Gaza-Krieg: „Die Stimmung auf den Schulhöfen ist angespannt und aufgeladen“

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BERLIN. Der Gaza-Krieg hat die Schulen längst erreicht. Aus Sicht der Berliner Bildungsverwaltung ist ausdrücklich erwünscht, darüber im Unterricht zu sprechen. Elternvertreter fordern Unterstützung für Lehrkräfte.

Dieses Foto wurde nach Angaben der Agentur Shutterstock am 20. Oktober in einem Krankenhaus in Gaza aufgenommen. Foto: Shutterstock / A-One Rawan

Auf den Schulhöfen und in den Klassenzimmern in Berlin ist der Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas längst angekommen. Zwei Wochen lang waren Herbstferien in der Bundeshauptstadt. Ab Montag müssen sich Lehrkräfte wieder fragen, wie sie mit dem Thema umgehen sollen, Schüler und im Zweifelsfall Eltern auch.

Der Gaza-Krieg soll nach den Vorstellungen der Bildungsverwaltung durchaus ein Thema an den Schulen sein. «Die Behandlung der Ereignisse im Unterricht einschließlich des Austausches kontroverser Positionen dazu ist zulässig und ausdrücklich erwünscht», sagte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung. «Wir haben den Schulen bereits Unterrichtsanregungen, Online-Fortbildungen und Materialsammlungen zur Verfügung gestellt.»

Wichtig sei, Gesprächsangebote für Schülerinnen und Schüler zu machen, um gemeinsam und gegebenenfalls auch mit externen Kooperationspartnern auf die verschiedenen Perspektiven einzugehen und diese aufzuarbeiten.

Das Thema ist auch an den Schulen konfliktträchtig: Bereits wenige Tage nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober hatte es an einem Neuköllner Gymnasium sogar eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen einem Schüler und einem Lehrer vor diesem Hintergrund gegeben (News4teachers berichtete). «Die Stimmung auf den Schulhöfen in ganz Deutschland ist angespannt und aufgeladen», so der Sprecher der Bildungsverwaltung.

Bei Bedarf sei die Schulaufsicht stets ansprechbar. «Die Schulen können sich außerdem externe Unterstützung in den Bereichen Demokratiebildung, Antisemitismusprävention und Erläuterung des Nahost-Konflikts ins Haus holen», erläuterte der Sprecher. «Sollte der Schulfrieden gefährdet sein, kann in besonderen Fällen auch der Präventionsbeamte der Polizei kontaktiert werden.»

Zum Thema verstärkter Wachschutz ist die Bildungsverwaltung nach eigenen Angaben mit den Bezirken und der Senatsfinanzverwaltung in engem Austausch. Sie unterstütze den Wunsch, wenn einzelne Schulen hier Bedarf sehen.

Noch in der letzten Ferienwoche hatte Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch im ZDF-«Morgenmagazin» erklärt, sie rechne mit einer weiterhin angespannten Lage an den Schulen. «Es wird Schüler geben, die Fragen haben», so die CDU-Politikerin. «Wir gehen davon aus, dass wir auch wieder Hass-Bekundungen haben und antisemitische Äußerungen.»

Nach Einschätzung der Berliner Elternvertretung müssen Konflikte in Schulen vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und der Hamas mit pädagogischen Mitteln gelöst werden. «Man sollte erst die Möglichkeiten der Pädagogik nutzen und dann auf Verbote zurückgreifen», sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise.

Wichtig sei, dass es Lehrkräften gelinge, mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen, das aber nicht zu erzwingen: «Die Lehrkräfte sollten schon ein gewisses Fingerspitzengefühl für dieses Thema haben und ihre Fühler ausstrecken, ob es Gesprächsbedarf gibt», sagte Heise. «Es bietet sich immer an, das vorher mit den Schülern zu besprechen und dann vorzubereiten.»

Nach Einschätzung der Elternvertreter sind sichtbare Konflikte vor dem Hintergrund des Krieges zwischen der islamistischen Hamas und Israel bisher auf einzelne Schulen beschränkt geblieben. «Wir haben in Berlin kein flächendeckendes Problem, sondern punktuelle Herausforderungen. Auf die muss reagiert werden», sagte Heise.

«Die Schulen sind sensibilisiert, die wissen, was sie erwartet», so der Elternvertreter. «Da, wo es mehr Unterstützung braucht, sollten Schulen sich melden und ihren Bedarf formulieren», sagte Heise. «Wir haben positiv registriert, dass es für Lehrkräfte bereits Unterstützungsangebote gegeben hat und hoffen, dass sie fortgesetzt werden.» News4teachers / mit Material der dpa

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18 Kommentare
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SoBitter
6 Monate zuvor

Die islamistische Hamas? Was soll denn diese Verharmlosung? Das sind Terroristen! Da gibt es auch keine zwei Perspektiven. Wieso sollen das denn schon wieder die Lehrer ausbaden? Online Fortbildung in den Ferien sollen da jetzt helfen, um eine Jahrzehnte lang ausgebliebene Integration zu bewerkstelligen?! Ich fasse es nicht.

447
5 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

Nö, die sollen dabei helfen um jeden Preis (auch den Preis von Lehrern und Schülern) zu vertuschen, dass nun beginnt, wovor jahrelang gewarnt wurde – das darf aber NIEMALS ausgesprochen oder öffentlich validiert werden, sonst fällt die politische Lebenslüge in sich zusammen.

Knut
5 Monate zuvor
Antwortet  447

Richtig! Und die politisch verordnete Lebenslüge bestand darin, allen Antisemitismus nur dem deutschen Rechtsradikalismus zuzuschreiben und beim islamistischen und auch linksradikalen beide Augen zuzudrücken.
Diese beiden Ursachen durften sich ungehindert ausbreiten und wurden durch die erwünschte Ignoranz sogar als harmlos unterstützt.
Wer dennoch auf diese Seite der Medaille und durch die Nennung von Fakten hinwies, wurde automatisch als rechtsradikal, rassistisch, fremdenfeindlich oder islamophob beschimpft.
Ich habe diese Verunglimpfung mehrmals erfahren, dabei wünschte ich mir nur sehnlichst, dass in Deutschland wirklich nie wieder Hass gegen Juden grassiert und dass jeder ideologischen oder religiösen Ursache der Kampf angesagt wird, statt nur einer aus politisch korrekter Eitelkeit.

TaMu
6 Monate zuvor

Die Stimmung auf den Schulhöfen in ganz Deutschland ist angespannt und aufgeladen», so der Sprecher der Bildungsverwaltung.
Man könnte ja meinen, es müssten jetzt die jüdischen Kinder und Jugendlichen sein, deren Stimmung aufgeladen ist und die die Schulen in Atem halten. Sind sie aber nicht.
Man könnte ja meinen, dass muslimische Kinder und Jugendliche wegen Fotos wie im Artikel von verletzten Frauen und Kindern aufgebracht und angespannt seien, weil die Menschen in Gaza von der Hamas als Schutzschilder missbraucht werden. Sind sie aber nicht.
Man könnte ja meinen, dass Proteste gegen die Hamas in die Schulen getragen werden. Tun sie aber nicht.
Und ebensowenig, wie irgend eine Engelszunge Erdogan eingeben wird, dass er Terror und nicht Freiheitskampfes unterstützt, können Lehrerinnen und Lehrer das bei ihren Schülerinnen und Schülern. Da helfen auch Handreichungen nicht.
Ohne Hamas würden weder die Frau noch das Kleinkind auf dem Foto bluten.
Wer sagt das den aufgebrachten und angespannten Kindern und Jugendlichen? Einige von ihnen sind bereit, für ihr Weltbild körperlich zu kämpfen, das sie mit der Muttermilch aufgesogen haben.
Was wird gerade wirklich getan, um jüdischen Menschen ihre Angst und ihr „mulmiges Gefühl“ zu nehmen? Ich sehe es nicht.

GS in SH
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Diesen Satz habe ich jetzt schon öfter gehört:
Die Israelis benutzen Raketen, um die Zivilbevölkerung zu schützen, die Hamas benutzt die Zivilbevölkerung um ihre Raketen zu schützen.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  GS in SH

Den Satz kenne ich auch und bei allem, was ich bisher gelesen habe, halte ich ihn für wahr.
Was für eine feige Brut. Und dafür werden sie auch noch gefeiert.

Achin
5 Monate zuvor

Allen, die in diesem Land öffentliche Einrichtungen wie Schulen besuchen, muss klar sein:

Antisemitismus und Terrorismus-Verharmlosung haben in Deutschland keinen Anspruch auf „Verständnis“ oder „Perspektivenwechsel“. Im aktuellen SPIEGEL nennt dies Heinrich August Winkler den „nicht-kontroversen Sektor“.

447
5 Monate zuvor

Tjoah…
… wenn geliebte Vorurteile von oben (Mediensektor, Politik) einstürzen…
… in Essen dreitausend aufmarschieren, geschlechtergetrenbt, vermummt, ISIS-Finger erhoben in Reih und Glied, Shada-Fahne vorweg…da muss man mal „prüfen“, „auswerten“ und so…relativieren, Verständnisfotos, „nicht im luftleeren Raum“… ich persönlich kann mich nur ermüded zurücklehnen, den KuK in Berlin und den Ballungsräumen alkes Gute und viel Glück wünschen…und dankbar sein, dass es an unserer Schule „nur“ vereinzelte Videos sind und sonst keine Konflikte auftauchen.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  447

Sowas nennt sich dann „friedliche Demonstration“, weil keine Steine geflogen sind und nichts gebrannt hat.
Ich finde es bedrohlich und respektlos.

447
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Tjoah…was soll ich sagen…hätte mich vor diversen Jahren über sowas noch aufgeregt, ist aber sinnlos, geliefert wie bestellt

Henriette
5 Monate zuvor

Es fängt ja schon im Lehrerzimmer an, wenn Kolleginnen per WhatsApp-Status (aus Naivität oder Überzeugung?) propalästinensische Positionen muslimischer Influencer teilen, ohne auf den Hamas-Terror einzugehen. Zu viele schauen dann weg, weil ihnen das Thema zu komplex erscheint, um sich zu positionieren. Schulleitungen scheinen überfordert oder nicht wahrzunehmen, dass dies den Schulfrieden langfristig zerstört. Das Thema wird unter den Teppich gekehrt.

GS in SH
5 Monate zuvor
Antwortet  Henriette

Eigentlich hat Herr Habeck das ziemlich genau auf den Punkt gebracht.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  Henriette

In unserem Gottesdienst wurde dreimal wörtlich für die Menschen in Gaza während der Fürbitten gebetet und ansonsten nur generell gegen Terror und Krieg. Die israelischen Opfer bekamen noch nicht einmal eine eigene Fürbitte für das Leid, das sie durchleben.
Ich habe mich gefühlt, als hätte ich mich der falschen Demo angeschlossen und es war mir peinlich.
Wir haben immer noch Telegram, auf dem sich die kreuz und quer denkenden Menschen ihr „wahres Wissen“ holen, egal ob es um Viren, Friedensverhandlungen mit Putin oder um Israel geht. Israel istgleich Soros istgleich Flacherde, istgleich Great Reset istgleich Adrenochrom und gefolterte Kinder… soweit mein bescheidenes Wissen über das Denken unserer so aufgeklärten Mitte. Nach den Trommelumzügen unserer örtlichen Querdenker durch unsere bescheidene Kleinstadt folgen jetzt offensichtlich Umzüge mit Fahnen, an deren Farben ich mich erstmal gewöhnen muss, mit dem Ruf „Allahu akbar“, was bisher auf Deutschlands Straßen nur Leute gerufen haben, wenn etwas Schlimmes passiert war und wegen denen dann Sperren vor Marktfesten und Weihnachtsmärkten errichtet wurden.
Dieses Wegschauen macht mir Angst. Es macht mir Angst seit Corona. Als hätten wir eine Schlangengrube, die jeder kennt und über die man nicht sprechen darf.

HellaWahnsinn
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Das sehe ich ganz ähnlich, Krisenherde wohin man sieht, wenn man sehen will.

Bevor wieder verächtliche Kommentare folgen:
https://www.dw.com/de/pakistan-kein-platz-f%C3%BCr-darwins-evolutionstheorie/a-67233872?utm_source=pocket-newtab-de-de
Wer eine nichtssagende Studie vermisst kann sich stattdessen das vielsagende Video im Artikel ( Quelle ist hoffentlich seriös genug ) ansehen.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  HellaWahnsinn

Das ist heftig. Ich habe einmal eine über 80jährige oberbayerische Nonne kennen gelernt, die ebenfalls nichts von der Evolutionstheorie hielt. Für sie war alles so, wie es der Herrgott gesagt hat, also die Erschaffung von Adam und Eva. Ich habe das beim oberbayerischen Barock eingeordnet und fand es eher ungefährlich- volkstümlich.
Aber wenn heute in Universitäten so gelehrt werden muss, finde ich es sehr gefährlich. Der zitierte Professor hat bestimmt nicht aus freien Stücken seiner bisherigen Lehre öffentlich entsagt.

Dorle
5 Monate zuvor

Die Stimmung auf vielen Schulhöfen ist schon lange angespannt und aufgeladen. Jetzt wird aber so getan, als sei dies seit em Terrorüberfall der Mamas von einem Tag auf den anderen ein ganz neues Phänomen.
Tatsache ist aber, dass Antisemitismus den Juden schon seit Jahrzehnten von mehreren Seiten entgegenschlägt und jede ihr eigenes Feindbild pflegt.

Auch die Schulen wurden stets verpflichtet, die Schüler nur einseitig über Antisemitismus aufzuklären und auf Schulhöfen nur eine Ursache dafür zu sehen. Jetzt rächt sich das ständige Versäumnis.
Hätte man sich nicht immer so blind und taub gestellt, wäre die Lage für unsere jüdischen Mitbürger und deren Kinder heute vielleicht weniger dramatisch.

Herrn Habeck möchte auch ich ausdrücklich dafür danken, dass er es gewagt hat, neben dem rechtsradikal begründeten Antisemitismus ausdrücklich auch den von linker und islamisch bzw. islamistischer Seite bei Namen zu nennen. Ohne die volle Wahrheit über den Antisemitismus auch in Deutschland ist es unmöglich, unsere jüdischen Mitbürger und deren Kinder möglichst umfassend und nicht nur teilweise gegen Anfeindungen und Gewaltakte zu schützen.

Dorle
5 Monate zuvor
Antwortet  Dorle

Statt „Mamas“ muss es (in der 2. Zeile) natürlich „Hamas“ heißen.