Studie: Antisemitismus-Werte bei Zuwanderern teilweise höher – zunächst jedenfalls…

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BERLIN. Wie verbreitet sind antisemitische Ansichten in verschiedenen Bevölkerungsgruppen? Eine neue Studie liefert differenzierte Einblicke zu Ressentiments und teils überraschende Ergebnisse.

Die Grenzen zwischen (legitimer) Kritik an der Politik Israels und Antisemitismus verschwimmen häufig. Foto: Shutterstock

Antisemitische Einstellungen mit Bezug zu Israel sind unter Zuwanderern aus muslimisch geprägten Staaten in den ersten Jahren nach ihrer Ankunft in Deutschland stärker verbreitet als in der Mehrheitsgesellschaft. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung. Die dafür erhobenen Daten zeigten jedoch auch, dass derartige Einstellungen abnehmen, je länger die Zugewanderten in Deutschland leben.

Was den sogenannten sekundären Antisemitismus betrifft – darunter versteht man die Abkehr von der Erinnerung an den Holocaust – so ist dieser demnach unter Menschen, die aus Staaten mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit stammen, nicht stärker verbreitet als unter Deutschen ohne Migrationshintergrund.

Den Angaben zufolge stimmten in beiden Gruppen jeweils 28 Prozent der Befragten der Aussage «Mich nervt es, immer wieder von den deutschen Verbrechen an den Juden zu hören» zu. Unter den AfD-Wählern ist der Anteil der Menschen, die diese Aussage unterstützen, laut Studie besonders hoch (55 Prozent), während sie unter den Wählerinnen und Wählern der Grünen besonders niedrig ist (9 Prozent).

Befragung von Ende 2023 bis Frühjahr 2024

Um Antisemitismus mit Bezug zu Israel zu messen, hatten die Forscherinnen und Forscher den insgesamt 6.295 Teilnehmenden zwischen Dezember 2023 und April 2024 aufgefordert, sich zu der Aussage «Durch die israelische Politik werden mir die Juden immer unsympathischer» zu positionieren. Hier stimmten laut Studie 28 Prozent der Menschen aus muslimisch geprägten Staaten zu. Von den befragten Deutschen ohne Migrationshintergrund tat dies jeder Zehnte (10 Prozent). Für Zuwanderer aus Osteuropa wurde ein Wert von elf Prozent ermittelt. Bei Menschen mit afrikanischen Wurzeln waren es demnach 17 Prozent.

Unter Eindruck von Hamas-Überfall und Gazakrieg

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die Befragung wenige Monate nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 und dem Beginn des Krieges im palästinensischen Gazastreifen durchgeführt wurde.

Um auf Israel bezogenen Antisemitismus von politischer Kritik an Israel zu unterscheiden, hatten die Forschenden den Befragten zusätzlich die Aussage «Es ist ungerecht, dass Israel den Palästinensern Land wegnimmt», vorgelegt. Dieser Aussage stimmten über alle Herkunftsgruppen hinweg demnach 60,3 Prozent der Befragten ganz oder teilweise zu, während sich 9,2 Prozent ablehnend äußerten. Ein relativ großer Teil der Bevölkerung (30,5 Prozent) positionierte sich zu dieser Aussage ambivalent. News4teachers / mit Material der dpa

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