupperstudien sind hilfreich. So kann man schon mal abklopfen, wie gut die eigenen Fähigkeiten zum Studium passen.“
Auch Brückenkurse seien sinnvoll – nicht als Reparaturbetrieb, sondern als Übergangshilfe. Zudem lobt Bartosch innovative Modelle wie das Leuphana-Semester in Lüneburg, bei dem Studierende über Fächergrenzen hinweg wissenschaftliches Arbeiten lernen: „Entscheidend ist, einen Studiengang so aufzubauen, dass Studierende gut in die ersten Uniwochen hineinfinden, die sie oft als überfordernd empfinden.“
Ein Reformansatz müsse auch die Schulen einbeziehen. Dafür brauche es echte Kooperationen: „Die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Hochschulen muss besser werden. Meine Uni in Passau erprobt zum Beispiel an neun Schulen eine inklusive Begabungsförderung für alle Schülerinnen und Schüler, nicht nur die mit den besten Noten. Das schafft Bildungsbrücken.“
Ähnlich hatte bereits Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbands Nordrhein-Westfalen argumentiert: Sie forderte angesichts der aktuellen Diskussionen über die Studierfähigkeit einen engeren Austausch zwischen Schule und Hochschule – und stellte in der Rheinischen Post die Grundsatzfrage: „Schicken wir sie auch mit dem richtigen Rüstzeug in Ausbildung oder Studium?“ Angesichts wachsender Klagen über Defizite in Mathematik oder naturwissenschaftlichen Grundlagen plädiert sie für einen „neuen Abgleich“ zwischen den Erwartungen der Hochschulen und den schulischen Standards.
Ulrich Bartosch zeigt in seinem Interview: Die Probleme beim Übergang von Schule zur Hochschule sind real – aber keine Folge einer angeblichen „Verdummung“ der Jugend. Vielmehr fordert er systemische Antworten auf eine zunehmend komplexe Bildungsrealität. Der Erziehungswissenschaftler verweist dabei auf eine lange Geschichte bildungspolitischer Klagen: „Solche Klagen findet man durch die gesamte Bildungsgeschichte. […] Der Schritt vom Schulalltag ins Universitäre ist enorm und war es schon immer.“
Und wer die heutige Abiturientenschaft pauschal als unfähig abtut, bekommt von ihm ein entschiedenes Schlusswort: „Was für ein Unsinn! Wer wäre ich, die jungen Leute so zu verurteilen?“ News4teachers
Hier geht es zum vollständigen Interview mit Prof. Bartosch in der “Zeit”.









Ja und nein. Er hätte ruhig Corona weglassen können, auch vorher gab es schon die gleichen Probleme. Der versuchte differenziertere Blick und die Erwähnung der strukturellen gesellschaftlichen Veränderungen machen mir etwas Hoffnung.
Die mangelnde Datengrundlage wird immer wieder beklagt, aber das ist in der Forschung meist so, sonst wäre es keine Forschung. Pädagogik ist eine empirische Wissenschaft, was fehlt denn noch? Vergleichstests zu Mathe und NW mit 100000 Teilnehmern, wissenschaftliche Untersuchungen zu Prüfungs- und Lernniveau heute und vor 50 Jahren? Empirie ist auch die Erkenntnis, dass durch alle Jahrgangsstufen die Lehrkräfte in großer Mehrzahl einen Rückgang des Leistungsniveaus, der Konzentrationsfähigkeit und der sozialen Fähigkeiten feststellen. Ein Professor muss nicht nur die Wahrnehmung seiner KollegInnen zur Kenntnis nehmen, diese spezielle Wahrnehmung geht weit über die Universitäten hinaus. Damit wird meine Hoffnung wieder etwas kleiner, denn offenbar wird ein Problem erst akut, wenn die KollegInnen eines sehen, was bedeuten schon einige hunderttausend Lehrkräfte ‘draußen’?
Von ‘Verdummung’ redet im Lehrerzimmer übrigens fast niemand, von Ablenkung, fehlender Sozialisation, Eigenverantwortung und Frustrationstoleranz sehr wohl. Wie unterrichtet man ‘Verantwortung für das eigene Leben’? Ob man das durch Anpassung der Studiengänge verbessern kann? Wenn die Hilfen so angenommen werden wie in der Schule, ist das eine vergebliche Hoffnung.
Ich lese aus den Aussagen des Professors nicht „Unsinn“, sondern Zustimmung zu der These heraus, wenngleich durch die Hintertür.
Objektiv muss er nur die Abiturklausuren seines Jahrgangs mit den aktuellen vergleichen, alternativ die Lehrpläne. Da sieht er, wie weit der Schulstoff ausgedünnt wurde. Die Notwendigkeit der ganzen Brückenkurse spricht doch auch Bände. Und bei den heutigen Abiturienten spielt die Pandemie keine Rolle mehr, weil sie regulär durch die Oberstufe gekommen sind.
Mathe-Brückenkurs hatte ich schon vor 25 Jahren vor Aufnahme des Studiums. Meine Uni bot diesen an, viele nahmen teil.
Das wichtigste an dem Kurs war das Kennenlernen der Kommolitonen.
Und das Gehirn wieder anzukurbeln, nach dem Wehrdienst (Zitat des Vorkursprofessors)!
nach dem Wehrdienst oder dem Zivildienst
Oder beim anderen Geschlecht nach der Schule,
Entschiedener Widerspruch meinerseits zu ihrer These, dass er, Herr Prof.Ulrich Bartosch, Kritik durch die Hintertür an der Studierfähigkeit und eine Noteninflation äußert, denn er distanziert sich ganz entschieden von der pauschalisierten und ohne valide Daten erhobenen Darstellung der Bild-Zeitung. Zitat aus dem obigen Text: „Ich habe nicht gewarnt, da fühle ich mich missverstanden. Ich wollte sagen: Wir müssen genau hinschauen, welche Schwierigkeiten Studienanfänger heute haben. Das ist keine Kritik an den Schulen oder am gegenwärtigen Abitur. Es gibt aus meiner Sicht keine empirische Grundlage für die These, das Abiturniveau sei immer schlechter geworden.“ Demgegenüber titelt die Bild-Zeitung aufreißend: „Immer mehr Abiturienten brauchen Nachhilfe für die Uni.“
Und zum Schluss sagt er: „Was für ein Unsinn! Wer wäre ich, die jungen Leute so zu verurteilen?“
Gerade diese Zitate bestätigen meine These. Mehr Heterogenität heißt ja nichts anderes als eine größere Streuung, wobei nach oben kaum weiter streuen kann. Somit streut es nach unten, also sinkt das durchschnittliche Niveau.
Das sind ja schöne Thesen, die Sie da in den Raum stellen. Und wo sind die Belege für ihre Annahme, dass die Leistungsstreuung zugenommen hat.
Volle Zustimmung!
“Es gibt aus meiner Sicht keine empirische Grundlage für die These, das Abiturniveau sei immer schlechter geworden.“
Die Sicht vieler seit mehr als 30 Jahren im gymnasialen Bildungsgang tätigen Lehrkräften ist eine andere.
„Gute Noten sind kein Problem, solange sie auf echter Leistung beruhen.“ So ist es, wenn die erbrachte Leistung auf angemessenen (also “echten”) fachlichen Anforderungen basiert und nicht durch aufgeblasenes Kompetenzgedöns gepampert wurde.
Es ging um die Stellungnahme des Herrn Prof. Ulrich Bartosch.
Vermutlich hat sich noch keiner an einen empirischen Beweis hergewagt. Müsste dann ja vermutlich auch noch auf Bundesländerebene heruntergebrochen werden, denn einheitliche Lehrpläne und Prüfungsaufgaben scheint es ja nicht zu geben.
Zumindest klang das in dem Artikel über das Mathe-Abi in MVP so an.
Wie sollte denn im Nachhinein eine vergleichende Studie durchgeführt werden können. Hinzu kommt noch, dass mit zunehmenden Alter kulturell angeeignetes Wissen und Fähigkeiten verloren gehen, siehe Leo-Lesestudien.
Lehrpläne…
+ Lehrbücher und Lernmittel, Stundentafeln der einzelnen Fächer pro Jahrgang… aber auch Abschlussprüfungen der 10. Klassen… das alles ließe sich auch jetzt noch vergleichen. Man könnte dies auch zwischen den verschiedenen Bundesländern vergleichen oder auch Ost und West vor der Wende. Aber das ist wohl alles nicht gewollt. 🙂 Denn sonst gäbe es schon längst eine passende Studie dazu.
Indem z,B, Lehrpläne und Abituraufgaben mehrerer Jahrgänge vergleicht?
Gab mal einen Versuch bei dem 22 G9 Elftklässler einmal ältere Prüfungsaufgaben und einmal moderne, kompetenzorientierte Abituraufgaben bearbeitet haben.
Bei den kompetenzorientierten Aufgaben hätten 20 von 22 bestanden, bei den älteren Aufgaben wären 21 von 22 durchgefallen.
Und nun stellen Sie sich vor, dieser Eine hätte problemlos, ohne Stütze, Nachhilfe, ohne Pi, ohne Pa, ohne Po sein Studium ohne Gejammer absolviert.
Das stelle ich mir unter “Hochschulreif” vor.
Übrigens: Solche sind bei mir an verschiedenen Hochschulen “durchmaschiert”.
MINT kein Problem
Ich vermute mal, die Probleme machen eher die unter den 20, die die Prüfung bestanden haben, obwohl sie den größten Teil des Stoffs noch gar nicht durchgenommen hatten und von Mathe nicht viel Ahnung haben.
Die grundlegenden Fähigkeiten dürfen aber doch nicht so schnell verloren gehen, dann ist etwas schief gelaufen. Ich war auf dem ersten Elternabend im Gymnasium meines Sohnes völlig entsetzt, dass ernsthaft gesagt wurde, ein Englischlehrer könnte z.B. in den Lernzeiten bei den Mathehausaufgaben nicht helfen und umgekehrt. Ich finde, man muss von jeder Lehrkraft, die ja schließlich Abitur hat, erwarten können, den Stoff in allen Hauptfächern in Klasse 5 und 6 so weit zu beherrschen, dass man den Kindern bei den Hausaufgaben helfen kann. Von mir als Mutter wurde ja auch erwartet, dass ich mich mit drum kümmern muss.
Genau, Leute, beruhigt euch, die Abiturienten können nicht weniger, die sind nur heterogener!
Außerdem Corona, man muss das alles viel differenzierter sehen, das ist eine komplexe Gemengelage und wir haben zu wenig Daten!
… Wem das jetzt arg nach billiger Relativierung und Beschwichtigung klingt, ist einfach ein Miesepeter, der die Jugend hasst.
Kl. prä-Corona Anekdote:
Eine Schülerin klagte mir das Leid ihres Freundes, eines ehem. Schülers meinerseits, der ein Geschichtsstudium angefangen habe. Die dortigen Leistungsanforderungen seien komplett übertrieben, unschaffbar… er müsse bei einem Dozenten immer ’30 Seiten lesen’ – wie? Pro Tag? Nein, pro Woche………
Oder als ich selbst eine Dekade nach meinem ersten Studienabschluss die Fachdidaktik für Geschichte nachholte und der Dozent eines Seminars für Studenten kurz vorm Bachelor zum Thema der Rezeption dt. Geschichte in der SBZ und frühen DDR nach drei Sizungen das Thema zu Allgemeinwissen zur deutschen Geshcichte ändern musste, weil niemand außer uns beiden davon auch nur rudimentärste Ahnung hatte (niemand wusste, was die SA, wer Walter Ublricht, was Preußen war etc.).
Oder die Englischübung zu computer-based corpus studies, wo trotz Videoanleitung kaum jmd. verstand, was dieses komische Programm R denn eigtl. so macht…
Oder der Englischstudent, der der anglophonen Übung nicht folgen konnte, weil er laut eigener Aussage nur Animes mit dt. Untertiteln las…
Etc. Etc. Etc.
Ist bereits urzeiten her und ich hätte auch (viel mehr) an Gegenbeispielen, aber verglichen zu meinem Erststudium aht sich damals shcon ein Trend (zumidnest an meiner alma mater) abgezeichnet.
Sie sind offensichtlich in Ihrem Leben nur dummen (?) Menschen begegnet…oder umgeben sich bewusst damit…
Offenbar ziehe ich diese magisch an, ja, wie Ihr Kommentar belegt.
Aber schön, dass Sie den Rainer mit Ihren ‘interessanten’ Lesekompetenzen mimen, sonst wäre Ihnen u.U. (a) der letzte Satz – “ich hätte auch (viel mehr) an Gegenbeispielen” – und (b) dass es nicht um Dummheit, sondern Studierfähigkeit geht, wie auch der eponyme Threadtitel ‘suggerieren’ könnte, aufgefallen.
¯\_(ツ)_/¯
Sie wissen mit Kritik sachlich umzugehen ?
Offensichtlixh ja, tat ich ja, wie Sie nachlesen können – stets adressatengerecht.
Ach Stromdoktorchen, da steht doch, dass PaPo auch “(viel mehr) an Gegenbeispielen” hat.
Das bedeutet dass weder Ihre 1. noch Ihre 2. These (Hypothesen sind es ja nicht) stimmen können.
Danke. 🙂
Sie berichten über 2 Einzelbeispiele, n =2, womit wir im Evidenzniveau sehr deutlich am unteren Ende der Skala uns befinden. Was Sie da über die geschichtliche Allgemeinbildung ihrer Kommilitonen schreiben, das entspricht dem Bild , was sich mir in den 80er Jahren in gleicher Weise bot.
Das wortwörtlich dritte Wort in meinem Kommentar beschreibt, das ich eine “Anekdote” biete. Und ich berichte exemplarisch über vier konrkete Einzelbeispiele mit deutlich mehr als vier involvierten Personen. Immer noch anekdotische Evidenz, bestenfalls, in meinem Fall sind da aber deutliche Erfahrungsunterschiede über 20+ Jahre feststellbar gewesen. Fakt ist jedenfalls, dass meine Schüler zum Abitur den Ansprüchen von vor 10, 15, 20, 25 Jahren etc. nicht mehr gerecht werden (und dass das eine warscheinl. recht verbreitete Feststellung ist). Darum geht es.
Einen Niveauverlust unserer Schulen wurde uns bereits 1980 von Seiten Studierter bescheinigt.
Und?
Und das zeigt m.E. ganz klar, dass Schule und Unterricht und Bildung ein Problem hat und ist.
War bei uns auch so.
Wir hatten übrigens keine Nachhilfe, wir hatten Lerngruppen
Und wenn das keine Nachhilfe ist…..
Und G8 fällt jetzt weg, zu mindestens in NRW, und damit haben die Schüler ein Jahr mehr Zeit, um sich den Stoff anzueignen und um sich zu entwickeln. Da werden dann wohl auch weniger Abiturienten ein FSJ absolvieren, nehme ich an.
G8 warde auf ein jahr meer ausgeshmziert. Das niveau wird also bezogen Auf Fähigkeiten und Fertigkeiten bestenfalls bleiben.
Begründung
mehr Homeoffice wagen und die Arbeitszeiterfassung für Lehrer hinkriegen.
Deputate runter unter 20!
Bei dem Punkt mit den Arbeitszeiten hast du völlig Recht,
41 im Vergleich zu 34
mit Rente 60 gegen 67
ist eine Sauerei.
Nein, es ist eine ganz einfache Rechnung, um das System beitragsstabil zu halten.
….dann würde ich Ihnen auch das Gehalt in entsprechender Weise kürzen wollen.
Also um 0 Euro.
Find ich gut.
Tja da müsste man jetzt eigentlich mal gesellschaftlich aufarbeiten, warum eigentlich jemand, der sich nur zum Thema Bildungs äußern müsste, daraus dann direkt wieder Meldungen gemacht werden, dass die Lehrer und Schulen an allem Schuld sind. Vielen Dank dafür, dass er dies richtig gestellt hat!
Da sieht man leider, wo wir gesellschaftlich angekommen sind. Es geht manchen Medien nicht mehr darum, neutral über etwas zu berichten, sondern es wird vorher überlegt, auf welche Art und Weise man am meisten Emotionen bei den Lesern hervorrufen kann (im Grunde wie bei Clickbait), dabei scheint vor allem Hass, Wut, Missgunst und Angst besonders gut zu laufen.
Gegen Schule und gegen Migranten funktioniert halt aktuell immer besser.
Es geht um Sündenbocksuche. Nicht um Lösungen!
Lösungen kosten Geld (sehr schlimm) und verlangen den Führungskräften der Gesellschaft überprüfbare Lösungskompetenz ab (giga-schlimm, Staatsdelegitimi-dingsbums!).
Das ist schon interessant. Liest man doch in vielen “Experten” Berichten, wie belastend und schülerfern die Schulen agieren, zu wenig individuelle Förderung, überfrachteter Lehrplan, mangelndes Verständnis für die Befindlichkeiten der Schüler. Und nun, wieder ganz andere Töne, das Abitur erfährt keine Abwertung durch die Topnoten-Inflation, sondern dies sei wohl bedingt durch “etwa eine bessere individuelle Förderung an Schulen, die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft oder eine veränderte pädagogische Bewertungskultur, die stärker auf individuelle Lernfortschritte achtet.” Erklärt wird der Zusammenhang nicht ……
Fakt ist, dass, zumindest in technischen Studienfächern, fast 50% das Studium abbrechen, davon nicht mal 10%, die das Studium als Wartesemester betrachten. Durchaus aufschlussreich, oder?
Die Universitäten müssen halt einfach mehr “individuell fördern” und “individuelle Lernfortschritte” beachten, statt da frontal Skripte durchzuhauen!
Machen sich die Universitäten eigentlich mal Gedanken um den Leistungsdruck und Stress, den sie den armen Ki…äh, armen Studenten da autoritär zumuten?
Gerade an den Universitäten könnte die “Stuuuuudien?!”- und “Follow the science”-Crew aus Ivory-Tower-City jetzt mal uns dummem und autoritärem provinziellen Lehrervolk zeigen, wie es richtig geht:
Mit freien Lernlandschaften, Gelingensnachweisen statt Klausuren und selbst gewählten Seminaren kann die z.B. ~50%-Abbrecherquote bei MINT locker umgedreht werden! 🙂
Autoritär-kapitalistischer Blödsinn wie verpflichtende Lektürelisten, Klausurterror und Seminarteilnahmezwang gehört weg! Das sind doch Methoden vom preussischen Kasernenhof, jawoll-ja! 😀
Natürlich liest man als Lehrer nicht gern, dass gute Noten im Abitur immer leichter zu erreichen seien.Ich kann es für meine Schule beurteilen, unterrichte dort seit zwanzig Jahren..Und da trifft es leider voll zu.Gründe sind der Generationenwechsel im Kollegium, die Freude der Schulleitung über gute Noten, das Bemühen, sich bei Schülern und Eltern beliebt zu machen bzw.Ärger zu vermeiden.Ein Kollege, der ungefähr so lange an der Schule tätig ist wie ich und sich nach eigener Aussage den Schülern und den Erwartungen an ihn angepasst hat, brachte es auf den Punkt: ” Die Leistungen werden schlechter, die Noten besser.” Wer als Grund dafür Argumente wie eine verstärkte individuelle Förderung anführt, verschließt meines Erachtens die Augen vor der Wirklichkeit.Das Hauptproblem ist aus meiner Sicht nicht die größere Zahl von Absolventen mit der Note 1, 0, sondern das Verwischen der Unterschiede zwischen hervorragenden und guten sowie zwischen guten und mittelmäßigen Abiturienten.
An meiner Schule genauso
Sie liegen mit Ihrer Diagnose natürlich völlig richtig, jeder weiß um das permanent sinkende Niveau.
Nun stellt sich die Frage: Was konkret kann man tun?
Gibt es einige Möglichkeiten…ich persönlich verteile nun auch Gratiskuchen.
Warum?
Alle schreien danach, wollen nicht hören…sollen sie Kuchen essen, bis sie platzen.
Ein glückliches und zufriedenes Leben ist mir wichtiger, als im Job permanent Streit/Ärger zu haben.
Wird die Abiturschwemme eben aufgebläht – ist dann halt so. Ist im Endeffekt nicht mein Problem.
50% ?
Gehen Sie mal auf die Straße und zählen ab. Jede “2” die Sie gezählt haben soll Arzt, Lehrer, Anwalt, Führungs- oder Forschungskraft sein kônnen? —> LOL
Sind Sie sicher, dass man hier Ihre Ironie erkennt?
Herr Lehrer, Herr Lehrer, ich weiß was: 447 hat das stilistische Mittel der Ironie angewendet.
Bekomme ich nun 15 Notenpunkte (1+) in allen Sprachen und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern auf dem Abiturzeugnis?
Sport nicht vergessen!
Ist ja schließlich auch eine “GehirnJOGGING”-Leistung
Nicht ganz, dies ist dann die hohe Schule der Quantenironie. 🙂
Aber ein Quantum ist etwas Kleines.
Ein Quantensprung also ein kleiner Sprung,
und Quantenironie eben wenig Ironie.
Quantencomputing zudem wenig Rechnen.
Äääm, ach ja… Gelingensnachweise? Wie stellen sich das manche nur vor? Gerade in den NaWis steht man im Labor! Bsp.: Die Studis bekommen für das Laborpraktikum ein Skript. Für jeden Tagesversuch müssen sie sich inhaltlich vorbereiten, den Versuch m.H. durchführen, “Gelingsnachweis” absegnen lassen. Inhalte werden in einem mündlichen Testat abgefragt, was Vorbedingung ist. Für das Laborpraktikum 2 muss eine Zwischenklausur geschrieben und bestanden werden, ansonsten Nachklausur oder Extrarunde. Nach dem Laborpraktikum 2 gibt es eine Klausur.
Ich frage mich echt, was “freie Lernlandschaften” bei den NaWis bezwecken sollen.
Das Studium ist vor allem eines: Selbststudium. In den Nawis halt noch viel Laborarbeit und Gruppenarbeit.
Zudem überall noch Seminare.
447 schreibt doch nur, dass 447 dem Diktat ergeben ist.
Gut, das habe ich nicht gemacht, bis zum vorhersehbaren Ende.
Als NI-gestützte Drohne würde ich allerdings auch unnatürliche Hindernisse umfliegen, um das Ziel zu erreichen (treffen).
Als Mathelehrer: Mathe in der Schule und Mathe an der Uni sind zwei komplett verschiedene Welten (zumindest, als ich studiert habe, ist auch schon 15 Jahre her). Vorlesung und Klausur gemeinsam mit den Mathe-Diplomern. Noch mal mindestens eine Stufe schwerer als Höhere Mathematik.
Zahlen? Quark. Griechische Buchstaben und Beweise. Übungen: wurde dad benötigte Beweisverfahren jemals vorher schon erklärt? Nein, warum auch, ist doch Studium.
Das gesamte Abitur auf LK-Niveau war nach maximal 2 Vorlesungen durch. Also nach 2 Terminen. Dann ging es erst richtig los.
Was man brauchte, um durchzukommen? Teamfähigkeit, um überhaupt zugelassen zu werden (50% der Übungen richtig). Eine unglaublich hohe Frustrationstoleranz und vor allem viel, viel Zeit. Für Erziegungswissenschaft und mein zweites Fach habe ich vielleicht im gesamten Studium so viel gelernt und getan wie für ein Semester Mathe ( Bachelor- und Masterarbeit sowie Vorbereitung auf die Abschlussprüfung inbegriffen).
Während die anderen Studenten Party machten, saßen wir halt vor Mathezetteln. Oder eben die alte Lehrprüfordbung mit unendlich viele Versuchen in den Klausuren: 8. Semester, noch nicht einmal Schein.
Von 8 Kommilitonen mit der gleichen Fächerkombi haben am Ende 3 Mathe für SekII abgeschlossen.
Das kann man gut finden, das kann man schlecht finden – aber Selbstdisziplin, Frustrationstoleranz, Denken “out of the box” und fernab immer wieder geübter und bekannter Strukturen waren unerlässlich. Und da habe ich nicht das Gefühl, dass das aktuell in der Schule eine Rolle spielt.
Das Matheabi dieses Jahr fanden übrigens Schüler und Lehrer sehr einfach. In meinem Grundkurs und in dem, den ich dank einer kranken Kollegin durchs Abi bringen musste, hatten 12 von 13 im Abitur eine bessere Note als vorbenotet, z.T. deutlich…das ist nicht per se schlimm, ich freue mich da für jeden mit, aber man muss das schon einordnen…
Einfach ausgedrückt:
Mathe in der Schule = Rechnen;
Mathe an der Hochschule = Mathe.
So ist das nunmal.
Das gilt übrigens auch für alle anderen MINT-Fächer.
Mathe in Schule … Mit Taschenrechner teilw. in Oberstufe mit graphischem.
Mathe in Hochschule … ohne Taschenrechner.
(Polynomdivision geht wie schriftliches Dividieren …ja, ohne Taschenrechner)
„Man kann ein schlechter Schüler sein und später im richtigen Studienfach den Schalter umlegen und aufblühen…” Ja, aber dann ist die Schule doch erst recht schlecht, weil sie das Potenzial übersehen hat!
Nein – manchmal lässt sich das erkannte Potential einfach nicht rauslocken.
Dafür gibt es eine Menge Gründe, die oftmals im Schüly und der häuslichen Situation zu finden sind.
Uns fällt hier die komplette (V)Erziehung, die digitalen Medien, die Familienverhältnisse mit all ihren Schattierungen (Helis, emotionale und soziale Verwahrlosung, Verwilderung, Empathielosigkeit, die Individualisierung – auch der Eltern – Überforderung, Überlastung, Anforderungen der Wirtschaft, ….. vor die Füße.
Und weil Langeweile ein Horrorzustand ist (das Hirn braucht ständig neues Glücksfutter), lernen viele Kids nicht mehr, ihr eigenes Gehirn zu nutzen.
Oder einfach, weil man älter geworden ist. Ich war auch total unmotiviert in der Schulzeit und habe nur das absolute Minimum gemacht, um irgendwie mein Abi zu bestehen. Im Studium lief das ganz anders. Da war einfach meine Einstellung eine andere und dann wird man einfach besser, weil man sich reinkniet. In der Pubertät tickt man i.d.R. noch nicht so, da sind andere Dinge wichtiger als als Jungerwachsener. Finde ich völlig normal. Ehrlich gesagt sind mir zielstrebige Kids, die womöglich schon mit 14 genau wissen, was sie später machen wollen und daraufhinarbeiten, eher unheimlich.
Der Fehler ist, dass Mathematik schon immer als das Non-Plus-Ultra-Fach bezeichnet wird. Warum eigentlich? Andere Fächer wie Kunst, Musik und Sport sind mindestens genauso wichtig. Aber nein… Mathe ist viel wichtiger. Schlimm.
Mathe darf man gesellschaftlich anerkannt nicht können
Ja, Mathe (ähm Altgrischisch und Schwell mit Sütterlin) – aber Rechnen muss gekonnt sein.
Es sei denn man kann Mathe, dass muss man nicht mehr rechnen können müssen.
Es geht nicht um die Wichtigkeit und Non-Plus-Ultra, es geht um die Relevanz für andere Bereiche als das jeweilige Fach.
Wer keine Begabung und Lust auf Sport hat, bekommt vielleicht viele blaue Flecken und viel später Gesundheitsprobleme. Das ist aber das eigene Leben, jeder wie er will, das Schulfach Sport entscheidet nicht darüber, ob sich jemand später bewegt.
Wer Mathe ignoriert, wird sehr schnell darauf stoßen, dass keine Zins- und Bruchrechnung zu verstehen auch im normalen Leben sehr schnell zu Problemen führen kann, sonst gäbe es vielleicht nicht so viele Schuldnerberatungsstellen. Es ist auch für viele vollkommen überraschend, wieviele Studiengänge Mathe voraussetzen, Sport ist in Psychologie nicht unbedingt eine Voraussetzung. Nicht schlimm, sondern realistisch.
Eine Nachfrage zu “Heute erwerben nicht mehr sieben Prozent die Hochschulzugangsberechtigung wie noch vor ein paar Jahrzehnten, sondern etwa die Hälfte.”
Wie kann das sein? Ich finde ganz andere, viel höhere Zahlen:
2023: insgesamt Studienberechtigte: 47,1 davon 38,5 allgemeine Hochschulreife, 8,6 % Fachhochschulreife. Quelle
47,1 Prozent – sind ungefähr die Hälfte.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Bruchrechnen und Pozentrechnung sind verwandt schwer.