Warum Schulen eine gute Schulleitung brauchen – und was eine gute Schullleitung ausmacht: Fünf Thesen

45

BERLIN. Der UNESCO-Weltbildungsbericht, dessen deutsche Ausgabe heute in Berlin vorgestellt wurde, widmet sich der Bedeutung von Führungskräften in der Bildung, genauer: wie sie Veränderungen im Bildungswesen anstoßen und Schulen sowie andere Bildungseinrichtungen stärken können. Wir haben dem Papier fünf Thesen entnommen, deren Begründungen deutlich machen, warum es im Schulbetrieb so sehr auf die Schulleitungen ankommt – und was eine gute Schulleitung ausmacht. 

Schulleitung sind in ihrem Job stark gefordert. Illustration: Shutterstock

These eins: Gute Schulen brauchen gute Führungskräfte

Begründungen:

„Erfolgreiche Schulleitungen holen das Beste aus den Schüler/innen heraus. Eine Schätzung für die Vereinigten Staaten ergab, dass Leadership im Sinne von Führung durch Schulleitungen und Lehrkräfte für bis zu 27 Prozent der Varianz bei den Ergebnissen der Schüler/innen verantwortlich war. Das liegt innerhalb der schulischen Faktoren nur knapp unterhalb des Einflusses der Lehrkräfte auf das Lernen.

Effektive Schulleitungen holen das Beste aus Lehrkräften heraus. Eine Studie über 32 Länder bestätigte, dass starkes Leadership mit verbesserten Unterrichtspraktiken korreliert. Weltweit erwarten 57 Prozent der Länder, dass die Schulleitung den Lehrkräften Feedback auf der Grundlage ihrer Beobachtungen gibt. Allerdings ist der Anteil der Schulleitungen an weiterführenden Schulen, die Unterrichtsaktivitäten beaufsichtigen, in Ländern mit hohem Einkommen von 81 Prozent im Jahr 2015 auf 77 Prozent im Jahr 2022 gesunken.

Erfolgreiche Schulleitungen sorgen dafür, dass ihre Schulen sicher, gesund und inklusiv sind. Die Vorbeugung von Mobbing und die Gewährleistung der Sicherheit der Schüler/innen sind wichtige Ziele für Schulleitungen. Während der COVID-19-Pandemie haben Schulleitungen in den Vereinigten Staaten den Lehrplan so angepasst, dass das soziale und emotionale Wohlbefinden im Vordergrund stand. In Malta haben Schulleitungen mit lokalen Gemeinschaften zusammengearbeitet, um eine inklusive Schulkultur für Migrant/innen mit Sprachförderung zu entwickeln.“

These zwei: Effektives Leadership erfordert faire Einstellungspraktiken, Vertrauen und Möglichkeiten der Weiterentwicklung.

Begründungen:

„Die Gewinnung und Bindung von Talenten erfordern offene und wettbewerbsorientierte Einstellungsverfahren. Eine Begrenzung des politischen Einflusses bei der Ernennung von Schulleitungen wirkt sich positiv auf die schulischen Ergebnisse aus. Weltweit verfügen jedoch nur 63 Prozent der Länder im Primar- und Sekundarbereich über offene und wettbewerbsorientierte Einstellungsverfahren für Schulleitungen.

Die besten Lehrkräfte sind nicht unbedingt die besten Schulleitungen. Aber während in 76 Prozent aller Länder eine vollständige Ausbildung als Lehrkraft als Voraussetzung für Schulleitungen gilt, verlangen weniger als 3 von 10 auch Managementerfahrung.

Autonomie kann das Potenzial von Führungskräften freisetzen. Leistungsfähige Bildungssysteme haben eine Tendenz dazu, ihren Schulleitungen mehr Autonomie bei Entscheidungen über personelle und finanzielle Ressourcen zu übertragen. In den reicheren Ländern ist jedoch weniger als die Hälfte der Schulleitungen für die Lehrinhalte oder die Festlegung der Gehälter ihrer Lehrkräfte verantwortlich. Und in fast 40 Prozent der Länder ist die Autonomie von Hochschuleinrichtungen nicht gesetzlich verankert.

Professionelle Führungskräfte brauchen Vorbereitung und Fortbildung. Standards für Führungskräfte in der Schule können bei der Gestaltung dieser Aus- und Fortbildung helfen, indem sie die erforderlichen Kompetenzen darlegen, die in fast allen Ländern festgelegt sind. Allerdings erhält fast die Hälfte der Schulleitungen in reicheren Ländern vor ihrer Ernennung keine Ausbildung, und nur 31 Prozent aller Länder haben Bestimmungen für die Einarbeitung neuer Schulleitungen. Praktische Fähigkeiten wie die Nutzung von Daten, Finanzmanagement und digitale Kompetenz sind ebenfalls unerlässlich, doch ein Viertel der Schulleitungen in reicheren Ländern verfügt über keine angemessene Ausbildung in diesen Bereichen.“

These drei: Von Schulleitungen wird zu viel erwartet, bei zu geringer Mittelausstattung.

Begründungen:

„Der Schulbetrieb ist mit zu vielen Anforderungen verbunden, als dass den Schulleitungen genügend Zeit bliebe, eine Vision zu erarbeiten. Die Erwartungen an Schulleitungen sind oft zu hoch. Die Schulleitung ist der Schlüssel zur effektiven Umsetzung von Reformen. In einigen Ländern stehen sie zudem aufgrund neuer Mechanismen zur Rechenschaftspflicht unter intensiver Beobachtung. Eine Umfrage unter Schulleitungen in 14 Ländern mit mittlerem Einkommen ergab jedoch, dass sie 68 Prozent ihrer Zeit auf routinemäßige Verwaltungsaufgaben verwenden. Etwa ein Drittel der Schulleitungen öffentlicher Schulen und ein Fünftel der Schulleitungen privater Schulen in OECD-Ländern gaben an, nicht genügend Zeit für unterrichtsbezogene Führung zu haben.“

These vier: Schulleitungen sollten keine Heldinnen und Helden sein. Bessere Schulen entstehen durch geteilte Führungsaufgaben.

Begründungen:

„Durch die Verteilung von Führungsaufgaben in der gesamten Schule entsteht eine kollaborative Lernumgebung. Sie befähigt Lehrkräfte dazu, Verantwortung in ihrem Unterricht zu übernehmen, Schüler/innen dazu, sich aktiv in der Gruppe ihrer Mitschüler/innen zu engagieren, und Eltern und weitere Menschen aus der lokalen Gemeinschaft, sich zu beteiligen. Dennoch ist Zusammenarbeit unter den vier Leadership-Dimensionen diejenige, die in Aus- und Fortbildungsprogrammen am wenigsten Beachtung findet.

Führung ist in Schulen allzu oft hierarchisch aufgebaut. Erweiterte Schulleitungen und Lehrkräfte können zur Erreichung der Schulziele beitragen, wenn sie klare Rollen, Fortbildungen und Anreize erhalten. Aber nur die Hälfte aller Länder unterstreicht in ihren Leadership-Standards ausdrücklich die Zusammenarbeit der Lehrkräfte, und kaum ein Drittel der Leadership-Schulungsprogramme konzentriert sich darauf. In etwa 81 Prozent der Länder sind Entscheidungsgremien verpflichtet, Lehrkräfte einzubeziehen, und in 83 Prozent der Länder müssen Eltern, in 62 Prozent der Länder Mitglieder der lokalen Gemeinschaft und in 57 Prozent der Länder Schüler/innen einbezogen werden.”

These fünf: Mehr Frauen in Führungspositionen können sich positiv auf die Bildung auswirken.

Begründungen:

„Einige Studien deuten darauf hin, dass Frauen als Schulleitung bessere Lernerfolge als Männer erreichen. Im frankophonen Afrika übertrafen die Leistungen der Schüler/innen in Grundschulen, die von Schulleiterinnen geleitet wurden, die Leistungen derjenigen in Schulen, die von Schulleitern geleitet wurden, in Mathematik und Lesen um mindestens sechs Monate.

Obwohl viele Frauen als Lehrkräfte tätig sind, sind nur wenige Schulleitungen weiblich. Der Anteil weiblicher Schulleitungen in der Primar- und Sekundarstufe liegt im Durchschnitt mindestens 20 Prozentpunkte unter dem durchschnittlichen Anteil weiblicher Lehrkräfte. Nur in 11 Prozent der Länder weltweit gibt es Maßnahmen, um die Geschlechterdiversität bei der Besetzung von Schulleitungen zu fördern.

Die These gilt auch für die Politik: Weibliche Führungspersönlichkeiten auf der politischen Ebene haben der Bildung mehr Priorität eingeräumt als ihre männlichen Kollegen. Die Parlamentarierinnen haben dazu beigetragen, die Ausgaben für die Grundschulbildung weltweit zu erhöhen.“ News4teachers

Hier geht es zur deutschen (Kurz-)Fassung des UNESCO-Weltbildungsberichts.

“Sie stehen morgens auf – und sind plötzlich Schulleitung”: ASD-Vorsitzender Winkler über die Kunst, eine Schule zu führen

 

Anzeige

Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

45 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Petra OWL
8 Monate zuvor

Konferenzen bitte online und ab Klasse 8 Digitalunterricht probieren 🙂
Mein Mann hat an 3 Tagen pro Woche Homeoffice!

anka
8 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Herzlichen Glückwunsch an Ihren OWL-Mann!
Der ist bestimmt Lehrer…

Küstenfuchs
8 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Digitalunterricht hat schon bei Corona nicht geklappt. Erfolgreicher Unterricht ist Beziehungssache und erfordert physische Anwesenheit.

anka
8 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Dass das keine kapiert! (Petras aus OWl und sekbsternannte Realist*innen)

Hans
8 Monate zuvor
Antwortet  anka

Ich glaube, du verstehst das auch nicht, weil du nur Schwarz & Weis siehst Ankan.
Ich lese da raus, dass sie es individuell anpassen wollen und die Rede ist von höchstens 30% !
Das ist noch nicht mal 1/3.
Also beherrsche dich.

anka
8 Monate zuvor
Antwortet  Hans

Dankbar für die Zurechtweisung: anka.
Es gibt hier auch noch eine/n Anka, aber meines Wissens keine/n Ankan.
Wie auch immer, wer lesen kann, ist auch hier klar im Vorteil.

RSDWeng
8 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Richtig! Auf den Lehrer in der Klasse kommt es an! Das wurde mir schon vor über 50 Jahren in der Lehrerausbildung beigebracht. Es hat sehr lange gebraucht, bis diese Tatsache von Hattie wieder bestätigt wurde. Lehrer als Lernbegleiter und Kompetenzgeschwafel sind und bleiben Irrtümer.

Monika, BY
8 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

:Daumen hoch

Mein Mann hat die ganze Woche Homeoffice für sehr gutes Geld – Konferenzen laufen sowieso schon längst online ab. Also es geht, sogar sehr gut, wenn man sich traut.

DerechteNorden
8 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Ja, Kinder brauchen keine echten Menschen um sich herum, die sind es doch inzwischen gewohnt, dass irgendwie alles digital ist. Das macht sich gar nicht bei der Entwicklung bemerkbar.//

RSDWeng
8 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Und vor allem nicht beim Sozialverhalten…

Monika, BY
8 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Viele Frauen in der Firma, besonders diejenigen mit kleinen Kindern, arbeiten im Homeoffice. Der Vorteil? Riesig!
Egal, ob sie nach Schweiß riechen, ungekämmt oder ungeschminkt sind – nach einer brutalen Nacht, weil gerade die Zähne kommen – sie sind trotzdem immer bei den Konferenzen dabei. Viele machen danach ein Nickerchen mit dem Nachwuchs, kochen etwas und arbeiten dann, wenn es passt – manchmal sogar bis 5 Uhr morgens. Aber es funktioniert.
Die Arbeit leidet nicht, das Kind leidet nicht, und die Mutter auch nicht. Innerhalb von 24 Stunden organisiert sie alles so, wie es ihr gerade passt. Und keine von ihnen hat je eine Deadline verpasst.

anka
8 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Aber er ist kein Lehrer. Sie vergleichen Äpfelchen mit Birnchen.

Tigrib
8 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Schule ist Arbeit am und mit Menschen!
Wenn ich sehe, wie wenig Erziehungsarbeit von Eltern z.T. geleistet wird, ist Schule in Präsenz schon wirklich wichtig.

Hans
8 Monate zuvor
Antwortet  Tigrib

Ihrem Oberstufenkurs werden sie wohl mehr zutrauen, Tigrib.
An manchen Schulen wird sogar 50% Digitalunterricht funktionieren.

anka
8 Monate zuvor
Antwortet  Hans

Haben SIe die Corona-Pandemie vergessen? Wollen Sie uns Telekolleg als Erfolg verkaufen? Oder waren SIe da noch nicht im Dienst?

laromir
8 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Ja. Funktioniert bestimmt super in der Schule. Ich schicke dann morgens schnell ne Mail raus, dass Bio heute mal um 13 Uhr läuft. Bin so fertig, weil Kind die Nacht gehustet hat. Und Englisch kommt um 7 Uhr morgens, da ist die Kollegin eh schon wach, weil ihr Kind fertig gefrühstückt hat. Dazwischen kommt dann Geschichte und Kunst. Die LuL freuen sich, weil sie ab 9 Uhr so richtig ausgeschlafen sind. Aber ist ja auch nicht mein Problem, wie die Eltern es hinbekommen, dass sich die Kids in die unterschiedlichen Stunden einloggen. Und wenn alle fit sind, dann machen die LuL einer Klasse morgens schnickschnackschnuck, wer zuerst welche Klasse unterrichtet? Ich schlag das Konzept bei der nächsten Konferenz mal vor… klingt nach einem interessanten neuen Konzept.
Wer Ironie findet, darf sie behalten.

Pit2020
8 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

@Monika, BY

Ja guck!
Die neuen “soft skills”:
“Egal, ob sie nach Schweiß riechen, ungekämmt oder ungeschminkt sind”

OK, das kriege ich auch hin, hoffentlich wird es nicht daran scheitern, dass ich schon Zähne habe! 😉 🙂

Hans Malz
8 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Aber dafür kommt noch die Alkoholfahne dazu.

Jette
8 Monate zuvor

Den Thesen kann ich vollumfänglich zustimmen.
Allerdings sehe ich momentan wenig Potential, diese Thesen umzusetzen, hier die wichtigsten Gründe:

  1. Da sind die hierarchischen Strukturen. Die verfolgen uns über SSA und RP bis zum KM. Solange in den Schulbehörden derartig starre und hierarchische Strukturen vorherrschen, wird man das auf Schulebene nicht ändern.
  2. Die Mittelausstattung ist eine Frage des Geldes, hier fehlt der politische Wille, etwas zu ändern.
  3. So lange die Tätigkeit der Schulleitungen so unattraktiv ist (Bezahlung, Gestaltungsfreiheit, Karriereentwicklung, Überstunden und fehlende Anerkennung), bewerben sich weniger die fähigsten und mehr die, die “Chef/in” sein wollen. Bei vielen Schulleiterinnen, die ich erlebt habe, war die Position als Vorgesetzte die Hauptmotivation. Ich kenne eine Menge Kolleg/innen, von denen ich den Eindruck habe, sie würden gute Schulleiter/innen sein. Keiner von denen hat Interesse an einer Schulleitung unter den gegebenen Bedingungen.
447
8 Monate zuvor
Antwortet  Jette

Negativauslese und “race to the bottom”-Dynamik.
Wird sich erstmal auch nicht ändern.

Lera
8 Monate zuvor

„Eine Schätzung für die Vereinigten Staaten ergab, dass

Leadership im Sinne von Führung durch Schulleitungen und Lehrkräfte

für bis zu 27 Prozent der Varianz bei den Ergebnissen der Schüler/innen verantwortlich war.“

1. Weiß Herr Hattie davon?

2. Was bedeutet „Leadership im Sinne von Führung durch Schulleitungen UND Lehrkräfte“??

3. Wie wird „Leadership im Sinne von Führung durch Schulleitungen und Lehrkräfte“ gemessen? Gibt es da vielleicht ein Leadership-Controll-Cockpit vom Micky-Maus-Institut der Pepsi-Universität, das meiner Aufmerksamkeit entgangen ist?

447
8 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Man darf halt nicht “Führung” sagen.

Ist alles (teils seit Jahrhunderten) ausdekliniert.

EMu
8 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Zu 2)
Ich bin überzeugt, dass auch Lehrkräfte Führungskräfte sind – das macht sich auch an der Gehaltsstufe fest, zB hätte man in der Sparkasse mit E13 deutliche Personalverantwortung. Im Bericht wird Leadership zu vier Bereichen geclustert: Setzen von Erwartungen, Fokus auf das Lernen, Förderung von Zusammenarbeit, Personalentwicklung (S. 5). Das beschreibt mein Aufgabenfeld als Lehrer eigentlich ziemlich gut. In den Worten eines Ex-UN-Generals: “Leadership is the art of getting people to do what they don’t want to do and have them enjoy the experience.” – auch das Nicht-Wollen kenne ich aus dem Alltag und versuche, das Beste draus zu machen… 😉

Lera
8 Monate zuvor
Antwortet  EMu

Leadership im Sinne von Führung durch Schulleitungen und Lehrkräfte ist demnach:

„Setzen von Erwartungen,
Fokus auf das Lernen,
Förderung von Zusammenarbeit,
Personalentwicklung“.

Personalentwicklung kann man direkt wieder streichen, für Lehrer sowieso, aber auch Schulleitungen haben da nur einen kleinen Einfluss – das Ergebnis sieht man ja an den sehr „pluralistischen“ (hüstel) Kollegien.

Setzen von Erwartungen: Ist das Neusprech für „Arbeitsaufträge verteilen“?

Fokus auf das Lernen: Ergibt Sinn im Kontext Unterricht, also für Lehrer. Was aber haben Schulleitungen damit zu tun??

Förderung von Zusammenarbeit: Lehrer fördern die Zusammenarbeit der Schüler im Unterricht, OK.
Und Schulleitungen? Die KÖNNTEN die Zusammenarbeit der Lehrer fördern, wenn sie irgendwelche Ressourcen (Entlastungsstunden für Besprechungen, Lehrer-Arbeitsplätze, moderne Konferenzräume) zu verteilen HÄTTEN. Haben sie aber (in der Regel) nicht.

Ich fasse zusammen:

Von den vier „Clustern“

– passt eins weder auf Schulleitungen noch auf Lehrer;
– passen zwei weitere (ein bisschen) auf Lehrer, aber kaum bis gar nicht auf Schulleitungen;
– ist EINES tatsächlich für beide passend: Sowohl Lehrer als auch Schulleiter geben Arbeitsaufträge – so weit, so banal.

Also Freunde, ich muss sagen, so richtig überzeugt bin ich nicht vom Konzept des „Leadership im Sinne von Führung durch Schulleitungen und Lehrkräfte“.

EMu
8 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Ich würde es auch weniger als Konzept denn als innere Haltung charakterisieren. Und es kommt halt immer auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen an…

Personalentwicklung:
Jedes Jahresgespräch, jeder Unterrichtsbesuch, jede Fortbildungsermöglichung oder – beauftragung sind ja schon Teilbereiche von Personalentwicklung.

Zusammenarbeit:
Unsere Schulleitung schafft tatsächlich Freiräume zur Förderung von Zusammenarbeit (zB ein Zeitfenster pro Halbjahr, in denen man sich nach vorheriger Anmeldung für Fachschaftsarbeit von einzelnen U-Std. freistellen lassen kann, um zusammen mit Hohlstunden größere Zeitblöcke nutzen zu können). Es geht also, wenn man will.

Lernen:
Zielt sicher auf organisationales Lernen ab, das von SL und Steuergruppe über Konferenzen, Päd. Tage etc. gesteuert wird. Wir sind ja (hoffentlich) keine ausschließlichen Einzelkämpfer…

Erwartungen:
Gehört meiner Erinnerung nach schon für Hilbert Meyer zu den Standardkriterien für guten Unterricht. Ist also nix Neues dran.

Und auch wenn diese vier Elemente im Bericht vorkommen, heißt das ja nicht, dass man den Strukturvorschlag folgen muss oder ihn nicht noch ergänzen könnte… Insofern: nicht so fatalistisch schwarz/weiß, bitte…

Lera
8 Monate zuvor
Antwortet  EMu

Ich habe gar nichts gegen Führung.

Ich finde es nur sehr zweifelhaft, wachsweiche Pseudo-Konzepte wie

„Leadership im Sinne von Führung durch Schulleitungen und Lehrkräfte“

als reales Phänomen zu adeln, indem es quantifiziert wird.

Etwas, das nicht mal im Ansatz sauber definiert und schon daher unmöglich messbar ist, soll angeblich (bis zu) 27 Prozent des Lernerfolgs bestimmen – sagt eine Schätzung für die USA.

Also, wir wissen nicht, worüber wir reden, aber wir schätzen mal, dass es 27 Prozent der Varianz.

Das ist bestenfalls unseriös.

EMu
8 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Ich glaube nicht, dass ein Kurzbericht darauf ausgelegt ist, so haarklein zu kommunizieren, dass man dazu eine feste Meinung bzgl der Seriosität seiner Grundlagen entwickeln kann. Er tut das, was ich mir als allgemeinjournalistischen Input vorstelle: mich grundlegend zu informieren. Wie solide die Forschung gemacht ist, maße ich mir nicht an zu beurteilen. Entsprechend nehme ich die Ergebnisse nicht im Detail, sondern in ihrer Richtung zur Kenntnis.

Lera
8 Monate zuvor
Antwortet  EMu

Richtig so.

Irgendwas wird schon dran sein.

Ella
8 Monate zuvor
Antwortet  EMu

Nein. Die Gehaltsstufe ist kein Indiz für “Führungskraft”. Sie ist die Ursache dafür, dass Lehrer denken, sie wären welche.
In der Sparkasse wärt ihr alle verloren.

EMu
8 Monate zuvor
Antwortet  Ella

Gehen wir mal davon aus, dass dieses Urteil auf Grund einschlägiger persönlicher Erfahrung zustande kommt. Das ist schade, kommt aber bei 1,7 Mio Lehrern in D (https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Berufe/AkademikerInnen/Berufsgruppen/Generische-Publikationen/2-8-Lehrkraefte.pdf?__blob=publicationFile&v=3) vermutlich häufiger vor.

Ich halte es pauschal eher mit Mikas Feststellung.

Monika, BY
8 Monate zuvor

Die Zeiten, in denen wir alle wie kleine Soldaten genau auf die Minute aufstehen, um punkt 7 Uhr zu frühstücken, punkt 9 Uhr am Arbeitsplatz zu sein, Gong – 12 Uhr Pause, Gong – 15 Uhr Pause, Gong – 18 Uhr nach Hause gehen – und das 30 Jahre lang, tagtäglich oder mehr?
Schrecklich.
Man sollte sich dringend noch einmal Orwells „1984“ anschauen.

DieHoffnungstirbtzuletzt
8 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

…aber von denen die die Kinder, Schüler und Menschen betreuen wird genau das verlangt und am besten mit noch längeren Betreuungs- und Beschulungszeiten von Pflege- und Krankenhaus will ich gar nicht anfangen. Hmmm finde den Fehler wieso diese Berufe kein Personal mehr finden. Da würde auch eine bessere Bezahlung nur ein bisschen helfen. Will aber niemand hören. Eisberg voraus. Kurs beibehalten…

Monika, BY
8 Monate zuvor

“aber von denen die die Kinder, Schüler und Menschen betreuen wird genau das verlangt”

Ja, von uns allen immer noch, so ist die Gesellschaft programmiert…mit immer noch wenigen Ausnahmen.

447
8 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Stimmt, wenn die gendergerecht formulierten mails, Anrufe und “Projekte mit viel Gestaltungsspielraum, yeah” die Leute auffressen, bis sie selbst in der Freizeit noch das maximal diverse Firmenlogo auf dem Firmenpolo aus Biobaumwolle tragen und es noch nicht mal mehr MERKEN…das ist besser…

nurmalso
8 Monate zuvor
Antwortet  447

off topic, muss ich aber loswerden…
Manche tragen das Firmenlogo auch unter dem Biobaumwollhemd!
Bei einer WDR 2-Sendung zum Thema Firmenweihnachtsfeier teilte eine Anruferin mit, dass es bei ihrer Weihnachtsfeier einen Tätowierer gab und wer wollte, konnte sich das Firmenlogo stechen lassen. Das haben wohl etliche getan, den Namen der Firma wollte sie nicht nennen. Hörte sich nicht nach Fake an.

447
8 Monate zuvor
Antwortet  nurmalso

Krass – aber kann ich mir ernsthaft vorstellen.

Hans Malz
8 Monate zuvor
Antwortet  nurmalso

So voll könnte ich auf der Weihnachtsfeier gar nicht sein…

Tigrib
8 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Wann ihre Kinder z. B.aufstehen und frühstücken gibt doch gar niemand vor.
Verstehe ihre Kritik nicht.

Viele Kinder bei mir in der Klasse bekommen gar kein Frühstück von den Eltern. Da wäre es mir lieber, sie würden das pünktlich um 7 bekommen!

anka
8 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Strukturen sind böse?
Sprechen Sie sich gereade für eine Disruption des Schulsystems nach voluntaristischen Erwägungen aus, oder wie soll ich Sie verstehen?

Monika, BY
8 Monate zuvor

Oder ab besten doch das Buch lesen – wenn jemandem vielleicht doch dafür etwas Zeit bleibt ;D

anka
8 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

DAS Buch?
Die Bibel?

Lisa
8 Monate zuvor

“Einige Studien deuten darauf hin, dass Frauen als Schulleitung bessere Lernerfolge als Männer erreichen. Im frankophonen Afrika übertrafen die Leistungen der Schüler/innen in Grundschulen, die von Schulleiterinnen geleitet wurden, die Leistungen derjenigen in Schulen, die von Schulleitern geleitet wurden, in Mathematik und Lesen um mindestens sechs Monate.”
Weiß man, warum das so ist? So klingt das nach einer Stereotypisierung schwarzer Männer.

Besseranonym_2
8 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

” Afrika ist ein Paradox. Wie überall auf der Welt sind Frauen eher von Armut und Gewalt bedroht als Männer und haben meist einen schlechteren Zugang zu Bildung. Doch gleichzeitig liegt das Potenzial für wirtschaftliches Wachstum , Innovation, Gesundheit und Bildung in den Händen der Frauen.”
https://www.rolandberger.com/de/Insights/Global-Topics/Women-in-Africa/#:~:text=Afrika%20ist%20ein%20Paradox.,in%20den%20H%C3%A4nden%20der%20Frauen.

https://abury.org/de/afrika/frauenrechte/

Humtata
7 Monate zuvor

Wenn man sich diese Diskussion hier anschaut, wird das nix mit der zukunftsfähigen Schule.

Thomas
7 Monate zuvor

So lange es jedem Bundesland überlassen wird, welche Regeln für die Schulen gelten, wird das Schulsystem nicht funktionieren. Der Bund muss sich endlich um Lehrermangel, marode Schulen und einheitliche Lehrpläne kümmern Die Auflösung der Landeskultusministerien würde das benötigte Geld liefern.