Fünf Stunden – täglich: Jugendliche immer länger im Internet unterwegs

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HAMBURG. 2012 waren Jugendliche im Schnitt pro Tag rund 3,2 Stunden online. Nun sind es fünf. Inzwischen könne das Nutzungsverhalten von einem Viertel der Jugendlichen problematisch genannt werden. Dies geht aus einer Studie unter Schülerinnen und Schülern in Hamburg hervor. 

Problematisch? Foto: Shutterstock

Hamburgs Jugendliche sind immer länger und problematischer im Internet unterwegs. Betrug die freizeitorientierte Online-Zeit 2012 noch durchschnittlich 3,2 Stunden pro Tag, sind es inzwischen fünf Stunden, wie es in der am Dienstag veröffentlichten neuen Schulbus-Studie heißt. Gemäß der Compulsive Internet Use Scale (CIUS) – sie erfasst die Kernelemente von Internetabhängigkeit anhand von 14 Kriterien – könne inzwischen das Nutzungsverhalten von einem Viertel aller Jugendlichen als problematisch eingestuft werden. Das bedeute gegenüber dem Jahr 2021 eine Verdreifachung. Bei Computerspielen sei der Anteil auffälliger Jugendlicher von vier Prozent im Jahr 2009 auf sieben Prozent im vergangenen Jahr gestiegen.

Schulbus steht für Schüler*innen- und Lehrkräftebefragungen zum Umgang mit Suchtmitteln. Für die Studie wurden rund 1.700 Schülerinnen und Schüler befragt. News4teachers / mit Material der dpa

Studie: Viele Eltern sind mit der Medienerziehung überfordert – Symptom bei Schülern: Desinteresse am Unterricht

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vhh
2 Monate zuvor

Und wir diskutieren und rätseln ernsthaft, warum immer weniger SchülerInnen aktiv am Unterricht teilnehmen? Bildungswissenschaftler fordern eine andere Schule? Schüler beklagen den unerträglichen Leistungsdruck? Ein großes, graues Tier, es steht mitten im Raum, aber alle finden es spannend, das kann es doch nicht sein.

GriasDi
2 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Lösung: Anforderungen und “Leistungsstress” noch mehr reduzieren, dann bleibt noch mehr Zeit zum Daddeln.

Bla
2 Monate zuvor
Antwortet  vhh

“Ein großes, graues Tier”

Uiuiui, Ratespielchen:
Ist’s die Maus?

blau
2 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Ich hoffe, es kommt jetzt nicht wieder COVID als Grund, sondern Handysucht, wie der Artikel nahelegt

Heinz
2 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Nein, es wird doch gar nicht diskutiert, es wird einfach behauptet Corona sei dran Schuld und jetzt auch die fehlenden 1440 Lehrerstellen.

Sandrina
2 Monate zuvor

Hach. Wie schön. Die Ferien kommen. Die Eltern arbeiten, die Lehrer bummeln ihr Überstunden ab. Und die Kinder? Die können endlich mal die Freiheit genießen, den Tag nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Anfangs aus genutzter Chance. Später einfach nur, weil sonst nichts los ist.
Die großen machen mit dem Rad, Bus und Bahn Ausflüge. Und die GS Kinder sind einfach auch hin und wieder mal ohne Betreuung.
Ein Paradies. Es sollte länger andauern.

Rüdiger Vehrenkamp
2 Monate zuvor

Fünf Stunden täglich auf einen Bildschirm zu starren, galt schon zu C64-Zeiten in den 80er Jahren als ungesund. Heute machen es Kinder und Jugendliche freiwillig und erfreuen sich an dem bunten Treiben in ihrer Hand. Zur Belohnung gibts Konzentrationsschwäche, Depressionen, mangelnde Aufmerksamkeit auf andere Dinge, ADS, ADHS, Beeinflussung durch Influencer, pornografische Inhalte und gewalthaltige Videos. Richten soll es die Schule mit Medienerziehung und einem nicht überall populären Handyverbot während der Unterrichtszeit. Die Kids stumpfen gemeinsam mit vielen Elternteilen ab.

Aber nicht vergessen: Digitalisierung ist geil und Kinder müssen fit gemacht werden für eine digitale Zukunft. Am besten auch in der Schule mit Apps, KI und ganz viel Pathos.

Katze
2 Monate zuvor

Fünf Stunden täglich im Internet unterwegs – großartig! Und trotzdem setzen wir alles daran, die digitale Schule um jeden Preis voranzutreiben. Digitale Tafeln, Sofa-Tutoren, KI-Coaches sorgen für Kurzweil und oberflächliches Konsumieren von Fast-Food-Inhalten, während wir eigentlich bemüht sein sollten, die analoge Intelligenz und Anstrengungsbereitschaft in Unterrichtsdiskussionen, beim sinnerfassenden Lesen, bei der Analyse von Fachtexten in Lehrbüchern, beim Erwerb und der Festigung (Pauken) von Sachkenntnissen oder bei anspruchsvollen Übungs- und Anwendungsaufgaben zu fördern. Doch wie sinnstiftend ist die gehypte digitale Schule des neuen Normal? Während die Schüler im Netz ihre Zeit mit Social Media, Gaming und endlosen Videos totschlagen, versuchen wir verzweifelt, ihnen digitale Werkzeuge an die Hand zu geben – Werkzeuge, die oft mehr Ablenkung als echte Wissensvermittlung sind. Statt den Fokus auf nachhaltiges Lernen zu legen, verwandelt sich die Schule zunehmend in ein digitales Kuriositätenkabinett, das mehr auf Unterhaltung denn auf fachliche Bildung setzt. Zudem gehen die Fähigkeiten zur kritischen Reflexion, zum tiefgehenden fachlichen Verständnis und zum Diskurs oft verloren. Vielleicht sollten wir uns fragen: Brauchen wir wirklich noch mehr Technik und digitales Selbstlernen (besser gesagt: Selbstdaddeln), um die Bildungsqualität wieder auf ein akzeptables Level zurückzuführen? Oder wäre es nicht an der Zeit, den Blick wieder auf individuelle Leistung, Expertise und Anstrengung zu richten?

Karl Heinz
2 Monate zuvor

“sind immer länger und problematischer im Internet”

Wie ist man denn bitteschön “problematisch” im Internet unterwegs??

Die Zeit erscheint mir aber ausgesprochen kurz.
Wenn ich die Pausen der Schulzeit zusammenaddiere, komme ich ja schon auf ca. 1 Stunde.

Aber ok – Durchschnittswerte beinhalten ja auch immer die Ausreißer…

Rainer Zufall
2 Monate zuvor

Seltsame Entwicklung, obwohl absolut nichts getan wurde, etwas daran zu ändern.

Wobei das stimmt ja auch nicht ganz: Jugendangebote werden zusammengestrichen, Schulen weiterhin kaputtgespart, Preise für Freibad, Döner etc. steigen und Perspektiven auf guten Beruf, bezahlbare Wohnungen und eine sichere Zukunft verwehrt.

Wie erstaunlich, dass sich Jugendliche in der erschwinglichen Welt von Social Media “wohler” fühlen, bei denen ein paar der schlausten und bestbezahltesten Forscher*innen akribisch daran arbeiten, die Nutzer*innen süchtig zu machen und so lange wie möglich am Smartphone zu halten -__-