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IQB-Bildungstrend: Ranking im Überblick – So schneiden die einzelnen Bundesländer ab

BERLIN. Ein bundesweiter Abwärtstrend mit deutlichen Unterschieden: Die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in Deutschland beherrschen Mathematik und Naturwissenschaften schlechter als noch vor sechs Jahren. Kein Bundesland konnte sein Niveau halten, manche sackten dramatisch ab. Hier die Ergebnisse – Land für Land.

Verlierer und Gewinner. (Symbolfoto.) Foto: Shutterstock

1. Sachsen – Spitzenreiter, aber mit Abwärtstrend

Sachsens Schülerinnen und Schüler bleiben Deutschlands Beste in Mathematik und Naturwissenschaften. Nur 21 Prozent verfehlen den Mindeststandard für den mittleren Schulabschluss – der bundesweite Anteil liegt bei 34 Prozent. In Biologie, Chemie und Physik gehören Sachsens Jugendliche ebenfalls zur Spitze (Biologie 5 %, Chemie 16 %, Physik 9 % unter Mindeststandard).

Doch auch im Freistaat sind die Leistungen zurückgegangen: Der Mittelwert in Mathematik sank auf 511 Punkte, in Biologie auf 507, in Chemie auf 506 und in Physik auf 513 – jeweils um 20 bis 25 Punkte weniger als 2018. Der IQB-Bericht spricht von einem „deutlichen Abfall auf hohem Niveau“.

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2. Bayern – Stabile zweite Kraft

Bayern behauptet seine Position knapp hinter Sachsen. Die Neuntklässler liegen in allen Fächern über dem Bundesdurchschnitt. Besonders stark bleiben die Gymnasien, während an den Mittelschulen größere Rückgänge verzeichnet wurden. Auch hier ist die Tendenz rückläufig, allerdings weniger stark als in den meisten anderen Ländern. Bayern gilt damit weiterhin als Land mit der höchsten Bildungsstabilität in Westdeutschland.

3. Thüringen – Starke Naturwissenschaften

Thüringens Schülerinnen und Schüler erreichen in Chemie, Physik und Biologie deutlich häufiger die von der Kultusministerkonferenz festgelegten Mindeststandards als der Bundesdurchschnitt. Nur Bayern und Sachsen schneiden besser ab. Im Fach Mathematik liegt das Land etwa auf Bundesniveau. „Unsere Schulen verfügen über eine solide Leistungsbasis“, sagte Bildungsminister Christian Tischner (CDU), mahnte jedoch: „Der Bildungstrend ist ein Weckruf, die Basiskompetenzen noch gezielter zu fördern.“ Besonders wichtig sei, dass Kinder unabhängig von Herkunft gute Lernchancen erhielten.

4. Baden-Württemberg – Noch stark, aber mit Sorgenfalten

Der Südwesten bleibt überdurchschnittlich, hat aber wie alle Länder verloren. In Mathematik und den Naturwissenschaften liegen die Werte noch klar über dem Schnitt, doch die Abstände schrumpfen. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) erklärte: „Wir sehen insbesondere im Bereich der sozial Schwächeren und bei Kindern aus bildungsferneren Elternhäusern deutliche Kompetenzverluste, die wir uns sehr genau anschauen müssen.“ Die Schule allein könne es nicht richten: „Auch die Eltern müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und sich partnerschaftlich für gute Bildung engagieren.“

5. Sachsen-Anhalt – Gut in Bio, Chemie, Physik

Sachsen-Anhalts Schüler gehören in den Naturwissenschaften zur Spitzengruppe. In Biologie, Chemie und Physik erreichen sie deutlich häufiger die Mindeststandards als der Bundesschnitt. In Mathematik liegen sie im Mittelfeld. Doch der Rückgang ist auch hier sichtbar. Das IQB verweist darauf, dass „das Niveau bundesweit flächendeckend sinkt“. Der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund liegt mit 14,3 Prozent weit unter dem Bundesdurchschnitt (40 %). Das könne die stabile Ausgangslage teilweise erklären.

6. Schleswig-Holstein – Aufsteiger des Jahres

Das nördlichste Bundesland machte fünf Plätze gut und liegt nun auf Rang sieben. Der Wert in Mathematik sank um zehn Punkte auf 476 – ein moderater Rückgang. In den Naturwissenschaften schnitten die Jugendlichen überdurchschnittlich ab. Damit gehört Schleswig-Holstein zu den wenigen Ländern, die den pandemiebedingten Leistungsabfall abfedern konnten.

7. Hamburg – Stabil über dem Durchschnitt

Hamburgs Schülerinnen und Schüler zeigen ähnlich stabile Ergebnisse wie die Nachbarn im Norden. Der Rückgang ist gering, das Leistungsniveau bleibt oberhalb des Bundesschnitts. Hamburg profitiert laut Studie von „vergleichsweise günstigen Schulstrukturen und zielgerichteten Fördermaßnahmen“.

8. Mecklenburg-Vorpommern – Solider Aufwärtstrend

Mecklenburg-Vorpommern verbesserte sich von Platz 13 auf Rang 8. In Mathematik liegt der Mittelwert bei 471 Punkten (–11 seit 2018). Der Rückgang ist geringer als im Bundestrend, was den Nordosten erstmals ins obere Mittelfeld bringt.

9. Brandenburg – Im Mittelfeld, aber rückläufig

31 Prozent der Brandenburger Neuntklässler verfehlen die Mindeststandards in Mathematik – etwas weniger als im Bund. In Biologie (10 %), Chemie (23 %) und Physik (14 %) liegen die Werte im Durchschnitt. Allerdings hat sich das Niveau seit 2018 deutlich verschlechtert. Besonders in Mathematik verlor Brandenburg an Boden, bleibt aber klar vor Berlin.

10. Berlin – Schwach in Mathe, solide in Physik

In der Hauptstadt verfehlen 36,9 Prozent der Neuntklässler die Mathe-Mindeststandards – mehr als im Bundesschnitt. In Biologie (17 %), Chemie (34 %) und Physik (27 %) liegen die Werte ebenfalls unter dem Durchschnitt. Seit 2012 ist ein kontinuierlicher Abwärtstrend zu beobachten, der sich 2024 beschleunigt hat. Besonders die heterogene Schülerschaft stellt die Schulen vor große Herausforderungen.

11. Rheinland-Pfalz – Unterdurchschnittlich in Mathe und Physik

Rheinland-Pfalz liegt leicht unter dem Bundesschnitt. Mathe: 466 Punkte, Physik: 467 Punkte, Biologie: 471, Chemie: 466. Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund (40,4 %) entspricht dem Bundesmittel. Auch hier sanken die Werte zwischen 2018 und 2024 deutlich. Der Bildungstrend sieht „keine positiven Abweichungen“ in einem der getesteten Fächer.

12. Saarland – Durchgängig unterdurchschnittlich

Das Saarland liegt in allen Fächern rund zehn Punkte unter dem Bundesmittel (Mathe, Bio, Chemie je 463, Physik 465). Damit gehört es zu den Ländern, die „durchgängig signifikant unter dem Durchschnitt“ liegen, so das IQB. Die Ergebnisse zeigen keinen Fortschritt gegenüber 2018.

13. Niedersachsen – Unterdurchschnittlich, aber stabil

Niedersachsen verzeichnet 461 Punkte in Mathematik und 464–466 Punkte in den Naturwissenschaften. Damit bleibt das Land unter dem Bundesschnitt, aber stabiler als NRW oder Hessen. Die Studie weist auf wachsende Heterogenität hin: 36,8 Prozent der getesteten Schüler haben einen Migrationshintergrund. Pandemie- und Medienfolgen werden als zusätzliche Belastungsfaktoren genannt.

14. Nordrhein-Westfalen – Deutlich unter Durchschnitt

NRW ist eines der Problemkinder des Bildungstrends. In allen Fächern liegen die Werte unter dem Bundesschnitt. Besonders drastisch ist Mathematik: 40,8 Prozent der Schüler verfehlen die Mindeststandards – fast jeder zweite an Hauptschulen. Schulministerin Dorothee Feller (CDU) nannte die Ergebnisse „unbefriedigend“ und versprach eine Trendumkehr: „Die Schulen müssen gestärkt, die Lehrkräfte besser unterstützt werden.“ SPD-Fraktionschef Jochen Ott hielt dagegen: „Mit halbherzigen Maßnahmen wird man diesen Abwärtstrend nicht stoppen.“

15. Hessen – Schwache Leistungen, hohe Heterogenität

Hessens Neuntklässler schneiden ähnlich schlecht ab wie in NRW. Mathe: 462 Punkte, Biologie: 452, Chemie: 460, Physik: 462. Mehr als die Hälfte (51,9 %) der getesteten Jugendlichen hat einen Migrationshintergrund – der höchste Wert Deutschlands. Das IQB spricht von „besonders schwachen Ergebnissen“ in Mathematik und „überwiegend ungünstigen Abweichungen“ in den Naturwissenschaften.

16. Bremen – Bundesweites Schlusslicht

Bremen bleibt Letzter in allen Fächern: Mathe 436 Punkte, Biologie 443, Chemie 438, Physik 439. Fast 49 Prozent der Neuntklässler erreichen nicht den Mindeststandard in Mathematik – der schlechteste Wert bundesweit. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen hat einen Migrationshintergrund. Das IQB verweist auf „erhebliche Kompetenznachteile“ und einen besonders ausgeprägten Leistungsabfall seit 2018.

Bundesweite Bilanz

Der IQB-Bildungstrend 2024 offenbart einen flächendeckenden Leistungsrückgang – in allen Ländern, allen Schulformen, allen Fächern (ausführlicher News4teachers-Bericht dazu – hier). Bundesweit verfehlen 34 Prozent der Jugendlichen in Mathematik die Mindeststandards (2018: 24 Prozent), 25 Prozent in Chemie, 16 Prozent in Physik und 10 Prozent in Biologie. Das Institut sieht die Ursachen in den Pandemiefolgen, der sozialen Spaltung, psychischen Belastungen und zunehmender Mediennutzung. „Die Schule ist ein Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen“, so die Autoren. News4teachers / mit Material der dpa

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