LUDWIGSHAFEN. Eine Schule im Ausnahmezustand: Nach wiederholten Amokaldrohungen und einem Messerangriff auf eine Lehrerin schlagen die Pädagogen der Karolina-Burger-Realschule Plus in Ludwigshafen Alarm. In einem Brandbrief berichten sie von Gewalt, Angst und unhaltbaren Zuständen – und finden endlich Gehör: Bildungsminister Sven Teuber reist an, die CDU spricht von einem „Skandal“, die GEW fordert Schutz für die Lehrkräfte. Doch der Fall zeigt: Das Problem reicht weit über eine Schule hinaus.

Es war kurz nach Unterrichtsbeginn, als die Schülerin plötzlich mit einem Messer im Lehrerzimmer stand. Am 29. Mai dieses Jahres drang eine 16-Jährige an der Karolina-Burger-Realschule Plus in Ludwigshafen-Mundenheim mit einer Klinge in der Hand in den Raum ein, bedrohte eine Lehrerin – und löste eine Panik aus, die im gesamten Kollegium nachhallt. Laut Polizei blieb zwar niemand verletzt, doch der Schock sitzt bis heute tief. Die Jugendliche wurde schließlich in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen, die Staatsanwaltschaft geht von versuchtem Totschlag aus.
Der Vorfall war kein Einzelfall an der Schule, sondern der dramatische Höhepunkt einer Entwicklung, die viele Lehrkräfte an den Rand der Verzweiflung gebracht hat. Nur Wochen später wandten sich die Lehrerinnen und Lehrer in einem zehnseitigen Brandbrief an die Schulaufsichtsbehörde – ein Hilferuf, unterzeichnet von allen Mitgliedern des Kollegiums.
Gewalt, Drohungen, Fäkalien: ein Schulalltag im Ausnahmezustand
Wie der „Mannheimer Morgen“ berichtet, schildert das Schreiben Zustände, die jede Vorstellung von normalem Unterricht sprengen. „Ich schieße euch alle ab“, soll ein Schüler gerufen haben. Eine andere Lehrerin wurde gefragt, ob sie keine Angst habe, „dass jemand sie von hinten absticht“.
Der Brief listet eine erschütternde Vielzahl von Vorfällen auf: Lehrkräfte, die mit Büchern beworfen werden; sexualisierte Beschimpfungen; körperliche Übergriffe; Fake-Accounts von Lehrerinnen und Lehrern in sozialen Medien, über die gezielt beleidigt und diffamiert wird. Schüler zerstören Mobiliar, schlagen Löcher in Wände, zünden Böller in Klassenräumen.
Die hygienischen Zustände sind ebenso erschütternd. Überflutete Toiletten, beschmierte Wände, Urinlachen in Gängen. Schüler hätten sogar „im Kellergeschoss unter Treppen ihr Geschäft verrichtet“. Lehrkräfte mieden ganze Gebäudeteile, weil die Luft dort „unerträglich“ sei. Von 2022 bis 2024 registrierte die Polizei 121 Vorfälle an der Schule, davon 118 mit Strafanzeigen. Schon 2018 hatte ein SEK-Einsatz für Aufsehen gesorgt, nachdem ein Jugendlicher mit einer Pistole gesichtet worden war.
Überforderung auf allen Ebenen
Die Lehrkräfte sprechen in ihrem Schreiben offen von Überforderung. „Wir können so nicht mehr unterrichten“, heißt es darin. Über ein Dutzend Überlastungsanzeigen sei vor den Herbstferien eingereicht worden. Die Gewerkschaft GEW spricht von einer „Ausnahmesituation“. „Es gibt wirklich Kolleginnen, die Angst um ihr Leben haben“, sagte die Landesvorsitzende Christiane Herz dem Mannheimer Morgen.
Herz fordert drastische Veränderungen: kleinere Klassen, mehr Sozialarbeit, ständige Präsenz von Schulaufsicht und Polizei – und in besonders schwierigen Klassenräumen zwei Lehrkräfte gleichzeitig. Die Stadt Ludwigshafen habe verstärkten Schutz mit Hinweis auf ihre Finanzlage abgelehnt.
Die GEW zieht eine Parallele zur berüchtigten Rütli-Schule in Berlin-Neukölln, die 2006 wegen massiver Gewaltprobleme bundesweit Schlagzeilen machte – und mit massiven Investitionen später zu einem Vorzeigemodell wurde. „Dort hat man gezeigt, dass es geht, wenn man ernsthaft investiert“, sagt Herz. „Das müsste auch hier passieren.“
Was ist eine „Realschule plus“?
Die Karolina-Burger-Realschule Plus ist Teil eines Schultyps, der in Rheinland-Pfalz 2009 eingeführt wurde. Realschulen plus kombinieren die Bildungsgänge von Hauptschule und Realschule, um mehr Durchlässigkeit zu schaffen. In ihnen lernen Kinder mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen – von leistungsstarken Realschülern bis zu Jugendlichen mit erheblichen Sprachdefiziten oder sozialen Problemen – gemeinsam in einem System.
Das Konzept soll Chancengleichheit fördern, führt aber in sozialen Brennpunkten wie Mundenheim-West oft zu Überforderung: Klassen mit bis zu 30 Schülerinnen und Schülern, extrem heterogener Leistungsstand, kaum Sprachförderung. Lehrkräfte sprechen von einem „System, das gute Ideen hatte, aber in der Realität zusammenbricht“.
Der Minister kommt – und spricht von „Null Toleranz“
Nach einem weiteren Amokalarm Ende Oktober, ausgelöst durch eine angeblich bewaffnete Person auf dem Schulhof, wurde die Schule erneut evakuiert. Kurz darauf kam Bildungsminister Sven Teuber (SPD) persönlich. Wie der SWR berichtet, sprach Teuber drei Stunden lang mit der Schulleitung, der Bürgermeisterin und Vertretern der Aufsichtsbehörde. Danach sagte er: „Es gibt null Toleranz für Gewalt, Mobbing und Rassismus.“ Man habe „konkrete Prozesse vereinbart, um die Belastung zu senken“. Details nannte er jedoch nicht.
Gleichzeitig wurde bekannt: Seit Jahresbeginn hatte die Feuerwehr bereits zehn Einsätze an der Schule – viele davon wegen mutwillig ausgelöster Alarme. Die Stadt sprach offen von „Fäkalienschmierereien“ an Wänden und Möbeln. Schülerinnen und Schüler berichteten dem SWR von Alltagsangst. „Manche bringen Messer oder Schlagringe mit“, sagte ein Neuntklässler. „Ich habe jeden Tag Angst“, so ein jüngerer Schüler.
CDU: „Schulen sind kein rechtsfreier Raum!“
Die Ludwigshafener CDU-Landtagsabgeordnete Marion Schneid sprach nach dem Ministerbesuch von einem „erschütternden“ Befund. In einer Pressemitteilung bezeichnete sie die Zustände an der Karolina-Burger-Realschule Plus als „dramatisch“ – mit Körperverletzungen, Messergewalt und unhaltbaren hygienischen Zuständen. Vom Bildungsminister erwarte sie, dass er die Sorgen der Lehrkräfte ernst nehme und konkrete Schutz- und Präventionsmaßnahmen einleite. Es könne nicht sein, dass Lehrkräfte „beschimpft und bedroht“ würden; das Kollegium habe mit seinem öffentlichen Hilferuf „mutig gehandelt“.
Zugleich kritisierte Schneid das rheinland-pfälzische Bildungssystem grundsätzlich. Schon das Beispiel der Gräfenauschule habe gezeigt, wie groß die Probleme mit Sprachdefiziten und sozialen Konflikten seien. In einer Realschule Plus, wo leistungsstarke und -schwache Kinder gemeinsam lernen, stoße das System endgültig an seine Grenzen. „Schulen dürfen kein rechtsfreier Raum sein“, mahnt sie. Gewalt dürfe in Klassenzimmern „niemals einen Platz haben“ – und müsse spürbare Konsequenzen haben.
Eine Stadt mit vielen Baustellen: Die Parallele zur Gräfenauschule
Hintergrund: Die Karolina-Burger-Realschule Plus ist nicht die erste Schule in Ludwigshafen, die bundesweit Schlagzeilen macht. Schon 2023 geriet die Gräfenauschule, eine Grundschule in einem benachbarten Stadtteil, in die Schlagzeilen – ebenfalls wegen Überforderung, Überlastung und Integrationsproblemen.
Dort mussten 39 von 126 Erstklässlern das Schuljahr wiederholen, fast ein Drittel. Im laufenden Schuljahr ist die Situation kaum besser: Von 147 Erstklässlern müssen laut Schulleitung 44 Kinder wiederholen. Nahezu alle Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund, viele sprechen kaum Deutsch, etliche waren nie in einem Kindergarten.
Rektorin Barbara Mächtle erklärte bereits im Frühjahr: „Oft sprechen die Kinder schlecht Deutsch oder kommen aus bildungsfernen Familien. Viele tun sich schwer, Strukturen des Schulalltags anzunehmen. Wir brauchen dringend andere Lösungen – etwa Sprachförderlehrkräfte oder vorbereitende Sprachkurse.“
Das Bildungsministerium versprach Unterstützung, doch bisher blieb der Effekt gering. Ministeriumssprecher erklärten zwar, man habe „zahlreiche Maßnahmen ergriffen“, diese bräuchten aber Zeit. Die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck trat 2023 aus Protest aus der SPD aus. Mit Blick auf Teubers Amtsvorgängerin sagte sie seinerzeit: „Wenn Bildungsministerin Stefanie Hubig sagt, es wird keinen Ludwigshafener Sonderweg geben, kann ich nur sagen: Es muss einen geben!“ Die Situation an der Karolina-Burger-Realschule Plus scheint sie einmal mehr zu bestätigen. News4teachers
Markus Lanz: “Das System ist offensichtlich dysfunktional” – Schulleitende berichten









Zitat: Lehrkräfte sprechen von einem „System, das gute Ideen hatte, aber in der Realität zusammenbricht“.
Das fasst die ganze Bildungsmisere eines verwässerten Schulsystems (nicht nur in Ludwigshafen) gut zusammen. Je heterogener eine Schülerschaft ist, umso mehr Konflikte entstehen. Hier würde auch Herr Rupanner aus Wutöschingen mit Lernateliers und dem Abschaffen von Noten nicht weit kommen. Auch ein oder zwei Schulsozialarbeiter holen diesen Karren nicht mehr aus dem Dreck. Und nein, auch ein pädagogischer Tag für die Lehrkräfte bringt hier nichts mehr.
So ist es. Auch typische Forderungen nach mehr Geld helfen in solchen Fällen nicht. Das einzige was in solchen Fällen hilft ist Härte und Strenge sowie ein geforderte Disziplin (siehe Rütli Schule).
“Je heterogener eine Schülerschaft ist, umso mehr Konflikte entstehen.”
Ich teile diese Privatmeinung nicht, aber selbst WENN dem so wäre, heißt dies ja nicht, dass diese Konflikte nicht gelöst werden können. Zudem IST die Gesellschaft – so Ihre Meinung – ja sehr heterogen, ein Miteinander könnte ja in der Schule vorgelebt werden, bevor sich alle Erwachsenen gegenseitig umbringen, da sie die Heterogenität nicht aushalten können 😉
Die Schüler*innenschaft ist an dieser Schule aber sozial nicht heterogen. Das ist das Problem.
Sie dürfen gerne an einer reinen Hauptschule mit einer homogen problematischen Schülerschaft unterrichten, wenn Ihnen Heterogenität nicht gefällt.
Irgendwas sagt mir aber, dass Sie für sich als Lehrer nur die andere Seite einer homogenen Schülerschaft in Betracht ziehen.
Hm, so langsam gewöhnt man sich an diese Brandbriefe. Ist das nicht schlimm? Wir lesen sie, regen uns auf und machen weiter wie bisher.
Die Gewöhnung ist gefährlich, tatsächlich wurde ja in Berlin-Neukölln oder in Burg (spät) interveniert. Der Druck durch Öffentlichkeit ist derzeit leider ein notwendiger Hebel.
„Wir“ ist jetzt genau wer? Die Politik? Eltern? Allgemein die Gesellschaft? Lehrer? Schüler?
Und, wer hat die Bordmittel, um die Ursachen der Verrohung zu bekämpfen?
Freut mich, dass Sie sich nicht abgestumpft fühlen, aber das muss ja nicht direkt Irritation auslösen 😉
Da haben die Lehrpersonen die SuS wohl einfach nur nicht ausreichend gefördert!
Sonst wäre die Situation niemals so eskaliert.
Am Schultypus und den Ressourcen darf es ja nicht liegen.
Richtig! Ich vermute auch, dass es an der Schule keine Lernlandschaften, keine Rückzugsräume, kein angemessenes Feedback gibt, dafür aber die fürchterlichen Ziffernnoten, die eine Kindesgefährdung darstellen.
Wenn Sie mit “gefördert” Sozialkompetenzen meinen, deren Mangel von Forumsteilnehmer:innen ständig beklagt und nie gefordert wird, würde ich ja zustimmen.
Wenn Sie meinen, dass aufgrund von Heterogenität selbst solche Taten stattfinden bzw. dass bspw. Gymnasiast*innen aufgrund ihrer Bildung zu solchen nicht fähig sind, würde ich deutlich widersprechen
Der Mangel wird beklagt und nie gefordert? Warum soll jemand den Mangel “fordern”? Oder soll es “fördern” heißen?
“deren Förderung” fehlt. Danke 🙂
Black-Sheep-Blaming … jepp – kennen wir bereits … da gibt es scheinbar Defizite im Mind-Setting der verantwortlichen LuL.
Früher gab es eine Einschulungsuntersuchung, bei der Kinder zeigen mussten, dass sie schulfähig sind. Das geschah mit einfachen Übungen und Fragen und in Zusammenarbeit mit Kindergärten, die Grundkompetenzen eingeübt haben (Vorschule: alle Kinder, due daran teilnehmen durften, waren stolz darauf!).
Kinder, die nicht wissen,
wie man einen Stift hält,
wie man etwas ausschneiden,
wie man etwas ordentlich ausmalt,
wie man Schwünge an bestimmte Plätze schreibt,
wie man auf einem Baumstamm balanciert,
wie man Schuhe anzieht,
wie man eine Jacke anzieht,
wie man einen ganzen Satz spricht,
wie man eine Weile still sitzt, auch wenn man nicht dran ist,
wie man ruhig arbeitet,
wie man eine Anweisung befolgt, auch wenn man keine Lust hat,
wie man respektvoll mit Mitmenschen umgeht,
usw …
… und deren Wortschatz nicht dem Einschulungsniveau entspricht …
… müssen erst in einer Vorschule schulfähig gemacht werden.
Dies gilt auch für ältere Jahrgänge – also für JEDEN, der erstmalig in eine Schule in Deutschland eingeschult wird.
NUR DANN kann man fachlich weiterarbeiten und die soziale Kompetenz ausbauen.
Solange jemand NICHT SCHULFÄHIG ist, kann die Person auch keine Schule besuchen. Die Schulfähigkeit muss VOR der Einschulung erlangt und festgestellt werden.
Sollte in der Schule festgestellt werden, dass jemand versehentlich eingeschult wurde, so muss die Person zurückgestuft werden, bis sie die Schulfähigkeit erlangt hat.
ERST DANN könne Lehrkräfte so arbeiten, wie es vorgesehen ist.
Nachtrag:
Kinder, die mit Traumata wegen ihrer Vorgeschichte in Deutschland ankommen, müssen ebenfalls aufgefangen werden. Das kann man nicht einfach unter den Tisch kehren und so tun, als wäre nichts passiert.
Schulen können das alleine nicht auffangen.
Eltern mit den gleichen Erfahrungen können da auch nicht helfen, die brauchen Hilfe.
Wie soll das alles gehen??
“Kinder, die mit Traumata wegen ihrer Vorgeschichte in Deutschland ankommen, müssen ebenfalls aufgefangen werden.”
Oh, um die “kümmert” man sich. Flüchtlinge dürfen jetzt erst noch später in regelmäßige Behandlung 🙁
https://www.aerzteblatt.de/archiv/gefluechtete-menschen-kritik-an-eingeschraenkter-gesundheitsversorgung-07c1997b-064b-4187-b9e7-8abca6d07606
… die “Behandlung” findet in der Schule statt … da haben jetzt alle was davon!
Wenn Sie meinen, Opfer und Betroffene teilen da Ihren Humor.
Die Realität holt zudem ein, die Politik reagiert: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/fluechtlinge-haushaltskuerzungen-bedrohen-therapeutische-versorgung-a-de9612b0-df20-49cd-9d0b-ea1e6e4952df
Aber hey, können jetzt manche wieder selbstgerecht mit den Augen rollen, dass diese Schüler*innen mal gar nicht an die Schule passen 🙁
Ich kann da nur zustimmen. Ich frage mich eh, wozu es die gibt, wenn bei Nichtfähigkeit daraus keine systemische Konsequenz (bspw. Vorschulkindergarten) erfolgt.
In Frankreich gibt es die verpflichtende “ecole matrenelle”, die quasi die Aufgabe unseres Kindergartens übernimmt. Frankreich hat ja das Problem mit den Maghreb-Staaten schon viel länger als wir.
Allerdings kämpfen unsere Nachbarn trotzdem mit den gleichen Problemen wie wir.
Die haben ihre Schulen eingezäunt wie Festungen. Sicherheitspersonal steht an den Eingängen und kontrolliert. Gedacht war das allerdings als Schutz vor Angriffen Externer auf die Schule. Inzwischen könnte sich das auch dort auf die Schülerschaft ausgeweitet haben.
Nichtsdestotrotz wäre eine verpflichtende Vorschule schon ein Gewinn. Diese müsste so lange verpflichtend sein, bis ein Mindestmaß an Motorik, sozialer Komponente, Selbstorganisation, Selbstreflektion, Empathie, … usw. vorhanden ist. Kein Fachunterricht für jemanden, der die Grundzüge des sozialen Zusammenlebens und der grundsätzlichen altersgerechten Kompetenzen nicht beherrscht. Im Grunde also frühkindlicher Elternersatz.
So eine Vorschule müsste auch für ältere Semester zugänglich sein, die mit einer komplett anderen Kultur und Weltanschauung zu uns kommen. Hier müssten die Eltern sofort mitintegriert werden, bestenfalls sogar mit Aufgaben bedacht werden, damit sie zugänglich werden und sich nicht abschotten. Eine Sprache erlernt man nur, indem man sie ohne Scheu verwendet. Für eine gute Integration muss Raum geschaffen werden. Andernfalls gibt es überall nur Frust, der irgendwann in Überforderung und Gewalt umschlägt.
Logischerweise gibt es auch Fälle, an die man so nicht herankommt. Aber einen großen Teil der Beteiligten könnte man so erreichen.
„Die Stadt Ludwigshafen habe verstärkten Schutz mit Hinweis auf ihre Finanzlage abgelehnt.“
Da kann man doch garnicht so viel kotzen, wie man gerne würde. Eine Schande.
Hmm. Ja, man könnte kotzen, dass die Finanzlage so schlecht ist.
Haben Die konkrete Vorschläge, wie man diese Verbessern kann?
BASF verdient ja nichts mehr, weil der Chemiestandort Deutschland aufgrund con Bürokratie und Energiepreisen nicht mehr profitable ist. Jobabbau in Ludwigshafen läuft und wird das Problem verschärfen.
Vielleicht könnte man die Ausgabenseite der Kommune ändern. Bürgergeld, Kita, Spielplätze, etc. Wo soll die Stadt ihrer Meinung nach sparen?
Der Bund und/oder das Land müsste in solchen Fällen einspringen… [Hier schreibe ich bewusst nicht von “könnte” – das kann “er”!]
Und falls man mit “nicht unser Gebiet/Zuständigkeit” kommt … Dann sollte man das als Schule vielleicht auch mal so entgegnen und der Bund/Land/wer auch immer soll schauen, wo “man” beibt. Natürlich massivst medial aufbereitet mit Benennung von Möglichkeiten und den “Nichteingehen” dieser.
Oder man ändert die Zuständigkeiten (diesbezüglich).
Nicht möglich? Nicht würdig einer Regierung. “Ganz einfach”.
Das man einem Nackten nichts aus der Hosentasche nehmen kann ist klar. Die Stadt/Bezirk kann da oft rein gar nichts dafür und auch nicht diese/solche Probleme effizient ohne “Hilfe von außen” lösen. Das muss man auch ganz klar benennen und transparent machen. Hilfeschrei gibt es. Massiv. Massig. “Man” muss handeln. Dafür ist eine Regierung da und zuständig. So oder so.
Nicht auf “Taschenspielertricks” reinfallen …
Und da fragen sich ernsthaft manche Politiker, warum viele Leute immer “stärker rechts(extrem)” wählen.
Weil man auch hier und an vielen Stellen schlichtweg zeigt, dass man nicht handeln will (oder kann) – je nach Thematik.
Die AfD greift dann populistisch solche tatsächlichen Probleme auf. Und wer verweifelt genug oder naiv genug oder sich zu wenig mit der AfD auseinandersetzt … Der ist durchaus verführt hier die Stimme zu geben.
Die Frage ist nur … Warum entgegnet man dem nicht?
Und hier muss man sich einfach mal wirklich wirklich ehrlich machen … Wie bei vielen Themen …
Ein “weiter so”, ein “‘wir’ schaffen das” und ähnliche Floskeln bringen nichts (mehr), außer weiteren “Zuspruch zur AfD” vieler Menschen. Das muss man doch langsam mal realisieren und dem entgegnen.
Ebenfalls wird ein “Absitzen” die Stimmungslage einer Wählerschaft nicht positiv beeinflussen aktuell.
Es gibt auch kein Erkenntnisproblem.
“Wir” wissen, wo die Probleme sind.
Bei manchen wissen “wir” auch die Lösungen [und die sind nunmal extrem teuer … Das ist so. Es wird jedoch immer teurer, dies nicht zu tun.].
Es fehlt das wirkliche ehrlich machen und Handeln.
Anstatt dessen bekommt “man” immer Floskeln, “Grabenkämpfe” [bestenfalls “unten” gegen “ganz unten”], Scheinlösungen, Aussitzen, “Wirklichkeitsverschiebungen” (xy läuft sehr gut … Verweis auf [eigeninitiierter] Studie) und “Leugnungen”.
Viele haben darauf keine Lust. Viele checken das (inzwischen).
Und viele müssen das nicht “bewusst checken”. Sie sehen und hören, was so “gegeben” ist. Zum Rest tragen dann gerne Medien [“Redaktionelle”/”Zeiten/Onlinezeitungen”, Talks und “(A-)Soziale Medien” durch irgendwelche Populisten und unzufriedene Menschen] dazu bei. Dazu dann noch “Kneipengespräche”.
Und dann … Wussts wieder niemand, “der” uns “führt” [Regierung – tatsächlich relativ egal welche aktuell]? Ah komisch.
Es ist einfach so surreal und absurd … Leider leben wir in dieser Realität in vielen Bereichen. Und das “surreal(e) und absurd(e)” ist echt kein Gutes in dem Fall …
Ich denke, Heinz ist (zurecht) frustriert über die Situation, wo eines der reichsten Länder der Welt mit einer der größten Volkswirtschaften – ja, immernoch 😉 – an der Bildung spart.
Das die Strompreise aufgrund der Fossilen und Atom weiterhin sehr hoch sind, hat ja nichts direkt mit der Landespolitik zu tun.
Gibt es in Deutschland noch aktive Atomkraftwerke? Haben Sie da eine Quelle für mich?
Das ist nicht nur in Ludwigshafen ein Problem. In der Nachbarstadt Mannheim wurde der weitere Ausbau der Schulsozialarbeit aufgrund der Haushaltslage jüngst gestoppt, viele Kollegen in dem Bereich arbeiten mit halben Stellen. Ausgerechnet Schuletats werden gekürzt und der Oberbürgermeister spricht in einer Youtube-Ansprache nur davon, dass eben jeder seinen Beitrag leisten müsse (also auch die Kinder/Jugendlichen). Die Schließung eines Jugendhauses in einem der Stadtteile konnte nur durch massiven Protest (vorerst) verhindert werden. Es ist zum Verzweifeln.
“dass eben jeder seinen Beitrag leisten müsse”
Endlich die “Eigenverantwortung”, die ununterbrochen im Forum gefordert wird! (augenroll)
Klingt irgendwie nach “Elitenhass”™.
Die anzuwenden aktuellen Sprachtricks wären hier z.B.:
– ” sich nicht spalten lassen”
– ” populistische Suche nach Schuldigen….bringt uns nicht voran…”
– ” runder Tisch”, “alle stakeholder zu Wort kommen lassen”
– “klares Bekenntnis zu”
– ” Scharfmacherforderungen…Erziehung statt amerikanischen Verhältnissen…”
– “Dialog treten”
// Die Stadt sprach offen von „Fäkalienschmierereien“ an Wänden und Möbeln. //
Ich denke hier kann nur noch Herr Minister Teuber mit einer schnellen multiprofessonellen Eingreiftruppe helfen… aber bitte den Kärcher nicht vergessen! Wenn dann erst mal die Fäkalien und (wichtiger!) die Exen und die Zensuren weggekärchert sind, werden auch diese Goldstücke in wenigen Jahren wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft und unseren Rentnern die Rente zahlen.
„ Das Konzept soll Chancengleichheit fördern, führt aber in sozialen Brennpunkten wie Mundenheim-West oft zu Überforderung: Klassen mit bis zu 30 Schülerinnen und Schülern, extrem heterogener Leistungsstand, kaum Sprachförderung. Lehrkräfte sprechen von einem „System, das gute Ideen hatte, aber in der Realität zusammenbricht“.“
EINE Schule für ALLE bedeutet politisch gesehen Sparprogramm für alle. Kapiert es jetzt endlich auch der Letzte?
Förderung, insbesondere individualisierte Förderung, kostet Personal und ist daher teuer. Sozialarbeit kostet Personal. Kinder, die insbesondere soziales Wissen und Erziehung brauchen, sollten vorrangig diese bekommen, bis sie „lerngruppenreif“ sind – bedeutet viele Sozialarbeiter, Erzieher, u.U. Therapeuten: teuer.
Weil teuer, dann doch lieber sich als fortschrittlich darstellen, „eine Schule für alle“ proklamieren und mit dem Personalkonzept einer Realschule versehen. Ersteres kommt gut an, letzteres müssen Schüler (und zwar alle) und Lehrer ausbaden. Beide Gruppen sind gesellschaftlich bedeutungslos: Schüler wählen nicht und Lehrer sind erfolgreich zur Projektionsfläche der Unzufriedenheit mit dem Schulsystem gemacht worden.
Erinnert mich immer wieder an eine uralte Grafik:
Eichhörnchen, Giraffe, Wildschwein und Maulwurf sind in der Schule. Es ist Prüfungstag, und die Aufgabe lautet: „Hole die Walnuss aus dem Vogelnest“.
One size fits all ist schon in der Mode eher zweifelhaft. In der Bildung erzeugt dieses Prinzip nur Verlierer.
Es gibt keine Schule für ALLE, solange die Gymnasien die besseren Schüler für sich reklamieren. Kapiert es jetzt endlich auch der Letzte.
Ihre Pauschalisierungen helfen aber garantiert nicht weiter, sondern weisen auf eine gewisse psychologische Grundhaltung hin. Geben Sie doch einfach zu, dass Sie mit Heterogenität nicht umgehen können bzw. wollen und projezieren Sie dies nicht auf alle anderen. Das wäre ehrlicher und Sie würden immer noch genug Zustimmung von Gleichgesinnten bekommen.
Hä?
Entweder Sie haben Mika’s Beitrag nicht so ganz verstanden …
Oder ich habe Mika’s Beitrag nicht verstanden …
Oder ich habe Ihren Beitrag nicht verstanden.
Mika spricht sich doch absolut nicht für Homogenität aus?
Wie kommen Sie darauf?
Was übersehe ich?
Also ich könnte rein von Mika’s Beitrag her “beides” reininterpretieren.
Ich könnte auch beides wohl verargumengieren … Ganz egal, was Mika hier wirklich meinte.
Können Sie in Menschen “reinsehen”?
Oder kennen Sie die Einstellungen von Mika für “gegen (wirklich gut gemachter) Heterogenität”?
Alles andere ist ja Quatsch. Natürlich kann – meiner Meinung nach sollte man das sogar – man schlecht gemachte und durchgeführte Heterogenität kritisieren. Die gibt es.
Genauso wie schlecht gemachte und durchgeführte Homogenität. Auch die gibt es.
Es ist kein “das ist pauschal” “besser” aktuell … Es kommt drauf an, wie es gedacht und durchgeführt wird.
In einer optimalen utopischen Traumwelt würde man sagen: Alle mit allen und jeder hat sehr viel Lust am Lernen. Spaß und Wissen. Genug Zeit. Jeder komplett auf seiner”Basis”. Diese Welt gibt es jedoch nicht. Wünschenswert ja. Aktuell zeitrealistisch? Nein. Wir gehen aktuell meiner Meinung nach sogar Schritte “zurück”.
Und da meine ich nicht “den Zug” … Der nimmt weiterhin “speed auf”. Gegen die Wand kracht er so oder so … Die Frage ist nur “wann” genau und “mit welchen Tempo”. Krachen wird es. Teile fliegen auch schon ab… Ganzschön holprig.
“Lehrkräfte sprechen von einem „System, das gute Ideen hatte, aber in der Realität zusammenbricht“.”
Komisch …. und ich war kurz davor, das Dauergerede von den ungeheuren Vorteilen schulformübergreifender Systeme mit maximaler Heterogenität – egal , wie groß die Lerngruppen sind – zu glauben. 😉
Da scheint es doch offenbar enorme Diskrepanzen zwischen den theoretischen Ideen und Vorstellungen seitens der Bildungsforschung, Schulpolitik und z.T. auch dem Bildungsjournalismus 😉 und der realen Unsetzung und den offenkundig Reibungsverlusten zu geben, von denen viele Praktiker auch hier im Forum immer wieder sprechen und warnen.
Fragen wir uns erst einmal, warum jemand unter die Treppe k*ckt:
Mein Hund hatte einmal AUF die Treppe gek*ckt! Grund dafür war, dass mein Sohn Möbel aus seinem Zimmer hinunter trug. Wir waren im Begriff umzuziehen. Mein Hund wusste aber nicht, dass wir alle gemeinsam umziehen und dachte, nur mein Sohn würde uns verlassen, was er geschickt zu verhindern versuchte.
Hier hat es aber wohl andere Gründe, nämlich unser Sozialsystem zu demütigen!
Zu meiner Schulzeit sagten die Lehrer immer, die Kinder früher hätten vielmehr Streiche gespielt. Das ergibt auch Sinn! Denn in früherer Zeit stellten sich Lehrer als unantastbare, unfehlbare Autoritäten dar und die galt es mit Hilfe der Streichen zu entlarven.
Wir Kinder der 80er/90er waren dann was Streiche betraf, sehr langweilig, denn wir hatten mit schon viel menschlicheren, empathischeren Lehrern keinen Grund für Streiche.
Nun ist das Pendel ganz in die andere Richtung umgeschlagen und wir wollen sozial perfekt sein und an das Gute im Menschen, u a durch die richtige Pädagogik hervorgerufen, glauben. Das ist wohl auch so etwas unantastbares, unfehlbares, was da mit aller Kraft entlarvt oder zerstört werden soll.
Fehler ist es, dies gleich wieder für einen Homogen/Heterogenkampf auszuschlachten. Was ist denn da sozial Heterogen? K*cken diese Schüler unter die Treppe, weil sie so frustriert wegen der guten Note eines Strebers waren? Oder so neidisch wegen der Sonderbehandlung eines Behinderten?
Ich glaube eher, die kleinlauten Streber und Behinderten haben gar nichts mehr zu melden, weil diese eine schlimme Sorte Schüler dort “regiert”.
Verfrachtet man die jetzt auf eine Extraschule und nennt das wieder ehrlich Hauptschule, k*cken die dann nicht mehr unter die Treppe, terrorisieren keine Lehrer mehr und finden keine Opfer? Selbst wenn man die in hyperhomogene Schulen schickt, wo sie sich so gleich sind, dass sie unter ihresgleichen keine Opfer suchen, würden sie sich wohl draußen nach Opfern umsehen. Das wäre doch nur aus den Augen, aus dem Sinn. Aber irgendwer müsste auch dort unterrichten und irgendwelche lieben Hauptschüler hätten auch dann das Pech, ausgerechnet dort zur Schule gehen zu müssen.
Oder sind die Schüler nur nicht “optimal gefördert”? Echt jetzt? Die k*cken unter die Treppe wegen fehlender optimaler Förderung? Das hat dann ja doch etwas von gelangweilten Hunden, die sich nicht anders ausdrücken können.
Nein, ich bleibe dabei. Genau wie die Sylvesterkaoten, die Rettungskräfte angreifen, wollen diese Schüler unser Sozialsystem demütigen und empfinden soziales als Schwäche.
Ich bin da durchaus ganz bei Ihnen, sowohl was den Hund betrifft (unsere Katze hat immer in unsere Schuhe gepieselt, wenn sie deren habhaft werden konnte), als auch was die Gründe betrifft, warum Schüler unter die Treppe kacken oder ihren Kot an die Wände schmieren.
Das Toilettenthema hat wohl wirklich jede Schule in Deutschland. Es scheint ein Ort zu sein, wo man seine anarchistischen Neigungen ausleben kann. Mit diebischer Freude wird also sorgfältig neben das Pisuar gepieselt, Klopapierrollen in Gänze in den Klos versenkt oder hübsch abgerollt in der gesamten Toilette verteilt. Es wird über Toilettenwände geklettert, die Klotüren mit den Zähnen von außen verschlossen und manche sprengen mit ein paar Chemikalien ganze Kloschüsseln in die Luft…..
Und nein, dass wirklich nichts mit der sozialen Herkunft der Schüler zu tun (sonst sähen die Uni-Toiletten wohl eher sauber aus)….
Ich persönlich habe ein pragmatisches Menschenbild.
Menschen sind weder Engel (intrinsisch gut) noch Teufel (intrinsisch böse).
Es sind im Rudel agierende Allesfresser mit Konkurrenzmechanismus.
Irgendwer hat IMMER die Macht. Unausweichlich, egal mit wie viel Zuckerguss drüber.
Wird konstruktive Macht nicht ausgeübt, kommen eben andere Merkmalsträger und fordern sie für sich (Stück für Stück, Millimeter für Millimeter) ein.
Ergebnisse sind bekannt.
“Irgendwer hat IMMER die Macht. Unausweichlich, egal mit wie viel Zuckerguss drüber.”
Wie viel Macht “irgendwer” hat, mit welchem Mandat und wie lange – das ist keineswegs unausweichlich. Dafür, Macht zu begrenzen, gibt es die Demokratie.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Und an Schulen Regeln und Konsequenzen und das Pochen auf deren Einhaltung. Mit Fühli-Fühli kommt man da nicht ganz weit….
Warum sollten eine Schulgemeinschaft und Regeln für eine funktionierende Schulgemeinschaft gegensätzlich sein, außer dass Sie persönlich dies als “Fühli-Fühli” missverstanden haben?
Sie denken also in Lagern?
Mein Sohn, der evtl Lehramt studieren wird, meinte gerade, die Lehrer sollten es den Schülern gleich tun.
Ich halte viel von der Idee, wegen Spiegel vorhalten und so.
Die Fegenmittel , äh, Gegenmittel sind bekannt und (abstrakt-theoretisch) möglich.
Tjaaaaa, da dies aber (generell und auch ganz besonders für Frau Rupp 😉 ) alles ganz undenkbare Methoden sind…bleibt halt alles, wie es ist.
Brandbrief hier, Maulkörbe für Beamte da, paar Fassaden streichen, paar Treppen…öh…kärchern?
Das war es dann.
Wie sagte der Richter vom Verwaltungsgericht letzte Woche auf unserer Fortbildung so eindringlich: Die Konsequenzen müssen spürbar sein, sie müssen weh tun, denn nur so besteht die Motivation, sich anders zuverhalten und sozialverträglich in die Arbeitswelt entlassen zu werden.
Was sind für mich ganz undenkbare Methoden und woher entnehmen Sie das?