KIEL. Auf dem Gelände einer Schule im schleswig-holsteinischen Wahlstedt (Kreis Segeberg) sollen Schüler zwei Erwachsene angegriffen haben. Das Bildungsministerium schaltet sich ein: Vandalismus, Gewalt und Beleidigungen sind an der Gemeinschaftsschule offenbar keine Seltenheit. Auch Lehrkräfte fühlen sich dort bedroht – berichtet die Schulleiterin. Die GEW sieht ein Grundsatzproblem.

Nach Attacken von Schülern an der Poul-Due-Jensen-Schule in Wahlstedt kündigt das schleswig-holsteinische Bildungsministerium Ordnungsmaßnahmen gegen die beiden Jugendlichen an. «Als Schulaufsicht sind wir im engen Austausch mit der Schulleitung und unterstützen in dieser besonderen Situation», teilte das Bildungsministerium mit.
Zusammen mit dem Bürgermeister wolle das Ministerium kurzfristig zu einem Runden Tisch einladen, um die Situation mit der Schulgemeinschaft aufzuarbeiten. Dabei sollen neben Schüler- und Elternvertretung vor allem Polizei, Jugendamt und Streetworker eingebunden werden.
An der Schule in Wahlstedt sollen am 24. Juni Schüler zwei Erwachsene, darunter einen Wachmann, attackiert haben. Nach Angaben der Polizeidirektion Bad Segeberg kam es zu der körperlichen Auseinandersetzung auf dem Schulgelände der Gemeinschaftsschule.
Demnach soll ein 14-Jähriger den Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst nach einer Diskussion in ein Gebüsch geschubst haben. Ein 33-jähriger Mann habe dem Sicherheitsbediensteten zu Hilfe eilen wollen und soll den 14-Jährigen festgehalten haben, so ein Polizeisprecher. Daraufhin soll ein 13-Jähriger den Helfer zurückgezogen beziehungsweise gewürgt haben.
Strafverfahren gegen 14-Jährigen eingeleitet
Ein Rettungswagen versorgte vor Ort den Sicherheitsbediensteten. Die Polizeibeamten nahmen vor Ort eine Strafanzeige auf, wie der Sprecher der Polizeidirektion Bad Segeberg sagte. Gegen den 14-jährigen Beschuldigten sei ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Körperverletzung eingeleitet worden. Auch gegen den 13-Jährigen bestehe der Verdacht einer Körperverletzung, jedoch sei das Kind strafunmündig – Strafmündigkeit beginnt mit einem Alter von 14 Jahren.
Bei dem Vorfall war nach Angaben der Polizei außerdem ein 12-Jähriger dabei. Die Stadt Wahlstedt habe gegen die 12- und 13-jährigen Kinder Hausverbote für das Schulgelände außerhalb der Unterrichtszeiten ausgesprochen. Es bestehe der Verdacht des Hausfriedensbruchs. Allerdings handele es sich auch um strafunmündige Kinder. «Beide sind in der Vergangenheit bereits mehrfach durch Hausfriedensbrüche auf dem Schulgelände in Erscheinung getreten», sagte der Polizeisprecher.
Ministerium: Konflikte gewaltfrei lösen
Alle in der Schule Tätigen sowie die Schülerinnen und Schüler sollen sich dort sicher fühlen, betonte das Bildungsministerium. «Für Drohungen und Gewalt an Schulen gilt null Toleranz». Denn die Schule hätte das Ziel, Schülerinnen und Schülern einen konstruktiven Umgang mit Konflikten zu vermitteln. Dies gelinge nur durch gezielte Gewaltprävention. Im Fokus soll laut dem Ministerium stehen, Konflikte angemessen und gewaltfrei zu lösen.
Zuvor hatten die «Lübecker Nachrichten» über den Fall berichtet. Das Problem bestehe nicht erst seit gestern, dazu gehörten auch Vandalismus, öffentliche Pöbeleien und Beleidigungen von Lehrkräften, hatte die Leiterin der Poul-Due-Jensen-Schule (PDJS), Annette Grosse, der Zeitung gesagt. Wörtlich erklärte sie: «Lehrer fühlen sich teilweise bedroht.» Der aktuelle Vorfall habe sich allerdings im außerschulischen Bereich abgespielt, es gebe daher keine schulische Handhabe.
Gewerkschaft fordert mehr Personal in Bildung und Jugendhilfe
Gewalt an Schulen sei leider kein Einzelfall, sagt die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Franziska Hense. «Wir beobachten eine deutliche Zunahme. Wachsende gesellschaftliche Spaltung und soziale Ungerechtigkeit spielen dabei eine wichtige Rolle.» Die Politik tue zu wenig dagegen. Lehrkräfte, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie Erzieherinnen fühlten sich mit dem Problem ziemlich alleingelassen.
Die GEW fordere daher mehr Personal in Kindertagesstätten und Schulen sowie in der Schulsozialarbeit, in beruflichen Ausbildungsstätten, offener Jugendarbeit, Jugendhilfe und Jugendgerichtsbarkeit. Notwendig sei eine bessere Verzahnung aller mit diesem Thema befassten Institutionen ebenso wie ein besserer Schutz vor Gewalt in der Familie und eine bessere Förderung für Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien, so die GEW-Landesvorsitzende. News4teachers / mit Material der dpa
Strafunmündig?
Und dann sollen sie mit 16 wählen dürfen?
Passt irgendwie nicht zusammen. Rechte und Pflichten müssen ausgewogen sein. Wenn die “Kinder” früher reif werden zu wählen, dann sind sie auch früher reif, falsche und strafbare Handlungsweisen einzusehen.
Ich bin ja dafür, für jeden Tag früherer Wahlberechtigung auch einen Tag frühere Strafmündigkeit festzulegen.
Also dürfen Achtjährige bald auch wählen (saufen, kiffen, Pornos schauen und Auto fahren – fair ist fair)?
Es ist irritierend, dass Sie aufgrund dieser realen Fälle nicht registrieren, dass Kinder EBEN DARUM nicht strafmündig sind.
(Kleiner Scherz, ich weiß, woran ich bei Ihnen bin 😉 )
WIeso? Künftig sollen die Menschen ja auch länger arbeiten- Prognose bis 70- aber gleichzeitig ihre Führerscheine abgeben.
Polemische Grüße 😉
Man meint oft, solche Situationen seien ein rein lokales Problem – aber ähnliche Herausforderungen gibt es offenbar auch in anderen Ländern. Ein interessanter, vergleichbarer Fall ereignete sich kürzlich in Kanada, wo eine Schule aufgrund interner Schwierigkeiten verklagt wurde.
Wer sich für internationale Beispiele interessiert, kann hier nachlesen https://co24.ca/toronto-school-lawsuit-7/
Interessant, dass es einen Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes traf. Erstens, weil die Schule überhaupt so jemanden hat und zweitens, weil diese Person höchstwahrscheinlich ein anderes Kaliber hat wie zum Beispiel junge Mitschüler oder zartgebaute Kolleginnen.
“«Für Drohungen und Gewalt an Schulen gilt null Toleranz». Denn die Schule hätte das Ziel, Schülerinnen und Schülern einen konstruktiven Umgang mit Konflikten zu vermitteln. Dies gelinge nur durch gezielte Gewaltprävention. Im Fokus soll laut dem Ministerium stehen, Konflikte angemessen und gewaltfrei zu lösen.”
Das braucht man jetzt nicht mehr kommentieren, oder?
Wo kommt übrigens diese bescheuerte “null Toleranz-Phrase” her?
Also, ich bin ja durchaus FÜR Toleranz. Fehlverhalten (und das gilt besonders für körperliche Gewalt) nicht zu ahnden (und sei es durch Ansprache bei Geringfügigkeit) ist NIE Toleranz, sondern Indifferenz, Relativismus, Bequemlichkeit, Resignation, Angst oder ähnliches.
Die im Ministerium habens halt drauf. Jetzt noch mehr Mitbestimmung einführen und die Probleme erledigen sich von selber. Das die Deppen vor Ort das aber auch nicht hinkriegen.
Ich möchte im Ministerium mitbestimmen.
Warum nur dürfen wir nicht?
Toleranz ist aber keine Einbahnstraße – obwohl es von manchen so verstanden und von (zu) vielen so gefordert wird.
“Lehrer fühlen sich teilweise bedroht. ”
Ich frage mich jetzt schon die ganze Zeit, welche (Körper-)Teile da am stärksten bedroht sind. Die Lehrer sind ja nur in Teilen und nicht als Ganzes bedroht.
Das hatte ich tatsächlich glatt überlesen 🙂
Ja, ja: “Ohne Klarheit in der Sprache ist der Mensch ein Gartenzwerg” (Sven Regener)
Sie hören also “element of crime” und/oder lesen Herrn Regener ?
Beides, aber hauptsächlich Hören, eher früher, phasenweise.
Zitat aus “Alle vier Minuten”.
Man kann sich grundsätzlich nur in einer gemeinsamen Sprache gründlich missverstehen.