Scheitert die frühkindliche Bildung? Personalnot in Kitas: „Nichts wird besser“

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DÜSSELDORF. Die Lage in den Kitas spitzt sich weiter zu. Personalmangel, fehlende Plätze, gekürzte Fördermittel: Kommunen, Träger und Opposition in Nordrhein-Westfalen schlagen Alarm und erhöhen den Druck auf die schwarz-grüne Landesregierung. Die SPD spricht sogar von Wortbruch – und fordert massive Investitionen, um das Schlimmste noch zu verhindern.

Die Bedingungen in vielen Kitas werden den Bedürfnissen der Kinder nicht mehr gerecht. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Die Opposition im Düsseldorfer Landtag fordert eine rasche Reform des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) – doch die lässt weiterhin auf sich warten. In einer Aktuellen Stunde machte die SPD ihrem Unmut Luft und warf der Regierung Wortbruch in zentralen Bildungsfragen vor.

„Nichts wird in Nordrhein-Westfalen besser“, sagte der familienpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dennis Maelzer. Er kritisierte, dass zentrale Versprechen der Regierung, wie das beitragsfreie dritte Kita-Jahr, der Einstieg in ein kostenloses Mittagessen oder die für 2026 angekündigte KiBiz-Reform, offenbar nicht umgesetzt würden. Auch im Haushaltsentwurf 2026 von Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) seien diese Maßnahmen nicht berücksichtigt. All das ginge zulasten der frühen Bildung und auf Kosten der Chancengerechtigkeit

Frühkindliche Bildung in der Krise

Nicht nur aus der Politik, auch von kommunalen Spitzenverbänden und freien Trägern wie der AWO kommt scharfe Kritik. Ein gemeinsamer Brandbrief, auf den sich die SPD beruft, beklagt die anhaltende Unterfinanzierung der frühkindlichen Bildung. Die derzeitige Finanzierung decke die tatsächlichen Kosten nicht ab, betonen Städte und Gemeinden – das Gesetz sei zu unflexibel und nicht mehr zeitgemäß.

Kerstin Hartmann, Landesgeschäftsführerin der AWO NRW, äußerte sich besonders verärgert über Kürzungen bei den Landesmitteln für Alltagshelfer in den Kitas. Die Fördersumme sei ohne Vorankündigung von 18.000 auf 16.200 Euro pro Jahr reduziert worden. „Viele Träger haben sich auf eine unveränderte Fortführung verlassen und bereits Arbeitsverträge abgeschlossen“, so Hartmann.

Laut SPD fehlen in NRW bis 2030 rund 20.000 Fachkräfte im Kita-Bereich. Schon Anfang 2025 seien etwa 4.000 Einrichtungen wegen Personalmangel vorübergehend geschlossen oder hätten nur eingeschränkt betreut. Die Folge: gestresste Familien und schrumpfende Bildungschancen. Frühkindliche Bildung flächendeckend zu sichern, sei Aufgabe der Landesregierung, mahnt die GEW.

Das Familienministerium verweist hingegen auf die angespannte Haushaltslage. Ziel sei es, möglichst viele der rund 11.000 Kitas im Land zu fördern. Die Fördersätze seien angepasst worden, um dem gestiegenen Interesse gerecht zu werden. Laut Ministerium erhalten aktuell über 10.000 Einrichtungen eine Förderung, die Gesamtsumme bleibe mit rund 137 Millionen stabil.

Ganztagsschulen werden zu „Mogelpackungen“

Ein weiteres Sorgenkind der SPD: der Ausbau der offenen Ganztagsschulen (OGS). Ab 2026 soll ein Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz gelten – doch die Voraussetzungen dafür sieht die SPD nicht erfüllt. „Bis zu 200.000 Plätze fehlen“, warnte Maelzer. Das System sei „chronisch unterfinanziert“, kurzfristig müsse das Land 100 Millionen Euro bereitstellen, um die Ausbauziele zu erreichen.

Die GEW befürchtet, dass der Rechtsanspruch ohne massive Investitionen in Personal, Gebäude und Qualität zu einer „Mogelpackung“ werde. Bereits jetzt sei die Belastung für Erzieherinnen enorm, viele Einrichtungen stünden vor dem Kollaps. „Versprochen war Entlastung – tatsächlich wächst der Druck. Das schadet den Kindern und verschärft die Bildungsungleichheit schon im Kita-Alter“, sagte Celik. News4teachers mit Material der dpa

“Institutionelle Kindeswohl-Gefährdung”: Kita-Beschäftigte schildern tägliche Überlastung

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2 Kommentare
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Schrankwand
3 Monate zuvor

Gab es nicht mal ein “Gute-Kita-Gesetz” und der (Irr-)Glaube, mit einem verständlichen Namen würde ein Gesetz auch gleich viel besser umgesetzt werden?

Realist
3 Monate zuvor
Antwortet  Schrankwand

Halt unsere Version einer “Big Beautiful Bill”.

Was Verschleierung und Euphemismen angeht, sind wir doch schon lange in “Trump Land” angekommen…