Die Macht der Sprache: Englisch-Didaktikerin will angehende Lehrkräfte sensibilisieren

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KARLSRUHE. Die Pädagogische Hochschule Karlsruhe setzt im Fach Englisch künftig einen deutlichen Schwerpunkt auf sprach- und diversitätssensiblen Unterricht. Seit diesem Semester lehrt und forscht dort Irene Heidt als neue Juniorprofessorin für Englischdidaktik. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich unter anderem mit rassismuskritischem Englischunterricht, Mehrsprachigkeit sowie mit einer kritischen Ausbildung angehender Fremdsprachenlehrkräfte.

“Ungleichheiten nicht unwissentlich reproduzieren”: Irene Heidt. Foto: Fabian Hahl / Pädagogische Hochschule Karlsruhe

Im Zentrum von Heidts Forschung und Lehre steht die Frage, wie Sprache im Unterricht wirkt – und wie sie ausgrenzen oder diskriminieren kann. Dabei geht es sowohl um den Sprachgebrauch von Lehrkräften als auch um den Umgang von Schülerinnen und Schülern miteinander. Heidt untersucht, ob Lehrkräfte sprachliche Ausgrenzung erkennen, wie sie darauf reagieren und wie sie junge Menschen dazu befähigen können, Sprache und Kultur kritisch zu reflektieren.

Die Englischdidaktikerin forscht unter anderem zur Entwicklung kritischer Diskurskompetenz bei Schülerinnen und Schülern sowie zu dekolonialen und rassismuskritischen Perspektiven im Englischunterricht. In ihrer Lehre legt sie besonderen Wert darauf, angehende Lehrkräfte für die Macht von Sprache zu sensibilisieren. „Mir ist es wichtig, angehende Lehrkräfte darauf vorzubereiten, sprach- und diversitätssensibel zu unterrichten“, sagt Heidt. Dafür müssten Studierende lernen, den eigenen Unterricht auch im Hinblick auf sprachliche und kulturelle Repräsentationen kritisch zu hinterfragen.

Die Art und Weise, wie Schülerinnen und Schüler angesprochen und kategorisiert werden, habe Auswirkungen auf ihr Selbstbild und ihre Bildungschancen, betont Heidt. „Denn die Art und Weise, wie Schülerinnen und Schüler adressiert und dadurch möglicherweise kategorisiert werden, macht etwas mit ihnen.“ Gerade normierende und ungleichheitsverstärkende Diskurse müssten angehende Lehrkräfte erkennen und reflektieren lernen.

„Ich vermittle meinen Studierenden, Englischunterricht als Raum kritischer Auseinandersetzung mit Sprache, Kultur und Macht zu gestalten“

Sprachsensibles Unterrichten bedeute dabei auch, Machtverhältnisse mitzudenken. „Sprachsensibel und machtkritisch zu handeln bedeutet auch, Ungleichheiten nicht unwissentlich zu reproduzieren“, so Heidt. Ziel sei es, Formulierungen und Begriffe nicht unreflektiert zu übernehmen, sondern deren Wirkung bewusst zu hinterfragen. „Ich vermittle meinen Studierenden, Englischunterricht als Raum kritischer Auseinandersetzung mit Sprache, Kultur und Macht zu gestalten, um ihre zukünftigen Lernenden zur reflektierten Teilhabe an globalen Diskursen zu befähigen.“

Konkret plant Heidt unter anderem virtuelle Austauschformate, in denen Lehramtsstudierende mit Studierenden aus dem Globalen Süden zusammenarbeiten. So sollen unterschiedliche Perspektiven sichtbar gemacht und globale Machtverhältnisse im Sprachunterricht reflektiert werden.

Neben ihrer Lehrtätigkeit bereitet Heidt derzeit ein partizipatives Forschungsprojekt vor. Gemeinsam mit Lehrkräften aus der Region Karlsruhe will sie rassismuskritische Unterrichtsmaterialien und -konzepte für den Englischunterricht entwickeln, im Unterricht erproben und wissenschaftlich untersuchen. Aus dem Projekt soll auch ein Fortbildungsangebot für Lehrkräfte entstehen.

Irene Heidt studierte Englisch- und Kunstdidaktik sowie Erziehungswissenschaften an der Universität Bremen und promovierte mit einem Stipendium an der Hellenic American University in den USA zum Thema kritische Mehrsprachigkeit. Sie arbeitete mehrere Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Potsdam, war Lehrerin für Englisch und Kunst in Berlin und vertrat zuletzt den neu eingerichteten Lehrstuhl für Englisch und Englischdidaktik in der Primarstufe an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Dort wurde sie für ihre Lehre mit dem Lehrpreis 2024 ausgezeichnet. News4teachers 

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