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Gemeinsame Schule für alle: GGG fordert radikale Reform des Schulsystems

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DORTMUND. Die Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule (GGG) schlägt Alarm: Deutschlands Bildungssystem stecke in einer „dramatischen Krise“, die soziale Spaltung schreite voran – und die Politik reagiere mit „einem Flickenteppich von Maßnahmen“. Auf ihrer Mitgliederversammlung hat die GGG deshalb ein neues Positionspapier verabschiedet, das eine grundlegende Umgestaltung fordert. Das Ziel: Die „Eine Schule für alle“.

Viva la revolución! (Symbolbild.) Illustration: Shutterstock

„Die Zeit ist reif für eine grundlegende Reform unseres Schulsystems“, erklärt der Vorsitzende der GGG, Dieter Zielinski. Mit dieser Forderung stehe die Gesellschaft nicht allein: Auch die Landesschülervertretungen Berlin und Nordrhein-Westfalen hätten jüngst die Abschaffung des gegliederten Schulsystems gefordert, die GEW habe auf ihrem Gewerkschaftstag die „Eine Schule für alle“ beschlossen, Stiftungen wie Bertelsmann oder Montag drängten auf einen demokratischen Umbau der Schulen.

Was bedeutet „Eine Schule für alle“?

Das Positionspapier setzt an der Wurzel an: „Ziel der GGG ist, dass alle Kinder und Jugendlichen eine gemeinsame Schule für alle – eine Schule der Inklusion – bis zum Ende ihrer allgemeinen Schulpflicht besuchen und dass das gegliederte Schulsystem in Deutschland überwunden wird.“

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Die GGG beschreibt, was damit gemeint ist: „In der ‚Einen Schule für alle‘ erleben alle Schüler:innen im Umgang mit ihren Mitschüler:innen die ganze Vielfalt der Lebensverhältnisse in unserer Gesellschaft. Sie lernen ein wertschätzendes Miteinander und die Konfliktlösung in einer demokratischen Gemeinschaft als unabdingbare Voraussetzungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Das derzeitige gegliederte Schulsystem dagegen „abbilde und verschärfe die soziale Spaltung der Gesellschaft“ und verhindere Inklusion.

Welche Probleme benennt die GGG?

In der Einleitung listet das Papier eine Vielzahl an Krisensymptomen auf: mangelnde Bildungsgerechtigkeit, teilweise gravierende Defizite und sogar Rückschritte bei der Umsetzung der Inklusion, eine Selektivität, die pädagogisch schädlich und wirtschaftlich ineffizient ist, zu viele Schüler:innen ohne Schulabschluss, lediglich durchschnittliche Ergebnisse in internationalen Leistungstests, eine an der Vergangenheit orientierte Pädagogik und das Fehlen zukunftsorientierter Konzepte, personelle Unterversorgung mit Lehrkräfte- und Fachkräftemangel, Unterfinanzierung des Bildungswesens und Rückstau im Schulbau, Defizite und Konzeptlosigkeit bei der Digitalisierung der Schulen sowie keine erkennbare Orientierung der Bildungspolitik an langfristigen Zielen. Für die GGG ist klar: Nur eine umfassende Systemreform könne diese Missstände überwinden.

Welche Strukturveränderungen fordert die GGG?

Das Papier geht ins Detail. Unter der Überschrift „Positionen zur Weiterentwicklung der Schulstruktur“ heißt es: „Alle Schüler:innen haben einen Rechtsanspruch auf eine inklusive Beschulung. Ziele müssen die Auflösung des Förderschulsystems und eine strukturelle Aufhebung des gegliederten Schulsystems sein. Der Anspruch eines inklusiven Schulsystems ist nur mit der ‚Einen Schule für alle‘ einzulösen.“

Gefordert wird ein flächendeckendes Angebot an Schulen des gemeinsamen Lernens – auch in Bundesländern, wo es bislang keine gibt. Schulen des gemeinsamen Lernens sollen „als ersetzende Schulform“ eingeführt werden. Gymnasien mit „Gesamtschulteil“ müssten umgewandelt werden. „Grundsätzlich sollte jede Schule des gemeinsamen Lernens eine eigene Oberstufe anbieten.“

Zudem sollen sie „gebundene Ganztagsschulen“ sein: „Der damit verbundene Anspruch auf pädagogische Beziehung, soziale Begegnung und wertschätzendes Miteinander ist nur dann wirklich einlösbar, wenn alle Schulen zu gebundenen Ganztagsschulen weiterentwickelt werden.“ Perspektivisch sollen diese Schulen auch zu „Langformschulen“ ausgebaut werden, um Brüche zwischen Primar- und Sekundarstufe zu vermeiden.

Besonders klar positioniert sich die GGG gegen Selektion: „Eine Kategorisierung von Schüler:innen beim Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe I in Form einer Schulformprognose lehnen wir ab. Alle Schüler:innen haben eine Eignung für die Schulen des gemeinsamen Lernens.“ Ebenso deutlich: „Etabliert werden muss eine Kultur des Behaltens“ – keine Abschulungen mehr.

Wie soll Lernen aussehen?

Auch pädagogisch will die GGG neue Wege gehen. Die Fachleistungsdifferenzierung soll fallen. „Heterogene Lerngruppen sind der erstrebenswerte Normalfall einer zukunftsfähigen Schule.“ Leistungsbewertungen sollen künftig ohne Noten auskommen: „Weg von der summativen, auf Vergleich abzielenden Leistungsbewertung mit Noten, hin zu einer formativen Leistungsbewertung, die in einem fortlaufenden Beratungsprozess den Lernprozess begleitet.“ Für die Oberstufe fordert das Papier „neue pädagogische Konzepte und neue strukturelle Formen wie z. B. Abitur im eigenen Takt, Schulzeitstreckung sowie eine additive Abitur-Prüfung“. Darüber hinaus will die GGG „bekenntnisfreien Unterricht“ ermöglichen und „lernende Netzwerke“ zwischen Schulen stärken.

Woher soll das Geld kommen?

Die GGG kritisiert die Unterfinanzierung des Systems massiv: „Die über das Startchancenprogramm bereitgestellten Mittel reichen bei weitem nicht aus, das Schulsystem zukunftsfähig zu machen.“ Selbst die angekündigten 100 Milliarden Euro für Investitionen seien „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Stattdessen fordert die Gesellschaft „mindestens 135 Mrd. Euro für die Schulen“ und eine sozialindexbasierte Mittelvergabe. Dazu müsse auch das Kooperationsverbot im Grundgesetz fallen: „Statt befristeter Projektförderungen braucht es langfristige Investitionen. Eine ‚Gemeinschaftsaufgabe Bildung‘ im Grundgesetz wäre ein wichtiger Schritt.“ Auch die Lehrkräftebildung soll neu ausgerichtet werden – weg von schulformbezogenen Lehrämtern hin zu einer umfassenden Ausbildung für das gemeinsame Lernen.

Politische Dimension

Die GGG knüpft ihr Konzept ausdrücklich an die gesellschaftliche und politische Verantwortung: „Voraussetzungen dafür sind die überzeugende Arbeit der Schulen des gemeinsamen Lernens, gesellschaftliche Zustimmung sowie der politische Wille und die damit verbundenen Entscheidungen.“ Im Fazit macht die GGG klar, wohin die Reise gehen soll: „Grundsätzlich fordert die GGG die Umgestaltung des deutschen Schulsystems in ein Gesamtschulsystem. Damit werden der soziale Zusammenhalt und unser freiheitlich-demokratisches System gestärkt. Ein Gesamtschulsystem ist die Grundlage von Bildungsgerechtigkeit in der Demokratie.“ News4teachers 

„Das ungerechteste Schulsystem, das ich kenne“: Warum Prof. Hattie Bildungsreformen in Deutschland für dringend geboten hält

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Opossum
3 Tage zuvor

Ich sehe Ganztagsschule für alle problematisch. Kinder sollen genug Zeit haben, sich im freien Umfeld zu entwickelt. Gezwungene Grenzen der Klasse sind nicht für alle optimal. ZB mein Kind mit neurologischen Problemen versuche ich nicht länger als nötig in der Schule bleiben zu lassen, sonst werden die Symptome stärker. Wenn Kinder Hilfe zu Hause kriegen können, sehe ich es nicht als Bildungsungerechtigkeit, sondern als Geschenk: die Schule kann das Ganztagsangebot wenigen Kindern vorschlagen, die keine Unterstützung zu Hause kriegen. Andere Schüler können verpflichtend 1-2 Stunden pro Woche da mithelfen bei Bedarf.

Gesamtschulen an sich gefallen mir, in meiner Heimat gibt’s meistens solche Schulen, wo auch Grundschule im gleichen Gebäude ist. Allerdings ohne jeglicher Leistungsdifferenzierung kann ich mir es kaum vorstellen.
In unserer Stadt hat man keine differenzierten Kurse in keinem Fach in der GS. Schüler sitzen alle zusammen bis zu 10 Klasse und bearbeiten ihre Aufgaben vor sich hin. Es kann für schwächere und für stärkere Schüler demotivierend sein. Manchmal soll man zumindest in Rahmen eines Faches Schüler trennen. Oder nicht nur Förder-, sondern auch guten Forderunterricht zur Verfügung stellen.

Gelbe Tulpe
3 Tage zuvor

Die Massenarbeitslosigkeit durch KI wird die soziale Spaltung noch mehr vertiefen, daran ändert auch die Gesamtschule nicht.

Andrea Gorecki
3 Tage zuvor

Ach, schon wieder! Als gäbe es keine Vergleiche der Bundesländer …

447
2 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Habe es nicht vorgeprüft – könnte es sein, dass sog. “Gesamtschulsysteme”, die vor der Bundesrepublik liegen, nur dem reinen Namen nach etwas mit dem zu tun haben, was wir hier unter “Gesamtschule” verstehen ?

Nick
2 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Das mit den PISA-Studien will hier leider keiner zur Kenntnis nehmen. Ich liege oft nicht auf Ihrer Wellenlänge, liebe@Redaktion, hier aber schon.

ed840
2 Tage zuvor
Antwortet  Nick

Dass die Schweiz und Österreich bei PISA 2022 zu den erfolgreichsten Ländern in Europa gehörten, habe ich schon zur Kenntnis genommen. Wo Bayern und Sachsen platziert wären, wenn man deren prozentualen Punktevorsprung vor dem deutschem IQB-Schnitt auf PISA-2022 hochrechnen würde, wäre auch kein Geheimnis.

ed840
2 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Welche Bundesländer in DE z.B. bei IQB 2021 und 2022 vorne lagen, ist bekannt.

Diese beiden Bundesländer machen aber nur ca. 20% der deutschen PISA-Stichprobe aus.

Würde man die PISA-Studie getrennt nach Bundesländern auswerten, lägen diese Bundesländer in Europa mit an der Spitze. Deutlich höhere Punktzahlen hätten wohl nur noch die Länder aus Fernost.

Ein gegliedertes Schulsystem scheint durchaus funktionieren zu können, wenn auch wirklich strikt nach Leistung differenziert wird.

https://www.news4teachers.de/2021/03/studie-gegliedertes-schulsystem-staerkt-die-bildungsgerechtigkeit/

Hans Malz
2 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Ja, ich bin auch dafür, dass wir das koreanische System einführen. Dann haben wir endlich Gesamtschulen und gute Leistungen.

ed840
2 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Bei PISA 2022-Mathematik erreichten die Schüler*innen ohne Migrationshintergrund in Kanada auch nur ähnliche Punktzahlen wie die Pendants in Gesamt-DE.

Ich wäre auch etwas skeptisch, dass es in Kanada hauptsächlich am Schulsystem liegt, dass dort die Schüler*innen mit Migrationshintergrund so deutlich besser abschneiden als die Einheimischen.

Laut Statistik erwerben dort z.B. Kinder, deren Eltern aus Afrika eingewandert sind überdurchschnittlich häufig höhere Bildungsabschlüsse, während es bei PoC, deren Eltern in Kanada geboren sind, nicht mal halb so häufig der Fall ist wie Im Landesdurchschnitt.

Noch auffälliger die Situation bei den First Nations. Während im Landesschnitt 96% eines Jahrgangs ein high-school-diploma erwerben, wären es bei Fist Natiions aus den Städten nur ca. 74%, in den reserves nur ca. 47%.

Bei PISA 2022 gaben in Kanada auch 21% der Befragten an, sich an der Schule als Außenseiter / von Dingen ausgeschlossen zu fühlen (DE = 12%) , 29% fühlten sich an der Schule nicht wohl / fehl am Platz (DE = 14%)

Hans Malz
2 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Danke! Wie immer sehr informativ.

dickebank
2 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Für die Gesamtschulen gilt das gleiche wie nach Winston Churchill für die Demokratie als Staatsform:

„Demokratie ist die schlechteste Staatsform – mit Ausnahme aller anderen“.

Die Gesamtschule ist die schlechteste Schulform – mit Ausnahme aller anderen.

Pauker_In
2 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

NRW hat ein Gesamtschulsystem!
Glücklicherweise nicht als ausschließliches.

dickebank
2 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Wer nur Schwarz oder weiß sehen kann, ist doch sehr stark eingeschränkt.

Eine flächendeckende Versorgung mit Gesamt- und Sekundarschulen in allen Landesbereichen ist doch schon einmal ein Anfang. Die “Sonderschulen” der SekI+II werden Sie niemals aufgelöst bekommen.

Pauker_In
1 Tag zuvor
Antwortet  Redaktion

Puristen aller Länder, vereinigt eure Schulen!

dickebank
1 Tag zuvor
Antwortet  Pauker_In

The rich and the Pool. The rich werden das nicht gut finden und an ihren Sonderschulen wie Salem oder Torgelow festhalten wollen.

Rüdiger Vehrenkamp
2 Tage zuvor

In schöner Regelmäßigkeit wird diese Kuh durchs Dorf getrieben. Um sie allen schmackhaft zu machen, beruft man sich nun also auf die “Demokratie”, um ein Gesamtschulsystem einzuführen. Wer das missbilligt, handelt folglich antidemokratisch – und wer will das schon? Clever. Und natürlich ist die Gesamtschule die einzige Form, die flächendeckende Inklusion ermöglicht – denn (auf dem Papier) besuchen ja alle Kinder dieselbe Schule. Woher die ganzen Sonderpädagogen kommen sollen, das frage ich mich nach wie vor.

Wenn außerdem jede Schule eine Oberstufe anbieten soll, wird das kleinere Schulen zum Aufgeben zwingen. Das Personal müsste gebündelt werden und es entstehen Schulzentren, die 1000 und mehr Kinder jeden Morgen als Massenware willkommen heißen. Ich kenne einige solcher Beispiele, wie die Integrierte Gesamtschule Mannheim. 1600 Schüler, 165 Lehrkräfte und 2 Schulsozialarbeiter. Die ist derart riesig, dass sich einige Lehrkräfte allenfalls vom Sehen her kennen. Fast jeder Jahrgang ist 9-zügig. Als Schüler bist du da relativ anonym. Je größer die Schule, umso eher fallen Kinder durchs Raster, wenn es mal nicht rund läuft. Individuelle Förderung in Riesenschulen? Unrealistisch. Schneiden Schüler der IGMH besser ab als Schüler anderer Schulen? Natürlich nicht, insofern ist die Forderung nach einem reinen Gesamtschulsystem deutschlandweit ideologiegetriebener Humbug.

447
2 Tage zuvor

Framing ist mittlerweile in alle Bereiche der Kommunikation eingesickert. Und mit “demokratisch” wird eben alles mögliche versucht zu rechtfertigen- sprachlich lustig ist dann der “switch” zu “populistisch”, wenn eine “demokratische” Mehrheitsposition dann doch abgelehnt werden “soll”.

Mal kurz überlegen…an einer Massenschule, was spart “man” da ?

Ahhhh, richtig, ist wie bei Massenproduktion: Personal.

PaPo
1 Tag zuvor
Antwortet  Redaktion

Andersrum wird ein Schuh draus:
Framing ist mittlerweile der Lieblingsmethode von Menschen, die sich mit Argumenten nicht auseinandersetzen wollen/können. Bitte kein framing als Replik, sondern Argumente.
¯\_(ツ)_/¯

Opossum
2 Tage zuvor

Für mich hat dieses Konzept nichts mit Demokratie, sondern mehr mit Sozialismus zu tun. Keine Gymnasien, weil es keine Bildungsprivilegien für Bürger geben soll. Kinder müssen “richtig” erzogen werden, nicht individualistic, sondern eher in Bezug zu Kollektiv/Gesellschaft, deshalb sollen sie mehr Zeit in Schulen verbringen, deshalb gebundene Ganztagsschule…
Es verspricht gute Aufstiegsmöglichkeiten, ich bezweifle aber, dass es wirklich gegebene Probleme lösen kann

Nick
2 Tage zuvor

Die @Redaktion hat es beschrieben. Das weltexklusive Schulsystem in Deutschland gibt es nirgendwo auf der Welt, von “… Österreich und der Schweiz abgesehen.” Es drängt sich der Verdacht auf, dass Eltern ihre Kinder vornehmlich aufs staatliche Gymnasium schicken, um sich von den Schmuddelkindern abzuheben. Mache dieser Eltern sind eben auch Lehrer von Beruf. Wer seinen Kindern wirklich etwas Gutes zu tun glaubt, der schickt sie einfach auf ein Privatgynnasium mit Internat. Dort werden oftmals erste Netzwerke geknüpft. Natürlich muss das auch bezahlbar sein.

dickebank
2 Tage zuvor

Ja, das Grauen aller Gymnasiallehrkräfte, der gemeinsame Unterricht.
OMG die Übertritssquote zu den GY ist nur bei um die 42% hier in NRW. Der Rest wird ohnehin mehr oder weniger gemeinsam unterrichtet, da die Zahl der FöS und HS abnimmt.

PaPo
1 Tag zuvor
Antwortet  dickebank

Die Gymnasien in NRW sind doch bereits Gesamtschulen…

RSDWeng
2 Tage zuvor

Ideologiegetriebener Humbug: Besser kann man es nicht bezeichnen. Die Gefahr: Ideologen sind unbelehrbar. Derartige Forderungen wird es also immer wieder geben, und besonders jungen Kolleginnen und Kollegen sind hier anfällig.

Pauker_In
2 Tage zuvor

Wer das missbilligt, handelt folglich antidemokratisch – und wer will das schon?
Wenn es der guten Sache dient, stelle ich mich gerne zur Verfügung! Dann bin ich halt Antidemokrat, Befürworter der grausamen Selektion nach Klasse 4 und Verfechter des lebensfeindlichen Leistungsprinzips.

PaPo
2 Tage zuvor

Ah……… Ideologie.

Hysterican
2 Tage zuvor

Dazu kommt dann noch, dass alle SuS dieselben graublauen Kittel und Hosen tragen – dazu eine schlichte graublaue Schirmmütze. Alle kommen mit dem gleichen eingängigen Fahrrad zum Unterricht und beginnen mit einem Fahnenappell zur Hymne der GGG “Alle sind glücklich – alle sind gleich – keiner ist anders – niemand ist reich”
Dazu wird beim Absingen die Mütze mit der linken Hand über dem Kopf geschwenkt.
Wer sich durch besondere Elite bei den Lernleistungen ausweist wird regelmäßig zu “REFLEKTIONS – UND SELBSTREFLEKTIONSGESPRÄCHEN” vor das Gleicheitskomitee geladen, um Rechenschaft über das “eigene Erhabenheitsgefühl” abzugeben, das für eine Spaltung der Schulgeneinschaft sorgt – sowas geht nämlich gar nicht.

So… polemisch und dumm kann ich auch.
Und andere Grundhaltungen zu schulischen Gesamtkonzeptionen verunglimpfen und dabei das eigene Konzept als allein selig-machende Lösung hinstellen ist nicht nur stumpfe Ideologie, sondern widerspricht meines Erachtens auch unserer liberalen gesellschaftlichen Grundlage.
Mit dem verdeckten Argument, dass ein gegliedertes Schulsystem quasi “undemokratisch” sei disqualifiziert sich diese ideologische Kampfgruppe GGG für ernstzunehmende Zukunftsdebatten.

Ich_bin_neu_hier
2 Tage zuvor

„Heterogene Lerngruppen sind der erstrebenswerte Normalfall einer zukunftsfähigen Schule.“

Nein, eine zukunftsfähige Schule bemüht sich um einen bestmöglichen Umgang mit der immer und in jedem beliebigen Schulsystem vorhandenen Heterogenität aller Lerngruppen.

Wenn aber immer größere Heterogenität per se erstrebenswert wäre, dann müssten zum Beispiel Lerngruppen mit Kindern, die jeweils unterschiedliche Ausgangssprachen benutzen (aber kaum über Deutschkenntnisse verfügen), nahe am Optimum sein:

Die einzige dort eingesetzte Lehrkraft wäre selbstverständlich nur Lernbegleiter/Lerncoach und brav der Logik des Systems folgend würden alle diese Schülerinnen und Schüler eine umfassende Mehrsprachigkeit entwickeln, indem sie sich gegenseitig die jeweilige Ausgangssprache vermitteln (na ja, abgesehen vom Deutschen vielleicht, das beherrscht in diesem Beispiel ja niemand).

Da die Lerngruppengröße erwiesenermaßen irrelevant für den Lernerfolg ist, könnten wir diesen Unterricht deutschlandweit per Videokonferenz übertragen lassen und der Lehrermangel wäre gleich mit gelöst. Das wäre auch notwendig, weil leider deutschlandweit nur eine einzige Lehrkraft übrig geblieben ist, die sich bereit erklärt hat, diesen Unterricht zu übernehmen, statt das Schulsystem fluchtartig zu verlassen: Sie hatte selber einen Migrationshintergrund und hat daher bei ihrer Einstellung die entscheidenden Passagen in den Papieren des Kultusministeriums leider nicht verstanden. Ihr durch Burnout bedingtes Fehlen ab Tag 3 dieses Gedankenexperiments, selbstverständlich weiter vollumfänglich alimentiert (so viel Gerechtigkeit muss schon sein bei so viel Mut zum pädagogischen Risiko) ist allerdings niemanden weiter aufgefallen – am allerwenigsten den Schülerinnen und Schülern.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass man auch die Erwachsenenbildung, insbesondere die von Migranten ohne Deutschkenntnisse, in dieser Lerngruppe subsumieren sollte, da dies die Heterogenität steigert, und wie wir ja alle wissen:

Heterogenität ist gut für dich, für mich, für alle!

Hans Malz
2 Tage zuvor

Die “Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule” fordert Gesamtschulen. Mal was ganz Neues…

Heika
2 Tage zuvor

Ein gegliedertes Schulsystem spaltet doch nicht die Gesellschaft. Es wird im Gegensatz zu Gesamtschulen den unterschiedlichen Begabungen und Lerninteressen der SuS erheblich gerechter. Spaltung wird nur herbeigeredet und damit ein Sozialneid gefördert, der nicht sein müsste, wenn Sozialismus trotz Scheiterns in der Realität nicht immer wieder seine sehnsüchtigen Anhänger fände.

Heika
2 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich weiß nur, dass Deutschlands Bildungsnineau immer mehr gesunken ist und immer mehr Jugendliche die Schulen ohne Bildungsabschluss verlassen, seitdem sich Gesamtschulen ausbreiten.
Das sagt mir mehr als handverlesene, interessengesteuerte “Nachweise” von Gesamtschulen.

dickebank
2 Tage zuvor
Antwortet  Heika

Und ich dachte schon es sei Folge der “Wiedervereinigung” …
Seit Abschaffung der POS ist die Zahl fehlender Schulabschlüsse kontinuierlich gestiegen.

ed840
2 Tage zuvor
Antwortet  dickebank

Könnte dann aber vermutlich nur in den Bundesländern ursächlich sein, in denen es früher auch POS gab.

dickebank
2 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Soweit ich weiß sieht die Situation in MV äußerst schlecht aus.

In NRW ist die Situation, nach dem so gut wie keine BuMser mehr von RAG ausgebildet werden, auch schlecht aus, womit die zweite Chance fehlt.

Im übrigen, BuMser ist ein Kürzel für diejenigen, die dereinst Knappen tituliert worden sind.

potschemutschka
12 Stunden zuvor
Antwortet  dickebank

“Schulabbrecher” gab es auch in der DDR (allerdings recht wenige, nach meinen Erfahrungen) – aber für diese gab es danach noch andere Möglichkeiten (auch für Abgänger der Hilfsschulen):
” Das vorzeitige Beenden der POS nach der achten oder seltener nach der neunten Klasse war auf Antrag der Eltern und nach Zustimmung der Schule möglich. Mit den entsprechenden Abgangszeugnissen konnte eine Berufsausbildung in bestimmten Berufen, vorwiegend in den Bereichen Industrieproduktion, Handwerk und Landwirtschaft, absolviert werden, die häufig aber ein Jahr länger dauerte und mit einem Teilfacharbeiterabschluss endete. Ein Abgangszeugnis der 9. Klasse der POS wird heutzutage in der Regel einem Hauptschulabschluss gleichgestellt, ebenso ein Abgangszeugnis der 8. Klasse in Verbindung mit einem darauf folgenden Facharbeiterzeugnis…”
https://de.wikipedia.org/wiki/Bildungssystem_in_der_DDR

Pauker_In
2 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Dieser Text fordert aber nicht das Gesamtschulsystem. Statt dessen spricht er über Vorteile eines zweigliedrigen Systems (Saarland). Und das Maß aller Dinge ist hier offensichtlich die Gymnasialquote!

ed840
2 Tage zuvor
Antwortet  Pauker_In

Es scheint in der Tat so zu sein, dass sich der Begriff “Bildungsgerechtigkeit” i.d.R. nur auf die Übertrittsquoten aufs Gymnasium oder auf Abiturquoten an allgemeinbildenden Schulen beziehen.

Studienberechtigungen der beruflichen Schulen bleiben in den gängigen Statistiken /Studien meist ebenso unberücksichtigt wie andere Schulabschlüsse, die im beruflichen Schulwesen erworben werden.

In Bayern besuchen z.B. nach meinen Informationen ca. 25% der Kinder, die in der 4. Klassen den Notenschnitt fürs Gymnasium geschafft hätten, trotzdem eine andere Schulform.

Zu den ca. 32.5 Tsd AHR vom Gymnasium kommen dann noch ca. 22,5 Tsd mit Fachabitur/fachgeb. HR/AHR der beruflichen Schulen dazu.

Auch die Zahl der Schüler*innen ohne Abschluss würde sich im Vergleich zur Statistik deutlich weiter verringern, wenn ESA etc. im beruflichen Schulwesen mitgezählt würden.

Wobei die Quote junger Menschen ohne Schul- oder Berufsabschluss bei der Beurteilung der “Bildungsgerechtigkeit” aber üblicherweise eh keine Rolle spielt.

dickebank
2 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Aber die Blickverengung auf allgemeinbildende Schulformen vor allem der SekI lässt doch das Bild so schön düster aussehen und unterstreicht den Schrei nach mehr Mitteln. Wer braucht schon berufliche Schulen ausser HWK und IHK.

GriasDi
2 Tage zuvor

Radikale Reform? Wird radikal scheitern, wir sind in Deutschland. Welche Reform hat hier in den letzten 10 Jahren etwas verbessert?

dickebank
2 Tage zuvor
Antwortet  GriasDi

Die Abgeordnetenversorgung.

Sophia
2 Tage zuvor
Antwortet  GriasDi

Könnte das daran liegen, dass die Reformen allesamt in die gleiche ideologische Richtung gingen? Und wenn die erhofften Ergebnisse ausblieben, wurden alle Enttäuschungen nur mit fehlendem Geld für bessere Rahmenbedingungen erklärt. Die zugrunde liegenden Ideen wurden aber beibehalten..

447
1 Tag zuvor
Antwortet  GriasDi

Die “Reformen” der Vergangenheit sind der “Zustand” von heute.
’nuff said zu den Heerscharen an “Experten”, die das ins Werk setzten…

Thomas Höhmann
2 Tage zuvor

Eine Schule, die die schwachen Schüler inkludiert, muss die begabten exkludieren.

Peterchens Klo knarrt
1 Tag zuvor

Der Artikel ist in weiten Teilen sehr verklausuliert. Ich habe entscheidende Stellen einmal übersetzt:

“In der ‚Einen Schule für alle‘ erleben alle Schüler im Umgang mit ihren Mitschülern die ganze Vielfalt der Lebensverhältnisse in unserer Gesellschaft. Sie lernen ein wertschätzendes Miteinander und die Konfliktlösung in einer demokratischen Gemeinschaft als unabdingbare Voraussetzungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.”

Den gepamperten Rich Kids tut’s mal ganz gut, mit vorgehaltenem Messer abgezogen zu werden. Dann lassen sie ihr neues iPhone das nächste mal vielleicht zu Hause.”

“Alle Schüler haben einen Rechtsanspruch auf eine inklusive Beschulung. Ziele müssen die Auflösung des Förderschulsystems und eine strukturelle Aufhebung des gegliederten Schulsystems sein. Der Anspruch eines inklusiven Schulsystems ist nur mit der ‚Einen Schule für alle‘ einzulösen.”

“Den letzten Schulzweig mit genug Personalausstattung und individueller Betreuung wollen wir schleifen. Warum solls denen besser gehen, als dem Rest?”

Der damit verbundene Anspruch auf pädagogische Beziehung, soziale Begegnung und wertschätzendes Miteinander ist nur dann wirklich einlösbar, wenn alle Schulen zu gebundenen Ganztagsschulen weiterentwickelt werden.”

Uns ist klar, dass Kinder ohne kaputte Elternhäuser nach der letzten Stunde fluchtartig die Schule verlassen würden, deswegen zwingen wir sie zum Bleiben.”

“Eine Kategorisierung von Schülern beim Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe I in Form einer Schulformprognose lehnen wir ab. Alle Schüler haben eine Eignung für die Schulen des gemeinsamen Lernens.”

“Wir weigern uns, Leistungsunterschiede zwischen den Schülern anzuerkennen und stellen daher so geringe Anforderungen, dass jeder der Schuhe binden kann, ein Abitur bekommt.”

“Heterogene Lerngruppen sind der erstrebenswerte Normalfall einer zukunftsfähigen Schule.”

“Wir hoffen, dass die paar Schüler, die dann trotz der widrigen Umstände noch Lesen und Schreiben können, positiv auf die funktionalen Analphabeten abfärben. Wir nennen das ‘Gemeinsames Lernen’.”

Weg von der summativen, auf Vergleich abzielenden Leistungsbewertung mit Noten, hin zu einer formativen Leistungsbewertung, die in einem fortlaufenden Beratungsprozess den Lernprozess begleitet.

Noten sind des Teufels. Wir haben auch keine bessere Lösung, aber eine gute gefüllte Buzzword-Kiste.”

“Grundsätzlich fordert die GGG die Umgestaltung des deutschen Schulsystems in ein Gesamtschulsystem. Damit werden der soziale Zusammenhalt und unser freiheitlich-demokratisches System gestärkt. Ein Gesamtschulsystem ist die Grundlage von Bildungsgerechtigkeit in der Demokratie.”

“Wir können nicht alle schlau machen, deswegen wollen wir alle dumm halten. Das ist Grundlage für ein System, dass wir Demokratie nennen. In der DDR hats ja auch funktioniert.”

Hysterican
18 Stunden zuvor

Danke … passt … und ich haben an mehreren Stellen der Übersetzung herzhaft lachen müssen.
Sprache ist schon was Feines!

Realist
8 Stunden zuvor

Die “Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule” fordert die Gesamtschule für alle…

Wer hätte das gedacht?

Und demnächste fordert der nächstbeste Dackelverein, dass nur noch Dackel als Haushunde zugelassen werden…

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