
Morgenkreis am Montagmorgen, das ist normal im Kindergarten. Ein bisschen ungewöhnlich vielleicht, dass es hier um «Moti, die Mitzwa-Maus» geht – zwei Wochen vor dem Mitzwa-Tag lernen die Kinder etwas über gute Taten nach jüdischem Verständnis. Noch ungewöhnlicher, dass die Außenministerin mit den Jungen und Mädchen im Kreis sitzt. Annalena Baerbock hat die Beine gekreuzt und hört zu.
Die Grünen-Politikerin will ein Zeichen der Solidarität setzen mit ihrem kurzen Besuch in einem jüdischen Kindergarten in Berlin. Was genau sie bewogen hat und was sie mitnimmt, dazu will Baerbock auch am Ende ihrer gut einstündigen Gespräche keine Erklärung abgeben. Es soll kein Medienereignis daraus werden. Der Trägerverein Masorti und die Kita-Leitung wissen die stille Geste der Ministerin zu schätzen.
Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel vor einem Monat hat sich auch hier der Alltag verändert. «Die Kinder haben das sehr wenig mit in die Kita gebracht», sagt Erzieherin Mimi, stellvertretende Leiterin der Einrichtung. «Aber man hat sehr die Anspannung der Eltern gemerkt.» An dem von palästinensischen Extremisten ausgerufenen «Tag es Zorns» knapp eine Woche nach dem Hamas-Angriff kamen nur 11 von etwa 80 Kindern in die Einrichtung. «Die Eltern haben schon große Sicherheitsbedenken», sagt Mimi.
Die Gruppenleiter fahren nicht mehr U-Bahn mit den Kindern, denn die Jungen und Mädchen könnten hebräisch sprechen und so Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Mimi selbst achtet in Bussen und Bahnen darauf, dass ein Schal ihren Davidstern am Hals bedeckt. Der Ort der Kita ist öffentlich nicht bekannt, um sie zu schützen.
Doch so groß die Sorge vor antisemitischen Übergriffen ist, so sehr Jüdinnen und Juden bisweilen Solidarität vermissen, eine positive Botschaft nimmt Baerbock doch mit: Die Kita macht für neue Kinder aus Israel eine eigene Gruppe auf. Einige israelische Familien oder Doppelstaatler haben seit dem Hamas-Angriff am 7. Oktober bei Verwandten in Berlin Zuflucht gesucht und gefunden. «Viele haben noch keine Vorstellung, wie lang sie bleiben», sagt Kita-Geschäftsführerin Eva Frenzen. «Einige brauchen einfach eine Pause.» News4teachers / mit Material der dpa
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Ich finde das erschreckend:
“ein Schal ihren Davidstern am Hals bedeckt”
“fahren nicht mehr U-Bahn mit den Kindern, denn die Jungen und Mädchen könnten hebräisch sprechen”
“Der Ort der Kita ist öffentlich nicht bekannt”
Ich hoffe ernsthaft, dass die KiTaleitung beim Besuch der Außenministerin offen reden konnte, auch wenn eigentlich Frau Faeser aktuell die korrekte Ansprechpartnerin für die Gründe dieser im Deutschland von vor zehn Jahren mit Sicherheit nicht notwendig gewesen wären.
Das der Ort eines Kindergartens nicht bekannt sein darf, ist wirklich erschreckend und auch traurig.